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Reise 1 Edith und Manfred Urich
1971/72 Mit dem VW - Bus von Deutschland nach Indien. Die nachstehenden Reiseberichte hat meine Frau Edith geschrieben. Unsere Reiseroute
Unser VW-Bus mit Anhänger für Sprit und Wasser
Türkei Istanbul
Afghanistan
Kaschmir
Indien
Agra - Taj Mahal
Die Liebestempeln von Khajuraho
Benares - Varanaris
Auf dem Weg von Nepal zurück nach Indien - Bihar
Weihnachten feiern wir im Taj-Mahal Hotel in Bombay
Abschied am Strand von Bombay
Silvester 1971/72 feiern wir auf dem Schiff MS Dwarka, auf dem Weg von Bombay nach Kuweit
Karoline wird in Kuweit ausgeladen
Irak und Syrien
Motoraus- und einbau wegen Ölverlust in Pergamon Türkei
Abschied von Pergamon Reisebericht - Indienreise
08.08.1971 mein 26. Geburtstag
Endlich ist es so weit. Nach langen Vorbereitungen geht die Fahrt an einem Sonntag, Manfreds Geburtstag, von der Fabriciusstrasse in Charlottenburg in Berlin los. Wir fahren zusammen mit zwei selbstausgebauten VW Bussen los. Wir, dies sind Heinz und Erna Kager, Willi, und Monika in dem einem VW Bus, Wolfgang auch "Wuffi" genannt bei uns, Edith und Manfred Urich, im zweiten VW-Bus auch "Karoline" genannt. Manfred hat noch einen Anhänger im Schlepptau, "Fridolin" getauft.
Wir fahren noch zum Tegernseer Tönnchen Mittagessen. Nach dem Essen, so gegen 15 Uhr, fahren wir endlich lab, Richtung Grenze. Kleiner Umweg von unserem Wagen über Michendorf, verbotene Wendung auf der Autobahn und zurück geht es in Richtung Frankfurt/Oder, wo die anderen bereits warten. Noch eine kurze Kontrolle und wir befinden uns auf dem Wege nach Prag. Bis Teplice kommen wir, weil uns der Hunger zu sehr plagt. Hier in der CSSR ist Polizeistunde, gegen 12 Uhr, und so bekommen wir nur noch in einem Tanzlokal Salami und Brot. An der Grenze waren wir etwas verärgert, da pro Tag diesmal 5 Dollar eingetauscht werden müssen und wir beschlossen daher aus Sparsamkeitsgründen, nur 2 Tage in der CSSR zu bleiben. 50 km vor Prag ist dann die 1. Übernachtung auf freiem Feld. Vor lauter Lachen über die Unterbringung von 4 Personen in der Karoline kommen wir vor 2 Uhr nicht zum Schlafen. Es ist doch ziemlich eng. Monika und Wuffi schlafen oben, Manfred und ich unten. Auf der Fahrt nach Dresden verlor Heinz von seiner Kofferbrücke 2 Benzinkanister, die ihm von anderen Fahrern nachgefahren wurden.
9.8.1971
7 Uhr lautes Wecken und 1. Wäsche im Freien. Danach Einweihung des Spirituskochers von Seipoldi.und 1. Frühstücksessen. Klärung der Kassenführung in unserem Wagen und Abrechnung der diversen Gelder. Abfahrt gegen 12 Uhr Richtung Prag. In Prag finden wir ein billiges Lokal und essen dort sehr gut. Dann telefoniere ich mit Ivans Mutti und erfahre, dass Ivan vor Freitag nicht in Prag und bedauern uns diesmal nicht sehen zu können. Manfred und ich besuchen die Mäuse, die anderen bummeln derweil durch Prag. Abende ist grosses Schwarzbiertrinken bei "u Flecku" mit Mäusen und Peter. Hier werden der Karoline bereits 2 Buchstaben von "BERLIN-BANKOK" gestohlen . O.K.
Die 2. Übernachtung ist an der Moldau neben einem Campingplatz. Zuerst werden wir von der Polizei verjagt, dürfen dann jedoch bleiben und freuen uns uns am anderen Morgen richtig waschen zu können.
10.8.1971
Ausgiebiges Frühstück mit Eiern, Wurst, Milch Tee, Kaffee, Brot, Butter und Honig. Danach nehmen Monika, Manfred und Wuffi ein Bad in der recht kühlen Moldau. Anschließend machen wir einen Bummel durch Prag, treffen uns nochmals mit den Mäusen (Linda und Stanja), die extra früher von der Arbeit gekommen sind und um 18 Uhr brechen wir auf Richtung Österreichische Grenze. Die Mäuse brachten uns zum Abschied ein Mokka-Service aus Keramik mit als Gegengeschenk für die mitgebrachten Pullover. Wir lassen es bei Linda und versprechen, es 1972 dort abzuholen. Prag ist wie jede westliche Großstadt ziemlich international, jedoch merkt man an Kleinigkeiten, daß man sich in einer Ostblockstadt befindet. An Gemüsen gibt es nur 4 Sorten, jeder Stand oder jedes Geschäft hat das gleiche. Nachdem wir nun noch einmal das billige Benzin tanken, geht die Fahrt ab in Richtung Wien und wir erreichen die Grenze 23:00 Uhr. Fast ohne Kontrolle passieren wir und suchen uns gleich danach ein Plätzchen zum Schlafen, es ist ein abgeerntetes Kornfeld. Nach einem mageren Frühstück brechen wir um 12 Uhr auf nach Wien und erreichen die Metropole 2 Stunden später. Bummeln durch den Stephansdom. Besuchen die spanischane Reitschule und etliches mehr. Es ist hier alles furchtbar teuer und Manfred und Wuffi gehen einkaufen. Manfred verzichtet sogar auf eine Fototasche, die er sich so sehr gewünscht hatte, weil sie umgerechnet 100,-- DM kosten sollte. Wir essen Abendbrot am Ufer der alten Donau und danach wird ein herrliches Bad genommen, jedoch nicht in der blauen, sondern in der trüben Donau. Danach fuhren wir zum Prater. Manfred, Wuffi und ich fahren Riesenrad. Eine Umdrehung dauert 10 Minuten. Wuffi kauft sich einen Kukuruz gekochter Maiskolben mit Salz bestreut und da wir das alle nicht kennen, müssen wir natürlich kosten. Nach dem Bummel durch den Prater fahren wir nach Grinzing, Heinz' Geburtstag feiern mit Heurigem. Am 12.8.1971 ist sein Tag und wir feiern hinein. Manfred hat das 1. Mal mitgehalten und der Erfolg blieb nicht aus. Es war sehr lustig. So angeschwipst haben wir ihn noch nie gesehen. Er hat viel dummes Zeug geredet, konnte nicht mehr ganz gerade gehen, mit seinen Schuhen machte er Schießübungen, in einem Lokal stibitzte er eine Flaschenkerze und in einem 2. Lokal wollte man ihn nicht mehr hineinlassen, weil er laut randalierte und nicht mehr gerade gehen konnte. Die meisten Lokale schliessen um 24:00 Uhr und nur noch einige wenige, wie der Wienerwald; haben länger geöffnet. Nachdem sich noch 2 Österreichymoeh zu uns gesellten, Franz-Friedrich und Manfred, verbrachten wir die nächsten Stunden im Wienerwald. Franz-Friedrich war ganz hin- und hergerissen von „Fräulein Erna“ die wiederum von seinem Charme schwärmte und Monika wollte Manfred, den Österreicher, zu einer besseren Weltanschauung verhelfen und ihn davon überzeugen, dass materielle Sicherheit nicht der Himmel .auf Erden ist, was ihr aber nicht ganz gelang. Manfred hatte für kurze Augenblicke sehr lichte Momente, was aber erst nach dem Essen eines Rostbratens kam, erkannte wohl seine Lage und machte sich aus dem Staube, taumelte zum Wagen, streckte alle Viere von sich und schlief tief, und fest. Der Erfolg war, dass unser Wagen nicht mehr schlaffertig gemacht werden konnte und 5 Mann bei Heinz im Wagen campieren mussten. In einer Ölsardinenbüchse kann es nicht anders aussehen. Auch Wuffi und Willi waren nicht mehr ganz. o.k. Als dann Monika und ich doch versuchten, unseren Wagen einigermaßen bettreif zu gestalten, musste wir bald passen, da Manfreds Körper doch zu schwer war. Monika versuchte noch vom Dach die Schlafsäcke. Herunter zu wuchten stolperte jedoch über Haken und Seile und lag oder Länge nach auf dem Bauch und spielte Fliegender Holländer, mit Armen und Beinen wie wild um sich rudernd. Heinz half ihr dann aus der misslichen Lage und fuhr unsere Karoline noch aus dem Parkverbot, wo wir bisher standen. Dann fiel Monika auf, dass Willi gar nicht bei uns weilte und ging auf die Suche nach ihm. Er war jedoch nicht aufzutreiben. Als dann alles schlief, fand er schließlich zum Wagen zurück und nahm unter lautem Gepolter, seinen Schlafplatz auf der oberen Liege ein.
12.8.71 Der nächste Morgen brachte Regen und die Reise wurde Richtung Graz fortgesetzt. Wir erlebten das 1. Frühstück im Regen und Heinz Wagen wurde als Küche eingerichtet. Bis Graz regnete es und hier wurden dann noch die letzten!! Ersatzteile für die beiden Wagen eingekauft = DM 300,--. Insgesamt haben nun Manfred und ich nach 5 Tagen Reise 100 Dollar ausgegeben. Ab heute wollen wir eisern sparen. Auch die Grenze Österreich/Jugoslawien passierten wir ohne Kontrolle. Innerhalb von 10 Minuten war alles vorbei. Die erste Übernachtung auf jugoslawischen Boden war in einem kleinen Wäldchen unterhalb eines angelegten Kanals, in dem Manfred, Heinz und Erna am anderen Morgen badeten.
13.8.1971
Im Radio hören wir Berichte des österreichischen Rundfunks über den 10. Jahrestag zum Bau der Mauer in Berlin. Gegen 12 Uhr, nach dem Frühstück geht die Fahrt weiter Richtung Süden. Die Landschaft ist seit Wien wie der Schwarzwald. Hauptnahrungsmittel ist hier der Mais und weite Felder säumen unseren Weg. Vor Zagreb sehen wir die ersten Olivenbäume. Das Wetter hat sich wieder gebessert. Es sind jetzt 27 Grad und Sonnenschein. In Zagreb erhalten wir unseren ersten Cevap. Wir fahren weiter Richtung Belgrad und Wuffi meint, nach seiner Karte müsste rechts der Strasse die Save sein. Wir durchfahren ein ziemlich ärmliches Dorf, viel bestaunt von den Anwohnern, und danach tut sich unversehens vor uns das breite Flussbett der Save auf z.T. ausgetrocknet, das Wasser sehr warm. Hier werden die Kühe und Schweine der Dorfbewohner getränkt. Nach dem Abendbrot machte Wuffi ein kleines Lagerfeuer und eine Flasche Wein wurde geleert. Willi versuchte noch, zum Abendbrot der Save ein paar Fische zu entlocken, was ihm aber nicht gelang. Um 21:30 Uhr lagen wir bereits alle in den Schlafsäcken. Ich das 1. Mal allein im Auto, da alle anderen draußen schliefen.
14.8.1971
Der nächste Morgen begann mit einem Bad in der Save, dann besorgten Monika und Erna Milch aus dem Dorf, 1 Ltr. = DM 0,24. Muttis letzter Kuchen wurde hier verzehrt und die Kuchenform fand amUfer der Save ihre letzte Stätte. Weiter geht die Fahrt Richtung Süden und nichts als Mais und wieder Mais. Man meint, dass die Jugoslawen nur von Polenta leben. Ab und zu werden die Maisfelder von Sonnenblumenfeldern abgelöst. Nachdem wir Belgrad hinter uns gelassen haben, ändert sich die Landschaft etwas. Wir durchfahren viele saftige Wiesen die sich abwechseln mit kleinen Laubwäldchen. Nur noch ab und zu sehen wir nun die Maisfelder. 50 km hinter Belgrad trinken wir zum Mittagessen unsere 1.Tasse Kaffe „Turko“ und finden auch das 1. Mal keine üblichen Toiletten mehr vor. Hier stellt auch Manfred fest, dass die Bremsanlage der Karoline nicht mehr so ganz einwandfrei funktioniert, aber nur zeitweise. Er will es weiter kontrollieren. Die Fahrt führt weiter in Richtung Nis uns fallen die vielen Autowracks am Straßenrand auf. Auf ei- Pak1atz treffen wir auf einen VW-Bus mit 5 Leuten, der nach Kuweit unterwegs ist. Wir wünschen allerseits gute Weiterfahrt. 50 km vor Nis bekommen wir wiederum nur noch Maisfelder und trockene Wiesen zu sehen. In Nis besichtigen wir den Schädelturm = Cele Kupa. Wir waren von der Größe des Turmes etwas enttäuscht und überaus viele, Schädel hatte er auch nicht mehr anzubieten. In Nis sahen wir die ersten kyrillischen Buchstaben an Läden und Straßenschildern. Sehr vielen Deutschen Autos begegnen wir und nehmen an, dass ihr Ziel Griechenland oder Istanbul ist. Nach Nis geht die Fahrt weiter Richtung Skopje und unterwegs übernachten wir an der Murava. Manfred, meistens, immer vorneweg auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz, sitzt plötzlich mitten im Sand und buddelt sich mit der Karoline immer mehr ein. Hier kann nur noch der Wagen von Heinz helfen und so wird er mit Hilfe von Wuffis Abschleppkette herausgeschleppt. Es geht alles gut. Danach gibt es eine Aussprache zwischen Manfred und Monika, jedoch zum Abendbrot waren alle wieder friedlich, Wuffi machte sein übliches Lagerfeuer.
15.8.1971
Nachdem am anderen Morgen festgestellt wurde, dass sich die Murava keineswegs zum Baden eignete, da sie zu seicht ist, fuhren wir weiter durch ein herrliches bewaldetes Gebirge, ähnlich der Gegend um Florenz. Kurz vor Skopje campiert an der Seite unserer Straße eine Zigeunervolk in kleinen selbstgebauten Hütten, im Freien. Die Landschaft kurz vor Skopje ist sehr karg, sehr trocken und ohne Baumbestand leicht hügelig und alles fast verbrannt. Wir bekommen die ersten Orthodoxen Kirchen zu sehen und auch die 1.Minarettes. Mittaggegessen wurde in Titov Veles und danach wurde nochmals ein herrliche erfrischendes Bad in der Murava genommen. Um 17:00 Uhr passierten wir die Grenze und waren in Griechenland. Hier war sofort der gewohnte Eindruck der Südlichkeit, wie wir es -von Italien, Spanien etc. her kannten. Die Häuser klein, bunt getüncht alles farbenfroh mit viel Leben und Treiben auf den Straßen. Zuerst wollten wir noch am gleichen Tage das Mittelmeer erreichen, verfehlten jedoch die Abzweigstraße und übernachteten am „schönen Mondauge", einem romantisch gelegenen See. Zum Baden war es allerdings nichts, er war viel zu schmutzig und wurde auch hier nur als Viehtränke benutzt
16.8.1971
UM 5 Uhr früh standen bereits alle an Ufer mit der Angel, um das Mitttagessen zu sichern und tatsächlich bissen hier 10 Fische an. Es gab das 1. Mal eine selbstgefangene Mahlzeit. Nach dem Frühstück befanden wir uns in mitten einer Schafherde Hunden, Ziegen und Kühen. Alle fanden es sehr lustig, nur Manfred fühlte sich in seiner Morgentoilette gestört und versuchte vergeblich, sich eine aufdringliche Ziege vom Hals zu schaffen. Endlich ging die Fahrt weiter und genau 11 Uhr tat sich vor uns das Mittelmeer in seiner herrlichen Bläue auf. Kaum hatten wir einen Platz für die Wagen gefunden, waren wir auch schon alle im Wasser. Zwar war das Meer ziemlich warm und nicht so erfrischend wie die Murave am Tage zuvor, jedoch nach 8 Tagen Fahrt war es die Ersehnung unserer Träume. Endlich Meer. Es wurde beschlossen, 2 Tage hier zu verbringen. Diese kleine Erholungspause wollten wir uns gönnen, bevor wir uns in das Treiben von Istanbul mit seinem orientalischen Zauber begeben wollten. Nach dem Baden machte ich einen kleinen Erkundungsgang durchs Gelände' und lernte hier Dimitrij kennen, der mich durch den Ort führte, mir Läden und Gärten zeigte. Anschliessend machten wir bei einer kühlen Erfrischung einen kleinen Plausch. Dimitij arbeitet als griechischer Gastarbeiter in München, hat 2 Häuser in Tessaloniki, die er ganzjährig vermietet und verbringt jetzt hier seine 4 Wochen mit seiner Familie in einem Zelt. Alles in allem wurde hier mehr deutsch als englisch oder französisch gesprochen, sodaß wir mit der Verständigung keine großen Schwieiigkeiten hatten. Abends machten Manfred und ich einen herrlichen Spaziergang am Strand. Es war wunderschön. Silbrig spiegelte sich das Meer im Mondlicht, das leise Rauschen dazu und von den kleinen Gaststätten entlang des Strandes, es tönte Musik zu uns herüber. Nachdem wir auch noch etwas vom griechischen Wein kosteten, gingen wir zu unseren Wagen zurück und fanden die ganze Manschaft leicht angefuselt, ebenfalls vom griechischen Rotwein, vor. Diese Nacht schliefen wir alle
wie die Murmeltiere. Ich das 1. Mal im Freien, wobei gleich unsere Campingliege kaputt ging. Morgens um 7 Uhr weckte uns Frau Sonne. Manfred und ich nahmen das Schlauchboot und paddelten in den Morgen hinein, ziemlich weit hinaus aufs Meer. Außer uns sahen wir noch 3 Fischerboote in der Ferne. Es ging kein Windchen und das glatte Meer lud so richtig zum Baden ein, was wir dann auch ergiebig taten. Erst nach 2 Stunden fanden wir zum Strand zurück und nach dem Frühstück hatten wir unsere 1. grosse Wäsche. Es war ein schöner Berg zusammen gekommen und danach waren wir auch ganz schön geschafft. Der nächste Morgen war für die Weiterfahrt geplant. Wir nahmen uns für heute noch einmal ein schönes Sonnenbad vor, Willi wollte fischen, um das Abendbrot zu sichern, was ihm aber nicht gelang. Mit uns standen hier noch ein Ehepaar aus Deutschland, die die gleiche Fahrt wie wir vor sich hatten. Auch sie wollten evtl. nach Bangkok, hatten aber auch schon den Plan aufgegeben, da durch Burma kein Durchkommen ist. Wuffi, Manfred und ich gingen zum Essen und stellten dabei fest, dass Wuffi ein "pretty boy" ist, was ihm jedenfalls von einem ganzen Bus griechischer "Schönheiten" versichert wurde. Er handelte auch für den morgigen Tag gleich ein Rendezvous in Kavalla aus und ließ sich mit Zigaretten und Coca-Cola verwöhnen. Leider ist es zu dem Rendezvous nicht gekommen und Wuffi war deshalb wohl etwas traurig. Nachdem wir zum Bus zurückkamen, waren zwar immer noch keine Fische von Willi, Heinz und Erna, die Willi inzwischen tatkräftig unterstützten, gefangen, aber die Rache der Fische war bitter, denn Heinz wurde von einem giftigen Fisch in den Finger gestochen. Wir waren alle ziemlich bestürzt, denn man erzählte sich viele Schauermärchen über die Folgen so einer Vergiftung, aber Heinz hat hier anscheinend ziemlich gute Abwehrstoffe entwickelt. Er pinkelte nach einheimischer Manier auf die vergiftete Stelle und toi, toi, toi, alles gut verlaufen. Jedenfalls war die Fischerei für den heutigen Tag damit beendet. Nachdem die 3 dann ebenfalls zum Essen gehen mussten, Manfred und ich waren nur noch allein an den Bussen, zog ein Gewitter auf und der Sturm war so stark, dass wir nicht schafften, unsere ganzen Sachen schnell einzuräumen und so durften wir danach im Dunkeln, mit einer kleinen Taschenlampen bereichert, weit verbreitet am Strand unsere Sachen zusammensuchen. Manches blieb allerdings verschwunden. So schnell der Sturm kam, so schnell und plötzlich legte er sich auch wieder und nach der Aufregung hatten wir dann nichts mehr als schlafen im Sinn. Nach einem letzten Bad am nächsten frühen Morgen im ägäischen Meer ging die Fahrt weiter Richtung Türkei, über Kavalla. Manfred versuchte Gitter für die Fenster unseres Wagens zu besorgen, da es die anderen Deutschen neben uns auf dem Platz auch hatten und vor Steinen und sonstigen unvorhergesehenen Ereignissen sehr schützen kann. Jedoch klappte es mit der Verständigung der Einheimischen überhaupt nicht und so setzten wir unsere Fahrt ohne Gitter fort. Kavala ist eine herrliche Stadt am Berghang gelegen. Ein Urlaubsparadies am Mittelmeer, umgeben von Pinien- und Zypressenwäldern. Der Badestrand ist außerhalb der Stadt, schön groß, und weißer Sand ladet so richtig zum Urlaub machen ein. Wir jedoch wollen weiter. Die Landschaft wechselt jetzt häufig. Wälder, große Tabakfelder und z. T. auch schon wüstenähnliche Steppen säumen unsere Straße, unterbrochen von großen Seen, die, wie wir erkennen können, vom Meer abgeleitet wurden. Anschließend durchfahren wir ein Sumpfgebiet und begegnen hier Schwärmen von Störchen. Auf der Straße sehen wir unsere erste tote Schlange Noch einmal führt der Weg, d. h. die Strasse, ans Meer und wir nehmen die Gelegenheit wahr, uns ein Bad zu gönnen. Danach werden wir die Städte Komothene und Alexandropolis durchfahren und danach kommen wir gelegentlich in Steppengebiete, auf denen riesige, von uns vorher noch nie gesehene Schafherden weiden. Nach 6 Uhr Ortszeit sind wir an der türkischen Grenze. Hier wurde die Uhr eine Stunde vorgestellt. Als wir die Grenze passierten, war gerade griechische Wachablösung. Nach militärischem Zeremoniell, in ihren bunten Trachten, war die Ablösung für uns ein herrlicher Spaß und Manfred hatte such gleich seine Kamera zur Hand, um diesen Augenblick im Film festzuhalten. Innerhalb einer viertel Stunde waren wir ohne viel Kontrolle und Schwierigkeiten in der Türkei und einige Amerikanerinnen, die mit uns die Grenze passierten, wollten nicht glauben, dass sie schon im Land der Türken waren. Ohne Kontrolle ist es für sie kein Grenzübergang. Es kostete Manfred einige Minuten, sie davon zu überzeugen, jedoch ließen sie sich nicht davon abbringen, unbedingt kontrolliert zu werden und fuhren zurück zu den Zollbeamten. Uns war das zu hoch und wir setzten unsere Fahrt fort. Bereits hinter der Grenze wird die Landschaft sehr öde. Wir durchfahren durch sonnenverbranntes Steppenland, sehen einige sehr vertrocknete Sonnenblumenfelder und sehr spärlich allerdings bereits gemähte Kornfelder. Kinder in zerlumpten Kleidern hüten große Schafherden und kommen immer wieder an unsere Wagen um nach Zigaretten zu betteln. In Kesan essen Erna, Heinz und Will zu Mittag, derweil wir das Abendbrot einkaufen. Beim Anhalten wurden wir gleich von einer großen Kinderschar umringt, die ebenfalls meistens nach Zigaretten fragten. Die Geschäfte gleichen hier kleinen Rumpelkammern, sind sehr unübersichtlich, unordentlich und schmutzig. Zum 1. Mal trinken wir türkischen Kaffee aus kleinen türk. Mokkatassen. Es gibt hier kleine Eßstuben, die ihre Gerichte frei zur
Ansicht und Auswahl anbieten. Was nicht mehr gegessen wird, findet auf der Erde seinen Platz. Einheimisch gegessen wird mit einer Gabel und der linken Hand. Danach suchten wir einen Schlafplatz und finden ihn an einer Mauer schön geschützt von Wind und Kälte, jedoch stellte Heinz fest, dass es eine Viehtränke war und wir morgens bestimmt sehr unsanft geweckt werden. Auf freiem Feld fanden wir dann unseren Schlafplatz, der jedoch sehr windig war, da wir zu ungeschützt standen und morgens wurden wir bei unserer Morgentoilette von vielen Einheimischen gestört, die mit Kühen, Eseln und Schafherden vorbeikamen. Ein Leiterwagen voller Mädchen und Frauen fuhr vorbei und ein kleines Mädchen brachte uns einen Maiskolben. Wir nahmen zwar dankend an, um nicht unhöflich zu sein, essen aber nichts von solchen Sachen, denn Wuffi warnt laufend "der Typhus lauert an allen Ecken". Frauen und auch kleine Mädchen bedecken ihren Kopf und das halbe Gesicht so sehr mit Kopftüchern, dass z. T. nur die Augen zu sehen sind. Wir beobachten hier viele deutsche Wagen mit dt. Nummernschildern und vermuten, dass es eine ganze Menge Gastarbeiter aus dieser Gegend geben muss. Die Fahrt geht weiter in Richtung Marmara-Meer, die Landschaft bleibt weiter trocken, leicht hügelig‚ mit vereinzelten Bäumen. Kleine Dörfer und einzelne Häuser sind aus Lehm gebaut, haben kuppelähnliche Strohdächer und nebenbei immer riesige Rundbauten aus Stroh und Reisig errichtet zur Unterbringung derm großen Schafherden. Die Straßenverhältnisse sind bisher ausgezeichnet, der Weg führt parallel gei Marmara-Meer und wir erfreuen uns an den herrlichen Farben, die das Meer wiederspiegelt, vom tiefsten blau bis zum zartesten grün. Wir begegnen hier unserer ersten Kamel-Karavane und entdecken in Hintergrund des Meeres Bergzüge, die bereits zum asiatischen Teil der Türkei gehören. Die Straße ist geteert und übersät mit kleinen Steinchen. Ich hatte mich gerade etwas hingelegt, als es einen lauten Knall gab und die Frontscheibe unserer Karoline ist kaputt. 2 Löcher weist sie auf und von Sicht keine Rede mehr, da wir Sekurit-Glas hatten. Wuffi, der gerade am Steuer saß, bemüht sich von seinen vielen Scherben und Scherbchen zu befreien und nachdem die Scheibe ganz herausgedrückt ist, stellen wir fest, dass es noch 90 km bis Istanbul sind. Für Manfred und Wuffi ist die Weiterfahrt nicht sehr angenehm, ohne Frontscheibe zu fahren. Doch gleich am Anfang der Stadt ist eine Autoglaserei. Das Anfertigen der Scheibe dauerte ca. 24 Stunden, da keine Vorräte vorhanden sind. Wir erhalten die Adresse der VW-Werkstatt in Istanbul und wollen versuchen, hier vielleicht noch heute eine heue Scheibe zu bekommen. Wir fahren los, mit der Adresse in der Hand, doch kann man kaum beschreiben, wie stark hier die Verkehrsdichte hier ist. Wie mit Handzeichen dem einzelnen Autofahrer die Fahrtrichtung angegeben wird bzw. das Spurenwechseln und Abbremsen. Schneiden und Abklemmen gehört hier zum guten Stil des Fahrens. Unsere Fahrt führt an Bazare vorbei, in die wir am liebsten gleich hineinmöchte, aber zuerst muß die VW-Werkstatt gefunden werden. Der Weg führt uns durchs alte Istanbul mit seinen kleinen Gäßchen und engen Straßen, umsäumt von vielen, vielen Händlern. Es gibt wohl keine andere Großtadt, die das Fluidum von Istanbul aufweisen kann. Ganz begeistert sind wir von den herrlichen Anlagen der Moscheen mit ihren Minarets, die eigentlich das Gepräge der Stadt ausmachen. Und immer und überall schimmert das Blau des Meer durch. Heute ist Sonntag, der 22. August, 2 ganze Tage hat die Eroberung von Istanbul gedauert. Nachdem wir noch am Ankunftstag in der Werkstatt eine Frontscheibe für 1100 TLire = DM 260 bekommen hatten, bummelten wir durch Istanbul und sind davon überzeugt, dass nur einen winzig kleinen Teil dieser einmaligen Stadt zu sehen bekommen haben. Geschlafen haben wir immer ausserhalb des Getümmels in der Nähe einer Wohnsiedlung und einmal brachte uns eine Türkin einen Teller voller Obst zum Frühstück. Die Leute sind hier sehr freundlich und hilfsbereit. Wir besuchten die berühmteste Moschee, heute nur noch ein Museum, die Hagia-Sofia, dann gegenüber die blaue Moschee, mehrere Bazare und kaufen dann für Mutti in einer Lederfabrik einen Wildledermantel. Alle Augenblicke beim Essen in kleinen Gaststätten warten wir auf den Typhus oder auf die Ruhr, da das Essen hier doch bereits von unserer gewöhnlichen Kost und Sauberkeit erheblich abweicht. Ganz begeistert sind wir von den Tee- und Kaffeestuben und bei Eintritt in irgendeinen Laden wird einer sofort als erstes ein Tee oder Mocca kredenzt. Abends erholen wir uns von dem anstrengenden Stadtbummel in einem kleinen Lokal am Hafen und in Begleitung eines Türken aus Abadan, der sich hier gut auskennt, machen wir dann noch einen kleinen Hafenbummel und haben Gelegenheit, uns die düsteren und undurchsichtigen Straßen und Winkel der Stadt anzusehen. Wir können uns gut vorstellen, daß sich hier allerhand unlegale Geschäfte abschließen lassen und man auch unbemerkt untertauchen kann. Diesen Abend fallen wir todmüde ins Bett, ganz nahe der Hauptstraße, da wir einfach keinen anderen Platz mehr suchen wollen, aber das gerase der Autos neben uns und des öfteren das Gepfeife eines Zuges vor uns lassen uns immer wieder aufwachen. Außerdem sind wir den Mücken total ausgeliefert und Wuffi, der oben auf dem Wagen schlief, guckte uns morgens als Chinese an, da er nur noch Schlitzaugen hatte, so zerstochen war er von den Viechern. Diese Tag wurde sehr viel ruhiger verbracht, wir besuchten den "Pudding-Shop", den Treffpunkt der Hippies und Reisenden von Ost nach West und umgekehrt, versuchten hier für Heinz und Erna Studentenausweise zu bekommen, was jedoch nicht gelang und am frühen Nachmittag machten wir uns bereits auf den Weg zur Fähre, die uns nach Asien bringen sollte, nicht ohne vorher im Hafen nochmals eine tüchtige Mahlzeit von frischen Fischen zu uns genommen zu haben. Hier beobachteten wir auch einen Moslem der vor seinem Gebet erst eine Waschung vornahm aus einer Flasche wusch er sich Hände, Gesicht, Füsse und einiges mehr und das Wasser war noch immer nicht alle. Für uns war diese Zeremonie sehr interessant und er ließ sich auch nicht von neugierigen Leuten darin stören. Nachdem wir den Bosporus überquert hatten, die Überfahrt dauerte eine knappe Stunde, befanden wir uns im asiatischen Teil von Istanbul der wesentlich vom europäischen Teil abweicht. Hier befindet man sich in einer ganz normalen Stadt, ohne Romantik, zwar mit orientalischen Gepräge, jedoch nach dem europäischen Teil gibt es für uns keine Veranlassung, hier noch länger zu verweilen und wir setzen noch danach unsere Fahrt mit Ziel Ankara fort. Die Anatolische Hochebene beschert uns hier ziemlich kühle Nächte, an die wir fast gar nicht mehr gewöhnt waren. Die Landschaft wird immer karger, und einige der bestellten wenigen Felder, die wir in der Wüste oder Steppe sehen, werden auch gleich als Dreschplatz benutzt. Die Ähren werden auf dem Boden ausgebreitet, die ein Bauer drischt, indem er mit einem pflugähnlichen Gerät, 2 Pferde davor gespannt, das Korn bearbeitet. Die Einwohner, meist Moslems, sind sehr scheu und die Frauen gehen tief verschleiert. Am nächsten Tag erreichen wir die Hauptstadt der Türkei und da wir bereits über Ankara gelesen haben, sind wir auch nicht sehr enttäuscht, daß dies die Hauptstadt von der Türkei ist, lässt sich jedoch sehr schwer einprägen, nachdem man von Istanbul gekommen ist und von dem kleinstädtischen Charakter Ankaras nicht sehr angetan ist. Im Gegensatz zu unseren Einkaufszentren und Einkaufsstraßen gibt es hier ganze Straßenzüge mit Geschäften der gleichen Art, z.B. Textilien, Autozubehör, Ofenrohre usw. Manfred und ich wollten uns nach dem Essen in einer kleinen Teestube einen Tee genehmigen, wie wir es von Istanbul gewohnt waren, suchten aber vergebens nach dergleichen. In einer Apotheke kauften wir Mundwasser, und zwar "only 1 drop'', Erzeugerstadt Berlin-Halensee, nachdem uns aber vorher, aus infolge Verständigungsschwierigkeiten, Kukident und Gurgelwasser angeboten wurde. Hier fragten wir auch nach unserer Teestube, die wir vergeblich gesucht hatten und mussten uns belehren lassen, dass es in Ankara nicht solche schönen Einrichtungen gab. Stattdessen bekamen wir unseren Tee in der Apotheke serviert, ohne Bezahlung natürlich, da es zum Kundendienst gehört. Noch nie fanden wir das Teetrinken so lustig, wie heute. Anschließend gingen wir noch zum Abendbrot einkaufen und waren ganz stolz, Butter bekommen zu haben, da es seit Tagen nur Margarine gab. Es war wirklich schwer, in der Türkei Butter zu bekommen. Ankara hielt uns nicht lange auf und so setzten wir unsere Fahrt fort. Abends übernachteten wir wieder einmal auf einem abgeernteten Kornfeld. Auf eine Butterstulle mussten wir aber verzichten, da sie weich geworden war. Wir vertrösteten uns auf den nächsten Morgen und legten die Butter über Nacht unter das Auto, es war unserer Meinung der kühlste Platz, auch die Morgensonne konnte hier keinen Schaden vorzeitig anrichten. Am nächsten Morgen war das erste die Butter, die wir suchten jedoch vergeblich. Ein paar Pergamentfetzen des Einwickelpapiere wiesen darauf hin, dass ein Butterpäckchen einmal dagewesen sein muss, aber sonst nichts, wohin wir auch sahen und suchten. Wir waren ganz traurig auch heute keine Butterschnitte zu bekommen und verwünschten die Feldmäuse, denn sie hatten wir stark in Verdacht unsere Kostbarkeit gefressen zu haben.
Dienstag, den 24.8.1971
Eine weiterhin sehr trostlose Landschaft führte uns weiter nach Sivas, der Boden sehr karg und nur ganz vereinzelt sahen wir ein paar bewirtschaftete Felder. Um uns den Weg zu verkürzen, wählten wir die Strecke über Sivas und nicht hinauf zum Schwarzen Meer, mussten es aber später doch bereuen, da die Straßenverhältnisse in keinem Vergleich zueinander standen. Unsere schöne asphaltierte Straße hatten wir eingetauscht gegen eine fast unbefahrene Sandstraße, die meistens nur von Viehzeug, wie Esel, Rinder, Schafe und Ziegen und Ochsenkarren benutzt wird. Ausserdem verpassten wir noch eine Abzweigung und befanden uns nun auf dem Weg nach Erican, was uns außerdem noch einen ganzen Tag Umweg kostete, Der Umweg war gekrönt von einem 1925m hohen Pass mit vielen Serpentinen und hier hatten wir auch mit dem Fridolin, unserem Anhänger, die erste Reifenpanne. Am nächsten Tag durchfahren wir ein wunderschönes Tall dass von dem Karasu durchflossen wird, befinden uns ca. 2000 m hoch und schwitzen, schwitzen, schwitzen. Wir sehen ganz neidisch auf die Berggipfel um uns herum, die noch vereinzelt Schneereste aufweisen. Gegen 17:00 Uhr erreichen wir Erzerum, die letzte Stadt vor der persischen Grenze und lassen uns hier erzählen, dass die Weiterfahrt abenteuerlich zu sein scheint, da infolge der großen Armut der Bevölkerung in dieser Gegend schon mancher Wagen überfallen und ausgeraubt wurde. Wir beschließen, diese Nacht auf dem einzigen Campingplatz dieser Stadt zu verbringen und haben hier Gelegenheit, Artgenossen kennen zu lernen, die die gleiche Route wie wir vorhaben oder aber bereits auf dem Rückweg sind. Manche Reiseerfahrung wird ausgetauscht und mancher gute Ratschlag oder Tip empfangen oder weitergegeben. Hier treffen wir auch das deutsche Pärchen aus Griechenland wieder, die wir solange aus den Augen verloren hatten, da sie den Weg über das Schwarze Meer gewählt hatten. Manfred und Heinz nutzen hier die Gelegenheit, auf der Tankstelle nebenan Ölwechsel an beiden Wagen vorzunehmen, was bereits äußerst nötig war, wie sie meinten. In Begleitung eines Türken aus Ankaral der hier in Erzerum im Touristik-Büro arbeitet und auch zur Grenze will, setzen wir unsere Fahrt am anderen Morgen um 8 Uhr früh fort. Die Landschaft besteht jetzt nur noch aus Felsen, Sand und dazwischen einige Kornfelder. Keinen Baum und keinen Strauch können wir entdecken. In diesem Bereich der Türkei befindet sich auch der höchste Berg des Landes, der Ararat, und wir machen natürlich trotz schlechter Sicht unsere Aufnahmen, denn immerhin ist er 5200 m hoch. Etwas später sind wir auch bereits an der Grenze, umgeben von hohen Bergen, und nur ein einfacher Maschendrahtzaun trennt das iranische vom türkischen Volk. Auch nur ein Zollgebäude ist hier vorhanden und jedes Land hat die Hälfte der Räume des Hauses zur Verfügung. Unsere Pässe werden vom türk. Zollbeamten gleich an den iranischen Grenzposten weitergegeben, jedoch müssen wir hier auf der persischen Seite fast 3 1/2 Stunden warten, bis alle Formalitäten erledigt sind. Auch die Uhren werden hier 1 1/2 Stunden wieder vorgestellt, so dass wir unserer Berliner Zeit nun insgesamt 2 1/2 Stunden voraus sind. Als erste größere Stadt in Persien durchfahren wir Tabriz, die vor Jahren einmal, wie fast alle größeren Städte des Persischen Reiches, einmal Hauptstadt des Landes war. Tabriz hat nur einstöckige Häuser, was für eine größere Stadt ziemlich ländlich wirkt, aber es ist wegen der großen Erdbebengefahr, wie wir erfahren. Die Strassen sind sehr großzügig gebaut und anlässlich der 2500 Jahrfeier im Okt. d. Jahres werden Parkanlagen mit Blumenrabatten und z. Teil Springbrunnen angelegt. Bleiben wir auf der Straße mit dem Wagen stehen, um einkaufen zu gehen, sind wir sofort von einer großen Menschenmenge, meist Kindern umlagert. Auch hier gehen die Frauen verschleiert, jedoch erkennen wir unter dem dünnen, oft schwarzen Schleier moderne Kleidung, bei jüngeren Frauen sogar Hosen oder Miniröcke. Mittags erreichen wir bereits Teheran und fahren sofort zur Post, da dies die 1. Station auf unserer Liste war, die wir unseren Eltern für postlagernde Briefe angegeben hatten. Van Herrn Gfroerer erhalten wir hier die grünen Versicherungskarten für beide Wagen wunschgemäß zugesandt, doch dies ist alles, was für uns dabei ist. Sonst können wir nur die anderen betrachten, wie sie in ihre Karten und Briefe vertieft sind. Etwas enttäuscht verlassen wir das Gebäude, in der Hoffnung, beim nächsten Mal auch etwas von daheim zu hören. Danach suchen wir uns eine Bank zum Geldtausch und das 1. Mal seit Berlin essen wir anschließend Kotelett, Filet Mijon oder Pfeffersteak, ganz nach Wunsch. Nachdem Heinz ein paar Mal vergeblich versucht, einen Arbeitskollegen zu erreichen, der gerade jetzt seine Ferien in Teheran verbringt, setzen wir uns Richtung Campingplatz in Bewegung und finden ihn endlich nach vielem Gefrage ca. 30 km außerhalb des Stadtzentrum. Der Platz entschädigt jedoch für die weite Anfahrt und kann mit Duschen, Swimmingpool, herrlichen Anlagen und einem Esslokal aufwarten. Auf unserer ganzen Reise sollte dies der schönste Campingplatz bleiben, was wir aber hier noch nicht wussten. Der nächste Tag brachte für Erna eine böse Überraschung, denn sie wurde vom Virus Scheißus heimgesucht und konnte vorübergehend ohne eine Toilette in nächster Nähe nicht mehr existieren. Heinz blieb den ganzen Tag als Nurse bei ihr und wir anderen schlenderten in die Stadt, trennten uns jedoch nach einer Meinungsverschiedenheit bald und Manfred und ich verabredeten uns mit Herrn Parser, dem Arbeitskollegen von DeTeWe, der heute erreichbar war. Er zeigte uns nach einer Erfrischung in seinem Hause die Stadt, mit Golestan Palast, Bazar, Wohnung des Schah mit seiner Familie und vieles mehr. Teheran liegt in einem Talkessel und ist noch in dieser Jahreszeit unerträglich heiss, jedoch der Norden der Stadt, fast alles Neubauten, liegt höher und hier empfinden wir es als sehr angenehm. Fast alle reicheren Einwohner der Stadt haben sich hier angesiedelt. Auch Teheran hat fast alles nur Flachhäuser, ganz vereinzelt ragt hier und dort ein Hochhaus empor und der charakteristische Eindruck einer Großstadt kommt auch hier nicht ganz zur Geltung. Nach unserem Stadtbummel führt uns Herr Parser noch zu der Familie Weber, deren Adresse ich in unserer Kirche erfahren habe und alle 3 werden wir sofort ins Haus gebeten und herzlich empfangen. Bis zum Abendbrot verplaudern wir die Zeit und Frau Weber zauberte sogar Münchener Bier auf den Tisch, was uns ausgezeichnet mundete. Anschließend hielt ein Priester aus Offenbach, der hier auf Montage weilt, einen kurzen Gottesdienst, und nach vielen interessanten Gesprächen, Diakon Weber und Priester Becker haben fast bereits die ganze Welt bereist, verabschieden wir uns am späten Abend, mit vielen guten Ratschlägen versehen, von diesen reizenden Leuten. In Persien bekommen wir im Gegensatz zur Türkei viel Obst zu kaufen und in Supermärkten fast alles was wir haben möchten. Wir füllen hier unsere Lücken in der Vorratskammer auf. Besonders munden uns die herrlichen Melonen, die immer wieder gekauft, und auch sofort verspeist werden. Teheran hat wohl die verrücktesten Autofahrer, die wir je erlebt haben und jeden Augenblick sahen wir unsere Karoline bereits als Schrotthaufen auf der Straße liegen. Immer der größere Wagen hat Vorfahrt und von Verkehrsregeln ist hier keine Rede, es wird von rechts, von links oder sonst wo überholt, in die Seite gefahren, geschnitten oder abgeklemmt, sodass uns Istanblul gemessen an Teheran sehr zivilisiert vor kam. Dieses erkannten wir aber erst hinterher. Auch alle Verkehrszeichen werden unbeachtet gelassen, Spuren sind zwar da aber die Autofahrer beziehen sie nicht auf sich. Auch Außenspiegel an den Wagen sind hier eine Rarität. Unser Wagen braucht hier auf 100 km ca. 20 Liter Sprit und Manfred war am Ende seiner Nerven. Der nächste Tag diente ganz der Erholung auf dem Campingplatz. Teheran hat 4 Mio. Einwohner und ist erst in den letzten Jahren so gewachsen, da viel Industrie um die Hauptstadt herum entstand. Durch den Talkessel in der City Teherans und dem ständigen Smog hier entstehen Temperaturen von ca. 40 Grad, in anderen Stadtteilen jedoch, die höher gelegen sind, werden Grade von 25 - 30 gemessen. Der Norden der Stadt ist ziemlich hügelig und geht dann auch bald in die Ausläufer des Elburs-Gebirge über. Hier haben vorwiegend die reiche Leute z. T. aus Marmor, ihre Villen stehen und die Verwandtschaft des Schah vorwiegend ihre kleinen Paläste. Der Privatbesitz des Kaisers ist von einer hohen Marmormauer umgeben und Wachen vor dem Haupteingang versperren jeden Zutritt zu einem wunderschön angelegten Garten. Wir können es nur aus der Ferne bewundern und begeben uns dann nebenan in einen ebenfalls sehr schönen Park, von welchem wir einen herrlichen Blick über Teheran genießen können. Der nächste Tag bringt uns dem Kaspischen Meer ein Stück näher und alles freuen wir uns, nach dem stickigen und dunstigen Teheran‚ ein paar Tage am Meer Urlaub machen zu können. Schon in Berlin hatten wir das geplant und nun standen wir kurz davor. Fast einen Monat waren wir nun unterwegs, und hatten uns eine Erholung redlich verdient. Das Durchfahren des Elbursgebirge mit vielen Pässen und sehr abwechslungsreicher Landschaft ist für uns eine richtige Wohltat. Sehr bestaunt von uns werden die kleinen schmucken Häuschen mit der hübschen angelegten Gärten, es erinnert uns an den Süden unseres Landes und wir nehmen an, dass hier die etwas wohlhabenderen Perser ihre Wochenendhäuschen besitzen. Unser Weg führt uns auch an der höchsten Erhebung des Iran dem 5600 m hohen Demanand vorbei. Nachdem wir inmitten des Tales auf einer kleinen Wiese für unsere beider Wagen einen idealen Schlafplatz gefunden hatten, unter uns plätscherte ein kleiner Bach, in der Ferne sahen wir ein paar Reiter vorbeiziehen und sonst waren wir umgeben von hohen Bergen, erreichten wir am nächsten Vormittag das Kaspische Meer. Wir hatten uns gleich in Griechenland einen herrlich großen Sandstrand vorgestellt, waren aber ziemlich enttäuscht zu sehen, dass fast aller Strand bebaut und bis zum Wasser fast nur Privatbesitz war. Nach langem Suchen fanden wir eine Einfahrt zum Wasser gegenüber einem öffentlichem Park der herrlich wild und frei angelegt war und konnten hier auch beruhigt unsere Zelte aufschlagen, denn wir hatten ein Stückchen freien Strand entdeckt. Hier verbringen wir die nächsten 8 Tage bei wunderschönem Wetter, tummeln uns jeden Morgen nach dem Aufwachen im fast salzlosen Kaspischen Meer und nur mit der Verpflegung klappt es nicht ganz richtig, da es zum nächsten Dorf in beiden Richtungen fast 35 km weit ist. Wir verpflegten uns hier selbe und hatten dabei des öfteren Gesellschaft von Einheimischen, die hier ihr Wochenende verbrachten. Hier lernten wir auch zum ersten Mal Georg, Lena und Tati kennen, die sich die letzten beiden Tage zu uns gesellten und die gleiche Route vor sich hatten, wie wir. Bei einen Lagerfeuer wurde eines Tages allgemein beratschlagt, dass wir uns trennen wollten und zwar setzten Manfred und ich die Fahrt in unserem Wagen von nun an allein fort, die anderen 5 wollten nochmals nach Teheran zurück, um sich aus Platzmangel eine große Kiste auf das Dach des Wagens bauen zu lassen. Unser Abfahrtstag war der gleiche, wie der von Georg und Lena und wie sich später erst ergeben sollte blieben wir 3 1/2 Monate zusammen, mit gelegentlichen Trennungen, was aber umso reizvoller war. Georg und Lena stammen aus Schweden, nahe Stockholm und sind beide Künstler. Bereits vor 2 Jahren hatten sie ihre Heimat verlassen, sind mit einem Boot nach Afrika gesegelt und fast ein Jahr in Liberia geblieben. Danach kauften sie sich einen VW-Bus, gleich uns, und sind nun bereits ebenfalls schon etliche Monate auf Reisen, mit Ziel Indien. Da Tati des öfteren Spiel und Essenspausen benötigt, legen wir so ziemlich das gleiche Fahrtempo ein, da es nicht für Manfred zur Strapaze werden soll, denn er wird künftig immer allein fahren müssen. So haben wir einen Durchschnitt von 150 - 250 km am Tag, die wir zurücklegen. Unsere Fahrt geht nun weiter nach Masched, der letzten grösseren Stadt vor der Afghanischen Grenze. Ganz besonders freuen wir uns auf eine Fischmahlzeit, denn sosehr Heinz und Willi sich am Meer mit dem Fangen anstrengten, so sehr machte es den Fischen Spass, vor ihren Augen Luftsprünge zu machen, sich jedoch nicht fangen zu lassen. Nicht ein einziger Fisch wurde dem Meer entlockt, so sehr sich auch alle Beteiligten Mühe gaben. Am Kaspischen Meer hatte es auch Manfred und mich einen ganzen Tag mit dem Bazillus Scheißus erwischt, jedoch nach einem Tag Fastenzeit war am nächsten alles wieder
vorbei. Ganz besonders hatten uns die Ausflüge der iranischen Bevölkerung, manchmal sogar mit Ausflugsbussen, ans Kaspische Meer amüsiert. Wir wissen bis heute noch nicht, ob diese Bäder am Strand der natülichen Reinigung dienten, nur getan wurden, weil man sich am Sonntag eben einmal im Meer badet oder aus einem religiösen Grunde. Auf jeden Fall setzten sich die Männer an den Strand, die Frontseite zum Wasser und wuschen sich den Unterkörper, die Frauen dagegen gingen mit Schleier ins Wasser, tauchten ein paar Mal unter und hüllten sich nun in einen trockenen 2. Schleier, den sie bei sich hatten. Dieses spielte sich alles vor unseren Augen den ganz Sonntag lang ab. Bevor wir abfuhren, wurden der Karoline hier, nach ungefähr 5000 km neue Zündkerzen und Stoßdämpfer eingesetzt, sowie die Ventile nach- bzw. eingestellt, und der Motor gereinigt. Die Bremsmanschette des linken vorderen Rades wurde erneuert und alle anderen Bremsen nachgesehen und überholt. Der Wagen hatte nun einen km-Stand von 90750 km.
8.9.71
Auf dem Weg nach Mashed bekam ich z. ersten Mal in meinem Leben ein Baumwollfeld zu sehen und es war sehr interessant, wie einmal an den Kartoffelähnlichen Stauden rote und weiße Blüten, gleichzeitig aber auch die reife Frucht, d. h. die Baumwollblüte im Rohzustand zu erkennen war. Da es tagsüber ziemlich heiss war, legten wir des öfteren Pausen ein, damit sich Manfred an den an der Strasse befindlichen Brunnen, die von den Einwohnern als Trinkquellen, Bad und Viehtränke benutzt werden, ebenfalls erfrischen konnte. Einmal konnten wir der Versuchung nicht zu widerstehen und tranken auch das Wasser, was uns aber nichts ausmachte, jedoch haben wir es nie mehr wiederholt. Mittags erreichen wir herrlich schönes Wäldchen mit glasklaren kleinen Bächen, in denen wir uns etwas die Hände und Füsse kühlen können und nach dem Mittagessen macht Manfred ein Nickerchen. Als wir wieder weiterfahren wollen, kommt gerade ein Bus zu uns an den Platz und fröhlich winkt Tati aus dem Fenster. Da es Lena nicht sehr gut geht, sie kämpft mit Brechreiz und Durchfall, behandeln wir sie aus unserer Reiseapotheke, verpassen ihr einige Drogen Penicillin und lassen sie schlafen, bis es ihr etwas besser geht. Gegen Abend fahren wir dann noch ein kleines Stück gemeinsam und am nächsten Morgen hat sie ihrem Schwächezustand bereits überstanden. Die Nacht verbringen wir mitten den Bergen mit noch zwei Franzosen und einem deutschen Wagen, also insgesamt 4 Autos. Am Tage zuvor stellte sich bei Georg am Hals und am Augenlid ein eitriger Ausschlag ein und wir behandelten ihn mit Salben und Pasten. Manfred muss sich dabei infiziert haben, denn heute hatte er auch an verschiedenen Stellen des Körpers und am Hals eitrige Stellen. Auch bei Lena und Tati zeigten sich diese Merkmale, nur ich blieb davon verschont. Georg meinte, dass dies mit dem Wasser des Kaspischen Meeres zusammenhängen könnte, was auch ein Arzt bestätigte, den wir daraufhin aufsuchten und uns eine Emulsion und Salbe verschrieb. Einige Stellen heilten nach der Behandlung mit diesen Dingen auch ganz schön ab, einige aber nicht. Wir setzten unsere Fahrt fort und kamen nun durch den schlechtesten Tell, straßenmäßig gesehen, auf unserer ganzen Reise. Hier sind die Iraner gerade erst beim Bau der asphaltierten Strasse und ca. 150 km muss man Umleitungen und Umwege fahren, die z. Teil durch Wüste führen. Hier staubt es so sehr, dass wir die Halogenscheinwerfer einschalten müssen und entgegenkommende Wagen fahren mit Nebellicht, da man nicht zwei Meter weit die Strasse überblicken kann. Sind wir aus dieser Zone heraus, kommen wir gleich in eine neue, die uns durch ein im Tal gelegenes Dorf führt und so schmale Strassen hat, dass man von entgegenkommenden Bussen und Lastwagen fast von der Fahrbahn gedrängt wird. In Shirvan wollen wir einkaufen, und stellen fest, da wir keine Milch, keine Joghurt und die anderen uns üblichen Sachen die wir im Iran in jedem kleinen Dörfchen bekamen, kaufen können und entschließen uns, bald einen Schlafplatz zu suchen. Was wir nicht wussten, ist, dass es nach dieser Stadt ausser Wüste nichts mehr gab und so fahren und fahren wir, und endlich, 55 km vor Masched entdecken wir eine Polizeistation, meinen wir, es ist jedoch eine Militärstation und wir bekommen die Genehmigung, hier im Garten zu übernachten. Da es ziemlich spät war, legten wir uns auch bald zum Schlafen und morgens, gegen 6 Uhr, werden wir von erteilten Kommandos geweckt. Anschliessend können wir uns fast eine Stunde lang über den Frühsport von ca. 10 Soldaten amüsieren und Manfred findet einen Glatzköpfigen am lustigsten, der anscheinend nicht weiß, was rechts und links bedeutet, denn er macht alles verkehrt. Den Abschluss bildete eine Art Hahnenkampf und auch hier war der Kahlkopf sofort unterlegen. Danach konnten wir endlich unseren Wagen verlassen und uns zur Weiterfahrt nach Masched fertig machen. Eine halbe Stunde später hatten wir die Stadt erreicht, kauften zuerst Proviant ein, wobei uns Maxim aus Masched behilflich war und uns auch anschliessend bei der Besichtigung der wunderschöner Moschee dieser Stadt begleitete. Die Kuppel dieser Moschee ist aus reinen Türkisen und die Wände aus Mosaiken vieler edler Steine zusammengesetzt. Leider dürfen wir als Nichtmohammedaner das Innere der Moschee nicht betreten, und schon am Eingang zum Garten muß ich einen schwarzen Umhang umtun, aber ein Museum, der Moschee angehörend, dürfen wir besichtigen. Auch hier haben wir wieder Glück mit den Sprachkenntnissen, denn ein älterer Herr, der einigermassen deutsch spricht, versucht uns vieles zu erklären, und übersetzt uns die arabische Beschriftung der einzelnen Gegenstände. Die 2. schöne Moschee dieser Stadt mit einer goldenen Kuppel verziert ist für uns überhaupt nicht erreichbar und nicht einmal zum Innenhof bekommen wir Eintritt. Danach bitten wir Maxim, der draussen auf uns wartete, mit uns einen Tee trinken zu gehen und er lädt uns zu einem Freund ein, welcher ein Teppichgeschäft in einem Teppichbazar hat. Wir machten von vornherein klar, dass wir kein Geld für einen Teppichkauf übrig hätten und so wurde uns die Zeit beim Teetrinken mit Teppichvorführungen und -erklärungen vertrieben. Etwas bereichert in Teppichkunde verlassen wir den Bazar und da es noch zu früh ist, jetzt schon an schlafen zu denken, beschliessen wir, nicht auf den Campingplatz zu fahren, sondern noch ein Stück Richtung Afghanistan zu fahren, aber es sollen insgesamt noch 160 km werden, was uns dann doch etwas viel wurde. Das 1.Mal übernachten wir auf, einer Tankstelle und der Besitzer ist begeistert von unserem Wagen und möchte ihn am liebsten abkaufen 80 km haben wir nun noch bis zur afghanischen Grenze und nehmen hier auch das 1. Mal einen Anhalter mit. Es ist ein junger Franzose, der zusammen mit seiner Schwester und deren Freund die Reise nach Kabul als Endziel unternehmen, er als Anhalter, seine Schwester mit Freund auf einem Mofa. Wir sind ihnen zuvor auch schon einmal begegnet. Hier in dieser Gegend stellen wir fest, dass die Leute doch bereits etwas zurückhaltender sind, als im übrigen Iran und wir nicht mehr ganz so umlagert werden, wenn wir einmal halten. Meistens waren es Kinder, deren englische Kenntnisse sich in Mister, Mister, Hello und evtl. noch thank you erschöpften. Manchmal war es uns ziemlich lästig, aber wir sagten uns, das ist gut denn wir müssen für Indien trainieren und dort soll es viel schlimmer sein. Von Toubat Jam bis zur Grenze durchfahren wir nur noch Wüste, sehen ab und zu Kamele, sonst nichts. In der Ferne erheben sich einzelne Berge und durch die grosse Luftspiegelung erkennen wir in der Wüste riesengrosse Wasserflächen. Beim Näherkommen ist jedoch nichts da, nur Wüstensand. Da die Strassen hier fast ohne Erhebungen und fast ohne Kurven gleichmässig durch die Wüste gebaut wurden, hat sich Manfred eine Drahtvorrichtung gebaut, die es ihm ermöglichst, sein Gaspedal auf 65 km/Std. festzustellen, ohne seinen Fuss auf das Gaspedal zu setzen. (km 91526) Es klappt auch ganz prima und nun sinniert er, was er sich noch alles einfallen lassen kann, um nicht mehr lenken zu müssen, aber ihm fiel nichts gescheites ein und so lenkt er noch heute. Bald erreichen wir auch die Grenzstation, kommen ohne viel Schwierigkeiten durch den iranischen Posten und sind nun in Afghanistan. Hier werden uns erst einmal 5 Dollar für eine Versicherung abgegaunert, dann wird unser Impfpass durchsehen und bekommt eine Unterschrift, damit alles korrekt vor sich geht. Die Polizei muss unsere Initialien in ein grosses Buch eintragen und der Zoll interessiert sich für das Innere unserer Karoline. Bis uns die Schranke zur Weiterfahrt endlich geöffnet wird, sind insg. 3 Stunden vergangen. In Begleitung unserer französischen Trampers kommen wir heute noch bis Herat und müssen uns z. T. durch ganz schöne Sandverwehungen durchkämpfen. Einige Strassentrupps sind mit dem Freihalten der Strasse beschäftigt, aber ganz kommen sie nicht nach, da der Wind schneller ist. Unsere Karoline schafft aber auch diese Hindernisse und wir können bis heute nicht klagen. Was der karge Wüstenboden noch hergibt, wird von Kamel- und Schafherden vertilgt und wir wundern uns, dass sie überhaupt noch hier existieren können. 1 Stunde wurde an der Grenze die Uhr wieder vorgestellt, so dass wir nun insgesamt 3 1/2 Stunden unserer heimatlichen Zeit voraus sind. Wie wir erfahren, herrscht z. Z. in Afghanistan eine grosse Wasserknappheit, da es 3 Jahre hintereinander in der Winterzeit keinen Schnee gegeben hat. Gegen 5 Uhr abends erreichen wir Herat und es mutet an wie eine schöne grosse Oase, herrlich grün, in der endlosen Wüstenlandschaft und Einöde. Herrlich weitläufig angelegte Strassenzüge nehmen uns auf und bringen uns ins Stadtinnere. Im Park-Hotel, welches ein schöner Garten umgibt, finden wir neben verschiedenen anderen Reiselustigen gleich uns, einen schönen Aufenthaltsort und Schlafplatz. Verschiedene wollen wie wir nach Indien oder Nepal einige kommen bereits von dort.
20 Afphanis = 80 Pfennig für 2 Personen können wir hier die Toiletten und das Badezimmer benutzen, haben Wasser zum waschen und fühlen uns ganz wohl. Manfreds Infektion ist noch immer nicht abgeklungen, sondern verschlimmert sich stündlich, und da er ziemliche Schmerzen hat, beschliessen wir, am nächsten Tag ins Hospital zu gehen, welches hier kostenlos ist. Beide hatten wir die ganze Nacht kein Auge zugemacht und am frühen Morgen war der erste Weg 13.9. 71 zum Onkel Doktor. Der verschrieb 10 Ampullen Penicillin, jeden Tag eine Spritze, ausserdem Tabletten und Salben. Manfred schlief fast den ganzen Tag und wünschte sich als Krankenmenü Bratkartoffeln mit Ei. Danach fühlte er sich schon viel besser. Für mich war es ein willkommener Tag zum Faulenzen mit viel Lesen. Am anderen Tag gingen wir bereits wieder einkaufen, kauften einen Fellmantel und für mich ein Kleid für ganze 6 DM. Für Manfreds breite Schultern gab es nichts zu verkaufen und so vertrösteten wir uns auf Kabul. Von dem Hospital hier waren wir ziemlich schockiert, Nichts war von der Sauberkeit oder sonstigen Gepfllogenheiten unseres Landes hezu sehen. Weiße Kittel gibt es kaum, auch für die Doktoren nicht, sie haben einfach normale Hemden und Hosen an. Assistenten und Pflegepersonal oder Laboranten laufen in zerlumpten Sachen herum. Fast alle Krankenzimmer sind geöffnet, keine verschlossenen Türen und die Kranken wälzen sich z. T. stöhnend auf einer Pritsche, zugedeckt mit einem schmutzigen Leinentuch oder einer normalen Decke. Vor der "Poliklinik", das ist ein Zimmer in dem Krankenhaus, kauern die Leute im Korridor auf dem Fussboden und warten geduldig, bis sie herankommen. Viele stöhnen vor Schmerzen vor sich hin. Wir als Ausländer werden sofort herangenommen. Die Kleidung unterscheidet sich sehr von der unserigen. Fast alle Männer tragen eine weiße weite Hose, die an den Fesseln eng zusammengehalten wird sowie ein loses Hemd darüber, welches bis an die Hüften reicht. Manche tragen darüber ein ganz normales Jacket, wie es bei uns üblich ist. Diese Zusammenstellung erscheint uns sehr grotesk, aber wir gewöhnen uns bald daran. Auf den Kopf tragen die Männer von einem sehr langen Tuch umwickelt, bei manchen fällt das Ende des Tuches über die Schultern herab. Von den Frauen bekommen wir ausser einem blau-grauen Umhang von Kopf bis Füssen nichts weiter zu sehen. Kein Gesicht, keine Haare, nichts, nichts. Damit sie ihre Umwelt erkennen können, lässt der Schneider in Höhe der Augenpartie ein gitterartiges Gewebe einarbeiten. Ansonsten ist das afghanische Volk sehr angenehm zu ertragen, keine Belästigungen mehr beim Halt auf der Strasse, kein "Mister, Mister“ und wenn doch ab und an einmal ein Kind um Bakschisch bettelt, wird es gleich von einem vorübergehenden Erwachsenen zur Ordnung gerufen. Nach dem Iran empfindet man die Afghanis als äusserst angenehm. Eine Rundfahrt gegen Abend bringt uns in Herat durch eine Gegend der Stadt, in welcher wir keinen Touristen mehr begegnen. Hier ist gerade Markt und uns bietet sich ein so buntes und vielseitiges Bild, wie wir es manches Mal in Zeitschriften zu sehen bekamen. Am meisten werden Granat-Apfel, Weintrauben, Melonen, Äpfel und Birnen, Zwiebeln und Kartoffeln, verkauft, Milch und Butter bekommen wir hier überhaubt nicht. Tomaten gibt es sehr wenig und wenn dann für uns nicht zu kaufen, weil sie zu klein sind. Wir geben uns mit Brot und Eiern zufrieden und leben ansonsten von unseren Vorräten. Als Nachtisch gibt es immer Melone. Am nächsten Morgen holt sich Manfred vom Krankenhaus die 3. Spritze und dann geht die Fahrt weiter Richtung Kandahar, denn Morgen ist auch hier wieder eine Spritze fällig. Manfred fühlt sich jedoch bereits bedeutend besser. Die Strasse ist ausgezeichnet dorthin und wir durchfahren fast nur Wüste, die sich mit einzelnen Gebirgszügen abwechselt, sich sehr bizarr aus der Einöde der Wüste erheben. Es gibt kaum noch Vegetation und können wir ab und zu ein paar Gräser erkennen, finden wir todsicher dabei auch eine kleine Schafherde oder einige Kamele. Da die Strassen in Afghanistan im Rahmen der Wirtschaftshilfen z. T. von den Russen u. z. T. von den Amerikanern gebaut wurden, wird Wegezoll verlangt, 50 Afghanis für eine Strecke. Mitten in der Wüste erkennen wir mit einem Mal ein sehr modernes Hotel mit einer Tankstelle davor und im Schatten des Daches halten wir unsere Mittagsrast. Manfred fährt hier mit dem Fridolin unseren einzigen Wasserkessel kaputt und zu Schrott, da er ihn vor dem Rad des Anhängers "geparkt" hatte. Fast keinen Fahrzeugen begegnen wir auf dieser Strecke und auch die sonst üblichen schwarzen Nomadenzelte, die wir nah oder fern der Strasse entdeckten, fehlen hier fast ganz. Manchmal entdecken wir ein oder mehrere Häuser in der Ferne mit Kuppeldächern aus Lehm und Steinen, die von weitem wie Waben aussehen, aber auch hier finden wir sie nur vereinzelt vor, alles ohne Leben und wir vermuten, dass es auch hier die grosse Wassernot ist, die die Leute vertrieben hat. Wir schätzen die Mittagstemperatur auf ca. 45 ° C jedoch kühlt es sich nachts merklich ab, so dass wir froh sind, unsere Schlafsäcke dabei zu haben. Wir nähern uns nun immer Mehr Kandahar und kommen aus der Bergwelt ganz heraus. Der Übergang ist in eine grosse flache Hoch- ebene und die Luftspiegelungen hier so stark, dass wir immer wieder glauben, durch eine riesige grosse Stumpflandschaft zu fahren. Alles um uns herum mutet wie Wasser an, nur ganz nah zu beiden Seiten der Strasse können wir Sand und Wüste erkennen. Die Fahrt ist sehr eintönig und wir nehmen jede kleine Veränderung in der Landschaft wahr mit Interesse wahr und wenn es auch nur sich neu bildende Windhosen sind oder ein in der Ferne sich erhebender Berg der jedoch bald wieder verschwindet, da unsere Strasse einen an deren Verlauf nimmt. Gegen 6 Uhr erreichen wir endlich Kandahar und fahren nach kurzem Einkauf gleich ins Hotel Spozhmy, dass uns in Herat bereits empfohlen wurde. Bevor wir uns schlafen legen, machen wir noch einen kleinen Plausch mit Weggenossen aus Gaggenau, die ebenfalls Indien kennenlernen wollen. Fast jeden Abend lernen wir Menschen kennen, die aus Indien kommen oder nach Indien wollen und jeder gutgemeinte Ratschlag wird dankbar angenommen oder weitergegeben. Kandahar ist im Gegensatz zu Herat ziemlich schmutzig, und auch zum Krankenhaus, am nächsten Morgen finden wir sehr schwer, da die Beschilderung schlimm ist. Allerdings haben wir hier wieder ein grosses Angebot an Esswaren, Obst und Gemüsen, und fühlen uns so etwas entschädigt. Kurz vor Kandahar bekam ich meinem ersten Geier zu sehen und war doch ziemlich erstaunt, wie gross doch so ein Vogel wirklich ist. Weiter geht die Fahrt dann nach Kabul, der Hauptstadt des Landes und wir durchfahren eine breite Ebene, die von einem Fluss durchflossen wird, jedoch sind von ihm nur noch kleine Rinnsale hier und dort zu erkennen Diese reichen aber durchaus aus, die ganze Ebene fruchtbar zu halten und so kommen wir jetzt nach der grossen Eintönigkeit von einem Dorf zum anderen die wiederum von vielen Nomadenzelten und -dörfern umgeben sind. Die Frauen sind hier nicht mehr so tief verschleiert, wie Herat, viele Tragen Trachtenkleider, reich bestickt und verziert und einen Umhang dazu, der vom Kopf auf die Schultern fällt. Die Kleidung der männlichen Bewohner ist jedoch weiterhin unverändert. Unsere Mittagsmahlzeit besteht heute aus Reis, 4 Fleischspiessen aus Hammelfleisch, Kartoffeln und einer Kanne Tee. In gesamt zahlten wir hierfür 30 Afghnis =1,40 DM Manfred hat sich wohl oder übel auch dem Essen des Hammelfleisches gewidmet, ihm blieb nichts weiter übrig blieb, oder er müsste ganz auf Fleisch verzichten Nachdem wir mehrere Kilometer. vor Kabel an einer Tankstelle Georg und Lena mit Tati wiedergetroffen hatten, fuhren wir gemeinsam zur Hauptstadt Kabul und fanden für 10 "Affen" pro Person ein Hotel BEHZAD, wo wir mit unseren Wagen stehen konnten. Dieses Hotel mit Garten entpuppte sich als reinste Hasch-Höhle, wie wohl fast alle hier, aber zum Glück waren wir Touristen in der Überzahl. Dicht an dicht standen die Campingwagen und sobald ein Platz frei war, wurde er sofort wieder von einem anderen besetzt. Hier machten wir die Bekanntschaft von Horst, einem jungen Arzt aus Solingen, der ganz allein mit seinem Käfer unterwegs war. Manfred fand ein paar Jungen zum Skatspielen und gewann auch ein paar Affen. Im grossen und ganzen hat uns Kablul sehr gut gefallen, es bietet wenig Sehenswürdigkeiten, man sieht viel Krankheit und Elend durch Opiate und einige gescheiterte Existenzen haben hier einen Zufluchtsort gefunden, wie Sigi der jetzt hier ein Hotel mit Lokal betreibt und vor ein paar Jahren in Berlin Kioske geknackt hat. Auch hier sind fast alles Zimmer von Haschsüchtigen besetzt. Fast jeden Abend gibt es eine Hasch-Fete in unserem Hotel und am Tage sieht man fast keinen, da die ihre Rausch ausschlafen müssen. Da hier alles Wasser, bis auf das der amerikanischen Botschaft, von Amöben verseucht ist, sich aber viele nicht an die Regel halten, nur abgekochtes Wasser zu trinken, regiert vielfach die Ruhr oder der Thyphus, was besonders bei den Hasch-Leuten derFall ist. Einmal noch halb im Rausch, ›zum anderen von der Ruhr befallen sind, kann man sich vorstellen, wie die Toiletten hier aussehen, über und über mit Kot verschmiert. Die Waschräume stehen in nichts nach. Trotzdem bleiben wir ganze 3 Tage hier, da die Touristen gleich uns ein duftes Völkchen sind und eine echte Kameradschaft besteht. Bis auf ein Nürnberger Ehepaar, die mit ihren 2 Kindern unterwegs sind. Wir sind ihnen bereits in Teheran auf dem Campingplatz begegnet. Beim Wenden auf dem sehr engen Platz kam er mit seiner hinteren Stoßstange an unseren Wagen und seitdem hat die Schiebetür eine Delle. Lena hat es zufällig gesehen und Manfred wartete immer auf eine Entschuldigung von dem Nürnbergern aber die blieb aus.. Am nächsten Tag krallte er sich daraufhin den Mann und stellte ihn zur Rede, Ganz kleinlaut gab er es zu und ziemlich peinlich war es ihm auch, denn er glaubte, unerkannt geblieben zu sein. Manfred und Georg verbrachten fast einen ganzen Tag in der Werkstatt mit den Autos. Sie haben Dollars in indische Rupien zum Kurs von 1 : 12 getauscht. 550 Dollar haben wir in Rupien gewechselt und hoffen damit den Indienaufenthalt bestreiten zu können. Es ist bei Strafe untersagt, Rupien nach Indien einzuführen. Horst fühlte sich verpflichtet, sich unser anzunehmen. Er bruzelte und kochte für uns und es hat uns auch ausgezeichnet gemundet. Ansonsten haben wir hier einige Sachen an Konserven und Küchenmaterial von Leuten übernommen, die ihre Busse auflösten, um mit dem Flugzeug oder dem Bus nach Indien weiterzukommen, aus finanziellen Gründen, denn mit dem eigenen Wagen zu fahren, ist hier immer noch das teuerste. Eines Tages kamen Manfred und Georg wie Zwillinge an, denn sie trugen die gleichen "schönen Militärhosen" von Manfred und hatten sich von einem Schneider gleiche "Wämschen" aus Leder mit Karakul anfertigen lassen, für ganze 8 Dollar. Ich bekam hier auch noch einen Mantel, doch ansonsten hat Kabul, ausser einigen billigen Einkaufsquellen für Teppiche, Modeschmuck und natürlich Leder- und Fellsachen. Besonders zu bewundern gibt es hier 2 Eisenbahnwagen vor einem nicht vollendeten Bahnhof. Dieser Bahnhof war geplant und als Gastgeschenk einer Regierung wurden im voraus die beiden Eisenbahnwagen gemacht. Nun stehen sie zur Ansicht bereit, der Bahnhof ist nie vollendet worden. Unser Gang zur Post ist auch hier wieder vergebens und wir sind maßlos enttäuscht nach 6 Wochen fern der Heimat immer noch nichts von zu Hause gehört zu haben. Für den 3. Tag unseres Aufenthaltes in Kabel beschliessen wir den Ausflugstermin für eine Fahrt nach Bamian und Band-i-Amir, zu den grössten Buddha-Statuen der Welt. Bamian ist ein sehr altes Kloster, dass bis 1955 den Menschen nur mit Eseln, Kamelen und zu Fuss zugänglich war. Erst 1955 wurde hier eine Strasse, wenn man die z. T. kleinen verstaubten Wege durch Felsenschluchten, versandeten Pfade durch ausgetrocknete Flussbetten und manchmal mit Schottersteinen ausgelegten Gänge als Strassen bezeichnen soll, gebaut und so der Welt ein Meisterwerk der Natur und der Kunst eröffnet. Vieles ist jedoch durch die lange Herrschaft der Araber zerfallen und zerstört. Man hat sich jetzt mit Restaurationsarbeiten befasst um wenigstens einen Teil dieser einmaligen Stätte zu retten. Es ist ein wundersames Gefühl, auf den Wegen vergangener Kulturen zu wandeln und die z. T. noch erhaltenen Fresken an den Wänden den Statuen und in einigen Höhlen kann man die hohe Kulturstufe der Mönche erkennen, die hier gewirkt haben. Ein Teil dieser Höhlen ist auch heute noch von Bewohnern des Dorfes bewohnt und werden als normale Behausungen benutzt. Wir sind über die grosse Armut und Genügsamkeit der Menschen hier sehr erschüttert und helfen mit Pillen, Salben und meistens Augentropfen diesen armen Geschöpfen, die bitter um ihr Existensdasein kämpfen müssen. Der Weg nach Bamian führte uns über die alte Seidenstrasse, die früher China mit der westlichen Welt verband und südlich von Bamian zog Alexander der Grosse auf seinem Siegeszug nach Indien vorbei. Nachdem wir uns hier fast den ganzen Tag aufgehalten haben, suchen wir uns etwas weiter nördlich einen Schlafplatz mitten in den Bergen und staunen sehr, als sich als 3. Wagen noch Peter aus Wiesbaden mit seinem Freund zu uns gesellt. Wir machen eine Wagenburg aus drei Autos und fühlen uns nun sehr Sicher zwischen den Turkmenen. Seit Kabul, unserem Abfahrtstag, geht es mir sehr Schlecht und .das 1. Mal auf unserer Reise habe ich mit andauernder Übelkeit, Brechreiz und Durchfall zu kämpfen und alles, was ich zu mir nehme, kommt postwendent heraus. Ich beschliesse nun, nichts mehr zu essen, was mir auch gut bekommt und viel bewegen kann ich mich auch nicht mir dann bald schlecht wird. Wir beschliessen, nach Band-Amir zu fahren und ein paar Tage dort zu bleiben, bis ich mich einigermassen erholt habe. Am Tage ist es hier recht angenehm warm, sinkt jedoch die Sonne, wird es unangenehm kühl und wir sind froh, dass uns vom Hotel zusätzlich Decken mitgegeben wurden. Nach dem Essen verkriechen wir uns bald in unsere Wagen und übernachten das 1. Mal in 3.000 m Höhe. Ziemlich früh schon wurden wir am anderen Morgen durch lautes Rufen und Schreien geweckt. Wir stellten fest, dass wir uns an einer Wegkreuzung im Hindukuschgebirge befanden, die anscheinend eine ziemliche verkehrsreiche Karawanenkreuzuhg war. Das 1. Mal hörte ich hier ganz deutlich das Grunzen der Kamele und wir bestaunten die Karawanen sehr, was allerdings auf Gegenseitigkeit beruhte, denn wir wurden nicht minder angestarrt. Georg musste, wie schon einige Male zuvor, auch hier wieder "Onkel Doktor" spielen und eine zerschundene Nase eines Nomaden behandeln. Die meisten liessen jedoch ihre entzündeten Augen verarzten, eine hier anscheinend sehr verbreitete Krankheit. Trotzdem die Ärzte und Hospitäler hier frei behandeln, ist es für diese armen Leute nicht oder selten möglich, einen Arzt aufzusuchen, da sie tagelang wandern müssten, um in eine grössere Stadt zu kommen wo Ärzte ansässig sind. Sind die Leute bei der Ernte, so schlafen sie auf dem Feld auf mitgebrachten Betten, da meistens ihr Heimatdorf durch tagelange Fussmärsche von ihren Feldern getrennt ist. Die 1. Morgendämmerung nutzte Manfred, um etwas Frühsport zu treiben und erklomm schon bereits in 3000m Höhe einen ziemlich hoher Gipfel, um ein paar Aufnahmen zu schiessen. Nach dem Frühstück fuhren wir weiter nach Band-i-Amir. Der Weg führte uns zuerst durch das Ende der Schlucht, in der wir ins bereits befanden und danach waren wir Unversehens in einer hügeligen Wüstenlandschaft die über und über mit einer Salzkruste bedeckt war, ähnlich riesigen Dünen. Von Strassen konnte man hier nicht mehr reden, lediglich ein paar Autospuren wiesen den Weg. Die Fahrt ging durch Wasserfurten und dann wechselte die Landschaft von Minute zu Minute von Hügeln auf Wüste, kleine Gebirge und Täler. Die Steigungen waren manchmal so hoch, dass wir dachten, unsere Karoline schafft es nicht mehr und wenn man einen Berg erklommen hat, wusste man nicht, wie es auf' der anderen Seite weitergeht. Der 1. Gang wurde hier viel beansprucht und wir staubten nür,. was ein VW-Bus so alles zustande bringt. Nachdem wir manchmal auch mit vielen Abkürzungswegen, endlich eine Fahrspur entdeckten, die rechts von unserem Weg abbog, wussten wir; dass unser Ziel nun nicht mehr weit entfernt sein kann und auch bereits nach kurzer Fahrt sahen wir uns einer einmalig schönen herben Landschaft gegenüber, wie man sie nach der bisherigen Fahrt nie vermutet hätte. Wir befanden uns in 3500 m Höhe und vor uns lag, eingebettet in schroffe Felsen mit ganz bizarren Kuppeln eine Seenkette, deren Wasser so blau und klar war, dass man meinte, bis. auf den Grund sehen zu können, was jedoch ein Trugschluss war. Nie hatten wir etwas schöneres gesehen, als hier diese kahlen weissen Felsen im Kontrast zu dem tiefen Blau der Seen. 3Tage verbrachten wir hier und ich konnte auch so meine Darmgrippe oder was es je gewesen sein mochte, gut auskurieren. Nachts war bereits empfindlich kalt und das Thermometer kletterte auf Grade unter Null. Schon bei Einbruch der Dunkelheit, eine Dämmerung gibt es hier fast nicht, innerhalb von 10 Minuten ist die Nacht da, verkrochen wir uns in unsere Wagen und vor morgens 9 Uhr waren wir nicht mehr zu sehen, da durch die Sonnenstrahlen und die allmähliche Erwärmung das Aufstehen leichter gemacht wurde. Im Laufe des Tages bekamen wir noch Gesellschaft von 2 Engländern, Keith und Jim, die mit einem Landrover "Tiger"“ unterwegs sind und sie berichten, dass der BBC von einer Mobilmachung der Pakistani in der letzten Nacht berichtet hat. Manfred und Georg werden leicht nervös, da wir bereits in Kabul unsere guten Dollar in Rupies getauscht hatten I : 12 und nun auch unbedingt noch nach Indien kommen wollen; um sie dort auch auszugeben. Der offizeille Kurs ist bei der Bank nur 1 : 7. Da wir hier so gut wie nichts zu essen bekommen, ausser ein paar Eingeborenenhütten und einem ärmlichen sogenannten Hotel nichts weiter in weitem Umkreis, leben wir von unseren Vorräten und kaufen den Leuten einige Forellen ab, die uns gebraten und gebacken herrlich munden. Diesen Abend beschliessen wir, nicht gleich in die Falle kriechen, sondern erwärmten unsere Karoline mit Gaskocher, Petroleumlampen und Standheizung und spielten dabei Rome. Nebenbei hörten wir die Nachrichten des BBC, von Portugal, aus Rumänien und etwas auch von Radio Luxemburg, aber über Indien und Pakistan wurde nichts gesagt, jedoch über die Dollar-Krise, doch das liess uns kalt, denn wir hatten so gut wie keine Dollar mehr. Am nächsten Morgen brachen wir wieder auf und Lena, Tati und ich erklommen einen hohen Berg, um wieder auf die Strasse zu kommen, die uns durch die Wüste nach Bamian zurück führen soll. Zuvor wurden wir noch von einem wüst aussehenden Touristen gefragt, ob wir ihn mitnähmen, was jedoch allgemein abgelehnt wurde, Er war mit einem Freund hier, und zwar zu Pferd. Er hatte sein Pferd so geschunden, dass man es erschiessen musste, sein Freund war bereits auf dem Weg, noch zu Pferd, nach Bamian und wollte es verkaufen. Der ganze Rücken des Pferdes war durchgeritten und uns tat das Tier sehr leid. Als wir wieder im Dorf eintrafen, sahen wir vor den grossen Buddha-Statuen unsere 5 Berliner stehen, die wir am Kaspischen Meer verlassen hatten. Sie wähnten uns bereits in Indien und staunten über unsere langsame Fahr\weise. Wir sassen noch zusammen in einem typischen afghanischen Lokal, Tische und Stühle gab es hier nicht, nur Decken und Teppiche auf der Erde, Reiseerlebnisse wurden ausgetauscht, und dann setzen wir bald unsere Fahrt wieder fort, wir mit Georg und Lena Richtung Kabul, die anderen nach Band-i-Amir. Zuvor mussten wir aber noch hier tanken, da auf der ganzen Strecke keine Tankstelle mehr war und das war eine Eskapade für sich. Da hier viel geschummelt und betrogen liess Manfred nicht mehr in den Tank pumpen, sondern in einen 20-L Kanister und schüttete dann um. Trotz des Kanisters bekam unser kluger Tankwart genau 23 Liter hinein und forderte auch dafür das Geld. Da Manfred nicht bereit war, ihm mehr als 20 Liter zu bezahlen, endstand eine erregte Debatte, sofort waren viele Menschen um uns herum und Georg, der auch noch tanken wollte, erhielt nun kein Benzin mehr. Zum Glück benötigte er es auch nicht sehr dringend. Der Tankwart schimpfte ganz fürchterlich hinter uns her und wir suchten bald das Weite, da man nie weiss, wie so ein Geplänkel mal ausgehen wird. Wir hatten jedoch die Gewissheit, diesmal nicht angeschmiert worden zu sein.
2 Tage dauerte die Fahrt durch das Hindukusch-Gebirge, nach Kabul und auf dem Shibarpass machten wir noch ein Erinnerungsfoto mit Turkmenen, die gerade dort vorbeikamen. Als wir wieder in der Stadt waren, wütete gerade ein fürchterlicher Sandsturm und wir bedauerten nicht mehr im Schutze der hohen Berge zu sein. Gleich neben unserem alten Hotel Behzad quartierten wir uns ein und hatten hier sogar eine saubere Toilette, ein Bad mit warmen Wasser und es war keine Haschhöhle. Der Preis war der gleiche und die drei nächsten Tage waren mit Arbeit sehr ausgefüllt da wir den Wagen von oben bis unten reinigen mussten, so verstaubt war er. Manfred wechselte in dieser Zeit die vorderen Radlager aus, sie waren hin, die Kofferbrücke hatte sich gelockert und musste neu befestigt werden und ich holte cm-dicken Staub aus der Inneneinrichtung des Wagens heraus. Wie staunten wir jedoch, als wir im Kyberrestaurant zu Mittag assen und Peter, den wir mit seinem Freund in den Bergen vor Band-i-Amir verlassen hatten, setzt sich an unseren Tisch. Wir wähnten sie bereits in der Türkei oder sonstwo, denn immerhin war fast eine Woche vergangen. Er erzählte uns, daß sie eine Panne hätten und vor Kandahar liegen. Sein Freund bewacht den Wagen und er versuchte inzwischen, jedoch vergeblich, das entzweigegangene Ersatzteil hier in Kabul zu besorgen. Manfred ist ihm dabei noch behilflich und am nächsten Tag macht sich Peter auf den Weg zu seinem Freund. Da wir nichts mehr von Ihnen hörten, nehmen wir an, dass alles gut gegangen ist. Nach 3 Tagen verlassen wir dann Kabul und setzen unsere Fahrt Richtung pakistanische Grenze fort. Georg und Lena wollen einen Tag später aufbrechen und wir tragen uns in ihr Reisebuch ein in der Hoffnung, uns vielleicht im grossen Indien einmal wieder zu begegnen. Die Fahrt nach Kabul war sehr interessant. Sie führte uns durch ein hohes sehr schönes Gebirge und wir mussten verschiedene Serpentinen passieren. Um 6 Uhr Abends erreichten wir die Grenze und waren die letzten, die abgefertigt wurden. Direkt vor der Pakistanischen Zollstation durften wir übernachten und wurden hier von Zollbeamten bewacht und uns einen ungestörter Schlaf garantierte. Abends brachte uns ein kleiner Junge, der gut englisch sprach, einige Flaschen Brause und Mangosaft, den ich hier das 1. Mal in meinem Leben trank. Ich war sehr begeistert und er schleppte noch mehr Flaschen heran. Es war eine nette Unterhaltung und wir erfuhren, dass er englisch nie in der Schule gelernt hat, sondern es sich bei Gesprächen mit Touristen angenommen hatte. Um sich Taschengeld zu verdienen, hilft er nach der Schule in einen Restaurant an der Grenze. Hier brachen wir auch Omas Kassette auf, da uns auf der Fahrt nach Band-i-AMir der einzig vorhandene Schlüssel dazu verlorenging und wir mit Schwierigkeiten an der Grenze rechneten. Im Gegensatz zu Afghanistan waren hier die Nächte hier bereits richtig lau und wir freuten uns sehr. Um 6 Uhr morgens war für uns die Nacht vorbei, da Manfred den Khyberpass, viele Schlachten wurden hier ausgetragen und geschichtlich ist es ein ganz interessanter Punkt der Erde, noch im morgendlichen Sonnenschein fotografieren wollte. Ziemlich enttäuscht waren wir aber, als sich der Khyberpass uns als wenig fotogen darbot und auch sonst war nicht viel interessantes an ihm, wir waren wohl auch schon etwas verwöhnt durch unsere lange Fahrt, auf der uns schönere Gebirge und Pässe begegnet sind. Gleich hinter der Grenze auf pakistanischer Seite wollte Manfred einem LKw-Fahrer nicht Platz machen, der uns auf der rechten Seite entgegenkam und erst im letzten Augenblick bog der Lkw ab. Manfred war etwas irritiert und wir kramten in unseren Erinnerungm nach, ob in Pakistan Recht- oder Links-Verkehr ist. Von Indien wußten wir es genau, darauf waren wir auch vorbereitet, aber in Pakistan hatten wir eine Verkehrslücke. Bald konnten wir uns aber davon Überzeugen, dass hier bereits schon Linksverkehr herrschte und .Manfred zog ganz schnell auf die andere Seite der Strasse hinüber. Ziemlich schnell gewöhnte er sich an diese Verkehrsmethode und ich bewunderte ihn, da es doch das 1. Mal in seinem Leben war. Die Kleidung der Leute war noch die gleiche, wie in Afghanistan, jedoch hatten die Männer zum grössten Teil hier Schiebermützen auf dem Kopf. Nachdem wir das Gebirge und den Khyberpass hinter uns hatten, waren wir von der sich uns darbietenden Landschaft und der Wärme fasziniert. Nach wochenlangem staubschlucken war des Grün der Landschaft eine reine Erholung für die Augen. Bald überquerten .wir den Indus und hätten hier gern ein paar Tage verbracht, so sehr waren wir von dem sich unter uns dahinfliessenden Fluss inmitten eines leicht gebirgigen Flußbettes und der sich darum verbreitenden Gegend' angetan. Unser Ziel sollte heute noch Lahore sein, wo wir das Road-Permit für die Einreise nach Indien erhalten sollten. In Rawalpindi machten wir in einem schönen sauberen Hotel Mittagspause und anschliessend träumten wir ein Stündchen im Garten des Hotels im Schatten von Bäumen von der Zukunft und erholten uns ein wenig. Insgesamt fuhren wir an diesem Tage 12 Stunden, niemals zuvor hatten wir eine solange eine Strecke an einem Tag zurückgelegt und waren abends gegen 18 Uhr, noch vor Einbruch der Dunkelheit, in Lahore. Nach einer kleinen Stadtrundfahrt wurde uns ein Hotel genannte in welchem wir mit dem Wagen übernachten konnten. Zuvor gingen wir noch schön essen, hier gibt es überall Air-Condition, da das subtrpopische Klima sich ganz schön bemerkbar macht. Danach kletterten wir gleich in unsere Betten nichtsahnend, dass dies die schlimmste Nacht meiner bisherigen Reise werden sollte. Nachdem ich mich hingelegt hatte, bekam ich solche Schmerzen im Rücken, dass ich weder liegen, sitzen noch stehen konnte, ich krümmte mich vor Schmerzen. Durch mein Jammern fand natürlich auch Manfred keinen Schlaf und endlich, um 1. Uhr nachts, erinnerten wir uns an unsere Reiseapotheke und ich nahm gleich 2 Tabletten auf' einmal. Da ich auch noch die Toilette aufsuchen musste, wurde die Hotelleitung auf uns aufmerksam und veranlasste, dass wir das Hotelgelände verlassen mußten, nicht ohne dass Manfred, der vorher ganz schön protestierte, was aber nichts half. Ich merkte den Rest schon gar nicht mehr richtig, denn die Tabletten taten bereits ihre Wirkung und ich war meiner Schmerzen behoben und fand endlich Schlaf. Am nächsten Morgen fuhren wir gleich zur Besorgung des Road-Permits zur High-Commission, was sehr schnell ging, und gleich weiter nach Ferrezpuro, der indischen Grenze. Hier befreite mich Manfred mit einem überstarken Tee von meinem tranceähnlichen Zustand, der immer noch von den Tabletten in meinen Knochen war, jedoch die Schmerzen waren wie verflogen. Die Strasse zur Grenze ist zwar asphaltiert,- übrigens die einzige, die Pakistan mit Indien seit dem Krieg 1965 verbindet, führt aber durch ein weites Sumpfgebiet und die Fliegen machen uns ganz schön zu schaffen. Die pakistanische Seite der Grenze war schnell durchfahrene jedoch die Inder machten einige Schwierigkeiten und schon in Afghanistan wurden wir von einer Zollbeamtin gewarnt, die besonders streng sein sollte, was auch zutraf. Wir hatten Glück und kamen nicht zu ihr, aber 3 Stunden dauerte auch unsere Abfertigung insgesamt, Hier trafen wir auch wieder auf die beiden Engländer Keith und Jim, die wir in Band-i-Amir kennengelernt hatten. Als der ganze Spuk vorüber war, liessen wir uns, durch die Hitze ziemlich erschöpft, einige 100 Meter hinter der Grenze auf unsere Liegematte fallen, um etwas auszuruhen und vor allem etwas zu essen, denn bis dahin verspürten wir keinen Appetite was sich aber jetzt doppelt merkbar machte. Unser Geld hatten wir in den Scheinwerfern des Autos versteckt, doch darauf ist das schlaue Auge des Gesetzes nicht gefallen. Eigentlich wollten wir sofort nach Delhi weiterreisen und kamen gegen Abend in die Stadt Ludhiana. Auf der Suche nach einem schöner Platz für Auto und uns entdeckten wir einen wunderschönen Garten mit einem Wachposten davor. Es war das Universitätsgelände der Fakultät Landewirtschaftsbau und Biologie. Uns wurde gestattet, die Nacht dort zu verbringen und wir genossen so richtig die himmlische Ruhe in diesem herrlichen Garten. Am frühen Morgen entdeckten wir die verschiedensten Arten von Blumen und Gewächsen, die wir bisher nicht kannten, machten Jagd auf Schmetterlingen, sahen den Vögeln bei ihrem lustigen Gehüpfe und Geschnäbel zu und erschreckten grosse Frösche die sich ganz wohlig halb im Wassertümpel liegend, von der Sonne bescheinen liessen. Das einzige unangenehme war, dass uns die Fliegen nachts immer wieder pisakten und so machte ich mich daran, aus Monikas Gardine ein Moskitonetz zu fertigen Ich war einige Stunden damit beschäftigt und Manfred machte inzwischen die Bekanntschaft von 2 Studenten, die hier im Studentenheim wohnten, ihm beim Einkauf von Lebensmitteln halfen und anschliessend uns zum Essen in die Mensa einluden. Danach zeigten sie uns das ganze Universitätsgelände mit allen Gebäuden, der Bibliothek und auch den Frauenhäusern. Anschliessend wurde im Zimmer eines Kommulitonen vor Ihnen heiss über verschiedene extreme Gegensätzlichkeiten unseres und ihres Landes diskutiert. Meistens waren sind es Sikhs, die hier studierten und man sagt in Indien, dass diese Leute die intelligente Schicht in Indien bildet. Sehr bewundert haben wir die Sportbegeisterung der jungen Studenten, die trotz der grossen Hitze, täglich auf einem nahegelegenen Platz trainierten. Hier in Ludhiana habe ich meine ersten freien Papageien zu sehen bekommen, grüne und blaue. Da es uns so gut hier gefiel, beschlossen wir noch einen Tag der Ruhe und Erholung zu geniessen und erst nach 2 Tagen machten wir uns wieder auf den Weg. Da meine Schmerzen nicht mehr wiedergekommen sind, änderten wir unsere Fahrtrichtung, und fuhren Richtung Amritsa um später weiter nach Kaschmir zu kommen. Amritsar ist die heilige Stadt der Sikhs mit dem goldenen Tempel. Hier im goldenen Tempel lesen Tag und Nacht Gurus aus dem heiligen Buch vor, begleitet von ununterbrochen spielenden Musikanten. Es ist eine leise Musik auf Saiteninstrumenten und gleichzeitig werden heilige Hymnen dazu gesungen. Das heilige Buch enthält die Lehren des Guru Nanak, des Gründers der Sikh-Religion, die ca. im 15 Jahrhundert entstand. Der goldene Tempel, auch Darbar Sahib genannt, ,ist Umgeben von einem künstlich angelegten See. Mit dem Ufer ist er durch einen marmornen Damm verbunden und auch die am Ufer befindlichen Wandelhallen und breiten Terassen sind aus Marmor erstellt Das Innere des Tempels zieren viele kostbare Metalle und Edelsteine, jedoch findet man keine Statue und kein Heiligenbild darin. Die äußeren Merkmale der Sikhs sind die hübschen Turbane die Bärte, die wie die Haare nie geschnitten werden dürfen und ein eiserner Armreif. Die Sikh-Frauen tragen keinen Sari Sondern weite bunte Hosen mit ein losen Oberteil darüber. Nachdem wir noch einiges in der Stadt gekauft hatten, gingen wir chinesisch Essen und danach ging die Fahrt nach Kaschmir weiter. d. h. wir kamen bis kurz hinter Batala und fanden, hier einen Platz zum Schlafen bei einem Ärzte Ehepaar. Ein kleines Krankenhaus war dabei mit Toilette und Dusche, was aber nicht belegt war, wie uns der Doktor erklärte, da heute Sonntag und morgen Feiertag wäre. Das Haus des Arztes und seiner Angestellten lag etwas im Hintergrund, so dass wir glaubten, hier ein schönes ruhiges Plätzchen gefunden zu haben. Lange hatten wir die schöne Ruhe nicht, da kam die Polizei mit einem Kriminellen und nahm hier die Personalien des Übeltäters auf. Sogleich waren viel Leute versammelt und auch wir wurden bei dieser Gelegenheit gebührend bestaunt. Als sich alles wieder zurückgezogen hatte, kam die nächste Störung, und zwar in Form eines Treckers, der einen Betrunkenen anbrachte. Da hier ärztliche Hilfe notwendig erschien, wurde er zum Ausnüchtern in ein Krankenbett beordert. der Onkel Doktor guckte einmal nach ihm und dann war wieder alles still. Als wir morgens aufwachten, war von ihm nichts mehr zu sehen, wahrscheinlich ging der Rausch doch ziemlich schnell vorüber. Als wir am Abend zuvor den Doktor um die Erlaubnis zur Übernachtung in seinem Garten baten, wurden wir sofort als Gäste in sein Haus gebeten und zum Gruss wurde uns ein Becher Wasser gereicht. Da wir nicht so schnell trinken wollten, erklärte er uns, dass hier das Wasser auch für uns trinkbar sei, jedoch nicht im südlichen Indien. Wir tranken dann auch unbesorgt das schöne, kühle Nass unbesorgt, ohne dass wir später Kummer gehabt hätten. Am anderen Morgen bekamen wir zum Frühstück 10 Eier von ihm geschenkt und als wir uns verabschiedeten, mussten wir versprechen, dass wir auf dem Rückweg wieder, bei ihm übernachten würden.
Wir setzten unsere Fahrt weiter fort und waren zur Mittagszeit in Jammu. Hier assen wir zum 1. Mal in einem echt indischen Esslokal. Verschiedene kleine Schälchen mit Erbsen, Spinat, Blumenkohl, KartoffeIn, gemischtem Salat, Reis und Brot, wurden uns vorgesetzt. Alles war jedoch ziemlich scharf, wie wir es bisher nie gewohnt waren und mit Fanta und Cola wurde der grosse Durst gelöscht. Weiter ging die Fahrt und eine herrliche Berglandschaft mit vielen Serpentinen nahm uns auf. Gegen Abend erreichten wir, das Dorf Kud, welches uns so sehr faszinierte, dass Wir beschlossen, hier zu übernachten. Es war mit Abstand unser schönster Übernachtungsplatz und Manfred fühlte sich in seine Heimat, dem Schwarzwald, versetzt. Wir standen auf einer kleinen Anhöhe, umgeben von tiefschwarzen Bergketten mit dichtem Wannenwald bewachsen. Schon als es dunkel war, fiel es uns schwer, schIafen zu gehen und wir genossen noch lange die nun in mattes Mondlicht getauchten Wälder um uns herum und die friedliche StiIle. Am nächsten Tag erreichten wir Srinagar die Hauptstadt von Kaschmir, unserem vorläufigen Endziel, denn hier gedachten wir einige Tage auf einem Hausboot Urlaub zu machen. Die Fahrt dorthin war mit die schönste auf unserer ganzen Reise. Uns nahm zuweilen ein schmales Tal auf, das von dem Ihelumfluß durchflossen wird; danach wurde das Tal breiter und terassenförmig angelegte Reisfelder wurden gerade geerntet. Dann kamen wir über den Banihal-Pass und passierten anschliessen den Jawarhar-Tunnel, dem grössten Tunnel Asiens, z. T. von Deutschen erbaut. Uns erschien die Durchfahrt endlose, aber auch sie war einmal zu Ende und danach nahm uns: das Kaschmir-Tal genannt "happy valley": auf. Leider begrüsste es uns mit Regen, was aber glücklicherweise nur einem Vormittag dauerte, dann schien die Sonne wieder. Am Eingang von Srinagar begegneten wir einem deutschen Bus, würden gleich zu einer schönen Tasse Kaffee eingeladen und danach suchten wir das Hausboot auf, das zuvor von den beiden Deutschen gemietet worden war. 40 Rupies sollte hier der Preis mit Vollpension für 2 Personen sein, aber uns war es doch zu unsauber und der Bootsinhaber zu aufdringlich und zu redselig. Nachdem wir uns von ihm mit Tee und Kuchen bewirten liessen, verlangten wir eine Überlegungszeit und liessen uns noch zu einem anderen Boot fahren. 80 Rupies, also das doppelte, sollte es hier kosten, aber es war im .Gegensatz zum ersten ein Luxusboot Hier scheiterte der Plan der Mietung daran, dass der Inhaber sich nicht gut mit der Polizei stand, d. h. sie nicht Rupien spikte, so dass unser Wagen nicht an der Polizeistation abgestellt werden konnte, was jedoch für uns von grosser Wichtigkeit war. Da die Hausboote auf der gegenüberliegenden Seite, des Kanals und somit auch der Strasse lagen, wollten wir den Wagen nicht unbeobachtet stehen lassen. Eine Anzahlung von 20 Rupies hatten wir schon geleistet, die ich jetzt wieder abholen musste und mit viel Tücke und Geschicklichkeit versuchte der Besitzer des Bootes, uns doch noch zu halten, da zu dieser Jahreszeit der Gästestrom ins Kaschmirtal bereits sehr gering ist. Widerwillig händigte er mir dann das Geld aus und ganz erschöpft und ausgelaugt von dem vielen Gerede suchten wir uns ausserhalb der Stadt mit unserer Karoline einen Schlafplatz wie gehabt. Am nächsten Morgen fuhren wir die ganze Gegend ab, um uns ein geeignetes Hausboot zu suchen, welches auch Platz in der Nähe für das Auto hat und nach über 3 Stunden Fahrt durch herrlich alte Dörfchen, durchzogen von vielen Kanälen, dann wieder auf Uferstrassen des Dal- und Nagin-Sees kamen wir endlich, 4 km, ausserhalb Srinagars, an das Boot "New. Dilshad". Der Bootsbesitzer kam uns schon entgegen und da auch eine herrlich grosse Wiese davor war, konnten wir unsere Karoline direkt vor dem Boot parken. Herrlicher ging es gar nicht und für 50 Rupies pro Tag blieben wir hier eine ganze Woche. Wir kommen uns hier vor wie in einer Oase, umgeben von Seerosen und anderem Wasser- und Tanggewächs und im Hintergrund, rings um uns herum, wohin wir auch schauen, die höchsten Berge der Welt, das Himalajamassiv.. Es wird von den Einwohnern sofort registriert, dass wieder Neuankömmlinge zu versorgen sind und sie kommen alle mit ihren Schikaras, wunderschönen farbenprächtigen Gondeln, in denen man wie in einer Sänfte sitzt. Pro Tag kostet eine Fahrt 10 Rupies und auch wir liessen uns so richtig erholsam und voller Zufriedenheit die herrliche Pracht des Dal- und Nagin-Sees, die durch verschiedene Kanäle miteinander verbunden sind, zeigen. Manchmal durchfuhren wir Wasserstrassen die an unseren heimatlichen Spreewald erinnern mögen, gleich darauf nahm uns wieder ein riesiges Seerosenbeet auf und ein Stück weiter wucherte um uns herum das Schilf so hoch, dass wir nur noch auf Wasservögel und Enten achteten, welche so farbenprächtig und auch wiederum so wild aussahen, wie wir sie zuvor nie gesehen hatten. Manfred und ich waren uns einig, dass es das schönste Urlaubsparadies ist, was wir je zu sehen bekommen haben. Jeden Morgen, nachdem wir gefrühstückt und unseren Rundgang durch das Hausboot gemacht hatten, es war wunderschön durchflutet von der morgentlichen Sonne, kamen die Händler mit ihren Booten und boten Blumen, Obst, Süssigkeiten und verschiedene andere Sachen feil. Für uns war es eine schöne Abwechslung, so vom Fenster aus einkaufen zu können und wir hatten viel Spass am Handeln. Die Leute sind hier sehr nett, nicht so aufdringlich und neugierig, wie in Indien und fast alle von einer gewissen Höflichkeit. Ein Abstecher in die Stadt mit dem Wirt unseres Boot war für uns ebenfalls von grossem Interesse, denn uns wurden Teppichwebereien, Lederfabriken und verschiedene Sehenswürdigkeiten der Altstadt Srinagars gezeigt. Selbstverständlich rechneten alle mit einem guten Geschäft und tatsächlich waren wir von der Lederbekleidung so angetan, dass wir uns hier jeder einen Lederanzug massanfertigen liessen und Manfred noch eine schicke Lederfelljacke und seine bisher immer noch heißersehnte lederne Fototasche für insgesamt 1100 Rupis bekam. Gleich am ersten Tag unserer Ankunft am Dal-See begegneten wir unseren Engländern, Jim und Keith, denen wir zum 1. Mal in Band-i-Amir guten Tag sagten und sie besuchten uns nach einigem Suchen auf unserem Hausboot. Auch wir wurden zu ihnen zum Tee eingeladen und lernten hier ihren Wirt, einen sehr netten Kaschmir kennen, der uns auch bei einem Bummel mit dem Landrover "Tiger" von Jim und Keith, durch Srinagar begleitete. Nach dieser Fahrt bewunderte ich die beiden, dass sie die lange Fahrt in diesem Fahrzeug zurückgelegt hatten. Wenn es auch sehr geländegünstig ist, so kommt man sich darin wie auf einem Pferd vor, Durch die wenige Federung wird jede Unebenheit der Strasse übertragen und kommt aus dem Geschuckel nicht heraus. Die Fahrt war sehr lustig, jedoch war ich froh, auch wieder aussteigen zu dürfen. An einem Tag besuchten wir einen der wunderschön angelegten Mogulgärten aus der Zeit Kaiser Asokas, die zu den reizendsten Sehenswürdigkeiten Indiens zählen. In Terassen angelegt immer wieder von Springbrunnen unterbrochen, wandelt man hier durch eine unübersehbare Fülle von Blumen und Gewächsen. Am letzten Tag unseres Aufenthaltes auf dem Hausboot war eine Fahrt mit unserem Hausboot war eine Fahrt mit unserem Wirt als Führer in die hohen Berge, mit Ziel Sunnemark, geplant und einen Tag zuvor gesellten sich Hein und Roswitha aus München zu uns, die mit Fahrrädern die ganze Umgebung abfuhren, um auch für sie ein geeignetes Hausboot auszumachen. Erst einen Tag zuvor waren sie im Kaschmirtal eingetroffen und hatten die Nacht auf einem der billigsten Hausboote auf dem Kanal, der die Stadt durchfliesst, verbracht. Ich glaube 5 oder 8 Rupies haben sie hier mit Frühstück bezahlt, aber es war ein elender Schuppen gegen unser schönes Boot. Als sie hörten, dass wir im Begriff waren, wieder abzureisen, stimmten sie sofort zu, unser Boot zu übernehmen und auch die Fahrt ins Himalajamassiv am anderen Tag machten sie .gleich mit. Wir fuhren ungefähr 2 Stunden mit dem Wagen und dann wurde der Rest der Strecke mit einem etwa 2-stündigem Spaziergang in 3000 m Höhe zum Gletscher bewältigt. Die Wanderung war einmalig schön; die Berge um uns herum schneebedeckt, viele Laubbäume leuchteten im. herrlichsten Gold und nie zuvor haben wir eine herbstliche Wanderung mehr genossen, als hier. Immer wieder mussten wir auf unserem Weg Bäche überqueren die uns hier silbrig erschienen. Es war nicht immer ganz einfach und zum Schluss holte sich Manfred auch einen nassen Fuss, weil er die Balance auf einem Stein nicht zu halten vermochte. Es gab ein herrliches Gaudi für uns. Am Fusse. des Gletschers machten wir eine Teepause und bewunderten die Leute, die zu Pferd diesen Weg zurückgelegt hatten. Wir hatten uns für Schusters Rappen entschlossen, da die Preise pro Pferd so enorm waren, dass sie in keinem indischen Verhältnis mehr standen. Trotz dieses herrlichen Tages war in uns die Erwartung, nun hier auf dem Dach der Welt zu sein, nicht ganz so erfüllt worden, wie wir geglaubt hatten, da es uns zu sehr an unsere Alpen, wenn auch in kleinerer Ausführung, erinnete. Viele Strassen waren hier aus militärischen Gründen, alles in Bezug auf den zu erwartenden Krieg zwischen Indien und Pakistan, gesperrt und nur mit Genehmigung passierbar. Von einer solchen gesperrten Strasse sollte man zu einem 7000der sehen können und mit einem charmanten Lächeln von Roswitha und mir wurde von dem Strassenpost die Weiterfahrt gestattet. Nicht allzu lange konnten wir bleiben, die Strasse ziemlich eng an einem Berghang gebaut worden war und bald ein Konvoi Militärfahrzeuge, wie er uns laufend auf unserer Fahrt ins Kaschmirtal begegnet war, erwartet wurde. Wir bekamen nur den Gipfel dieses Berges zu sehen und nachdem wir wieder den Wachposten passierten, wurden wir zu einer Tasse Tee eingeladen. Proviant für diesen Tag hatte unser Wirt mitgenommen und die Hauptmalzeit bestand aus Pellkartoffeln, Sandwiches und gekochten Eiern.
Der nächste Tag sollte unser Abreisetag sein und brachte für uns einige Aufregung ganz besonderer Art. Zuerst gab es Differenzen mit unserem Bootsmann, da er mehr Bakschisch verlangte, als Manfred ihm zugebilligt hatte. Manfred gab ihm dann des lieben Friedens willen seine gewünschten 50 Rupies, wir blieben dafür jedoch einen Tag länger auf dem Boot in Kost und Logis, was ihm im Endeffekt keinen Pfennig Trinkgeld einbrachte, aber das wurde von ihm, glauben wir wenigstens, gar nicht bemerkt. Die Hauptsache war dass er seine 50 Rupies Bakschisch in Händen hielt. Nachdem diese Sache geklärt war, kam die Kunde von einem Schikaramann, dass ein weisser VW-Bus mit 2 1/2 Personen in Srinagar eingetroffen sei. Wir vermuteten hier unsere Schweden, Georg und Lena, von denen wir uns in Kabul getrennt hatten es war vor ungefähr 3 Wochen, und liessen sie suchen. Da unser Bootsmann hier ein weiteres Geschäft witterte, beteiligte er sich in grossem Mase, und nachdem wir, einen Tag vergeblich gesucht hatten, immer wieder wurden sie gesehen, waren aber vor unserem Eintreffen bereits weitergefahren, konnten wir sie schliesslich am kommenden Morgen aus dem Schlaf rütteln. Unser Bootsmann war mitgekommen als Wegführer, denn alleine hätten wir nie zu ihnen gefunden und natürlich war die Überraschung gelungen, denn sie wussten nichts von unserem Hiersein. Da wir das Kaschmirtal verlassen wollten, entschlossen sie sich, gleich mit uns zu kommen. Zuvor hielten wir jedoch noch einen gemütlichen Plausch auf unserem Hausboot mit Hein und Roswitha und vom Bootmann wurde der Tee serviert. Als er merkte, dass hier doch kein Geschäft zu machen ist, wurde sein Gesicht immer saurer, aber Tee servierte er weiter, dass gehört zur Gastlichkeit. Gegen Mittag verliessen wir den Nagin-See, kehrten zum letzten Mal in Srinagar in ein Lokal ein, und deckten uns noch einmal mit Nüssen und Äpfel ein, die hier so billig waren und so ausgezeichnet schmeckten, dass wir die ganze spätere Reise daran zurückdenken mussten. Walnüsse haben wir hier Pfundweise verzehrt, da man sie schon bereits geknackt kaufen konnte. Nun ging die Fahrt wieder zurück durch das Kaschmirtal, es gibt nur einen Weg, um wieder hinaus zu kommen und da uns der Tunnel und die Landschaft weitestgehend bekannt war, verbrachte ich die Zeit, Manfred beim Fahren mit der Mundharmonika zu unterhalten. Lena und Georg kannten ein Resthouse mitten in den Bergen an einem wunderschönen klaren Bach und bis hier sollte uns .der. nächste Tag bringen. Kurz nach Einbruch der. Dunkelheit erreichten wir auch diesen Platz und wurden von ein paar Polizisten, die ebenfalls, hier die Nacht verbringen sollten, zu einem Drink und zum Essen eingeladen. Am nächsten morgen nahmen wir alle ein kühles Bad in dem Flüsschen und beratschlagten, noch den ganzen Tag hierzubleiben. Das Essen wurde wieder mit den Polizisten eingenommen und Milch zum Frühstück wurde auch für uns organisiert. Nachdem Lena und ich am Vormittag unsere "grosse Wäsche" im Bach hatten, verbrachten wir den Nachmittag allein voller Erholsamkeit mit Lesen, Kartenspielen und Schlafen. Am nächsten Morgen ging die Fahrt weiter und wir kamen bis kurz vor Pathakot. Eine kleine schmale Strasse brachte uns auf den Weg ins Kulu-Tal und Georg suchte hier einen schönen Schlafplatz inmitten eines Waldes auf einer kleinen Lichtung aus, oberhalb von einem breiten Flussbett, was jedoch zum grössten Teil ausgetrocknet war. Viel Kuhmist lag um uns herum und wir vermuteten hier einen Weideplatz. Am anderen Morgen waren wir dann auch nicht mehr allein. Eine ganze Karawane von Nomaden war in unserer Nähe und hatte natürlich auch ihren Viehbestand bei sich. Die Frauen waren in bunte Seidentücher gehüllt und überund über mit Schmuck und Perlen behangen. Da sie keinen festen Wohnsitz haben, tragen sie ihre ganzen Habseligkeiten bei sich und so wird auch der Schmuck zur Schau gestellt. Wir konnten hier zum ersten Mal den Vergleiche zwischen afghanischen und indischen Nomaden stellen und dabei feststellen, dass es in Indien die eigentliche Not infolge von Wassermangel oder zu viel Wüste, nicht gibt. Wasserhähne gibt es für die ganze Bevölkerung in den Dörfern und in den Städten an fast jeder Strassenecke und die zum Teil ausgetrockneten Flüsse führen immer noch so viel Wasser, dass damit das Vieh getränkt werden kann. Hier an diesem Platz hörten wir zum ersten Mal nachts das Gekreische von Affen und ich war zuerst ein wenig erschrocken, da ich nie zuvor ähnliches gehört hatte und Georg erst später sagt dass es sich um Affen gehandelt hat.
Wir fuhren dann weiter und erreichten gegen Mittag Dahrmsala, Exilort des geflüchteten Oberhauptes der Tibetaner, dem Dalei Lama. Tibet wurde von den Chinesen eingenommen und 1958 wurde ihm von den Indern dieser Ort Zur Verfügung gestellt und mit ihm kamen ca. 80 000 Tibetaner, die jetzt hier zum größten ein neues Zuhause gefunden haben. Hier in dem nördlichen: Berger Indiens wurde eine kleine Nachbildung Lhasas geschaffen, natürlich in Einiaturausthrung und der neu errichtete Tempel des Dalai-Lama kommt uns sehr modern in seiner Bauform vor. Es ist gerade Messe und die Leute, meistens Mönche in dunkelroten und gelben Gewändern sitzen auf dem Fussboden oder ausserhalb des Tempels und lauschen den Worten ihres Oberhaupte. Es wird uns gestattet, zu fotografieren jedoch nur, wenn wir nicht stehenbleiben, sondern uns um den Tempel herum bewegen. Auch hier müssen wir zuvor die Schuhe ablegen und grosse Bewunderung geniessen von uns zwei ziemlich alte Nonnen, die immer und immer wieder in Gebete versunken auf die Knie fallen, sich mit dem Kopf zur Erde neigen, um gleich danach wieder aufzustehen. Männer und Frauen tragen hier die Haare ungeschnitten, hinten zusammengeflochten in einen langen Zopf, der bis auf die Hüften herunterfällt. Sehr beeindruckt waren wir von der überaus grossen Freundlichkeit und Höflichkeit dieser Menschen und immer treten sie uns lächelnd entgegen, und grüssen mit "namaste", beide Hände werden dazu in Bittform erhoben. Die tibetanische Küche unterscheidet sich sehr von der indischen. Alles ist sehr mild und wenig gewürzt, in der Hauptsache sind es Teigwaren mit Fleisch- oder Fischeinlagen. Es ist für uns ungewohnt, aber es schmeckt nicht schlecht. Für 2 Personen zahlen wir zusammen umgerechnet 95 Pfennig. Der Tee ist hier ausgezeichnet und ein grosses Glas kostet 5 Paise. Am Nachmittag mache ich einer Bummel durch die schöne Bergwelt, oberhalb von Dahrmsala und genieße den Blick auf die vielen kleinen einfachen Häuser mit den vielen Gebetsfahnen, die wir bisher nirgendwo erblickten. Manfred machte derweil ein Nickerchen und als ich wieder zum Wagen kam, sah ich ihn im Gespräch mit einer vermeintlichen Tibetanerin, der Tracht nach zu urteilen. Wie sich jedoch herausstellte, war es eine Kielerin, die hier in Dahrmsala ein S.O.S.-Kinderdorf leitet unter Schirmherrschaft der Schwester des Dalai-Lama. 15 Jahre hat sie bereits in Orissa/Indien ein solches Dorf geleitet und nun ist sie hierher geholt worden. Auch sie freut sich, einen Plausch mit Landsleuten machen zu können und zum nächsten Morgen sind wir ins Kinderdorf eingeladen.
750 kleine Tibetaner werden hier von der UNESC0 betreut. Zum Teil sind es Waisen oder Kinder aus verarmten Familien, welche sozial nie mehr imstande sind, alle Familienmitglieder zu unterhalten. Frau Ursula Eichstädt holte uns mit ihrem Wagen im Dorf ab und führte uns in ihr Reich Es war noch weiter oben in den Bergen und unseres Erachten schon ziemlich kühl, aber viele kleine Kinder liefen hier noch Barfuss und leicht bekleidet herum. Immer wieder wurde uns das Begrüssungswort "dajidaleh" zugerufen. Im Dorf angekommen, waren wir sofort von eine grossen Kinderschar umringt und viele kleine Hände streckten sich uns entgegen. Wir bekommen das ganze Dorf mit fast 30 Häusern zu sehen, einige davon sind noch im Bau. An jeder Hand halte ich eine kleine "Taschi Kora" so die Namen der beiden kleinen Mädchen. Manfred hat zeitweise einen "Sohn" an der Hand und 3 kleine tibetanische Rangen hielten sich immer dicht hinter ihm. Bis zum Mittagessen blieben sie bei uns, dann zog jedoch der Fressnapf mehr, als wir und wir konnte das Eßzeremoniell mit ansehen. Diszipliniert begaben sich alle Kinder zu ihren Schüsseln die in einer Reihe auf dem Hof standen, sangen ihr Gebet Und erst dann durfte gegessen werden. Keiner fiel aus der Rolle. Bis zum 12. Lehensjahr dürfen die Kinder hierbleiben, angefangen vom Babyalter und auch hier in der Kinderkrippe ist schon diese Disziplin zu spüren. So lange das Wetter es zuläßt, wird im Freien gegessen. Die Räume selbst sind sehr einfach und peinlich sauber gehalten. Abschliessend werden wir von Frau Eichstädt zu einem Tee in ihrem Privatraum eingeladen und ein dienstbarer Geist steht dabei, um nach jeden Schluck nach tibetanischer Sitte das Glas gleich wieder aufzufüllen. Nachdem auch Tatti sich hier richtig mit den Kindern ausgetobt hat, er war unumstrittener Mittelpunkt Mit seinem
blonden Haarschopf, sagten wir adieu und verlassen Dahrmsala in Ricktung Kangra. Hier besichtigten wir einen Sikh-Tempel, der in unserer Augen äüßerst kitschig in seiner Farbgestaltung war und auch das innere Heiligtum des Tempels war ausgesprochen geschmacklos und erinnert an die Götzen der katholischen Kirche. Künstlerisch hatte dieser Tempel ebenfalls nichts zu bieten und wir zogen
etwas enttäuscht weiter. Bald darauf mussten wir, wie schon des Öfteren, beim Verlassen eines Bundeslandes, Wegezoll bezahlen, 7 Rupien hier und gleich danach überquerten wir ein ausgetrocknetes Flussbett dass zum grössten Teil aus Steinen bestand. Karoline steckte bald bis,
zum Auspuff in den Steinen und Fridolin musste bald darauf freigeschaufelt werden. Wie immer, standen einige Inder herum und guckten interessiert zu, wurden aber von uns angewiesen, mitzumachen. Einige machten sich gleich darauf aus dem Staube, von Arbeit hält der Inder überhaupt nichts, einige aber blieben und halfen schaufeln und anschliessend schieben und so kam alles bald wieder ins Lot und wir konnten unsere Fahrt fortsetzen. Das nächste Ziel sollte Simla sein.
18.10.71
Kurz hinter dem Flussbett verfehlten wir jedoch die Abzweigung der Hauptverkehrsstrasse und mussten ca. 50 km durch sehr unwegsames Gelände fahren, dass Manfred kurz vor der Verzweiflung stand. Ausserdem war auch noch Rama-Fest und hierzu wurde in den kleinen Dörfern mitten auf der Strasse, wenn man überhaupt von Strasse reden kann, eine Feuerstelle aus Steinen geschaffen und am Abend erglühten überall diese Feuerchen zu Ehren des Gottes Rama. Um all diesen Feuerstellen; den verschiedenen Schlaglöchern und sonstigen Hindernissen auszuweichen, erforderte Manfreds ganze Nervenkraft und er war kurz vor dem Platzen, als wir in der Ferne unsere Asphaltstrasse schimmern sahen. Dies hatten wir geschafft, aber jetzt kamen nur noch Kurven und auch diese Fahrerei machte bald auf die Dauer keinen Spass mehr. Landschaftlich wurden wir jedoch für alles entschädigt. Es war einmalig schön und wir konnten den Ausdruck unseres Reiseführers, der von den "lieblichen Himalaja-Tälern" sprach nur bestätigen. Wir waren fasziniert' von der herrlichen Blütenpracht in 2000 m Höhe und waren immer wieder begeistert von der Abwechslung dieser Landschaft. Oberhalb von tiefblaue Seen führte unsere Strasse entlang um gleich danach nach einer Kurve den Blick auf einen grasgrüner See in der Ferne freizugeben. Tiefe Tannenwälder säumten die Berge um uns herum, die wiederum manchmal in herrlichen Plantagen von Reisfelder oder uns unbekannten Blütenwiesen übergingen. Unser Weg führte uns über Bergrücken, zu beiden Seiten der Strasse fiel der Berg steil ab und unter uns sahen wir Wolkenfetzen dahinziehen. Weit in der Ferne leuchteten immer wieder die Riesen dieser Welt schneebedeckt zu uns herüber, bis sie wiederum von einer Wolkenwand eingefangen wurden. Simla erreichten wir zur Mittagszeit. Es ist unverkennbar dass diese Stadt von den Engländern gebaut wurde, und man kann sich nur nicht vorstellen, hier in einer indischen Stadt zu sein. Noch heute ist Simla der Ort, in dem man nur einigermassen begüterter Inder in der Monsumzeit seinen Urlaub verbringt., um so der mörderischen Hitze im heissen Delhi oder anderen grösseren Städten zu entgehen. Eingebettet von herrlichen Bergzügen liegt Simla auf dem Kamm eines Berges, umgeben von dunklen Tannenwäldern und wir geniessen so recht die Einmaligkeit dieser Umgebung. Fast die ganze Stadt besteht alas schmalen 4 bis 5-stöckigen Hochhäusern, aneinandergereiht, mit spitzen Giebeldächern und farbigen Vorderanstrichen. Die Strassen sind für indische Verhältnisse sehr sauber und auch das indische Essen mundet uns hier besonders gut. Es ist sehr reichlich und nicht besonders scharf. Nach einem Bummel durch die Stadt verlassen wir diesen Ort und suchen uns ein herrliches Plätzchen zum Schlafen in 1400 m in Höhe.
Am Rande einer Strasse, die nicht allzu sehr befahren wird, finden wir unseren Platz, umgeben von hohen Tannen. Um uns herum tiefe Einsamkeit. Aus der Ferne hören mir das Knallen der Feuerwerkskörper von den entfernt liegenden Dörfern und Städten und hoch über den Berggipfeln sehen wir vereinzelt Leuchtkugeln am Himmel verglühen. Es erinnert an eine Sylvesternacht bei uns, und nur die und am Tage immer wieder begegneten Tempel und Götzen des Gottes Rama erinnern uns, dass hier in Indien das Fest dieses Gottes gefeiert wird. Der nächste Morgen bringt uns von unseren luftigen Höhen hinab ins flache Land und unser nächstes Ziel ist Chandigarh. Der Temperaturunterschied ist auch erheblich, denn mit dem flachen Land nimmt uns ebenfalls die hier übliche Hitze auf. Chandigarh ist eine nach den modernsten Gesichtspunkten von Le Courbussier erbaute Stadt und erinnert im grossen und ganzen an unser Hansaviertel in Berlin. Es ist die einzige Stadt Indiens, die nach dem. 2. Weltkrieg vollkommen neu errichtet wurde und hat demzufolge such keinen einzigen indischen Charakter aufzuweisen, Es war zwar interessant für uns derartiges in Indien anzutreffen, aber es hielt uns nicht lange hier und nach dem Essen war nur noch unser einziges Ziel am heutigen Tag Delhi. Wir hofften auf Post aus der Heimat und auf schnellstem Weg brausten wir der 4 Millionen-Stadt entgegen. Delhi teilt sich auf in "Delhi" und "Neu-.-Delhi". Zuerst durchfahren wir Neu-Delhi und meinen, dass wir uns in einer westlichen Grosstadt befinden. Breite grosszügige Strassen nehmen uns auf und gepflegte Häuser säumen den Strassenrand. Dazwischen immer wieder weite Rasenflächen. Fast jede grosse Kreuzung schmückt ein Springbrunnen in der Mitte und Strassenbild wird belebt von den vielen offenen Dreiradwagen, ähnlich unseren Tempos, die hier als Mini-Taxe beliebter und billigen sind, als die eigentlichen Taxen. Fast alle Inder tragen hier die schönen bunten Turbane, was bedeutet, dass viele Sikhs in Neu-Delhi zu Hause sind. Die Inderinnen tragen fast ausschliesslich ihre grellbunten Sari oder aber, ein sehr kurzes Kleid, mit Stehkragen und darunter enge weisse Hosen. Auch dieses Kleider aus den feinsten Seidenstoff gearbeitet, gleich dem Sari. Die Haare der Inderinnen werden hier in einem grossen Knoten am Hinterkopf getragen oder äls langer Zopf bis hinunter zu den Hüften geflochten. Da wir DeIhi am spätem nachmittag erst erreichen, reicht es nicht mehr zur Post zu gehen und WiT suchen uns auf Empfehlung von Italienern den Campingplatz im Herzen der Stadt. Hier teilt sich die Stadt und gleich hinter dem Red Fort beginnt das alte Delhi mit seinen vielen Moscheen, die grösste ist die "jama Maschid" und dem Gedränge auf den Strassen von den vielen Rikschas, Autos und Fussgängern. Schmale Strassen gibt es hier nur und viele arme Inder Ieben hier im Elend am Strassenrand. Unser Campingplatz ist zwar sehr sauber, verfügt über eine Dusche und einen Waschraum mit Toilette und herrlichen Gartenanlagen, ist aber äusserst laut und was uns viel mehr missfällt, zu teuer. 10,50 Rupien sollen für einen Tag bezahlen und so bleiben wir eine Nacht, bringen unsere Garderobe in Ordnüng und unterhalten uns mit anderen Weltenbummlern, die wir nie zuvor gesehen haben. Es wird uns aber berichtet, dass unsere 5 Freunde vor 3 Tagen noch hier waren und Richtung Nepal abgefahren seien. Für den nächsten Tag: ist ein Bummel durch die Stadt geplant und mit den Mini-Taxen lassen wir uns zuerst zur nepalesichen Botschaft bringen, um hier ein Visum für das Land zu beantragen. Dann fährt man uns weiter zum Zoo, wir wollen auf jeden Fall die in der ganzen Welt berühmten weissen Tiger Raja und Rani bewundern. Es gefällt uns sehr und wir verweilen einige Stunden in diesem zoologischen Garten, der leicht an einen botanischen Garten erinnert, soviel Flora hat er zu bieten. Danach gönnen wir uns ein europäisches Essen in einem guten Lokal, bummeln noch etwas durch die Strassen mit ihren vielen Auslagen und lassen uns vom Touristik-Büro die Adresse des 2. Campingplatzes geben, den wir aber vergeblich suchen. Ganz resigniert fahren wir zum Eingang des Zoologischen Gartens, da uns hier eine herrliche grossen Wiese in Erinnerung war und am frühen Morgen wollten wir dann sofort in den Zoo, da man hier in aller Ruhe seine Morgentoilette machen konnte. Der Eintritt wäre 50 Paise und die wollten wir gerne bezahlen. Ganz unvermutet finden wir den Landrover von Keith und Jim aus Engländer hier vor und beschliessen zu warten1 bis die beiden kommen. Es dauert auch gar nicht lange und es gibt eine grosse Wiedersehenfreude, denn seit Srinagar hatten wir uns nicht mehr gesehen. Sie wohnen bereits auf dem Campingplatz den wir vergeblich gesucht hatten und so folgen wir ihnen. 3 Rupien kostet es hier pro Tag und jeden Tag bekommen wir die Milch frei Karoline geliefert. Es ist ein riesiger Platz mit viel Bäumen, Wiesen und Sträuchern, die wild durcheinander Wuchern. Ein nicht benutzer Swimmingpool beherbergt. heute viel Gefiedertier und man erzählt uns, dass man hier gut Fasane schießen kann, was natürlich nicht erlaubt ist. Dusche und Waschgelegenheiten sind im Freien, was uns jedoch nicht bekümmert, da es sehr warm ist. Nur Toiletten haben wir keine, sondern ein paar Löcher in die Erde gegraben mit Säcken darum. Hier lernen wir auch die beiden Italiener Maurizip und Patrizio kennen mit ihren Freundinnen Janette und Carol es ergibt sich eine lustige Gesellschaft und am nächsten Tage traf Georg und Lena mit, Tatti in Delhi ein, die Manfred rein zufällig vor dem Touristenbüro traf und sie gleich mitbrachte. Ausser uns waren noch 2 Österreicher mit einem 7-jährigen Mädchen auf dem Platz und ein Engländer, mit einer Österreicherin verheiratet, die über Indien nach Australien auswandern wollen. Beide Paare haben richtige Wohnwagen dabei und sind mit allem Komfort ausgerüstet. Gleich am ersten Tag legte es Georg in seiner charmanten Art und Weise mit den Österreichern an, sie konnten sich nicht riechen. Tatti hatte dagegen mit Margit und Puppi, dem Töchterchen und Hund der beiden nette Spielgefährten. 6 Wochen standen sie bereits auf dem Platz, da sie von hier zuerst nach Südafrika wollten, aber feststellen mussten, das Indien mit der Südafrikanischen Union keinerlei diplomatische Beziehungen unterhält. Nun war Australien ausersehen, aber auch hier warteten sie schon seit Wochen vergebens auf Antwort. 170 US$ besassen sie jetzt noch und wir hörten später, als wir schon lange aus Delhi herauswaren, dass sie Scheckbetrügereien gemacht haben und auch in Österreich kein unbeschriebenes Blatt mehr waren. Ansonsten hatte wir unseren Spass mit Ihnen, da sie immer „Geselchtes" zu Mittag hatten, dass des öfteren nachts die Katze frass. Wir glauben aber eher, dass es Puppi gefressen hatte, es gab aber jedesmal ein Gaudi für uns. Mit Lena und Tatti besuchten wir einen Tag verschiedene Tomben und das Nationalmuseum, um einen Vorgeschmack von der indischen Kunst zu bekommen. Manfred und Georg waren derweil die Gasflaschen füllen. In jeder Grosstadt Indiens bekommt man Propangas. Am Abend besuchten wir beide eine Veranstaltung. über indische Tänze und indische Trachten, was äusserst interessant war. Für den nächsten Tag war dann ein Besuch der Jama Mashid und des Red Fort geplant, was jedoch nicht zustande kam, da Lena ihre Vorliebe für Saris entdeckte und viele viele probieren musste, bis sie :schliesslich eine dunkelgrünen mit Goldborte kaufte. Wir betrachteter dann noch viele Läden mit herrlichen Holzschnitzereien und ich lernte dabei auch gleich den Kitsch vom Echten zu trennen. Ein Tag war noch vorgesehen, unseren Motor zu reinigen und verschiedene Schrauben nachzuziehen. Wobei Jim und Keith helfen wollten. Die Nacht zuvor machten wir ein Lagerfeuer und bei Rum, Bier, Cola und Tee wurde fast die ganze Nacht verbracht. Georg spielte Gitarre und zwischendurch wurde den Österreichern immer wieder ein Ständchen herüber geschmettert. Nach dieser Nacht wurde dann der Motor in Angriff genommen, es sollte auch alles nicht lange dauern, aber bis abends um 9 Uhr wurde am Hinterteil der Karoline gefummelt, bis alles wieder in Ordnung war und die erste Probefahrt gemacht werden konnte. Um Punkt 6 Uhr wird es hier dunkel und mit Kabel von Jim und Keiths Auto wurde eine Lichtquelle zum weiterarbeiten geschaffen. Als alles fertig war, waren alle ganz schöne Dreckspatzen und völlig k.o. was nach der durchgemachten Nacht zuvor auch ganz natürlich wer. Manfred hatte noch immer Kreuzschmerzen von seinen sportlichen Darbietungen, die er in Form eines Kopfstandes auf Jims Landrover gemacht hatte und mit seinen weiten Fliegerhosen sehr atraktiv aussah. Der nächste Tag war Sonntag und vollkommen der Ruhe und Erholung gewidmet. Mittagessen gingen wir im Oberoi-Hotel. Es war zwar nicht ganz billig, aber nie zuvor oder danach haben wir besser und exclusiver gespeist. Wir hatten die Wahl zwischen indischem und chinesischem Essen in Form von Smörgesbrod, man konnte also so viel essen, wie man wollte. Käsesorten waren international vertreten und die Vorspeisen reichten von Hummercocktail bis zu den herrlichsten auserlesenste Salaten. Den Nachtisch beschlossen Puddings, Kuchen, Kekse, Torte oder Eisbecher. Man konnte leider nicht so viel essen, wie das Auge haben wollte, was wir alle sehr bedauerten. Nach vielen Monaten war ich hier das erste Mal wieder Froschschenkel und Reis, was alle anderen natürlich als selbstverständliches Zubehör betrachteten, wurde von uns nicht angetastet. Höchstwahrscheinlich waren wir in den Augen der Köche und Kellner Esskulturbanausen, aber es machte uns überhaupt nichts und schmeckte uns umso besser. Campari, Bier und danach ein schöner Espresso rundeteten das ganze Mahl ab. Wir waren alles so richtig zufrieden und Manfred und ich machten anschliessend noch einen kleinen Ausflug zum Qutab Minar. Hier steht ein Turm Verziert mit arabischen Inschriften aus dem Koran und gehört zu den bedeutendsten Hinterlassenschaften der islamischen Kultur. Daneben befindet sich eine auf einem alten Hindutempel erbaute Mosche, jetzt jedoch auch fast nur noch Trümmer und hier kann man die eiserne Säule aus dem 5. Jahrhundert nach Chr. bewundern, : verziert mit Sanskrit-Versen. Seit 1.500 Jahren ist diese Säule aus reinem Schmiedeeisen ohne die geringste Spur von Rost .geblieben. Es ist bereits später Nachmittag geworden und wir fahren zurück zu unserem Platz. Abends sprechen wir immer noch von dem wundervollen Mittagsmahl am heutigen Tage und denken dabei auch bereits wieder an das morgige Frühstück, wobei es immer ein richtiges Wettrennen, mit den vielen Fliegen hier gibt. Aus dem Teeglas zu trinken, ohne nicht mindesten eine tote Fliege darin schwimmen zu haben, ist bereits eine Seltenheit. Eine Honigschnitte zu essen ist rein unmöglich und als Tattis Kakao einmal auslief, sahen wir nur verwundert zu, wie schnell eine riesige Schar von Fliegen den Kakao vertilgt hatte. Tatti hätte es nicht schneller tun können. Nachts schliefen wir nur mit Moskitonetz und als wir einmal Paral zur Hand nahmen, war es noch unangenehmere die vielen toten Fliegen zu beseitigen, als sich mit den lebendigen abzufinden.
Der nächste Morgen war zur Weiterfahrt geplant und durch einen herrlichen Naturschutzpark von Wasservögeln in der Nähe von Bharatpur, fahren wir durch riesige Sumpfgebiete in Richtung Fathepur-Sikri. Ebenfalls leben hier vereinzelt noch die Maharadschas in alten hochherrschaftlichen Landbesitzen, jedoch ohne Amt und Würden, mit ihren ihren Angehörigen. Dann sind wir jedoch bald in Fatehpur-Sikri, der einzigen Geisterstadt auf unserer indischen Rundfahrt. Vor ca. 300 Jahren wurde sie vom Kaiser Akbar erbaut und bereits nach 16 Jahren wieder infolge Wassermangels verlassen. Die aus rotem Sandstein erbauten Empfangshallen, Ställe und anderen Häuser, erbaut im Mogulstil, sind noch heute sehr gut erhalten und man kann sich kaum vorstellen, dass alles bereits vor 300 Jahren verlassen wurde. Am Fusse der alten Stadt befindet sich heute ein kleines Dorf gleichen Namens und da Manfred bereits auf der ganzen Fahrt die Vorliebe zeigte, sich zuerst immer erst mal ins Gewühle zu stürzen, tat er es auch hier. z. T. war die Strasse so schmal, dass unsere Karoline gerade noch hindurch kam und die Händler ihre Auslagen einsammeln mussten. Die vielen Radfahrer wussten manchmal nicht, wohin mit ihren Rädern, es war schon sehenswert und eindrucksvoll. Als wir noch bei der Besichtigung der verlassenen Stadt waren, hier faszinierte uns speziell die kleine marmorne Moschee. inmitten des grossen Hofes, standen wir ganz unvermutet Hein und Roswitha gegenüber, die wir in Kaschmir in unserem Hausboot zurückgelassen hatten. Wir hatten natürlich eine ganze Menge zu erzählen und tatenmes ausgiebig beim anschliessenden Essen. Sie hatten sich hier nahe der Stadt im DAK-Bungalow eingemietet und kamen gerade aus Agra, wir dagegen setzten unsere Fahrt anschliessend nach Agra fort. Unser erste Weg führte natürlich sofort zum Taj Mahal, wo wir eine Menge richtiger Touristen sahen, das erste Mal seit langem, schön gepflegt mit riesigen Hüten und noch grösseren Kameras auf den Bäuchen. Wir amüsierten uns köstlich. Hier trafen wir auch auf
Maurizio und Carol aus Italien und England und sie gaben uns die Adresse ihres Hotels, wo sie mit ihrem Wagen im Garten desselben übernachteten. Von Hein und Roswitha bekamen wir den Tipp das Taj Mahal am frühen Morgen um 6 Uhr nach Sonnenaufgang zu besichtigen, da man um diese Zeit keine Menschen vorfindet und die einmalige Schönheit dieses Grabmahls, das Schah Jahan zum Gedenken an seine Gattin, Kaiserin Arjuman, im Jahre 1660 errichten liess. Zwei Jahrzehnte sollen 20000 Arbeiter mit dem Bau dieses marmornen Mausoleu beschäftigt gewesen sein und auch für uns war es ein Erlebnis, jetzt davor stehen zu dürfen. Im Schein der aufgehenden Sonne, fast alle in dem riesigen Park mit den herrlichen Wässeranlagen, genossen wir die Monumentalität des riesigen Bauwerkes. Sehr fasziniert waren wir von dem nie zuvor, gehörten unwahrscheinlichen Widerhall im Innern des Taj. Danach besichtigten wir noch das Red Fort hier, das viel schöner als das von Delhi sein soll und tatsächlich könnte ich stundenlang hier verweilen, so wird man von den Bauwerken der Moghul-Kaiser aus rotem Sandstein gefesselt und angetan. 4 Kaiser haben hier nacheinander regiert und an dem alten Prunk ist noch sehr viel gut erhalten. Viele Bauwerke sind in- oder übereinander geschachtelt und so verwinkelt, dass man stundenlang durch die Räume, über Dächer und dann wieder in Verliese gehen kann, ohne die vielen sich abwechselnd darbietenden Varianten müde zu werden. In einem Turm in der grossen Fortmauer sieht man in das Land hinein und unter uns fliesst träge der Jamuna dahin, Bevor wir Agra verlassen, halten wir noch ein Pläuschchen mit Claude und Michel aus Paris, die wir das 1. Mal in Kabul, dann in Delhi und nun hier wieder treffen. Dann geht die Fahrt weiter nach Kajuraho, zu den Liebestempeln, die zwischen 950 und 1050 n.Chr. von der Qhandella-Dynastie erbaut wurden. 85 Tempel sollen es früher gewesen sein, von denen wir heute noch ca. 20 besichtigen können, Auf dem Wege hierher treffen wir wieder auf Georg und Lena, von denen wir uns kurz nach Delhi getrennt hatten. Angekommen in der Tempelstadt, .besuchen wir noch am gleichen Abend den Jain-Tempel. Wir sind sehr begeistert und freuen uns schon auf die westliche Gruppe der Tempel, die in einem grossen Park gelegen ist, mit der 3-m hohen ShivaFigur. Die Tempelskulpturen unterscheiden sich von den anderen durch ihre äusserst realistisch dargestellten Liebespaare, die alle Möglichkeiten der Erotik formulieren. Früher sollen die Tempel inmitten von grossen Seen gestanden haben, bedeckt mit einer Unzahl von Lotosblüten. Heute haben sich die Seen in Wiesen verwandelt und Sumpflandschaften in nächster Nähe weisen auf die alte Vergangenheit hin. Auch die südliche Gruppe der Tempel wurde von uns betrachtete dann besuchten wir noch das kleine Museum und standen auch hier andächtig vor den hinterlassenen Schönheiten längst vergangener Epochen. Dann machten wir uns wieder auf den Weg, im Konvoi mit Georg und Lena. Benares wollten wir gemeinsam besuchen. Hinter Khajurahä nahm uns eine herrliche Landschaft auf, reich bewaldet, leicht hügelig und an den Strassenrändern viele lustige Affen. Ganz unvermutet trafen wir hier auf das deutsche Ehepaar, denen wir zum ersten Mal in Griechenland begegnet waren und dann zum 2. Mal in Erzurum, kurz vor persischen Grenze. Danach hatten wir sie nicht mehr zu Gesicht bekommen. Sie kamen jetzt bereits aus Katmandu und befanden sich schon wieder auf der Rückfahrt. Von Indien hätten sie genug, wie sie sagten und Georg meinte, so entnervt hätte er noch niemanden gesehen, wie diese beiden. Von ihnen erfuhren wir auch, dass sich unsere 5 Freunde z. Z. in Nepal befinden und bis auf einige Schwierigkeiten die sie mit dem Wagen hatten, alle wohlauf sind. Wir klönten noch ein paar Minuten zusammen, dann setzten wir die Fahrt fort. Bevor wir nach Khajuraho fuhren, erlebten wir eine Landschaft, die übersät war von Burgen und Türmen und alle paar Kilometer kommen wir an einem „Hostel“ vorbei. Georg erzählte uns später, dass hier früher sehr viele Überfälle stattfanden und man von den Burgen aus weit über das Land blicken konnte, um feindliche Truppen zu erspähen. Die heutigen Hostel sollen ebenfalls dem Fremden .Sicherheit in der Dunkelheit gewähren. Wir erreichten Gwaloir noch vor der Dunkelheit und waren bemüht, einen Essenstand zu finden, wie wir es von anderen Dörfern gewohnt waren. Wir suchten aber vergebens und hatten während des Suchens eine ganze Schar von Inder, Kinder und Erwachsenen hinter uns. Ich kam mir vor wie der Rattenfänger von Hameln oder übersetzt, wie ein Indienfänger vor. Gwalior verfügt über ein herrliches Fort und das schönste Bauwerk davon ist der .Palast aus dem 16. Jahrhundert und gleichzeitig das Wahrzeichen der Stadt, umgeben von 6 mächtigen Türmen. Hinter der grossen Toreinfahrt zum Fort erhalten wir vom Verwalter, der auch englisch spricht, die Erlaubnis, hier zu übernachten, Bis hierher haben wir auch die ganze indische Meute hinter uns und dann ist friedliche Ruhe. Über uns, auf einen Berg gebaut, von fahlem Mondlicht erleuchtet, die mächtige Burg, vor uns die Ställe mit den Wassertränken für die Tiere und das Wasser spiegelt silbrig durch den Mondschein zu uns herüber. Die Burg wurde von Maharadscha Man Singh, erbaut und ebenfalls der kleine Palast Gujari Mahal, der heute als archäologisches Museum dient. Dieser kleine Palast war seiner Braut gewidmet, die eine echte Amazone war und nur, unter der einen Bedingung seine Frau wurde, dass sie täglich Wasser aus dem Flusse Rai erhalten könne, da ihr nur dieses Wasser ihre Kraft verliehe. Der Maharadscha erbaute ihr daraufhin eine Wasserleitung von ihrem Palast zu diesem Fluss, die noch heute gut, erhalten ist.
Mit Georg und Lena setzten wir unsere Fahrt Richtung Benares, oder Varanasi, wie sie von den Indern genannt wird, fort. Heute war Sonntag und wir kamen in Rewa an, als Manfred Bananen kaufen wollte. Natürlich war wieder eine Schar Neugieriger um uns herum. Manfred fiel mit seinen exklusiven Militärhosen auch immer sogleich auf und man vermutete sofort "Army''. Einer der herumstehenden trat an den Wagen und wollte seinen Ausweis sehen. Natürlich bekam er ihn nicht zu sehen, da er in zivil war und wir keine Veranlassung zum Zeigen der Papiere hatten. Es gab daraufhin eine heftige Debatte und wir fahren einfach weiter. Georg musste noch etwas warten, bis sie ihm den Weg freigaben und so kamen wir dann einige Kilometer weit, bis uns ein Schlagbaum die Weiterfahrt versperrte. Nebeneinander stellten wir uns nun auf die Strasse, fingen an, Tee zu kochen und fanden alles sehr lustig. Am meisten ärgerten sich die anderen Fahrzeuge, die gleichfalls mit uns warten mussten, über diesen Stop und machten ihrem Herzen auch freigiebig Luft, was wir jedoch nicht-verstanden da die Leute ihre Hindisprache benutzten. Eine ganze Schlange Fahrzeuge hatte sich bereits auf beiden Seiten der Strasse angesammelt, als endlich ein Polizeiwagen heranbrauste und uns aufforderte, mit zukommen. Wir sassen dann 1 1/2 Stunden auf dem Polizeirevier, bis dann der Chef vom ganzen herbeibeordert wurde und uns nach vielen Entschuldigungen über den Vorfall weiterhin eine gute Fahrt wünschte. Er war ziemlich ärgerlich, dass man ihn wegen dieser Lapalie von zu Hause hat holen Iassen und er wollte von seinen Untergebenen wissen, wer uns zum Revier gebracht hatte. Wahrscheinlich gibt das für ihn noch ein kleines Nachspiel, denn auch in Indien ist es nicht üblich, als Zivilist Pässe oder sonstige Ausweise von Reisenden zu verlangen. Gegen Mittag des nächsten Tages erreichten wir dann das Zentrum des Hinduismus; Varanasi. Nach einem sehr guten Mittagessen im Clark's Hotel für 10 Rupien pro Person mieteten wir uns eine Taxe und liessen uns zu den Sehenswürdigkeiten dieser Stadt bringen. Varanasi ist so vollgepfropft mit Menschen, dass man sich wundert, wie alle in dieser Stadt Platzangst habe können, aber der größte Teil sind wahrscheinlich Pilger, die hier an den Ghats des Ganges die Erfüllung ihrer Erdwanderung finden. Das heilige Wasser des Flusses verspricht eine Reinigung der Seele und die Mutter Ganga nimmt jeden frommen Hindu nach seinem Erdengang wieder in ihren Schoss auf. Alle Pilger bringen Blumen nach Benares, die sie dem heiligen Fluss übergeben und was immer die Menschen in den Ganges werfen, ihre Opfer, Abfälle, Tierkadaver, Leichen und Asche, dass Wasser reinigt alles aus einer verborgenen Quelle wieder, so sagt wenigstens die Legende. Tatsache ist, dass wirklich im Verhältnis der Verschmutzungen dieser Stadt sehr wenig Krankenhäuser existieren und auch nach sorgfäligen Prüfungen wurden keine gefährlichen Bakterien in dem Wasser gefunden. Viele Heilige sitzen stundenlang in stummer Anbetung, manche rezitieren aus den Versen oder andere machen ihre Jogaübungen auf den Stufen, die zu dem Fluss führen. Am interessantesten für den Aussenstehenden ist der Morgen. Kurz vor Sonnenaufgang steigen Tausende und Abertausende von Pilgern in die Wellen des Ganges, verharren hier reglos und entzückend bis die ersten Sonnenstrahlen sie treffen. Dann heben sie ihre Hände zum Gebet. Über 40 Treppen reihen sich bis zu 5 Kilometer am Ganges entlang, und jede dieser Treppen, genannt Ghat, ist heilig. Jede Kaste hat ihren eigenen Ghat und für uns ist die Zeremonie des Reinwaschens ein Schausiel ohnegleichen. Benares soll mehr als Zweitausend Heiligtümer und Tempel besitzen, von denen wir uns einige ansahen. Vom Muttertempel Indiens waren wir etwas enttäuscht, dagegen hatten wir unseren Spass im Monkey-Tempel. Zuerst bekamen wir alle Blumengierlanden umgehängt; was Später den Tempelwächtern in den meisten Fällen ein schönes Trinkgeld bzw. eine Opfergabe versprach. Dann wateten wir durch Kuh- und Affendreck und besichtigte den Tempel. Überall Affen und nochmals Affen. Ein Affe fand den schönen bunten Sari einer Inderen sehr interessant und fand ihn als Spielzeug äusserst nützlich. Ein Kreischen der Inderen lies alle Tempelwächter herbeistürzen und sie von dem Affen befreien und das Gekreische der Affen dazu liess uns aus dem wüsten Durcheinander fliehen. Der nächste Tempel sollte der Goldene Tempel sein, den wir inmitten von schmalen und schmalsten Gassen fanden. Auf dem Wege dorthin Sahen wir Verhungernde an den Hausern liegen, keiner kümmerte sich um sie, nicht einmal einen Blick hatte man für diese armen Kreaturen übrig. Der Hinduismus lehrt, dass man das jetztige Leben verlebt, wie man das vorherige verbracht hat. Ein Sterben gibt es nicht, man wird immer wieder geboren und das nachfolgende richtet sich nach dem vorangegangenen, sei gut oder böse. Liegt nun ein Sterbender auf der Strasse, hat kein Obdach und keinen Menschen der sich um ihn kümmert, so ist dies der Sold dafür, dass er in seinem vorangegangen Leben viel gesündigt hat und eben nichts besseres verdiene. Vielleicht muss ein heute reicher wohlhabender Hindu im nächsten Leben das gleiche erdulden und keiner fühlt sich veranlasst, Zu helfen, da es sich eben jeder selbst zuzuschreiben hat, was für ein Leben er führen muss. Als wir vor dem goldenen Tempel standen, hatten wir überhaupt keine Lust mehr, dass Innere zu besichtigen. Auch wären wir als Nichthinduisten niemals hineingekommen. Der Vorhof war cm dick mit Kuhdreck bedeckt und auch hier, wie in allen Tempel, durfte man nicht mit Schuhen hinein, nur barfuss. Auch in den engsten Gassen liefen noch die heiligen weissen Kühe herum und sobald die den Schwanz hoben, um etwas fallen zu lassen, eilten sogleich einige Inder herbei, um das aufzufangen und in de Tempel oder mit nach Hause zu tragen. Trotz der Proteste einiger moderner Inder gilt die Kuh auch heute noch als heilig und ist die Mutter von millionen indischer Menschen, sie ist ein Gedicht der Barmherzigkeit, wie es Mahatma Ghatdi ausdrückte und als solche wird sie verehrt. Da wir den Gestank hier vox den Tempeln nicht lange aushielten, steuerten wir wieder in Richtung Ganges, um uns noch, die Verbrennungsstätte am Ganges anzusehen. Wir mieteten ein Boot und liessen uns den Ganges hinabgleiten. Das Fotografieren ist natürlich nicht gestattet und so mussten wir es heimlich tun. Wir hatten Glück, denn zwei Scheiterhaufen brannten gerade und einige Leichen, halb im Wasser versenkt, lagen auf Tragen und warteten auf ihre Verbrennung. Auch hier, kann man noch erkennen, ob es sich um einen guten oder schlechten Menschen handelte, denn ein guter brennt 2 1/2 Stunden, ein schlechter dagegen 5-6 Stunden. Ein dritter Scheiterhaufen wurde gerade geschichtet und wir sahen die Arme und Beine der Leiche aus dem Gehölz herausragen. Nie zuver hatten wir ein makaberes Schauspiel gesehen. Die nicht verbrannten Teile einer Leiche, wie Kopf und Becken usw., werden dann einfach in den Ganges geworfen, wo unzählige von Fischen bereits warten, um sich darauf zu stürzen.
Jetzt erst entdecken wir, dass wir von verschiedenen Kadavern um schwommen werden und plötzlich fängt Manfred sich an zu 0jucken und meint, er hätte Flöhe bekommen. Dann sitzen wir alle im Boot und schippern uns an den verschiedensten Stellen. Nur an einem Ufer des Ganges liegt die Stadt Benares, dass andere Ufer ist ein endlos langer Sandstrand. Gerade fähi.t ein Boot an uns vorbei mit Männern in weissen Qewändern gehüllt. Quer über das Boot gelegt erkennen wir ebenfalls auf einer Trage eine Leiche, auch in weisse Spitzentücher gehüllt. Unser Bootsmann klärt uns auf, dass dies ein Heiliger ist, der nicht auf dem üblichen Wege an der Verbrennungsstätten verbrannt wird, sondern nach einer ca. 1-stündigem Zeremonie am anderen Ufer des Ganges dem heiligen Fluss übergeben wird.
Die über 70 Ghats in Benares werden immer wieder unterbrochen von unzähligen Tempeln, die z. T. schon im Fluss ganz oder zur Hälfte versunken sind und wir nehmen an, dass hier viel, der Monsun daran Schuld trägt. Es dunkelt bereits und wir lassen uns nun zu unseren Wagen bringen Am frühen Morgen machen Georg .und Manfred noch einmal eine Bootsfahrt den Ganges hinunter und wir sehen später in den Filmen, was wir zu sehen bekamen. Friedolin erhielt hier in Benares ein Ersatzrad, da es wieder einmal kaputt gegangen war. Wir hatten Glück, dass die kleinen Dreiradfahrzeuge der Inder genau die Radgrösse hatten, die wir für Friedolin benötigten. 80 Rupien bezahlten wir dafür. Dann verliessen wir diese Stadt und hatten das Gefühl, ein Drecknest hinter uns zu lassen, das dreckigste auf unserer bisherigen Reise durch Indien. Der nächste Tag sollte uns ein ganzes Stück der nepalesischen Grenze entgegenbringen jedoch hatten wir nicht mit den schlechten Strassenverhältnissen gerechnet. Wir kamen auf die Hauptverkehrsstrasse zwischen Kalkutta und
Benares, die nur eine schmale Asphaltierung hat, dass gerade ein Lastzug oder grösseres Fahrzeug darauf PIatz hat, der kleinere Wagen muss immer von der Strasse und zwar in sehr tiefe Schlaglöcher, die noch aus der Monsunzeit stammen und den schlammigen Boden so kennzeichneten. Es wäre nicht so schlimm gewesen, hätten wir nicht Fridolin gehabt. Ihm bekam diese Fahrerei sehr schlecht und nach einiger Zeit war die Achse und die Deichsel ausgerissen. Nachdem Manfred es
ein paar Mal versucht hatte, die Lastkraftwagenfahrer aber stur blieben und nicht zur Seite gingen, hielt er meistens jetzt an und manövrierte im Schrittempo an den entgegenkommenden Wagen vorbei. Das ging eine Weile gut. jedoch kamen wir nicht von der Stelle. Als er wieder einmal hielt, hielt auch das entgegenkommende Fahrzeug und wollte Manfred zwingen, Von der Fahrbahn zu gehen. Da die andere Seite in diesem Falle gerade kein tiefes Schlagloch aufwies, wir aber mehrere Löcher hintereinander hatten, wollte Manfred, dass der andere Wagen etwas zur Seite geht, damit wir gerade noch vorbeikämen. Der Fahrer verliess sich jedoch ganz und gar auf sein grösseres Fahrzeug und kam so dicht an uns herangefahren, dass Manfred mit einem Mal der Kragen platzte. Ehe ich mich noch versah, war er aus dem Auto gesprungen, über den Kühler des Lasters an das Fahrerhaus geklettert und krallte sich den Kopf des Fahrers, um ihm eine zu langen. Der Fahrer war so verdutzt über den Vorfall, dass er keinerlei Widerstand leistete und ganz schnell zur Seite fuhr, um uns nun vorbeizulassen. Am meisten verwirrte ihn wohl auch das Geschrei von Manfred. Bald darauf konnten wir diese Strasse verlassen und ich kann sagen, Manfred war völlig entnervt und ich auch, denn wenn die grossen Wagen immer auf mich zu kamen, schrie ich bereits von weitem geh zur Seite, die wollen mich töten. Danach nahm uns ein Sumpfgebiet auf; beiderseits der Strasse säumten tausende von weissen und blau-lila Lilien und andere Blumensorten den Weg. .Nach dem ."trouble" auf der Hauptverkehrsstrasse kamen wir uns hier wie in einer Märchenlandschaft vor. Nach einiger Zeit
erkannten wir auf der einen Strassenseite Schienen, auf denen Kindel spielten, Leute ihres Weges ziehen und verschiedene Tiere sich aufhielten. Wir trauten unseren Ohren kaum, als es hinter uns bimmelte und bald darauf eine kleine Dampflok wie eine Spielzeugeisenbahn mit vielen kleinen Anhängern an uns vorbeifuhr. Die kleinen Wagen waren so vollgefercht, dass die Leute wie Trauben noch draussen an den Türen hingen. Auch die Dächer einzelnen Wagons waren besetzt. Unser
Durchschnittstempo war meistens 30 - 35 km pro Stunde, manchmal etwas mehr, öfter aber auch weniger und so überholte uns die lustige Bahn ein paar Mal, wir sie dann wieder an den Bahnhöfen, bis dann die Schienen eine andere Richtung einschlugen.
Am 5. November 1971 erreichten wir Patna und hier wollten wir unser Anhänger wieder einmal schweissen lassen. 4 Leute arbeiteten über 2 Stunden daran und das erste Mal war es, dass alles so ordentlich und gut gemacht wurde, dass wir glaubten, nie mehr eine Panne damit zu haben, was dann auch so war. Als alles fertig war, trauten wir useren Ohren kaum, als sie kein Geld von uns verlangten. Bisher waren wir es gewohnt, immer übers Ohr gehauen zu werden und hier nun genau
das Gegenteil. Daraufhin ging Manfred Zigaretten kaufen, aber auch diese wurden wir nicht los. Es wurde uns erklärt, wir seien Tourist und sollten ihr Land in guter Erinnerung behalten. Wir bekamen noch einen Tee serviert und man wünschte uns eine sehr gute Weiterfahrt. Uns blieb nichts weiter übrig, als uns sehr zu bedanken und auf der Weiterfahrt trafen wir wieder auf Georg. Abends auf unserem Schlafplatz erlebten wir die 2. angenehme Überraschung an diesem Tage. Wir standen auf einer Wiese inmitten einer Siedlung von Neubauten umgeben von einer Kinderschar. Von den Kindern. erfuhren wir, dass dieses Viertel die Arbeiter einer nahegelegenen Fabrik beherbergt und alle englisch sprechen, die Kinder sogar in englische Schulen gehen. Wie ein Lauffeuer muss sich unsere Anwesenheit verbreitet haben und nach dem Essen kam ein Inder mit seiner kleinen Tochter, um uns in sein Haus einzuladen. Er war Ingenieur und seine Frau Lehrerin. 3 Kinder hatten sie und uns wurde schottischer Whisky kredenzt. Wir tranken diesen nicht so gerne, aber in Anbetracht der Gastfreundlichkeit lehnten wir nicht ab, denn es war für diese Leute bestimmt das Beste, was man einem Gast anzubieten hatte. Das Ehepaar war bereits viel in europäischen Ländern gewesen und hatten auch viel Interesse an unseren Reiseerzählungen. Bei den 3 Kindern war Tatti wieder einmal unumstrittener Mittelpunkt mit seinem blauen Augen und seinem Blondschopf. Er bekam Mangofrüchte mit Sahne zu essen. Das Frühstückessen des nächsten Morgen sollten wir ebenfalls bei dieser Familie einnehmen. Wir lehnten jedoch ab, da wir früh wieder weiter wollten und auf dem Wege zur Grenze trafen wir unsere 5 Berliner wieder, die bereits aus Nepal kamen. Von weitem prangte eine riesige Blechkiste auf dem Dach des Wagens, die die Holzkiste aus Teheran ablöste. Sie waren auf dem Wege nach Orissa und dann weiter nach dem Süden Indiens. Einige Erlebnisse wurden ausgetauscht und noch einige Tips von Nepal mit auf den Weg gegeben, dann wurde die Reise in verschiedenen Richtungen weiterfortgesetzt. Wir waren vorher etwas besorgt, da wir nicht wussten, ob sie bereits in Orissa waren, da hier vor zwei Tagen bei einer Sturmflug, ausgelöst durch einen Taifun, nach Nachrichtenmeldungen fast 10.000 Menschen ums Leben gekommen sind. Viele waren obdachlos geworden. Wir hörten, dass hier im Golf von Bengalen fast jedes Jahr derlei Katastrophen wären, diese jedoch an Ausmass und Stärke viele vorhergegangene Jahre übertroffen hätte. Nun auf dem Wege nach In04eR Nepal sehen wir etwas im Geiste zurück und müssen feststellen, dass die uns von vielen Indienreisenden beschriebenen Belästigungen der Leute uns im grossen und ganzen nicht schlimm vorkamen, wie wir es erwartet hatten. Wir kommen gut mit die Volk zurecht und abgesehen von einigen Ausnahmen, fühlen wir uns in Indien, besonders auf dem Lande, sehr wohl. Ebenfalls auf dem Lande können wir auch fast die grosse Armut, wie immer wieder in Journalen zu lesen, nicht finden. Tatsächlich können es sich die Leute hier nur einmal am Tag ein warmes Essen gönnen, womit sie aber gut zurechtkommen, da sie es nicht anders gewöhnt sind. Eine Arbeiterin auf dem Land verdient täglich 3 Rupies. Würde sie 4 bekommen, wäre sie überbezahlt, so wurde uns von einem katholischen Missionar erzählt, da das indische Volk durchweg äusserst faul ist. Selbstverständlich sind wir uns im klaren, dass uns die grosse Armut und Bedürftigkeit in den Grosstädten erwartet und auch nur die Großstädter sind es, die wir immer wieder in Zeitschriften vor Augen geführt bekommen, da hier das geballte Elend herrscht. Ziemlich erschreckend finden wir, dass fast alles Inder, Männer wie Frauen Pan mit Bethel kauen Ganz eklig sehen die Zähne und der Mund dann aus und überall auf dem Boden der Geschäfte oder auf den
Strassen finden wir die ausgeSpuckten Reste, ähnlich einem rötlichen Priem. Entsetzlich für uns, fantastisch für die Inder. Auch fällt uns auf, dass viele Leute wie stumpsinnig vor sich hinsehen oder auch manchmal gar nicht merken, dass sie vor unserem Wagen gehen, nicht einmal das Hupen nehmen sie wahr. Wenn wir mit Lena und Georg unterwegs sind, amüsieren wir uns immer sehr über Georgs Hupkonzert. Da er einmal einen Zwischenfall im Pakistan hatte und hier 2 Tage im Gefängnis war, darauf nochmals fast einen radfahrenden Inder überfahren hatte, hupt er jetzt schon von weitem, damit ihn auch dae hören. Manfred dagegen hupte wie immer überhaupt nicht und wenn wir manchmal direkt hinter Georg fahren, sind für uns die Strassen sowieso frei. Fährt er jedoch hinter uns ist er nach der Fahrt meistens ziemlich entnervt, da die Leute, die auf der Strasse gehen, erst im letzten Moment unseren Wagen bemerken, dann kurz zur Seite gehen und gleich hinter dem Wagen, ohne sich umzudrehen wieder auf der Fahrbahn weitergehen. Bei manchen kann man auch beobachten wie sie durch den Anblick des Autos so erschreckt sind, dass sie direkt vor dem Wagen in Fisimatenten verfallen, bis sie sich dann, immer jedoch noch rechtzeitig, oder Manfred muss vom Gas gehen, zur Flucht in irgendeine Richtung entschliessen. Diese Flucht geschieht dann in Form eines grotesken Luftsprunges, der uns schon manchesmal zum Lachen veranlasste. Kurz vor der Grenze nach Nepal durchfahren wir ein grosses Sumpfgebiet und dann sind wir auch schon am Zoll. Kein Schlagbaum trennt Indien von Nepal, eine kleine schmale Brücke verbindet beide Länder und nicht einmal ein Polizist oder Zollbeamter kümmert sich um die Grenzgänger. Diese sitzen friedlich in ihren Baracken und Häusern und warten, dass die Leute freiwillig zu ihnen kommen. Kommt jemand zu ihnen, wird auch keine Notiz davon genommen. An diesem Tage fahren noch bis 9 Uhr abends, das erste Mal in der Dunkelheit, da wir noch zu einem Aussichtsturm wollen, der uns am frühen Morgen bei klarer Sicht den Blick auf den höchsten Berg der Welt, den Mt. Everest freigeben. In 3000 m Höhe übernachten wir hier und nach den warmen Nächten Indiens finden wir es besonders kalt und frieren ganz schön. Um 6 Uhr ist für die Nacht vorbei und frierend klettern wir auf den Turm, um unsere Bilder zu schiessen. Sehr beeindruckt stehen wir vor dem schneebedeckten Massiv des Himalaya, welches sich in der aufgehenden Sonne sehr majestätisch ausnimmt. Nur von dem kleinen. Zipfel in der rechten Ecke links, was den Mont Everest darstellen soll sind wir etwas enttäuscht. Trotzdem sind wir stolz, sagen zu können, dass wir den Mont Everest bereits mit eigenen Augen gesehen haben. Als wir wieder zu unserem Wagen gehen und frühstücken wollen, hält gerade ein Wagen mit 4 Berliner Jungens die ebenfalls den Blickt von dem Aussichtsturm nicht versäumen wollen. Ich mache uns allen derweil einen schönen warmen Tee und dann sitzen wir zusammen in unserem Wagen und plauschen über die bisher gefahrenen Kilometer. Auch sie sind auf dem Wege nach Kathmandu, hatten aber zuvor eine andere Reiseroute eingeschlagen, so dass wir uns noch nie getroffen hatten. Danach geht die Fahrt weiter und nun artete das Fahren in Arbeit aus, jeder Kilometer ist von unzähligen Kurven übersäht, jedoch entschädigt die einmalig schöne Landschaft für die grosse kurbelei am Lenkrad. Sobald es die Landschaft zulässt, werden terassenförmig angelegte Reisfelder an den Berghängen bewirtschaftet oder wir sehen grosse Felder mit blumenähnlichen Pflanzen in zartem lila und tippen auf Pflanzen, die Haschherstellung. Trotzdem es nachts bereits, mehrere Grade unter null sind und wir in Höhen von 2000 bis 3000 Meter Höhe ganz schön frieren sehen wir hier die Einheimischen meistens barfuss umherlaufen. Sie haben die typischen breiten Gesichter mit leichten Schlitzaugen und ähneln sehr den Tibetanern in Darmsala. Auch sie sind sehr freundlich und die
Neugierde ist lange nicht so gross wie die der Inder. Es ist hier in Nepal sehr angenehm, eine Reise zu machen. Nachdem wir ungefähr 5 Stunden auf der einzigen befahrbaren Strasse durch Nepal gekurbelt sind, tut sich vor uns ein breites Tal auf und inmitten des Tales, flach hingestreckt, die Hauptstadt des Landes, Kathmandu. Unser erster Weg führt natürlich sofort zur Post und tatsächlich ist für uns ein Brief aus Wannsee dort, über den wir uns sehr freuen. Von Mutti keine Neuigkeiten und so hoffen wir auf Madras. Auch von unseren 5 ist ein Zettel hinterlegt, mit Hotel und Esslokalen, die empfehlenswert sind.. Nachdem wir uns gestärkt haben, Geld getauscht haben, für eine indische Rupie
erhält man hier auf dem schwarzen Markt 1,30 nepalesische Rupien. Dies verspricht ein billiger Aufenthalt zu werden. Lust, nach Nepal zu fahren, hatten wir überhaupt nicht und wenn wir nicht unseren Fridolin verkaufen wollten und evtl. die Post hier vorzufinden gedachten, wären wir niemals nach Nepal gefahren. Wir hatten zuvor bereits 3 x Fahrt in die Berge gemacht und Versprachen uns hier auch nicht viel Neues mehr. Hinterher haben wir es aber nicht bereut, da der Aufenthalt so
schön 'w und wir auch von Leuten dem Land und der Bauweise sehr begeistert waren. Das Withlies-Hotel fällt uns sofort ins Auge, da hier im Garten mehrere Camping-Busse stehen und wir beschliessen;
nachdem wir uns gestärkt hatten, hierher zurückzukommen. Unsere beiden Italiener mit ihren englischen und kanadischen Freundinnen, Jim und Keith, die wir seit Kaschmir nicht mehr gesehen hatten,, und Claude und Michelle, letztes Treffen mit Ihnen war in Agra, freuen sich über unsere Ankunft. Auch Hein und Roswitha sind in Kathmandu, wohnen aber in einem anderen Hotel und wir werden alle gewiss bald in der Stadt irgendwo treffen. Am kommenden Tag treffen auch noch Georg
und Lena mit Tatti ein, und so sind wir so ziemlich, bis auf einige Ausnahmen, eigentlich bereits eine ganz dufte Truppe beisammen. Jim und Keith hatten Schwierigkeiten mit ihrer Fahrweise in Indien
und wollen nun auf jeden Fall hier in Kathmandu ihren,Landrover verkaufen. Zu diesem Zweck haben sie eine Auktion angesetzt und Manfred nicht stellt sich sogleich daneben, um einige Sachen und den
Fridolin unseren Anhänger zu verkaufen. Viele Kleinigkeiten gehen weg; aber für Fridolin wird so wenig geboten, dass wir beschliessen, ihn wieder mit Indien zu nehmen, und zwar schwarz über die Grenze, ohne Carnet. Hier hatten wir günstigere Angebote. Als das mit der Auktion nicht klappte versuchten wir es noch einmal auf der Hauptstrasse von Kathmandu und das war, ein lustiger Spass. Die halbe Strasse war blockiert, weil Manfred mit dem Anhänger dort stand, um ihn zu verkaufen. "For Sale“
stand in grossen Buchstaben, für jeden gut leserlich, auf dem Deckel aber der Inhalt war für die armen Leute viel interessanter. Gummistiefel, alte Decken,- ein Petroleum-Kocher, den wir zuvor in Istanbul gekauft hatten und der sich für uns als nutzlos erwies, gingen weg wie warme Semmeln. Es machte einen Heidenspass und war wie auf dem Jahrmarkt. Am Abend kamen dann die besser gestellten Nepalesen oder Inder ins Withlies-Hotel, um zu sehen, was es dort zu verkaufen gab. Autos und technische Geräte waren am meisten gefragt. Am liebsten hätten sie uns den ganzen Bus in Einzelteile auseinandergenommen und dann gekauft, was für sie von Interesse wäre. Hier verkaufte Manfred dann unser Kofferradio, das Tonbandgerät mit 10: Bändern, 2 Reifen mit falschen Schläuchen und heimste im Verhältnis ganz schöne Summen dafür ein. Eine Woche blieben wir im Kathmandu und fast jeder Tag machten wir einen Ausflug irgendwohin in die herrliche Umgebung.. Am nächsten Tag trafen wir dann auch Hein und Roswitha, die sich Fahrräder gemietet hatten und ich schloss mich ihnen an und wir radelten in entlegene Dörfer, in welche noch nie ein Auto gelangt da es keine Strassen gibt. Das Dorf liegt auf einen Hügel und nur Pfade, unterbochen durch Treppen, führen hinauf. Esel bringen den Proviant hinauf. Nach langem Suchen und vielem Fragen finden wir endlich eine Teestube, die jedoch so Schmutzig ist, dass wir es vorziehen, unseren Tee draussen auf der Strasse zu trinken. Ein andermal fahren wir nach Patan, einer kleinen Stadt 20 km entfernt von Kathmadu. Haben wir uns bereits über die Bauweise und Holzschnitzereien an Fassaden, Türen und Dächern in Kathmandu und Umgebung erfreut, übertrifft Patan alles bisher gesehene bei weitem. Die ganze Stadt scheint aus tibetanischen Tempeln zu bestehen und selbst die Wohnhäuser sind in dieser Art z.T. erbaut. Wir nehmen uns einen kleinen Jungen als Führer und er zeigt uns noch viele Tempel Und Bauwerke auf Hinterhöfen, in düsteren Gässchen und vor allem den Tempel der 9000
Buddahs der ebenfalls versteckt und nur durch einen düsteren Torweg von einer kleinen Seitengasse aus zu erreichen ist. Hier finden wir eine-BuddhaStatue mit einem riesigen Diamanten auf der Stirn. Ständig umgeben ihn angezündete Kerzen, um das Funkeln und Glitzern des Edelsteines besonders hervorzuheben. Da wir seit langem nur mühsam Hühnereier bekommen, fast ausschliesslich werden hier Enteneier verzehrt, nehmen wir gleich die Gelegenheit wahr, unseren kleinen Führer nach Hühnereiern loszuschicken. Mit ganz traurigem Blick kommt er zurück und erklärt uns: Only Duck. - Am Sonntagnachmittag gehen Lena, Michelle und ich zu Lama-Dancing. 4 Stunden dauert die Aufführung und es sind nur Tibetaner oder Ausländer zu Gast. Wir staunen, wieviel "echte" Touristen wir hier antreffen. Die Tänze werden von Buddhistischen Mönchen vorgetragen. Sie unterscheiden sich im wesentlichen von den indischen Tänzen, als sie viel durch das Kostüm und durch Mimik aus zudrücken versuchen. Die Gestik kommt erst an letzter Stelle. Die Begleitung besteht aus 2 etwa
5 m langen Hörnern und 3 weiteren Musikanten mit hierzulande nicht üblichen Musikinstrumenten und einer Pauke. Die Musik, wenn man sie als solche bezeichnen konnte, war eher monotone als melodisch, jedoch aufs äusserste mit den Tänzern abgestimmt, so dass von einer vollendeten Harmonie sprechen kann. Es wurden Affentänze, Vogeltänze und Göttertänze gezeigt und ich ärgerte mich sehr meinen Fotoapparat vergessen hatte. Um 6 Uhr war die Vorstellung beendet und wir wurden von Api, Tatti und Georg abgeholt. Anschliessend gehen wir ins chinesische Restaurant "Capital" und essen hier ein Büffelsteak mit pomfrits und Gemüsen mit ganze 3 Rupies. Das Steak ist zäher, als wir es gewöhnt sind, dafür ist es so groß, dass es nicht auf denTeller passt. Als Nachtisch gibt „apple-fritta" oder Bananen fritta. Kleine Mehlklösse mit Apfel oder Banane darinnen. Das ganze mit viel Zucker darüber mundet uns ausgezeichnet. Am nächsten Tag sind wir abends mit Hein und Roswitha verabredet und wollen eine Hasch-Kneipe besuchen. Hier treffen wir noch ein Berliner Pärchen die mit dem Rucksack unterwegs sind und am folgenden Tag für etwa 14 Tage in die Berge des Himalaya-Massivs wollen. Zu diesem Zweck haben sie extra Sprachunterricht in nepalesich genommen. Auf ihrer Fahrt nach hier haben sie in Afghanistan einen jung Kabuler Studenten kennengelernt und würden von ihm in sein Heimatdorf irgendwo in den Bergen eingeladen. Es wird ein lustiger und interessanter Abend. Es wird viel erzählt und der Shillong kreist um den Tisch. Da ich nicht rauche, kauft mir Manfred einen Haschkeks. Für eine Rupie bin ich dabei. Besonders schmeckt er nicht, das Hasch, ist etwas bitterlich und nach dem Verzehr warte ich gespannt auf die Wirkung, da Roswitha mein, nach einem Zug aus dem Shillong stellt sie bereits eine Wirkung fest. Ich sitze nun und warte vergebens, so zirka eine Stunde. Dann wollen wir gehen und nun scheint das Hasch bei mir im Blut zu sein. Irgendwo erklingen aus einen Haus Gesänge und mich zieht es dorthin. Es ist ein religiöser Männerchor mit den verschiedensten noch nie gesehenen Instrumenten und was sie darauf hervorbringen, ist für mich von einmaliger Köstlichkeit. Nie im Leben werde ich diesen Gesang vergessen. Da der Genuss von Hasch hier in Nepal nicht strafbar ist, stehen fast alle Leute ständig unter der Einwirkung dieser Droge, so, als ob bei uns geraucht wird. Zum Unterschied zu den Europäern oder Amerikanern, die das Zeug in Massen inhallieren, und so immer in Trance sind, verkonsumiert der Nepalese nur einen Bruchteil davon und die Wirkung ist, dass er sich in einem gelösten und fröhlichen Zustand befindet. Im Gegensatz zu Deutschland kostet hier eine Dose Hasch = 11 Gramm ca. 10 Rupien, das sind rund, schwarz getauscht, DM 2,50. In Old Germany kostet 1 Gramm 5 DM.
Es ist wunderbar auszukommen, mit diesem Volk und man wird von der Freundlickeit und Fröhlichkeit der Leute angesteCkt. Nach dem wunderschönen Musizieren ging es dann nach Hause und hier tat der Haschkeks dann seine vollendete Wirkung und ich war aufgedreht und zu den tollsten Streichen aufgelegt. Michelle kam zu uns in den Wagen und kam aus dem Staunen nicht heraus. So hatte sie mich noch nie gesehen und fragte, was mit mir wäre. Als sie hörte, dass der Grund ein Haschkeks war, wollte sie sogleich am nächsten Tag auch einen haben und für Lena wurde ebenfalls einer mitgebracht. Beide hatten ähnliche Erlebnisse wie ich, erzählten tolles Zeug, wären aufgedreht und
wollten nicht ins Bett. Einen Tag erlebe ich mit Roswitha das Zeremonell einer Totenfeier. Schon des öfteren haben wir an unserem Hotel einen Trauermarsch vorbeiziehen sehen. Fast .sind es immer Männer, ganz in weiss gekleidet und auf einer Trage, festgeschnürt mit Hanfseilen, wird der Leichnam getragen. Heilige Rythmen und Gesänge begleiten diesen Marsch und da wir gerade nichts besseres vorhatten, schlossen wir uns den Trauergästen an.
Es war ein Vater der zu Grabe, oder besser, zur Verbrennung getragen wurde, begleitet von Bekannten und Verwandten, dem Sohn und der Witwe. Bis zum Fluss ging die Gesellschaft, dann wurde der Leichnam direkt am Wasser niedergelegt und in Behältern mitgeführten parfümierte Blumengirlanden und verschiedene Utensilien wurden auf dem Toten und um ihn herum ausgebreitet. Dann ging der Sohn in einem ewigen einerlei mindestens ein 3/4 Stunde mit einem monotonen Sing-Sang um den Toten herum und beträufelte ihn mit verschiedenen Wässerchen. Nachdem das Zeremoniell beendet war, wurde der Tote auf einen Scheiterhaufen gelegt, der unweit des Ufers errichtet war und angezündet. Hier wenden sich die Angehörigen ab und machen sich bereits auf den Heimweg, da sie das Verbrennen eines geliebten Menschen nicht mehr mit ansehen wollen. Am nächsten Tag besuchen wir den Affentempel, einen Stupa, den grössten auf Erden, wie uns gesagt wird. Auch hier sind wir mit Hein und Roswitha zusammen. Der Stupa ist auf einem kleinen Berg gebaut, umgeben von Häusern und Heiligtümer buddhistischer Mönche. Ich Sehe in ein Haus hinein und erblicke etwa 20 Mönche darin. Es ist dort ruhig, keiner spricht ein Wort und mit einer Geste wird mir bedeutet, dass ich eintreten soll. Ich verzichte darauf und später erfahre ich, dass dieser stumme Teil zum Alltag buddhistischer Mönche gehört. Der Stupa trägt eine vergoldete Kuppel und ist umgeben von vielen Gebetsmühlen, wie wir sie bereits in Darmsala gesehen haben. Pausenlos gehen die Leute herum und drehen an diesen tibetanischen Mühlen. Viele. Buddha-Statuen aus den verschiedenste Phasen Buddhas Lebens sind aufgestellt, in Stein gehauen oder in kleinen Tempeln vergoldet dargestellt, Viele Besucher sind mit uns hier, aber noch mehr Affen springen um uns herum und wir haben unsere Freud an ihren posslierlichen Spielen. Von hier oben haben wir einen herrlichen Blick zur rechten auf Kathmandu und zur linken ist der Blick frei auf die Bergriesen dieser Erde. Besonders wird uns Nepal wegen seines herrlichen Käses und wegen seiner immer frischen Milch in gute Erinnerung bleiben, was wir hier pfundweise und literweise kauften.
An einem Freitag brachen wir dann auf Richtung Indien, mit Hein- und Roswitha im Schlepptau d. h. im Wagen mit uns. Bis Muzaffarpur wolle sie uns Gesellschaft leisten und von hier dann wieder mit dem Zug weiterrollen. Wir sind ihnen dann auch nie mehr begegnet, hörten, jedoch später, dass sie in Goa waren, als wir zur selben Zeit in Bombay bereits unsere Schiffspassage gebucht hatten. Unser Abfahrtstag in Kathmandu war ein Freitag und wir hatten eine gute Fahrt, wenn man dies so in Anbetracht der Strassenverhältnisse ausdrücken darf. Kurz vor unserem Schlafplatz durchfahren wir noch ein kleines Städtchen, kaufen hier noch ein paar Bananen ein und geraten im die schönste Keilerei als ein junger Mann mit dem Fuss gegen unsere Karoline tritt. Vorher stand er mit zwei Freunden direkt vor unserem Wagen und machte keine Anstalten zur Seite zu treten und so fuhr Manfred ganz kurz an. Das ärgerte ihn so, dass er dem Wagen einen Fusstritt gab und das erzeugte eine Schramme die wir so einfach nicht auf uns beruhen lassen wollten. Manfred sprang heraus und nahm sich den Mahn vor. Gleich waren jedoch seine Freunde zur Stelle, so dass es Manfred mit drei aufnehmen musste. Ich erschien auf der Bildfläche und versetzte dem mir nächststehenden einige tüchtige Boxhiebe. Er guckte so verdutzt und blöd darein, dass es eine Frau wagt, Hiebe zu verteilen, was er bisher wahrscheinlich noch nie zu sehen bekommen hatte. Manfred wehrte sich immer noch verzweifelt und suchte gerade vergeblich seinen Schuh, als nun Hein, fast einen Kopf grösser noch als Manfred, auf der Bildfläche erschien und auch Roswitha aus dem Wagen geklettert kam. Obwohl nun mindestens 20 Leute oder noch mehr versammelt waren, ergriff als erster unser Fusstreter die Flucht und schlängelte sich davon. Alle anderen waren beim Anblick von 4 Weißhäutigen nun auch des Angriffs oder der Verteidigung müde und so fand die Keilerei ihr Ende. Dies war auch unser Abschied aus Nepal, obwohl wir noch eine Nacht ein paar Meter vor der indischen Grenze im Wald übernachteten. Gleich nächsten Morgen fuhren wir nach Raxaul, der Grenzstation und ohne Schwierigkeiten konnten wir unseren Fridolin ohne Carnet de Passage nach Indien einschmuggeln. Hein und Roswitha fuhren wir noch nach Muzaffarpur, da sie von dort aus den Zug weiter nach Patna nehmen wollten. Wir tauschten noch unsere Adressen aus, da wir nicht wussten ob wir uns nochmals begegnen würden und setzten an diesem Tage die Fahrt fort bis zu dem Übernachtungsplatz, an dem wir bereits auf der Hinfahrt nach Nepal standen und hier von den netten Indern eingeladen wurden. Wie beim ersten Mal war eine Schar Kinder um uns herum Sie erkannten uns sofort und fragten auch nach dem kleinen Tatti. Nachdem uns ein Inder mit Eier und Milch versorgt hatte, war für uns um 4 Uhr nachmittags die Fahrt zu Ende und wir genossen einen geruhsamen Abend. Da wir nun nicht mehr Lena und Georg zum Romme-Spielen hatte versenkten wir Schiffe und der Verlierer musste am nächsten Morgen den Abwasch machen. Hier versorgten wir uns auch nochmals vor unserem Aufbruch am nächsten Morgen mit frischen Trinkwasser aus einer
Pumpstation, die uns von den Leuten gezeigt wurde und setzten dann die Fahrt fort. Es war der 14. November und unser Endziel war Orissa mit seinen schwarzen Pagoden. Die erste grössere Stadt war Ranchi. Bevor wir diese Stadt erreichten durchfuhren wir so eine liebliche und reizvolle Landschaft, dass wir bereits um 2 Uhr Feierabend machten, um dieses Stückchen Erde so recht geniessen zu können. Keine Ortschaft in der Nähe, nur ein paar vorbeifahrende Wagen erinnerten uns an Zivilisation. Vor uns ein grosses weites Tal mit einem oder mehreren Seen, wir konnten es nicht sagen. Unterbrochen war das himmelblaue Wasser immer wieder vor grossen Inseln oder Halbinseln, was wir nicht erkennen konnten. Vor uns, bis zum Ufer des Sees, war dichtes Unterholz und dazwischen grosse Kastanienbäume. Hier sahen wir zum. 1.Mal die Eingeborenen dieses Landes, halbmackt, nur mit einem Lendenschurz bekleidet. Sie kümmerten sich jedoch keineswegs um uns, wie wir es sonst in den Dörfern gewohnt waren, was wir mit Genugtuung registrierten. Als der Abend sich neigte, um sofort innerhalb von ein paar Minuten in die Nacht überzugehen, bemerkten wir, dass keine 100 Meter unterhalb unseres Wagens ein Feuer unter einem grossen Baum angezündet wurde, wo die Eingeborenen diese Nacht verbringen wollten. Zuerst war uns doch recht komisch zu Mute, doch sie sassen alle, es waren vielleicht 12 Mann, um das Feuer geschart, assen und legten sich auf dem kühlen Boden zur Ruhe. Auch wir hatten eine angenehme Nacht, ohne Störung oder sonstige Zwischenfälle. Keiner kümmerte sich um uns. Nach dem Frühstück wollten wir aufbrechen, nicht ohne vorher nochmals sehnsüchtige Blicke auf dieses wundervolle Stückchen Erde geworfen zu haben, als wir unsere Nachtgefährten im Gänsemarsch durch das Unterholz wandern sahen. Wir stellten verschiedene Thesen auf, woher sie kamen und wohin sie wollten, aber wahrscheinlich waren sie alle falsch. Wir einigten uns dann darauf, es seien Fischer, die an einen bestimmten Ort des Sees wollten. Fast eine Stunde oder noch länger sahen wir ihnen nach, wie sie in der Ferne marschierten, dann von dem Bäumen und Sträuchern verdeckt, unseren Blicken entzogen wurden bis sie an irgendeiner Stelle, für unsere Augen fast nur noch bunte Punkt durch ihre verschiedenfarbigen Lendenschurze, wieder auftauchten. Dann waren sie unseren Blicken ganz entzogen und wir setzten unsere Fahrt nach Ranchi fort. Hier erledigten wir unsere Post, d.h. einen Teil davon. Zuvor, etwa 20 km hinter Bahri, einem Verkehrsknotenpunkt, der die wichtigsten Städte Süd- und Nordindiens verbindet legten wir eine Gedenkminute für Karoline ein, denn sie hatte hier ihre 100 000 km geschafft. Die Gedenkminute wurde begleitet von ein dumpfen Laut. Es war unsere Milchkanne, die beim Anhalten des Wagen vom Gepäckständer herunterfiel. Nun hatte sie eine beachtliche Beule und unser schöner gekühlter Tee, den wir für diesen Tag bereitet hatten, war ebenfalls hin. Wir nahmen es mit Humor, jedoch unsere Karoline nicht, was wir gleich danach zu spühren bekommen sollten. Als wir ein paar Kilometer gefahren waren, stellten wir unsere
erste Reifenpanne auf dieser Reise fest. Wir hatten tatsächlich bis dahin sehr grosses Glück gehabt und so machte es uns auch diesmal nicht viel aus. Andere Wagen hatten allein auf der Fahrt nach
Band-i-Amir 2 Platte und so mussten wir ja auch einmal dran glauben. Wir fanden auch gleich einen Reifenflicker, der zwar geschickt, aber für 5 Rupis nicht sonderlich gut reparierte und wir setzten die Fahrt fort, kamen gegen Mittag nach Ranchi, erledigten hier unsere Post und fuhren auch gleich weiter, da uns diese Stadt nicht sonderlich zu bieten schien und auch im Reiseführer hauptsächlich als Industriestadt beschrieben wurde. Nun fuhren wir etwa 70 km als es einen lauten Knall gab. Wir konnten uns die Ursache nur schwer vorstelle zumal der Wagen weiterfuhr, ohne die geringste Schwierigkeit, aber ein lautes Hämmern unter den Vordersitzen lies Manfred dann doch nach dem Rechten sehen. Der vordere grosse Stabilisator sei gebrochen, stellte er fest, das ist zwar sehr unangenehm, wegen des Geräusches, aber wir fahren weiter, jedenfalls wollten es, bis zur
nächsten grösseren Stadt, um dort eine Werkstatt zu finden, die den Schaden beheben könnte. Zur Not könnten wir bis Madras warten. 1/2 Stunde später knallte es abermals und mit einem Zischen ging abermals die Luft aus unserem zuvor repariertem Reifen. Wir befanden uns mitten im Dschungel, keine Menschenseele weit und breit Und Manfred flickte nun selbst den Reifen mit seinem mitgebrachten "Kant-Garagen" Alleskleber. Es ging auch ganz gut und wir setzten unsere Fahrt frohgestimmt fort. Weit kamen wir nicht, denn dann gab es keinen Knall mehr, sondern es Schepperte ganz fürchterlich. Ich stieg aus und sah hinter und unter der Karoline viele kleine Teile liege die wohl einmal zu ihr gehört hatten. Manfred besah sich auch die Bescherung und meinte lakonisch: "Nun stehen wir." Wir schoben der Wagen auf die andere Fahrbahnseite, da hier eine kleine Lichtung war und Manfred stellte fest, dass das Ausgleichsgelenk des Hinterradantriebes gebrochen war. Zuversichtlich meinte er, wir würden bestimmt das Ersatzteil dabei haben und fing an zu suchen. Mit einer besorgten Miene kam er aus dem Wageninneren wieder zum Vorschein
meinte, dass dieses Teil doch wohl in Heinz seinem Wagen wäre. Nun war guter Rat teuer; Irgendwo im Süden Indiens fuhr unser Teil spazieren, dass wir nun so dringend benötigten und von dem unsere Weiterfahrt abhängig wurde. Aber wie daran kommen? Als wir noch so ratlos dasitzen, hielt ein Wagen, der nach Ranchi wollte und bot sich an, uns bis dorthin abzuschleppen. Für den indischen Wagen war es keine Kleinigkeit, 2 1/2 Tonnen hinter sich herzuziehen und eine Reifenpanne hatten wir auch hier nochmals zu allem Überfluss. Von Wuffi hatten wir eine Feder zum Abschleppen die danach von ca. 3/4 Meter auf 3 1/2' Meter auseinandergezogen wurde Wir waren recht froh, bis nach Ranchi abgeschleppt zu werden, ärgerten uns trotzdem über die Art des Fahrers, der pro Kilometer 1 Rupie verlangte und am liebsten noch mehr haben wollte. Das Benzin für die Rückfahrt hatten wir ihm auch bereits gegeben. Der Beifahrer war ein junger sehr netter Inder und dem war das Verhalten des Fahrers uns gegenüber auch offensichtlich peinlich und er entschuldigte, sich auch bei uns dafür, aber er könne nichts machen, dem anderen gehört der Wagen. Zuerst bekam er einen Hundert Rupienschein Und nach vielem Reden rückte er davon wieder 20 Rupies heraus, was ihn bald zum Heulen brachte. Unsere Endstation an diesem Tag war nun wieder Ranchi und zwar eine Tankstelle am Ausgang der Stadt, bei der wir heute Morgen getankt hatten und die uns besonders, jedenfalls für indische Verhältnisse, sauber erschien. Wir erklärten. unsere Misere und der Tankstellenbesitzer, Mister Menon, war sehr freundlich, gestattete uns das Stehen auf seinem Platz und bot uns seine Hilfe an. Das Übernachten in seinem Haus im Gästezimmer lehnten wir ab, ebensomdas angebotenen Abendbrot, um nicht zu sehr abhängig zu sein. Wir machten aber des öfteren unsere Morgentoilette bei ihm. Er bewohnte gleich neben der Garage einer kleinen Flachbau mit mehreren Zimmern, mit seiner 34-jährigen Frau und seinen beiden kleinen Töchtern Jayshree und Somati. Beide Kinde gingen in eine englische Schule und auch Mr. Menon sprach perfekt englisch, nur seine Frau unterhielt sich ausschliesslich auf Hindi. Die Familie hatte bereits 4 erwachsene Söhne, die in Kerala studierten. Von hier stammten auch die Menons, wie übrigens viele in Ranchi und Umgebung, da in Kerala die Industrie fehlt und man hier im Norden leichter und besser sein täglich Brot verdienen kann. Mit der Pachtung der Tankstelle verdient unser Mister monatlich ca. 1000 Rupien, was ihn bereits zum gehobenen Mittelstand erklärt. Da die Tankstelle gleichzeitig Service-Station ist, hat Manfred am nächsten Morgen gleich 2 Helfer, die ihm beim Ausbauen des kaputte Teiles behilflich sind, zur Seite gestellt. Nun machen sich Mr. Menon und Manfred auf, um evtl. in Ranchi dieses Ersatzteil neu zu erwerben, jedoch vergeblich. VW-Werkstätten in Indien gibt es nur in Delhi, Calcutta und Bombay. Da Calkutta am nächsten ist, fährt Manfred am Abend mit dem Zug dorthin, in der Hoffnung, hier die entsprechenden Teile zu bekommen. Aber auch hier hat die Werkstatt nur einfache Teile, derart komplizierte Teile werden hier nicht geführt. Was nun? Manfred geht zur Botschaft und man kann ihm anhand eines Kataloge die Part-Nummern der einzelnen Teile, die er benötigt, ansagen. Dann gibt er ein Telegramm an Onkel Gerhard in Berlin auf, dass er ihm die Teile sofort schicken soll und anschliessend meldet er nochmals ein Gespräch nach Berlin an, damit auch ja nichts schief geht. Da die Verbindung über London und Frankfurt geht, erzählte er später, dass er nur bis Frankfurt gekommen sei, dann klappte irgendetwas nicht mehr, doch tatsächlich sprachen Onkel Gerhard und Manfred miteinander, ohne sich zu erkennen. Dieses erfuhren wir aber erst nach 4 Monate später, als wir bereits wieder in Berlin waren. Da nun alles erforderliche unternommen war, was man hier in diesem Land nur tun kann verbummelte Manfred den Nachmittag und kam somit zu dem aufregendsten Erlebnis seiner ganzen Reise. Nie hatte ihn eine Stadt so eingeschüchtert, wie Kalkutta. An ihm fluteten die Menschenmassen vorbei, Armut und Elend wie in keiner anderen Stadt Indiens, belebten die Strassen und Manfred vermeinte zum ersten Mal in einer indischen Stadt so etwas wie Unruhe und Furcht verspürt zu haben. Dann kam er an die Howrad-Bridge, eine wichtige Brücke in dieser Stadt, die Nord- und Süd-Kalkutta miteinander verbindet. Mit der Kamera bewaffnet, fotografierte er, einige Szenen, bis sich eine wilde Menge um ihn versammelt hatte, ihm die Kamera entriss und schon war die schönste Auseinandersetzung da, denn Manfred lässt sich so schnell nichts entreissen. Doch wie aus dem Boden gewachsen war auch auf einmal Militärpolizei zur Stelle und Manfred wurde festgenommen und abgeführt, weil die Brücke von ihm fotografiert wurde. Durch den Pakistan-Konflikt mit Bangladesch und dem grossen Flüchtlingsproblem hier in Kalkutta wurden andere Masstäbe und Grenzen gesetzt, wie im übrigen Indien und so marschierte Manfred ins Kittchen, sich dabei keiner Schuld bewusst, denn nirgendwo stand ein Verbotsschild, dass die Brücke nicht zu fotografieren sei. Nachdem der Film belichtet wurde und Manfred einige Verhöre über sich ergehen lassen musste, wurde er wieder auf freien Fuss gesetzt. Das Ausgehen und Herumschlendern war ihm aber vergangen und so verbrachte er den Abend dieses Tages im Hotelzimmer. Was zu dieser Zeit weder Manfred noch ich wussten, und bis heute ungeklärt ist, wie es dazu kam, ist die Tatsache, dass gerade die Szenen in Kalkutta und die Howrad-Bridge noch auf dem Film sind und wir uns besonders darüber freuen.
Ich sass derweil allein in meiner kaputten Karoline in Ranchi und vertrieb mir die Zeit mit Waschen, saubermachen und lesen. Immer wieder kamen netto Leute, die mich einluden, doch in ihrem Hause zu leben, bis Manfred wieder hier wäre, oder ein Arzt schlug mir vor, so lange bei den Schwestern in seinem Krankenhaus zu wohnen. Auch ein Sozialhelfer kam und bot seine Hilfe an. Ausser diesen Leuten kamen aber auch viele Neugierige, die einfach nur die Neugier trieb, mich anzusehen und den Wagen zu betrachten. Mr. Menon achtete streng darauf, dass ich nicht .zu sehr belästigt wurde und sobald sich ein Unbefugter in meine Nähe wagte oder länger dort Verweilte, wurde er sofort abkommandiert. Am 2. gag meines Alleinseins lernte ich Herrn Schnitter aus Augsburg kennen, der Bich für 1 Jahr von seiner Firma MAN nach hier verpflichtet hatte und nahe unserer Tankstelle im Experten-Hostel wohnte, von dessen Existens ich bisher keine Ahnung hatte. Hauptsächlich Tschechen und Russen sind hier auf Montage, dazu einige Engländer und Herr Schnitter als einziger Deutscher. Für ihn ist es ziemlich langweilig, da der Anschluss an indische Familien sehr schwierig ist und man ebenfalls die Freundschaft vieler Inder sehr genau unter die Lupe nehmen muss, da vielfach nur der erhofften Vorteile wegen eine ausländische Bekanntschaft gepflegt wird. Hierauf verzichtet man dann gern. Herr Schnitter lud mich zum Kaffee ein, was ich gerne annahm und wir verlebten einen gemütlichen Nachmittag in seiner kleinen Wohnung des Holstels. Voller Überraschung war ich, als ich richtigen Kuchen, unser übliches Brot, Jagdwurst und einige Sachen mehr hier vorgesetzt bekam. Meine nächste Einkanfsquelle war gesichert und Manfred würde Augen machen, was er demnächst alles vorgesetzt bekommen würde. Wir verabredeten einen Treff für den nächsten Tag, andem er mich ausführen wollte. Der Tag verging jedoch ohne dass. Herr Schnitter sich zeigte und ich hatte mich gerade zu Bett gelegt, als es an den Wagen klopfte. Es war fast neun Uhr und er kam nicht alleine sondern mit seinem indischen Freund, einen Lehrer und einem Oberexperten, der für 2 Tage hier in Ranchi weilte, um dann weiter zu seinem vorgeschriebenen Ort Dulgapur zu reisen. Unser Oberexperte Mr. Max war aus Saarbrücken und ausschliesslich auf Montage. Bisher war er 3 Jahre in Russland, jetzt hat er sich wieder für 3 Jahre nach Indien verpflichtet. Die "DEMAG" schickt diesen Mann immer auf Reisen und natürlich gibt es ausser ihm so gut wie keine Experten mehr. Trotzdem verbrachten wir alle zusammen einen sehr gemütlichen Abend, nur auf meiner Tankstelle verbreitete ich grosses Entsetzen, dass ich allein mit 3 Männern, zumal noch zu so später Stunde, ausginge und musste versprechen, in ein Stunde zurück zu sein. Keine indische Lady würde sich so etwas heraus nehmen. Nun, da ich keine Lady war, gestand ich mir das zu. Was ich nicht wusste und erst später erfahren habe, war die Tatsache,. dass Manfred einem jungen Mann von der Tankstelle 5 Rupien gegeben hatte mit der Bitte, doch ein Auge auf mich zu werfen und mir bei evtl. Einkäufen behilflich zu sein. Er kam auch jeden Tag und fragte, ob ich etwa zu besorgen hätte. Dass er mich aber wie seinen Augapfel hütete, war mir erst später bewusst und das Entsetzen packte ihn dann, als ich mich zu so später Stunde einfach entfernte und er nicht wusste, wohin. Am nächsten Morgen war aber dann Manfred wieder aus Kalkutta zurück. Sogleich wurde ihm natürlich von seiner unsoliden Ehehälfte erzählt, was er aber ganz in Ordnung fand, da ich so auch etwas Abwechslung hatte Und nicht trübsinnig den ganzen Tag über im Auto verbrachte. Auch tagsüber, jedenfalls nachmittags, hatte ich immer Besuch und zwar von den Töchtern des Mr..Menon. Zuerst sehr schüchtern, suchten sie den Kontakt mit mir, indem sie mir Rosensträusse brachten. Nun waren sie bereits aufgeschlossener und kamen nach der Schule jeden Tag in den Wagen, sangen und tanzten mir etwas vor. Nach einiger Zeit kannte ich bereits auch ihre Lieder und spielte sie auf der Mundharmonika mit. Das war natürlich etwas für die beiden indischen Rangen und wir wurden sie fast gar nicht mehr los. Beide sprachen perfekt englisch, was sie in der Schule lernten. Somati war 8 Jahre alt und Jayshree 6. Nach Jayshreee, war auch die Tankstelle benannt und zwar, "Jayshree-Service-Statio
Hier einige Lieder, die sie mir beibrachten:
When you clap, clap, clap your hands
The Monkey. clap, clap, clap his hands,
Monkey see und monkey do
the monkey does the same as X you.
When you stamp... your feet
When you jump .. up high
When you turn your-self around
The train is in the station
its going to the zoo
its full of little girls and boys
a special train for you
choo choo choo choo
chug chug chug chug
chuga chuga chuga chuga
the train to the zoo.
I have a little bicycle
I ride at every day
I had a little silverbell_
I 'ride at every day
dingeling, dingeling, dingeling
Als Manfred die Bekanntschaft von Mr. Max, unserem Oberexperten machte, verstand er sich nicht so sehr mit ihm, trotzdem hatten wir an seiner Art und vor allem an seiner lustigen Figur, er war ziemlich rundlich und klein, viel Spass. Als Manfred aus Kalkutta zurückkam, kam er nicht allein sondern brachte gleich seine Reisebekanntschaften mit. Es war Mr. Sharma, ein Elektro-Ingenieur, der bereits 7 Jahre in DeutschIand verbracht hatte. Leider war ihm vor 2 Jahren seine Frau verstorben und er lebte nun mit seinem 3 kleinen Kindern, 12, 7 und :5 Jahre alt, hier in Ranchi in seinem Haus. Eine Haushälterin versorgt die Kinder Von ihn wurden wir auch gleich zum Kaffee eingeladen, was wir dankend annahmen und haben in seinem Hause sehr nette Stunden verbracht. Die Kinder waren sehr aufgeschlossen und anhänglich und wollten uns des Öfteren bei sich haben. Das Mädchen, 7 Jahre alt, geht zum Tanzunterricht und ist bereit öffentlich aufgetreten. Sie ist sehr stolz darauf, und bringt uns viele Alben an, die wir ansehen müssen. Sie ist wirklich sehr reizend in den indischen Tanzkostümen und Gewändern anzusehen und hatten bereits eine sehr grosse Ausdruckskraft. Von Mister Sharma selbst waren wir äußerst begeistert, einmal, weil er deutsch sprach und zum anderen, weil er sich nicht nur fachlich mit Manfred unterhalten konnte, sondern auch vielen andere Gebiete pflegte und wir uns hier ausgiebig unterhalten konnten. Es ist in Indien nicht so sehr einfach, einen Menschen dieser Art zu treffen. Auch Dr. Majunda kam mit seiner reizenden Frau und lud uns zum Sonntag zum Essen ein. Es war das beste Essen, was wir privat vorgesetzt bekommen haben und wir haben es ausgiebig genossen. Die Abende verbrachten wir dann meistens im Experten-Hostel oder bei einem Drink im Railway-Hotel. Das Essen bei Dr. Majunda war so gut, dass ich nicht versäumen möchte, es hier einzeln aufzuführen. Es war, ein Indian-food mit Krabben, Langusten, Käse, Oliven, Reis, mehreren Sorten Fisch, Hühnchen mit delikate Saucen, dazu Toast und als Nachtisch Mango-Obstsalat mit Creme. Auch sie boten uns an, ihr Gästezimmer zu benutzen, was wir aber danken ablehnten. Bisher tat sich noch nichts mit unserem Wagen und wir warteten eigentlich bereits auf Antwort aus Deutschland. Allerdings waren das Flausen, die wir uns in den Kopf gesetzt hatten und unkundig der indischen Verhältnisse, hofften wir sogar bald auf das Eintreffen der. Ersatzteile. Unsere Experten meinten aber immer wieder, dass Manfreds Reise nach Kalkutta völlig umsonst gewesen sei, dass wir nie ein Teil zu sehen bekommen und sollte diese sogar in Indien eintreffen, würde es sofort vom Zoll unterschlagen werden. Dies seien hier die Sitten. Auch die deutsche Botschaft macht da gar nichts, wie sie aus eigener Erfahrung bereits wüssten. Nun, uns blieb nichts weiter übrig, als zu warten. Der nächste Tag brachte eine Überraschung Unser Mr. Menon von der Tankstelle war nicht müssig und hatte. einen Bekannten ausfindig gemacht, der Auto-Ingenieur war und eine beachtliche Werkstatt besass. Am Abend fuhr Herr Schnitter Manfred, Mr. Max, und Mr. Menon dorthin und die Sachlage wurde besprochen, die kaputten Teile in Augenschein genommen und nach einigem hin und her meinte Mr. Mangal, der Auto-Ingenieur, das gehe in Ordnung, er werde die Teile anfertigen. Ein befreundeter Sikh von ihm hat auch eine Werkstatt, Hier wurden Materialproben gemacht und einzelne Teile hergestellt. Alles andere machte Mr. Mangal in seinem Laden. Wir staunten nur und sahen zu, wie bereits am nächsten Tag viele einzelne Teile fertig waren und am Abend kam er bereits mit den fertigen Sachen, 2 Stück hat er gleich angefertigt, falls wieder einmal das Teil auseinanderfiele und baute eigenhändig mit einem kleinen Jungen alles in die Karoline und um Mitternacht konnte Karonline bereits wieder starten. Es war wie ein Wunder für uns. Der kleine Junge, den er bei sich hatte, war ein Waisenkind, das er zu sich aufgenommen hatte. Zwar eine Schule besucht der Knabe nicht, lernt jedoch ein guter Automechaniker zu werden und das ist hier in Indien bereits sehr viel wert. Als der Wagen fuhr, fuhren wir gleich noch zu Mr. Mangal und erstellte uns mitten in der Nacht seine ganze Familie vor. Es gab natürlich überraschte Gesichter, aber sie waren alle sehr freundlich und am nächsten Tag wurden wir gleich zum Essen eingeladen. Mr. Mangal bewohnt ein sehr hübsches Haus, das er sich erst vor einem Jahr gebaut hatte. Viel Schmiedeeisen verziert die Häuserfront und alle sind sehr stolz darauf. Auch sein Vater wohnt bei ihm. Er hat 5 Kinder, ist 40 Jahre alt, seine Frau 34. Sie ist sehr klein und zierlich und die älteste Tochter bereits 18 und verheiratet. Auch sie wohnt hier bei den Eltern. Als wir am nächsten Tag hier eintreffen, werde ich gleich nach dem Essen zur Seite genommen und in einem indischen Sari gesteckt. Die Frauen haben viel Freude daran, mich in eine Inderin umzufunktionieren und nach dem grossen Knoten am Hinterkopf fehlt auch zum Schluss weder der rote Punkt auf der Stirn noch die Blume im Haar. Danach wird vor dem Haus ausgiebig fotografiert, dann gehen wir in Mr. Mangals Werkstatt, um uns diese auch anzusehen. Hier staunt Manfred über die hochwertigen teuren dänischen Maschinen, die er hier zu stehen hat und meint, ein Vermögen hat dieser Mann hier investiert. Für uns ist dieser Tag ziemlich aufregend, was wir alles zu sehen bekommen. Auch die Arbeiter seiner Firma und sein Schwiegersohn, der ebenfalls dort wirkt, sind alle äusserst zuvorkommend und freundlich zu uns. Es ist eine schöne Zeit für uns. Sehr beglückwünsche ich, dass ich hier allein die Stadt ziehen kann, um einzukaufen, ohne belästigt zu werden. Durch Mr. Menon und Mr. Mangal müssen wir hier in Ranchi, eigentlich ziemlich bekannt geworden sein, denn als wir am nächsten Tag unsere Sachen zur Reinigung bringen wollen, es waren Baumwoll-, und Leinensachen, die uns keine Reinigung abnahm, konnten wir sie beim "Elfenbeinkönig", einem Souvenier-Laden für Elfenbein und Leder abgeben und auch dort wieder abholen. Alles andere besorgte er. Besonderen Honig, den ich haben wollte, besorgte die Apotheke. Sehr musste ich lachen, als ich auf den hier üblichen Marktständen Brillen zum Verkauf dargeboten sah. Die Strassen sind vollgepfropft mit Menschen-, Fahrrädern und vor allem Rikschas. Dazwischen schlängeln sich die Autos. Es ist das übliche bunte Bild, das wir bereits viele Male zu sehen bekommen haben und doch ist es hier etwas anderes, da man bereits das eine oder andere Gesicht kennt, weiss, wo man hinzugehen hat und eben nicht fremd ist. Wir fühlten uns fast so etwas heimisch hier. Für den nächsten Tag wurde mit den Familien Menon und Mangal ein Ausflug verabredet, zu hier in der nähe befindlichen Wasserfällen. 40 m waren die hoch und um dorthin zu kommen, mussten wir von der Strasse ab und durch dichten Dschungel fahren. Wir kamen an Hütten vorbei, wie sie die Naturvölker bauen, nur mit Schilf bedeckt. An Lehmhütten waren wir ja gewöhnt,- aber hier waren wir fern der Zivilisation, meinten wir, es waren 7 aber nur einige Kilometer von Ranchi entfernt. Eine Frau, oben ohne, nur mit einem zerschlissenen Tuch um ihre Hüften, verkaufte Mr. Mangal selbstgebrannten Schnaps, der süsslich schmeckte und allen gut mundete. Ich mochte ihn jedoch nur verdünnt. Die Wasserfälle waren einzigartig und unterhalb der brodelnden Massen breitete sich ein herrlicher See aus, den Mr. Mangal und Manfred sogleich ausprobierten, wie er sich zum Baden eignete. Sie waren begeistert. Insgesamt waren wir mit den Kindern 9 Personen und es machte uns allen grossen Spass. Nach dem Ausruhen und Baden wurde ein zünftiges Picknick hergerichtet mit Eiern und vielen mitgebrachten deutschen und indischen Spezialitäten, was allen gut mundete. Natürlich durfte das Shapati hierbei nicht fehlen. Vorbei an den riesigen Teeplantagen, dann wieder mitten durch den Urwald, fuhren wir zurück und sahen Bewohner, die nur um ihr Dasein kämpften, nichts von Zivilisation wussten und deren Kinder nie eine Schulbank drücken würden. Indien ist wirklich das Land der Gegensätze, hier bettelt uns ein armer Lepra-Kranker an, dem von seinen Händen nur noch die Handflächen geblieben sind, alles an andere hat die Lepra-Pest zerfressen und daneben steht ein stolzer Sikh, sich seiner Würde bewusst, nimmt er keine Notiz von diesem armen Kranken. Wir sind manchmal entsetzt über die vermeintliche Rohheit eigenen Landsleute hie, wissen aber aus Büchern und Schriften, dass die Kasten und Religionen das Land regieren, auch wenn es Indira Ghandi bereits öffentlich abgeschafft hat. Es ist wohl nur auf dem Papier. In Wirklichkeit blühen Korruption und Kastenwesen wie eh und je. Am nächsten Tag sind wir von Mr. Menon zu einer Schulaufführung seiner beiden Töchter eingeladen. Es ist eine Grundschule wo die Kinder bis zur 4. Klasse unterrichtet werden. Alle Kinder sind in weisse Kittelschürzen gekleidet und haben weisse Söckchen und weisse Turnschuhe dazu an. Die Mädchen tragen eine grosse Krepp-Papierschleife auf der Brust in den verschiedensten bunten Farben und je Klasse werden Lieder, Tänze oder Kinderspiele vorgetragen. Die Gewinner oder besten jeder Klasse erhalten einen Preis, damit bales einen Anreiz hat. Unsere beiden Töchter sind nicht unter den besten und daher etwas traurig, freuen sich aber riesig, uns auch unter den Zuschauern zu sehen. Die Eltern der Kinder sind ein sehr illustres Völkchen, alle gut gekleidet und man erkennt den gehobenen Mittelstand. Die bunten Saris der Frauen finden meine besondere Anerkennung und vor allem bewundere ich den vielen Schmuck, den sie tragen. Viele Armreifen an einem Arm, Ringe, kleine Perlen oder Steinchen, gleich unseren Ohrringen, durch die Nase, dh. durch einen Nasenflügel gesteckt, grosse Ohrgehänge und sogar an den Zehen Ringe. Wir haben ältere Inderinnen gesehen, die in ihrer Jugend so grosse Schmuckstücke trugen, dass sie durch die heruntergezogenen Ohrlappen und riesigen Löchern in den Nasenflügeln ganz entstellt aussahen. Nun, es macht uns grossen Spass, dieser Schulaufführung beiwohnen zu können. Eigentlich wollten wir nun am nächsten Tag wieder abreisen, aber eine kleine Erkältung hatte uns befallen und wir entschlossene sehr zur Freude von Jayshree und Somati und auch Herrn Menon, noch einen weiteren Tag in Ranchi zu verbringen. Mr. Menon war richtig etwas traurig und meinte immer, wir gehören fast schon zur Familie und alle hätten sich an uns gewöhnt. Jeden Tag erfreute er uns mit herrlichem Kaffee, den sie extra für uns kochten. Es ist eine schöne Arbeit, denn zuerst müssen die hellen Kaffeebohnen geröstet werden. Nun wollten wir uns auch bei Mr. Mangal noch ehrlich machen, jeden Tag hatten wir ihn besucht oder er uns und auch dort waren wir in der Familie bereits sehr heimisch. Er erklärte uns, dass wir lediglich den Materialwert der Teile zu zahlen hätten und das waren 80 Rupien, etwa 27,-- DM. Alles andere, wie Ein- und Ausbauen der Teile, Anfertigung und z. T Herstellung an eigenen Maschinen berechnete er uns nicht und wir konnten ihn nicht dazu bewegen, auch nur I Rupie mehr anzunehmen. Etwas revanchierten wir uns noch und gingen abends mit ihm und Mr. Menon essen. Vor der Abfährt entschlossen wir uns noch, den Fridolin hier zu lassen und verkauften ihn an Mr. Menon für 1000 Rupien. Er wollte ihn auch wieder weiterverkaufen. Er war für uns zum Schluss fast zur Belastung geworden, da wir immer wieder auf die kleinen Reifen des Anhängers achten mussten und für uns beide war er auch wirklich nicht mehr erforderlich. Etwas wehmütig nahmen wir dann endgültig am nächsten Tag Abschied von den Menons, den anderen Angehörigen der Tankstelle, sagt Ranchi zum letztes Mal "auf wiedersehen" und ab ging die Fahrt nach Orissa.
Es war der 27. November und unser nächstes Ziel sollte Puri sein. Nicht vergessen möchte ich, zu erwähnen, dass am 24.11. mein Geburtstag war, das Geburtstagsmenü bestand aus Schwarzbrot aus Deutschland, der letzten Büchse Hering in Tomaten, roter Grütze und einiges Deutsches mehr. Nach dem Essen war mir sehr schlecht, da ich so schweresEssen nicht mehr gewohnt war. Manfred schenkte mir "Steinchen"; die er aus Kalkutta mitgebracht hatte. Ich freute mich sehr darüber. Den Kaffee tranken wir dann zusammen mit unseren deutschen Freunden im. Hostel und es gab hier richtigen Kuchen. Gegen Abend des 27.11. unserem Abfahrtstag aus Ranchi erreichten wir die Stadt Cuttak und am nächsten Morgen besichtigten wir die Tempel von Bubaneshwar, der Hauptstadt Orissas. Es waren eine ganz andere Art von Tempeln, wie wir sie bisher vom Norden Indiens gewohnt waren. In einige Tempel konnten wir hinein, jedoch den schönsten und interessantesten duften wir nicht besichtigen. Er war nur den Gläubigen des Hinduismus zugänglich. Noch mehr als in Bubaneshwar gefiel uns jedoch der Wagentempel von Konarak, den wir anschliessend besuchten. Auch genannt die schwarze Pagode oder der Sonnentempel, erbaut im Jahre 1150. Es ist ein riesiger Tempel der auf einem Wagen mit 12 Rädern steht. Es gibt kein Fleckchen an diesem Tempel, der nicht mit den herrlichsten Skulpturen bedeckt ist. Leider ging in den letzten Tagen von Ranchi mein Fotoapparat kaputt, so dass ich auch hier keine Aufnahmen machen konnte. Erst in Madras wollen wir ihn wieder reparieren lassen. Hier in Konarak bekomme ich meine erste grüne Kokosnuss zu trinken, wie sie den Einheimischen sehr begehrt wird. Ich bin aber sehr enttäuscht, die wässrige Milch darin schmeckt mir gar nicht. Geschmäcker sind eben verschieden. Konarak lag das erste Mal auf unserer Reiseroute wieder am Meer und seit dem Kaspischen Meer hatten wirk ein kühles Bad mehr genommen. Nach Besichtigung der Tempelruinen sehnten wir uns nach einem erfrischenden Bad und Wolfgang, ein Berliner Junge den wir im Resthouse von Konarak trafen, begleitete uns. Es war ein herrlich weisser Sandstrand, keine Touristen, vereinzelt sahen wir einen Einheimischer und ein "Heiliger" kam, um uns anzubetteln. Als er nichts bekam, legte er sich wieder in die Sonne. Wir tummelten uns in den Wellen, bis wir auf ein paar Inder und Inderinnen aufmerksam wurden, die riesige Wasserschildkröten auf dem Kopf herantransportierten, die Tiere auf den Rücken legten, so dass sie sich aus eigener Hilfe nicht mehr wenden konnten und so der Sonne und dem Verderb preisgegeben Waren. Einzelne hatten sich mit ihren Flotten bereits blutig geschlagen. Uns taten die Tierchen sehr leid aber für die Leute ist es eben der Brotverdienst und wir wissen nicht, wie viele davon leben. müssen,. Als keiner hinsah, ging Manfred zu einer Kröte und drehte sie um. Sie lief auch ein ganzes Stück weg, konnte aber den sicheren Weg zum Wasser nicht finden und wurde von den Indern wieder entdeckt und zu den anderen gebracht. Gegen Abend kamen 2 Lastwagen Und insgesamt transportierten diese 73 Schildkröten ab. Auch der nächste Tag wurde noch herrlich mit Baden und Faulenzen verlebt und hier trafen wir auf ein Pärchen, dem wir einmal in Kandahar bereits begegnet waren. Wir erinnerten uns dunkel an sie. Sie kamen aus Gaggenau. Ihre Reiseroute hatten sie von Amritsar über Bombay nach dem Süden Indiens gemacht und wollten nun nach Nepal. Wir hielten einen ausgiebigen Plausch, tranken unseren obligatorischen Tee und dabei erzählten sie, dass Georg und Lena ihnen vor ca. 2 Tagen begegnet seien, kurz vor Madras und nach uns fragten. Sie vermuteten uns bereits weit vor sich, da wir ja auch ein Tag früher aus Nepal abgefahren waren und durch unsere Panne hatten wir jeden Kontakt zu anderen Reisegefährten verloren. Sie sind z. T. durch den Urwald Orissas gefahren, was wir auch erst beabsichtigt hatten, aber durch unser entzwei gegangenes Teil am Wagen von solchen Extravaganzen nun abliessen. Unsere Reise setzten wir am Nachmittag dann fort und kamen noch an diesem Tag nach Godalpur. Manfred machte zwar ein saures Gesicht, als ich meine Übernachtungswünsche diesbezüglich äusserte und an diesem Abend nochmals am Meer übernachten wollte fuhr aber dennoch hin und wir haben es beide nicht bereuen brauchen. Zuerst fuhren wir die Wohnsiedlung dieses Ortes, weil wir einen bestimmten Laden suchten und nicht fanden, ich glaube, Eier wollten wir kaufen. Diese Siedlung war so ganz anders, als in anderen kleinen Städten, die Häuser hatten alle offene Eingänge und die Leute sahen uns nicht nur neugierig, sondern auch freundlich an. Als wir dann unseren Einkauf getätigt hatten, suchten wir uns direkt am Stand einen Platz zum Übernachten und fanden ihn oberhalb des Meeres. Zuerst hatten wir viele Neugierige um uns herum, die sich aber bald verzogen und so waren wir sehr zufrieden. Nach dem Abendbrot suchte Manfred "Deutsche Welle", konnte sie auch einwandfrei empfangen und wir hörten Nachrichten. Danach wurde ein Bericht über das Heranschaffen von Tannenbäumen gesandt und wir konnten uns gar nicht vorstellen, dass jetzt in der Heimat die Adventzeit ist, mit ihrem kalten und diesigen Wetter. Anschliessend gaben sie ein Rezept für Dresdener Christstollen durch und ich notierte es mit, so als ob wir nicht in Indien, sondern in Berlin wären. Wir hörten uns alles ganz interessiert an, freuten uns aber auf der anderen Seite, morgenfrüh wieder ein erfrischendes Bad im Indischen Ozean nehmen zu können. Dann ging die Fahrt weiter nach Vishakhapatnam, einer malerischen Kleinstadt direkt am Meer, zwischen viele kleine Hügel gebettet. Viele bunte Villen belebten die Ansicht und grossartige Hotels unter Palmen zeigten an, daß wir uns in einem exclusives Urlaubsparadies befinden. Auch wir nahmen unsere Mittagsmahlzeit unter Palmen am Meer ein. Gleich hinter der Stadt durchfährt man ein ziemlich grosses Industriegebiet und wir erfahren, dass hier Manganerz gewonnen wird, mit Ausfuhrziel Japan. Kriegsschiffe grosse Erzschiffe liegen hier im Binnenhafen dieser Stadt vor Anker,
Nun verlassen wir wieder die Küste und unser Weg führt mehr durchs Innenland und die Strassen säumen die sattesten grünen Reisfelder, die wir je gesehen haben. Manfred entschloss sich, an diesem Tag auch einmal Nachts zu fahren, um festzustellen, ob es nicht erleichternd wäre. Am Tage die Fahrerei stellt doch eine sehr hohe Konzentrationsprobe an den Fahrer, da man auf die vielen Fussgänger und Radfahrer achten muss, die immer wieder kurz vor dem Wagen auftauchen und man weiss manchmal nicht, woher. Als die Dämmerung kam, bemerkten wir, dass halbe Dörfer sich anschickten, gemeinsam ein gewisses Örtchen aufzusuchen und ausserhalb des Dorfes hatte man dann den entsprechenden Platz gefunden. Man soll nun nicht meinen, dass diese Geschäfte hinter Büschen und Sträuchern abgehalten werden. Nein, direkt an der Strasse und wir amüsierten uns über die vielen nackten Ärsche, die immer wieder in unser Scheinwerferlicht kamen, Wir wunderten uns schon lange über eine bestimmte Sorte Messingtöpfe, die fast in jedem Geschäft zum Verkauf angeboten werden. Nun erkannten den Zweck. In diesen Töpfen wurde das Wasser zur Reinigung "danach" mitgeführt. Papier, wie hierzulande, kennt man in Indien nicht. Bis 23 Uhr fuhren wir an diesem Tage und schafften fast 700 km. Als wir über eine lange Brücke fuhren, kam uns ein Lastwagen entgegen und Manfred blendete höflicherweise ab. Als der Wagen vorbei war, machte er das Fernlicht an und sah ein paar Meter vor uns einen Ochsenkarren. Rücklichter oder gar eine Beleuchtung kennt man hier nicht. Auch kein Fahrrad hat eine Lampe oder gar Leuchtpedalen. Wenn es schon eine Bremse hat, ist es bereits sehr konfortabel. Nun hatten wir die Wahl auf den Ochsenkarren zu fahren, oder einen Unfall zu riskieren, Manfred riss spontan das Steuer herum, wir kamen etwas ins schleudern, fingen uns wieder, dann krachte es fürchterlich uns wir kamen mit dem Rad an die Bordsteinkante, dachten aber, die ganze Seite des Wagens wäre kaputt, so fürchterlich hörte es sich an und dann fuhren wir auch schon wieder ganz ruhig und normal weiter. Hinter der Brücke hielt Manfred kurz an und meinte, ganz schöne Herzschmerzen habe ich bekommen. Erst jetzt sitzt mir der Schreck in den Gliedern. Ich wollte etwas von hinten holen und bemerkte, dass meine Knie ganz weich waren. Dann besahen wir unsere Karoline, die wir voller Beulen und Schrammen vermuteten und trauten unseren Augen kaum, als nur die rechte hintere Radkappe eine Beule hatte. Wir waren sehr froh darüber und Manfred schwor, nie wieder blende ich ab. Am nächsten Tag, den 1. Dezember, trafen wir in Madras ein, suchten das uns bereits empfohlene Y.M.C.A. Verein Christlicher Junger Mädchen, und tatsächlich waren auch hier Georg und Lena-mit Tatti. Die staunten vielleicht uns hier zu treffen, wähnten sie uns doch bereits in Afrika oder sonst wo, aber niemals hinter ihnen. Es gab viel zu erzählen, auf beiden Seiten, denn seit Katmandu hatten wir uns nicht mehr gesehene sie hätten bereits eine Passage zur Überfahrt nach Penang am 7.12.71
in der Tasche, da sie die Inder die letzten Nerven kosteten, wie sie meinten. Sehr niedlich war es anzusehen, wie Tatti sich über das Wiedersehen mit uns freute. Immer wieder hüpfte er von einem Bein auf das andere und schrie dabei Api, Api, Api. Da wir nun seit Delhi ohne Post waren, war Madras unsere grosse Hoffnung, aber wieder einmal wurden wir enttäuscht, auch hier wieder nichts vorzufinden. Ich wurde sehr unruhig, weil ich mir Sorgen um Mutti machte und versuchte, Frau Mau
anzurufen. Durch kamen wir bis Berlin, jedoch ging keiner an den Apparat. Was ich nicht wissen konnte, war, dass auch sie, wie Mutti, zu dieser Zeit im Krankenhaus lag. Nun sandte ich zuerst ein-Telegramm an Mutti, was aber unbeantwortet blieb. Dann schickte ich ein Zweites an Bernhard auf den Weg und auch hier bekamen wir keine Antwort. Nun war ich restlos verzweifelt und wollte am liebsten mit dem nächsten Flugzeug nach Deutschland fliegen, um zu sehen, was los war. Von einem Tag zum anderen hofften wir und der Postbeamte. kannte uns nun schon und hielt uns von weitem bereits seine Brief entgegen, die neu hinzugekommen waren, entgegen. Aber jedesmal war nichts für uns dabei. Da wir meinen Fotoapparat zur Reparatur gebracht hatten und auch sonst einige Tage Ruhe in Madras einlegen wollten, entschlossen wir uns, diese Zeit, auch bis zur Abfahrt von Lena und Georg nach Mahambalipuram, einer wunderhübschen alten Tempelstadt südlich von Madras, zu fahren. Hier in Mahambalipuram fanden wir einen herrlich weissen Sandstrand vor und stellten uns mit unseren Wagen, wie wir es bereits oftmals vorher getan hatten, Tür an Tür, auf einem kleinen Betonfundament an den Klippen. Neben uns. ein z. T. versunkener Tempel und rechts
von uns ein noch sehr gut erhaltener Tempel, der bereits etwas gegen die laufende Verwitterung-geschützt wurde. Sieben Tempel sollen es ursprünglich gewesen sein, davon waren, z. T.. nur noch unvollkommen drei Stück erhalten. Der Shore-Tempel zog des Sonntags viele Besucher an und so hatten auch wir immer unsere Abwechselung. Im Dorf selbst befand sich das grösste Felsenrelief, mit Darstellungen von Elefanten, Rindern, Tögeln und mehr. Einige gut erhaltene Tempel gab es zu besichtigen, alle wurden aus den Felsen herausgehauen und waren mit vielen Inkarnationen von Wishnu und Shiva verziert. Mit Lena machte ich einen ausgiebigen Bummel durch die Tempelstadt und gleichzeitig auch Jagd auf Schmetterlinge. Ein Exemplar bekamen wir auch nach langem Warten geschossen. Die ganze Zeit, die wir am Wasser hier standen, betreute Ran, ein indischer elfjähriger Jungen, unseren Tatti. Er spielte mit ihm, kaufte für uns ein und bekam pro Tag 2 Rupies dafür. Dann hatten wir hier auch noch unseren "Wuffi“. Es war eine verlauste Promenadenmischung, hatte sich aber uns zur Betreuung und Bewachung auserkoren und wir konnten durchaus mit ihm zufrieden sein. Alle anderen Hunde hielt er von uns fern und knurrte sie weg. Als Dank dafür bekam er unsere Abfälle und Rest zu fressen und schien durchaus damit zufrieden. Des nachts schlief er unter einem unserer Wagen. Am 2. Tag unseres hierseins hörten wir in der deutschen Welle, das der Krieg zwischen Indien und Pakistan ausgebrochen war. Trotzdem wir seit der ganzen Fahrt eigentlich damit gerechnet hatten, kam es doch etwas überraschend für uns, da keiner mehr nach so langer Zeit damit gerechnet hatte, jedoch erzählten uns die Einheimische zuerst hätte die Reisernte hereingebracht werden müssen. Nun, da alles besorgt war, begann der Krieg. Wir sassen hier an einem relativ günstigem Ort, alles spielte sich im Norden an den Grenzen ab, aber alle Häfen waren geschlossen und keiner wusste so richtig, wie es weiterging. Trotz ihrer Passagen sassen Lena und Georg nun auch hier fest und wir entschlossen uns, ebenfalls in Madras zu bleiben, bis sich etwas herauskristallisierte. Wir erkundigten uns nach Ausweichrouten, z. B. über Ceylon oder Cochin aus Indien herauszukommen, jedoch überall vergeblich. Ceylon hat seine Fähre bis Ende Januar gesperrt, da jetzt der Zwischenmonsun war, von dessen Existenz wir bis dahin keinen blassen Schimmer hatten. Wir erkundigten uns nach deutschen, holländischen oder dänischen Schiffen, die evtl. jetzt hier in der Nähe waren uns vielleicht mitnehmen könnten, aber auch das war nichts. Einmal war es viel zu teuer und zum anderen nahmen sie dann immer nur das Auto mit. Wir hätten extra fliegen müssen und Manfred wollten auf keinen Fall die Karoline allein lassen. Durch unsere Erkundigungen lernten wir verschiedene, interessante Geschäftsleute in Madras kennen und wurden von ihnen immer wieder weiterempfohlen. Fast täglich sprachen wir auf der deutschen Botschaft vor, denn diese Stand mit Delhi und Kalkutta täglich fernschriftlich in Verbindung und konnte uns die neuesten Nachrichten berichten. Von hier erhielten wir auch einen Ausweis, der uns als deutsche Staatsbürger kennzeichnete und ein Schreiben dazu, dass wir jedem unter die Augen halten sollten, der uns evtl. etwas Böse antun wollte. Wir glauben aber, dass Deutschen in Indien niemals etwas zu Leide getan wird; denn sobald man sagte, dass man aus Germany komme, erhellten sich die finsteren Mienen, Wurden freundlich und man tat alles, um unser Wohlwollen herbeizuführen. Engländer, Amerikaner und Schweizer dagegen wurden gehasst und man legte ihnen Steine in den Weg, wo man nur konnte. Man darf nicht vergessen, da Indien bis 1947 englisches Kolonialgebiet war und die Leute heute noch in den Engländern ihre Ausbeuter sehen. Wir warteten nun schon ein paar Tage bei den christlichen jungen Leuten. Es war Adventzeit und jeden Tag wurden unaufhörlich Weihnachtslieder geübt. Wir hatten es hier aber sehr gut. Eine ganz neue moderne Toilette und Duschräume waren vorhanden. Im Vorraum extra Vorrichtungen zum Wäsche waschen. Das Hause stand in einem grossen Park inmitten von Madras hatte weite Wiesen und einen malerischen Teich u vor sich und wir Camper hatten einen Platz unter einer Anzahl Bäume, nähe dem Haus. Täglich kamen Händler mit Obst, Brot, Gemüse, Eis und verschiedene anderen Sachen und da alle die gleiche Wartezeit hier hatten, war es bald eine grosse Familie. Bädickers waren aus Hannover, ein pensioniertes Ehepaar, dass noch gleich Lena und Goerg, nach Penan wollte. Ein ganz reizendes älteres Ehepaar aus England und ein ebenfalls älteres Ehepaar aus Amerika. Dann Peter aus Australien mit seinen Eltern, später kamen noch Jean und Joan aus Frankreich dazu die wir auch bereits in Srinagar und Delhi getroffen hatten. Fast alle hatten sie nach Penang gebucht, aber nicht mit der "State of Madras", wie Lena und Georg, sondern mit dem Schwesternschiff. Oftmals kamen Urlauber und Reisende auf unseren Platz, fragten ob es etwas Neues gab und fuhren dann wieder weiter. Mein Fotoapparat war inzwischen wieder repariert und auch unsere Sonnenbrillen, die ebenfalls bis hierher gehalten hatten. Am 8. Dez. erfuhr Georg, dass sein Schiff doch auslaufen sollte, allerdings in Begleitung von Kriegsschiffen, die für die Sicherheit der Überfahrt garantieren sollten. In Delhi waren Bomben gefallen, Agra wurde bombadiert und wir hatten hier in Madras einmal am Tag 1/2 Stunde "black out", d.h. Verdunkelung. Sonst hörten wir nur immer wieder im Radio und in den Zeitungen die widersprüchlichsten Meldungen und, konnten nichts weiter, als abwarten. Vereinzelt wird von Rationalisierung gesprochen, dass das Benzin eingeteilt wird und aus Nepal hören wir, daß pro Kopf nur 2 Liter abgegeben werden. Nur wer das Land verlassen möchte bekommt seinen Tank gefüllt. Da wir bis auf 2 Kanister alle mit dem Fridolin abgegeben haben, gibt uns Georg einen seiner Kanister, und von Bödickers bekommen wir noch Benzin, was sie als Reserve noch mit sich führen. Fast jeden 2. Tag gingen wir chinesisch essen, was hier besonders gut schmeckte und ebenfalls hatten wir bin kleines Lokal in unserer Nähe ausfindig gemacht, welches wunderbar Briani kochte. Zur Zeit des black out’s assen wir dann bei Kerzenschein und Tatti flirtete eifrig mit den Kellnern. Fast jeden Tag statteten wir dem "SPENCER" einen Besuch ab. Es war ein wunderschönes Kaufhaus und wir bekamen hier herrliches Fleisch und vor allem Pfannkuchen, wie wir sie von Berlin aus gewohnt waren. Fast jeden Tag holten wir uns 10 Stück und alle wurden sie immer. Es war an indische Verhältnisse gemessen, ein richtiges Schlemmerdasein. Auch als Frau kann man hier allein durch die Strassen gehen, was oftmals nicht angebracht ist. Ich zog eines Tages los und besuchte das Aquarium, ein sehr kleines zwar, aber es hat mir trotzdem sehr gut gefallen, schlenderte am Strand entlang. Madras hat eine ziemlich grosse Strandpromenade, besichtigte einige Gebäude und bummelte durch die Hauptstrassen zurück zu unseren Platz. Am 12.12. ging Georg wieder zur Schiffsagentur um zu erfahren, wann er den Wagen bringen könne, denn morgen sollte die Abfahrt sein. Manfred begleitete ihn. Beide kamen am Abend wieder zurück und waren die reinsten Nervenbündel. Von einer Stunde zur anderen wurden sie vertröstet, bis sie abends nun hier wieder waren. Den Wagen hatten sie dort gelassen. Nachts um 12 Uhr sollte er aufs Schiff kommen und Georg fuhr nochmals zum Hafen aber auch diesmal war es nichts. Morgens um 6 Uhr fuhr er nochmals hin und nun endlich kam der Wagen auf Schiff. Um 9 Uhr brachten wir sie nun zum Hafen und bis heute haben wir sie nicht mehr wiedergesehen. Wir dagegen liefen nun nochmals zu unserer Schiffsgesellschaft, die evtl.von Bombay aus uns mitnehmen könnte, aber alles ohne Erfolg, rannten jeden Tag zur Post, auch ohne Erfolg, versuchten immer wieder bei Frau Mau anzurufen, ebenfalls vergebens und verschickten Telegramme in die Welt. Ganz entmutigt gingen wir dann noch einmal zur deutschen Botschaft und erfuhren hier von Frau Lehmann, die aus Berlin war, dass evtl. der Hafen in Bombay wieder geöffnet sei. Wir entschlossen uns nun, am nächsten Tag nach Bombay zu fahren, da wir verschiedene Abfahrtszeiten von Schiffen hatten, die in den nächsten Tagen auslaufen sollten. Zwar konnte das durch die Kriegseinwirkungen alles geändert sein, aber besser, man war am Ort, als aus der Ferne alles zu betrachten. Vor einem Tag hatte es bereits angefangen zu regnen und heute stand bereits der ganze Campingplatz unter Wasser. Es war sehr schwül dabei und wenn wir morgens aufwachten, waren wir schweissgebadet. Vor unserer Abfahrt wollten wir noch ein letztes Mal zur Post und hier habee ich das erste Mal so eine kleine Vorstellung vom Monsun bekommen. Die Strassen waren dermassen überschwemmt, dass alle kleineren Wagen es nicht mehr taten und entweder von ihren Besitzern einfach stehen gelassen wurden und somit die Strassen verstopften oder verzweifelt wieder in Gang gebracht werden sollten. Lastwagen und Omnibusse bestimmten fast ausschliesslich noch den fahrenden Verkehr und natürlich Manfred mit seiner Karoline. Er meinte nur immer, Hauptsache er läuft. Sobald er aus ist, bleiben auch wir stehen, denn der Auspuff war bereits unter Wasser. Nie zuvor habe ich eine Überschwemmung diesen Ausmasses gesehen. Bald kam auch das Wasser durch unsere Autotüren, der Teppich tropfte, unser Geschirr schwamm, aber wir schaffen es. Gegen Mittag hatten wir Madras hinter uns, kamen in höher gelegene Landschaften und bald hörte auch der strömende Regen auf. Es nieselte nur noch vor sich hin und dies blieb so bis Bangalore. Nicht an ein durchgehendes black out gewöhnt, fuhr Manfred mit aufgeblendeten Scheinwerfern in einer fast dunklen Stadt. Wir wunderten uns, aber das Denken fiel uns schwer und so mussten wir natürlich darauf aufmerksam gemacht werden, dass hier die ganze Nacht „black out“ ist. Gleich darauf stellten wir dann das Fahren ein und hatten kurz danach unsere Beschäftigung mit den Mücken. Zwar hatten wir jede Nach unser Moskitonetz aufgespannt, aber hier in Bangalore waren die Mücken gewitzter, sie fanden immer wirder ein Schlupfloch und bis Manfred die eine ihm sich nähernde Mücke eingefangen hatte, waren bestimmt schon wieder zwei durchs Netz geschlüpft. So ging es fast bis zum frühen morgen, bis das Loch gefunden war und wir vor diesem blutrünstigem Getier endlich Ruhe hatten. Als wir einmal durch ein Dorf fuhren, standen wie immer, viele Neugierige an der Strasse und guckten uns nach. Dann gab es einen lauten Kann Knall, dass wir dachten, da würde einer schiessen und als wir aus dem Wagen kletterten, sahen wir auch die Eingeborenen ganz verschüchtert vor ihren Häusern stehen. Uns war ein Reifen geplatzt und hatte diesen Knall verursacht. Wir mussten dann sehr lachen und nach und nach kamen auch die Inder näher und halfen Manfred sogar mit kleinen Handreichungen. Den Weg von Madras nach Bombay legten wir in einer Rekordzeit von 2 1/2 Tagen zurück. Wir hatten nun wieder wunderschönes Wetter, wie wir es in Indien gewohnt waren und betrachteten die vielen Zuckerfabriken, die gerade von vielen Ochsengespannen und auch großen Lastwagen voll Zuckerrohr beliefert wurden.
Fast jedes Kind knautschte auf einem stück Zuckerrohr herum und als wir eines Nachts im Garten eines Resthäuses:übernaChteten, mussten auch wir mitknautschen und es hat mir sogar gut geschmeckt. Viele Strassen wurden auf diesem Wege gerade repariert, so dass immer nur eine Fahrspur befahrbar war. Da die Leute oftmals ohne Maschinen sondern nur mit den Händen teerten, pflasterten, den Sand aufschütteten oder Steine entfernten, ging alles natürlich sehr langsam voran und wir konnten uns nicht vorstellen, dass sie vor der nächsten Regenzeit überhaupt fertig wurden. Dann fingen sie wieder von neuem an. Lustig fanden wir in der Nähe von Bangalore die Kopfbedeckungen der Männer. Ähnlich unseren Schiffermützen, wie ein kleines Schiffchen gefaltet, wurden hier die Käppis an allen Ecken der Strasse verkauft und auch alle trugen sie. Als Manfred einmal über, eine Brücke fuhr, die nicht ganz eben war, gab es einen furchtbaren Krach ünd
anschliessend beim Fahren schepperte es ganz gewaltig auf dem Dach. Als wir der Sache auf den Grund gingen, sahen wir, dass die Kofferbrücke, durch ihre Befestigung durchgeschlagen hatte und die Eisenteile nun an die Aussenwand der Karoline schabten. Schwund ist überall, meinten wir. Manfred versetzte die Brücke etwas nach vorn und weiter ging die Fahrt, bis wir am Abend Bombay erreichten. Die Einfahrt in diese Stadt war sehr deprimierend. Es war eine ganz verkommene und verwahrloste Satellitenstadt die uns da in Empfang nahm und da der Abend bereits nahte versuchten wir ein Hotel zu finden, in dessen Garten wir übernachten konnten. Nach einigem Fragen wurden wir zum Strand von Santa Cruz hin dirigiert und tatsächlich gab es hier Bungalow-Hotels mit schönen grossen Vorgärten. Italiener, Hamburger, Würzbürger und viele mehr hatten hier für einige Tage ihre Zelte aufgeschlagen und Manfred fand in Paul und Axel sogleich ein paar Skatbrüder. Es waren unsere Nachbarn und wir verlebten noch einige sehr nette Abende zusammen. Ihnen war die Achse ihres ohnehin sehr alten VW-Busses gebrochene und für sie die Fahrt mit dem Auto durch Indien somit
zu Ende. Da wir keine Kartoffeln mehrhatten, ging Manfred welche besorgen und kam stolz mit 2 Pfund an, Als wir uns so richtig auf ein Bratkartoffelgericht freuten. Ziemlich lange hatten wir jetzt Indien-food gegessen, wurden unsere Gesichter immer länger, als sich die vermeintlichen Kartoffeln
als Sweeties entpuppten. Ihre Schale ist ähnlich unserer Kartoffel, nur etwas schrumpelig und innen kann man sie vielleicht mit einer Feige vergleichen, nur ohne Kerne, sehr süss und sehr weich. Wir mochten sie nicht.
Der nächste Tag war ein Sonntag und wurde von uns mit einem herrlichen Bad im Indischen Ozean begonnen. Es war der 4. Advent und das Weihnachtsfest stand kurz bevor. Wir hatten keine weihnachtliche Stimmung. Der Krieg war seit 2 Tagen zu Ende, der black out aufgehoben und jeder Tourist machte sich Gedanken, wie er am billigsten Indien verlassen konnte. Viel Auswahl gab es nicht. Man konnte sich für Afrika oder Nahost entscheiden, aber zu diesem Zeitpunkt wussten wir das noch nicht. Wir waren überhaupt froh, dass Schiffe ausliefen und das war erst einmal das primäre. Santa Cruz hatte einen herrlich grossen, nicht mehr ganz weissen Sandstrand und wir lagen unter Palmen, liessen uns bräunen, assen in dem schönen Hotelgarten zu Mittag und genossen so richtig noch einmal Indien. Nachmittags war es aus mit dem Baden und wir glaubten unseren Augen nicht zu trauen, als sich der schöne Strand in einen Rummel zu verwandeln schien. Alles, was sich einen Ausflug aus der Innenstadt-Bombays heraus leisten konnte, war hier anzutreffen. Bombay ist auf einer Halbinsel erbaut und hat somit keine Ausdehnungsmöglichkeit. Es quillt förmlich, über und die Strassen sind so verstopft, dass man für ein paar Kilometer über eine Stunde braucht, um mit dem Wagen zum Zentrum der Stadt zu gelangen. Nun, unser Strand war im Moment für uns der Ku'Damm. Tonnys zogen kleine Karren mit Kindern, Kamele wurden zum Reiten angeboten, flotte Hengste galoppierten an uns vorbei und überall Affen, Affen .und Affen. An Leinen wurden sie von ihren Herrchen zu Spässen animiert, was aber auch nicht immer ganz klappte. Gleich unseren Pflastermalern sassen hier kleine Amateure und modellierten in den feuchten Sand die herrlichsten Skulpturen und Reliefs. Wir bewunderten sie sehr. Dort musste gerade für ein paar Rupies eine Kobra mit einem Mungo kämpfen und etwas weiter wurde ein Säugling, angebunden an einer langen Stange, auf der Stirn seines Vaters balanciert. Hier sass eine Gruppe Waisenkinder mit .ihrem Pfleger und sang indische Lieder, begleitet von selbst hergestellten, improvisierten Instrumenten und dort wiederum zeigte einer seine Zauberkünste aus der Trickkiste. Ein anderer hatte sich einbuddeln lassen und durch angebrachte Schilder die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt und zwischendurch spazierten und prominierten die stolzen Inder, in Sonntagsrobe und sich ihres Standes und ihrer Kaste bewusst. Hier und dort wurde dem armen Volk ein Geldstück hingeworfen, wenn sie die dargebotene Show belustigte aber bettelnden. Kindern und Frauen gaben sie fast nie einen Paise. Viele Buden verkauften Eis, Getränke und indisches Misch-Masch, dass uns aber ganz gut mundete, Es war scharf mit süss, leicht klebrig, aber wir konnten es nicht identifizieren. Gegessen wurde es aus einem zu einer Tüte gefalteten Blatt oder Papier und da die Inder ohnehin nur mit den Fingern essen, kennt man Stäbchen, kleine Löffelchen oder Piker hier nicht. So ging der Sonntag zu. Ende und der nächste Tag führte und zum Touristenbüro, zu verschiedenen Schiffsagenturen und natürlich zur Post. Hier bekamen wir 4 Briefe, eine Geburtstagskarte mich und ein Telegramm zu Weihnachten von Mutti. Was waren wir froh nach so langer Zeit endlich ein Lebenszeichen von zu Hause zu haben und es war für uns das schönste Weihnachtsgeschenk. Dann fuhren wir zur Schiffs-Company, um zu erfahren, wann die nächsten Schiffe den Hafen von Bombay verlassen würden. Normalerweise fährt Lloyd Tristino von Indien nach Europa, aber durch die Kriegsverhältnisse blieben sie in Afrika, Kenia, und kamen nicht über die Arabische See, geschippert. Eine Fahrt mit Auto- Indien/Mombassa würde DM 1.000,---kosten, die Fahrt Mombassa/Triest DM 5.000,--. Soviel hatten wir nicht mehr und wir mussten andere Möglichkeiten erschliessen. Nun kamen wir zur Makenzie-Company und buchten eine Passage nach Mombasse. Von dort würden wir schon irgendwie weiterkommen. Am .24. Dezember, also Heilig Abend, sollte das Schiff auslaufen. Was wir nicht wussten, war die ,Tatsache, dass man in Mombassa nur an Land gelassen wurden, wenn man bereits Ausreisepapiere für' die Weiterreise in. ein Nachbarland in der Tasche hatte. Diese Massnahme wurde infolge der grossen Hippie-Ansturms aus Indien getroffen, da sie hier des Landes verwiesen wurden. Eigentlich sollte unser Endziel Südafrika werden jedoch hier wurden bei der Einreise aus Sicherheitsgründen 100 Pfund pro. Person, das waren in gesamt für uns DM 2.000,--, verlangt und diese hatten wir auch nicht mehr gehabt. Aber raus aus Indien mussten wir nun einmal und so buchten wir erst einmal und als wir 2 Tage Rennerei hinter uns hatten, zuerst wird eine Passage für das Auto gebucht, dann an anderer Stelle die Tickets für uns, dann für beide Schalter eine Devisen-Deklaration verlangt usw. usw. Später trafen wir vor der Company Rolf und Marion aus der Schweiz. Sie hatten eine Passage nach Khorramshar/Iran in der Hand und als wir das hörten; rannten wir gleich zurück und buchten um. Zum Glück gab es da nicht viel Schwierigkeiten, denn Mr. Thomas aus England half uns aus verschiedenen Schwierigkeiten heraus. Der Ablauf ist so: Zuerst wird vorgemerkt, ob überhaupt .noch ein Platz zu -vergeben ist. Ist das geklärt, muss man mit der Devisenerklärung erscheinen, um bezahlen zu können. Hat man bezahlt, ist die Voraussetzung für die Zoll-und Ausreiseformalitäten gegeben, eins hängt immer vom anderen ab. Nun hatten wir unseren Platz auf dem Schiff, wollten auch bezahlen und bekamen unsere Devisenerklärung nicht, da die Banken infolge einer Umwertung des Dollars nichts an- oder verkauften. Nur ein privates Schreiben unseres Mr. Thomas öffnete uns die Tür zu einer Bank, dann erst konnten wir unser Geld tauschen. Dann bekamen wir unsere Papiere und mussten damit zum den indischen Automobil-Club, der für uns die Zoll-Scherereien besorgte und unser Auto auf das Schiff brachte. Wir rauften uns bald die Haare und abends waren wir richtig ausgelaugt. Ausserdem mussten wir uns noch das Visum für den Irak besorgen und überall mussten wir reden und reden und reden, da sonst Tage vergangen wären, bis wir die Papierchen in Händen hätten, aber in unserem Fall nicht ging. Alles musste in 2 Tagen erledigt sein, da auch hier an den Weihnachtsfeiertagen und ein Sonntag war dazwischen, nicht gearbeitet wurde. Es war eine einzige Hetzerei und am Nachmittag gönnten wir uns im Taj Mahal-Hotel ein erstklassiges Mittagsessen für 15 Rupien pro Person. Wir hatten es uns redlich verdient. Wir konnten soviel Essen, wie wir wollten, nur die Getränke mussten extra bezahlt werden und waren in dem 15 Rupien-Diner nicht mit einbegriffen, Wir hatten unsere vergammelten Sachen an und sassen neben hochgepflegten Indern und Europäern, die hier im Hotel, dem ersten von Bombay, wohnten. Ich genoss es sehr, hier zu sitzen, zu speisen und auf den Boulevard von Bombay zu sehen, zumal ich das Buch "Nacht in Bombay" gelesen hatte und mir damals hätte nie träumen lassen, auch einmal hierher zukommen. Ja, so können Träume in Erfüllung gehen. Viele schöne Hotels hatten wir bereits in Kathmandu, Delhi oder anderswo in Indien gesehen, aber dem Taj Mahal-Hotel konnte keines das Wasser reich. Jeder Raum war ein kleines Prunkstück für sich. Die grosse Freitreppe in die oberen Räume überdache eine riesengrosse Kuppel, alles in Rot und Gold. Hervorragende Schnitzereien und Skulpturen, auch Plastiken sowie Malereien indischer Künstlicher zierten die Wände der Hallen und Gänge. Es war ein Erlebnis, hier gewesen sein zu können. Den Tag beschlossen wir dann bei einem Plausch mit Marion und Rolf auf deren Balkon, mit einem wunderschönen Ausblick auf die Seepromenade von Bombay und der schönen Bucht. Der Sonnenuntergang, den wir zusehen bekamen, wird uns unvergessen bleiben. Die Schweizer freuten sich, in uns Fahrtgenossen gefunden zu haben und so sprachen wir jetzt schon viel von der Dwarka, unseren Schiff. Für mich sollte es die erste Schiffsfahrt werden. Manfred war ja da schon ein alter Hase mit seinen Erfahrungen als "Assi". Sehr freuten wir uns, dass wir die Indische Bank doch etwas beschubst hatten und zwar hatten wir den Überfahrtspreis für das Auto immer mit 180 Dollar angesetzt. Das war aber der Preis nach Mombassa. Die Fahrt Bombay-Khorramshar kostete aber 268 Dollar und wir hatten zu wenig getauscht. Unsere Deklaration reichte nicht aus. Da wir einmal für die Passengers und einmal für das Auto bezahlten mussten, nahmen wir einfach die 2. Ausfertigung der Deklaration und warteten nun täglich, dass sie den Schwindel merken würden, aber es tat sich nichts. So organisiert sind die Inder nun auch wieder nicht. Wir hatten dadurch DM 500,-- gespart. Insgesamt kostete die Überfahrt 6000 Rupien und das war ein ganz schön stolzer Preis für die verhältnismässig kurze Strecke. Allerdings wohnten wir in der A- Klasse auf dem Schiff. Als wir noch feste beim Buchen in der Company waren, sahen wir mit einem mal Erna, Monika und Willi ebenfalls hereinkommen. Sie waren die ganze Nacht mit dem Zug von Cochin gefahren, wo Wuffi und Heinz noch ihr kaputtes Auto verschiffen wollten, um dann ebenfalls nach hier nachzukommen. Es klappte aber bei ihnen nicht so ganz und wir mieteten uns zusammen ins Stifflies-Hotel ein und hatten eine ganze Menge zu erzählen. Mit Frühstück zahlten wir hier 20 Rupien.Es war verhältnismässig sauber aber, meistens von Haschern und Hippies bewohnt und des Nachts war es so laut, dass von schlafen nicht viel die Rede war. Da wir nun kein Auto mehr hatten, wir mussten es vor Weihnachten bereits zum Hafen bringen, freuten wir uns auf die Schiffahrt und nahmen alles andere hier in Kauf. Karoline hatten wir völlig umfunktionieren müssen. Die Gepäckbrücke musste herunter und alles im Wagen verstaut werden. Wir staunten selbst, wie wir das alles fertig brachten und wenn ein Zöllner durch die Gardine in den Wagen sah, war wirklich nicht viel zu sehen. Normalerweise müsste der Wagen völlig ausgeräumt sein, nur die leere Campingausrüstung wird genehmigt. Wir hofften auf unseren guten Stern und es klappte auch tatsächlich. Am 23.12.71 war es dann soweit. Wir brachten. unsere Wagen zum W.I.A.A, von dort zur .Mackenzie-Company„ dann ging es zur Hafenpolizei, danach zum Zoll und schliesslich durften wir ans Schiff, um die Wagen abzustellen. Manfred weigerte sich beharrlich, seine Autoschlüssel auszuhändigen, was verlangt wurde, da er beim Verladen dabei sein wollte. Die Verladung sollte am nächsten Morgen um 8 Uhr früh erfolgen. Nach vielem Hin und Her wurde es genehmigt und es war sehr gut so, sonst hätten sie uns vielleicht gar nicht mitgenommen. Der Kran, der die Autos in das Schiff hievte, vermochte 2 Tonnen zu heben, unsere Karoline war mindestens 21/2 Tonnen schwer. Etwas hob er sie an und schon war sie wieder auf der Erde. Eiligst entfernte Manfred viele schwere Sachen aus dem Wagen, wir hatten noch Werkzeugkisten und Gepäck von Freunden dabei, so dass der Kran es schaffte und endlich war der Wagen an Bord. Am 24. Dezember, deb Heiligen Abend,: machte ich mit Marion einen Bummel durch Bombay, wir besuchten das Prince of Wale Museum und ich war restlos begeistert. Nie zuvor habe ich ein schöneres und interessanteres,
abwechselungsreicheres Museum besichtigt, als hier in Bombay. Für den Abend hatten wir. uns Karten zu einem Weihnachtfest im Taj-Mahal-Hotel geholt. 50 Rupies kostete der Eintritt mit Esse
und Darbietungen. Wir erwarteten hier einen kleinen Hauch von weihnachtlicher Stimmung, da wir internationales Publikum-vermuteten, wurde aber sehr enttäuscht, da das Fest gleich einem Sylvesterball war. An Lautstärke war es einmalig in seiner Art und bunte Hütchen, Knallfrösche, Trillerpfeifen und verschiedenes andere war die Tischdekoration. Es wurde viel getanzt und noch mehr gegessen. Da das Essen- im Preis inbegriffen war, hatten wir den Eindruck, dass viele Inder nur für diesen eine Tag. Im Jahr sparten, um sich hier so voll wie nur möglich zu essen, manche Leute hatten 3 bis -4 Teller vor sich zu stehen und 4 Stunden hintereinander haben sie mindestens gegessen; in Bombayist strengste Alkohol-Verbot und Rolf vermisste sehr sein Fläschchen Wein, für das er gerne 100 DM bezahlt hätte. Wir hielten es trotzdem ziemlich lange aus und als wir uns anschickten, zu gehenl wurde ich von einem jungen, blonden Mann aufgefordert zum Tanzen. Er vermutete in mir eine Engländerin und war sehr erfreut, eine Landsmännin gefunden zu haben. Mit Deutschen vom östlichen Teil unseres Landes, verbrachte er mit einigen seiner Kollegen ebenfalls das Weihnachtsfest im Taj-Mahal-Hotel. Sie kamen von der Rostock, dem bekannten ostzonalen Schiff und bald, als auch die anderen hinzugekommen waren, gab es ein munteres Geplauder. Das Stichwort war "Wein". Als Rolf das hörte, wurde er hellwach und auf der Rostock befand sich davon eine ganze Mange. Aber wie dort hinkommen. Der Hafen wurde streng bewacht, zumal noch kurz nach Kriegsende. Ich hatte Bedenken, mich auf ein Ost-SChiff als Westberliner zu begeben. Alle Bedenken wurden aber zerstreut und ein Schlachtplan entworfen. Harald organisierte alles und so mieteten wir einen Pferdewagen, auf dem wir alle Platz. hatten, wir waren nun etwa 10-12 Leute und ab ging die Fahrt in Richtung Hafen. Hier sahen wir nochmals so richtig das Elend einer indischen Großstadt. Ganze Familien vegetierten, denn anders kann man es nicht nennen, auf der Strasse, schliefen an den Häuserwänden und zwischendurch gingen die Ratten spazieren. Es stank fürchterlich nach Abfällen und Kot. Unser Plan war so gefasst, dass sich zwei die einen Passierschein hatten, sich mit der .Hafenpolizei unterhielten und die anderen derweil vorbeipassierten. Als sie auf uns zukamen und die Papiere sehen wollten, gingen wir ihnen entgegen, schüttelten ihnen die Hände und sangen laut und kräftig "merry christmas"..Als sie es sich versahen, waren wir bereits vorbei und im Dunkeln des Hafens zwischen Schiffen, Tauen, Planken und Ladegut verschwunden. Nun waren wir auf der Rostock. Wunderhübsch hatten es hier die jungen Matrosen. Schöne grosse Kabinen, alles schön sauber und wir verlebten noch sehr gemütliche Stunden mit ihnen bei Wein und Kognac.
Als der Morgen bereits dämmerte, verliessen .wir sie wieder, da der Kapitän von der nächtlichen Eskapade auf seinem Schiff nichts erfahren durfte. Auf die gleiche Weise kamen wir auch diesmal an der Hafenpolizei und den Wachposten vorbei, nur waren auch diese bereits etwas schläfrig. Wir hatten keinerlei Schwierigkeiten. Die netten Jungens werden wir wohl nie im Leben wiedersehen. vergessen werden wir sie aber nicht.
Für den letzten Tag unseres Indienaufenthaltes, dem 25.• Dezember 1971 planten wir eine Überfahrt zur Insel Elephanta. Eine Stunde .dauerte die Überfahrt. Das Wetter war wie immer warm und sonnig und wir verbrachten noch einmal einen herrlichen Tag mit der Besichtigung der Höhlentempel mit ihren wunderschönen Skulpturen auf der Insel. Tempel waren aus einem Felsen herausgemeiselt und Gott Shiva sah uns in vielen Inkarnationen entgegen. Ein sehr grosses und vor allem sehr gut erhaltenes Relief fand unsere volle Begeisterung. Leider war die Zeit sehr kurz, die wir hier verbringen konnten, da das letzte-Schiff die Insel bereits wieder um 1/2 5 Uhr verliess. Die Heimfahrt war ziemlich stürmisch und in diesen paar Stunden hatte sich das Meer ganz schön verwandelt. Windjammer begegneten .wir auf der Fahrt und Kriegsschiffe sahen wir vor Anker liegen. Alles in allem war es ein sehr schöner Tag. Den Abend verbrachten wir mit Erna, Monika. und Willi und am nächsten Morgen bis 11 Uhr sollten sich alle Passagieren auf dem Schiff eingefunden haben. Das erfuhren wir aus der Tageszeitung, nicht etwa von der Schiffsagentur, die wir fast stündlich um Bekanntgabe des Auslaufens der Schiffes belagert hatten. Nun, widererwartend hatte bei uns alles bisher ganz gut geklappt, wenn es auch einige Nerven gekostet hat, aber nun war alles überstanden und mit etwa 20 Cabinen-Passagieren der A. und B-Klasse und ca. 500 Deckspassagieren verliess die DWARKA um 1/2 7 Uhr abends den Hafen von Bombay. Wir standen an der Reling, nun doch mit etwas Wehmut im Herzen, denn so unvermittelt und schnell hatten wir uns das Ende unseres Indienaufenthaltes doch nicht vorgestellt. Im Nachhinein hatten wir doch vieles in diesem Land liebgewonnen und trotzdem waren wir andernteils froh, so ohne viel Schwierigkeiten, mit denen manche. unserer Landsleute zu kämpfen hatten, der Heimat, wenn auch noch, weit entfernt, Stück für Stück näher zu kommen. Wer einmal in seinem Leben in die Mühle der indischen Bürokratie geraten ist, weiss, was es heisst, sie hinter sich zu wissen. Die DWARKA war ca. 110 Meter lang und fasste 5000. BRT. Sehr überrascht waren wir .über das Essen, das wir bekamen, da wir Indien-Food erwartet hatten. Vorwiegend gab es englische .und französische Küche und es war schon fast kein Essen mehr, wir wurden fast gemästet. Zuerst ist alles Neue interessant, aber schon nach 2 Tagen war der gewohnte Trott da und man fing sich an zu langweilen. Lesen, Tischtennis. spielen, Sonnen auf dem Deck, Essen und Schlafen waren der tägliche Ablauf und abends war Manfred, sonst sehr zurückhaltend in alkoholischen Dingen, meistens der Erste bei Maximilian, genannt Max, an der Bar.. Es wurde Rome' oder 'Schach gespielt und wir Frauen plauderten mit den Scheichen. Scheich Feisal aus Quatar und Pip aus Andorra machten sich jeden Abend über türkische Ringe her, setzten sie zusammen, um sie gleich darauf wieder auseinanderzunehmen und hatten so ihre Abwechslung. Vom Kapitän wurden uns des öftern Drinks in seiner Kabine spendiert und für die Offiziere gab es wiederum durch uns Abwechslung. Einen Morgen, früh um 6.Uhr, durften wir auf die Kommandobrücke, als die Meerenge von Muscat passiert wurde. Alle Augenblicke wurde auf das Tiefenmesser gesehen, es war keine gute Sicht mehr, denn das Wetter änderte sich schlagartig, hatten wir bisher noch den schönsten Hochsommer, wurde es jetzt kalt, stürmich und eine hohe See kam auf. Bis Windstärke 9 wurde uns Von der Kommandobrücke gemeldet. Muscat ist ein altes Piratengebiet und von hier zogen die Seeräuberschiffe aus, um Lastschiffe zu kapern. Als wir die Kommandobrücke wieder verliessen, kam der Chief und lud uns ein, auch seinen Maschinenraum zu besichtigen. noch nie in meinem Leben habe ich so eine große und lange Kurbelwelle gesehen, wie sie die DWARKA hatte. 22 Jahre alt ist die DWARKA und dieses ist ihre letzte Fahrt in der BRTITISH- INDIAN-LINES, danach wird sie an die Chinesen verkauft. Auf dem Wege zum Maschinenraum bekamen wir auch das 1. Mal die unteren Decks zu sehen. Hippies,. Europäer, Inder und Araber lagen hier bunt durcheinander auf der Erde auf Decken oder Planen. Nur eines hatten sie gemeinsam: Sie schimpften alle über das scheussliche Essen, das man ihnen bot.- Indian-food und so scharf, dass es für die Europäer ungeniesbar war und selbst für die Inder, an scharfe Kost uns gegenüber gewöhnt, miserabel. Außerdem waren die Portionen auch zu klein für Erwachsene Manschen. Was man uns zuviel des Guten gab, wurde hier wieder eingespart. Wir nahmen unser Essen gemeinsam mit dem Kapitän und den Offizieren im Kasino ein. Als Tischoffizier bekamen wir Richard, Lordford, den Sicherheitsoffizier zugeteilt, ein sehr nervöser, überaus korrekter, typischer Engländer von 44 Jahren, aber äusserst sympathisch. Nun kam die. Sylvesterfeier. Das .erste Mal, daß ich mich "fein" machte. Marion hatte Schminkkoffer und sonstige Zivilitäten dabei und alles vorhandene wurde angewandt. Die Bar war geschmückt und durch das herzliche Verhältnis zwischen Offizieren und uns wurde es ein sehr netter Abend, bzw. Nacht wurde reichlich dem Alkohol zugesprochen und als Max seine Bar schloß, wanderte die ganze Mannschaft in die Offizierskabinen, wo weitergefeiert wurde. Daraus wurde nun eine Gewohnheit und jeden Abend waren wir bei einem Offizier oder dem Kapitän in der Kabine, es wurde viel gelacht und, noch mehr getrunken. Manfred hielt tüchtig mit und war immer mit dabei. Unsere ganz besondere Heiterkeit waren Nana und Novalla, beide kamen aus Brasilien und hatten 2 Jahre unter Tibetanern in Tibet gelebt und dort geforscht, Sie schreiben nun Bücher über ihr erlebtes. Lana ist ein spindeldürres lange Gestell, sehr eingebildet, dabei jedoch liebenswert, und fühlt sich am wohlsten im Kreise von jungen Existenzialisten und Hippies. Novalla dagegen, über einen Kopf kleiner als Nana, mindestens 20 Jahre älter, achtet auf Gepflegtheit, plauderte nach Möglichkeit nur mit dem Kapitän oder den höchsten Offizieren, und da er keine Ahnung von Technik hatte, mußte er sich immer das Neueste derzeitig auf dem 1.Markt erschienene von den Leuten besorgen lassen. Der Chief stöhnte so manches Mal, denn er mußte meistens die Begleitperson Novallas bei den Landausflügen sein. Von uns wurde Novalla allgemein Nußknacker genannt, weil er von morgens bis abends Nüsse knackte, meistens Pistazien. Unser Schiffsbillet hatten wir nur bis Korumshar gebucht, weil wir ursprünglich planten, dort an Land zu gehen, hörten aber auf dem Schiff, daß dies mit viel Schwierigkeiten verbunden sei, da man das Land vom Iran nicht anlaufen konnte. Der Euphrat war nur in der Mitte von den großen Schiffen befahrbar und so mußten Frachten, Autos und Menschen umgeladen werden in kleinere Schiffe, die dann wiederum alles an die Pir brachten. Das Umladen von der DWARKA dauerte volle 2 Tage. Basra dagegen hatte einen guten Hafen, obwohl es weiter Stromaufwärts lag und der Kapitän beschloß, uns ohne Ticket bis Basra mitzunehmen, was wir natürlich große Klasse fanden.
2 Tage später trafen wir dort ein, aßen noch einmal tüchtig zu Mittag und verließen um 14 Uhr Ortszeit das Schiff. Der Abschied von der ganzen Besatzung war doch etwas wehmütig, denn wir hatten uns alle liebgewonnen, kannten mitlerweile die einzelnen Familienverhältnisse der Offiziere und sie die unseren, wir versprachen, uns zu schreiben, sobald wir wieder in der Heimat waren.
Auf unseren Zwischenstationen Dubai, Doha und Kuweit ließ man uns an Land gehen. Es war für uns sehr interessant, nach Indien nun einmal arabische Städte zu sehen. Es gibt hier keine Vergleiche. Die arabischen Städte sind sehr sauber, zivilisiert und es überwiegend deutsche und amerikanische Autos, natürlich die grössten. Man glaubte, manchmal in einer europäischen modernen neuen Stadt zu sein und auch die Auslagen der Kaufhäuser und. Läden sind durchaus Modern und europäisch. Jedoch sahen wir diese Sachen fast nie auf den Strassen, da die Frauen immer verschleiert gehen. Darunter tragen sie dann das Moderne und nur zu Hause darf der Schleier abgelegt werden. Für uns gab es nichts zu kaufen, da alles 3 - 4 Mal so teuer war, wie in Deutschland. So gingen wir dann mit unserem umgetauschten Geld ins Wimpy' und liessen uns hier die Spezialitäten, genauso wie in Berlin, schmecken.
Als wir dann in Basra Waren, sorgte Ian dafür, dass unsere Wagen als erste ausgeladen wurden und wir konnten trotz Irakischem Feiertag, natürlich mit einem Bestechungsgeld von DM 150,-- DM umgerechnet, nach 4 Stunden unsere Wagen aus dem Zollgebiet fahren. Unsere Reisekasse war ganz schön zusammengeschmolzen und hier im Irak mussten wir auch ganz schön haushalten, der Kurs: 1 : 10. Ein irak. Dina = 10 DM. Unser erstes arabisches Essen in BASRAH schmeckte sehr gut, trotzdem es eine Umstellung war und die kleine Imbisshalle, in der wir saßen hatte, gerade unter unserem Tisch eine große Eierkiste deponiert. Manfred organsierte für den kommenden Morgen die Frühstückseier, wobei ihm seine Fliegerhosen mit den großen Taschen sehr von Nutzen war. Nächsten Morgen ging die Fahrt weiter Richtung Bagdad. Immer wieder mussten wir feststellen, daß man uns Touristen beim Einkauf oder in Restaurants übers Ohr hauen wollte bzw. gehauen hat. Jedes Mal gab es ein Gezanke und Gefeilsche, jedoch hatten wir den Eindruck, daß wir doch immer die Dummen blieben. Der Weg nach Bagdad' führte durch große Landwüsten, unterbrochen von vereinzelten Palmenhainen, oder besser Oasen. Die Landbevölkerung lebt in Lehmhütten, betreibt vorwiegend Schafzucht und Ackerhau, was der karge Boden hergibt. Die Frauen tragen hier auch den Schleier, jedoch bleibt das Gesicht frei. Nach 2 Tagen Fahrt erreichen wir die Hauptstadt und der erste Weg
Ist zur jordanischen Botschaft. Wo wir auch sofort unser. gewünschtes Visum bekommen, allerdings dürfen wir die Botschaft nicht betreten. Wir warten draussen auf der Strasse. Die Syrische Botschaft hat bereits geschlossen, und so haben wir den Tag zum Bummel frei. Auch hier werden wir beim Essen mit den horrenden Preisen schockiert. Abends bummeln wir über den "KulDamm" von Bagdad und auch hier wieder Preise, die einfach ins Unermeßliche gehen. Am liebsten würden wir gleich weiterfahren, denn am nächsten Morgen bekommen wir zwar unser Visum, jedoch Rolf und Marion als Schweizer noch nicht. So hängen wir noch einen Tag Bagdadurlaub ran. Sie müssen erst zum Schweizer Konsulat, um sich bestätigen zu lassen, daß sie Schweizer sind. Da das Schweizer Konsulat heute am Sonntag geschlossen hat, das Syrische jedoch offen ist, hier ist Freitag geschlossen, müssen wir halt warten. Wir besuchen das Museum Iraq" und sind von der Einmaligkeit restlos begeistert, was uns hier von den Babyloniern, Assyrern, Nubiern, den Königen gezeigt wird. Sogar einen kompletten Neandertaler beherbergt dieses Haus. Eine ganze Kulturepoche tut sich vor uns auf und wir sind fasziniert von den Gebrauchsgegenständen, die man vor 5 - 6 Jahrtausenden benutzt hat. Am meisten begeistern mich die Steinbriefe oder Tafeln mit den Hyroglyphen, bevor das Papier entdeckt wurde. Astronomische Berechnungen in Stein, auch Doppelsteine wurden angefertigt, die ineinanderzuschieben waren, um Übermittlungen langen Inhalts weiterzugeben. Auch kann man hier die Veränderungen der Schriftzeichen bis zur heutigen arabischen Schreibweise verfolgen.
Aus Babylon befinden sich riesige Skulpturen in dem Museum, halbe Städte hat man hier in riesigen Hallen untergebracht, Toreingänge von 38 m Höhe und viele Relieffs. Als den Königsgräbern von Ur sind die Kostbarkeiten und Reichtümer der damaligen Könige hier ausgestellt. Ansonsten waren die Araber sehr freundlich zu uns und hilfsbereit. Morgens kamen sie zu unseren Autos, boten uns Trinkwasser an und nahmen uns mit in ihre Häuser, um ihre Toiletten benutzen zu können. In einem unbewachten Augenblick jedoch stahlen sie mir meine Gummistiefel, das einzige stabile Schuhzeug, was ich mit hatte und nun stand ich da, barfuß, bei 0 Grad in der Nacht. bbbrrrr. Zu kaufen bekam ich auch keine neuen, denn die Araber hatten Damenschuhe nur bis Grösse 37 zu verkaufen. Manfreds Turnschuhe wurden mir angepaßt und so setzte ich die Reise fort. Zwei volle Tage dauerte die Reise durch die Wüste bis wir Damaskus erreichen. Der Wüstensand hat eine rötlich-gelbe Farbe, das Land. ist flach. Tagsüber erwärmt es sich recht gut, jedoch die Nächte sind ziemlich kühl und ein gehöriger Wind pfeift uns um die Ohren. Wir freuen uns sehr, unsere schöne Standheizung zu haben. Hier kommt sie zu vollem Einsatz. Damaskus oder Damas, wie die Stadt sich hier nennt, ist für uns wenig interessant, hat deutlichen. osteuropäische Einschlag, da sie ziemlich grau ist und in ihren Auslagen doch recht spärlich erscheint. Nur .die Minarette und Moscheen erinnern uns daran, daß wir uns in Arabien befinden. Die Kleidung ist ebenfalls vorwiegend europäisch nur wenige tragen den Schleier oder die Landestracht. Viele Frauen haben jedoch zur europäischen Kleidung um den Kopf einen schwarzes Tuch gehüllt. Eine Stunde später, nachdem wir Damaskus durchfahren hatten, sind wir an der syrisch/libanesischen Grenze. Gleich nach der Grenze tut sich ein wunderschönes Gebirge vor uns auf, welches wir durchfahren.. Wir sind von seiner Schönheit sehr angetan und richtig glücklich, nach Tagen der Wüste diese herrliche Gegend geniessen zu können. Die oberen Gipfel, glitzern in der Sonne von Eis und Schnee und wir hoffen; das es hinter diesen Bergen auch wieder wärmer wird, da wir dem Mittelmeer entgegenfahren.
Unsere Uhren wurden hier an der libanesischen Grenze wieder einmal korrigiert und eine Stunde zurückgestellt, so daß wir mit unserer Zeit nur noch 11/2 Stunden differieren. Wir entschliessen uns, nicht sofort nach Beirut, der Hauptstadt des Libanon zu fahren, sondern erst Baalbek, einer römischen 2000 Jahre alten Stadt einen Besuch abzustatten. Das Paradies der Götter, wie uns das auf Postkarten, Prospekten und sonstigen kitschigen Andenken entgegengebracht wird. Wir übernachten auf dem Platz vor einem Souvenierladen, dürfen uns dort erwärmen, da die Nacht wieder einmal recht empfindlich kalt ist, bekommen Kaffee serviert, natürlich immer mit dem Hintergedanken der Leute, daß sie durch uns ein gutes Geschäft zu machen hoffen, was in diesem Falle auch nicht falsch war. Um die kalte Nacht etwas zu verkürzen, hielten wir in unserem Wagen, wegen der Standheizung ein Meeting ab, natürlich mit viel Alkohol und zum Schluß waren Manfred und Pip voll, schliefen im Andorrawagen, Marion und Joan zu fidel, sie konnten kein Ende finden und Rolf rückte mir auf den Pelz, bis ich hilfesuchend nach meinem Manfred ausschau hielt. Alle Wogen wurden wieder geglättet, jeder bekam sein eigenes Bett zugewiesen und am nächsten Morgen wurde dann die alte Tempelstadt Baalbek besichtigt. Noch nie zuvor habe ich eine alte römische Stadt so gut erhalten gesehen, wie hier. Die Baukunst der damaligen Römer faszinierte uns so sehr, dass wir immer wieder etwas neues zum fotografieren fanden. Nachdem die Korona etwas müde wurde und zurück zum Wagen schlenderte, entdeckte ich eine Treppe, die auf einer Ruine führte und wollte nicht auslassen, auch von dort oben noch ein Bild zu schiessen. Natürlich wurden es mehrere, denn die Aussicht die sich mir bot, musste ich in mich aufnehmen und freute mich an dem Anblick. Als ich die Ruine wieder verlassen wollte, kamen 3 Männer ebenfalls hier hinauf. Zwei von ihnen betrachteten die schöne Landschaft, jedoch einer blieb voller Erwartung an der Treppe stehen. Als ich an ihm vorbei wollte, packte er mich an den Schultern, drückte mich auf der schmalen Treppe gegen die Wand und versuchte, mir einen Kuß aufzubrummen. Ich wehrte mich, so gut ich konnte, aber ich wollte die Treppe, die ziemlich steil war, nicht herunterfallen. So schrie ich nur aus Leibeskräften. Durch das Schreien irritiert, rannte er zuerst nach oben, zu den anderen, dann an mir vorbei, wieder hinab und so kamen wir fast zur gleichen Zeit unten an. lch hielt ihn fest, schrie immer noch und versetzte ihm ein paar Boxhiebe ins Gesicht. Er schlug glücklicherweise nicht wieder zurück. Durch mein Schreien. angelockt, standen im nu einige Leute herum und einer von ihnen holte die Polizei, was ich aber nicht wusste. Doch bis diese kam, war mein Syrer, wie sich später herausstellen sollte, bereits verschwunden. Er bekam Angst. Nun suchten wir ihn alle gemeinsam nach einigen Tempeldurchgängen entdeckten wir ihn sogar vereint mit seinen anderen zwei Kumpanen. Die Polizei nahm ihn Fest, eine Menschenmenge war gleich um uns herum, inmitten war ich, als Zeuge und so marschierten wir dem Ausgang zu. Ich musste immer wieder schildern, was vorgefallen war, die Pässe von den dreien wurden abgenommen und mein Draufgänger bekam an Ort und Stelle von einem Polizisten eine schöne saftige Backpfeife. Als wir inzwisch den Haupteingang der Tempelstadt erreichten, staunte Manfred nicht schlecht, mit was für einer Eskorte ich da ankam und nun legte sich
meine Erregung und ich fing vorlauter Erleichterung zu heulen an. 4 Wochen Gefängnis bekam mein Papagallo, und das fand ich wieder zu hart für so einen mißglückten Kuß, aber die Libanesen meinten wenn Touristen im Tempelbezirk belästigt würden, muß die Strafe so hart sein, sonst leidet das Image. Als Libanese wäre er noch härter bestraft worden. So hart sind hier die Sitten. Ich hatte mir nun einen Drink verdient, nach all ,der Aufregung und ein gepflegter Campari verhalf mir wieder zur nötigen Ruhe und inneren Ausgeglichenheit. Unsere Reise setzten wir noch am gleichen Tag Richtung Beirut fort und erreichten sie am selben Abend. Wir waren von dem Anblick den diese Stadt in seiner nächtlichen Illumination uns bot, restlos begeistert. Wir kamen von den Bergen herunter, die Stadt lag vor uns, am Hafen lagen die festlich erleuchteten Schiffe auf Reede. Der Eindruck war für uns unvergleichlich. Für mich ist es die schönste Hauptstadt, die ich je gesehen habe. Wir suchten uns einen Schlafplatz und fanden ihn außerhalb der Stadt am Holiday-Beach. Ein kleines Lokal (Auto-Stop) bot uns die Toilette an, genauso wie Waschgelegenheit und abends hatten wir ebenfalls unsere warme Stube. hier war es wesentlich wärmer, als in Syrien oder im Irak, gar kein Vergleich, aber doch immer noch zu kalt, um sich wohl zu fühlen. Wir waren eben sehr verwöhnt. Der Besitzer des Lokals oder Bar, wie es angeschrieben stand, war sehr zuvorkommend und äußerst nett. Auch zahlten wir bei ihm keine Restaurantpreise, sondern Ladenpreise. Im Libanon waren die Preise gemessen an Irak und Syrien und den anderen arabischen Städten, ganz normal, die Währung entsprach unseren deutschen Zahlungsmitteln. Rolf wollte bereits in Bagdad zünftig das orientalische Nachtleben studieren, was uns dort aber zu teuer erschien und so drängelte er wieder hier in Beirut und wir beschlossen, dies hier nun in die Tat umzusetzen. Die ersten Tage bummelten wir nach Herzenslust durch die Strassen, wie in Europa. Marion und ich kleideten uns von Kopf bis Fuss ein, damit wir wieder etwas europäisch aussahen und abends gingen wir aus. Verschiedene Lokale wurden aufgesucht, manche ganz im arabischen Stil, manche liessen nicht vermuten, dass wir uns im Orient befanden. Beirut wurde schon früher das Paris des Orients genannt und so war es auch. Fast alle Leute, ob Frauen oder Männer, gingen europäisch gekleidet, fast alle Leute sprechen entweder französisch, englisch oder sogar deutsch und wir fühlten uns, als ob wir in Paris, Berlin oder sonst einer Großstadt unseres Kontinents waren. Als Abschluß war ein Besuch im Crazy-Horses-Saloon geplant. Wir sahen hier eine rein Europäische Striptease-Show, kein orientalischer Bauchtanz oder ähnliches wurde geboten und so meinte Rolf am Schluß, es war ja ganz nett, aber das habe ich in der Schweiz auch. Nun, der nächste Tag gehörte ganz dem Erholen, die restlichen Sachen wurden noch von der Reinigung geholt, wir gingen schön essen, plauschten noch mit unserem Auto-stop-Besitzer, tauschten Adressen und Bilder aus, Karoline wurde etwas überholt und auch beschriftet. So verging der Tag, nur Rolf wurde gegen Abend nochmals ganz schön mobil und wollte mit den anderen Männern auf Alleintour gehen. Manfred, von den Preisen doch ganz schön abgeschreckt, verkroch sich hinter Müdigkeit, Piep und Joan zuerst dafür, strotzen ebenfalls vor Müdigkeit und so fand dieser Abend einen ganz friedlichen Abschluß. Wir lagen alle bereits um 9.00 Uhr in den Schlafsäcken. Nach 3 Tagen Beirut dachten wir nun wieder an Weiterreise. Das Wetter verschlechterte sich auch und wir ahnten ja nicht, was uns noch bevorstand. So fuhren wir am nächsten Tag Richtung Tripolis, der syrischen Grenze entgegen. Es wurde so windig und kalt, daß wir uns bald wieder an den milden Strand von Beirut zurücksehnten. Aber die Fahrt ging weiter. Die Landschaft wurde sehr lieblich und schön, sie erinnerte an unseren deutschen Schwarzwald. Wir durchquerten Syrien und erreichten noch am gleichen Tage die türkische Grenze. Manfred wetterte über die türkische Autoversicherung, denn die grüne Versicherungskarte schloß die Türkei aus und so mußte er selbst die Versicherungskosten tragen. DM 12,-- kostete der Spaß. Danach suchten wir gleich einen geeigneten Schlafplatz für unsere drei Wagen, fanden ihn aber erst kurz vor Antakya. Hier war ein Hotel, bot uns ein windgeschütztes Plätzchen, wir konnten zu Abend essen und hatten eine Toilette mit Waschraum für die Morgentoilette. Was wollten wir mehr. Von Basrah bis hierher hatten wir insgesamt DM 700,-- ausgegeben. So ging das nicht mehr weiter. Wir wollten ja noch nach Hause kommen und fingen nun sehr stark an zu haushalten. Bratkartoffeln mit Ei, unser Standardabendbrot aus Indien, wurde hier wieder einmal aufgetragen und mundete uns vorzüglich. Der nächste Tag, ein Sonntag, brachte doch wieder Kopfzerbrechen. In Beirut wurden Rolfs und unser Wagen in der VW-Werkstatt durchgesehen und oberflächlich überholt. Nun roch es in unserem Wagen so stark nach Benzin, daß wir es nicht mehr aushalten können. Manfred hantiert an der Heizung und es wird etwas besser, aber er stellt fest, daß der Wagen fast 30 L Benzin auf 100 km frißt. So können wir natürlich nicht weiterfahren. Rolf, Joan und Manfred überlegen krampfhaft, woran es liegen könnte. Das Ventileinstellen in Tripolis half ebenfalls nichts, Karoline war eben durstig und schluckte und schluckte. Am anderen Morgen nahm Manfred kurzerhand den Vergaser auseinander, entdeckte zwar auch hier nichts, nur daß er von oben bis unten schmutzig war. dafür war der Vergaser aber sauber. Mit großer Spannung fuhren wir dann weiter und siehe da, es war alles wieder in Ordnung . Alle waren wir froh darüber und nach kurzer Zeit führt uns die Landstraße aus den Bergen heraus und wir sind wieder am himmelblauen Mittelmeer. Wir hoffen hier sehnsüchtig wieder auf etwas Wärme, denn gestern hatten wir ausser der großen Kälte auch noch Schnee. Unsere Standheizung wissen wir zu schätzen und haben auch abends immer den wärmsten Wagen.
Heute ist der 17.Januar 1972. Unsere Fahrt geht am Mittelmeer entlang. Die Landschaft ist einmalig schön. Das blaue Meer, die Orangenbäume tragen Früchte, alles grünt und wir sind so übermütig, dass wir ein kleines Bad im Mittelmeer nehmen. Verwundert schauen uns ein paar kleine Türkenjungen zu, die bei dieser "Kälte" niemals ein Bad nehmen würden. Bei Silifke verlassen wir die Küstestrasse des Mittelmeers und nehmen Kurs auf Konya, mitten durchs Taurusgebirge. Niemals wieder haben wir, eine so bizarre Landschaft zu sehen bekommen, wie hier. Schneebedeckte Bergzüge wechseln ab mit dichten tiefen Kiefernwäldern. Nicht weit danach durchfahren wir eine dünenartige Gegend und dann stehen wir kurz darauf an der Burg Friedrichs Barbarossas. In Mut verbringen wir die Nacht und im Gegensatz zu der herrlichen milden Küste vom Mittelmeer ist es hier wieder empfindlich kalt. Manfred, sauber und rein von Hause aus erzogen, stellt wieder einmal lakonisch fest, dass er umfunktioniert wurde, denn seine Wäsche an diesem Morgen besteht aus dem Reiben der Augenwinkel mit einem kleinen Tüchlein. Die Skala reicht bis unter 0 Grad, der Wind pfeift um unsere Wagen und uns um die Ohren, wenn wir diese verlassen. Wir beschliessen, die anderen 4 hier zu verlassen, da wir uns mit der Reise noch Zeit lassen wollen, die anderen jedoch bereits in 10 Tagen wieder zu Hause sein müssen oder wollen. Wir schlagen unseren alten Indienfahrtstil wieder ein und setzten die Reise fort. Nachdem wir noch gebührend Abschied gefeiert haben geht die Reise für uns beide weiter. Rolf will eigentlich jeden Morgen um 6 Uhr aufstehen, liegt dann aber um 9 Uhr immer noch in der Koje. Wir setzen die Fahrt fort und fahren Richtung Konya. Hier haben wir des Nachts minus 20 Gra d. Es klirrt auch am Tage vor Kälte. Die Strasse führt uns durch die anatolische Hochebene. Die Landschaft bringt nichts abwechslungsreiches, nur Schnee, Eis und Kälte, dazu kommt wie durch einen durchsichtigen Schleier die Sonne durch und die Gegend ist trostlos und eintönig. So fahren wir bis Izmir und freuen uns sehr, wieder am wärmenden Mittelmeer zu sein. Izmir ist eine sehr schöne terassenförmig angelegte türkische Hafenstadt und im Sommer bestimmt ein beliebtes Ausflugsziel der Türken und Touristen, jedoch um diese Jahreszeit, heute ist der 19. Januar 1972, finden wir die Stadt zwar sehr schön, jedoch nicht berauschend. Vielleicht sind wir auch etwas reisemüde. Wir wissen es nicht so genau. Manfred stellt so ganz nebenbei fest, dass die rote Lampe von Karoline aufleuchtet, was bedeutet, daß nicht mehr genügend Oel vorhanden ist. An einer Tankstelle füllten wir Oel nach. Jedoch verloren wir gleich wieder etwas. Manfred entdeckte, daß sich eine Schraube gelockert hatte und nach und nach verloren wir das ganze Oel wieder. So konnten wir natürlich nicht weiterfahren. Unser Mittagessen nahmen wir noch in Izmir ein, ließen uns von einem deutschen Gastarbeiter durch die Stadt führen, holten uns Prospekte von Ephesus, Pergamon und Troja, Dann schlenderten wir durch Izmir, besichtigen seinen berühmten maurischen Uhrenturm, die wunderschöne Moschee und die Ruinen von Agora. Dann vertieften wir uns nochmals in die wunderschöne Lage von Izmir, bewunderten die malerisch an den Berghängen sich hinabziehenden Vororte der Stadt bis zum Stadtzentrum und zum Hafen. Den Plan, Ephesus einen Besuch abzustatten gaben wir bald auf, da es uns zu weit südlich gelegen erschien, unsere Reiseroute jedoch normalerweise in nördliche Richtung weiterging. Als nächste Station machten wir Pergamon, oder wie es heute heißt, Bergama aus. 106 km nördlich von Izmir gelegen. Auf dem Wege dorthin stellt Manfred wiederum fest, dass unser Oel sich mehr auf der Strasse, als im Wagen, verflüchtigte. 2 Lieter wurden nochmals in den Oeltank geschüttet und so kamen wir bis Pergamon. Hier wollten wir Karoline in einer Werkstatt nachsehen lassen, falls es gibt, ansonsten müssten wir zurück nach Izmir. Auf einem Wunderschönen kleinen Campingplatz in Pergamon, versehen mit kleinen niedlichen Häusern, jedes Haus besteht aus einem Raum, finden wir unseren Rastplatz. Eine Cantine, die ab und zu geöffnet hat, verkauft uns Butter, Eier und anderes Eßbares und das schönste vom ganzen Platz, hier existiert eine unterirdische warme Quelle. Das war vielleicht eine Überraschung. Im Sommer von den Touristen benutzt, die natürlich dafür bezahlen müssen, dürfen wir sie unentgeltlich nach Herzenslust auskosten und manchmal sind wir fast 2 Stunden darin, bevor wir uns in unsere Schlafsäcke verkriechen. Eine herrliche wohlige Wärme umgibt uns dann, uns nach den Tagen des Frierens und der oftmaligen Katzenwäsche wähnen wir uns hier im reinen Luxus.
Am nächsten Tag suchen wir eine Tankstelle oder Werkstatt mit Hebebühne, um unsere Karoline wieder fit zu bekommen. Manfred hatte zuvor ein "schlaues Büchlein" von VW studiert und stellte nach vielen Überlegungen einwandfrei fest, entweder die eine oder die andere Schraube ist locker. Was anderes kann es nicht mehr sein. Da wir nicht ein Wort türkisch sprachen, hier aber auch keiner englisch oder gar deutsch verstand, war die Verständigung entsprechend. Manfred bediente sich einfach selbst. Ich ging derweil auf Suche nach einem Dolmetscher. Angelockt durch eine Tafel oder ein Firmenschild an einem Haus ging ich hinein und siehe da, es war das Gartenbauamt und noch besser, einer der Gartenbaufreunde konnte deutsch sprechen. Nun stand er aber derzeit im Dienst und musste erst dienstlich für mich abkommandiert werden. Nachdem ich mit seinem Chef eine Tasse Kaffee getrunken hatte, unser Sprachschatz eifrig übersetzte, wurde er mir für den Rest des Tages zur Verfügung gestellt. So gingen wir zurück zu Manfred, holten ihn ab zum Mittagessen, denn das wurde uns auch vom Gartenbauamt in der Kantine bewilligt, und danach wurde Karoline abgeholt. Der freundliche Tankstellenbesitzer spendierte uns noch zum Abschied einen Tee. Alle wollten Sie helfen, aber an den Sprachschwierigkeiten haperte es doch. Zum Mittagessen wurden wir mit dem Senatseigenen Autobus gefahren, den ebenfalls die Senatsangestellten benutzten und die Kantine war im Hause unseres Campingplatzes. Ein Autobus brachte uns zum Campingplatz mit Kantine. Die Haltestelle vom Bus befand sich direkt vor der Einfahrt zur Feuerwehr und hier entdeckten wir einen neuen Mercedes-Feuerwehrwagen, fast nicht gebraucht aus Deutschland. Die Stadt Bergamo hat einen Partnerschaftsvertrag mit der deutschen Stadt Böblingen und der Bürgermeister von Böblingen machte anläßlich eines Besuches in Bergamo das Feuerwehrauto als Freundschaftsgeschenk. Es war sehr gut gedacht und bestimmt auch eine edle Geste, aber hier konnte keiner die Gebrauchsanweisungen, geschweige denn die Bedienungsanweisungen für das Auto lesen und so stand das schöne neue Auto in der Garage und wird von Jahr zu Jahr älter. Trotzdem ist es der ganze Stolz des kleinen Städtchens Bergamo und kein einziges Stäubchen findet man auf dem schönen roten Lack. Es wird wohl auch nie in Betrieb genommen werden. Manfred wurde in das Auto bugsiert und alle technischen Daten ansagen, die nur irgendwie zu sichten waren. Dann wurde tüchtig geklingelt, die Sirene heulte auf und das Nebelhorn wurde
in Gang gesetzt. Es war ein fürchterlicher Lärm, aber allen machte es Spaß. Nachdem das zulässige Wasserfüllgewicht, die Achslast, das Gesamtgewicht und verschiedene andere Sachen angesagt waren, wurde das schöne Auto wieder verschlossen, die Garagentür dicht gemacht und sollte der nächste Einsatz kommen, werden natürlich die klapprigen türkischen Feuerwehrautos das Feuer bekämpfen.
Als wir wieder zu unserer Karoline nach dem Essen gingen, war der Motor wieder eingebaut, die Ölwanne hatte ihre feste Schraube wieder und unsere Fahrt konnte weiter gehen. 300 Lire = DM 80,-- hat, das Ausbauen des Motors wegen dieser einen Schraube gekostet. Danach sehen wir uns noch Asklepion an, sind hier etwas enttäuscht und fahren weiter zur Akopol, 3 km außerhalb von Bergamo. Hier finden wir wesentlich mehr vor, als in Aklepion, jedoch sind wir durch Baalbek verwöhnt und können uns nur schwer die überaus große Ausdehnung der früheren Stadt vorstellen. Aber alles ist noch nicht ausgegraben. Einige Tempel und das Amphitheater sind sher gut erhalten und man kann sich das Außmaß der früheren Pracht leicht vorstellen. Auch die Grundmauern einiger Gebäude und Tempel lassen erkennen, was hier vor 3000 bis 4000 Jahren erbaut wurde. Auch ist die Festungsmauer noch z. T. gut erhalten und gibt von der früheren Größe der damaligen Tempelstadt Auskunft. Eine Säulenstumpf hatte es uns besonders angetan und wir beschließen, sie mit nach Deutschland zu nehmen. Manfred robbte sich so gut es ging an der Aufsicht vorbei und wir haben ein antikes Stück gewonnen. Nach der Tempelstadtbesichtigung sind wir mit unseren deutsch sprechenden Türken verabredet. Er will uns seiner Frau vorstellen und hat uns zu diesem Zweck zum abendlichen Kaffee in sein Haus eingeladen. So modern er uns vorkam, so türkisch gibt sich seine Frau. Das Haar ziert ein buntes Kopftuch, weit ins Gesicht hereingezogen, eine Bluse bedeckt das Oberteil und bunte lustige Pluderhosen vervollkommnen die Garderobe. Leider kann sie kein Wort deutsch sprechen, sodaß unser Freund immer dolmetschen muß. Schnell verständigt haben wir uns jedoch mit Hurzel, einjähriger Sohn der beiden. Das Mobiliar des Zimmers, in welchem wir zu Gast geladen sind, besteht aus einem französischen Bett, einem Kinderbettchen. Eine Ecke des Zimmers ist gut gepolstert mit Decken und Kissen und dient zum Sitzen oder als Liegestatt, falls Übernachtungsbesuch vorhanden ist. In der Mitte des Zimmers befindet sich ein eiserner Ofen, der wohlige Wärme spendet. Unser übliches Mobiliar, wie Stuhl, Schrank, Tisch, usw. fehlt hier ganz. Die Kleidungsstücke sind in Koffern verpackt, welche unter den Betten steht. Von diesen Leuten kaufen wir ausgegrabene 2000 Jahre alte Öllampen und einige Münzen, welche jedoch nur für uns historischen Wert haben. Wir bekommen noch einige Tonscherben geschenkt und plaudern über die Türkei, über Deutschland und vieles mehr. Der Kaffe schmeckt ausgezeichnet, aber wir müssen uns doch wieder einmal trennen. Diesen Abend kommen wir sehr spät in unser warmes Bad und dann zum schlafen.
Am nächsten Morgen wollen wir uns noch ein schönes Schaffellchen zulegen, aber der Laden hat geschlossen und wir müssen unser Geld behalten. Gegen Mittag treffen wir in Troja ein und sind nach dem vorhergesehenen doch etwas enttäuscht. Weder das kleine Museum auf dem antiken Gelände noch die alte Stadt selbst können uns anschaulich vermitteln, was wir bereits über Troja gelesen haben. Da die Stadt 9 x übereinandergebaut wurde, deuten Hinweistafeln daraufhin, aus welcher Epoche die jeweils ausgegrabenen Steine sind. Es sind fast nur Häusergrundrisse
und Mauern zu erkennen. Alles was einigermaßen sehenswert war, wurde bereits gestohlen oder befindet sich in Museen. Wir können uns nur schwer vorstellen, daß diese Stätte, worauf wir nun stehen, das Kulturzentrum der damaligen Zeit von 3000 bis 2500 Jahren vor Chr. sein sollte. Eine
Hinweistafel am Eingang weist den Besucher mit den schönsten kitschfarbenen Plakaten auf die historischen Daten und Begebenheiten von Troja hin.
Ein Andenkenladen mit der Beschriftung "Paris und Helena" bietet alles mögliche Nutzlose an, was nur mit dem Namen Troja in Zusammenhang zu bringen ist. Das "Trojanische Pferd" steht in schönster Einfallslosigkeit, aus Holzbrettern erstellt, vor diesem Andenkenladen und deutet dem Gast
an, das er sich auf historischer Erde befindet. Bald darauf verlassen wir Troja, der Tag ist recht ungemütlich, es stürmt und windet und regnet und fahren weiter nach Canakkale, wo wir innerhalb
von einer halben Stunde die Fähre nach Europa bekommen. Wir bezahlen 13 Lire dafür. Da auch in Europa das Wetter nicht viel anders als in Asien ist, fahren wir gleich weiter nach Griechenland und nach kurzem Mittagsschmauß am Strand des Mittelmeeres, am gleichen Platz wie bei der Hinreise, rollen wir weiter Richtung griechisch/Jugoslawische Grenze.
Wir wollen jetzt sowieso so schnell wie möglich Richtung Heimat fahren, da sich wieder einige Mucken am Wagen einstellen, wir brauchen zuviel Öl. Manfred meint, sind wir erst einmal in Italien, ist ihm sehr viel wohler. Wir erreichen noch an diesem Abend die jugoslawische Grenze. Die Abfertigung ist bald vorüber. Hinter dem Zollgebäude ist ein schöner Parkplatz mit einer kleinen Imbußstube und hier wollen wir die Nacht verbringen. Als wir gerade zu Abend essen, kommt ein Zöllner und weist uns darauf hin, das eigentlich das Parken hier nicht erlaubt ist, sondern nur
für die Dienstwagen der Beamten bestimmt ist. Auf unsere Fragen, ob er nicht eine Ausnahme machen können, meint er : Meinetwegen. Wir waren bereits in den schönsten Träumen, 10,30 Uhr, als wir brutal aus dem Schlaf gerissen werden. Zwei andere Zöllner stehen vor unserem Wagen und deuten uns an, daß wir den Platz sofort räumen müßten. Da wir wieder alles umbauen müßten, wehren wir uns, so gut es geht und erklären, daß wir ja vor einigen Stunden die Erlaubnis bekommen hatten, aber es hilft nichts. Nach vielem Palaver erscheint sogar die Polizei und da Manfred nicht
willig ist, wird er willig gemacht mit einem Gummigknppel. Zum Glück hat er gute Beine und läuft davon. Einige Hiebe mußte er jedoch einstecken. Das Ganze hat noch ein Nachspiel, denn wir wollen noch sehen, von welchem Revier die Polizisten kommen und fahren so mit in die Stadt hinein. Als wir wieder wenden, werden wir sofort gestoppt und Manfred muß die ganze Nacht in Verwahrung. Am nächsten Morgen, ein Sonntag, wird ein Schnellgericht improvisiert, ein Dolmetscher ist zur Stelle und umgerechtet DM 50,-- Strafe muß Manfred bezahlen. Für falsches Parken. Sein Gefängnisloch war 2 Stockwerk tief in den Keller gebaut und entsprechend feucht und kalt. Pritschen oder sonstiges kennt man hier auch nicht, sondern zum Schlafen wurden 2 Decken auf den kalten Boden gelegt. Ein Eimer diente als Toilette. Zum Glück hatte Manfred seine schöne warme Felljacke aus Kaschmir an. Gegen 11 Uhr am anderen Morgen war der ganze Zirkus vorbei und wir konnten weiterfahren Richtung Belgrad. Wir statteten noch der Deutschen Botschaft einen Besuch ab, um
unseren Fall zu berichten. Hier winkte man aber ab und meinte, in diesem Staat sind wir rechtlos trotz diplomatischer Beziehungen und so weiter.
In der Hochsommerzeit, wenn viele Deutsche hier sind, kommen fast täglich solche Vorkommnisse vor, aber die Deutschen sind hier machtlos und haben keinerlei Unterstützung seitens der Regierung oder anderen staatlichen Institutionen zu erwarten. Wir beschließen, dieses Land so schnell wie möglich zu verlassen und setzen unsere Reise Richtung italienische Grenze fort. Noch am gleichen Tage erreichen wir die Grenze. Hier liegt bereits überall Schnee und vereinzelt sahen wir neben der
jugoslawischen Autobahn große Fontänen aufsteigen. Fast unbekleidete Menschen standen immer herum und wir erkannten, daß es sich hier um Thermalquellen handelte. Als wir uns endlich dazu entschlossen, auch ein Bad bei der nächsten Quelle zunehmen, kam keine mehr. Erst in einem Hotel in Trieste wo wir das erste Mal auf unserer langen Reise übernachteten, erfrischten wir uns durch ein schönes warmes Bad. Der nächste Tag brachte uns nach Venedig. Trotz Regen entschlossen wir uns, eine Fahrt auf dem Canale Grande zu machen. Danach schlenderten wir über den Markusplatz und suchten uns ein kleines Lokal ohne "coperto“ zum Mittagessen. Hier waren außer uns noch Gäste aus Australien, eine Dame aus Kopenhagen und es wurde angeregt unterhalten. Venedig bietet zu dieser Jahreszeit einfach nichts und ich kann mir nur schwer vorstellen, wie es sich hier leben lässt. Anschließend geht die Fahrt weiter Ricntung Mailand. Der 1. Anziehungspunkt ist der Mailänder Dom und er wird von allen Seiten fotografiert. Nachdem wir ihn innen und außen besichtigt hatten, machen wir einen Bummel durch Mailands Innenstadt, sind über die hohen Preise im Gegensatz zu früher sehr verwundert. Ganz so teuer hatten wir uns Italien doch nicht vorgestellt. Jetzt scheint hier wieder die Sonne, als wir in die Berggegend fahren, liegt oben alles voller Schnee und als wir nach Como kommen, sind wir von der Bergwelt restlos begeistert. Wir passieren die Schweizer Grenze durchfahren Lugano und dann geht es weiter Richtung St. Gotthard.
An diesem Tag nehmen wir unsere letzte Mahlzeit im Bus mit Bratkartoffel und üblichen Zutaten ein. Den St. Gotthard durchqueren wir mit der Eisenbahn. War auf der südlichen Seite die Landschaft weitläufig, sonnig und freundlich, empfängt uns die nördliche Seite mit tiefstem Winter, engen Pässen und Schneefall. Wir genießen die Landschaft und suchen uns bald darauf unseren Schlafplatz am Rande der Straße. Zu Abend wurde in einer schweizer Beiz gegessen und Manfred amüsierte sich darüber, daß ich kein Wort verstand, obwohl die Leute deutsch sprachen. Er bekam natürlich alles mit und fühlte sich gleich wieder heimisch.
Am nächsten Tag fuhren wir nach Basel, holten Monika vonSpital ab und weiter ging es nach Wehr. Hatten wir zuerst Bedenken, daß wir vielleicht beim deutschen Zoll unsere ganze Karoline auspacken müßten, so wurden wir hier eines besseren belehrt. Der Zollbeamte guckte nicht einmal in den Wagen, sondern nickte Monika nur fröhlich zu und machte eine bestimmte Handbewegung, was andeutete, daß wir weiterfahren sollten. So einfach hatten wir es uns doch wieder nicht vorgestellt.
Hier endete nun unsere Reise am 30. Januar 1972. Genau 6 Monate. waren wir unterwegs, hatten in dieser Zeit 32.000 Km zurückgelegt und haben noch jetzt das Ersatzteil von Herrn Mangal aus Indien eingebaut.
Ab14 Tage später: Nachdem ich mit der Bahn gleich weiter nach Berlin fuhr, blieb Manfred noch einige Tage in Wehr beim seinen Eltern, um hier ein paar Sachen abzuladen. Auf der Rückfahrt ging dann der Motor, in der Höhe von Freiburg, endgültig in die Brüche. DM 1000,-- kostete nochmals ein neuer. Ich hatte bereits in Berlin die Reklametrommel für den Verkauf der Karoline gerührt und mit einer roten Nummer kam Manfred eine Woche später dort an. Noch am selben Tag wurde Karoline besichtigt und ohne Probefahrt gekauft für DM 5.000,--. Das war dann der endgültige Abschluß von der Reise. |
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