Reise 1  Edith und Manfred Urich

 

1971/72


Mit dem VW - Bus von Deutschland nach Indien.

Die nachstehenden Reiseberichte hat meine Frau Edith geschrieben.


Unsere Reiseroute

 

 Unser VW-Bus mit Anhänger für Sprit und Wasser

 

 

 

 Türkei Istanbul

 




Afghanistan


 

 

 

 




 

 

 

 






Kaschmir


 

 

 

 

 Indien

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Agra -  Taj Mahal


 

 

 

 Die Liebestempeln von Khajuraho

 

 



Benares - Varanaris



 

 

 

 

Auf dem Weg von Nepal zurück nach Indien - Bihar




 

 

 

 







Weihnachten feiern wir im Taj-Mahal Hotel

in Bombay



 

 

 Abschied am Strand von Bombay

 






Silvester 1971/72  feiern wir auf dem Schiff 

MS Dwarka, auf dem Weg von Bombay nach Kuweit



 

 

 

 




Karoline wird in Kuweit ausgeladen


 

 Irak und Syrien

 

 





Motoraus- und einbau wegen Ölverlust

in Pergamon Türkei

 



Abschied von Pergamon






Reisebericht - Indienreise

 

08.08.1971 mein 26. Geburtstag

 

Endlich ist es  so weit. Nach  langen Vorbereitungen geht die Fahrt  an einem Sonntag, Manfreds Geburtstag,  von der Fabriciusstrasse in  Charlottenburg  in Berlin los. Wir fahren zusammen mit zwei selbstausgebauten  VW Bussen los. Wir, dies sind Heinz und Erna Kager, Willi, und Monika in dem einem VW Bus, Wolfgang auch "Wuffi" genannt bei uns, Edith und Manfred Urich, im zweiten VW-Bus auch "Karoline" genannt. Manfred hat noch einen Anhänger im Schlepptau, "Fridolin" getauft.

              

Wir fahren noch zum Tegernseer Tönnchen  Mittagessen. Nach dem Essen, so gegen 15 Uhr, fahren wir  endlich lab, Richtung Grenze. Kleiner Umweg  von unserem Wagen  über Michendorf, verbotene Wendung  auf der Autobahn  und zurück geht es in Richtung Frankfurt/Oder,  wo die anderen  bereits warten. Noch eine kurze Kontrolle und  wir befinden uns  auf dem Wege nach Prag. Bis Teplice kommen wir,  weil  uns der Hunger zu sehr plagt. Hier in  der CSSR ist Polizeistunde, gegen  12 Uhr, und so  bekommen wir nur noch in einem Tanzlokal Salami und Brot. An  der Grenze waren wir etwas verärgert, da  pro Tag diesmal 5 Dollar eingetauscht werden müssen  und wir beschlossen daher aus Sparsamkeitsgründen, nur  2  Tage in der CSSR zu bleiben. 50  km vor Prag ist dann die 1. Übernachtung auf freiem Feld. Vor lauter Lachen  über die    Unterbringung  von 4  Personen in der Karoline kommen  wir vor 2 Uhr nicht  zum Schlafen. Es ist doch ziemlich  eng. Monika und Wuffi schlafen oben, Manfred und ich unten.  Auf der Fahrt nach  Dresden verlor Heinz von seiner Kofferbrücke  2 Benzinkanister,  die ihm von anderen Fahrern nachgefahren wurden.

 

9.8.1971

 

7 Uhr lautes Wecken  und 1. Wäsche im Freien.  Danach Einweihung des Spirituskochers  von Seipoldi.und 1.  Frühstücksessen. Klärung der Kassenführung in  unserem Wagen  und Abrechnung der diversen Gelder. Abfahrt  gegen 12 Uhr  Richtung Prag. In Prag finden wir ein  billiges Lokal und essen  dort sehr gut. Dann telefoniere ich mit  Ivans Mutti  und erfahre, dass Ivan vor Freitag nicht in  Prag und bedauern uns diesmal nicht sehen zu können. Manfred und ich besuchen die Mäuse, die  anderen bummeln derweil durch  Prag. Abende ist grosses Schwarzbiertrinken bei  "u Flecku"  mit Mäusen und Peter. Hier werden  der Karoline bereits 2 Buchstaben  von "BERLIN-BANKOK" gestohlen .  O.K.


Die 2. Übernachtung ist an der Moldau neben  einem Campingplatz. Zuerst werden  wir von der Polizei  verjagt, dürfen dann jedoch bleiben und freuen  uns  uns am  anderen Morgen richtig waschen zu  können.

10.8.1971

Ausgiebiges Frühstück  mit Eiern, Wurst,  Milch Tee,  Kaffee, Brot, Butter und Honig. Danach nehmen  Monika, Manfred und Wuffi  ein Bad in  der recht kühlen Moldau.  Anschließend machen  wir einen Bummel durch Prag, treffen uns  nochmals mit den Mäusen (Linda und Stanja), die extra  früher von der Arbeit  gekommen sind und um 18 Uhr brechen wir  auf Richtung Österreichische Grenze. Die  Mäuse brachten uns zum Abschied ein  Mokka-Service aus Keramik mit  als  Gegengeschenk für die mitgebrachten Pullover. Wir lassen es bei Linda und  versprechen,  es 1972 dort abzuholen. Prag   ist wie jede  westliche Großstadt ziemlich international, jedoch merkt man an Kleinigkeiten,  daß man sich in einer Ostblockstadt  befindet. An Gemüsen gibt  es nur 4 Sorten, jeder Stand  oder  jedes Geschäft hat das gleiche. Nachdem wir nun noch  einmal das billige Benzin  tanken, geht  die Fahrt ab in Richtung Wien  und wir erreichen die Grenze 23:00 Uhr. Fast ohne Kontrolle  passieren wir und  suchen uns gleich  danach ein Plätzchen zum  Schlafen,  es ist ein abgeerntetes Kornfeld. Nach einem mageren  Frühstück brechen wir um 12  Uhr auf nach Wien und erreichen  die Metropole 2 Stunden  später. Bummeln durch den Stephansdom. Besuchen die spanischane Reitschule und etliches mehr. Es ist hier alles   furchtbar teuer und Manfred und  Wuffi gehen einkaufen. Manfred verzichtet  sogar auf eine  Fototasche, die er sich so  sehr gewünscht hatte,  weil sie umgerechnet  100,-- DM kosten  sollte. Wir essen Abendbrot am Ufer der alten  Donau und danach wird  ein herrliches Bad genommen, jedoch  nicht in der blauen, sondern in der trüben Donau. Danach fuhren wir  zum Prater. Manfred,  Wuffi und ich fahren Riesenrad. Eine Umdrehung  dauert 10 Minuten. Wuffi  kauft sich einen Kukuruz gekochter Maiskolben mit Salz bestreut  und da wir das alle nicht  kennen, müssen wir natürlich  kosten. Nach dem Bummel  durch den Prater fahren wir nach Grinzing, Heinz'  Geburtstag feiern mit Heurigem.  Am 12.8.1971 ist sein  Tag und wir feiern  hinein. Manfred  hat das 1. Mal mitgehalten  und der Erfolg blieb nicht  aus. Es war  sehr lustig. So angeschwipst   haben wir ihn noch nie  gesehen. Er hat viel dummes Zeug geredet, konnte  nicht mehr  ganz gerade gehen, mit seinen Schuhen machte er Schießübungen, in  einem  Lokal stibitzte er eine  Flaschenkerze und in einem  2. Lokal wollte man ihn nicht mehr hineinlassen,  weil er laut  randalierte und nicht  mehr gerade gehen konnte.  Die meisten Lokale schliessen um 24:00 Uhr und nur  noch einige wenige, wie  der Wienerwald; haben länger geöffnet. Nachdem sich noch 2 Österreichymoeh  zu uns  gesellten, Franz-Friedrich  und Manfred, verbrachten  wir die nächsten Stunden im Wienerwald.  Franz-Friedrich war ganz hin- und   hergerissen von „Fräulein Erna“  die wiederum von seinem  Charme schwärmte und Monika wollte  Manfred, den Österreicher, zu  einer  besseren Weltanschauung verhelfen und ihn davon überzeugen,  dass materielle Sicherheit nicht  der Himmel .auf Erden ist, was ihr aber nicht ganz gelang. Manfred hatte für kurze Augenblicke sehr lichte Momente, was aber erst nach dem Essen eines Rostbratens kam, erkannte wohl seine Lage und machte sich aus dem Staube, taumelte zum  Wagen, streckte alle Viere  von sich und schlief tief, und fest. Der Erfolg war, dass unser Wagen nicht mehr schlaffertig gemacht werden  konnte und 5 Mann bei  Heinz im Wagen campieren mussten. In einer  Ölsardinenbüchse kann es  nicht anders aussehen. Auch Wuffi und Willi waren  nicht mehr ganz. o.k. Als dann Monika und ich doch versuchten, unseren Wagen einigermaßen bettreif zu gestalten, musste wir bald passen, da Manfreds Körper doch zu schwer war. Monika versuchte noch vom Dach die Schlafsäcke. Herunter zu wuchten   stolperte jedoch über Haken und Seile  und lag oder Länge nach auf dem Bauch und spielte  Fliegender Holländer, mit  Armen und Beinen  wie wild um sich   rudernd. Heinz half ihr dann aus  der misslichen  Lage und  fuhr unsere Karoline noch aus dem Parkverbot, wo wir  bisher standen. Dann fiel  Monika auf, dass Willi gar nicht bei uns  weilte und ging auf die Suche nach ihm. Er  war jedoch nicht aufzutreiben.  Als dann alles schlief, fand er schließlich zum Wagen  zurück und nahm unter lautem Gepolter, seinen Schlafplatz auf der oberen Liege ein.

  12.8.71     Der nächste Morgen brachte  Regen und die Reise wurde Richtung Graz fortgesetzt. Wir erlebten  das 1. Frühstück im Regen und Heinz Wagen wurde als Küche eingerichtet. Bis Graz regnete  es und hier wurden dann noch die letzten!! Ersatzteile  für die beiden Wagen eingekauft = DM 300,--. Insgesamt haben  nun  Manfred und ich nach 5 Tagen Reise 100  Dollar ausgegeben.  Ab heute wollen wir eisern sparen. Auch die Grenze  Österreich/Jugoslawien passierten wir  ohne Kontrolle. Innerhalb von 10 Minuten war alles vorbei. Die erste Übernachtung auf  jugoslawischen Boden war in  einem kleinen Wäldchen unterhalb eines  angelegten Kanals, in dem Manfred, Heinz und Erna  am anderen Morgen badeten.

13.8.1971

Im Radio hören wir Berichte  des österreichischen Rundfunks über den 10.  Jahrestag zum Bau der Mauer in Berlin. Gegen  12 Uhr, nach dem Frühstück geht die Fahrt weiter Richtung Süden.  Die Landschaft ist seit Wien wie  der Schwarzwald. Hauptnahrungsmittel ist hier der Mais und weite Felder säumen unseren Weg. Vor Zagreb sehen wir die ersten Olivenbäume. Das Wetter hat sich wieder gebessert. Es sind  jetzt 27 Grad und Sonnenschein. In Zagreb erhalten wir unseren ersten Cevap. Wir  fahren weiter Richtung  Belgrad und Wuffi meint, nach seiner Karte müsste rechts der Strasse die Save sein. Wir  durchfahren ein ziemlich ärmliches Dorf, viel bestaunt von den Anwohnern, und danach tut sich unversehens vor  uns das breite Flussbett der  Save auf z.T. ausgetrocknet, das Wasser  sehr warm. Hier werden die Kühe und Schweine der Dorfbewohner getränkt. Nach  dem Abendbrot machte  Wuffi ein kleines Lagerfeuer und  eine Flasche Wein wurde geleert.  Willi versuchte noch, zum Abendbrot der Save  ein paar Fische  zu entlocken, was ihm aber nicht gelang. Um  21:30 Uhr lagen wir bereits alle in  den Schlafsäcken. Ich das 1. Mal allein im Auto, da alle anderen draußen schliefen.

14.8.1971        

Der nächste Morgen begann  mit einem Bad in der Save,  dann besorgten Monika und Erna Milch aus  dem Dorf, 1 Ltr. = DM 0,24. Muttis letzter Kuchen wurde hier  verzehrt und die Kuchenform  fand amUfer der Save ihre letzte Stätte. Weiter geht die Fahrt Richtung Süden und nichts als Mais und wieder Mais. Man meint, dass die  Jugoslawen nur von Polenta  leben. Ab und zu werden die Maisfelder von Sonnenblumenfeldern abgelöst. Nachdem wir Belgrad  hinter uns gelassen haben, ändert sich  die Landschaft etwas. Wir  durchfahren viele saftige Wiesen die sich abwechseln mit kleinen Laubwäldchen. Nur noch ab und zu sehen  wir nun die Maisfelder. 50 km hinter Belgrad trinken wir zum Mittagessen unsere 1.Tasse Kaffe „Turko“ und finden auch das 1.  Mal keine üblichen Toiletten mehr vor. Hier stellt auch Manfred fest,  dass die Bremsanlage der Karoline  nicht mehr so ganz einwandfrei  funktioniert, aber nur zeitweise. Er will es weiter kontrollieren.  Die Fahrt führt weiter in Richtung  Nis uns fallen die vielen Autowracks am Straßenrand  auf. Auf ei- Pak1atz  treffen wir auf einen VW-Bus mit 5 Leuten, der nach Kuweit unterwegs ist. Wir wünschen allerseits gute Weiterfahrt. 50  km vor Nis bekommen wir wiederum nur noch  Maisfelder und trockene Wiesen zu sehen. In Nis besichtigen wir den  Schädelturm = Cele Kupa. Wir waren von der Größe des Turmes etwas enttäuscht   und überaus viele, Schädel hatte  er auch nicht mehr  anzubieten. In Nis sahen wir die ersten kyrillischen Buchstaben an Läden und  Straßenschildern. Sehr vielen Deutschen  Autos begegnen wir und nehmen an, dass ihr Ziel Griechenland  oder Istanbul ist. Nach Nis geht die  Fahrt weiter Richtung Skopje  und unterwegs  übernachten wir an der Murava. Manfred, meistens,  immer vorneweg auf der Suche nach  einem  geeigneten Schlafplatz, sitzt  plötzlich mitten im Sand  und buddelt sich mit der Karoline immer mehr  ein. Hier  kann nur noch der Wagen von Heinz helfen   und so wird er mit Hilfe von Wuffis Abschleppkette herausgeschleppt. Es geht  alles gut. Danach gibt es eine Aussprache  zwischen Manfred und Monika, jedoch  zum Abendbrot waren alle  wieder friedlich, Wuffi machte sein übliches Lagerfeuer.                           

 

15.8.1971

 

Nachdem  am anderen Morgen festgestellt wurde,  dass sich die Murava keineswegs zum Baden eignete, da sie zu seicht ist, fuhren wir weiter durch ein herrliches bewaldetes  Gebirge, ähnlich der  Gegend um Florenz. Kurz  vor Skopje campiert an der Seite unserer  Straße eine Zigeunervolk in kleinen  selbstgebauten Hütten, im Freien. Die Landschaft  kurz vor Skopje ist sehr karg,  sehr trocken und ohne Baumbestand leicht hügelig und alles fast  verbrannt. Wir bekommen die  ersten Orthodoxen Kirchen zu sehen und auch die 1.Minarettes. Mittaggegessen  wurde in Titov Veles  und danach wurde nochmals ein herrliche erfrischendes Bad in der  Murava genommen. Um 17:00 Uhr passierten wir die Grenze und waren in Griechenland. Hier war sofort  der gewohnte Eindruck der Südlichkeit, wie wir es       -von Italien, Spanien etc. her kannten. Die Häuser klein, bunt getüncht alles farbenfroh mit viel Leben und Treiben auf den Straßen. Zuerst wollten wir noch am  gleichen Tage das  Mittelmeer erreichen, verfehlten jedoch die  Abzweigstraße und übernachteten  am „schönen Mondauge",  einem romantisch gelegenen See.  Zum Baden war es allerdings nichts, er war viel zu schmutzig  und wurde auch hier nur als Viehtränke benutzt

 16.8.1971

 

UM 5 Uhr früh standen bereits alle an Ufer mit der Angel, um das Mitttagessen zu sichern  und tatsächlich bissen hier   10 Fische an. Es  gab das 1. Mal eine selbstgefangene Mahlzeit. Nach  dem  Frühstück befanden wir uns in mitten  einer Schafherde Hunden, Ziegen und Kühen.  Alle fanden es  sehr lustig, nur  Manfred  fühlte sich in   seiner Morgentoilette gestört und  versuchte  vergeblich, sich eine aufdringliche   Ziege vom Hals  zu schaffen. Endlich  ging die Fahrt weiter und genau 11 Uhr  tat sich vor uns das Mittelmeer in  seiner herrlichen Bläue auf. Kaum hatten wir einen  Platz für die  Wagen gefunden,  waren wir  auch schon alle  im Wasser. Zwar war das  Meer ziemlich  warm und nicht  so  erfrischend wie die  Murave am Tage zuvor, jedoch  nach 8  Tagen Fahrt  war es die Ersehnung  unserer Träume.  Endlich Meer. Es wurde beschlossen,  2 Tage hier  zu verbringen. Diese kleine  Erholungspause  wollten  wir uns gönnen,  bevor wir  uns in das Treiben von Istanbul mit seinem orientalischen Zauber begeben wollten. Nach dem  Baden machte ich einen kleinen Erkundungsgang durchs Gelände' und lernte hier Dimitrij  kennen, der mich  durch den Ort führte, mir Läden und Gärten    zeigte. Anschliessend machten wir bei einer kühlen Erfrischung  einen kleinen Plausch. Dimitij arbeitet als griechischer Gastarbeiter in München, hat 2 Häuser in Tessaloniki, die er ganzjährig vermietet und    verbringt jetzt  hier seine 4 Wochen mit seiner Familie in einem Zelt. Alles in allem wurde hier mehr deutsch  als englisch  oder französisch  gesprochen, sodaß wir mit der Verständigung keine großen   Schwieiigkeiten hatten.  Abends machten  Manfred und ich einen  herrlichen Spaziergang am Strand. Es war wunderschön. Silbrig spiegelte sich  das Meer im  Mondlicht, das leise Rauschen dazu und von den kleinen  Gaststätten entlang des Strandes, es tönte Musik zu uns herüber. Nachdem wir auch noch  etwas vom griechischen  Wein kosteten, gingen wir zu unseren Wagen zurück und fanden die ganze Manschaft leicht angefuselt, ebenfalls vom griechischen Rotwein, vor. Diese Nacht  schliefen wir  alle

wie die Murmeltiere. Ich das 1. Mal im Freien, wobei gleich unsere Campingliege kaputt ging. Morgens um 7 Uhr weckte uns Frau Sonne. Manfred und ich nahmen das Schlauchboot und paddelten in  den Morgen hinein,  ziemlich weit hinaus  aufs Meer. Außer uns sahen wir noch  3 Fischerboote in der Ferne. Es ging kein Windchen und das glatte Meer lud  so richtig  zum Baden ein,  was wir dann auch  ergiebig  taten. Erst nach 2 Stunden fanden  wir zum  Strand zurück  und nach dem Frühstück hatten wir unsere 1. grosse  Wäsche. Es war ein schöner Berg  zusammen gekommen  und danach  waren wir  auch ganz schön  geschafft. Der nächste  Morgen war für die Weiterfahrt geplant. Wir nahmen uns für heute  noch einmal ein schönes  Sonnenbad vor, Willi wollte fischen, um das  Abendbrot zu sichern, was  ihm aber nicht gelang. Mit uns standen hier noch ein Ehepaar aus Deutschland,  die die gleiche Fahrt wie wir vor sich hatten.  Auch sie wollten evtl. nach Bangkok, hatten aber auch schon den Plan  aufgegeben, da durch Burma kein Durchkommen ist. Wuffi, Manfred und ich gingen zum Essen und stellten dabei fest, dass Wuffi ein  "pretty boy" ist, was ihm  jedenfalls von einem ganzen Bus griechischer "Schönheiten" versichert wurde. Er handelte auch für  den morgigen Tag gleich ein  Rendezvous in Kavalla aus  und ließ sich mit Zigaretten und Coca-Cola verwöhnen.  Leider ist es zu dem  Rendezvous nicht gekommen und Wuffi war deshalb wohl etwas traurig. Nachdem wir zum Bus zurückkamen,  waren zwar immer noch keine Fische von  Willi, Heinz und  Erna, die Willi inzwischen tatkräftig unterstützten, gefangen, aber die Rache der Fische war bitter, denn Heinz wurde von einem  giftigen Fisch in den Finger gestochen. Wir  waren alle ziemlich bestürzt,  denn man erzählte sich viele Schauermärchen  über die Folgen  so einer Vergiftung, aber Heinz hat  hier anscheinend ziemlich  gute Abwehrstoffe entwickelt. Er pinkelte nach einheimischer Manier auf die vergiftete Stelle und toi, toi, toi, alles gut verlaufen. Jedenfalls war die Fischerei für den  heutigen Tag damit beendet. Nachdem die 3 dann ebenfalls zum Essen  gehen mussten, Manfred und ich  waren nur noch allein an den  Bussen, zog ein Gewitter auf und  der Sturm war so stark,  dass wir nicht schafften, unsere ganzen  Sachen schnell einzuräumen und  so durften wir danach im Dunkeln, mit  einer kleinen Taschenlampen bereichert, weit verbreitet am Strand  unsere Sachen zusammensuchen. Manches blieb allerdings verschwunden.  So schnell der Sturm kam,  so schnell und plötzlich legte  er sich auch wieder und nach der Aufregung  hatten wir dann nichts  mehr als schlafen im Sinn. Nach  einem letzten Bad am nächsten  frühen Morgen im ägäischen Meer ging die Fahrt  weiter  Richtung Türkei, über Kavalla. Manfred versuchte Gitter für die Fenster unseres Wagens  zu besorgen, da es die anderen Deutschen neben uns auf dem Platz auch hatten und vor Steinen und  sonstigen unvorhergesehenen Ereignissen sehr schützen kann. Jedoch  klappte es mit der Verständigung der Einheimischen überhaupt nicht und so  setzten wir unsere  Fahrt ohne Gitter fort. Kavala ist eine herrliche Stadt am Berghang gelegen. Ein Urlaubsparadies am  Mittelmeer, umgeben von Pinien-  und  Zypressenwäldern. Der Badestrand ist außerhalb der Stadt, schön groß, und weißer Sand ladet so richtig zum Urlaub machen ein. Wir jedoch wollen weiter. Die  Landschaft wechselt  jetzt häufig. Wälder, große Tabakfelder und z.  T. auch schon wüstenähnliche  Steppen säumen unsere Straße,  unterbrochen von großen Seen,  die, wie wir erkennen können, vom  Meer abgeleitet wurden.  Anschließend durchfahren wir ein Sumpfgebiet und begegnen hier Schwärmen von Störchen. Auf der Straße sehen wir unsere erste tote Schlange Noch einmal führt der Weg, d. h. die Strasse, ans Meer und wir nehmen die Gelegenheit wahr, uns ein Bad zu gönnen. Danach werden wir die Städte Komothene und  Alexandropolis durchfahren und danach kommen wir gelegentlich in Steppengebiete,  auf denen riesige, von uns vorher noch nie gesehene  Schafherden weiden. Nach 6 Uhr Ortszeit sind wir an der türkischen Grenze.  Hier wurde die Uhr eine Stunde vorgestellt. Als wir die Grenze passierten, war  gerade griechische Wachablösung. Nach  militärischem Zeremoniell, in ihren bunten Trachten, war  die Ablösung für uns ein  herrlicher Spaß und Manfred hatte such gleich  seine Kamera zur Hand, um diesen Augenblick im Film festzuhalten.  Innerhalb einer viertel  Stunde waren wir ohne viel Kontrolle und  Schwierigkeiten in der Türkei und einige Amerikanerinnen, die mit uns die Grenze passierten,  wollten nicht glauben, dass sie schon im Land der Türken  waren. Ohne Kontrolle ist es für sie kein Grenzübergang. Es kostete  Manfred einige Minuten, sie davon zu  überzeugen, jedoch ließen sie  sich nicht davon abbringen, unbedingt kontrolliert zu werden und  fuhren zurück zu den Zollbeamten. Uns war das zu hoch und wir  setzten unsere Fahrt fort. Bereits hinter der Grenze wird  die Landschaft  sehr öde. Wir durchfahren  durch sonnenverbranntes  Steppenland, sehen einige sehr vertrocknete  Sonnenblumenfelder und sehr  spärlich allerdings bereits gemähte  Kornfelder. Kinder in zerlumpten Kleidern hüten große Schafherden  und kommen immer  wieder an  unsere Wagen um nach Zigaretten zu  betteln. In Kesan essen  Erna, Heinz und Will zu Mittag, derweil wir das Abendbrot einkaufen. Beim Anhalten wurden wir gleich von  einer großen Kinderschar umringt, die  ebenfalls meistens nach Zigaretten fragten.  Die  Geschäfte gleichen hier kleinen Rumpelkammern, sind sehr  unübersichtlich, unordentlich und  schmutzig. Zum 1. Mal trinken wir  türkischen Kaffee  aus kleinen  türk. Mokkatassen. Es  gibt hier kleine Eßstuben,  die ihre Gerichte frei zur

Ansicht  und Auswahl anbieten. Was nicht mehr gegessen wird,  findet auf der  Erde seinen Platz. Einheimisch gegessen wird mit  einer Gabel und  der linken Hand. Danach  suchten wir einen Schlafplatz und finden ihn an einer Mauer schön geschützt von Wind und Kälte, jedoch stellte  Heinz fest,  dass  es eine Viehtränke war und wir morgens bestimmt sehr unsanft  geweckt werden. Auf freiem  Feld fanden  wir dann unseren Schlafplatz,  der jedoch sehr windig war,  da wir zu ungeschützt  standen und morgens  wurden wir bei unserer Morgentoilette  von vielen Einheimischen gestört,  die mit  Kühen, Eseln und  Schafherden vorbeikamen.  Ein Leiterwagen  voller Mädchen und Frauen fuhr vorbei und ein kleines Mädchen  brachte uns einen  Maiskolben. Wir nahmen zwar dankend an,  um nicht  unhöflich zu sein, essen  aber nichts von solchen Sachen,  denn Wuffi warnt laufend  "der Typhus lauert an  allen Ecken". Frauen und auch kleine Mädchen  bedecken ihren  Kopf und das halbe Gesicht  so sehr mit  Kopftüchern, dass z. T. nur die Augen zu sehen  sind. Wir beobachten hier viele deutsche  Wagen mit dt. Nummernschildern und vermuten, dass es eine ganze Menge Gastarbeiter aus dieser Gegend geben muss. Die Fahrt geht weiter in Richtung Marmara-Meer, die Landschaft bleibt weiter trocken,  leicht hügelig‚ mit  vereinzelten  Bäumen. Kleine Dörfer und einzelne Häuser sind aus Lehm gebaut, haben kuppelähnliche Strohdächer und nebenbei immer riesige Rundbauten aus Stroh und Reisig  errichtet zur Unterbringung derm großen Schafherden. Die Straßenverhältnisse sind  bisher ausgezeichnet, der Weg  führt parallel gei Marmara-Meer und wir erfreuen uns an  den herrlichen Farben, die das Meer wiederspiegelt, vom tiefsten  blau bis zum zartesten grün. Wir begegnen hier unserer ersten Kamel-Karavane und  entdecken in Hintergrund des Meeres  Bergzüge,  die bereits zum  asiatischen Teil der Türkei gehören. Die  Straße ist geteert und übersät mit  kleinen  Steinchen. Ich hatte mich  gerade etwas hingelegt,  als es einen lauten Knall gab und die Frontscheibe unserer Karoline ist kaputt.  2 Löcher weist sie auf und von Sicht keine Rede mehr, da wir Sekurit-Glas hatten. Wuffi, der gerade  am Steuer saß,  bemüht sich von seinen  vielen Scherben und Scherbchen  zu befreien und nachdem die Scheibe ganz herausgedrückt ist,  stellen wir fest,  dass es noch 90 km  bis Istanbul sind. Für Manfred  und Wuffi ist die Weiterfahrt nicht sehr angenehm, ohne Frontscheibe zu fahren. Doch gleich am  Anfang der Stadt ist eine  Autoglaserei. Das Anfertigen der Scheibe dauerte  ca. 24 Stunden, da  keine Vorräte vorhanden sind. Wir erhalten die Adresse der VW-Werkstatt  in Istanbul und wollen versuchen, hier vielleicht noch  heute eine heue Scheibe zu  bekommen. Wir fahren los, mit der Adresse in der Hand, doch kann man kaum  beschreiben, wie stark hier die Verkehrsdichte hier ist. Wie mit Handzeichen dem einzelnen Autofahrer die Fahrtrichtung angegeben wird  bzw. das Spurenwechseln und  Abbremsen. Schneiden und  Abklemmen gehört hier zum guten Stil des Fahrens. Unsere Fahrt  führt an Bazare vorbei, in die wir  am liebsten gleich  hineinmöchte, aber zuerst muß die  VW-Werkstatt gefunden werden. Der Weg führt uns durchs alte Istanbul mit  seinen kleinen Gäßchen und  engen Straßen, umsäumt von vielen, vielen Händlern. Es gibt wohl keine andere Großtadt, die das Fluidum von Istanbul aufweisen kann. Ganz begeistert  sind wir von den herrlichen Anlagen der Moscheen mit ihren Minarets, die eigentlich das Gepräge der Stadt ausmachen. Und immer und überall schimmert das Blau  des Meer durch. Heute  ist Sonntag, der 22.  August, 2 ganze Tage hat die  Eroberung  von Istanbul gedauert. Nachdem wir noch am Ankunftstag  in der Werkstatt  eine Frontscheibe für  1100 TLire = DM 260 bekommen hatten, bummelten wir durch Istanbul und sind  davon überzeugt, dass nur einen winzig kleinen Teil  dieser einmaligen Stadt zu  sehen bekommen  haben. Geschlafen haben wir  immer ausserhalb des Getümmels in der Nähe einer Wohnsiedlung und  einmal brachte uns eine Türkin  einen Teller voller Obst  zum Frühstück. Die Leute  sind hier sehr freundlich und hilfsbereit. Wir besuchten die berühmteste Moschee, heute nur  noch ein Museum, die  Hagia-Sofia, dann gegenüber die blaue  Moschee, mehrere Bazare und kaufen dann für Mutti in einer Lederfabrik einen Wildledermantel. Alle Augenblicke beim  Essen in kleinen Gaststätten warten wir  auf den Typhus oder auf die  Ruhr, da das Essen hier doch bereits  von unserer gewöhnlichen  Kost und Sauberkeit  erheblich abweicht. Ganz begeistert  sind wir von den Tee- und  Kaffeestuben und bei Eintritt in irgendeinen Laden wird einer sofort  als erstes ein Tee oder Mocca kredenzt. Abends erholen  wir uns von dem anstrengenden Stadtbummel in einem kleinen Lokal am Hafen und in Begleitung eines  Türken aus Abadan, der sich hier gut auskennt, machen wir dann noch einen kleinen Hafenbummel  und haben Gelegenheit, uns die düsteren und  undurchsichtigen Straßen und Winkel der Stadt anzusehen. Wir können uns gut vorstellen, daß sich hier allerhand unlegale Geschäfte abschließen  lassen und man auch unbemerkt untertauchen kann. Diesen Abend fallen wir todmüde ins  Bett, ganz nahe der Hauptstraße, da wir einfach keinen anderen Platz mehr suchen wollen, aber das  gerase der Autos neben uns und des öfteren das Gepfeife eines  Zuges vor uns lassen uns  immer wieder aufwachen. Außerdem sind  wir den Mücken total ausgeliefert und Wuffi, der oben auf  dem Wagen schlief,  guckte uns morgens als Chinese an, da  er nur noch Schlitzaugen hatte, so zerstochen war er  von den Viechern. Diese Tag wurde sehr viel ruhiger verbracht, wir besuchten  den "Pudding-Shop", den  Treffpunkt der  Hippies und Reisenden von Ost nach West und umgekehrt, versuchten hier für Heinz und Erna  Studentenausweise zu bekommen,  was jedoch nicht gelang und am  frühen Nachmittag machten wir  uns bereits auf den Weg zur Fähre, die uns nach Asien bringen  sollte, nicht ohne vorher im Hafen nochmals eine  tüchtige Mahlzeit  von frischen Fischen zu uns genommen zu haben. Hier beobachteten  wir auch einen Moslem der vor seinem Gebet erst eine Waschung  vornahm aus einer Flasche wusch er sich Hände, Gesicht, Füsse und  einiges mehr und das Wasser war noch immer nicht  alle. Für uns war diese  Zeremonie sehr interessant und er ließ  sich auch nicht von   neugierigen Leuten darin stören. Nachdem wir den Bosporus überquert hatten, die Überfahrt dauerte eine knappe  Stunde, befanden wir uns im  asiatischen Teil von Istanbul der wesentlich  vom europäischen Teil  abweicht. Hier befindet man sich in  einer ganz normalen Stadt, ohne Romantik, zwar mit orientalischen Gepräge, jedoch nach dem  europäischen Teil gibt es für uns keine  Veranlassung, hier noch  länger zu verweilen und wir setzen noch  danach unsere Fahrt mit Ziel Ankara  fort. Die Anatolische Hochebene  beschert uns  hier ziemlich kühle Nächte, an die wir fast gar  nicht mehr gewöhnt waren. Die  Landschaft wird immer karger, und einige der bestellten wenigen  Felder, die wir in der Wüste oder Steppe sehen, werden  auch gleich als  Dreschplatz benutzt. Die Ähren werden  auf dem Boden ausgebreitet, die ein Bauer drischt, indem er mit  einem pflugähnlichen Gerät, 2  Pferde davor gespannt, das Korn bearbeitet.  Die Einwohner, meist Moslems,  sind sehr scheu und  die Frauen gehen tief verschleiert.  Am nächsten Tag erreichen wir die Hauptstadt der  Türkei und  da wir bereits über Ankara gelesen haben,  sind wir auch nicht  sehr enttäuscht, daß dies die  Hauptstadt von der Türkei  ist, lässt sich jedoch sehr schwer einprägen, nachdem man von  Istanbul gekommen ist und von dem  kleinstädtischen Charakter Ankaras nicht sehr angetan ist.  Im Gegensatz zu unseren Einkaufszentren  und Einkaufsstraßen gibt  es hier ganze Straßenzüge mit Geschäften der gleichen Art, z.B. Textilien,  Autozubehör, Ofenrohre usw. Manfred und  ich wollten uns nach dem Essen  in einer kleinen Teestube einen Tee genehmigen, wie wir es  von Istanbul gewohnt waren, suchten aber  vergebens nach dergleichen. In   einer Apotheke kauften  wir Mundwasser, und zwar "only 1 drop'', Erzeugerstadt  Berlin-Halensee, nachdem uns aber vorher, aus infolge Verständigungsschwierigkeiten,  Kukident und  Gurgelwasser angeboten wurde. Hier  fragten wir auch nach  unserer Teestube, die wir vergeblich gesucht hatten und mussten  uns belehren lassen, dass es in Ankara nicht solche schönen Einrichtungen gab.  Stattdessen bekamen wir unseren Tee in der Apotheke serviert, ohne Bezahlung natürlich, da es zum Kundendienst gehört. Noch nie fanden wir das Teetrinken so lustig, wie  heute. Anschließend gingen  wir noch zum Abendbrot einkaufen und waren ganz stolz, Butter bekommen zu haben, da es seit Tagen nur Margarine gab.  Es war wirklich schwer,  in der Türkei Butter zu  bekommen. Ankara hielt uns  nicht  lange auf und so setzten wir unsere Fahrt  fort. Abends  übernachteten wir wieder einmal auf einem  abgeernteten  Kornfeld. Auf eine Butterstulle mussten wir aber verzichten, da sie weich geworden war. Wir vertrösteten uns auf den  nächsten Morgen und legten die  Butter über Nacht unter das  Auto, es war unserer  Meinung der kühlste Platz, auch die Morgensonne konnte hier keinen  Schaden vorzeitig anrichten. Am nächsten  Morgen war das erste  die Butter, die wir suchten jedoch vergeblich.  Ein paar Pergamentfetzen  des Einwickelpapiere wiesen darauf hin,  dass ein Butterpäckchen einmal dagewesen sein muss, aber sonst nichts, wohin  wir auch sahen und suchten. Wir waren ganz traurig  auch heute keine Butterschnitte zu bekommen und verwünschten die  Feldmäuse, denn sie hatten wir stark in Verdacht unsere Kostbarkeit  gefressen zu haben.

Dienstag, den 24.8.1971

Eine weiterhin sehr trostlose Landschaft führte uns weiter nach Sivas, der Boden  sehr karg und nur ganz vereinzelt  sahen wir ein paar bewirtschaftete Felder. Um  uns den  Weg zu verkürzen, wählten wir  die Strecke über Sivas und nicht hinauf zum Schwarzen Meer, mussten es  aber später doch  bereuen, da die Straßenverhältnisse in keinem  Vergleich zueinander standen. Unsere schöne asphaltierte  Straße hatten  wir eingetauscht gegen eine fast  unbefahrene Sandstraße, die  meistens nur von Viehzeug, wie Esel,  Rinder, Schafe und Ziegen und  Ochsenkarren benutzt wird. Ausserdem  verpassten wir noch eine Abzweigung  und befanden uns nun auf dem  Weg nach Erican, was uns außerdem noch einen ganzen Tag Umweg  kostete, Der Umweg war gekrönt von  einem 1925m hohen Pass mit  vielen Serpentinen und hier hatten  wir auch mit dem Fridolin, unserem Anhänger, die erste Reifenpanne.  Am nächsten Tag durchfahren wir ein wunderschönes  Tall  dass von dem Karasu durchflossen wird, befinden uns ca. 2000  m  hoch und schwitzen, schwitzen, schwitzen. Wir sehen  ganz neidisch auf die Berggipfel um uns herum, die noch vereinzelt Schneereste aufweisen. Gegen 17:00 Uhr erreichen wir Erzerum, die letzte Stadt vor der persischen Grenze und lassen uns hier  erzählen, dass die Weiterfahrt  abenteuerlich zu sein scheint, da  infolge der großen Armut der  Bevölkerung in dieser Gegend schon mancher Wagen überfallen und ausgeraubt wurde. Wir beschließen, diese Nacht auf dem einzigen Campingplatz  dieser Stadt  zu verbringen und haben hier Gelegenheit,  Artgenossen kennen zu lernen, die die gleiche Route wie wir  vorhaben oder aber  bereits  auf dem Rückweg sind. Manche Reiseerfahrung  wird ausgetauscht und mancher  gute Ratschlag oder Tip empfangen  oder weitergegeben. Hier treffen wir auch das deutsche  Pärchen aus Griechenland wieder, die wir solange aus den Augen verloren hatten, da sie den Weg über das  Schwarze Meer gewählt hatten. Manfred und Heinz nutzen hier die Gelegenheit, auf der Tankstelle nebenan Ölwechsel an beiden Wagen vorzunehmen, was bereits  äußerst nötig war, wie sie meinten.  In Begleitung eines Türken aus Ankaral der hier in Erzerum im Touristik-Büro arbeitet und auch  zur Grenze will, setzen wir unsere Fahrt am anderen Morgen um 8  Uhr früh fort. Die Landschaft besteht jetzt nur noch   aus Felsen, Sand und dazwischen einige Kornfelder. Keinen Baum und keinen Strauch können wir entdecken. In diesem Bereich der  Türkei befindet  sich auch der höchste Berg des Landes,  der Ararat, und wir machen natürlich  trotz schlechter Sicht  unsere Aufnahmen, denn  immerhin ist er 5200 m hoch. Etwas später sind  wir auch bereits an der  Grenze, umgeben von hohen Bergen,  und nur ein  einfacher Maschendrahtzaun trennt das iranische vom türkischen Volk. Auch nur ein Zollgebäude ist hier vorhanden und jedes Land hat die Hälfte der Räume des  Hauses zur Verfügung. Unsere  Pässe werden vom türk. Zollbeamten gleich an den iranischen  Grenzposten weitergegeben, jedoch müssen wir hier auf der persischen  Seite  fast 3 1/2 Stunden warten, bis alle Formalitäten erledigt  sind. Auch die Uhren werden hier 1 1/2  Stunden wieder vorgestellt, so dass wir unserer Berliner Zeit nun insgesamt  2 1/2 Stunden voraus sind. Als erste größere Stadt in Persien durchfahren wir Tabriz, die vor  Jahren einmal, wie fast alle größeren Städte des Persischen Reiches,  einmal  Hauptstadt des Landes war. Tabriz hat nur  einstöckige Häuser, was für eine größere Stadt ziemlich ländlich  wirkt, aber es ist wegen der großen Erdbebengefahr, wie wir erfahren. Die Strassen sind sehr großzügig gebaut  und anlässlich  der 2500 Jahrfeier im  Okt. d. Jahres  werden Parkanlagen mit Blumenrabatten und z. Teil Springbrunnen angelegt. Bleiben wir auf der Straße mit dem  Wagen stehen, um einkaufen zu gehen,  sind wir sofort von einer großen Menschenmenge,  meist Kindern  umlagert. Auch hier gehen die Frauen verschleiert, jedoch erkennen wir unter dem dünnen, oft schwarzen Schleier moderne Kleidung, bei  jüngeren Frauen sogar Hosen oder  Miniröcke. Mittags erreichen wir bereits Teheran und fahren sofort zur Post,  da dies die 1. Station auf unserer Liste war, die  wir unseren  Eltern für postlagernde Briefe  angegeben hatten. Van Herrn  Gfroerer erhalten wir hier die  grünen Versicherungskarten für beide  Wagen wunschgemäß  zugesandt, doch dies ist alles, was für uns  dabei ist. Sonst können wir nur die anderen betrachten,  wie sie in ihre  Karten und Briefe vertieft sind. Etwas  enttäuscht verlassen  wir das Gebäude, in der Hoffnung, beim  nächsten Mal auch etwas von daheim zu hören. Danach suchen wir uns eine  Bank zum Geldtausch und das 1.  Mal seit Berlin essen wir  anschließend Kotelett,  Filet Mijon oder Pfeffersteak, ganz nach  Wunsch.  Nachdem Heinz ein paar Mal vergeblich versucht, einen Arbeitskollegen zu erreichen, der gerade jetzt seine Ferien in Teheran verbringt, setzen  wir uns Richtung Campingplatz  in Bewegung und finden ihn endlich nach vielem Gefrage ca. 30  km außerhalb des Stadtzentrum. Der Platz entschädigt jedoch für die weite Anfahrt und kann mit Duschen, Swimmingpool, herrlichen Anlagen und einem Esslokal  aufwarten. Auf  unserer ganzen Reise  sollte dies der schönste Campingplatz bleiben, was wir aber hier  noch nicht wussten. Der nächste Tag brachte für Erna eine böse Überraschung, denn sie wurde vom Virus  Scheißus heimgesucht und konnte  vorübergehend ohne  eine Toilette in  nächster Nähe nicht mehr existieren. Heinz blieb den ganzen Tag als Nurse bei ihr und wir anderen schlenderten in die Stadt, trennten uns jedoch nach einer  Meinungsverschiedenheit bald und Manfred  und ich verabredeten uns mit  Herrn Parser, dem  Arbeitskollegen von DeTeWe, der heute erreichbar  war. Er zeigte uns nach einer Erfrischung in seinem  Hause die Stadt, mit  Golestan Palast,  Bazar, Wohnung des Schah mit seiner Familie und vieles mehr.  Teheran liegt in einem Talkessel und ist noch in dieser Jahreszeit unerträglich heiss,  jedoch der  Norden der Stadt, fast alles Neubauten,  liegt höher und hier empfinden wir es als sehr angenehm. Fast alle reicheren Einwohner  der Stadt haben sich hier angesiedelt. Auch Teheran hat fast  alles nur Flachhäuser, ganz vereinzelt ragt hier und dort  ein Hochhaus empor und  der charakteristische  Eindruck einer Großstadt  kommt auch  hier nicht ganz zur Geltung. Nach unserem Stadtbummel führt  uns Herr Parser noch zu der Familie Weber, deren  Adresse ich in unserer Kirche erfahren habe und alle 3 werden wir sofort ins Haus gebeten und  herzlich empfangen. Bis  zum Abendbrot verplaudern wir die Zeit und  Frau Weber  zauberte sogar Münchener Bier auf den Tisch, was  uns ausgezeichnet  mundete. Anschließend hielt ein Priester aus Offenbach, der  hier auf Montage weilt, einen  kurzen Gottesdienst,  und nach vielen interessanten Gesprächen, Diakon  Weber und  Priester Becker haben fast  bereits die ganze Welt bereist, verabschieden  wir uns am späten  Abend, mit vielen  guten Ratschlägen versehen, von  diesen reizenden Leuten. In  Persien bekommen wir im Gegensatz  zur Türkei viel  Obst zu kaufen und in Supermärkten fast  alles  was wir haben möchten. Wir füllen  hier unsere Lücken in der Vorratskammer auf. Besonders munden uns  die herrlichen Melonen, die  immer wieder gekauft, und  auch sofort  verspeist werden. Teheran hat wohl die  verrücktesten  Autofahrer,  die wir je erlebt haben und jeden Augenblick  sahen wir unsere  Karoline bereits als  Schrotthaufen  auf der Straße liegen. Immer der größere  Wagen hat  Vorfahrt und  von Verkehrsregeln ist hier keine Rede,  es wird von rechts,  von links oder sonst wo  überholt,  in die Seite gefahren, geschnitten  oder abgeklemmt,  sodass uns  Istanblul gemessen an Teheran  sehr zivilisiert vor kam.  Dieses erkannten wir  aber erst hinterher.  Auch alle Verkehrszeichen werden unbeachtet gelassen, Spuren  sind zwar da aber die  Autofahrer  beziehen sie  nicht auf sich.  Auch Außenspiegel  an den Wagen sind hier eine Rarität. Unser Wagen braucht hier auf 100 km ca. 20 Liter Sprit  und Manfred war am Ende seiner Nerven. Der  nächste Tag diente ganz der Erholung auf  dem Campingplatz. Teheran hat 4 Mio.  Einwohner und ist erst in den letzten Jahren so gewachsen, da  viel Industrie um die Hauptstadt herum  entstand. Durch den Talkessel in der City  Teherans und  dem ständigen Smog hier entstehen  Temperaturen von ca.  40 Grad, in anderen  Stadtteilen jedoch, die  höher gelegen sind,  werden Grade von 25 - 30 gemessen.  Der Norden der Stadt ist ziemlich hügelig und geht dann auch  bald in  die Ausläufer  des Elburs-Gebirge über. Hier haben vorwiegend  die reiche Leute z. T. aus Marmor,  ihre Villen stehen und  die Verwandtschaft des Schah vorwiegend ihre kleinen Paläste. Der Privatbesitz des Kaisers  ist von einer hohen  Marmormauer umgeben und  Wachen  vor dem  Haupteingang versperren  jeden Zutritt zu einem  wunderschön  angelegten Garten.  Wir können es nur aus der Ferne bewundern und begeben  uns dann nebenan in  einen ebenfalls sehr schönen Park,  von welchem wir einen  herrlichen Blick über Teheran genießen können. Der  nächste Tag bringt uns  dem Kaspischen Meer ein Stück  näher und alles  freuen wir uns, nach  dem stickigen und dunstigen Teheran‚ ein paar Tage  am Meer Urlaub machen  zu können. Schon in  Berlin hatten wir das geplant und nun standen  wir kurz davor. Fast  einen Monat waren  wir nun unterwegs, und  hatten uns eine Erholung  redlich verdient.  Das Durchfahren des Elbursgebirge mit vielen Pässen und sehr abwechslungsreicher  Landschaft  ist für uns eine richtige  Wohltat. Sehr bestaunt von  uns werden die  kleinen schmucken Häuschen mit  der hübschen angelegten  Gärten,  es erinnert uns an den Süden unseres Landes und wir  nehmen an,  dass hier die etwas wohlhabenderen  Perser ihre Wochenendhäuschen  besitzen.  Unser Weg führt uns  auch an der höchsten Erhebung  des Iran  dem 5600 m  hohen Demanand  vorbei. Nachdem  wir inmitten des Tales  auf einer kleinen Wiese für  unsere beider Wagen  einen idealen Schlafplatz  gefunden hatten, unter uns  plätscherte ein kleiner Bach,  in der  Ferne sahen wir ein paar Reiter  vorbeiziehen und sonst waren wir umgeben  von hohen Bergen, erreichten wir am nächsten Vormittag das  Kaspische Meer. Wir hatten uns gleich in Griechenland einen herrlich  großen Sandstrand vorgestellt,  waren aber ziemlich  enttäuscht  zu  sehen, dass fast aller  Strand bebaut und  bis zum Wasser fast nur Privatbesitz war. Nach langem Suchen  fanden wir eine Einfahrt zum Wasser  gegenüber einem öffentlichem  Park der  herrlich wild und frei  angelegt war und konnten hier  auch beruhigt  unsere Zelte aufschlagen,  denn wir hatten ein Stückchen freien Strand entdeckt. Hier  verbringen wir die nächsten 8 Tage bei  wunderschönem Wetter, tummeln uns  jeden Morgen nach dem Aufwachen im fast salzlosen Kaspischen  Meer  und nur mit der Verpflegung klappt  es nicht ganz richtig,  da es zum nächsten  Dorf in beiden  Richtungen fast 35 km weit ist. Wir verpflegten uns  hier selbe und  hatten dabei des öfteren  Gesellschaft von  Einheimischen, die hier ihr  Wochenende verbrachten. Hier  lernten  wir auch zum ersten Mal Georg,  Lena und Tati kennen, die  sich die letzten beiden Tage zu  uns gesellten und die gleiche  Route vor sich hatten, wie wir. Bei  einen Lagerfeuer wurde eines Tages  allgemein beratschlagt, dass wir  uns trennen wollten und zwar setzten Manfred und ich  die Fahrt in  unserem Wagen von nun an allein fort, die anderen  5 wollten nochmals nach Teheran zurück, um sich aus Platzmangel eine große Kiste auf  das Dach des  Wagens bauen zu lassen.  Unser Abfahrtstag war der gleiche, wie  der von Georg und Lena  und wie sich später erst  ergeben sollte blieben  wir 3 1/2 Monate zusammen, mit gelegentlichen Trennungen, was  aber umso reizvoller war. Georg  und Lena stammen aus Schweden, nahe Stockholm und  sind beide  Künstler. Bereits vor 2 Jahren hatten sie  ihre Heimat verlassen, sind mit einem Boot nach Afrika  gesegelt und  fast ein Jahr in Liberia  geblieben. Danach kauften  sie sich einen  VW-Bus, gleich uns, und sind  nun bereits ebenfalls  schon etliche  Monate auf Reisen, mit Ziel Indien.  Da Tati des  öfteren Spiel und  Essenspausen benötigt, legen wir so ziemlich das  gleiche Fahrtempo  ein, da es nicht für Manfred  zur Strapaze werden  soll, denn er  wird künftig immer allein fahren  müssen. So haben wir einen Durchschnitt  von 150 - 250 km am  Tag, die wir zurücklegen. Unsere Fahrt  geht nun weiter nach Masched,  der letzten grösseren Stadt vor der  Afghanischen Grenze. Ganz  besonders freuen wir uns  auf eine Fischmahlzeit,  denn sosehr Heinz  und Willi sich am Meer mit dem Fangen  anstrengten, so sehr machte  es den Fischen Spass,  vor ihren Augen  Luftsprünge zu machen, sich jedoch nicht  fangen zu  lassen. Nicht  ein einziger Fisch wurde dem  Meer entlockt, so sehr sich auch alle Beteiligten Mühe  gaben.  Am Kaspischen Meer hatte es  auch Manfred und  mich einen ganzen Tag mit  dem Bazillus Scheißus  erwischt, jedoch  nach einem Tag Fastenzeit  war am nächsten alles  wieder

vorbei. Ganz besonders  hatten uns die  Ausflüge der  iranischen Bevölkerung, manchmal sogar mit Ausflugsbussen, ans  Kaspische Meer amüsiert. Wir wissen bis heute noch nicht, ob diese Bäder  am Strand der natülichen  Reinigung dienten, nur getan wurden, weil man sich am Sonntag eben einmal im Meer  badet oder  aus einem religiösen Grunde. Auf jeden Fall setzten sich die Männer an den Strand, die Frontseite zum Wasser  und  wuschen sich den Unterkörper, die Frauen dagegen gingen mit Schleier ins Wasser, tauchten  ein paar Mal unter und hüllten sich nun  in einen trockenen 2.  Schleier, den sie bei sich hatten.  Dieses  spielte sich alles vor unseren Augen den ganz Sonntag lang ab.  Bevor wir abfuhren, wurden der  Karoline hier, nach ungefähr 5000 km neue  Zündkerzen und Stoßdämpfer  eingesetzt, sowie die Ventile nach-  bzw. eingestellt, und der Motor  gereinigt. Die Bremsmanschette des  linken vorderen Rades wurde  erneuert und alle anderen Bremsen  nachgesehen und überholt. Der  Wagen hatte nun einen km-Stand von  90750 km.

8.9.71  

 Auf dem Weg nach Mashed bekam ich z. ersten Mal  in meinem Leben ein Baumwollfeld zu  sehen und es war sehr interessant, wie einmal an den Kartoffelähnlichen Stauden rote und  weiße Blüten, gleichzeitig  aber auch die reife Frucht, d.  h. die Baumwollblüte im Rohzustand  zu erkennen war. Da es tagsüber ziemlich heiss war,  legten wir des öfteren Pausen  ein, damit sich Manfred an den an der  Strasse befindlichen  Brunnen, die von  den Einwohnern als Trinkquellen, Bad und  Viehtränke  benutzt werden, ebenfalls erfrischen konnte.  Einmal konnten wir  der Versuchung nicht zu widerstehen und tranken auch das Wasser,  was uns aber nichts ausmachte, jedoch haben  wir es nie mehr wiederholt.  Mittags erreichen wir herrlich schönes  Wäldchen mit glasklaren kleinen  Bächen, in denen wir uns etwas die Hände  und Füsse kühlen können  und nach dem Mittagessen macht Manfred  ein Nickerchen. Als wir wieder weiterfahren wollen, kommt gerade ein Bus zu  uns an den Platz  und fröhlich winkt Tati aus dem Fenster. Da  es Lena nicht sehr gut  geht, sie kämpft mit Brechreiz und Durchfall,  behandeln wir sie aus unserer Reiseapotheke, verpassen ihr einige Drogen Penicillin und lassen  sie schlafen, bis es ihr etwas besser  geht. Gegen Abend fahren wir dann noch ein kleines Stück gemeinsam  und am nächsten Morgen hat  sie ihrem Schwächezustand  bereits überstanden. Die Nacht verbringen  wir mitten den Bergen mit noch  zwei Franzosen und einem deutschen Wagen, also insgesamt 4 Autos. Am  Tage zuvor  stellte sich bei Georg am Hals und am Augenlid ein eitriger  Ausschlag ein und wir  behandelten ihn mit Salben und  Pasten. Manfred  muss sich dabei infiziert  haben, denn heute hatte er  auch an  verschiedenen Stellen des  Körpers und am Hals eitrige  Stellen. Auch bei Lena und  Tati zeigten sich diese  Merkmale, nur ich  blieb davon  verschont. Georg meinte, dass dies  mit dem Wasser  des Kaspischen  Meeres zusammenhängen könnte, was  auch ein Arzt  bestätigte, den wir  daraufhin aufsuchten und uns  eine Emulsion und  Salbe verschrieb.  Einige  Stellen heilten nach der Behandlung mit diesen Dingen  auch ganz schön ab, einige aber  nicht. Wir setzten  unsere Fahrt fort und kamen  nun durch  den schlechtesten Tell,  straßenmäßig gesehen,  auf unserer ganzen Reise. Hier  sind die Iraner  gerade erst beim Bau der  asphaltierten Strasse und  ca. 150 km muss  man Umleitungen  und Umwege fahren,  die z. Teil durch Wüste führen.  Hier staubt  es so sehr, dass wir die  Halogenscheinwerfer einschalten müssen  und entgegenkommende Wagen  fahren mit Nebellicht,  da man nicht zwei Meter weit  die Strasse  überblicken kann. Sind wir aus  dieser Zone  heraus, kommen wir gleich  in eine neue, die uns  durch ein im  Tal gelegenes Dorf führt und  so schmale Strassen hat,  dass man von entgegenkommenden Bussen und Lastwagen fast von der Fahrbahn  gedrängt  wird. In Shirvan wollen  wir einkaufen, und stellen fest,  da wir keine  Milch, keine Joghurt  und die anderen uns üblichen  Sachen die wir  im Iran in jedem kleinen Dörfchen bekamen,  kaufen  können und entschließen uns,  bald einen  Schlafplatz zu suchen.  Was wir nicht wussten, ist, dass  es nach dieser  Stadt ausser Wüste  nichts mehr gab  und so fahren und fahren wir,  und endlich, 55 km vor Masched entdecken wir  eine Polizeistation, meinen wir, es ist  jedoch eine Militärstation  und wir bekommen die  Genehmigung, hier im  Garten zu übernachten. Da es  ziemlich spät war, legten wir  uns auch bald  zum Schlafen und morgens, gegen 6 Uhr, werden  wir von  erteilten Kommandos geweckt.   Anschliessend können wir uns fast  eine Stunde  lang über den Frühsport  von ca. 10  Soldaten amüsieren und Manfred  findet einen Glatzköpfigen am lustigsten,  der  anscheinend nicht  weiß, was rechts und links bedeutet,  denn er macht alles verkehrt. Den Abschluss bildete eine  Art  Hahnenkampf und  auch hier war der  Kahlkopf sofort unterlegen. Danach  konnten wir endlich  unseren Wagen verlassen und uns  zur Weiterfahrt nach Masched  fertig machen. Eine halbe Stunde  später hatten wir die Stadt  erreicht,  kauften zuerst  Proviant ein, wobei uns Maxim aus Masched  behilflich  war und uns auch  anschliessend bei der Besichtigung der wunderschöner Moschee dieser Stadt begleitete.  Die Kuppel  dieser  Moschee ist aus reinen Türkisen und die Wände  aus Mosaiken vieler edler Steine  zusammengesetzt.  Leider dürfen wir als  Nichtmohammedaner das Innere  der Moschee nicht betreten, und schon am  Eingang zum Garten muß ich einen schwarzen Umhang umtun, aber ein Museum, der Moschee angehörend, dürfen wir besichtigen. Auch hier  haben  wir wieder Glück mit den Sprachkenntnissen,  denn ein älterer  Herr, der einigermassen deutsch spricht, versucht  uns vieles zu erklären, und übersetzt uns die arabische  Beschriftung der einzelnen Gegenstände.  Die 2. schöne  Moschee dieser Stadt mit einer goldenen  Kuppel verziert ist für uns überhaupt nicht  erreichbar  und nicht einmal zum Innenhof bekommen wir  Eintritt. Danach bitten wir  Maxim, der draussen auf uns wartete,  mit uns einen Tee  trinken zu gehen und er  lädt uns zu einem  Freund ein, welcher ein  Teppichgeschäft  in einem Teppichbazar hat. Wir  machten  von vornherein klar, dass wir kein Geld für einen Teppichkauf übrig hätten und so wurde uns die Zeit beim Teetrinken mit  Teppichvorführungen und -erklärungen vertrieben. Etwas bereichert  in Teppichkunde verlassen  wir den Bazar und da  es noch zu früh ist, jetzt schon an  schlafen zu denken, beschliessen wir, nicht  auf den  Campingplatz zu fahren, sondern noch ein Stück  Richtung Afghanistan zu fahren, aber es  sollen insgesamt noch 160 km werden, was uns dann doch etwas viel wurde. Das 1.Mal übernachten wir auf, einer Tankstelle und der Besitzer ist begeistert von unserem Wagen und  möchte ihn  am liebsten abkaufen 80 km haben wir nun  noch bis  zur afghanischen Grenze und  nehmen hier auch  das 1. Mal  einen Anhalter mit. Es  ist ein junger Franzose, der zusammen mit seiner Schwester  und deren  Freund die Reise nach Kabul als Endziel unternehmen,  er als Anhalter,  seine Schwester mit Freund auf einem  Mofa.    Wir sind ihnen  zuvor auch schon einmal begegnet.  Hier in dieser Gegend stellen  wir fest, dass die Leute doch bereits etwas zurückhaltender sind,  als im übrigen Iran und wir nicht  mehr ganz so umlagert werden, wenn wir  einmal halten. Meistens waren es Kinder, deren  englische Kenntnisse  sich in Mister, Mister, Hello und evtl. noch thank you erschöpften. Manchmal war es uns  ziemlich lästig, aber wir sagten uns, das ist  gut denn wir müssen für Indien trainieren und dort  soll es viel schlimmer sein. Von Toubat  Jam bis  zur Grenze durchfahren wir nur noch Wüste, sehen ab und  zu Kamele, sonst nichts.  In der Ferne erheben sich einzelne Berge  und durch die grosse Luftspiegelung   erkennen wir in der Wüste  riesengrosse Wasserflächen.  Beim Näherkommen ist jedoch nichts da, nur  Wüstensand. Da die Strassen hier fast   ohne Erhebungen und fast  ohne Kurven gleichmässig  durch die Wüste  gebaut wurden, hat  sich Manfred eine  Drahtvorrichtung gebaut, die es ihm ermöglichst,  sein Gaspedal auf 65 km/Std. festzustellen, ohne seinen Fuss auf  das Gaspedal zu setzen.  (km  91526)   Es klappt auch  ganz prima und nun  sinniert er, was er sich noch  alles einfallen lassen kann,  um nicht mehr lenken zu müssen, aber  ihm fiel nichts gescheites ein und so lenkt er noch heute. Bald erreichen wir auch die Grenzstation, kommen ohne viel  Schwierigkeiten durch den iranischen Posten und sind nun in Afghanistan.  Hier werden uns erst einmal 5 Dollar für eine Versicherung abgegaunert, dann wird  unser Impfpass durchsehen und  bekommt eine Unterschrift,  damit alles korrekt vor sich geht.  Die Polizei muss unsere  Initialien in ein  grosses Buch eintragen  und der Zoll interessiert sich für  das Innere  unserer Karoline. Bis  uns die Schranke zur Weiterfahrt  endlich  geöffnet wird, sind insg. 3  Stunden vergangen.  In Begleitung unserer französischen  Trampers kommen wir heute noch  bis Herat und müssen uns z. T. durch ganz  schöne Sandverwehungen durchkämpfen.  Einige Strassentrupps sind  mit dem Freihalten der  Strasse beschäftigt, aber ganz kommen sie  nicht nach, da der Wind schneller ist. Unsere Karoline schafft  aber auch diese Hindernisse  und wir können bis heute nicht klagen. Was  der karge Wüstenboden  noch hergibt, wird von Kamel- und  Schafherden vertilgt  und wir wundern uns, dass sie überhaupt  noch hier existieren können. 1 Stunde  wurde an der Grenze die Uhr wieder vorgestellt,  so  dass wir nun insgesamt 3 1/2 Stunden unserer  heimatlichen Zeit voraus sind.  Wie wir erfahren, herrscht z. Z. in  Afghanistan eine grosse  Wasserknappheit, da  es 3 Jahre hintereinander  in der Winterzeit  keinen Schnee gegeben hat. Gegen  5 Uhr abends erreichen wir Herat und es mutet  an wie eine schöne grosse Oase,  herrlich  grün, in der endlosen Wüstenlandschaft und Einöde. Herrlich  weitläufig angelegte  Strassenzüge nehmen uns auf und bringen uns  ins Stadtinnere. Im Park-Hotel, welches ein schöner Garten  umgibt, finden wir neben verschiedenen  anderen  Reiselustigen gleich  uns, einen  schönen Aufenthaltsort und  Schlafplatz. Verschiedene wollen  wie wir nach Indien oder  Nepal  einige kommen bereits von dort.

 

20 Afphanis = 80 Pfennig für 2 Personen können  wir hier die Toiletten und das  Badezimmer benutzen, haben Wasser  zum waschen und fühlen uns ganz wohl.  Manfreds Infektion ist  noch immer nicht abgeklungen, sondern  verschlimmert sich stündlich,  und da er ziemliche  Schmerzen hat, beschliessen wir,  am nächsten Tag ins Hospital zu gehen, welches hier  kostenlos ist. Beide hatten  wir die ganze Nacht kein Auge zugemacht  und am frühen Morgen  war der erste Weg 13.9. 71  zum Onkel Doktor. Der verschrieb 10  Ampullen Penicillin,  jeden Tag eine Spritze, ausserdem  Tabletten und Salben. Manfred   schlief fast den ganzen Tag und  wünschte sich als Krankenmenü  Bratkartoffeln mit Ei. Danach fühlte er sich  schon viel besser. Für  mich war es ein willkommener Tag zum Faulenzen mit  viel Lesen.  Am anderen Tag gingen wir bereits wieder  einkaufen, kauften einen  Fellmantel und für mich ein Kleid für  ganze 6 DM. Für Manfreds breite Schultern gab es nichts zu verkaufen  und so vertrösteten wir  uns auf Kabul. Von dem Hospital hier  waren wir ziemlich schockiert,  Nichts war von der Sauberkeit oder  sonstigen Gepfllogenheiten unseres Landes hezu sehen. Weiße Kittel  gibt es kaum, auch für  die Doktoren nicht, sie haben  einfach normale Hemden und Hosen  an. Assistenten und Pflegepersonal  oder Laboranten laufen in zerlumpten Sachen herum. Fast   alle Krankenzimmer sind geöffnet, keine verschlossenen  Türen und die Kranken wälzen sich z. T.  stöhnend auf  einer Pritsche, zugedeckt mit  einem schmutzigen Leinentuch oder einer  normalen Decke. Vor der "Poliklinik", das  ist ein Zimmer in dem  Krankenhaus, kauern die Leute im Korridor auf  dem Fussboden und warten  geduldig, bis sie herankommen. Viele stöhnen vor Schmerzen  vor sich  hin. Wir als Ausländer werden sofort herangenommen. Die Kleidung unterscheidet  sich sehr von der unserigen.  Fast alle Männer tragen eine  weiße weite Hose, die an  den Fesseln eng zusammengehalten wird sowie  ein loses Hemd darüber, welches bis  an die Hüften reicht. Manche  tragen darüber ein ganz normales Jacket, wie es bei uns üblich ist.  Diese Zusammenstellung erscheint  uns sehr grotesk, aber wir gewöhnen  uns bald daran. Auf den Kopf  tragen die Männer von einem  sehr langen Tuch umwickelt, bei manchen fällt   das Ende des Tuches über  die Schultern herab. Von den Frauen bekommen wir ausser einem blau-grauen Umhang  von Kopf bis  Füssen nichts weiter zu sehen. Kein  Gesicht, keine Haare, nichts, nichts.  Damit sie ihre Umwelt erkennen  können, lässt der  Schneider in Höhe der Augenpartie ein gitterartiges  Gewebe einarbeiten. Ansonsten  ist das afghanische  Volk sehr angenehm zu ertragen,  keine  Belästigungen mehr beim Halt  auf der Strasse, kein  "Mister, Mister“ und wenn doch ab  und an einmal ein Kind um  Bakschisch bettelt, wird es gleich von  einem vorübergehenden  Erwachsenen zur Ordnung gerufen. Nach dem  Iran empfindet man die  Afghanis als äusserst  angenehm.  Eine Rundfahrt gegen Abend bringt  uns in Herat durch eine Gegend der Stadt,  in  welcher wir keinen Touristen mehr begegnen. Hier  ist gerade Markt und uns bietet  sich ein so buntes und vielseitiges  Bild, wie wir es manches Mal in  Zeitschriften zu  sehen bekamen. Am meisten werden  Granat-Apfel,  Weintrauben, Melonen, Äpfel und Birnen, Zwiebeln und  Kartoffeln, verkauft,  Milch und  Butter bekommen wir  hier überhaubt nicht. Tomaten gibt es sehr wenig und  wenn dann  für uns nicht zu kaufen,  weil  sie zu klein sind. Wir geben  uns mit Brot und Eiern zufrieden und leben ansonsten  von unseren  Vorräten. Als Nachtisch gibt es  immer Melone. Am  nächsten Morgen holt  sich Manfred vom Krankenhaus  die 3. Spritze und  dann geht  die Fahrt weiter Richtung Kandahar, denn Morgen ist auch hier wieder  eine Spritze fällig.  Manfred fühlt sich  jedoch bereits bedeutend besser.  Die Strasse  ist ausgezeichnet  dorthin und wir  durchfahren fast nur Wüste, die  sich mit einzelnen  Gebirgszügen abwechselt, sich sehr bizarr aus der Einöde der  Wüste erheben. Es gibt  kaum noch Vegetation und können  wir ab und zu ein paar Gräser  erkennen, finden wir  todsicher dabei auch eine kleine Schafherde  oder einige Kamele. Da die Strassen  in Afghanistan  im Rahmen der  Wirtschaftshilfen z. T. von  den Russen u. z. T. von  den Amerikanern  gebaut wurden, wird Wegezoll verlangt,  50 Afghanis  für eine Strecke. Mitten in   der Wüste erkennen wir mit einem Mal  ein sehr modernes  Hotel mit einer Tankstelle davor und  im Schatten  des Daches halten wir unsere  Mittagsrast.  Manfred fährt hier mit dem Fridolin  unseren einzigen Wasserkessel  kaputt und zu Schrott,  da er ihn vor dem  Rad des Anhängers "geparkt" hatte.  Fast keinen  Fahrzeugen  begegnen wir auf dieser Strecke und  auch die sonst üblichen schwarzen Nomadenzelte,  die  wir nah oder fern der Strasse entdeckten, fehlen hier  fast ganz. Manchmal entdecken  wir ein oder mehrere  Häuser in der  Ferne mit Kuppeldächern aus  Lehm und Steinen, die von weitem wie Waben aussehen,  aber auch hier  finden wir sie nur  vereinzelt vor, alles  ohne Leben und wir vermuten,  dass es auch hier die grosse Wassernot ist,  die die Leute vertrieben  hat. Wir schätzen die  Mittagstemperatur auf ca. 45 ° C jedoch kühlt  es sich nachts  merklich ab, so dass wir froh sind,  unsere Schlafsäcke dabei  zu haben. Wir nähern uns nun  immer Mehr Kandahar und kommen  aus der Bergwelt ganz heraus.  Der Übergang ist in eine  grosse flache Hoch- ebene und die  Luftspiegelungen hier so stark,  dass wir immer wieder glauben,  durch eine riesige grosse  Stumpflandschaft zu fahren. Alles um uns  herum mutet wie Wasser an, nur  ganz nah zu beiden Seiten der  Strasse können wir Sand und Wüste  erkennen. Die Fahrt ist sehr eintönig  und wir nehmen jede kleine  Veränderung in der Landschaft wahr mit  Interesse wahr und wenn es auch nur  sich neu bildende  Windhosen sind oder  ein in der Ferne sich erhebender Berg der jedoch bald wieder verschwindet,  da unsere  Strasse einen an deren Verlauf nimmt.  Gegen   6 Uhr erreichen wir endlich Kandahar und fahren nach kurzem Einkauf gleich ins Hotel  Spozhmy, dass uns in Herat bereits  empfohlen wurde. Bevor wir uns schlafen  legen, machen wir noch einen  kleinen Plausch mit Weggenossen aus  Gaggenau, die ebenfalls  Indien kennenlernen wollen. Fast  jeden Abend lernen wir Menschen  kennen, die aus Indien kommen oder  nach Indien wollen und jeder gutgemeinte   Ratschlag wird dankbar  angenommen oder  weitergegeben. Kandahar ist im  Gegensatz zu Herat ziemlich schmutzig, und  auch zum Krankenhaus, am nächsten Morgen finden wir sehr schwer,  da die Beschilderung schlimm ist. Allerdings  haben wir  hier wieder ein grosses Angebot an Esswaren,  Obst und Gemüsen, und fühlen uns  so etwas entschädigt.  Kurz vor Kandahar bekam ich meinem ersten  Geier zu  sehen und war doch ziemlich erstaunt, wie  gross doch so ein Vogel wirklich ist. Weiter geht die  Fahrt dann nach Kabul,  der Hauptstadt des  Landes und wir durchfahren eine breite Ebene,  die von einem Fluss  durchflossen wird, jedoch sind  von ihm nur noch kleine Rinnsale hier und  dort zu erkennen  Diese  reichen aber durchaus aus, die  ganze Ebene fruchtbar zu  halten und so kommen wir jetzt nach  der grossen Eintönigkeit von  einem Dorf zum anderen die wiederum von vielen Nomadenzelten und  -dörfern umgeben sind. Die Frauen  sind hier nicht mehr so tief  verschleiert, wie Herat, viele Tragen Trachtenkleider,  reich bestickt und  verziert und einen Umhang dazu, der  vom Kopf auf die Schultern fällt. Die Kleidung der  männlichen Bewohner ist jedoch weiterhin unverändert. Unsere Mittagsmahlzeit besteht  heute  aus Reis, 4 Fleischspiessen aus  Hammelfleisch, Kartoffeln und  einer Kanne Tee. In gesamt zahlten  wir hierfür 30 Afghnis =1,40 DM  Manfred hat sich wohl oder übel auch  dem Essen des  Hammelfleisches gewidmet, ihm blieb nichts  weiter übrig  blieb, oder er  müsste ganz auf  Fleisch verzichten   Nachdem wir  mehrere Kilometer. vor Kabel an einer Tankstelle Georg  und Lena  mit Tati  wiedergetroffen hatten,  fuhren  wir gemeinsam zur Hauptstadt Kabul und fanden für 10 "Affen" pro Person ein Hotel BEHZAD, wo wir mit  unseren Wagen stehen konnten.  Dieses  Hotel mit  Garten entpuppte  sich als reinste  Hasch-Höhle,  wie wohl  fast alle  hier, aber zum  Glück waren  wir Touristen  in der  Überzahl. Dicht an  dicht standen die Campingwagen und sobald ein  Platz frei war,  wurde er sofort  wieder von  einem anderen  besetzt. Hier  machten wir die Bekanntschaft  von Horst,  einem jungen  Arzt aus Solingen, der  ganz  allein mit  seinem Käfer  unterwegs  war. Manfred fand  ein paar Jungen  zum  Skatspielen und  gewann auch  ein paar Affen.  Im grossen und  ganzen hat  uns Kablul sehr gut gefallen,  es  bietet wenig Sehenswürdigkeiten, man sieht  viel Krankheit  und Elend  durch Opiate  und einige  gescheiterte  Existenzen haben  hier  einen Zufluchtsort gefunden,  wie  Sigi der jetzt  hier ein  Hotel mit Lokal  betreibt und  vor ein paar  Jahren in Berlin  Kioske geknackt  hat. Auch  hier sind fast  alles Zimmer  von Haschsüchtigen  besetzt.  Fast jeden  Abend gibt es  eine Hasch-Fete  in unserem  Hotel und am  Tage sieht man  fast keinen,  da die ihre Rausch ausschlafen  müssen.  Da hier  alles Wasser, bis auf  das der  amerikanischen  Botschaft, von  Amöben verseucht  ist,  sich aber viele  nicht an die Regel halten,   nur abgekochtes Wasser  zu trinken,  regiert  vielfach die Ruhr oder der  Thyphus, was  besonders bei  den Hasch-Leuten derFall ist.  Einmal noch halb im  Rausch, ›zum anderen  von der Ruhr befallen sind, kann  man sich vorstellen,  wie  die Toiletten  hier aussehen,  über und über mit Kot  verschmiert.  Die Waschräume  stehen in  nichts nach.  Trotzdem bleiben  wir ganze 3  Tage hier, da  die Touristen gleich uns ein  duftes Völkchen  sind und eine echte  Kameradschaft  besteht. Bis auf  ein Nürnberger  Ehepaar, die  mit ihren 2  Kindern  unterwegs sind.     Wir  sind ihnen  bereits in Teheran  auf dem  Campingplatz  begegnet. Beim  Wenden auf dem sehr  engen  Platz kam er mit  seiner  hinteren Stoßstange an  unseren  Wagen  und seitdem hat die  Schiebetür eine  Delle. Lena hat es zufällig  gesehen und  Manfred wartete  immer auf eine Entschuldigung von  dem Nürnbergern aber  die  blieb aus.. Am nächsten Tag krallte er sich  daraufhin den  Mann  und stellte ihn  zur Rede,  Ganz kleinlaut  gab er es  zu und ziemlich  peinlich war  es ihm auch,  denn er  glaubte, unerkannt  geblieben zu  sein. Manfred  und Georg verbrachten fast  einen ganzen  Tag in der Werkstatt mit den  Autos. Sie haben Dollars in indische Rupien zum Kurs von 1 : 12 getauscht. 550 Dollar haben wir in Rupien gewechselt und hoffen damit den Indienaufenthalt bestreiten zu können. Es ist bei Strafe untersagt, Rupien nach Indien einzuführen.   Horst fühlte sich verpflichtet,  sich unser  anzunehmen.  Er bruzelte und kochte für uns und  es hat uns  auch  ausgezeichnet  gemundet. Ansonsten haben wir hier  einige Sachen an Konserven  und Küchenmaterial  von Leuten übernommen, die ihre Busse auflösten, um mit dem Flugzeug oder dem  Bus nach Indien weiterzukommen,  aus finanziellen Gründen, denn  mit dem eigenen Wagen  zu fahren, ist hier immer noch das  teuerste.  Eines Tages kamen  Manfred und Georg wie Zwillinge an, denn  sie trugen die gleichen  "schönen Militärhosen" von Manfred und hatten  sich von einem Schneider  gleiche "Wämschen" aus Leder mit Karakul  anfertigen lassen, für  ganze 8 Dollar. Ich bekam hier auch noch einen Mantel,  doch  ansonsten hat Kabul, ausser einigen billigen Einkaufsquellen für  Teppiche,  Modeschmuck und natürlich Leder- und Fellsachen.  Besonders zu bewundern  gibt es hier 2 Eisenbahnwagen vor  einem nicht vollendeten  Bahnhof. Dieser Bahnhof war geplant und als  Gastgeschenk einer  Regierung wurden im voraus die beiden Eisenbahnwagen  gemacht. Nun  stehen sie zur Ansicht bereit, der Bahnhof ist nie  vollendet worden. Unser Gang zur Post ist auch hier  wieder vergebens und wir sind maßlos enttäuscht nach 6 Wochen fern  der Heimat immer noch nichts  von zu Hause gehört zu haben. Für den 3.  Tag unseres Aufenthaltes  in Kabel beschliessen wir den  Ausflugstermin für eine Fahrt nach  Bamian und Band-i-Amir, zu den grössten Buddha-Statuen  der Welt. Bamian  ist ein sehr altes Kloster, dass bis  1955 den Menschen nur mit Eseln,  Kamelen und zu Fuss zugänglich war. Erst 1955 wurde  hier eine  Strasse, wenn  man die z. T. kleinen  verstaubten Wege durch Felsenschluchten,  versandeten Pfade durch  ausgetrocknete Flussbetten  und manchmal mit Schottersteinen ausgelegten  Gänge als Strassen bezeichnen soll,  gebaut und so der Welt ein Meisterwerk  der Natur und  der Kunst eröffnet. Vieles ist jedoch durch die  lange Herrschaft  der Araber zerfallen und zerstört. Man hat sich jetzt mit Restaurationsarbeiten befasst um wenigstens  einen Teil dieser einmaligen  Stätte zu retten. Es ist ein wundersames  Gefühl, auf den Wegen  vergangener  Kulturen zu wandeln und die  z. T. noch erhaltenen Fresken  an den Wänden den Statuen und in  einigen Höhlen kann man die hohe Kulturstufe der Mönche erkennen, die hier  gewirkt haben. Ein Teil  dieser Höhlen ist auch heute noch von  Bewohnern des Dorfes bewohnt und werden als normale Behausungen benutzt.  Wir sind über die grosse  Armut und Genügsamkeit der Menschen  hier  sehr erschüttert und helfen mit Pillen, Salben und meistens  Augentropfen diesen armen  Geschöpfen, die bitter um ihr Existensdasein kämpfen  müssen. Der  Weg nach Bamian führte uns über  die alte Seidenstrasse,  die früher  China mit der westlichen  Welt verband und südlich von  Bamian zog  Alexander der Grosse auf seinem  Siegeszug nach Indien vorbei. Nachdem  wir uns hier fast den  ganzen Tag aufgehalten haben,  suchen wir  uns etwas weiter nördlich  einen Schlafplatz mitten  in den Bergen und  staunen sehr, als sich als 3. Wagen  noch Peter aus  Wiesbaden mit seinem  Freund zu uns gesellt. Wir machen eine Wagenburg  aus drei Autos und fühlen uns nun sehr  Sicher zwischen  den Turkmenen. Seit Kabul,  unserem Abfahrtstag,  geht es mir sehr Schlecht  und .das 1. Mal auf  unserer Reise habe ich mit  andauernder Übelkeit, Brechreiz  und Durchfall  zu kämpfen und alles,   was ich zu mir nehme, kommt  postwendent heraus. Ich beschliesse nun,  nichts mehr zu essen,  was mir  auch gut bekommt und viel  bewegen kann ich mich auch   nicht mir  dann bald  schlecht wird. Wir beschliessen, nach  Band-Amir zu fahren und  ein paar Tage dort  zu bleiben,  bis ich mich einigermassen erholt  habe. Am Tage ist es  hier recht angenehm warm, sinkt  jedoch die  Sonne, wird es  unangenehm kühl und wir sind froh,  dass uns vom Hotel zusätzlich  Decken mitgegeben  wurden. Nach dem Essen  verkriechen wir  uns bald in unsere Wagen  und übernachten das 1. Mal  in 3.000 m Höhe. Ziemlich  früh schon wurden  wir am anderen Morgen durch lautes Rufen  und Schreien  geweckt. Wir stellten fest, dass wir uns  an einer Wegkreuzung  im Hindukuschgebirge  befanden, die  anscheinend eine ziemliche  verkehrsreiche Karawanenkreuzuhg  war. Das 1. Mal hörte ich hier ganz deutlich  das Grunzen der  Kamele und wir bestaunten die  Karawanen sehr, was allerdings auf Gegenseitigkeit beruhte,  denn  wir wurden nicht minder  angestarrt. Georg musste,  wie schon einige Male zuvor, auch hier  wieder "Onkel Doktor" spielen und   eine zerschundene Nase eines Nomaden  behandeln. Die  meisten liessen jedoch ihre  entzündeten  Augen verarzten, eine hier  anscheinend sehr verbreitete Krankheit. Trotzdem  die Ärzte und  Hospitäler hier frei behandeln, ist es für diese armen Leute nicht  oder  selten möglich, einen Arzt aufzusuchen,  da sie tagelang  wandern müssten, um in eine  grössere Stadt zu  kommen  wo Ärzte ansässig sind. Sind die  Leute bei  der Ernte, so schlafen sie auf dem Feld  auf mitgebrachten Betten,  da meistens ihr Heimatdorf durch tagelange  Fussmärsche von ihren Feldern  getrennt ist. Die  1. Morgendämmerung  nutzte Manfred, um  etwas Frühsport  zu treiben  und erklomm schon bereits in  3000m Höhe  einen  ziemlich hoher Gipfel, um  ein paar Aufnahmen  zu schiessen. Nach dem Frühstück  fuhren wir weiter nach Band-i-Amir. Der   Weg führte uns zuerst  durch das Ende der Schlucht,  in der wir ins bereits befanden  und danach waren  wir Unversehens  in einer  hügeligen Wüstenlandschaft  die über und über mit einer  Salzkruste bedeckt war, ähnlich  riesigen Dünen. Von Strassen  konnte man hier nicht mehr reden, lediglich  ein paar Autospuren wiesen  den Weg. Die Fahrt ging durch Wasserfurten  und dann  wechselte die Landschaft von Minute  zu Minute von Hügeln  auf Wüste, kleine Gebirge  und Täler. Die Steigungen waren manchmal  so hoch,  dass wir dachten, unsere Karoline schafft es nicht  mehr und wenn man einen Berg  erklommen hat, wusste man nicht, wie  es auf' der anderen Seite weitergeht. Der 1. Gang wurde hier viel  beansprucht und wir staubten  nür,. was ein VW-Bus  so alles zustande  bringt. Nachdem wir  manchmal auch mit vielen Abkürzungswegen,  endlich eine Fahrspur entdeckten,  die rechts von unserem Weg abbog,  wussten wir; dass unser Ziel  nun nicht  mehr weit entfernt sein kann  und auch bereits nach  kurzer Fahrt sahen wir uns einer einmalig  schönen herben Landschaft  gegenüber, wie man sie nach der bisherigen  Fahrt nie vermutet hätte.  Wir befanden uns in 3500 m Höhe und vor uns  lag, eingebettet in schroffe  Felsen mit ganz  bizarren Kuppeln eine  Seenkette, deren Wasser  so blau und klar war, dass man meinte, bis. auf den Grund sehen zu können,  was jedoch ein Trugschluss war. Nie  hatten wir etwas schöneres  gesehen, als hier diese kahlen weissen  Felsen im Kontrast zu dem tiefen Blau der Seen. 3Tage verbrachten  wir hier und ich konnte  auch so meine Darmgrippe oder was es je  gewesen sein mochte, gut  auskurieren. Nachts war bereits empfindlich  kalt und das Thermometer kletterte auf  Grade unter Null. Schon bei  Einbruch der Dunkelheit,  eine Dämmerung gibt es hier fast nicht, innerhalb von 10 Minuten ist die Nacht da, verkrochen wir uns in unsere  Wagen und vor morgens  9 Uhr waren wir  nicht mehr zu sehen,  da durch die Sonnenstrahlen und  die allmähliche  Erwärmung das  Aufstehen leichter gemacht wurde.  Im Laufe des Tages bekamen wir noch  Gesellschaft von 2 Engländern, Keith und  Jim, die mit einem Landrover "Tiger"“ unterwegs sind und sie berichten,  dass der BBC von einer  Mobilmachung der Pakistani  in der letzten Nacht  berichtet hat.  Manfred und Georg werden  leicht nervös, da wir bereits in Kabul unsere guten  Dollar in Rupies  getauscht hatten I :  12 und nun auch unbedingt  noch nach Indien kommen  wollen; um sie dort auch auszugeben.  Der offizeille Kurs ist  bei der  Bank nur 1  : 7. Da wir hier so gut wie nichts zu essen bekommen, ausser ein  paar Eingeborenenhütten und  einem ärmlichen  sogenannten Hotel  nichts weiter in weitem  Umkreis, leben wir von unseren Vorräten und kaufen den Leuten  einige Forellen ab,  die uns gebraten und gebacken herrlich munden. Diesen  Abend beschliessen  wir, nicht gleich in die Falle kriechen,  sondern erwärmten unsere Karoline mit Gaskocher, Petroleumlampen  und Standheizung und  spielten dabei Rome.  Nebenbei hörten wir die Nachrichten des BBC,  von  Portugal, aus Rumänien und etwas  auch von Radio   Luxemburg, aber über  Indien und Pakistan wurde nichts gesagt,  jedoch über die Dollar-Krise,  doch das liess uns kalt, denn wir hatten  so gut wie keine Dollar  mehr. Am nächsten Morgen brachen wir wieder  auf und Lena, Tati  und ich erklommen einen hohen  Berg, um wieder  auf die Strasse zu kommen,  die uns durch die Wüste nach Bamian zurück  führen soll. Zuvor  wurden wir noch von einem wüst  aussehenden  Touristen gefragt, ob  wir ihn mitnähmen, was  jedoch allgemein abgelehnt  wurde, Er war mit einem Freund  hier, und zwar zu Pferd. Er  hatte sein Pferd so  geschunden, dass man es  erschiessen musste, sein Freund war  bereits auf  dem Weg, noch zu Pferd, nach Bamian und wollte  es verkaufen. Der ganze Rücken des Pferdes war durchgeritten und uns  tat das Tier  sehr leid.  Als wir wieder  im Dorf eintrafen, sahen  wir vor den grossen  Buddha-Statuen unsere  5 Berliner stehen, die wir  am Kaspischen  Meer verlassen hatten. Sie wähnten uns bereits in  Indien und staunten über unsere  langsame Fahr\weise. Wir sassen  noch zusammen in einem typischen  afghanischen Lokal,  Tische und  Stühle gab es hier nicht, nur  Decken und Teppiche  auf der Erde, Reiseerlebnisse wurden  ausgetauscht, und dann  setzen wir  bald unsere  Fahrt wieder fort, wir mit  Georg und Lena  Richtung Kabul, die anderen nach  Band-i-Amir. Zuvor mussten  wir aber  noch hier tanken, da auf der  ganzen Strecke  keine Tankstelle mehr war und das  war eine  Eskapade für sich. Da  hier viel geschummelt und betrogen  liess  Manfred nicht mehr in  den Tank pumpen, sondern in  einen 20-L Kanister  und schüttete dann um. Trotz des  Kanisters bekam  unser kluger Tankwart genau  23 Liter  hinein und forderte auch dafür  das Geld. Da  Manfred nicht bereit war, ihm mehr als  20  Liter zu bezahlen, endstand  eine erregte Debatte,  sofort waren viele  Menschen um uns herum und  Georg, der auch noch tanken wollte,  erhielt nun kein  Benzin mehr. Zum Glück  benötigte er es  auch nicht sehr dringend. Der Tankwart schimpfte  ganz fürchterlich  hinter uns her und  wir suchten bald das Weite,  da man nie weiss, wie  so ein  Geplänkel mal ausgehen wird.  Wir  hatten jedoch die Gewissheit,  diesmal nicht angeschmiert  worden zu sein.

2 Tage dauerte die Fahrt  durch das Hindukusch-Gebirge, nach Kabul und auf dem  Shibarpass  machten wir  noch ein Erinnerungsfoto  mit Turkmenen, die  gerade dort  vorbeikamen. Als wir wieder in der Stadt waren,  wütete gerade ein  fürchterlicher Sandsturm  und wir bedauerten nicht  mehr im Schutze der hohen  Berge zu sein. Gleich neben unserem alten Hotel Behzad quartierten wir uns  ein und hatten  hier sogar eine saubere Toilette,  ein Bad mit  warmen Wasser und es war keine Haschhöhle. Der Preis  war der gleiche  und die drei nächsten  Tage waren mit Arbeit  sehr ausgefüllt da  wir den Wagen von oben bis  unten reinigen mussten, so verstaubt war  er. Manfred wechselte in  dieser Zeit die vorderen  Radlager aus, sie  waren  hin, die Kofferbrücke hatte sich gelockert  und musste neu befestigt  werden und ich  holte cm-dicken Staub aus der Inneneinrichtung des  Wagens heraus. Wie staunten wir jedoch, als wir im  Kyberrestaurant  zu Mittag assen  und Peter, den wir mit  seinem Freund  in den  Bergen vor Band-i-Amir  verlassen  hatten, setzt sich an  unseren Tisch.  Wir wähnten sie  bereits in der Türkei oder  sonstwo, denn immerhin  war fast eine Woche  vergangen. Er erzählte  uns, daß sie eine Panne  hätten und vor Kandahar  liegen. Sein Freund  bewacht den Wagen und er versuchte inzwischen,  jedoch vergeblich, das  entzweigegangene Ersatzteil  hier in Kabul  zu besorgen. Manfred ist  ihm dabei noch behilflich und  am nächsten  Tag macht sich Peter auf  den Weg zu seinem Freund.  Da wir nichts mehr  von Ihnen hörten, nehmen wir  an, dass alles gut  gegangen ist.  Nach 3 Tagen verlassen wir dann  Kabul und setzen unsere  Fahrt Richtung  pakistanische Grenze fort. Georg und  Lena wollen einen  Tag  später aufbrechen und wir tragen uns in  ihr Reisebuch ein in der Hoffnung,  uns vielleicht  im grossen Indien  einmal wieder  zu begegnen. Die  Fahrt nach Kabul war  sehr interessant. Sie  führte uns durch ein hohes  sehr schönes Gebirge  und wir mussten verschiedene  Serpentinen passieren.  Um 6 Uhr Abends  erreichten wir  die Grenze und waren  die letzten, die abgefertigt  wurden.  Direkt vor der  Pakistanischen Zollstation  durften wir  übernachten und wurden hier von  Zollbeamten bewacht  und uns einen ungestörter Schlaf garantierte. Abends brachte uns ein kleiner Junge, der gut englisch sprach, einige Flaschen Brause und Mangosaft,  den ich hier das  1. Mal in meinem Leben trank.  Ich  war sehr begeistert und  er schleppte  noch mehr Flaschen heran. Es war eine nette  Unterhaltung und wir  erfuhren, dass er englisch  nie in der Schule gelernt hat, sondern es sich bei  Gesprächen mit Touristen angenommen hatte. Um sich Taschengeld zu  verdienen,  hilft er nach der Schule  in einen Restaurant an der Grenze.  Hier brachen wir auch Omas  Kassette auf, da uns auf der Fahrt nach Band-i-AMir der einzig  vorhandene Schlüssel dazu verlorenging und  wir mit Schwierigkeiten an der Grenze rechneten. Im Gegensatz zu  Afghanistan waren hier die  Nächte hier bereits richtig lau und wir freuten uns sehr.  Um 6 Uhr  morgens war für uns die Nacht vorbei, da Manfred den Khyberpass, viele  Schlachten wurden hier ausgetragen und geschichtlich  ist es ein ganz   interessanter Punkt der Erde, noch im  morgendlichen Sonnenschein  fotografieren wollte. Ziemlich enttäuscht  waren wir aber, als  sich der Khyberpass uns als wenig fotogen darbot  und auch sonst  war nicht viel interessantes an ihm, wir  waren wohl auch schon  etwas verwöhnt durch unsere lange Fahrt, auf  der uns schönere Gebirge  und  Pässe begegnet sind. Gleich hinter der Grenze  auf pakistanischer  Seite wollte Manfred einem LKw-Fahrer  nicht Platz machen, der uns  auf der rechten Seite entgegenkam und erst im  letzten Augenblick  bog der Lkw ab. Manfred war etwas  irritiert und wir kramten in  unseren Erinnerungm nach, ob in Pakistan Recht-  oder Links-Verkehr ist.  Von Indien wußten wir es genau,  darauf waren  wir auch vorbereitet,  aber in Pakistan hatten wir eine Verkehrslücke. Bald  konnten wir uns  aber davon Überzeugen, dass hier bereits  schon Linksverkehr herrschte und .Manfred zog ganz schnell auf die  andere Seite der Strasse  hinüber. Ziemlich schnell gewöhnte er sich  an diese Verkehrsmethode  und ich  bewunderte ihn, da es doch das  1. Mal in  seinem Leben war. Die Kleidung  der Leute war noch die  gleiche, wie in Afghanistan, jedoch  hatten die Männer zum grössten Teil  hier Schiebermützen auf  dem Kopf. Nachdem wir das Gebirge und den  Khyberpass hinter uns hatten, waren wir von der sich uns darbietenden  Landschaft und der Wärme fasziniert. Nach wochenlangem staubschlucken war des Grün der Landschaft eine reine Erholung für die Augen. Bald überquerten .wir den  Indus und hätten hier gern ein paar Tage  verbracht, so sehr waren  wir von dem sich unter uns dahinfliessenden Fluss  inmitten eines  leicht gebirgigen Flußbettes und der sich darum  verbreitenden Gegend' angetan.  Unser Ziel sollte heute  noch Lahore sein, wo  wir das Road-Permit für die Einreise nach  Indien erhalten sollten.  In Rawalpindi machten wir in einem schönen  sauberen Hotel  Mittagspause und anschliessend träumten wir ein Stündchen im  Garten  des Hotels im Schatten von Bäumen von der  Zukunft und erholten uns ein  wenig. Insgesamt fuhren wir an diesem  Tage 12 Stunden,  niemals zuvor hatten wir eine solange eine Strecke an einem Tag zurückgelegt und waren abends gegen  18 Uhr, noch vor Einbruch der Dunkelheit, in Lahore.  Nach einer kleinen Stadtrundfahrt wurde  uns ein  Hotel genannte in welchem wir mit dem Wagen übernachten  konnten. Zuvor gingen wir  noch schön essen, hier gibt es überall Air-Condition, da das  subtrpopische Klima sich ganz schön bemerkbar macht.  Danach kletterten wir  gleich in unsere Betten nichtsahnend, dass dies die  schlimmste Nacht  meiner bisherigen Reise werden  sollte. Nachdem ich mich hingelegt hatte,  bekam ich solche Schmerzen im Rücken,  dass ich weder liegen,  sitzen noch stehen konnte, ich krümmte mich vor Schmerzen. Durch mein Jammern fand natürlich auch Manfred keinen  Schlaf und endlich, um 1. Uhr nachts, erinnerten wir uns an unsere Reiseapotheke und ich nahm gleich 2 Tabletten auf' einmal. Da ich auch noch die Toilette  aufsuchen musste, wurde die Hotelleitung auf  uns aufmerksam und veranlasste, dass  wir das Hotelgelände  verlassen mußten, nicht ohne dass Manfred, der  vorher ganz schön protestierte, was  aber nichts half. Ich merkte den Rest schon gar nicht mehr richtig, denn die Tabletten taten bereits ihre  Wirkung und ich war meiner Schmerzen  behoben und  fand endlich Schlaf. Am nächsten Morgen fuhren  wir gleich zur Besorgung  des Road-Permits zur High-Commission,  was sehr schnell ging, und  gleich weiter nach Ferrezpuro, der indischen  Grenze. Hier befreite mich Manfred  mit einem überstarken Tee von  meinem tranceähnlichen Zustand, der  immer noch von den Tabletten in meinen Knochen  war, jedoch  die Schmerzen waren wie verflogen. Die  Strasse zur Grenze ist zwar asphaltiert,-  übrigens die einzige, die Pakistan mit Indien seit  dem Krieg 1965  verbindet, führt aber durch  ein weites Sumpfgebiet und die Fliegen machen uns ganz schön zu schaffen. Die pakistanische  Seite  der Grenze war  schnell durchfahrene jedoch die  Inder machten einige  Schwierigkeiten und schon in Afghanistan wurden wir von  einer Zollbeamtin gewarnt, die besonders streng sein sollte,  was auch zutraf.  Wir hatten Glück  und kamen nicht zu ihr, aber 3 Stunden dauerte auch  unsere Abfertigung insgesamt, Hier trafen  wir auch wieder auf die beiden  Engländer Keith und Jim, die wir  in Band-i-Amir  kennengelernt hatten. Als  der ganze Spuk vorüber war,  liessen wir uns, durch  die Hitze ziemlich erschöpft, einige 100  Meter hinter der Grenze  auf unsere Liegematte fallen, um etwas auszuruhen und  vor allem etwas  zu essen, denn bis dahin verspürten wir keinen  Appetite was sich  aber jetzt doppelt merkbar machte. Unser  Geld hatten wir in den  Scheinwerfern des Autos  versteckt, doch darauf ist das schlaue  Auge des Gesetzes nicht  gefallen. Eigentlich wollten  wir sofort  nach Delhi weiterreisen und kamen gegen  Abend in die Stadt  Ludhiana. Auf der Suche nach  einem schöner Platz  für Auto und uns  entdeckten wir einen wunderschönen Garten mit  einem Wachposten davor. Es  war das Universitätsgelände der  Fakultät  Landewirtschaftsbau  und Biologie. Uns wurde gestattet, die  Nacht dort zu verbringen  und wir genossen  so richtig die  himmlische  Ruhe in diesem  herrlichen Garten. Am frühen  Morgen  entdeckten wir die verschiedensten Arten von Blumen und Gewächsen,  die wir bisher  nicht kannten, machten  Jagd auf Schmetterlingen,  sahen  den Vögeln  bei ihrem lustigen Gehüpfe und Geschnäbel zu  und erschreckten grosse Frösche die sich  ganz wohlig halb  im Wassertümpel  liegend,  von der  Sonne bescheinen liessen.  Das einzige unangenehme war, dass  uns die Fliegen nachts  immer wieder pisakten und  so machte ich mich  daran, aus Monikas Gardine ein Moskitonetz  zu fertigen   Ich war einige Stunden damit beschäftigt  und Manfred machte  inzwischen  die Bekanntschaft  von 2 Studenten, die hier  im Studentenheim wohnten, ihm beim  Einkauf von  Lebensmitteln halfen und  anschliessend uns zum Essen  in die Mensa einluden.  Danach  zeigten sie uns das ganze  Universitätsgelände  mit allen  Gebäuden, der Bibliothek  und auch  den Frauenhäusern. Anschliessend wurde im Zimmer eines  Kommulitonen vor Ihnen  heiss über verschiedene extreme Gegensätzlichkeiten unseres und  ihres Landes diskutiert. Meistens waren sind es Sikhs, die hier studierten und  man sagt in Indien,  dass diese Leute die  intelligente Schicht in Indien  bildet. Sehr  bewundert haben wir die  Sportbegeisterung der jungen Studenten, die  trotz der grossen Hitze,  täglich auf  einem nahegelegenen Platz  trainierten. Hier in Ludhiana habe ich meine  ersten freien Papageien zu sehen bekommen, grüne und blaue. Da es uns so gut hier gefiel, beschlossen wir noch einen Tag der Ruhe  und Erholung zu geniessen  und erst nach 2 Tagen  machten wir uns wieder auf den  Weg. Da  meine Schmerzen nicht mehr wiedergekommen sind,  änderten wir unsere  Fahrtrichtung, und fuhren  Richtung Amritsa um  später weiter nach Kaschmir zu kommen. Amritsar  ist die  heilige Stadt  der Sikhs mit dem goldenen Tempel. Hier im  goldenen Tempel lesen Tag und Nacht Gurus  aus dem heiligen Buch  vor, begleitet  von ununterbrochen  spielenden  Musikanten. Es ist eine  leise Musik auf Saiteninstrumenten  und gleichzeitig  werden heilige Hymnen dazu gesungen. Das heilige Buch enthält die Lehren des Guru Nanak, des Gründers der Sikh-Religion, die  ca. im 15 Jahrhundert entstand. Der goldene Tempel, auch Darbar Sahib  genannt, ,ist Umgeben von einem  künstlich angelegten See. Mit dem Ufer ist er  durch einen marmornen Damm verbunden und  auch die am Ufer  befindlichen Wandelhallen und breiten Terassen sind  aus Marmor erstellt  Das  Innere des Tempels zieren viele kostbare  Metalle und Edelsteine, jedoch findet man keine Statue und kein  Heiligenbild darin. Die äußeren Merkmale der Sikhs sind die hübschen Turbane   die  Bärte, die wie die Haare nie geschnitten werden dürfen  und ein  eiserner Armreif. Die Sikh-Frauen tragen  keinen  Sari  Sondern weite bunte  Hosen mit ein losen Oberteil darüber. Nachdem wir noch einiges in  der Stadt gekauft hatten,  gingen wir chinesisch Essen und danach ging die Fahrt nach Kaschmir weiter. d. h. wir kamen bis kurz  hinter Batala und fanden, hier einen Platz zum Schlafen bei einem Ärzte Ehepaar. Ein kleines Krankenhaus war dabei mit Toilette  und Dusche, was  aber nicht belegt war, wie uns  der Doktor erklärte,  da heute Sonntag und morgen Feiertag wäre. Das  Haus des Arztes und  seiner Angestellten lag etwas im Hintergrund,  so dass wir glaubten,  hier ein schönes ruhiges Plätzchen gefunden  zu haben. Lange hatten wir die schöne Ruhe nicht, da kam  die Polizei mit einem Kriminellen und nahm hier die Personalien des  Übeltäters auf. Sogleich  waren viel Leute versammelt und auch wir wurden bei  dieser Gelegenheit   gebührend bestaunt. Als sich alles  wieder zurückgezogen  hatte, kam die nächste Störung, und zwar  in Form eines Treckers,  der einen Betrunkenen anbrachte. Da hier  ärztliche Hilfe notwendig erschien, wurde er zum Ausnüchtern  in ein Krankenbett beordert. der  Onkel Doktor guckte einmal nach  ihm und dann war wieder  alles still.  Als wir morgens aufwachten, war  von ihm nichts mehr zu  sehen, wahrscheinlich ging der Rausch  doch ziemlich schnell  vorüber. Als wir am Abend zuvor  den Doktor um die Erlaubnis zur Übernachtung in seinem Garten baten, wurden wir  sofort als Gäste  in sein Haus gebeten und zum Gruss wurde  uns ein Becher Wasser  gereicht. Da wir nicht so schnell trinken  wollten, erklärte er uns,  dass hier das Wasser auch für uns trinkbar sei,  jedoch nicht im  südlichen Indien. Wir tranken dann auch unbesorgt das schöne, kühle Nass unbesorgt,  ohne dass wir später Kummer gehabt hätten. Am anderen Morgen bekamen wir  zum Frühstück 10  Eier von ihm geschenkt und als wir uns verabschiedeten, mussten wir versprechen, dass wir auf dem Rückweg wieder, bei ihm übernachten  würden.

Wir setzten unsere Fahrt weiter fort und waren zur  Mittagszeit in  Jammu. Hier assen wir zum 1.  Mal in einem echt  indischen Esslokal.  Verschiedene kleine Schälchen mit Erbsen, Spinat,  Blumenkohl, KartoffeIn, gemischtem   Salat, Reis und Brot, wurden  uns vorgesetzt.  Alles war  jedoch ziemlich scharf, wie wir es bisher nie gewohnt waren und mit Fanta und  Cola wurde der grosse Durst gelöscht.  Weiter ging die Fahrt und eine herrliche Berglandschaft mit vielen  Serpentinen nahm uns auf.  Gegen Abend erreichten  wir, das Dorf  Kud, welches uns so sehr  faszinierte, dass Wir beschlossen, hier zu übernachten. Es  war mit Abstand unser schönster Übernachtungsplatz  und  Manfred fühlte  sich in seine Heimat, dem Schwarzwald,  versetzt. Wir  standen auf einer kleinen Anhöhe, umgeben von tiefschwarzen Bergketten mit dichtem Wannenwald bewachsen.  Schon als  es dunkel war, fiel es uns  schwer, schIafen zu gehen und wir genossen noch lange die nun in mattes Mondlicht  getauchten Wälder um uns herum  und die friedliche StiIle. Am  nächsten Tag erreichten wir  Srinagar die Hauptstadt von Kaschmir, unserem  vorläufigen Endziel, denn hier  gedachten wir einige  Tage auf einem Hausboot  Urlaub zu machen.  Die Fahrt dorthin war mit  die schönste auf  unserer ganzen Reise. Uns  nahm  zuweilen ein schmales Tal auf,  das von dem Ihelumfluß durchflossen wird; danach  wurde das Tal breiter und terassenförmig  angelegte Reisfelder  wurden gerade geerntet. Dann kamen wir über den Banihal-Pass  und passierten  anschliessen den Jawarhar-Tunnel, dem  grössten  Tunnel Asiens, z. T. von  Deutschen erbaut. Uns erschien  die Durchfahrt  endlose, aber auch sie war einmal  zu Ende und  danach nahm uns: das Kaschmir-Tal genannt "happy valley": auf. Leider begrüsste  es uns mit Regen, was aber glücklicherweise nur einem  Vormittag  dauerte, dann schien  die Sonne wieder.  Am Eingang von Srinagar begegneten wir einem deutschen  Bus, würden gleich zu einer schönen Tasse  Kaffee  eingeladen und  danach suchten wir das Hausboot  auf, das zuvor von den beiden  Deutschen gemietet worden war. 40  Rupies sollte hier der Preis mit Vollpension für 2  Personen  sein, aber uns war es doch zu  unsauber und der Bootsinhaber zu aufdringlich und zu redselig. Nachdem wir uns  von ihm mit Tee  und Kuchen bewirten liessen, verlangten wir eine Überlegungszeit und  liessen uns noch zu  einem anderen Boot fahren. 80  Rupies, also  das doppelte, sollte es hier kosten, aber es  war im .Gegensatz zum ersten ein Luxusboot  Hier scheiterte  der Plan der Mietung daran, dass der Inhaber  sich nicht gut mit der Polizei stand, d. h. sie nicht Rupien spikte, so dass unser Wagen nicht an der Polizeistation abgestellt werden konnte, was jedoch für uns  von grosser Wichtigkeit  war. Da die Hausboote auf der  gegenüberliegenden Seite, des Kanals und somit  auch der Strasse lagen, wollten  wir den Wagen nicht  unbeobachtet stehen lassen.  Eine Anzahlung  von 20 Rupies hatten wir schon geleistet,  die ich jetzt wieder abholen  musste und mit viel Tücke und Geschicklichkeit   versuchte der Besitzer des  Bootes, uns doch noch zu halten, da  zu dieser Jahreszeit  der Gästestrom ins Kaschmirtal bereits  sehr gering ist. Widerwillig  händigte er mir dann das Geld  aus und ganz  erschöpft und  ausgelaugt von dem vielen Gerede suchten  wir uns ausserhalb der Stadt  mit unserer Karoline einen Schlafplatz  wie gehabt. Am nächsten Morgen fuhren wir die ganze  Gegend ab, um uns ein geeignetes Hausboot zu   suchen, welches auch Platz in der Nähe für das Auto hat und nach  über  3 Stunden Fahrt durch herrlich alte Dörfchen, durchzogen von  vielen Kanälen, dann wieder auf  Uferstrassen  des Dal- und Nagin-Sees  kamen wir endlich, 4 km,  ausserhalb Srinagars,  an das Boot "New. Dilshad". Der Bootsbesitzer kam uns  schon entgegen und  da auch eine  herrlich grosse Wiese  davor war, konnten wir unsere  Karoline direkt vor dem  Boot parken.  Herrlicher ging es gar nicht und  für 50  Rupies pro Tag blieben wir hier eine ganze Woche. Wir  kommen uns hier vor wie in einer Oase, umgeben  von Seerosen  und anderem Wasser- und Tanggewächs und  im Hintergrund, rings um uns  herum, wohin wir auch schauen, die höchsten Berge  der Welt, das Himalajamassiv.. Es wird von den  Einwohnern sofort registriert,  dass wieder Neuankömmlinge zu versorgen sind und  sie kommen alle mit ihren Schikaras,  wunderschönen farbenprächtigen  Gondeln, in denen man wie in einer  Sänfte sitzt. Pro Tag  kostet eine Fahrt 10 Rupies und auch wir  liessen  uns so richtig erholsam und  voller Zufriedenheit die  herrliche Pracht des Dal- und Nagin-Sees, die  durch verschiedene Kanäle  miteinander verbunden sind, zeigen.  Manchmal durchfuhren wir Wasserstrassen die an unseren heimatlichen Spreewald  erinnern mögen, gleich  darauf  nahm uns wieder ein  riesiges Seerosenbeet auf und ein Stück weiter wucherte um uns herum das Schilf so hoch,  dass wir nur  noch auf Wasservögel und Enten achteten, welche so  farbenprächtig und  auch wiederum so wild aussahen, wie wir sie zuvor nie gesehen hatten. Manfred  und  ich waren uns einig, dass es das  schönste  Urlaubsparadies ist, was wir je zu sehen bekommen haben. Jeden  Morgen, nachdem wir gefrühstückt  und unseren  Rundgang durch das Hausboot gemacht  hatten, es war wunderschön  durchflutet  von der morgentlichen Sonne, kamen die Händler  mit  ihren Booten  und boten Blumen, Obst,  Süssigkeiten und  verschiedene andere  Sachen feil. Für uns  war es eine schöne Abwechslung, so vom  Fenster aus einkaufen zu können und wir hatten viel  Spass am Handeln. Die Leute sind hier sehr  nett, nicht so  aufdringlich und neugierig, wie in Indien  und fast alle von einer gewissen Höflichkeit.   Ein Abstecher in die  Stadt mit dem Wirt  unseres Boot war für uns ebenfalls von grossem Interesse, denn uns wurden Teppichwebereien,  Lederfabriken und  verschiedene Sehenswürdigkeiten der Altstadt  Srinagars gezeigt.  Selbstverständlich rechneten  alle mit  einem guten Geschäft und  tatsächlich waren wir von der Lederbekleidung  so angetan, dass  wir uns hier jeder einen  Lederanzug massanfertigen liessen  und Manfred noch eine schicke  Lederfelljacke und seine bisher immer noch  heißersehnte lederne  Fototasche für insgesamt 1100 Rupis bekam. Gleich am ersten Tag  unserer Ankunft am Dal-See  begegneten wir  unseren Engländern, Jim  und Keith, denen wir zum  1. Mal in Band-i-Amir  guten Tag sagten und sie besuchten uns nach  einigem Suchen  auf unserem Hausboot.  Auch wir wurden zu ihnen  zum Tee eingeladen  und lernten hier ihren Wirt,  einen sehr netten  Kaschmir kennen,  der uns auch bei einem  Bummel mit dem Landrover  "Tiger" von Jim  und Keith, durch Srinagar  begleitete. Nach  dieser Fahrt  bewunderte ich die  beiden,  dass sie die lange Fahrt in  diesem Fahrzeug  zurückgelegt hatten. Wenn  es auch sehr geländegünstig ist, so  kommt man  sich darin wie auf einem Pferd vor,  Durch die wenige  Federung wird jede Unebenheit  der Strasse übertragen  und kommt aus dem Geschuckel  nicht heraus. Die Fahrt  war sehr lustig, jedoch war  ich froh,  auch wieder aussteigen zu  dürfen. An einem Tag besuchten  wir einen der  wunderschön angelegten  Mogulgärten  aus der  Zeit Kaiser Asokas, die zu den reizendsten Sehenswürdigkeiten Indiens  zählen. In Terassen angelegt   immer wieder  von Springbrunnen unterbrochen,  wandelt man hier  durch eine unübersehbare  Fülle von Blumen  und Gewächsen. Am letzten Tag unseres Aufenthaltes  auf dem Hausboot  war eine Fahrt mit  unserem Hausboot war eine Fahrt mit unserem Wirt als  Führer in die hohen Berge, mit Ziel Sunnemark, geplant  und einen Tag zuvor gesellten  sich Hein und Roswitha aus  München zu uns, die mit Fahrrädern die ganze Umgebung  abfuhren,  um auch für sie ein geeignetes  Hausboot auszumachen. Erst einen Tag zuvor waren sie im  Kaschmirtal eingetroffen und  hatten die Nacht auf einem der billigsten  Hausboote  auf dem Kanal, der die Stadt durchfliesst,  verbracht. Ich  glaube 5 oder 8 Rupies  haben sie hier mit Frühstück  bezahlt, aber  es war ein elender  Schuppen gegen unser schönes Boot.  Als sie hörten,  dass wir im Begriff  waren, wieder abzureisen, stimmten sie sofort  zu, unser Boot zu  übernehmen und  auch die Fahrt ins Himalajamassiv  am anderen Tag machten sie .gleich mit. Wir fuhren  ungefähr 2  Stunden mit dem Wagen und  dann wurde der Rest der  Strecke mit einem  etwa 2-stündigem Spaziergang in 3000 m Höhe zum  Gletscher bewältigt.  Die Wanderung war  einmalig schön; die Berge um uns  herum schneebedeckt, viele Laubbäume leuchteten im. herrlichsten Gold und nie zuvor haben wir eine herbstliche Wanderung mehr genossen, als hier. Immer wieder  mussten wir  auf unserem Weg Bäche überqueren die uns  hier silbrig erschienen. Es  war nicht immer ganz  einfach und zum Schluss holte sich Manfred auch  einen nassen Fuss,  weil er  die Balance auf einem Stein nicht  zu halten vermochte. Es  gab ein herrliches  Gaudi für uns. Am Fusse. des Gletschers machten wir eine Teepause  und bewunderten die Leute,  die zu Pferd diesen  Weg zurückgelegt  hatten. Wir hatten uns  für Schusters Rappen entschlossen, da die  Preise pro Pferd so  enorm waren, dass sie in keinem indischen  Verhältnis mehr standen.  Trotz dieses herrlichen  Tages war in uns  die Erwartung, nun hier  auf dem Dach der Welt zu sein, nicht ganz so erfüllt  worden, wie wir  geglaubt hatten, da es uns zu  sehr an unsere Alpen, wenn auch  in kleinerer Ausführung,  erinnete. Viele  Strassen waren hier aus  militärischen Gründen, alles in Bezug auf  den zu erwartenden Krieg zwischen Indien und Pakistan, gesperrt und  nur mit Genehmigung  passierbar. Von einer solchen gesperrten Strasse  sollte man zu einem  7000der sehen können und mit  einem charmanten  Lächeln von Roswitha und  mir wurde von dem  Strassenpost die Weiterfahrt gestattet.  Nicht allzu  lange konnten wir bleiben, die Strasse  ziemlich eng an einem Berghang gebaut worden war  und bald ein Konvoi Militärfahrzeuge,  wie  er uns laufend auf  unserer Fahrt ins Kaschmirtal begegnet  war,  erwartet wurde.  Wir bekamen nur den Gipfel  dieses Berges zu sehen und nachdem wir  wieder den  Wachposten  passierten, wurden wir zu einer  Tasse Tee  eingeladen. Proviant für diesen  Tag hatte unser  Wirt mitgenommen und die Hauptmalzeit bestand aus Pellkartoffeln,  Sandwiches und  gekochten  Eiern.

Der nächste Tag sollte  unser Abreisetag  sein und brachte für uns einige Aufregung  ganz besonderer Art.  Zuerst gab es Differenzen mit unserem  Bootsmann, da er mehr Bakschisch  verlangte, als  Manfred ihm  zugebilligt hatte. Manfred  gab ihm dann des lieben  Friedens willen  seine gewünschten 50 Rupies,  wir blieben dafür  jedoch einen Tag länger  auf dem Boot in Kost  und Logis, was ihm im  Endeffekt keinen Pfennig Trinkgeld einbrachte, aber das wurde von ihm, glauben wir  wenigstens, gar nicht  bemerkt.  Die Hauptsache war dass er seine  50 Rupies Bakschisch in  Händen hielt. Nachdem  diese Sache geklärt  war, kam die Kunde von  einem Schikaramann, dass ein weisser VW-Bus  mit 2 1/2 Personen in  Srinagar eingetroffen sei. Wir vermuteten  hier unsere  Schweden, Georg und Lena, von denen  wir uns in Kabul getrennt  hatten  es war  vor ungefähr 3 Wochen, und liessen sie  suchen. Da unser Bootsmann  hier ein  weiteres Geschäft witterte, beteiligte er sich in grossem Mase,  und nachdem wir, einen Tag vergeblich  gesucht hatten,  immer wieder wurden sie  gesehen, waren aber  vor unserem Eintreffen  bereits weitergefahren, konnten wir  sie schliesslich  am kommenden Morgen aus dem Schlaf rütteln. Unser  Bootsmann war mitgekommen  als Wegführer, denn alleine hätten wir nie  zu ihnen gefunden und  natürlich war die Überraschung gelungen, denn  sie wussten nichts von unserem Hiersein.  Da wir das Kaschmirtal verlassen  wollten,  entschlossen  sie sich, gleich mit uns zu  kommen. Zuvor hielten wir  jedoch noch einen  gemütlichen Plausch auf  unserem Hausboot mit Hein  und Roswitha und vom Bootmann wurde der Tee  serviert. Als  er merkte, dass hier doch kein Geschäft zu machen ist, wurde  sein Gesicht  immer saurer, aber Tee servierte er weiter,  dass gehört zur  Gastlichkeit. Gegen Mittag verliessen wir den Nagin-See,  kehrten zum letzten Mal  in Srinagar in  ein Lokal ein, und deckten uns noch einmal mit Nüssen und Äpfel ein, die hier  so billig waren und so  ausgezeichnet schmeckten, dass wir die ganze  spätere Reise daran zurückdenken  mussten.  Walnüsse haben wir hier  Pfundweise verzehrt, da  man sie schon bereits  geknackt kaufen konnte. Nun ging die Fahrt  wieder zurück durch  das Kaschmirtal, es gibt nur einen Weg,  um wieder  hinaus zu kommen und da uns der Tunnel und die Landschaft  weitestgehend  bekannt war, verbrachte ich die Zeit, Manfred beim Fahren mit der Mundharmonika zu unterhalten. Lena und Georg  kannten ein Resthouse  mitten in den  Bergen an einem wunderschönen klaren Bach und bis hier sollte  uns .der. nächste  Tag bringen. Kurz  nach Einbruch der. Dunkelheit erreichten wir auch diesen Platz  und wurden von ein paar Polizisten, die ebenfalls, hier die Nacht verbringen sollten, zu einem Drink und  zum Essen  eingeladen. Am nächsten morgen nahmen  wir alle ein kühles  Bad  in dem Flüsschen und beratschlagten, noch den ganzen Tag  hierzubleiben. Das Essen  wurde wieder mit den Polizisten eingenommen und  Milch zum Frühstück  wurde auch für uns organisiert. Nachdem  Lena und ich am Vormittag  unsere "grosse  Wäsche" im Bach hatten, verbrachten wir den Nachmittag  allein voller Erholsamkeit mit Lesen, Kartenspielen und Schlafen. Am nächsten Morgen ging die Fahrt weiter und  wir kamen bis kurz vor  Pathakot. Eine kleine schmale Strasse brachte  uns  auf den Weg ins Kulu-Tal und Georg suchte  hier einen schönen  Schlafplatz inmitten  eines Waldes  auf einer  kleinen Lichtung aus, oberhalb von  einem breiten Flussbett,  was jedoch zum  grössten Teil ausgetrocknet war.  Viel Kuhmist  lag um uns herum und wir  vermuteten hier einen Weideplatz. Am  anderen Morgen waren wir  dann auch nicht mehr  allein. Eine ganze  Karawane von Nomaden war  in unserer Nähe und hatte  natürlich auch  ihren Viehbestand bei sich. Die Frauen waren in  bunte Seidentücher  gehüllt und  überund über mit Schmuck und Perlen behangen.  Da sie keinen festen  Wohnsitz haben, tragen  sie ihre ganzen Habseligkeiten  bei sich und  so wird auch der Schmuck  zur Schau gestellt. Wir konnten  hier zum  ersten Mal den  Vergleiche zwischen  afghanischen  und indischen Nomaden  stellen  und dabei feststellen, dass  es in Indien die eigentliche Not infolge von Wassermangel oder  zu viel Wüste, nicht  gibt. Wasserhähne gibt  es für die ganze Bevölkerung  in den Dörfern und  in den Städten an fast jeder Strassenecke  und die zum Teil ausgetrockneten Flüsse führen immer noch  so viel Wasser, dass  damit das Vieh getränkt werden  kann. Hier  an diesem Platz hörten wir  zum ersten  Mal nachts das Gekreische von  Affen und ich war  zuerst ein wenig erschrocken,  da ich  nie zuvor ähnliches  gehört hatte und Georg erst  später sagt dass  es sich um Affen gehandelt hat.

Wir  fuhren dann weiter und erreichten  gegen Mittag  Dahrmsala, Exilort des geflüchteten  Oberhauptes der Tibetaner, dem Dalei Lama.  Tibet wurde von den Chinesen eingenommen und 1958 wurde  ihm von den Indern  dieser Ort Zur Verfügung  gestellt und  mit ihm kamen ca. 80 000  Tibetaner, die jetzt  hier zum größten ein neues  Zuhause gefunden haben. Hier in dem nördlichen: Berger Indiens  wurde  eine kleine Nachbildung Lhasas geschaffen, natürlich in  Einiaturausthrung und der  neu errichtete Tempel  des Dalai-Lama kommt  uns sehr modern in  seiner Bauform vor. Es ist  gerade Messe und  die Leute, meistens Mönche in dunkelroten und  gelben Gewändern sitzen auf dem Fussboden oder ausserhalb des Tempels und  lauschen den  Worten ihres Oberhaupte.  Es wird uns gestattet, zu fotografieren jedoch  nur, wenn wir nicht stehenbleiben, sondern uns um den Tempel  herum bewegen. Auch hier müssen   wir zuvor die Schuhe  ablegen und grosse Bewunderung  geniessen von uns zwei  ziemlich alte Nonnen, die immer und immer  wieder in Gebete versunken  auf die Knie fallen, sich mit dem Kopf  zur Erde neigen, um gleich danach wieder aufzustehen. Männer und Frauen tragen hier die  Haare ungeschnitten,  hinten zusammengeflochten in einen langen  Zopf, der bis auf die Hüften herunterfällt.  Sehr beeindruckt waren wir von der überaus grossen  Freundlichkeit  und Höflichkeit dieser  Menschen und  immer treten sie uns lächelnd  entgegen, und grüssen mit "namaste", beide Hände werden dazu in Bittform erhoben. Die  tibetanische Küche  unterscheidet  sich sehr von der indischen. Alles  ist sehr mild und wenig  gewürzt, in der Hauptsache  sind es Teigwaren  mit Fleisch- oder  Fischeinlagen. Es ist für  uns ungewohnt, aber es schmeckt nicht  schlecht. Für 2 Personen  zahlen wir zusammen umgerechnet  95 Pfennig.  Der Tee ist hier ausgezeichnet und ein grosses  Glas kostet 5  Paise. Am Nachmittag mache ich einer Bummel  durch die schöne Bergwelt,  oberhalb von Dahrmsala und genieße den Blick auf die  vielen kleinen einfachen  Häuser mit den vielen  Gebetsfahnen, die wir bisher nirgendwo  erblickten.  Manfred machte  derweil ein Nickerchen und als ich wieder zum  Wagen kam, sah ich ihn im Gespräch mit  einer vermeintlichen  Tibetanerin, der Tracht  nach zu urteilen. Wie sich jedoch  herausstellte, war es eine Kielerin,  die hier in Dahrmsala  ein S.O.S.-Kinderdorf  leitet unter  Schirmherrschaft der Schwester des Dalai-Lama.  15 Jahre hat sie  bereits in Orissa/Indien  ein solches Dorf geleitet  und nun ist sie  hierher geholt worden.  Auch sie freut sich, einen Plausch mit Landsleuten machen zu können  und zum nächsten Morgen  sind wir ins Kinderdorf eingeladen.


750 kleine Tibetaner  werden hier von der UNESC0 betreut.  Zum Teil sind es  Waisen oder Kinder aus verarmten  Familien, welche sozial nie mehr imstande sind, alle Familienmitglieder zu unterhalten. Frau Ursula Eichstädt holte uns mit  ihrem Wagen im  Dorf ab und führte uns in ihr Reich Es war noch weiter oben in den Bergen und unseres Erachten schon ziemlich kühl, aber viele kleine  Kinder liefen hier noch  Barfuss und leicht  bekleidet herum. Immer wieder  wurde uns das Begrüssungswort  "dajidaleh" zugerufen. Im Dorf  angekommen, waren wir sofort  von eine grossen  Kinderschar umringt und  viele kleine Hände  streckten sich uns entgegen. Wir  bekommen das ganze Dorf mit fast 30 Häusern zu sehen, einige  davon sind noch im Bau. An jeder  Hand halte  ich eine kleine "Taschi Kora" so die Namen der beiden kleinen Mädchen.  Manfred hat zeitweise einen  "Sohn" an der Hand  und 3 kleine  tibetanische Rangen hielten  sich immer dicht hinter ihm. Bis zum Mittagessen blieben sie bei uns, dann zog jedoch der Fressnapf  mehr,  als wir und wir konnte das Eßzeremoniell  mit ansehen. Diszipliniert  begaben sich  alle Kinder zu  ihren Schüsseln  die in einer  Reihe auf dem Hof  standen, sangen ihr Gebet  Und erst dann durfte  gegessen werden. Keiner fiel  aus der Rolle.  Bis zum 12. Lehensjahr  dürfen die Kinder  hierbleiben, angefangen  vom Babyalter und auch hier  in der Kinderkrippe  ist schon diese Disziplin zu spüren.  So lange  das Wetter es zuläßt, wird im Freien gegessen. Die Räume selbst sind sehr  einfach und  peinlich sauber gehalten.  Abschliessend werden  wir von Frau Eichstädt  zu einem Tee in  ihrem Privatraum eingeladen und ein   dienstbarer Geist steht dabei, um nach jeden Schluck nach  tibetanischer Sitte das Glas gleich wieder  aufzufüllen. Nachdem auch Tatti sich hier  richtig  mit den Kindern ausgetobt hat, er war unumstrittener  Mittelpunkt Mit  seinem

blonden  Haarschopf, sagten wir adieu  und verlassen Dahrmsala in Ricktung Kangra. Hier besichtigten wir  einen Sikh-Tempel, der  in unserer Augen  äüßerst kitschig in seiner Farbgestaltung war und auch das  innere  Heiligtum des Tempels war ausgesprochen geschmacklos  und erinnert an die Götzen  der katholischen Kirche.  Künstlerisch hatte  dieser Tempel ebenfalls nichts  zu bieten und  wir zogen

etwas enttäuscht weiter.  Bald darauf  mussten wir, wie schon des Öfteren,  beim Verlassen eines Bundeslandes,  Wegezoll  bezahlen, 7 Rupien hier und gleich danach  überquerten  wir ein ausgetrocknetes   Flussbett dass zum  grössten Teil aus Steinen  bestand. Karoline  steckte bald bis,

zum Auspuff  in den Steinen und Fridolin  musste bald darauf freigeschaufelt  werden. Wie immer, standen einige Inder  herum und  guckten interessiert zu, wurden aber  von  uns angewiesen, mitzumachen. Einige machten sich gleich  darauf aus dem Staube, von Arbeit hält der Inder überhaupt nichts, einige aber  blieben und  halfen schaufeln und anschliessend schieben und so kam  alles bald wieder  ins Lot und  wir konnten unsere Fahrt fortsetzen.  Das nächste Ziel  sollte Simla sein.

18.10.71 

Kurz hinter  dem Flussbett verfehlten wir jedoch  die Abzweigung der Hauptverkehrsstrasse und  mussten ca.  50 km durch sehr unwegsames Gelände fahren, dass  Manfred kurz vor der Verzweiflung stand. Ausserdem war auch noch Rama-Fest und hierzu wurde in den  kleinen Dörfern mitten auf der Strasse, wenn man überhaupt von Strasse reden kann, eine Feuerstelle aus Steinen geschaffen und am Abend erglühten überall diese Feuerchen  zu Ehren des Gottes Rama. Um all  diesen Feuerstellen; den  verschiedenen Schlaglöchern und sonstigen Hindernissen auszuweichen, erforderte  Manfreds ganze  Nervenkraft und er war kurz vor dem Platzen, als wir in der  Ferne unsere Asphaltstrasse  schimmern sahen. Dies hatten wir geschafft,  aber jetzt  kamen nur noch Kurven und  auch diese Fahrerei machte bald auf die Dauer keinen Spass mehr.  Landschaftlich wurden wir jedoch für alles entschädigt. Es war  einmalig schön und wir konnten den Ausdruck unseres Reiseführers, der von den "lieblichen Himalaja-Tälern" sprach nur bestätigen. Wir waren  fasziniert' von der herrlichen  Blütenpracht in 2000  m Höhe und waren  immer wieder begeistert von der Abwechslung dieser Landschaft.  Oberhalb von tiefblaue Seen führte unsere Strasse entlang um gleich danach nach einer  Kurve den Blick auf einen grasgrüner See in der Ferne freizugeben.  Tiefe Tannenwälder  säumten die Berge um uns herum, die  wiederum manchmal in herrlichen Plantagen von Reisfelder oder uns unbekannten Blütenwiesen  übergingen.  Unser Weg führte uns über Bergrücken, zu  beiden Seiten der Strasse fiel  der Berg  steil ab und unter uns sahen  wir Wolkenfetzen dahinziehen.  Weit in der Ferne leuchteten immer wieder  die Riesen dieser Welt  schneebedeckt zu uns herüber,  bis sie wiederum von  einer Wolkenwand  eingefangen wurden. Simla erreichten  wir zur Mittagszeit. Es ist  unverkennbar dass diese Stadt von den Engländern gebaut wurde,  und man kann sich nur nicht vorstellen, hier  in einer  indischen Stadt zu sein. Noch heute ist Simla der Ort,  in dem man nur einigermassen  begüterter Inder in der Monsumzeit  seinen Urlaub verbringt., um so der  mörderischen Hitze im heissen  Delhi oder anderen  grösseren Städten zu entgehen. Eingebettet von herrlichen Bergzügen liegt Simla auf dem Kamm eines Berges,  umgeben von dunklen Tannenwäldern  und wir geniessen so recht die Einmaligkeit  dieser Umgebung.  Fast die ganze Stadt  besteht alas schmalen 4 bis 5-stöckigen Hochhäusern, aneinandergereiht,  mit spitzen  Giebeldächern und farbigen Vorderanstrichen. Die Strassen sind für  indische Verhältnisse sehr sauber und auch das indische  Essen mundet uns hier besonders gut. Es ist sehr reichlich und  nicht besonders scharf. Nach einem Bummel  durch die Stadt verlassen wir  diesen Ort und suchen uns ein herrliches  Plätzchen zum Schlafen in 1400 m in Höhe.

Am Rande einer Strasse, die nicht allzu sehr befahren wird, finden wir unseren Platz, umgeben von hohen  Tannen. Um uns herum tiefe Einsamkeit. Aus der Ferne hören mir das  Knallen der Feuerwerkskörper von den entfernt  liegenden Dörfern und  Städten und hoch über den Berggipfeln  sehen wir vereinzelt  Leuchtkugeln am Himmel verglühen. Es erinnert an  eine Sylvesternacht  bei uns,  und nur die und am Tage immer wieder  begegneten Tempel und  Götzen des Gottes Rama erinnern uns, dass  hier in Indien das Fest  dieses Gottes gefeiert wird.  Der  nächste Morgen bringt uns von  unseren luftigen Höhen hinab ins flache  Land und unser nächstes Ziel  ist Chandigarh. Der Temperaturunterschied  ist auch erheblich,  denn mit dem flachen Land nimmt uns  ebenfalls die hier übliche Hitze  auf. Chandigarh ist eine nach den modernsten  Gesichtspunkten von Le  Courbussier erbaute Stadt und erinnert  im grossen und ganzen an  unser Hansaviertel in Berlin. Es ist die einzige Stadt   Indiens, die nach dem. 2. Weltkrieg vollkommen neu errichtet  wurde und hat  demzufolge such keinen einzigen indischen  Charakter aufzuweisen, Es war  zwar interessant für uns derartiges in Indien  anzutreffen, aber es hielt  uns nicht lange hier und nach dem Essen war  nur noch unser  einziges Ziel am heutigen Tag Delhi. Wir hofften auf Post aus der Heimat  und auf schnellstem Weg brausten wir der 4 Millionen-Stadt entgegen.  Delhi teilt sich auf in "Delhi" und "Neu-.-Delhi". Zuerst durchfahren wir Neu-Delhi und meinen, dass wir uns in einer westlichen Grosstadt befinden. Breite grosszügige Strassen  nehmen uns auf und  gepflegte Häuser säumen den Strassenrand. Dazwischen immer  wieder weite Rasenflächen. Fast jede grosse Kreuzung  schmückt ein Springbrunnen  in der Mitte und Strassenbild wird belebt von den vielen offenen Dreiradwagen, ähnlich unseren Tempos,  die hier als Mini-Taxe  beliebter und billigen sind, als die eigentlichen  Taxen. Fast alle  Inder tragen hier die schönen bunten  Turbane, was bedeutet, dass  viele Sikhs in Neu-Delhi zu Hause sind. Die Inderinnen tragen fast   ausschliesslich ihre grellbunten Sari oder aber, ein sehr kurzes Kleid, mit Stehkragen und darunter  enge weisse Hosen.  Auch dieses Kleider aus den  feinsten Seidenstoff gearbeitet,  gleich dem Sari. Die Haare  der Inderinnen werden hier in  einem grossen Knoten am Hinterkopf  getragen oder  äls langer Zopf bis hinunter  zu den Hüften geflochten.  Da wir DeIhi am spätem nachmittag  erst erreichen, reicht es nicht mehr zur Post zu gehen und WiT  suchen uns  auf Empfehlung von Italienern den Campingplatz im  Herzen der Stadt. Hier teilt  sich die Stadt und gleich hinter  dem Red Fort beginnt das alte Delhi  mit seinen vielen Moscheen,  die grösste ist die "jama  Maschid" und dem Gedränge auf den  Strassen von den  vielen Rikschas, Autos und Fussgängern. Schmale  Strassen gibt es hier  nur und viele arme Inder Ieben hier im  Elend am Strassenrand. Unser  Campingplatz ist  zwar sehr sauber, verfügt über eine Dusche  und einen Waschraum mit Toilette und  herrlichen Gartenanlagen,  ist aber äusserst laut und was  uns viel mehr missfällt, zu  teuer. 10,50 Rupien sollen für einen Tag  bezahlen und so bleiben wir eine Nacht, bringen unsere Garderobe in Ordnüng und unterhalten uns mit anderen Weltenbummlern, die  wir nie zuvor gesehen  haben. Es wird uns aber berichtet, dass  unsere 5 Freunde vor 3  Tagen noch hier waren und  Richtung Nepal  abgefahren seien. Für den nächsten  Tag: ist ein Bummel durch  die Stadt geplant und mit  den Mini-Taxen lassen  wir uns zuerst zur nepalesichen Botschaft  bringen, um hier ein Visum für das  Land zu beantragen. Dann fährt  man uns weiter zum Zoo, wir wollen auf  jeden Fall die  in der ganzen  Welt berühmten weissen Tiger Raja und  Rani bewundern. Es gefällt  uns sehr und wir verweilen einige  Stunden in diesem zoologischen  Garten, der leicht an  einen botanischen Garten erinnert,  soviel Flora hat er zu  bieten. Danach gönnen wir uns ein europäisches Essen   in einem guten Lokal,  bummeln noch etwas durch  die Strassen mit ihren vielen Auslagen  und lassen uns vom  Touristik-Büro die Adresse des 2.  Campingplatzes geben, den wir aber vergeblich suchen. Ganz resigniert  fahren wir zum Eingang des  Zoologischen Gartens, da uns hier eine  herrliche grossen Wiese  in Erinnerung war und am frühen Morgen  wollten wir dann sofort  in den Zoo, da man hier in aller Ruhe  seine Morgentoilette machen konnte.  Der Eintritt wäre 50 Paise  und die wollten wir gerne bezahlen.  Ganz unvermutet finden  wir den Landrover von Keith  und Jim  aus Engländer hier vor und beschliessen   zu warten1 bis die  beiden kommen. Es dauert auch gar nicht lange  und es gibt eine  grosse Wiedersehenfreude, denn seit Srinagar hatten wir uns nicht mehr gesehen. Sie wohnen bereits auf dem  Campingplatz  den wir vergeblich gesucht hatten und so folgen  wir ihnen. 3 Rupien kostet es hier pro Tag und jeden  Tag bekommen wir die Milch frei Karoline  geliefert.  Es ist ein  riesiger Platz mit viel Bäumen, Wiesen und  Sträuchern, die wild durcheinander Wuchern.  Ein nicht benutzer  Swimmingpool beherbergt. heute viel Gefiedertier und man erzählt uns, dass man hier gut Fasane schießen kann,  was natürlich nicht  erlaubt ist. Dusche und Waschgelegenheiten  sind im Freien, was uns jedoch nicht bekümmert, da es sehr warm ist.  Nur Toiletten haben wir keine, sondern ein paar Löcher in die  Erde gegraben mit Säcken  darum. Hier lernen wir auch die beiden  Italiener Maurizip und Patrizio  kennen  mit ihren Freundinnen Janette  und Carol es ergibt  sich eine  lustige Gesellschaft und am  nächsten Tage traf Georg und Lena mit, Tatti in Delhi ein, die Manfred  rein  zufällig vor dem Touristenbüro traf und sie  gleich mitbrachte. Ausser uns waren noch 2  Österreicher mit einem  7-jährigen Mädchen auf  dem Platz und ein Engländer, mit einer Österreicherin  verheiratet, die über Indien nach Australien auswandern wollen. Beide  Paare haben richtige  Wohnwagen dabei und sind mit allem Komfort  ausgerüstet. Gleich am  ersten Tag legte es Georg in seiner charmanten  Art und Weise mit den Österreichern an, sie konnten sich nicht  riechen. Tatti hatte dagegen mit Margit und Puppi, dem  Töchterchen und Hund der  beiden nette Spielgefährten. 6 Wochen  standen sie bereits auf dem  Platz, da sie von hier zuerst nach Südafrika  wollten, aber feststellen  mussten, das Indien mit der  Südafrikanischen Union keinerlei  diplomatische Beziehungen  unterhält. Nun war Australien ausersehen,  aber auch hier warteten sie schon seit  Wochen vergebens auf Antwort.   170  US$ besassen sie jetzt noch und wir hörten später, als wir schon lange aus Delhi herauswaren, dass sie Scheckbetrügereien  gemacht haben und auch in Österreich kein  unbeschriebenes Blatt mehr waren. Ansonsten  hatte wir unseren Spass mit Ihnen,  da sie immer „Geselchtes" zu  Mittag hatten, dass des öfteren  nachts die Katze frass. Wir  glauben  aber eher, dass es Puppi gefressen hatte, es gab aber jedesmal ein Gaudi für uns. Mit Lena und Tatti  besuchten wir einen Tag verschiedene Tomben und das  Nationalmuseum, um einen Vorgeschmack  von der  indischen Kunst zu bekommen. Manfred und  Georg waren derweil die  Gasflaschen füllen. In  jeder Grosstadt Indiens bekommt man Propangas. Am Abend besuchten wir beide eine Veranstaltung. über indische Tänze und  indische Trachten, was äusserst interessant war.  Für  den nächsten Tag war dann ein Besuch der Jama Mashid und des Red Fort  geplant, was  jedoch nicht  zustande kam, da Lena ihre Vorliebe für Saris entdeckte  und viele viele probieren  musste, bis sie :schliesslich eine dunkelgrünen  mit Goldborte kaufte.  Wir betrachteter dann  noch viele Läden mit  herrlichen  Holzschnitzereien und ich lernte dabei  auch gleich  den Kitsch vom Echten zu  trennen. Ein Tag war noch vorgesehen, unseren Motor zu reinigen und  verschiedene Schrauben  nachzuziehen.  Wobei Jim und Keith helfen  wollten. Die Nacht zuvor  machten wir ein Lagerfeuer und bei Rum,  Bier, Cola und Tee wurde  fast die ganze  Nacht verbracht. Georg  spielte Gitarre und zwischendurch  wurde  den Österreichern immer wieder   ein Ständchen herüber geschmettert. Nach dieser  Nacht wurde dann der  Motor in Angriff genommen,  es sollte auch alles nicht lange dauern,  aber bis abends um 9 Uhr wurde am Hinterteil  der Karoline gefummelt,  bis alles wieder in  Ordnung war und  die erste Probefahrt  gemacht werden konnte. Um Punkt  6 Uhr wird es  hier dunkel und mit Kabel von Jim und Keiths Auto  wurde eine Lichtquelle  zum weiterarbeiten  geschaffen. Als alles fertig  war, waren  alle ganz schöne Dreckspatzen und völlig k.o.  was  nach der durchgemachten Nacht  zuvor auch  ganz natürlich wer. Manfred hatte noch immer  Kreuzschmerzen von seinen sportlichen Darbietungen,  die er in Form eines Kopfstandes auf Jims  Landrover gemacht  hatte und mit  seinen weiten Fliegerhosen sehr atraktiv aussah. Der nächste  Tag war Sonntag und  vollkommen der Ruhe und  Erholung gewidmet.  Mittagessen gingen wir im  Oberoi-Hotel. Es war zwar  nicht ganz  billig,  aber nie zuvor oder danach  haben wir besser und  exclusiver gespeist. Wir  hatten die Wahl  zwischen indischem und  chinesischem Essen in Form von Smörgesbrod, man konnte also so viel essen,  wie man wollte.  Käsesorten waren  international vertreten und die  Vorspeisen reichten von Hummercocktail bis zu  den herrlichsten auserlesenste Salaten.  Den Nachtisch beschlossen  Puddings, Kuchen, Kekse, Torte oder Eisbecher.  Man konnte leider nicht so  viel essen,  wie das Auge haben wollte,  was wir alle sehr  bedauerten. Nach vielen Monaten  war ich hier  das erste Mal wieder Froschschenkel und Reis,  was alle anderen  natürlich als selbstverständliches Zubehör betrachteten, wurde von  uns nicht angetastet.  Höchstwahrscheinlich waren wir in den Augen der Köche und Kellner Esskulturbanausen, aber es machte uns überhaupt nichts und  schmeckte uns umso besser. Campari, Bier und danach ein schöner Espresso  rundeteten das ganze Mahl ab. Wir waren alles so richtig zufrieden und Manfred und  ich machten  anschliessend noch einen kleinen  Ausflug zum Qutab Minar. Hier steht  ein Turm Verziert mit arabischen Inschriften aus dem Koran und gehört zu  den  bedeutendsten Hinterlassenschaften der  islamischen Kultur. Daneben befindet sich eine auf  einem alten Hindutempel erbaute Mosche, jetzt jedoch auch fast nur noch Trümmer und hier kann man die eiserne  Säule  aus dem 5. Jahrhundert nach Chr. bewundern, : verziert mit   Sanskrit-Versen. Seit  1.500 Jahren ist diese Säule aus reinem Schmiedeeisen  ohne die geringste  Spur von Rost .geblieben. Es ist bereits später  Nachmittag  geworden und wir fahren zurück zu  unserem Platz. Abends  sprechen wir immer noch  von dem wundervollen Mittagsmahl am  heutigen Tage und denken  dabei auch bereits wieder an das morgige Frühstück, wobei es immer  ein richtiges Wettrennen, mit den vielen Fliegen hier  gibt. Aus dem Teeglas zu  trinken, ohne nicht mindesten eine tote  Fliege darin schwimmen zu haben,  ist bereits eine Seltenheit. Eine Honigschnitte  zu  essen ist rein unmöglich  und als Tattis  Kakao einmal auslief,  sahen wir nur verwundert zu, wie schnell eine riesige Schar von  Fliegen den Kakao vertilgt hatte.  Tatti hätte es nicht schneller tun können. Nachts schliefen wir  nur mit Moskitonetz und als  wir einmal Paral zur Hand nahmen, war es noch unangenehmere die vielen toten Fliegen zu beseitigen, als sich mit  den lebendigen abzufinden.

Der nächste Morgen war zur Weiterfahrt  geplant und durch einen  herrlichen  Naturschutzpark von Wasservögeln in  der Nähe von Bharatpur, fahren wir durch  riesige Sumpfgebiete in Richtung Fathepur-Sikri.  Ebenfalls leben hier vereinzelt noch die Maharadschas in alten hochherrschaftlichen  Landbesitzen, jedoch ohne Amt und  Würden, mit ihren ihren Angehörigen. Dann sind wir jedoch bald in  Fatehpur-Sikri, der einzigen Geisterstadt  auf unserer indischen Rundfahrt.  Vor ca. 300 Jahren wurde  sie vom Kaiser Akbar erbaut und bereits nach  16 Jahren wieder  infolge Wassermangels verlassen. Die aus  rotem Sandstein erbauten  Empfangshallen, Ställe und anderen Häuser, erbaut  im Mogulstil, sind noch heute sehr gut erhalten und  man kann sich kaum vorstellen, dass alles bereits vor 300  Jahren verlassen wurde. Am Fusse der  alten Stadt  befindet sich heute  ein kleines Dorf gleichen  Namens und da Manfred  bereits auf der ganzen Fahrt die Vorliebe zeigte,  sich zuerst immer erst mal ins Gewühle  zu stürzen, tat er es auch hier. z. T. war die  Strasse so schmal, dass unsere Karoline gerade noch hindurch kam und die  Händler ihre Auslagen einsammeln mussten.  Die vielen Radfahrer wussten  manchmal nicht,  wohin mit ihren Rädern, es  war schon sehenswert und  eindrucksvoll. Als wir noch bei der Besichtigung der  verlassenen Stadt waren, hier faszinierte uns speziell die kleine marmorne Moschee. inmitten des grossen  Hofes, standen wir ganz  unvermutet Hein und  Roswitha gegenüber,  die wir in Kaschmir in unserem Hausboot  zurückgelassen hatten.  Wir hatten natürlich eine ganze  Menge zu erzählen und tatenmes  ausgiebig beim anschliessenden Essen. Sie  hatten sich hier  nahe der Stadt  im DAK-Bungalow eingemietet und kamen gerade aus Agra, wir dagegen  setzten unsere Fahrt  anschliessend nach Agra fort.  Unser erste  Weg führte natürlich sofort  zum Taj Mahal, wo wir  eine Menge richtiger Touristen sahen,  das erste Mal seit langem, schön gepflegt  mit riesigen Hüten und noch grösseren  Kameras auf den Bäuchen.  Wir amüsierten uns köstlich. Hier trafen wir auch auf

Maurizio  und Carol aus Italien und  England und sie gaben uns die Adresse  ihres Hotels, wo sie mit   ihrem Wagen im Garten desselben übernachteten. Von Hein und Roswitha bekamen wir den Tipp  das  Taj Mahal  am frühen Morgen um 6 Uhr  nach Sonnenaufgang zu  besichtigen, da man um  diese Zeit keine Menschen  vorfindet  und die einmalige Schönheit  dieses Grabmahls, das Schah  Jahan zum Gedenken an seine Gattin,  Kaiserin Arjuman, im Jahre  1660 errichten liess. Zwei Jahrzehnte sollen 20000  Arbeiter mit  dem Bau dieses marmornen Mausoleu beschäftigt  gewesen sein und auch für  uns war  es ein Erlebnis, jetzt davor  stehen zu dürfen. Im Schein der aufgehenden Sonne, fast  alle in dem riesigen  Park mit den herrlichen  Wässeranlagen, genossen wir die Monumentalität  des riesigen Bauwerkes.  Sehr fasziniert  waren wir von  dem nie zuvor, gehörten unwahrscheinlichen Widerhall im Innern des  Taj. Danach besichtigten  wir noch das Red Fort hier,  das viel  schöner als das von Delhi sein soll und  tatsächlich könnte ich stundenlang  hier verweilen, so wird  man von den Bauwerken der Moghul-Kaiser  aus rotem Sandstein  gefesselt und angetan. 4 Kaiser haben  hier nacheinander regiert und  an dem alten Prunk ist  noch sehr viel  gut erhalten. Viele Bauwerke sind  in- oder übereinander geschachtelt  und so verwinkelt,  dass man stundenlang durch die Räume, über  Dächer und dann wieder in  Verliese gehen kann, ohne die vielen sich  abwechselnd  darbietenden Varianten müde zu werden. In einem Turm in der grossen Fortmauer sieht man in das  Land hinein und  unter uns fliesst träge der Jamuna dahin,  Bevor wir Agra verlassen,  halten wir noch ein Pläuschchen  mit Claude und Michel aus Paris,  die wir das 1. Mal in  Kabul, dann in Delhi und nun hier wieder treffen.  Dann geht die Fahrt  weiter nach Kajuraho, zu den Liebestempeln, die  zwischen 950 und 1050 n.Chr. von der Qhandella-Dynastie erbaut wurden. 85  Tempel sollen es früher gewesen sein, von denen wir heute noch ca.  20 besichtigen können,  Auf dem Wege hierher treffen wir wieder  auf Georg und Lena,  von denen wir uns kurz nach Delhi getrennt  hatten. Angekommen in der Tempelstadt, .besuchen  wir noch am gleichen Abend den Jain-Tempel.  Wir sind sehr begeistert und  freuen uns schon auf die westliche  Gruppe der Tempel, die in  einem grossen Park gelegen  ist, mit der 3-m hohen ShivaFigur. Die Tempelskulpturen  unterscheiden sich von  den anderen durch ihre äusserst  realistisch dargestellten  Liebespaare, die alle Möglichkeiten der Erotik formulieren. Früher sollen die Tempel inmitten von grossen Seen gestanden  haben, bedeckt mit einer  Unzahl von Lotosblüten. Heute  haben sich die Seen in Wiesen  verwandelt und Sumpflandschaften in nächster  Nähe weisen auf die alte Vergangenheit hin. Auch die südliche Gruppe  der Tempel wurde von uns betrachtete dann besuchten wir noch das  kleine Museum und standen  auch hier andächtig vor den hinterlassenen  Schönheiten längst vergangener Epochen. Dann machten wir uns wieder  auf den Weg, im Konvoi mit  Georg und Lena. Benares wollten wir  gemeinsam besuchen.  Hinter Khajurahä nahm uns eine herrliche  Landschaft auf, reich  bewaldet, leicht hügelig und an den Strassenrändern viele lustige Affen.  Ganz unvermutet trafen wir hier auf das  deutsche Ehepaar, denen wir zum  ersten Mal in Griechenland begegnet waren  und dann zum 2. Mal  in Erzurum, kurz vor persischen Grenze. Danach hatten wir sie  nicht mehr zu Gesicht bekommen. Sie kamen jetzt  bereits aus Katmandu und befanden sich schon wieder  auf der Rückfahrt. Von Indien hätten sie  genug, wie sie sagten und Georg meinte,  so entnervt hätte er noch  niemanden gesehen, wie diese beiden. Von ihnen erfuhren wir  auch, dass sich unsere 5 Freunde z. Z. in Nepal  befinden und bis auf  einige Schwierigkeiten die sie mit dem Wagen  hatten, alle wohlauf sind.  Wir klönten noch ein paar Minuten  zusammen, dann setzten wir die  Fahrt fort. Bevor wir nach Khajuraho  fuhren, erlebten wir  eine Landschaft, die übersät war von Burgen  und Türmen und alle paar  Kilometer kommen wir an einem „Hostel“ vorbei. Georg erzählte uns  später, dass hier früher  sehr viele Überfälle stattfanden und man  von den Burgen aus weit über das Land  blicken konnte, um feindliche  Truppen zu erspähen. Die heutigen  Hostel sollen ebenfalls dem Fremden .Sicherheit in der Dunkelheit  gewähren. Wir erreichten Gwaloir noch vor  der Dunkelheit und waren  bemüht, einen Essenstand  zu finden, wie wir es von anderen Dörfern  gewohnt waren. Wir suchten aber vergebens und hatten während des Suchens eine ganze  Schar von Inder, Kinder und Erwachsenen hinter uns. Ich  kam mir vor wie der Rattenfänger von  Hameln oder übersetzt, wie ein Indienfänger vor. Gwalior verfügt  über  ein herrliches Fort und das schönste  Bauwerk davon  ist der .Palast aus dem 16. Jahrhundert und gleichzeitig das  Wahrzeichen  der Stadt, umgeben von 6 mächtigen Türmen.  Hinter der grossen  Toreinfahrt  zum Fort erhalten wir vom Verwalter,  der auch englisch  spricht, die Erlaubnis, hier zu übernachten,  Bis hierher haben wir  auch die  ganze indische Meute hinter uns  und dann  ist friedliche Ruhe. Über uns, auf einen Berg gebaut, von fahlem Mondlicht erleuchtet, die mächtige Burg,  vor uns die Ställe mit den Wassertränken  für die Tiere und das Wasser spiegelt  silbrig durch den Mondschein  zu uns herüber. Die Burg wurde von Maharadscha  Man  Singh, erbaut und ebenfalls der kleine Palast Gujari Mahal,  der heute als archäologisches   Museum dient. Dieser kleine Palast  war seiner Braut gewidmet, die eine echte Amazone war und nur, unter der einen Bedingung seine Frau wurde, dass sie  täglich Wasser aus dem Flusse Rai  erhalten könne, da ihr nur dieses Wasser ihre Kraft verliehe.  Der  Maharadscha erbaute ihr daraufhin eine Wasserleitung  von ihrem Palast  zu diesem Fluss, die noch heute gut, erhalten ist.

Mit Georg und Lena setzten wir  unsere Fahrt Richtung  Benares, oder Varanasi, wie sie von den Indern  genannt wird,  fort. Heute war Sonntag und wir kamen in Rewa  an, als Manfred Bananen  kaufen wollte. Natürlich war wieder eine  Schar Neugieriger um  uns herum. Manfred fiel mit seinen exklusiven Militärhosen  auch immer  sogleich auf und man vermutete sofort "Army''. Einer  der herumstehenden trat an den Wagen und wollte seinen  Ausweis  sehen. Natürlich bekam er ihn nicht zu sehen,  da er in zivil war und wir keine Veranlassung zum Zeigen der Papiere hatten. Es gab  daraufhin eine heftige  Debatte und wir  fahren einfach weiter. Georg musste  noch etwas warten,  bis sie ihm den Weg freigaben und so kamen wir  dann einige Kilometer  weit, bis uns ein Schlagbaum die Weiterfahrt versperrte.  Nebeneinander  stellten wir uns nun auf die Strasse,  fingen an, Tee zu  kochen und  fanden alles sehr lustig. Am meisten  ärgerten sich die anderen Fahrzeuge, die gleichfalls mit uns  warten mussten, über diesen Stop und machten ihrem  Herzen auch freigiebig Luft, was wir jedoch nicht-verstanden da die Leute ihre Hindisprache  benutzten. Eine  ganze Schlange Fahrzeuge hatte sich bereits  auf beiden Seiten der  Strasse angesammelt, als endlich ein Polizeiwagen  heranbrauste und uns  aufforderte, mit zukommen. Wir sassen dann  1 1/2 Stunden auf dem Polizeirevier,  bis dann der Chef vom ganzen  herbeibeordert wurde und  uns nach vielen Entschuldigungen über den  Vorfall weiterhin eine  gute Fahrt wünschte. Er  war ziemlich  ärgerlich, dass man ihn wegen dieser Lapalie  von zu  Hause hat holen Iassen und er wollte von seinen Untergebenen wissen, wer  uns zum Revier gebracht  hatte. Wahrscheinlich gibt das für ihn noch  ein kleines Nachspiel,  denn auch in Indien ist  es nicht üblich,  als Zivilist Pässe oder sonstige Ausweise von Reisenden zu verlangen. Gegen  Mittag des nächsten Tages  erreichten wir dann das  Zentrum des Hinduismus;  Varanasi. Nach einem  sehr guten Mittagessen  im Clark's Hotel  für 10 Rupien pro Person  mieteten wir uns eine Taxe und liessen uns  zu den Sehenswürdigkeiten dieser  Stadt bringen.  Varanasi ist so vollgepfropft mit Menschen, dass  man sich wundert, wie alle in dieser Stadt  Platzangst habe können, aber der größte Teil sind  wahrscheinlich  Pilger, die hier an den Ghats des  Ganges die Erfüllung  ihrer Erdwanderung  finden. Das heilige Wasser des Flusses verspricht  eine Reinigung der Seele  und die Mutter Ganga nimmt jeden frommen Hindu  nach seinem Erdengang wieder in ihren  Schoss auf. Alle  Pilger bringen Blumen nach  Benares, die sie dem heiligen Fluss übergeben und was immer  die Menschen in den Ganges  werfen, ihre Opfer,  Abfälle, Tierkadaver,  Leichen und Asche, dass  Wasser reinigt alles  aus einer verborgenen  Quelle wieder, so sagt wenigstens die Legende. Tatsache ist, dass wirklich im Verhältnis der Verschmutzungen dieser Stadt sehr wenig Krankenhäuser  existieren und  auch nach sorgfäligen Prüfungen  wurden keine  gefährlichen Bakterien  in dem Wasser gefunden. Viele  Heilige sitzen stundenlang in stummer  Anbetung, manche rezitieren aus den Versen oder andere machen  ihre Jogaübungen  auf den Stufen,  die zu dem Fluss führen. Am  interessantesten für den Aussenstehenden ist der Morgen.  Kurz vor Sonnenaufgang steigen Tausende  und  Abertausende von Pilgern in die Wellen des Ganges, verharren   hier reglos und entzückend bis die  ersten Sonnenstrahlen sie treffen. Dann heben sie ihre Hände zum Gebet. Über  40 Treppen  reihen sich bis zu  5 Kilometer am Ganges entlang, und jede dieser Treppen,  genannt Ghat, ist  heilig. Jede Kaste  hat ihren eigenen Ghat und  für uns ist die  Zeremonie des Reinwaschens  ein Schausiel ohnegleichen. Benares soll mehr als Zweitausend  Heiligtümer und Tempel besitzen, von  denen wir uns  einige ansahen.  Vom Muttertempel Indiens waren  wir etwas enttäuscht,  dagegen hatten wir unseren  Spass im Monkey-Tempel.  Zuerst  bekamen wir alle  Blumengierlanden umgehängt;  was Später den  Tempelwächtern in den meisten Fällen ein  schönes Trinkgeld bzw.  eine Opfergabe  versprach.  Dann wateten wir durch Kuh-  und Affendreck und  besichtigte den Tempel. Überall Affen  und nochmals  Affen. Ein Affe fand  den schönen bunten  Sari einer Inderen sehr interessant  und fand ihn als Spielzeug äusserst nützlich.  Ein Kreischen  der Inderen lies alle  Tempelwächter  herbeistürzen und sie von dem Affen befreien und  das  Gekreische der  Affen dazu liess uns aus  dem wüsten Durcheinander  fliehen. Der nächste  Tempel sollte der  Goldene Tempel sein, den wir inmitten von schmalen  und  schmalsten Gassen  fanden. Auf dem Wege  dorthin Sahen wir Verhungernde  an den Hausern liegen, keiner  kümmerte sich  um sie, nicht einmal  einen Blick hatte man für diese  armen Kreaturen  übrig. Der Hinduismus  lehrt, dass man das jetztige  Leben verlebt, wie man das vorherige verbracht  hat. Ein Sterben gibt es  nicht, man wird immer wieder geboren  und das  nachfolgende  richtet  sich nach dem vorangegangenen, sei gut  oder böse. Liegt nun ein  Sterbender auf der Strasse,  hat  kein Obdach und keinen Menschen der  sich um ihn kümmert, so ist dies  der Sold  dafür, dass  er in seinem vorangegangen Leben viel  gesündigt hat und eben nichts besseres verdiene.  Vielleicht muss ein  heute  reicher wohlhabender  Hindu im nächsten  Leben das gleiche erdulden  und  keiner fühlt sich  veranlasst, Zu helfen,  da es sich eben jeder selbst  zuzuschreiben hat, was für  ein Leben er führen muss. Als wir  vor dem goldenen Tempel  standen, hatten wir überhaupt  keine Lust mehr,  dass Innere zu besichtigen.  Auch wären wir als Nichthinduisten niemals  hineingekommen. Der Vorhof  war cm dick mit Kuhdreck  bedeckt und auch  hier, wie in allen Tempel, durfte man nicht mit Schuhen hinein, nur  barfuss. Auch in den engsten  Gassen liefen noch die  heiligen  weissen Kühe  herum und sobald die den  Schwanz hoben, um etwas  fallen zu lassen,  eilten sogleich einige Inder  herbei, um das aufzufangen und in de Tempel  oder mit nach Hause zu  tragen. Trotz der Proteste einiger moderner Inder gilt die Kuh auch heute  noch als heilig und ist  die  Mutter von millionen  indischer Menschen,  sie ist ein Gedicht  der  Barmherzigkeit, wie es Mahatma Ghatdi ausdrückte  und  als solche wird sie verehrt. Da wir den Gestank  hier vox den Tempeln nicht  lange aushielten,  steuerten wir  wieder in Richtung Ganges,  um uns noch, die Verbrennungsstätte am Ganges anzusehen.  Wir mieteten  ein Boot und liessen uns  den Ganges hinabgleiten.  Das Fotografieren ist natürlich  nicht gestattet  und so mussten  wir es heimlich tun. Wir hatten  Glück, denn zwei  Scheiterhaufen brannten gerade und  einige Leichen, halb  im Wasser versenkt,  lagen auf Tragen und warteten  auf ihre Verbrennung. Auch hier, kann  man noch erkennen, ob es sich um  einen guten  oder schlechten Menschen  handelte, denn ein guter brennt  2 1/2  Stunden, ein schlechter dagegen  5-6 Stunden. Ein dritter Scheiterhaufen   wurde gerade geschichtet und wir sahen die Arme und Beine der Leiche aus  dem Gehölz herausragen.  Nie zuver hatten wir  ein makaberes Schauspiel gesehen. Die  nicht verbrannten  Teile einer Leiche,  wie Kopf und Becken  usw., werden dann einfach in den Ganges geworfen, wo unzählige  von Fischen bereits warten,   um sich darauf zu  stürzen.

Jetzt erst  entdecken wir, dass wir von  verschiedenen Kadavern um schwommen  werden und plötzlich fängt Manfred sich  an zu 0jucken und meint, er hätte Flöhe bekommen. Dann sitzen wir alle im Boot und schippern uns an den verschiedensten Stellen. Nur an einem Ufer des Ganges  liegt die Stadt Benares,  dass andere Ufer ist ein endlos langer Sandstrand.  Gerade fähi.t ein Boot an uns vorbei mit Männern in weissen Qewändern  gehüllt. Quer  über das Boot  gelegt erkennen wir ebenfalls auf einer  Trage eine  Leiche, auch in  weisse Spitzentücher gehüllt. Unser  Bootsmann klärt uns auf,  dass dies  ein Heiliger ist, der nicht  auf dem üblichen Wege an der Verbrennungsstätten verbrannt wird,  sondern nach einer ca. 1-stündigem  Zeremonie am anderen Ufer des Ganges  dem heiligen Fluss  übergeben wird.

Die über 70 Ghats  in Benares werden immer wieder unterbrochen von unzähligen Tempeln, die z. T.  schon im Fluss ganz  oder zur Hälfte versunken sind und wir nehmen an, dass hier viel, der Monsun daran Schuld trägt. Es dunkelt bereits  und wir lassen uns nun zu unseren Wagen bringen Am frühen Morgen machen Georg .und Manfred  noch einmal eine Bootsfahrt den Ganges hinunter  und wir sehen später in den  Filmen, was wir zu sehen bekamen. Friedolin erhielt hier in  Benares ein  Ersatzrad, da es wieder einmal kaputt gegangen  war. Wir hatten Glück,  dass die kleinen Dreiradfahrzeuge der Inder genau die  Radgrösse hatten, die  wir für Friedolin benötigten. 80 Rupien bezahlten  wir dafür. Dann  verliessen wir diese Stadt und hatten  das Gefühl, ein Drecknest hinter uns  zu lassen, das dreckigste auf unserer bisherigen Reise  durch Indien.  Der nächste Tag sollte uns ein ganzes Stück  der nepalesischen  Grenze entgegenbringen jedoch hatten wir nicht  mit den schlechten Strassenverhältnissen  gerechnet. Wir kamen auf die Hauptverkehrsstrasse  zwischen Kalkutta und

Benares, die nur eine schmale  Asphaltierung hat, dass  gerade ein Lastzug oder grösseres Fahrzeug  darauf PIatz hat, der kleinere  Wagen muss immer von der Strasse und  zwar in sehr tiefe  Schlaglöcher, die noch aus der Monsunzeit stammen und den schlammigen Boden so kennzeichneten. Es wäre nicht so  schlimm gewesen,  hätten wir nicht Fridolin gehabt. Ihm bekam diese Fahrerei sehr  schlecht und nach   einiger Zeit war die Achse und die Deichsel  ausgerissen. Nachdem  Manfred es

ein paar Mal versucht hatte,  die Lastkraftwagenfahrer  aber stur blieben und nicht zur Seite gingen,  hielt er meistens  jetzt an und manövrierte im Schrittempo an  den entgegenkommenden Wagen  vorbei. Das ging eine Weile gut. jedoch kamen  wir nicht von der Stelle.  Als er wieder einmal hielt, hielt auch das  entgegenkommende Fahrzeug  und wollte Manfred zwingen, Von der Fahrbahn  zu gehen. Da die andere Seite in diesem Falle gerade kein tiefes Schlagloch  aufwies, wir aber mehrere Löcher  hintereinander hatten,  wollte Manfred, dass der  andere  Wagen etwas zur  Seite geht, damit wir  gerade noch vorbeikämen. Der Fahrer verliess  sich  jedoch ganz und gar auf sein  grösseres Fahrzeug und kam so  dicht an uns herangefahren, dass  Manfred mit einem  Mal der Kragen platzte.  Ehe ich mich noch versah,  war er aus dem Auto  gesprungen, über den Kühler  des Lasters an das Fahrerhaus  geklettert  und krallte sich  den Kopf des Fahrers, um  ihm eine zu langen. Der  Fahrer war so verdutzt  über den Vorfall, dass er  keinerlei Widerstand  leistete und  ganz schnell zur Seite fuhr,  um uns nun vorbeizulassen.  Am meisten verwirrte  ihn wohl auch das Geschrei  von Manfred. Bald  darauf konnten wir diese Strasse verlassen  und ich kann sagen, Manfred war völlig entnervt  und ich auch, denn wenn  die grossen Wagen immer  auf mich zu kamen,  schrie ich bereits von  weitem geh zur  Seite, die wollen mich töten. Danach  nahm uns ein Sumpfgebiet auf;  beiderseits  der Strasse säumten  tausende von  weissen und  blau-lila Lilien und andere Blumensorten  den Weg. .Nach dem ."trouble" auf der Hauptverkehrsstrasse kamen wir uns hier wie in einer  Märchenlandschaft vor. Nach  einiger Zeit

erkannten  wir auf der einen Strassenseite  Schienen, auf  denen Kindel spielten,  Leute ihres Weges ziehen  und verschiedene Tiere  sich aufhielten.  Wir trauten unseren Ohren kaum,  als es hinter uns  bimmelte  und bald  darauf eine kleine Dampflok  wie eine  Spielzeugeisenbahn mit vielen kleinen  Anhängern an uns  vorbeifuhr. Die kleinen  Wagen waren so  vollgefercht, dass die Leute  wie Trauben noch draussen  an den Türen hingen.  Auch die Dächer  einzelnen Wagons waren besetzt.  Unser

Durchschnittstempo  war meistens 30  - 35 km pro Stunde,  manchmal etwas mehr, öfter aber auch weniger  und so überholte uns die  lustige Bahn ein  paar Mal, wir sie dann  wieder an den Bahnhöfen, bis  dann die Schienen  eine andere Richtung  einschlugen.

Am 5. November  1971 erreichten wir Patna und  hier wollten wir unser Anhänger wieder einmal  schweissen  lassen. 4 Leute  arbeiteten über 2 Stunden  daran und das erste Mal  war es, dass alles so  ordentlich und gut gemacht  wurde, dass wir glaubten, nie mehr  eine Panne  damit zu haben, was  dann auch so war.  Als alles fertig war,  trauten wir useren Ohren  kaum, als sie kein Geld  von uns verlangten.  Bisher waren wir es  gewohnt, immer übers Ohr  gehauen zu werden und  hier nun genau

das Gegenteil.  Daraufhin ging  Manfred Zigaretten kaufen,  aber auch diese wurden  wir nicht los. Es wurde  uns erklärt, wir  seien Tourist und sollten  ihr Land in guter  Erinnerung behalten. Wir  bekamen noch einen Tee serviert und  man wünschte  uns eine sehr gute Weiterfahrt. Uns blieb  nichts weiter übrig, als  uns sehr zu bedanken  und auf der Weiterfahrt trafen wir  wieder  auf Georg. Abends auf unserem  Schlafplatz erlebten wir die 2.  angenehme Überraschung an diesem Tage.  Wir standen  auf einer Wiese inmitten  einer Siedlung von  Neubauten  umgeben  von einer Kinderschar.  Von den Kindern. erfuhren wir, dass  dieses Viertel  die Arbeiter einer  nahegelegenen Fabrik  beherbergt und  alle englisch sprechen,  die Kinder sogar  in englische Schulen  gehen. Wie ein  Lauffeuer muss sich  unsere Anwesenheit verbreitet  haben und  nach dem  Essen kam ein Inder mit seiner kleinen  Tochter, um  uns in sein Haus einzuladen.  Er  war Ingenieur und seine Frau Lehrerin.  3 Kinder hatten sie  und uns wurde schottischer  Whisky  kredenzt. Wir tranken  diesen nicht so  gerne, aber in  Anbetracht der Gastfreundlichkeit  lehnten wir nicht  ab, denn es war für diese  Leute  bestimmt das Beste, was man einem Gast anzubieten  hatte. Das  Ehepaar war bereits viel in   europäischen Ländern  gewesen und hatten auch  viel Interesse an  unseren Reiseerzählungen.  Bei den 3 Kindern  war Tatti wieder einmal   unumstrittener Mittelpunkt mit  seinem blauen Augen  und seinem Blondschopf.  Er bekam Mangofrüchte  mit Sahne zu essen. Das  Frühstückessen des nächsten Morgen sollten  wir ebenfalls bei dieser  Familie einnehmen.  Wir lehnten jedoch ab,  da wir früh wieder weiter  wollten  und auf dem Wege zur Grenze trafen wir unsere 5 Berliner  wieder, die bereits  aus Nepal kamen. Von  weitem prangte eine riesige Blechkiste auf dem  Dach des Wagens, die die Holzkiste aus Teheran  ablöste. Sie waren auf  dem Wege nach Orissa und dann weiter  nach dem Süden Indiens. Einige   Erlebnisse wurden  ausgetauscht und noch einige Tips von Nepal mit auf den  Weg gegeben, dann wurde die  Reise in verschiedenen  Richtungen weiterfortgesetzt.  Wir waren vorher etwas besorgt,  da wir nicht  wussten, ob sie  bereits in Orissa waren, da  hier vor  zwei Tagen bei einer Sturmflug, ausgelöst  durch einen Taifun,  nach Nachrichtenmeldungen  fast 10.000 Menschen  ums Leben  gekommen  sind. Viele waren obdachlos  geworden. Wir hörten,  dass hier  im Golf von Bengalen  fast jedes  Jahr derlei Katastrophen wären, diese jedoch  an Ausmass und Stärke  viele vorhergegangene Jahre  übertroffen hätte. Nun  auf dem Wege  nach In04eR Nepal sehen wir etwas im  Geiste  zurück und  müssen feststellen, dass die uns von  vielen Indienreisenden  beschriebenen  Belästigungen  der Leute uns im grossen und  ganzen nicht schlimm  vorkamen, wie wir es erwartet hatten. Wir kommen gut mit die Volk zurecht und abgesehen von einigen Ausnahmen, fühlen wir uns in Indien, besonders auf dem  Lande, sehr wohl. Ebenfalls  auf dem Lande können wir auch fast die grosse Armut, wie immer  wieder  in Journalen zu lesen, nicht finden.  Tatsächlich können es  sich die  Leute hier nur einmal  am Tag ein warmes  Essen gönnen, womit sie aber  gut zurechtkommen, da  sie es nicht anders gewöhnt  sind. Eine  Arbeiterin auf dem Land verdient täglich 3 Rupies.  Würde  sie 4 bekommen, wäre  sie überbezahlt, so wurde uns von   einem katholischen Missionar erzählt,  da das indische Volk durchweg äusserst  faul ist.  Selbstverständlich sind  wir uns im klaren, dass uns die  grosse Armut  und Bedürftigkeit in den Grosstädten erwartet und auch nur die Großstädter sind es,  die wir immer wieder  in Zeitschriften vor  Augen geführt bekommen, da  hier das geballte  Elend herrscht. Ziemlich erschreckend  finden wir,  dass fast alles Inder, Männer wie Frauen Pan mit Bethel kauen  Ganz  eklig sehen  die Zähne und  der Mund dann aus  und überall auf dem Boden  der Geschäfte oder auf  den

Strassen  finden wir die ausgeSpuckten Reste,  ähnlich einem rötlichen Priem. Entsetzlich für  uns, fantastisch für die Inder. Auch fällt  uns auf, dass viele Leute wie  stumpsinnig vor sich hinsehen  oder auch manchmal gar nicht merken,  dass sie vor unserem Wagen  gehen, nicht einmal  das Hupen nehmen sie wahr.  Wenn wir mit Lena und  Georg unterwegs sind, amüsieren wir uns  immer sehr über Georgs Hupkonzert.  Da er einmal einen Zwischenfall  im Pakistan hatte und hier 2 Tage im  Gefängnis war,  darauf nochmals fast einen  radfahrenden Inder überfahren hatte, hupt er jetzt schon von weitem,  damit ihn auch dae hören. Manfred dagegen  hupte wie immer überhaupt nicht  und wenn wir manchmal direkt  hinter Georg fahren, sind für uns die Strassen sowieso frei.  Fährt er jedoch hinter uns ist er nach  der Fahrt meistens ziemlich entnervt, da die   Leute, die auf der Strasse gehen, erst  im letzten Moment unseren  Wagen bemerken,  dann kurz zur Seite gehen und gleich  hinter dem Wagen, ohne   sich umzudrehen wieder auf der  Fahrbahn weitergehen. Bei manchen  kann man auch  beobachten wie sie durch den  Anblick des Autos so erschreckt  sind, dass sie  direkt vor dem Wagen in Fisimatenten  verfallen, bis  sie sich dann, immer jedoch noch rechtzeitig,  oder Manfred muss vom  Gas gehen, zur Flucht in irgendeine Richtung  entschliessen. Diese Flucht  geschieht dann in  Form eines  grotesken Luftsprunges, der uns schon manchesmal  zum Lachen  veranlasste. Kurz vor der  Grenze nach Nepal  durchfahren wir ein grosses Sumpfgebiet und  dann sind wir auch schon  am Zoll. Kein  Schlagbaum trennt Indien von  Nepal, eine kleine schmale  Brücke verbindet beide Länder und nicht einmal  ein Polizist oder Zollbeamter  kümmert sich um die Grenzgänger. Diese  sitzen friedlich in ihren  Baracken und Häusern und warten, dass die Leute  freiwillig zu ihnen kommen. Kommt  jemand zu ihnen, wird auch  keine Notiz davon genommen.  An diesem Tage fahren noch bis 9 Uhr abends,  das erste Mal in der  Dunkelheit, da wir noch  zu einem Aussichtsturm  wollen, der uns am frühen Morgen bei klarer  Sicht den Blick auf den  höchsten Berg der Welt, den Mt.  Everest freigeben. In 3000 m Höhe übernachten wir hier  und nach  den warmen Nächten Indiens finden wir es  besonders kalt und frieren ganz schön.  Um 6 Uhr ist für die Nacht vorbei und  frierend klettern wir auf  den Turm, um unsere Bilder zu schiessen.  Sehr beeindruckt stehen wir vor  dem schneebedeckten Massiv des Himalaya,  welches sich in der aufgehenden  Sonne sehr  majestätisch ausnimmt. Nur  von dem  kleinen. Zipfel in der rechten Ecke links, was den Mont  Everest darstellen soll sind wir etwas enttäuscht.  Trotzdem sind wir stolz, sagen zu können, dass wir  den  Mont Everest bereits mit eigenen  Augen gesehen  haben. Als wir wieder  zu unserem Wagen gehen und frühstücken wollen, hält gerade ein Wagen  mit 4 Berliner Jungens die ebenfalls den  Blickt von dem Aussichtsturm nicht versäumen wollen.  Ich mache uns allen derweil  einen schönen  warmen Tee  und dann sitzen wir zusammen  in unserem  Wagen und plauschen über die bisher  gefahrenen Kilometer.  Auch sie sind auf  dem Wege nach Kathmandu, hatten  aber zuvor eine andere  Reiseroute eingeschlagen, so  dass wir uns noch  nie getroffen hatten.  Danach  geht die Fahrt weiter und nun artete das  Fahren in Arbeit aus, jeder Kilometer ist von unzähligen Kurven übersäht, jedoch entschädigt  die einmalig schöne Landschaft  für die grosse kurbelei am Lenkrad. Sobald es  die Landschaft zulässt, werden  terassenförmig angelegte  Reisfelder an den  Berghängen bewirtschaftet  oder wir sehen grosse Felder mit blumenähnlichen  Pflanzen in zartem  lila und tippen auf Pflanzen, die Haschherstellung.  Trotzdem  es nachts bereits, mehrere Grade unter  null sind und  wir in Höhen von 2000 bis 3000  Meter Höhe  ganz schön frieren sehen wir hier die  Einheimischen meistens barfuss  umherlaufen.  Sie haben die typischen  breiten Gesichter mit  leichten Schlitzaugen und  ähneln sehr den  Tibetanern in Darmsala. Auch sie sind sehr freundlich  und die

Neugierde ist  lange nicht so gross wie  die der Inder. Es ist hier in Nepal sehr angenehm,  eine Reise zu machen. Nachdem  wir ungefähr 5  Stunden auf der einzigen befahrbaren Strasse durch Nepal   gekurbelt sind, tut sich  vor uns ein breites Tal auf und inmitten  des Tales,  flach hingestreckt,  die Hauptstadt des Landes,  Kathmandu. Unser erster Weg führt natürlich  sofort zur Post und tatsächlich  ist für uns ein  Brief aus Wannsee  dort, über den wir uns sehr  freuen. Von Mutti keine  Neuigkeiten und so  hoffen wir auf Madras. Auch  von unseren 5 ist ein Zettel hinterlegt, mit Hotel  und Esslokalen, die  empfehlenswert sind.. Nachdem wir uns gestärkt haben, Geld getauscht haben, für eine indische  Rupie

erhält man hier  auf dem schwarzen Markt  1,30 nepalesische Rupien. Dies verspricht ein billiger Aufenthalt  zu  werden. Lust, nach Nepal  zu fahren, hatten  wir überhaupt nicht und wenn  wir nicht unseren Fridolin verkaufen wollten  und evtl. die Post hier  vorzufinden gedachten, wären wir niemals  nach Nepal gefahren.  Wir hatten zuvor bereits  3 x Fahrt in die Berge  gemacht und Versprachen uns  hier auch nicht viel Neues mehr. Hinterher  haben wir es aber nicht bereut, da  der Aufenthalt so

schön 'w  und  wir auch von Leuten  dem  Land und der Bauweise sehr  begeistert waren. Das  Withlies-Hotel fällt uns sofort  ins Auge, da hier im Garten mehrere Camping-Busse stehen und wir beschliessen;

nachdem wir uns gestärkt  hatten, hierher  zurückzukommen. Unsere beiden Italiener mit  ihren englischen und kanadischen Freundinnen, Jim und Keith, die wir  seit Kaschmir nicht mehr  gesehen hatten,, und Claude und Michelle,  letztes Treffen mit  Ihnen war in Agra,  freuen sich über unsere  Ankunft. Auch Hein und Roswitha  sind in Kathmandu, wohnen aber in einem  anderen Hotel und wir werden alle gewiss bald in der Stadt irgendwo  treffen. Am kommenden Tag  treffen  auch noch Georg

und Lena mit  Tatti ein,  und  so sind wir so ziemlich, bis auf einige Ausnahmen, eigentlich  bereits eine ganz dufte  Truppe beisammen. Jim und Keith  hatten Schwierigkeiten mit  ihrer Fahrweise in  Indien

und wollen nun auf jeden Fall hier in Kathmandu ihren,Landrover verkaufen. Zu diesem  Zweck haben sie eine Auktion  angesetzt und Manfred nicht stellt  sich sogleich daneben, um einige Sachen und  den

Fridolin unseren Anhänger zu verkaufen.  Viele Kleinigkeiten gehen  weg; aber für Fridolin wird so wenig  geboten, dass wir beschliessen,  ihn wieder mit Indien zu nehmen, und  zwar schwarz über die  Grenze, ohne Carnet. Hier hatten wir günstigere  Angebote. Als das mit  der Auktion  nicht klappte versuchten wir es  noch einmal auf der Hauptstrasse von Kathmandu und das war, ein lustiger Spass. Die halbe Strasse war blockiert,  weil Manfred mit dem Anhänger dort  stand, um ihn  zu verkaufen. "For Sale“

stand in grossen  Buchstaben, für jeden gut  leserlich, auf dem Deckel aber der Inhalt war für  die armen Leute viel  interessanter.  Gummistiefel, alte Decken,- ein Petroleum-Kocher,  den wir zuvor in Istanbul gekauft hatten und  der sich für uns als nutzlos  erwies, gingen weg wie warme Semmeln. Es  machte einen Heidenspass und war wie  auf  dem Jahrmarkt. Am Abend  kamen dann die besser  gestellten Nepalesen oder Inder ins Withlies-Hotel,  um zu sehen, was es  dort zu verkaufen gab. Autos und  technische Geräte waren am meisten  gefragt. Am liebsten hätten sie uns den ganzen Bus in Einzelteile  auseinandergenommen und dann gekauft, was  für sie von Interesse  wäre. Hier verkaufte Manfred dann unser  Kofferradio, das Tonbandgerät mit 10: Bändern, 2 Reifen mit falschen  Schläuchen und heimste im  Verhältnis ganz  schöne  Summen dafür ein.  Eine Woche blieben wir im  Kathmandu und fast jeder Tag machten wir einen Ausflug irgendwohin  in die  herrliche Umgebung.. Am nächsten Tag trafen wir dann auch Hein  und Roswitha, die sich Fahrräder gemietet  hatten und ich schloss  mich ihnen an und  wir radelten in entlegene Dörfer, in welche  noch  nie ein Auto gelangt da  es keine Strassen gibt.  Das Dorf  liegt auf einen Hügel und nur Pfade, unterbochen durch  Treppen, führen hinauf.  Esel  bringen  den Proviant hinauf.  Nach  langem Suchen und  vielem Fragen  finden wir  endlich eine Teestube, die jedoch so Schmutzig ist, dass  wir es  vorziehen, unseren Tee draussen auf  der Strasse  zu trinken.  Ein  andermal fahren wir nach  Patan,  einer kleinen Stadt   20 km entfernt von  Kathmadu. Haben wir uns  bereits  über die Bauweise und Holzschnitzereien an Fassaden, Türen und Dächern  in Kathmandu  und Umgebung   erfreut, übertrifft Patan alles bisher gesehene bei  weitem. Die ganze Stadt scheint aus tibetanischen Tempeln zu bestehen  und  selbst die  Wohnhäuser sind in  dieser Art z.T. erbaut. Wir  nehmen uns  einen kleinen Jungen als Führer  und er zeigt  uns noch viele Tempel  Und  Bauwerke auf Hinterhöfen,  in düsteren  Gässchen und  vor allem den Tempel  der  9000

Buddahs der  ebenfalls versteckt  und nur  durch einen düsteren Torweg von einer kleinen Seitengasse  aus zu erreichen  ist.  Hier finden wir eine-BuddhaStatue   mit  einem riesigen  Diamanten auf  der Stirn.  Ständig umgeben ihn  angezündete Kerzen, um das  Funkeln und  Glitzern des  Edelsteines besonders  hervorzuheben.  Da wir  seit langem  nur mühsam  Hühnereier bekommen, fast ausschliesslich  werden  hier Enteneier  verzehrt, nehmen wir gleich die Gelegenheit wahr,  unseren kleinen  Führer  nach Hühnereiern  loszuschicken.  Mit ganz traurigem  Blick kommt er zurück und erklärt  uns: Only Duck. -  Am Sonntagnachmittag  gehen Lena, Michelle und ich zu Lama-Dancing. 4  Stunden  dauert die  Aufführung und es  sind nur Tibetaner oder Ausländer zu Gast.  Wir staunen,  wieviel "echte" Touristen wir hier  antreffen.  Die Tänze  werden von   Buddhistischen Mönchen  vorgetragen. Sie unterscheiden  sich  im wesentlichen von den indischen Tänzen, als  sie  viel durch das  Kostüm und durch  Mimik  aus zudrücken versuchen.  Die Gestik kommt  erst an  letzter  Stelle. Die Begleitung besteht  aus 2 etwa

5 m langen Hörnern und  3 weiteren Musikanten mit  hierzulande nicht  üblichen Musikinstrumenten und einer Pauke. Die  Musik, wenn man  sie  als solche bezeichnen  konnte,  war eher  monotone als  melodisch, jedoch aufs äusserste mit den Tänzern abgestimmt, so  dass von einer vollendeten  Harmonie  sprechen kann.  Es wurden  Affentänze, Vogeltänze  und Göttertänze gezeigt und ich ärgerte  mich sehr meinen Fotoapparat vergessen hatte. Um 6 Uhr war  die Vorstellung  beendet und wir wurden von Api,  Tatti und  Georg abgeholt.   Anschliessend gehen  wir ins chinesische Restaurant  "Capital" und  essen hier ein Büffelsteak mit pomfrits und  Gemüsen mit ganze 3  Rupies. Das  Steak ist zäher, als wir es  gewöhnt  sind, dafür ist es so groß, dass es nicht  auf denTeller passt. Als Nachtisch gibt „apple-fritta" oder Bananen fritta. Kleine  Mehlklösse mit  Apfel oder  Banane darinnen. Das ganze mit  viel Zucker darüber mundet uns  ausgezeichnet. Am  nächsten Tag  sind wir abends  mit Hein und Roswitha   verabredet und  wollen eine Hasch-Kneipe  besuchen. Hier  treffen wir noch ein Berliner Pärchen die mit  dem  Rucksack unterwegs  sind und am folgenden Tag für etwa 14 Tage in  die Berge des Himalaya-Massivs  wollen. Zu  diesem Zweck  haben sie extra Sprachunterricht  in nepalesich genommen. Auf ihrer  Fahrt nach hier  haben sie in  Afghanistan  einen jung Kabuler  Studenten  kennengelernt  und würden  von ihm in  sein Heimatdorf  irgendwo in  den Bergen eingeladen. Es wird ein lustiger und interessanter Abend.  Es wird viel  erzählt und  der Shillong  kreist um den Tisch. Da  ich nicht rauche,  kauft mir  Manfred einen  Haschkeks. Für  eine Rupie bin  ich dabei. Besonders  schmeckt er nicht,  das Hasch, ist  etwas bitterlich und nach dem  Verzehr warte ich gespannt auf die Wirkung,  da  Roswitha mein, nach einem Zug aus dem  Shillong stellt sie bereits  eine Wirkung  fest. Ich sitze nun und  warte vergebens, so zirka eine Stunde. Dann wollen  wir gehen und nun scheint das Hasch bei mir im Blut zu  sein. Irgendwo  erklingen aus einen Haus Gesänge und mich  zieht es dorthin.  Es ist ein religiöser Männerchor mit  den verschiedensten noch nie gesehenen Instrumenten und was sie darauf   hervorbringen, ist für mich  von einmaliger  Köstlichkeit. Nie im Leben werde ich  diesen Gesang  vergessen.  Da der Genuss von  Hasch hier  in Nepal nicht  strafbar ist,  stehen fast  alle Leute  ständig unter  der  Einwirkung dieser Droge, so, als ob  bei uns  geraucht wird.  Zum  Unterschied zu den  Europäern oder  Amerikanern,  die das Zeug  in Massen inhallieren,  und  so immer in  Trance sind,  verkonsumiert der  Nepalese nur  einen Bruchteil  davon und  die Wirkung  ist, dass er sich  in einem gelösten und  fröhlichen   Zustand befindet. Im Gegensatz zu Deutschland kostet hier eine Dose Hasch = 11 Gramm ca. 10 Rupien, das sind rund, schwarz getauscht, DM 2,50. In Old Germany kostet 1 Gramm 5 DM.

Es ist wunderbar auszukommen, mit diesem Volk und man  wird von der  Freundlickeit und Fröhlichkeit   der Leute  angesteCkt.  Nach dem wunderschönen Musizieren ging es dann nach Hause und hier  tat der Haschkeks  dann seine  vollendete  Wirkung und  ich war aufgedreht und zu den tollsten Streichen   aufgelegt. Michelle kam  zu uns in  den Wagen und kam aus dem  Staunen nicht heraus.  So  hatte sie mich  noch nie gesehen und fragte,  was mit mir wäre.  Als sie hörte,  dass der Grund   ein Haschkeks war, wollte sie sogleich am  nächsten  Tag auch einen  haben und für Lena wurde ebenfalls einer  mitgebracht.  Beide hatten ähnliche Erlebnisse  wie ich,  erzählten tolles  Zeug,  wären aufgedreht  und

wollten  nicht  ins Bett. Einen  Tag erlebe  ich mit Roswitha  das Zeremonell einer  Totenfeier.  Schon  des öfteren haben  wir an unserem Hotel  einen Trauermarsch  vorbeiziehen  sehen. Fast .sind es immer Männer,  ganz in  weiss gekleidet  und auf einer Trage,  festgeschnürt mit  Hanfseilen,  wird der Leichnam  getragen.  Heilige Rythmen  und Gesänge  begleiten diesen  Marsch und  da wir gerade  nichts besseres vorhatten, schlossen wir uns den Trauergästen an.


  Es war  ein Vater der zu  Grabe, oder besser, zur Verbrennung  getragen  wurde, begleitet von Bekannten und  Verwandten, dem Sohn und der  Witwe. Bis zum Fluss ging die Gesellschaft, dann wurde  der Leichnam direkt  am Wasser niedergelegt und in Behältern  mitgeführten parfümierte  Blumengirlanden und verschiedene  Utensilien  wurden auf  dem Toten und um ihn herum ausgebreitet. Dann ging der Sohn  in einem  ewigen einerlei mindestens  ein 3/4 Stunde mit einem  monotonen Sing-Sang um den Toten herum  und  beträufelte ihn mit verschiedenen  Wässerchen. Nachdem das Zeremoniell  beendet war, wurde der Tote auf einen  Scheiterhaufen gelegt,  der unweit  des Ufers errichtet war und  angezündet. Hier wenden sich  die  Angehörigen ab und machen sich bereits auf  den Heimweg, da sie das  Verbrennen eines geliebten Menschen nicht mehr  mit ansehen wollen. Am  nächsten Tag besuchen wir den Affentempel,  einen Stupa, den grössten  auf Erden, wie uns gesagt wird. Auch  hier sind wir mit Hein und  Roswitha zusammen.  Der Stupa ist auf einem  kleinen Berg gebaut, umgeben  von Häusern und Heiligtümer buddhistischer  Mönche. Ich  Sehe in ein Haus hinein und erblicke  etwa 20 Mönche darin.  Es ist dort ruhig, keiner  spricht ein Wort und mit einer Geste wird  mir bedeutet, dass ich eintreten soll.  Ich verzichte darauf und später erfahre ich,  dass dieser  stumme Teil zum Alltag buddhistischer  Mönche gehört. Der Stupa  trägt eine vergoldete Kuppel und ist  umgeben von vielen Gebetsmühlen,  wie wir sie  bereits in Darmsala gesehen  haben. Pausenlos gehen die  Leute herum und drehen an diesen tibetanischen Mühlen.  Viele. Buddha-Statuen aus den verschiedenste Phasen Buddhas Lebens sind  aufgestellt, in  Stein gehauen  oder in kleinen Tempeln  vergoldet dargestellt, Viele  Besucher sind mit uns hier, aber noch mehr  Affen springen um uns herum  und wir  haben unsere Freud an ihren posslierlichen Spielen. Von hier  oben haben wir einen  herrlichen Blick zur  rechten auf Kathmandu und  zur linken ist der  Blick frei auf die  Bergriesen dieser Erde.   Besonders  wird uns Nepal  wegen seines herrlichen Käses  und wegen seiner  immer frischen Milch in  gute Erinnerung  bleiben, was wir hier pfundweise und literweise  kauften.

An einem Freitag  brachen wir dann auf  Richtung Indien, mit Hein- und Roswitha im Schlepptau   d. h. im Wagen mit  uns. Bis Muzaffarpur wolle sie uns  Gesellschaft leisten und von hier  dann wieder mit dem Zug weiterrollen. Wir sind  ihnen dann auch nie mehr begegnet, hörten, jedoch später, dass sie  in Goa waren, als  wir zur selben Zeit in Bombay bereits unsere Schiffspassage gebucht  hatten.  Unser Abfahrtstag in Kathmandu war ein Freitag und wir hatten eine gute Fahrt, wenn man dies so in Anbetracht  der Strassenverhältnisse ausdrücken darf. Kurz vor unserem Schlafplatz  durchfahren wir noch ein kleines  Städtchen,  kaufen hier  noch ein paar  Bananen ein und geraten im die schönste Keilerei als ein  junger Mann mit  dem Fuss gegen unsere Karoline tritt. Vorher stand  er mit zwei Freunden direkt  vor unserem Wagen und machte keine Anstalten zur  Seite zu treten und  so fuhr Manfred ganz kurz an. Das ärgerte ihn  so, dass er dem Wagen  einen Fusstritt gab und das erzeugte  eine Schramme die wir so einfach nicht auf uns beruhen lassen wollten. Manfred  sprang heraus  und nahm  sich den Mahn vor. Gleich  waren jedoch seine Freunde zur Stelle, so dass es Manfred mit drei aufnehmen musste.   Ich erschien auf der Bildfläche und versetzte dem  mir nächststehenden einige  tüchtige Boxhiebe. Er guckte so  verdutzt und blöd darein, dass es eine Frau wagt, Hiebe zu verteilen,  was er bisher wahrscheinlich noch nie zu sehen bekommen hatte. Manfred wehrte sich immer noch verzweifelt und suchte gerade vergeblich seinen Schuh, als nun Hein, fast einen Kopf grösser noch  als  Manfred, auf der Bildfläche erschien und auch Roswitha aus  dem Wagen geklettert kam. Obwohl  nun mindestens 20  Leute oder noch mehr versammelt  waren, ergriff als erster unser Fusstreter  die Flucht und schlängelte  sich davon. Alle anderen waren beim Anblick  von 4 Weißhäutigen nun  auch des Angriffs oder der Verteidigung müde  und so fand die  Keilerei ihr Ende. Dies war auch  unser Abschied aus Nepal,  obwohl wir noch eine Nacht ein paar  Meter vor der indischen Grenze  im Wald übernachteten. Gleich nächsten Morgen fuhren  wir nach Raxaul, der Grenzstation und ohne Schwierigkeiten  konnten wir unseren  Fridolin ohne Carnet de Passage nach Indien einschmuggeln. Hein  und Roswitha fuhren wir  noch nach Muzaffarpur, da sie  von dort aus den Zug  weiter nach Patna nehmen wollten. Wir tauschten  noch unsere  Adressen aus, da wir nicht wussten ob wir uns nochmals  begegnen würden und  setzten an diesem Tage die Fahrt fort  bis zu dem Übernachtungsplatz, an dem wir  bereits auf der Hinfahrt nach  Nepal standen und hier von  den netten Indern eingeladen wurden. Wie beim ersten  Mal war eine  Schar Kinder um uns herum Sie erkannten uns  sofort und fragten auch  nach dem kleinen Tatti. Nachdem uns ein Inder  mit Eier und Milch versorgt hatte, war für  uns  um 4 Uhr nachmittags die Fahrt zu Ende  und wir  genossen einen  geruhsamen Abend.  Da wir nun nicht mehr Lena und  Georg zum  Romme-Spielen hatte versenkten  wir Schiffe und der Verlierer  musste am nächsten Morgen den Abwasch machen.  Hier versorgten wir uns  auch nochmals vor unserem Aufbruch am nächsten  Morgen mit frischen  Trinkwasser aus einer

Pumpstation, die uns von  den Leuten gezeigt wurde  und setzten dann die Fahrt fort. Es  war der 14. November und unser Endziel  war Orissa mit seinen schwarzen Pagoden. Die  erste grössere Stadt war Ranchi. Bevor wir diese Stadt  erreichten durchfuhren  wir so eine liebliche und reizvolle  Landschaft, dass wir bereits um 2 Uhr Feierabend  machten, um dieses  Stückchen Erde so recht geniessen zu  können. Keine Ortschaft in  der Nähe, nur ein paar vorbeifahrende Wagen erinnerten uns an  Zivilisation. Vor uns ein grosses weites Tal mit einem oder mehreren Seen, wir konnten es nicht sagen. Unterbrochen  war das himmelblaue  Wasser immer wieder vor grossen Inseln oder Halbinseln,  was wir nicht erkennen konnten.  Vor uns, bis zum Ufer des  Sees, war dichtes Unterholz  und dazwischen grosse Kastanienbäume.  Hier sahen wir zum. 1.Mal die Eingeborenen dieses Landes, halbmackt,  nur  mit einem Lendenschurz bekleidet. Sie kümmerten sich jedoch keineswegs  um uns, wie wir  es sonst in den Dörfern gewohnt waren, was  wir mit Genugtuung  registrierten. Als der Abend sich neigte, um sofort  innerhalb von ein  paar Minuten in die Nacht überzugehen, bemerkten wir, dass keine 100  Meter unterhalb unseres Wagens ein Feuer unter  einem  grossen Baum angezündet wurde, wo die Eingeborenen diese Nacht verbringen wollten. Zuerst war uns doch recht komisch zu Mute,  doch sie sassen alle, es  waren vielleicht 12 Mann, um das Feuer geschart,  assen  und legten sich auf dem kühlen Boden zur Ruhe. Auch wir  hatten eine angenehme Nacht,  ohne Störung oder sonstige Zwischenfälle.  Keiner kümmerte sich  um uns. Nach dem Frühstück wollten wir aufbrechen, nicht  ohne  vorher nochmals sehnsüchtige Blicke auf dieses wundervolle  Stückchen  Erde geworfen zu haben, als wir unsere Nachtgefährten im Gänsemarsch durch das Unterholz wandern sahen. Wir  stellten verschiedene Thesen  auf, woher sie kamen und wohin sie wollten,  aber wahrscheinlich waren  sie alle falsch. Wir einigten uns dann  darauf, es seien Fischer,  die an einen bestimmten Ort des Sees wollten.  Fast eine Stunde  oder noch länger sahen wir ihnen nach, wie  sie in der Ferne marschierten, dann von dem Bäumen und Sträuchern  verdeckt, unseren  Blicken entzogen wurden bis sie an irgendeiner Stelle, für  unsere Augen fast nur noch bunte Punkt  durch ihre verschiedenfarbigen  Lendenschurze, wieder auftauchten. Dann waren sie  unseren Blicken ganz entzogen und wir  setzten unsere Fahrt nach Ranchi fort.  Hier erledigten wir  unsere Post, d.h. einen Teil davon. Zuvor,  etwa 20 km hinter Bahri, einem Verkehrsknotenpunkt, der die wichtigsten  Städte Süd- und  Nordindiens verbindet legten wir eine Gedenkminute für Karoline  ein,  denn sie hatte hier ihre 100 000 km geschafft. Die  Gedenkminute wurde begleitet von  ein dumpfen Laut. Es war  unsere Milchkanne, die beim Anhalten des Wagen vom Gepäckständer herunterfiel.  Nun hatte sie eine beachtliche  Beule und unser schöner  gekühlter Tee, den wir für  diesen Tag bereitet hatten, war ebenfalls hin.  Wir nahmen es mit Humor,  jedoch unsere Karoline nicht, was wir gleich danach  zu spühren bekommen sollten. Als wir  ein paar Kilometer gefahren  waren, stellten wir  unsere

erste  Reifenpanne auf dieser Reise  fest. Wir hatten tatsächlich bis dahin sehr grosses Glück gehabt und  so machte es uns auch diesmal nicht  viel aus.  Andere Wagen  hatten allein auf der  Fahrt nach

Band-i-Amir  2 Platte und so  mussten wir  ja auch einmal dran glauben. Wir fanden  auch gleich einen  Reifenflicker,  der zwar  geschickt, aber für 5 Rupis  nicht sonderlich gut reparierte und  wir setzten die Fahrt  fort,  kamen  gegen Mittag nach Ranchi, erledigten hier unsere Post und fuhren  auch gleich weiter, da uns  diese Stadt nicht sonderlich  zu bieten schien und auch im Reiseführer  hauptsächlich als  Industriestadt  beschrieben wurde. Nun  fuhren wir etwa 70 km als es  einen lauten Knall  gab. Wir konnten uns  die Ursache  nur schwer vorstelle zumal  der Wagen weiterfuhr, ohne die geringste  Schwierigkeit,  aber ein lautes  Hämmern unter den Vordersitzen  lies Manfred dann  doch nach dem Rechten sehen.  Der  vordere grosse Stabilisator  sei gebrochen, stellte er  fest, das ist zwar  sehr unangenehm,  wegen des Geräusches,  aber wir fahren  weiter, jedenfalls wollten es,  bis zur

nächsten  grösseren Stadt, um dort eine  Werkstatt zu finden, die den Schaden beheben könnte.  Zur Not  könnten wir bis Madras warten.  1/2 Stunde  später knallte es abermals  und mit einem Zischen  ging abermals die Luft aus unserem zuvor repariertem Reifen. Wir befanden uns mitten im Dschungel, keine Menschenseele  weit und breit  Und Manfred flickte nun selbst den Reifen mit  seinem mitgebrachten "Kant-Garagen" Alleskleber.  Es ging auch  ganz gut und wir setzten unsere Fahrt frohgestimmt fort.  Weit kamen wir nicht, denn dann  gab es keinen Knall  mehr, sondern es Schepperte  ganz fürchterlich.  Ich stieg aus und  sah hinter und unter der  Karoline viele kleine Teile  liege die wohl  einmal zu ihr gehört  hatten. Manfred besah sich auch die Bescherung  und meinte lakonisch:  "Nun stehen wir." Wir schoben der Wagen  auf die andere  Fahrbahnseite, da hier eine kleine Lichtung  war und  Manfred stellte fest, dass das  Ausgleichsgelenk des  Hinterradantriebes gebrochen war.   Zuversichtlich meinte er, wir würden  bestimmt  das Ersatzteil dabei haben und fing an zu suchen. Mit  einer besorgten Miene kam er  aus dem  Wageninneren wieder zum Vorschein

meinte, dass dieses Teil  doch wohl  in Heinz seinem  Wagen wäre. Nun war guter Rat teuer; Irgendwo  im Süden Indiens fuhr unser Teil  spazieren, dass wir nun  so dringend benötigten  und von dem unsere Weiterfahrt abhängig  wurde. Aber wie daran kommen? Als wir noch  so ratlos dasitzen,  hielt ein Wagen, der nach  Ranchi wollte und bot sich an, uns bis  dorthin abzuschleppen. Für den  indischen Wagen war es  keine Kleinigkeit,  2 1/2 Tonnen hinter  sich herzuziehen  und eine Reifenpanne hatten  wir auch hier nochmals  zu allem Überfluss. Von Wuffi hatten wir  eine Feder zum Abschleppen   die danach von ca. 3/4 Meter auf  3 1/2' Meter auseinandergezogen wurde  Wir waren recht  froh, bis nach Ranchi abgeschleppt zu  werden, ärgerten uns trotzdem über die Art des  Fahrers, der  pro Kilometer 1 Rupie verlangte  und am liebsten noch mehr haben wollte. Das  Benzin  für die Rückfahrt hatten wir ihm  auch bereits gegeben. Der Beifahrer war ein junger sehr netter Inder und dem war das Verhalten des Fahrers uns gegenüber auch offensichtlich peinlich  und er entschuldigte, sich auch bei uns  dafür, aber er könne nichts  machen, dem anderen gehört der Wagen. Zuerst  bekam er einen Hundert Rupienschein  Und nach vielem Reden rückte er davon wieder  20 Rupies  heraus, was ihn bald zum Heulen brachte.  Unsere Endstation an diesem  Tag war nun wieder Ranchi und zwar eine  Tankstelle am Ausgang der  Stadt, bei der  wir heute Morgen getankt hatten und  die uns besonders, jedenfalls  für indische Verhältnisse, sauber  erschien. Wir erklärten. unsere Misere  und der Tankstellenbesitzer,  Mister Menon, war sehr  freundlich, gestattete uns das Stehen auf  seinem Platz und bot uns  seine Hilfe an. Das Übernachten in seinem Haus im Gästezimmer lehnten wir ab, ebensomdas angebotenen Abendbrot, um nicht zu sehr abhängig zu sein. Wir machten aber des öfteren unsere Morgentoilette bei ihm. Er bewohnte gleich neben der Garage einer kleinen Flachbau mit mehreren Zimmern, mit seiner  34-jährigen Frau und seinen beiden  kleinen Töchtern Jayshree und Somati. Beide Kinde gingen in eine  englische Schule und auch Mr. Menon  sprach perfekt englisch, nur  seine Frau unterhielt sich ausschliesslich auf Hindi. Die Familie hatte  bereits 4 erwachsene Söhne, die in  Kerala studierten. Von hier  stammten auch die Menons,  wie übrigens viele in Ranchi und Umgebung,  da in Kerala die Industrie  fehlt und man  hier im Norden leichter und besser sein täglich Brot verdienen kann. Mit der Pachtung der  Tankstelle verdient  unser Mister monatlich  ca. 1000 Rupien, was ihn  bereits  zum gehobenen Mittelstand erklärt. Da die Tankstelle  gleichzeitig Service-Station  ist, hat Manfred  am nächsten Morgen gleich 2 Helfer, die ihm  beim Ausbauen des kaputte Teiles behilflich  sind, zur Seite gestellt.  Nun machen sich Mr.  Menon und Manfred  auf, um evtl. in Ranchi  dieses Ersatzteil neu zu  erwerben, jedoch vergeblich. VW-Werkstätten  in Indien gibt es nur  in Delhi, Calcutta und Bombay. Da  Calkutta am nächsten ist,  fährt Manfred am Abend mit dem Zug dorthin,  in der Hoffnung, hier die entsprechenden Teile zu bekommen.  Aber auch hier hat die  Werkstatt nur einfache Teile, derart  komplizierte Teile werden hier nicht  geführt. Was nun? Manfred geht zur  Botschaft und man kann ihm  anhand eines Kataloge die Part-Nummern der  einzelnen Teile, die er benötigt,  ansagen. Dann gibt er ein Telegramm an  Onkel Gerhard in Berlin auf,  dass er ihm die Teile sofort schicken soll und  anschliessend  meldet er nochmals ein  Gespräch nach  Berlin an, damit auch ja  nichts schief geht. Da die Verbindung über  London und Frankfurt geht, erzählte er später, dass er nur bis  Frankfurt gekommen sei, dann klappte irgendetwas nicht mehr, doch  tatsächlich sprachen Onkel  Gerhard und Manfred miteinander, ohne  sich zu erkennen. Dieses erfuhren wir aber erst  nach 4 Monate später, als wir  bereits wieder in Berlin  waren. Da nun alles  erforderliche unternommen  war, was man hier in diesem Land nur tun kann   verbummelte  Manfred den Nachmittag  und kam somit zu dem  aufregendsten Erlebnis seiner ganzen Reise.  Nie hatte ihn eine Stadt  so eingeschüchtert,  wie Kalkutta. An ihm  fluteten die Menschenmassen vorbei, Armut  und Elend wie in keiner anderen Stadt Indiens, belebten  die Strassen  und Manfred vermeinte  zum ersten Mal in einer indischen Stadt so etwas wie Unruhe und Furcht verspürt zu haben. Dann kam er  an die Howrad-Bridge, eine  wichtige Brücke in dieser  Stadt, die  Nord- und Süd-Kalkutta  miteinander verbindet. Mit  der Kamera bewaffnet, fotografierte er, einige  Szenen, bis sich eine wilde Menge um  ihn versammelt hatte, ihm  die Kamera entriss und schon  war die schönste  Auseinandersetzung da,  denn Manfred lässt sich so  schnell nichts  entreissen. Doch wie aus  dem Boden gewachsen war  auch auf einmal  Militärpolizei zur Stelle und Manfred wurde  festgenommen und abgeführt, weil die Brücke von  ihm fotografiert wurde. Durch den Pakistan-Konflikt  mit Bangladesch und dem  grossen  Flüchtlingsproblem hier  in Kalkutta wurden andere Masstäbe und Grenzen gesetzt, wie im übrigen  Indien und so marschierte Manfred  ins Kittchen,  sich dabei keiner  Schuld bewusst, denn  nirgendwo stand ein Verbotsschild, dass die Brücke nicht zu fotografieren sei. Nachdem der Film belichtet  wurde und Manfred einige Verhöre über  sich ergehen lassen musste,  wurde er wieder auf freien  Fuss gesetzt. Das Ausgehen und Herumschlendern  war ihm aber  vergangen und so verbrachte er  den Abend dieses Tages  im Hotelzimmer.  Was  zu dieser Zeit weder Manfred  noch ich wussten, und bis heute ungeklärt  ist, wie es dazu kam, ist die Tatsache, dass gerade die Szenen in Kalkutta und die Howrad-Bridge noch auf dem Film sind und wir uns  besonders darüber freuen.

Ich sass derweil allein  in meiner kaputten Karoline in Ranchi und vertrieb mir  die Zeit  mit Waschen, saubermachen  und lesen. Immer wieder kamen netto  Leute, die mich einluden,  doch in ihrem Hause  zu leben, bis Manfred wieder hier wäre, oder ein Arzt  schlug mir  vor, so lange bei den Schwestern  in seinem Krankenhaus  zu wohnen.  Auch ein Sozialhelfer kam  und bot seine Hilfe an. Ausser  diesen Leuten kamen aber  auch viele Neugierige,  die einfach nur  die Neugier trieb, mich  anzusehen  und den Wagen zu betrachten.  Mr. Menon achtete  streng  darauf, dass ich nicht .zu sehr belästigt wurde und sobald  sich ein  Unbefugter in  meine Nähe wagte oder länger  dort Verweilte, wurde er  sofort abkommandiert.  Am  2. gag meines  Alleinseins lernte ich Herrn Schnitter aus Augsburg kennen, der  Bich für 1 Jahr von seiner Firma MAN nach hier verpflichtet hatte und nahe unserer Tankstelle im Experten-Hostel  wohnte,  von dessen  Existens ich bisher  keine Ahnung  hatte. Hauptsächlich   Tschechen und  Russen sind hier  auf Montage,  dazu einige Engländer und Herr  Schnitter als  einziger  Deutscher. Für  ihn ist es ziemlich  langweilig,  da der  Anschluss an  indische Familien  sehr schwierig ist und man  ebenfalls die  Freundschaft  vieler Inder sehr genau unter die Lupe nehmen muss,  da vielfach nur der erhofften Vorteile wegen eine ausländische Bekanntschaft  gepflegt wird.  Hierauf  verzichtet  man dann gern.  Herr Schnitter  lud mich  zum Kaffee ein, was ich gerne annahm und  wir verlebten  einen  gemütlichen  Nachmittag  in seiner kleinen  Wohnung  des Holstels.  Voller Überraschung war ich, als  ich richtigen Kuchen, unser übliches Brot, Jagdwurst und einige Sachen mehr hier vorgesetzt bekam. Meine  nächste  Einkanfsquelle  war gesichert und  Manfred würde  Augen machen,  was er  demnächst alles vorgesetzt  bekommen  würde. Wir  verabredeten  einen Treff  für den  nächsten Tag, andem er mich ausführen wollte. Der Tag verging  jedoch ohne dass. Herr Schnitter sich zeigte und ich  hatte mich  gerade  zu Bett gelegt, als es an den Wagen klopfte.  Es  war fast neun  Uhr und er kam  nicht alleine sondern mit seinem indischen  Freund, einen Lehrer und einem Oberexperten, der für 2 Tage hier in Ranchi weilte, um dann weiter zu seinem vorgeschriebenen  Ort Dulgapur  zu reisen. Unser Oberexperte Mr. Max war aus Saarbrücken  und  ausschliesslich  auf Montage.  Bisher war er 3 Jahre in Russland,  jetzt  hat er  sich wieder für 3  Jahre nach Indien verpflichtet. Die  "DEMAG" schickt  diesen  Mann immer auf  Reisen und  natürlich gibt es  ausser ihm so gut wie keine  Experten mehr.  Trotzdem  verbrachten wir alle  zusammen einen sehr  gemütlichen  Abend, nur  auf meiner Tankstelle verbreitete ich grosses Entsetzen, dass ich allein  mit 3  Männern, zumal noch  zu so  später Stunde, ausginge  und musste versprechen, in ein Stunde  zurück zu  sein. Keine indische  Lady  würde sich so  etwas heraus nehmen. Nun,  da  ich keine Lady  war, gestand ich  mir das zu. Was ich nicht wusste  und  erst später erfahren  habe, war  die Tatsache,. dass Manfred einem   jungen Mann von der Tankstelle  5 Rupien  gegeben  hatte  mit der  Bitte,  doch ein Auge auf mich zu werfen  und  mir bei  evtl. Einkäufen behilflich  zu sein. Er kam auch jeden  Tag und fragte, ob ich etwa zu  besorgen hätte. Dass er mich aber wie  seinen Augapfel  hütete, war mir erst später   bewusst und  das Entsetzen packte ihn dann,  als ich mich zu so  später Stunde einfach entfernte  und er nicht  wusste,  wohin. Am  nächsten Morgen  war aber dann  Manfred wieder  aus Kalkutta zurück.  Sogleich wurde ihm natürlich von seiner unsoliden  Ehehälfte  erzählt, was er  aber ganz in Ordnung fand, da ich so auch etwas Abwechslung hatte  Und nicht  trübsinnig den  ganzen Tag  über im  Auto verbrachte. Auch  tagsüber,  jedenfalls nachmittags, hatte ich immer Besuch  und zwar von   den Töchtern des Mr..Menon.  Zuerst sehr schüchtern, suchten  sie den Kontakt  mit  mir, indem sie mir Rosensträusse  brachten.  Nun waren sie bereits aufgeschlossener und kamen nach der Schule  jeden Tag in den  Wagen,  sangen und  tanzten mir etwas  vor. Nach  einiger Zeit  kannte ich  bereits auch  ihre Lieder und  spielte sie  auf der   Mundharmonika mit. Das war  natürlich etwas für die  beiden  indischen Rangen  und wir wurden  sie fast  gar nicht mehr  los. Beide sprachen  perfekt  englisch, was sie in der  Schule  lernten. Somati war 8  Jahre alt und  Jayshree 6. Nach  Jayshreee, war auch die Tankstelle benannt und  zwar, "Jayshree-Service-Statio

Hier einige  Lieder, die  sie mir beibrachten:

            When  you clap, clap, clap your  hands

            The Monkey. clap, clap,  clap his hands,

            Monkey see  und monkey do

            the monkey  does the same  as X you.

            When  you stamp...     your  feet

            When  you jump   ..    up  high

            When  you turn  your-self  around

 

 

            The train is  in the  station

            its going to the zoo

            its  full of little girls  and boys

            a special train  for you

            choo choo choo  choo

            chug chug chug  chug

            chuga chuga  chuga chuga

            the train to  the zoo.

 

 

            I have  a little bicycle

            I ride at every  day

            I had a little  silverbell_

            I 'ride at every day

            dingeling,  dingeling,  dingeling

 

Als  Manfred die  Bekanntschaft von Mr. Max,  unserem Oberexperten machte,  verstand  er sich nicht so sehr mit  ihm, trotzdem hatten wir an seiner Art und  vor allem an seiner lustigen Figur, er war ziemlich  rundlich und klein, viel Spass.  Als Manfred  aus  Kalkutta zurückkam, kam er nicht  allein sondern   brachte gleich seine   Reisebekanntschaften mit.  Es war Mr.  Sharma, ein Elektro-Ingenieur,  der  bereits 7 Jahre in  DeutschIand verbracht hatte.  Leider war  ihm vor 2 Jahren  seine Frau  verstorben  und er lebte nun mit seinem 3  kleinen Kindern,  12, 7 und :5 Jahre alt, hier in Ranchi in  seinem Haus.  Eine Haushälterin versorgt  die  Kinder  Von ihn wurden wir auch  gleich zum Kaffee  eingeladen, was wir dankend annahmen und haben in  seinem Hause  sehr nette Stunden  verbracht.  Die Kinder  waren sehr  aufgeschlossen und anhänglich und  wollten uns des Öfteren bei  sich haben. Das Mädchen, 7 Jahre alt,   geht zum Tanzunterricht und  ist  bereit öffentlich aufgetreten.  Sie  ist sehr stolz  darauf, und  bringt uns  viele Alben an, die wir  ansehen  müssen. Sie ist  wirklich sehr  reizend in  den indischen  Tanzkostümen und Gewändern  anzusehen  und hatten bereits eine  sehr grosse  Ausdruckskraft. Von Mister  Sharma  selbst waren wir äußerst  begeistert, einmal,  weil er deutsch  sprach und  zum anderen,  weil er sich nicht nur  fachlich mit  Manfred unterhalten  konnte,  sondern auch  vielen andere Gebiete  pflegte und wir uns hier ausgiebig unterhalten konnten. Es ist in Indien  nicht so  sehr einfach,  einen Menschen  dieser Art zu treffen. Auch Dr. Majunda  kam mit seiner  reizenden Frau  und lud uns zum  Sonntag zum Essen ein. Es  war das beste  Essen, was  wir privat  vorgesetzt  bekommen haben und wir haben es ausgiebig genossen. Die  Abende verbrachten  wir dann meistens im Experten-Hostel oder bei einem Drink im Railway-Hotel.  Das Essen  bei Dr. Majunda war so gut, dass ich nicht versäumen möchte, es hier  einzeln aufzuführen.  Es  war, ein Indian-food mit Krabben, Langusten, Käse, Oliven, Reis, mehreren Sorten  Fisch,  Hühnchen mit  delikate Saucen,  dazu Toast  und als Nachtisch Mango-Obstsalat  mit   Creme. Auch sie boten uns  an, ihr Gästezimmer  zu benutzen, was wir aber danken ablehnten. Bisher  tat sich noch  nichts mit  unserem Wagen und wir warteten eigentlich bereits  auf  Antwort aus Deutschland. Allerdings  waren  das Flausen, die  wir uns in den Kopf gesetzt  hatten und  unkundig der   indischen  Verhältnisse, hofften  wir sogar bald  auf das Eintreffen der. Ersatzteile. Unsere Experten meinten aber immer  wieder,  dass Manfreds Reise nach Kalkutta völlig umsonst  gewesen  sei,  dass wir nie  ein Teil zu sehen bekommen und  sollte diese sogar in Indien eintreffen, würde es sofort vom Zoll unterschlagen werden.  Dies  seien hier  die Sitten.  Auch die deutsche Botschaft macht  da gar  nichts, wie sie aus  eigener Erfahrung  bereits wüssten. Nun, uns blieb nichts weiter übrig, als zu  warten. Der nächste  Tag brachte eine Überraschung   Unser Mr. Menon von der Tankstelle  war nicht müssig und hatte. einen Bekannten  ausfindig gemacht, der Auto-Ingenieur  war und eine beachtliche Werkstatt  besass. Am  Abend fuhr Herr Schnitter  Manfred, Mr. Max, und Mr. Menon  dorthin und die  Sachlage wurde  besprochen, die kaputten Teile in  Augenschein genommen und nach einigem  hin und her meinte Mr.  Mangal, der Auto-Ingenieur, das gehe in  Ordnung, er werde die Teile  anfertigen. Ein befreundeter  Sikh von ihm  hat auch eine Werkstatt,  Hier wurden Materialproben gemacht und einzelne Teile hergestellt.  Alles andere machte Mr. Mangal in seinem Laden.  Wir staunten nur  und sahen zu, wie bereits am  nächsten Tag viele  einzelne Teile fertig  waren und am Abend kam er bereits mit den fertigen Sachen, 2 Stück hat er gleich  angefertigt, falls wieder einmal das Teil auseinanderfiele  und baute eigenhändig mit  einem kleinen Jungen alles in die Karoline und  um Mitternacht konnte Karonline bereits wieder starten. Es war  wie ein Wunder  für uns. Der kleine Junge, den er bei sich hatte, war  ein Waisenkind, das er zu sich aufgenommen hatte.  Zwar eine Schule besucht  der Knabe nicht, lernt  jedoch ein guter  Automechaniker zu werden und das ist hier in Indien bereits sehr viel wert.  Als der Wagen fuhr,  fuhren wir gleich noch zu Mr. Mangal und erstellte uns mitten in der Nacht seine ganze  Familie vor. Es gab natürlich überraschte Gesichter, aber sie waren alle sehr  freundlich und am nächsten  Tag wurden wir gleich zum  Essen eingeladen. Mr. Mangal bewohnt ein sehr hübsches Haus, das  er sich erst vor einem  Jahr gebaut hatte. Viel Schmiedeeisen verziert die Häuserfront und alle sind sehr stolz darauf. Auch sein Vater wohnt bei ihm. Er hat 5 Kinder, ist 40 Jahre  alt, seine Frau 34.  Sie ist sehr klein und zierlich und  die älteste Tochter bereits 18 und  verheiratet. Auch sie wohnt hier bei den Eltern.  Als wir am nächsten Tag hier eintreffen,  werde ich  gleich nach dem Essen zur  Seite genommen und in  einem indischen Sari gesteckt.  Die Frauen haben viel Freude  daran, mich in eine Inderin umzufunktionieren und nach dem grossen Knoten  am Hinterkopf fehlt  auch zum Schluss  weder der rote Punkt auf der Stirn noch die Blume im Haar. Danach wird  vor dem Haus ausgiebig  fotografiert, dann gehen wir in Mr. Mangals Werkstatt, um uns diese auch  anzusehen.  Hier staunt Manfred über die  hochwertigen teuren  dänischen Maschinen, die  er hier zu stehen hat und meint, ein Vermögen hat  dieser Mann  hier investiert. Für uns ist dieser Tag ziemlich  aufregend, was wir  alles zu sehen bekommen. Auch  die Arbeiter seiner Firma und  sein Schwiegersohn, der ebenfalls dort  wirkt, sind alle  äusserst zuvorkommend und  freundlich zu uns. Es ist eine schöne Zeit  für uns. Sehr beglückwünsche ich, dass ich hier allein die Stadt  ziehen kann, um einzukaufen,  ohne belästigt zu werden. Durch Mr. Menon und  Mr. Mangal müssen wir hier in Ranchi, eigentlich ziemlich bekannt geworden sein, denn  als wir am nächsten Tag unsere Sachen zur Reinigung  bringen wollen, es  waren Baumwoll-, und Leinensachen, die uns keine Reinigung abnahm,  konnten  wir sie beim "Elfenbeinkönig", einem  Souvenier-Laden für  Elfenbein  und Leder abgeben und auch dort  wieder abholen. Alles  andere besorgte  er. Besonderen Honig, den ich haben   wollte, besorgte die Apotheke.  Sehr musste ich lachen,  als ich auf den hier üblichen  Marktständen Brillen zum Verkauf dargeboten sah. Die Strassen sind vollgepfropft mit Menschen-, Fahrrädern und vor allem Rikschas. Dazwischen schlängeln sich die Autos. Es  ist das übliche bunte Bild,  das wir bereits viele Male zu sehen bekommen haben und doch ist  es hier etwas anderes, da man bereits das eine oder andere Gesicht kennt, weiss, wo  man hinzugehen hat und eben nicht  fremd ist. Wir fühlten uns fast so etwas heimisch hier. Für den nächsten Tag wurde mit den Familien Menon und Mangal ein Ausflug verabredet, zu hier in der  nähe befindlichen Wasserfällen. 40 m waren die  hoch und um dorthin zu kommen, mussten wir von der Strasse ab  und durch dichten Dschungel  fahren. Wir kamen an Hütten vorbei, wie sie die  Naturvölker  bauen, nur mit Schilf bedeckt. An Lehmhütten waren  wir ja gewöhnt,- aber hier waren wir fern der Zivilisation, meinten wir, es waren 7  aber nur einige Kilometer von Ranchi entfernt. Eine Frau, oben ohne, nur mit einem zerschlissenen Tuch um  ihre Hüften, verkaufte Mr. Mangal  selbstgebrannten Schnaps, der süsslich schmeckte und  allen  gut mundete. Ich mochte ihn jedoch nur verdünnt. Die Wasserfälle  waren einzigartig und unterhalb der brodelnden Massen breitete sich ein herrlicher See aus, den Mr. Mangal und  Manfred sogleich ausprobierten,  wie er sich zum Baden eignete. Sie waren  begeistert. Insgesamt waren  wir mit den  Kindern 9 Personen und es machte  uns allen grossen Spass.  Nach dem Ausruhen und Baden wurde ein  zünftiges Picknick hergerichtet mit Eiern und vielen mitgebrachten  deutschen und indischen Spezialitäten, was  allen gut mundete. Natürlich durfte das Shapati hierbei nicht fehlen. Vorbei an den riesigen Teeplantagen, dann wieder mitten durch den Urwald, fuhren  wir zurück und sahen Bewohner, die nur um ihr Dasein kämpften, nichts von Zivilisation   wussten und deren Kinder nie eine  Schulbank drücken würden. Indien  ist wirklich das Land der Gegensätze, hier bettelt uns ein  armer Lepra-Kranker  an, dem von seinen Händen nur  noch die Handflächen geblieben  sind, alles an andere hat die Lepra-Pest zerfressen und  daneben  steht ein stolzer Sikh, sich seiner Würde bewusst, nimmt  er keine Notiz von  diesem armen Kranken. Wir sind manchmal  entsetzt über die  vermeintliche Rohheit eigenen Landsleute hie,  wissen aber aus  Büchern und Schriften, dass die Kasten und  Religionen das Land regieren, auch wenn es Indira Ghandi bereits öffentlich abgeschafft hat. Es  ist wohl nur auf dem Papier. In Wirklichkeit  blühen Korruption und Kastenwesen wie eh und je. Am nächsten Tag sind wir von Mr. Menon zu einer Schulaufführung seiner beiden Töchter eingeladen. Es ist eine Grundschule wo die Kinder bis zur 4. Klasse unterrichtet werden. Alle Kinder sind in weisse  Kittelschürzen  gekleidet und haben weisse  Söckchen und weisse Turnschuhe dazu an.  Die Mädchen tragen  eine grosse Krepp-Papierschleife auf der Brust in  den verschiedensten bunten  Farben und  je Klasse werden Lieder, Tänze  oder Kinderspiele vorgetragen. Die Gewinner  oder  besten jeder  Klasse erhalten einen  Preis, damit bales einen  Anreiz hat. Unsere beiden Töchter sind nicht unter den besten und daher etwas traurig, freuen sich aber riesig, uns auch unter den  Zuschauern zu sehen. Die  Eltern  der Kinder sind ein sehr illustres Völkchen, alle gut gekleidet und  man erkennt den gehobenen Mittelstand. Die  bunten Saris der Frauen finden meine besondere Anerkennung und vor allem bewundere ich den vielen Schmuck, den sie tragen. Viele Armreifen an einem Arm, Ringe, kleine Perlen oder Steinchen, gleich unseren Ohrringen, durch die Nase, dh. durch einen Nasenflügel  gesteckt,  grosse Ohrgehänge und  sogar an den Zehen Ringe.  Wir haben ältere  Inderinnen gesehen, die in  ihrer  Jugend so grosse Schmuckstücke trugen, dass sie durch die heruntergezogenen  Ohrlappen und  riesigen Löchern  in den Nasenflügeln  ganz entstellt aussahen. Nun, es macht uns grossen  Spass, dieser  Schulaufführung beiwohnen zu können. Eigentlich wollten  wir nun am nächsten  Tag wieder abreisen, aber eine  kleine Erkältung  hatte uns befallen  und wir entschlossene sehr zur Freude von Jayshree und Somati und auch Herrn Menon, noch einen  weiteren Tag in Ranchi  zu verbringen. Mr. Menon war  richtig etwas traurig und meinte immer, wir  gehören  fast schon zur Familie und alle  hätten sich an uns gewöhnt. Jeden Tag erfreute er uns mit herrlichem  Kaffee, den sie extra für uns  kochten. Es  ist eine schöne Arbeit, denn  zuerst müssen  die hellen Kaffeebohnen geröstet werden.  Nun  wollten wir uns auch bei Mr.  Mangal noch  ehrlich machen, jeden Tag hatten wir ihn besucht  oder er uns und auch dort waren wir in der Familie bereits sehr  heimisch. Er erklärte uns,  dass wir lediglich den  Materialwert der Teile zu zahlen hätten und das waren 80 Rupien, etwa  27,-- DM. Alles andere, wie Ein-  und Ausbauen der Teile,  Anfertigung  und z. T Herstellung  an eigenen Maschinen berechnete er uns nicht und wir konnten ihn nicht dazu bewegen,  auch nur I Rupie mehr  anzunehmen. Etwas  revanchierten wir uns  noch und gingen abends mit ihm und Mr. Menon  essen. Vor der Abfährt entschlossen wir uns noch, den Fridolin hier  zu lassen und verkauften ihn an  Mr. Menon für 1000 Rupien. Er wollte ihn auch wieder  weiterverkaufen.  Er war für uns zum Schluss fast  zur Belastung  geworden, da wir immer  wieder auf die kleinen Reifen  des Anhängers achten  mussten und für uns  beide war er auch wirklich nicht mehr erforderlich.  Etwas  wehmütig nahmen wir dann endgültig am nächsten Tag Abschied von den Menons, den anderen Angehörigen der Tankstelle,  sagt Ranchi zum letztes Mal "auf  wiedersehen" und ab ging die Fahrt  nach Orissa.

Es  war der 27. November und unser nächstes Ziel sollte  Puri sein. Nicht  vergessen möchte ich, zu  erwähnen, dass am  24.11. mein Geburtstag war,  das Geburtstagsmenü bestand aus  Schwarzbrot aus  Deutschland, der letzten Büchse Hering in Tomaten, roter Grütze und einiges Deutsches mehr. Nach dem Essen war mir sehr schlecht, da ich so schweresEssen nicht  mehr gewohnt war.  Manfred schenkte mir "Steinchen";  die er aus Kalkutta mitgebracht  hatte.  Ich freute mich sehr  darüber. Den Kaffee  tranken wir dann  zusammen mit unseren deutschen Freunden im. Hostel und es gab hier  richtigen Kuchen. Gegen Abend des 27.11. unserem  Abfahrtstag aus Ranchi  erreichten wir die Stadt  Cuttak und am nächsten  Morgen besichtigten wir  die Tempel von Bubaneshwar, der Hauptstadt Orissas. Es waren eine ganz andere Art von Tempeln, wie  wir sie  bisher vom Norden Indiens gewohnt  waren. In  einige Tempel konnten wir  hinein, jedoch den schönsten und  interessantesten duften wir nicht besichtigen. Er war nur den Gläubigen des Hinduismus  zugänglich. Noch  mehr als in Bubaneshwar gefiel uns  jedoch der Wagentempel  von Konarak, den wir anschliessend besuchten.  Auch genannt  die schwarze Pagode oder der Sonnentempel,  erbaut im  Jahre 1150. Es  ist ein riesiger Tempel der auf einem Wagen  mit 12 Rädern  steht. Es gibt kein Fleckchen an diesem  Tempel, der nicht mit  den herrlichsten Skulpturen bedeckt ist.  Leider  ging in den letzten Tagen  von Ranchi mein Fotoapparat kaputt,  so  dass ich auch hier keine Aufnahmen  machen konnte. Erst  in Madras wollen wir ihn wieder  reparieren lassen.  Hier in Konarak bekomme ich meine  erste grüne Kokosnuss  zu trinken, wie sie den Einheimischen  sehr begehrt  wird. Ich bin aber sehr  enttäuscht, die wässrige  Milch darin schmeckt mir gar nicht.  Geschmäcker  sind eben verschieden.  Konarak lag das erste  Mal auf unserer Reiseroute  wieder am Meer und seit dem  Kaspischen  Meer hatten wirk ein kühles Bad  mehr genommen. Nach  Besichtigung der Tempelruinen  sehnten wir uns nach  einem erfrischenden  Bad und Wolfgang, ein Berliner Junge den wir im  Resthouse von Konarak trafen,  begleitete uns. Es war ein herrlich  weisser Sandstrand,  keine Touristen, vereinzelt sahen wir  einen  Einheimischer und ein "Heiliger" kam, um uns anzubetteln. Als  er nichts bekam,  legte er sich wieder in die Sonne. Wir  tummelten uns in den Wellen,  bis wir auf ein paar  Inder und Inderinnen aufmerksam wurden, die riesige  Wasserschildkröten auf dem Kopf herantransportierten, die Tiere auf  den Rücken legten, so dass sie  sich aus eigener Hilfe nicht mehr wenden konnten und so der Sonne  und dem Verderb preisgegeben  Waren. Einzelne  hatten sich mit ihren  Flotten bereits blutig geschlagen.  Uns taten die Tierchen sehr leid  aber  für die Leute ist  es eben der Brotverdienst  und wir wissen nicht,  wie viele davon leben. müssen,. Als keiner hinsah, ging Manfred zu  einer Kröte und drehte sie um. Sie lief auch  ein ganzes Stück weg,  konnte aber den sicheren Weg zum  Wasser nicht  finden und wurde von den  Indern wieder entdeckt und zu  den anderen gebracht. Gegen Abend kamen 2 Lastwagen Und insgesamt  transportierten diese 73 Schildkröten ab.  Auch der nächste Tag  wurde noch herrlich mit Baden und Faulenzen verlebt und hier trafen wir auf ein Pärchen, dem wir einmal in Kandahar  bereits begegnet waren.  Wir erinnerten uns dunkel an sie. Sie  kamen aus Gaggenau. Ihre  Reiseroute hatten sie von Amritsar über Bombay  nach  dem Süden Indiens gemacht und wollten  nun nach Nepal. Wir hielten  einen ausgiebigen Plausch,  tranken unseren obligatorischen Tee und  dabei erzählten sie, dass  Georg und Lena  ihnen vor ca. 2 Tagen  begegnet seien, kurz vor Madras  und nach uns fragten.  Sie vermuteten uns bereits  weit vor sich, da wir ja  auch ein Tag  früher aus Nepal abgefahren  waren und durch unsere Panne hatten wir  jeden Kontakt zu anderen Reisegefährten verloren.  Sie  sind z. T. durch  den Urwald Orissas gefahren,  was wir auch erst  beabsichtigt hatten,  aber durch unser entzwei  gegangenes Teil am Wagen von  solchen Extravaganzen  nun abliessen. Unsere  Reise setzten wir am  Nachmittag dann  fort und kamen noch an diesem  Tag nach Godalpur. Manfred  machte zwar ein saures Gesicht, als ich  meine Übernachtungswünsche  diesbezüglich äusserte und an diesem  Abend nochmals am Meer  übernachten wollte fuhr  aber dennoch hin und wir  haben es beide nicht bereuen  brauchen. Zuerst  fuhren wir die Wohnsiedlung  dieses Ortes, weil wir einen  bestimmten Laden suchten und nicht fanden, ich glaube,   Eier wollten wir kaufen.  Diese Siedlung war so ganz  anders, als  in anderen kleinen Städten, die Häuser hatten alle offene Eingänge und die Leute  sahen uns  nicht nur neugierig, sondern auch freundlich an. Als wir dann unseren  Einkauf getätigt hatten, suchten  wir uns direkt am Stand  einen Platz zum Übernachten und fanden  ihn oberhalb des Meeres.  Zuerst hatten wir viele Neugierige  um uns  herum, die sich aber bald verzogen und so waren  wir sehr zufrieden. Nach  dem Abendbrot suchte  Manfred "Deutsche  Welle", konnte sie auch  einwandfrei empfangen und  wir hörten Nachrichten. Danach wurde  ein  Bericht über das Heranschaffen  von Tannenbäumen  gesandt und wir konnten uns  gar nicht vorstellen, dass  jetzt in der Heimat die Adventzeit ist, mit  ihrem kalten und diesigen  Wetter. Anschliessend  gaben sie ein Rezept für Dresdener Christstollen  durch und ich  notierte es mit, so als ob  wir nicht in Indien, sondern in Berlin wären. Wir hörten uns  alles ganz interessiert an, freuten uns aber auf der anderen Seite, morgenfrüh wieder ein erfrischendes Bad im Indischen Ozean  nehmen zu können. Dann ging die Fahrt weiter  nach Vishakhapatnam, einer malerischen Kleinstadt direkt am Meer, zwischen viele kleine Hügel gebettet. Viele   bunte Villen belebten die Ansicht und grossartige Hotels unter Palmen zeigten an, daß wir uns in einem exclusives  Urlaubsparadies befinden.   Auch wir nahmen unsere Mittagsmahlzeit unter Palmen am Meer  ein. Gleich hinter der  Stadt durchfährt  man ein ziemlich grosses  Industriegebiet und wir erfahren,  dass hier Manganerz  gewonnen wird, mit Ausfuhrziel Japan. Kriegsschiffe grosse  Erzschiffe liegen hier im  Binnenhafen dieser Stadt vor Anker,

Nun  verlassen wir wieder die Küste und unser Weg führt mehr durchs Innenland  und die Strassen säumen die sattesten grünen  Reisfelder, die wir je gesehen haben. Manfred entschloss sich,  an diesem Tag auch einmal  Nachts  zu fahren, um festzustellen, ob es nicht erleichternd wäre.  Am Tage die Fahrerei stellt doch eine sehr hohe  Konzentrationsprobe  an den Fahrer, da  man auf die  vielen Fussgänger und Radfahrer achten muss,  die immer wieder kurz vor dem Wagen auftauchen und man  weiss manchmal nicht, woher.  Als die Dämmerung kam,  bemerkten wir, dass halbe Dörfer sich anschickten, gemeinsam ein gewisses Örtchen aufzusuchen und ausserhalb des Dorfes hatte man dann den entsprechenden  Platz gefunden. Man  soll nun nicht meinen, dass diese Geschäfte hinter Büschen  und Sträuchern abgehalten werden. Nein, direkt an der  Strasse und wir amüsierten uns über  die vielen  nackten Ärsche, die immer wieder  in unser  Scheinwerferlicht kamen, Wir  wunderten uns  schon lange über eine  bestimmte Sorte Messingtöpfe,  die fast in  jedem Geschäft  zum Verkauf angeboten werden. Nun  erkannten den Zweck.  In diesen Töpfen wurde  das Wasser zur Reinigung  "danach" mitgeführt.  Papier, wie hierzulande,  kennt man in Indien nicht.  Bis 23  Uhr fuhren wir an diesem Tage  und schafften fast 700 km. Als wir über eine lange  Brücke fuhren, kam  uns ein Lastwagen entgegen und Manfred  blendete höflicherweise ab. Als der Wagen vorbei  war,  machte er das Fernlicht an und sah  ein paar  Meter vor uns einen  Ochsenkarren. Rücklichter  oder gar eine Beleuchtung kennt man hier  nicht.  Auch kein Fahrrad hat  eine Lampe oder gar  Leuchtpedalen. Wenn es schon eine Bremse hat,  ist es bereits  sehr konfortabel. Nun hatten wir die Wahl auf den  Ochsenkarren zu fahren, oder einen Unfall zu  riskieren,  Manfred riss spontan das  Steuer herum, wir  kamen etwas ins schleudern,  fingen uns wieder,  dann krachte es fürchterlich  uns wir kamen mit dem  Rad an die Bordsteinkante, dachten  aber, die ganze Seite  des Wagens wäre kaputt, so fürchterlich hörte  es sich  an und dann fuhren wir auch schon wieder ganz ruhig und  normal weiter. Hinter der  Brücke  hielt Manfred kurz an und meinte,  ganz schöne Herzschmerzen habe ich bekommen. Erst jetzt  sitzt mir der Schreck in den  Gliedern. Ich wollte etwas von hinten holen und  bemerkte, dass meine Knie ganz weich waren. Dann besahen wir unsere Karoline, die wir voller Beulen und Schrammen vermuteten und trauten unseren Augen kaum, als nur die rechte hintere Radkappe  eine Beule hatte. Wir waren  sehr froh darüber und Manfred schwor, nie wieder blende  ich ab. Am nächsten Tag, den 1. Dezember, trafen wir in Madras  ein, suchten das uns bereits empfohlene Y.M.C.A. Verein Christlicher Junger Mädchen, und tatsächlich waren auch hier  Georg und Lena-mit Tatti. Die staunten vielleicht uns hier zu treffen,  wähnten sie uns doch bereits in Afrika oder sonst wo, aber niemals hinter ihnen. Es gab viel  zu erzählen, auf beiden Seiten, denn seit Katmandu hatten  wir uns  nicht mehr gesehene sie hätten bereits eine Passage zur Überfahrt nach Penang  am 7.12.71

 in der Tasche, da sie die Inder die letzten Nerven kosteten, wie sie meinten. Sehr niedlich war  es anzusehen, wie Tatti sich über das Wiedersehen mit uns freute.  Immer wieder  hüpfte er von einem Bein auf das andere und schrie dabei Api, Api, Api.  Da  wir nun  seit Delhi ohne Post waren, war Madras unsere grosse Hoffnung,  aber  wieder einmal wurden wir enttäuscht, auch hier  wieder nichts vorzufinden. Ich wurde sehr  unruhig, weil ich mir Sorgen um  Mutti machte und  versuchte, Frau  Mau

 anzurufen. Durch kamen wir  bis Berlin, jedoch ging keiner  an den Apparat. Was ich nicht wissen konnte, war,  dass auch sie, wie  Mutti, zu dieser Zeit im Krankenhaus  lag. Nun sandte ich zuerst ein-Telegramm an Mutti, was aber unbeantwortet blieb. Dann schickte  ich ein Zweites an Bernhard auf den Weg und  auch hier bekamen wir keine Antwort. Nun war ich restlos verzweifelt  und wollte am liebsten mit  dem nächsten Flugzeug nach Deutschland fliegen, um   zu sehen, was los war. Von einem Tag zum anderen hofften wir  und der Postbeamte. kannte uns nun schon und hielt uns von weitem  bereits seine Brief entgegen, die neu hinzugekommen waren, entgegen. Aber jedesmal war nichts  für uns dabei.  Da wir meinen Fotoapparat zur Reparatur  gebracht hatten und auch sonst einige Tage Ruhe in Madras  einlegen wollten, entschlossen wir uns, diese Zeit, auch bis zur Abfahrt von  Lena und Georg  nach Mahambalipuram, einer wunderhübschen  alten Tempelstadt südlich von Madras, zu fahren. Hier in Mahambalipuram fanden wir einen herrlich   weissen Sandstrand vor und stellten uns  mit unseren Wagen, wie wir es bereits oftmals vorher getan hatten, Tür an  Tür, auf einem kleinen Betonfundament  an den Klippen. Neben uns. ein z. T. versunkener Tempel und rechts

 von uns ein noch sehr gut erhaltener Tempel,  der  bereits etwas gegen die  laufende Verwitterung-geschützt wurde. Sieben Tempel sollen es ursprünglich gewesen  sein, davon waren, z. T.. nur noch unvollkommen drei Stück erhalten. Der  Shore-Tempel zog des Sonntags viele  Besucher an und so  hatten auch wir immer  unsere Abwechselung. Im Dorf selbst befand sich das grösste  Felsenrelief, mit Darstellungen von  Elefanten, Rindern, Tögeln  und mehr. Einige gut erhaltene Tempel  gab es zu besichtigen, alle  wurden aus den Felsen  herausgehauen und  waren mit vielen Inkarnationen  von Wishnu und Shiva verziert. Mit  Lena machte ich einen  ausgiebigen Bummel durch die  Tempelstadt und gleichzeitig auch Jagd auf Schmetterlinge. Ein Exemplar bekamen wir auch nach langem Warten  geschossen. Die ganze  Zeit, die wir am Wasser hier standen, betreute  Ran,  ein indischer  elfjähriger Jungen, unseren Tatti. Er spielte mit ihm,  kaufte für uns ein  und bekam pro Tag 2 Rupies dafür. Dann  hatten wir hier auch noch  unseren "Wuffi“.  Es war eine verlauste Promenadenmischung, hatte sich aber uns zur Betreuung und Bewachung auserkoren  und wir konnten  durchaus mit ihm zufrieden sein. Alle  anderen Hunde hielt er von uns  fern und knurrte sie weg. Als Dank dafür bekam  er unsere Abfälle und  Rest zu fressen und schien durchaus damit  zufrieden. Des nachts schlief er unter einem unserer Wagen. Am 2.  Tag unseres hierseins hörten  wir in der deutschen Welle, das der Krieg  zwischen Indien und Pakistan  ausgebrochen war. Trotzdem wir seit der ganzen Fahrt  eigentlich damit gerechnet hatten, kam es doch etwas überraschend  für uns, da keiner  mehr nach so langer Zeit damit gerechnet  hatte, jedoch  erzählten uns die Einheimische zuerst hätte die  Reisernte hereingebracht werden  müssen. Nun, da alles besorgt war, begann der Krieg. Wir  sassen hier an einem  relativ günstigem Ort, alles  spielte sich im Norden an  den Grenzen ab, aber alle Häfen waren geschlossen und  keiner wusste  so richtig, wie es weiterging. Trotz  ihrer Passagen sassen Lena und  Georg nun  auch hier fest und wir entschlossen  uns, ebenfalls in Madras zu  bleiben, bis sich etwas herauskristallisierte. Wir erkundigten uns nach Ausweichrouten, z.  B. über Ceylon oder Cochin aus  Indien herauszukommen, jedoch überall  vergeblich. Ceylon hat seine  Fähre bis Ende Januar gesperrt, da jetzt der Zwischenmonsun war, von  dessen Existenz wir bis dahin keinen  blassen Schimmer hatten. Wir  erkundigten uns nach deutschen, holländischen  oder dänischen  Schiffen, die evtl. jetzt hier in der Nähe waren  uns vielleicht mitnehmen  könnten, aber auch das war nichts. Einmal war es  viel zu teuer  und zum anderen nahmen sie dann immer nur das  Auto mit. Wir hätten  extra fliegen müssen und Manfred wollten  auf keinen Fall die Karoline  allein lassen. Durch unsere  Erkundigungen lernten wir verschiedene, interessante Geschäftsleute  in Madras kennen und wurden  von ihnen immer wieder weiterempfohlen. Fast täglich sprachen wir auf der deutschen Botschaft vor, denn diese  Stand mit Delhi und  Kalkutta täglich fernschriftlich in  Verbindung und konnte uns  die neuesten Nachrichten berichten.  Von hier erhielten wir auch einen Ausweis, der uns als deutsche  Staatsbürger kennzeichnete  und ein Schreiben dazu, dass wir jedem unter die  Augen halten sollten, der  uns evtl. etwas Böse antun wollte.  Wir glauben aber, dass  Deutschen in Indien niemals etwas zu  Leide getan wird; denn sobald man sagte, dass man aus Germany  komme, erhellten sich die finsteren Mienen, Wurden freundlich und man tat alles, um unser Wohlwollen herbeizuführen. Engländer, Amerikaner  und Schweizer dagegen wurden gehasst und  man legte ihnen Steine in den  Weg, wo man nur konnte. Man  darf nicht vergessen, da Indien bis 1947 englisches Kolonialgebiet  war  und die Leute heute noch in den Engländern ihre  Ausbeuter sehen. Wir warteten nun schon ein paar Tage bei den christlichen jungen Leuten.  Es war Adventzeit  und jeden Tag wurden unaufhörlich Weihnachtslieder  geübt. Wir hatten es hier aber sehr gut. Eine ganz  neue moderne Toilette und Duschräume  waren vorhanden.  Im Vorraum extra Vorrichtungen zum Wäsche waschen. Das Hause stand in einem  grossen Park inmitten von Madras hatte weite Wiesen und einen malerischen Teich u vor  sich und wir Camper hatten  einen Platz unter einer  Anzahl Bäume, nähe dem Haus. Täglich kamen  Händler mit Obst, Brot, Gemüse,  Eis und verschiedene anderen  Sachen und da alle die  gleiche Wartezeit hier hatten, war es bald eine  grosse Familie. Bädickers  waren aus Hannover, ein pensioniertes Ehepaar, dass noch  gleich  Lena und Goerg, nach Penan wollte. Ein ganz  reizendes älteres  Ehepaar aus England und ein ebenfalls älteres  Ehepaar aus Amerika. Dann Peter  aus Australien mit seinen  Eltern, später kamen noch Jean und  Joan aus Frankreich dazu die wir auch  bereits in Srinagar und Delhi getroffen hatten.  Fast alle hatten sie nach Penang  gebucht, aber nicht mit  der "State of Madras", wie  Lena und Georg, sondern mit  dem Schwesternschiff. Oftmals kamen  Urlauber und Reisende auf  unseren Platz, fragten  ob es etwas Neues gab und  fuhren dann wieder weiter.  Mein Fotoapparat war inzwischen wieder repariert und  auch  unsere Sonnenbrillen, die ebenfalls bis hierher  gehalten hatten. Am 8. Dez. erfuhr Georg,  dass sein Schiff doch auslaufen sollte, allerdings  in Begleitung von Kriegsschiffen, die für die Sicherheit  der Überfahrt garantieren sollten. In Delhi  waren Bomben gefallen, Agra  wurde bombadiert und wir hatten hier in Madras einmal am Tag 1/2  Stunde "black out", d.h. Verdunkelung. Sonst hörten wir nur immer  wieder im Radio und in  den Zeitungen die widersprüchlichsten Meldungen und, konnten nichts  weiter, als  abwarten. Vereinzelt wird von  Rationalisierung gesprochen, dass das Benzin  eingeteilt wird und aus Nepal hören wir, daß pro Kopf nur 2 Liter abgegeben werden. Nur wer das Land verlassen möchte bekommt seinen Tank gefüllt. Da wir bis auf  2 Kanister alle mit dem Fridolin abgegeben haben, gibt uns  Georg einen seiner Kanister, und von Bödickers bekommen wir noch  Benzin, was  sie als Reserve noch mit sich führen. Fast jeden 2. Tag  gingen wir chinesisch essen, was hier besonders gut schmeckte und  ebenfalls hatten wir bin  kleines Lokal in unserer Nähe ausfindig  gemacht, welches wunderbar  Briani kochte. Zur Zeit des black out’s assen wir dann bei Kerzenschein und Tatti flirtete eifrig mit den  Kellnern. Fast jeden Tag statteten wir dem "SPENCER"  einen Besuch ab. Es war ein wunderschönes Kaufhaus und wir bekamen hier herrliches  Fleisch und vor allem  Pfannkuchen,  wie wir sie von  Berlin aus gewohnt waren. Fast jeden Tag  holten wir uns 10 Stück und alle wurden sie immer. Es war an indische  Verhältnisse gemessen, ein richtiges Schlemmerdasein.  Auch als  Frau kann man hier allein durch die Strassen  gehen, was oftmals nicht angebracht ist. Ich zog eines Tages los und  besuchte das Aquarium,  ein sehr kleines zwar, aber es hat mir  trotzdem sehr gut gefallen,  schlenderte  am Strand entlang. Madras hat eine ziemlich  grosse Strandpromenade, besichtigte einige Gebäude und  bummelte durch die Hauptstrassen zurück zu unseren Platz. Am 12.12.  ging Georg wieder zur  Schiffsagentur um zu erfahren, wann er den  Wagen bringen könne, denn  morgen sollte die Abfahrt sein. Manfred  begleitete ihn. Beide kamen  am Abend wieder zurück und waren die reinsten Nervenbündel.  Von einer  Stunde zur anderen wurden sie vertröstet,  bis sie abends nun hier  wieder waren. Den Wagen hatten sie dort  gelassen. Nachts um 12 Uhr  sollte er aufs Schiff kommen und Georg fuhr  nochmals  zum Hafen aber auch diesmal war es nichts. Morgens um  6 Uhr fuhr er nochmals hin  und nun endlich kam der Wagen auf Schiff.  Um 9 Uhr brachten wir sie nun zum Hafen und bis heute haben wir sie  nicht mehr wiedergesehen.  Wir dagegen liefen nun nochmals zu unserer  Schiffsgesellschaft, die  evtl.von Bombay aus uns mitnehmen  könnte, aber alles ohne Erfolg, rannten jeden Tag zur Post, auch ohne  Erfolg, versuchten immer wieder bei Frau Mau anzurufen, ebenfalls vergebens und verschickten  Telegramme in die Welt. Ganz entmutigt gingen wir dann noch einmal zur deutschen Botschaft und erfuhren hier von  Frau Lehmann, die aus  Berlin war, dass evtl. der Hafen in Bombay  wieder geöffnet  sei. Wir entschlossen uns nun, am nächsten Tag nach  Bombay zu fahren, da wir verschiedene Abfahrtszeiten von Schiffen  hatten, die in den nächsten Tagen auslaufen sollten. Zwar konnte  das durch die  Kriegseinwirkungen  alles geändert  sein, aber besser, man war am  Ort, als aus der  Ferne alles zu betrachten. Vor einem Tag hatte es bereits angefangen  zu regnen und  heute  stand bereits der  ganze Campingplatz  unter Wasser. Es war sehr schwül dabei und wenn  wir morgens aufwachten,  waren  wir schweissgebadet. Vor unserer Abfahrt wollten wir  noch  ein letztes Mal zur Post und hier habee ich das  erste Mal so eine kleine Vorstellung   vom Monsun bekommen. Die Strassen waren dermassen  überschwemmt, dass  alle kleineren Wagen es nicht  mehr taten und  entweder von ihren  Besitzern einfach stehen gelassen wurden und somit die Strassen  verstopften oder verzweifelt wieder in  Gang gebracht  werden sollten.  Lastwagen und  Omnibusse  bestimmten  fast  ausschliesslich noch den  fahrenden Verkehr  und natürlich Manfred  mit seiner  Karoline. Er meinte nur immer,  Hauptsache er läuft.   Sobald er aus  ist, bleiben auch  wir  stehen, denn der Auspuff war  bereits unter Wasser. Nie  zuvor  habe ich eine Überschwemmung diesen Ausmasses gesehen. Bald  kam auch das Wasser durch  unsere Autotüren, der Teppich tropfte, unser Geschirr schwamm, aber wir schaffen es. Gegen  Mittag hatten wir Madras  hinter uns, kamen in höher gelegene Landschaften und bald  hörte auch der  strömende Regen auf. Es nieselte nur noch  vor  sich hin und dies blieb so bis Bangalore.  Nicht  an ein durchgehendes black  out gewöhnt, fuhr  Manfred mit  aufgeblendeten  Scheinwerfern in einer  fast dunklen  Stadt. Wir wunderten uns, aber das  Denken fiel uns schwer und so  mussten wir natürlich darauf aufmerksam gemacht  werden, dass hier die ganze Nacht „black out“  ist. Gleich darauf  stellten wir  dann das Fahren  ein und hatten  kurz  danach unsere  Beschäftigung  mit den Mücken.  Zwar hatten wir  jede Nach unser  Moskitonetz aufgespannt, aber hier in Bangalore waren die Mücken gewitzter, sie fanden immer wirder  ein Schlupfloch  und bis Manfred die  eine ihm sich nähernde Mücke eingefangen  hatte,  waren  bestimmt schon  wieder zwei  durchs Netz geschlüpft. So ging  es fast bis zum frühen  morgen, bis das  Loch gefunden  war und wir vor  diesem blutrünstigem  Getier endlich Ruhe hatten.  Als  wir einmal durch ein Dorf fuhren,  standen wie immer,  viele Neugierige an der Strasse und guckten uns nach. Dann gab  es einen lauten Kann Knall,  dass wir dachten, da würde einer  schiessen und als  wir aus dem Wagen  kletterten, sahen  wir auch die  Eingeborenen ganz  verschüchtert  vor ihren Häusern  stehen. Uns war  ein Reifen geplatzt und hatte  diesen Knall verursacht.  Wir mussten  dann sehr lachen  und nach und nach kamen auch die  Inder näher und  halfen Manfred  sogar mit kleinen  Handreichungen. Den Weg von  Madras nach Bombay  legten wir in  einer Rekordzeit  von 2 1/2 Tagen zurück. Wir  hatten nun wieder wunderschönes  Wetter, wie wir es in Indien gewohnt waren und betrachteten die vielen Zuckerfabriken, die gerade von vielen Ochsengespannen und auch großen Lastwagen voll Zuckerrohr beliefert wurden.


Fast jedes Kind knautschte auf einem stück  Zuckerrohr herum  und als wir eines Nachts im Garten eines  Resthäuses:übernaChteten, mussten auch wir mitknautschen und es hat mir sogar gut geschmeckt. Viele Strassen wurden auf diesem  Wege gerade repariert, so dass  immer nur eine  Fahrspur  befahrbar war.  Da die Leute  oftmals ohne Maschinen sondern nur mit den Händen  teerten, pflasterten, den Sand  aufschütteten oder  Steine entfernten, ging  alles natürlich sehr  langsam voran und wir konnten uns  nicht vorstellen, dass sie vor der nächsten  Regenzeit überhaupt  fertig wurden.  Dann fingen sie wieder von neuem  an. Lustig  fanden wir in der Nähe von  Bangalore die Kopfbedeckungen  der  Männer.  Ähnlich unseren  Schiffermützen, wie ein kleines Schiffchen  gefaltet,  wurden hier  die Käppis an  allen Ecken der Strasse verkauft  und auch  alle trugen  sie. Als  Manfred einmal über, eine Brücke fuhr, die nicht ganz  eben war, gab  es einen  furchtbaren Krach ünd

anschliessend  beim Fahren  schepperte es  ganz gewaltig auf  dem Dach. Als wir der Sache  auf den Grund  gingen, sahen  wir, dass die Kofferbrücke, durch ihre  Befestigung  durchgeschlagen hatte und die  Eisenteile nun an die Aussenwand der Karoline  schabten. Schwund  ist überall, meinten wir.  Manfred  versetzte die  Brücke  etwas nach vorn  und weiter ging die Fahrt, bis wir am Abend Bombay  erreichten. Die  Einfahrt in diese Stadt  war sehr deprimierend. Es war eine ganz verkommene und  verwahrloste  Satellitenstadt die uns da in Empfang nahm und da der  Abend bereits nahte versuchten wir ein  Hotel  zu finden, in dessen  Garten wir  übernachten konnten. Nach  einigem Fragen  wurden wir zum Strand  von Santa  Cruz hin dirigiert und  tatsächlich gab es hier Bungalow-Hotels mit schönen  grossen Vorgärten. Italiener,  Hamburger, Würzbürger  und viele  mehr hatten  hier für einige Tage ihre Zelte  aufgeschlagen  und Manfred  fand in Paul und  Axel sogleich ein paar Skatbrüder. Es  waren unsere Nachbarn und wir verlebten noch  einige sehr nette  Abende zusammen. Ihnen war die Achse ihres  ohnehin sehr alten VW-Busses gebrochene und  für sie die Fahrt mit dem Auto durch Indien somit

zu Ende. Da  wir keine Kartoffeln   mehrhatten, ging Manfred welche besorgen und kam stolz  mit 2 Pfund an, Als wir uns so richtig auf  ein Bratkartoffelgericht freuten. Ziemlich lange hatten wir jetzt  Indien-food gegessen,  wurden unsere Gesichter immer  länger,  als sich die vermeintlichen Kartoffeln

als Sweeties  entpuppten. Ihre Schale ist ähnlich  unserer  Kartoffel, nur etwas schrumpelig und innen  kann man sie  vielleicht mit  einer Feige vergleichen, nur ohne Kerne, sehr süss und  sehr weich. Wir mochten sie nicht.

Der nächste  Tag war ein  Sonntag und wurde  von uns mit einem  herrlichen Bad im Indischen  Ozean begonnen. Es war der 4. Advent und das Weihnachtsfest stand kurz bevor. Wir hatten  keine weihnachtliche Stimmung.  Der Krieg war seit 2  Tagen zu Ende, der  black out  aufgehoben und jeder  Tourist machte sich Gedanken, wie er am billigsten Indien verlassen konnte.  Viel Auswahl gab es nicht. Man konnte  sich für Afrika  oder Nahost  entscheiden, aber zu  diesem  Zeitpunkt wussten wir das noch nicht.  Wir  waren überhaupt froh,  dass Schiffe  ausliefen und das  war erst einmal  das primäre. Santa  Cruz hatte  einen herrlich grossen, nicht mehr  ganz weissen Sandstrand und wir lagen unter Palmen,  liessen uns  bräunen, assen in dem  schönen Hotelgarten  zu Mittag und genossen so richtig noch einmal  Indien. Nachmittags  war es aus mit dem  Baden und  wir glaubten unseren  Augen nicht  zu trauen, als  sich der schöne Strand in einen Rummel  zu verwandeln  schien. Alles, was  sich einen  Ausflug aus der Innenstadt-Bombays heraus leisten  konnte, war hier anzutreffen. Bombay ist auf einer  Halbinsel  erbaut und hat somit  keine Ausdehnungsmöglichkeit.  Es  quillt förmlich, über und die Strassen  sind so verstopft,  dass man für  ein paar  Kilometer über eine  Stunde braucht, um mit  dem Wagen zum  Zentrum der Stadt  zu gelangen. Nun, unser Strand war im Moment für uns der Ku'Damm.  Tonnys zogen kleine  Karren mit Kindern, Kamele  wurden zum Reiten angeboten, flotte Hengste galoppierten  an uns vorbei und überall  Affen, Affen .und Affen.  An Leinen  wurden  sie von ihren Herrchen zu Spässen animiert,  was  aber auch nicht immer ganz klappte. Gleich unseren  Pflastermalern  sassen hier kleine Amateure  und  modellierten in den  feuchten Sand die herrlichsten Skulpturen  und Reliefs.  Wir bewunderten sie sehr.  Dort musste gerade für  ein paar  Rupies  eine Kobra mit einem Mungo kämpfen und  etwas weiter wurde ein  Säugling,  angebunden an einer langen  Stange, auf der Stirn  seines Vaters balanciert. Hier  sass eine  Gruppe Waisenkinder mit .ihrem Pfleger und sang  indische Lieder, begleitet von  selbst hergestellten, improvisierten Instrumenten  und dort wiederum  zeigte einer  seine Zauberkünste aus der  Trickkiste. Ein  anderer hatte sich einbuddeln  lassen und  durch  angebrachte Schilder die   Aufmerksamkeit auf  sich gelenkt und  zwischendurch  spazierten und  prominierten die stolzen Inder, in Sonntagsrobe  und  sich ihres Standes  und ihrer Kaste bewusst.  Hier  und dort wurde  dem armen Volk  ein Geldstück  hingeworfen,  wenn sie  die dargebotene  Show belustigte   aber bettelnden. Kindern und Frauen gaben sie fast  nie einen Paise.  Viele Buden verkauften  Eis, Getränke  und indisches Misch-Masch,  dass  uns aber ganz gut  mundete,  Es war scharf mit süss, leicht klebrig, aber wir konnten es nicht identifizieren. Gegessen wurde es aus  einem zu einer Tüte gefalteten Blatt  oder Papier  und da die Inder ohnehin nur  mit den  Fingern essen,  kennt man Stäbchen, kleine Löffelchen oder Piker hier nicht.  So ging  der Sonntag zu. Ende und der nächste Tag  führte und  zum Touristenbüro,  zu  verschiedenen  Schiffsagenturen und  natürlich zur Post.  Hier  bekamen wir 4  Briefe, eine Geburtstagskarte mich und  ein Telegramm zu Weihnachten von Mutti. Was  waren wir froh nach so  langer Zeit  endlich ein  Lebenszeichen von zu Hause zu haben und  es war für uns das  schönste   Weihnachtsgeschenk. Dann fuhren  wir zur  Schiffs-Company,  um zu erfahren, wann die nächsten Schiffe den Hafen von Bombay verlassen würden. Normalerweise  fährt Lloyd Tristino von Indien nach  Europa, aber durch  die  Kriegsverhältnisse blieben sie in  Afrika, Kenia,  und kamen nicht  über die Arabische  See, geschippert. Eine Fahrt  mit Auto-  Indien/Mombassa würde DM 1.000,---kosten, die Fahrt   Mombassa/Triest DM 5.000,--. Soviel hatten wir nicht mehr und wir  mussten andere Möglichkeiten erschliessen. Nun kamen  wir zur Makenzie-Company und buchten eine Passage  nach Mombasse.  Von dort würden wir  schon irgendwie weiterkommen.   Am .24. Dezember, also Heilig Abend,  sollte das  Schiff auslaufen. Was wir nicht wussten, war die ,Tatsache,  dass man in Mombassa  nur  an Land gelassen  wurden, wenn man bereits Ausreisepapiere für' die Weiterreise in. ein Nachbarland in  der Tasche  hatte. Diese  Massnahme  wurde infolge der grossen  Hippie-Ansturms aus  Indien  getroffen, da  sie hier  des Landes verwiesen  wurden. Eigentlich  sollte  unser Endziel  Südafrika werden jedoch hier  wurden bei der  Einreise  aus  Sicherheitsgründen 100 Pfund pro. Person, das  waren in gesamt  für uns DM 2.000,--,  verlangt und diese hatten wir auch nicht mehr gehabt. Aber raus aus Indien mussten wir nun einmal und so buchten wir erst einmal und als wir  2 Tage Rennerei  hinter uns  hatten, zuerst wird eine Passage für das Auto gebucht, dann  an anderer  Stelle die  Tickets für uns, dann für beide Schalter eine Devisen-Deklaration verlangt usw.  usw. Später  trafen wir vor  der Company  Rolf und Marion aus der  Schweiz.  Sie hatten eine Passage  nach Khorramshar/Iran  in  der Hand und  als wir das  hörten; rannten  wir gleich  zurück und buchten um. Zum Glück  gab  es da  nicht viel Schwierigkeiten,  denn  Mr. Thomas aus England half uns aus   verschiedenen Schwierigkeiten heraus. Der Ablauf ist  so: Zuerst  wird vorgemerkt,  ob überhaupt .noch ein Platz  zu -vergeben ist. Ist das  geklärt, muss man mit der Devisenerklärung erscheinen, um bezahlen  zu können.  Hat man bezahlt, ist die Voraussetzung für die  Zoll-und  Ausreiseformalitäten  gegeben, eins hängt immer vom anderen ab. Nun  hatten wir unseren  Platz auf dem Schiff,   wollten auch bezahlen und bekamen unsere Devisenerklärung nicht, da die Banken infolge einer Umwertung des Dollars  nichts an- oder verkauften. Nur ein privates Schreiben unseres Mr. Thomas öffnete uns die Tür  zu einer Bank, dann erst  konnten  wir unser Geld tauschen.  Dann bekamen wir  unsere Papiere  und mussten damit zum  den  indischen Automobil-Club,  der für uns die Zoll-Scherereien besorgte und  unser Auto auf  das Schiff brachte. Wir  rauften uns bald die Haare und abends waren  wir richtig ausgelaugt. Ausserdem  mussten  wir uns noch das  Visum  für den Irak besorgen und überall  mussten wir  reden und reden und reden,  da sonst  Tage  vergangen wären, bis  wir die Papierchen in  Händen hätten, aber  in unserem Fall nicht ging.  Alles musste  in 2 Tagen erledigt sein,  da auch hier an den  Weihnachtsfeiertagen und ein  Sonntag war dazwischen, nicht  gearbeitet wurde. Es war eine einzige Hetzerei und am  Nachmittag  gönnten wir uns  im Taj Mahal-Hotel ein  erstklassiges  Mittagsessen für 15  Rupien  pro  Person. Wir hatten es  uns redlich verdient.  Wir konnten soviel Essen, wie  wir wollten, nur die Getränke  mussten extra bezahlt werden  und waren in dem  15 Rupien-Diner  nicht mit  einbegriffen,  Wir hatten unsere vergammelten  Sachen an und sassen  neben  hochgepflegten Indern  und Europäern, die hier im Hotel, dem ersten von Bombay, wohnten. Ich  genoss es sehr, hier zu sitzen, zu  speisen und  auf den  Boulevard von  Bombay zu sehen, zumal ich  das Buch "Nacht in  Bombay" gelesen hatte  und mir damals hätte nie  träumen lassen,   auch einmal hierher zukommen. Ja,  so können  Träume in Erfüllung  gehen. Viele schöne  Hotels hatten  wir bereits in  Kathmandu,  Delhi oder  anderswo in Indien  gesehen,  aber dem Taj  Mahal-Hotel konnte  keines das  Wasser reich. Jeder  Raum  war ein kleines Prunkstück für sich.  Die  grosse  Freitreppe in die oberen Räume  überdache eine  riesengrosse  Kuppel, alles in  Rot  und  Gold. Hervorragende   Schnitzereien und  Skulpturen, auch  Plastiken sowie  Malereien  indischer Künstlicher  zierten die  Wände der Hallen und Gänge. Es war ein Erlebnis,  hier  gewesen sein  zu können. Den Tag  beschlossen  wir dann  bei einem Plausch  mit Marion und  Rolf auf  deren Balkon, mit  einem  wunderschönen  Ausblick auf  die Seepromenade von Bombay und  der schönen Bucht. Der  Sonnenuntergang, den wir zusehen bekamen, wird uns unvergessen  bleiben.  Die Schweizer freuten sich,  in uns  Fahrtgenossen  gefunden zu haben  und so sprachen  wir jetzt schon viel  von der  Dwarka, unseren Schiff.  Für mich  sollte es die erste Schiffsfahrt werden. Manfred war ja  da schon ein alter  Hase mit  seinen Erfahrungen als  "Assi". Sehr freuten  wir uns, dass  wir die  Indische Bank  doch etwas  beschubst hatten und zwar hatten  wir den Überfahrtspreis  für das Auto  immer mit 180  Dollar angesetzt. Das war aber der Preis nach Mombassa.   Die Fahrt  Bombay-Khorramshar  kostete aber 268  Dollar und wir hatten zu wenig  getauscht. Unsere  Deklaration reichte  nicht aus. Da  wir einmal für die  Passengers und  einmal für das Auto bezahlten  mussten, nahmen wir  einfach die 2. Ausfertigung der Deklaration  und warteten nun täglich, dass sie den Schwindel merken würden,  aber es  tat sich nichts. So  organisiert sind  die Inder nun  auch wieder  nicht. Wir  hatten dadurch  DM 500,-- gespart.  Insgesamt kostete die  Überfahrt 6000 Rupien und  das  war ein ganz schön stolzer Preis für die verhältnismässig  kurze Strecke.  Allerdings wohnten  wir in der  A- Klasse  auf dem Schiff. Als wir noch feste beim Buchen in der Company waren, sahen wir mit einem mal  Erna, Monika  und Willi ebenfalls  hereinkommen. Sie waren die ganze Nacht mit dem Zug von   Cochin gefahren, wo Wuffi  und Heinz noch ihr kaputtes Auto verschiffen wollten, um  dann ebenfalls  nach hier nachzukommen. Es klappte aber bei ihnen  nicht so ganz und wir mieteten uns zusammen  ins  Stifflies-Hotel ein und hatten eine ganze Menge zu erzählen. Mit Frühstück zahlten wir hier 20 Rupien.Es war verhältnismässig sauber aber, meistens von Haschern und Hippies  bewohnt und des Nachts war es so laut, dass von schlafen nicht viel die  Rede war.  Da wir  nun kein Auto mehr hatten, wir mussten es  vor Weihnachten bereits  zum Hafen bringen, freuten  wir uns auf  die Schiffahrt und  nahmen alles  andere hier  in Kauf.  Karoline hatten wir völlig umfunktionieren müssen. Die Gepäckbrücke musste herunter und alles  im Wagen verstaut  werden. Wir staunten selbst, wie wir das alles  fertig brachten und wenn  ein Zöllner durch die Gardine in den Wagen sah, war  wirklich  nicht viel zu  sehen. Normalerweise müsste der Wagen  völlig ausgeräumt sein, nur die  leere  Campingausrüstung wird genehmigt.  Wir hofften auf  unseren guten  Stern und es  klappte auch tatsächlich.  Am 23.12.71 war es  dann soweit. Wir brachten.  unsere Wagen zum W.I.A.A,  von dort zur .Mackenzie-Company„ dann ging es zur Hafenpolizei, danach zum Zoll  und schliesslich durften wir ans Schiff, um die Wagen abzustellen. Manfred  weigerte sich beharrlich, seine Autoschlüssel  auszuhändigen,  was verlangt  wurde, da er beim Verladen dabei sein  wollte. Die Verladung  sollte am nächsten Morgen um 8 Uhr früh erfolgen.  Nach vielem Hin und  Her wurde es genehmigt und  es war sehr gut so, sonst  hätten sie uns vielleicht gar nicht mitgenommen.  Der Kran, der die Autos in das Schiff hievte, vermochte 2 Tonnen zu heben, unsere Karoline war mindestens 21/2   Tonnen  schwer.   Etwas hob er sie an und schon  war sie wieder auf der Erde. Eiligst entfernte  Manfred viele schwere Sachen aus dem  Wagen, wir hatten noch Werkzeugkisten und Gepäck von Freunden dabei, so dass der Kran es schaffte und endlich war der Wagen an Bord. Am 24. Dezember,  deb Heiligen Abend,:  machte ich mit Marion einen  Bummel  durch Bombay, wir  besuchten  das Prince of Wale Museum und ich war restlos begeistert. Nie zuvor habe ich ein schöneres und interessanteres,

abwechselungsreicheres  Museum  besichtigt,  als hier in Bombay.  Für den  Abend hatten wir. uns Karten  zu einem Weihnachtfest im  Taj-Mahal-Hotel geholt. 50  Rupies  kostete der Eintritt mit Esse

und Darbietungen.  Wir  erwarteten hier  einen kleinen  Hauch von weihnachtlicher  Stimmung, da  wir  internationales Publikum-vermuteten, wurde aber sehr  enttäuscht, da  das Fest gleich  einem  Sylvesterball war. An Lautstärke war  es einmalig  in seiner Art  und bunte Hütchen, Knallfrösche, Trillerpfeifen  und  verschiedenes andere  war die  Tischdekoration. Es wurde  viel getanzt und noch  mehr gegessen.  Da das Essen- im Preis inbegriffen war, hatten wir den  Eindruck, dass  viele Inder nur für diesen  eine Tag. Im Jahr  sparten,  um sich hier so voll wie nur möglich zu essen, manche Leute  hatten  3 bis -4 Teller vor sich zu stehen und 4 Stunden hintereinander haben sie mindestens gegessen; in   Bombayist  strengste Alkohol-Verbot und Rolf vermisste sehr sein Fläschchen Wein, für das er gerne 100 DM bezahlt  hätte. Wir hielten  es trotzdem ziemlich lange aus  und als wir uns  anschickten, zu  gehenl wurde ich von einem jungen, blonden  Mann aufgefordert zum Tanzen. Er  vermutete in mir eine Engländerin  und war  sehr erfreut,  eine Landsmännin  gefunden zu haben. Mit Deutschen vom östlichen  Teil unseres Landes, verbrachte er mit  einigen  seiner  Kollegen ebenfalls  das Weihnachtsfest im   Taj-Mahal-Hotel. Sie kamen von der Rostock, dem bekannten ostzonalen Schiff und bald, als auch die anderen  hinzugekommen waren, gab es  ein munteres  Geplauder. Das Stichwort  war  "Wein". Als Rolf das hörte, wurde er hellwach und  auf der Rostock befand sich davon eine ganze Mange. Aber  wie  dort hinkommen. Der Hafen wurde streng bewacht, zumal  noch kurz nach Kriegsende. Ich hatte Bedenken, mich  auf ein Ost-SChiff  als Westberliner zu  begeben. Alle Bedenken  wurden  aber zerstreut und  ein Schlachtplan entworfen. Harald organisierte  alles  und  so mieteten wir einen Pferdewagen, auf  dem wir alle Platz. hatten,  wir waren  nun etwa 10-12 Leute und ab ging die Fahrt in Richtung Hafen. Hier sahen wir nochmals so richtig  das Elend einer indischen  Großstadt.  Ganze Familien vegetierten, denn anders  kann man  es nicht nennen, auf der Strasse, schliefen an den Häuserwänden und  zwischendurch  gingen die Ratten spazieren. Es stank  fürchterlich  nach Abfällen und  Kot. Unser Plan war so gefasst, dass sich zwei die einen  Passierschein hatten, sich mit der .Hafenpolizei unterhielten  und die anderen  derweil vorbeipassierten. Als sie auf uns zukamen und  die Papiere sehen  wollten, gingen  wir ihnen entgegen, schüttelten ihnen die Hände und  sangen laut und kräftig "merry  christmas"..Als sie  es sich versahen,  waren wir bereits vorbei  und im Dunkeln des Hafens  zwischen Schiffen, Tauen,   Planken und  Ladegut verschwunden. Nun  waren wir auf  der Rostock. Wunderhübsch hatten es hier die jungen Matrosen. Schöne grosse Kabinen, alles schön  sauber und wir verlebten noch sehr gemütliche  Stunden mit  ihnen bei Wein  und Kognac.

Als  der Morgen bereits dämmerte, verliessen .wir sie  wieder, da der Kapitän  von der nächtlichen  Eskapade  auf seinem Schiff  nichts erfahren  durfte. Auf die  gleiche Weise kamen wir  auch  diesmal an der Hafenpolizei und den  Wachposten vorbei, nur waren auch diese bereits etwas schläfrig.  Wir hatten  keinerlei Schwierigkeiten.  Die netten Jungens werden wir  wohl nie im Leben  wiedersehen. vergessen werden wir sie aber nicht.

Für den letzten Tag unseres Indienaufenthaltes, dem 25.• Dezember 1971 planten wir  eine Überfahrt  zur Insel Elephanta. Eine Stunde .dauerte die Überfahrt.  Das Wetter war  wie immer warm und sonnig  und  wir verbrachten noch einmal einen herrlichen Tag mit der Besichtigung der Höhlentempel mit   ihren wunderschönen Skulpturen auf der Insel. Tempel waren aus  einem Felsen  herausgemeiselt  und Gott Shiva sah uns in vielen Inkarnationen entgegen. Ein sehr grosses und vor allem sehr gut erhaltenes  Relief fand  unsere volle  Begeisterung. Leider war die Zeit sehr kurz,  die wir hier  verbringen konnten, da das letzte-Schiff die Insel bereits  wieder um 1/2  5 Uhr  verliess. Die Heimfahrt  war ziemlich stürmisch und in  diesen paar Stunden  hatte  sich das Meer ganz schön verwandelt.  Windjammer  begegneten .wir auf der Fahrt und  Kriegsschiffe sahen wir vor Anker liegen.  Alles in allem war es  ein sehr schöner Tag.  Den Abend verbrachten wir  mit Erna, Monika. und  Willi und am nächsten Morgen bis 11 Uhr sollten sich alle Passagieren auf dem Schiff eingefunden haben.  Das erfuhren  wir aus  der Tageszeitung, nicht etwa von  der Schiffsagentur, die  wir  fast stündlich um  Bekanntgabe des  Auslaufens der Schiffes  belagert hatten. Nun,  widererwartend hatte bei uns alles bisher  ganz gut  geklappt, wenn es auch einige Nerven gekostet  hat,  aber nun war alles  überstanden und mit etwa 20 Cabinen-Passagieren  der A. und B-Klasse und  ca. 500 Deckspassagieren verliess  die DWARKA um 1/2 7  Uhr abends  den Hafen von Bombay. Wir standen an der Reling, nun  doch mit  etwas Wehmut im Herzen, denn so unvermittelt  und schnell hatten wir  uns  das Ende unseres  Indienaufenthaltes doch  nicht  vorgestellt. Im Nachhinein hatten wir doch vieles in diesem Land liebgewonnen und trotzdem waren wir andernteils froh, so ohne  viel Schwierigkeiten,  mit denen  manche. unserer  Landsleute zu kämpfen hatten, der Heimat, wenn auch noch, weit entfernt, Stück für Stück näher zu kommen.  Wer einmal  in seinem Leben  in die Mühle der indischen Bürokratie  geraten ist,  weiss, was es  heisst, sie hinter sich zu wissen. Die DWARKA war ca.  110 Meter lang und fasste 5000. BRT.  Sehr überrascht waren wir .über das Essen, das wir  bekamen, da wir  Indien-Food erwartet hatten.   Vorwiegend gab es englische .und französische Küche  und es war schon fast  kein  Essen mehr, wir  wurden fast gemästet.  Zuerst ist  alles Neue  interessant, aber schon nach 2 Tagen war der  gewohnte Trott da und man fing sich an zu langweilen. Lesen, Tischtennis.  spielen, Sonnen auf  dem Deck, Essen  und Schlafen waren  der tägliche Ablauf und  abends  war  Manfred, sonst sehr  zurückhaltend in alkoholischen Dingen,  meistens der Erste bei Maximilian, genannt  Max,  an der Bar.. Es wurde  Rome' oder 'Schach gespielt und wir  Frauen plauderten  mit den Scheichen. Scheich Feisal aus Quatar und Pip aus Andorra machten sich jeden Abend über  türkische Ringe  her, setzten  sie zusammen, um sie gleich  darauf wieder  auseinanderzunehmen  und hatten so ihre  Abwechslung. Vom Kapitän  wurden uns des  öftern  Drinks in  seiner Kabine spendiert  und  für die Offiziere gab es wiederum durch uns  Abwechslung. Einen Morgen, früh um 6.Uhr, durften wir auf die Kommandobrücke, als  die Meerenge von Muscat passiert  wurde. Alle Augenblicke wurde auf das Tiefenmesser gesehen, es war keine  gute Sicht  mehr, denn das Wetter änderte sich  schlagartig,  hatten wir  bisher noch den  schönsten Hochsommer,  wurde es jetzt  kalt, stürmich  und eine hohe See kam auf. Bis Windstärke 9  wurde uns Von  der Kommandobrücke  gemeldet. Muscat  ist ein altes  Piratengebiet  und von hier zogen die Seeräuberschiffe  aus,  um Lastschiffe  zu kapern. Als wir die  Kommandobrücke  wieder  verliessen, kam  der Chief und lud uns ein,  auch seinen  Maschinenraum zu  besichtigen. noch nie in meinem  Leben habe ich so eine  große und lange Kurbelwelle  gesehen, wie sie die  DWARKA hatte.  22  Jahre alt ist  die DWARKA und  dieses ist ihre letzte Fahrt in der BRTITISH- INDIAN-LINES,  danach wird  sie an die Chinesen verkauft.  Auf dem Wege zum  Maschinenraum  bekamen  wir auch das 1. Mal die  unteren Decks  zu sehen. Hippies,. Europäer, Inder  und Araber lagen hier bunt  durcheinander auf  der Erde auf Decken oder Planen. Nur eines hatten sie gemeinsam: Sie schimpften alle über das scheussliche Essen,  das man ihnen bot.-  Indian-food und so scharf, dass es  für die Europäer  ungeniesbar  war und selbst für die Inder, an  scharfe Kost  uns gegenüber gewöhnt, miserabel. Außerdem waren  die  Portionen auch zu klein für Erwachsene  Manschen. Was  man uns zuviel  des Guten gab, wurde  hier wieder eingespart. Wir nahmen  unser Essen gemeinsam mit  dem Kapitän  und  den Offizieren im Kasino  ein. Als  Tischoffizier bekamen  wir Richard, Lordford, den Sicherheitsoffizier  zugeteilt,  ein sehr nervöser,  überaus korrekter,  typischer Engländer von 44  Jahren, aber äusserst  sympathisch.  Nun kam die. Sylvesterfeier. Das .erste Mal, daß ich mich "fein" machte.  Marion hatte Schminkkoffer  und sonstige  Zivilitäten dabei  und alles vorhandene wurde  angewandt. Die  Bar war geschmückt und durch das herzliche Verhältnis  zwischen Offizieren  und  uns wurde es ein sehr netter   Abend, bzw.  Nacht wurde reichlich dem Alkohol zugesprochen  und  als Max seine Bar  schloß, wanderte die ganze Mannschaft  in die  Offizierskabinen,  wo weitergefeiert wurde. Daraus  wurde nun eine Gewohnheit  und jeden Abend waren wir bei einem Offizier oder dem Kapitän in  der Kabine, es wurde viel gelacht  und, noch mehr getrunken. Manfred  hielt tüchtig mit und war immer mit  dabei. Unsere ganz besondere Heiterkeit waren Nana  und Novalla, beide kamen aus Brasilien und  hatten 2 Jahre unter  Tibetanern in Tibet gelebt und  dort geforscht, Sie schreiben nun  Bücher über ihr erlebtes. Lana  ist ein  spindeldürres lange Gestell, sehr eingebildet, dabei  jedoch  liebenswert,  und fühlt sich am wohlsten im  Kreise von jungen  Existenzialisten  und Hippies. Novalla dagegen,  über einen Kopf kleiner  als  Nana, mindestens 20 Jahre älter,  achtet auf Gepflegtheit,  plauderte nach  Möglichkeit nur mit dem  Kapitän oder den höchsten Offizieren, und da er keine  Ahnung von Technik hatte, mußte er sich immer das Neueste  derzeitig  auf dem 1.Markt erschienene von den Leuten besorgen lassen. Der Chief stöhnte  so manches Mal, denn er mußte meistens  die  Begleitperson Novallas bei den  Landausflügen sein. Von  uns wurde  Novalla allgemein Nußknacker genannt,  weil er von  morgens bis abends Nüsse  knackte,  meistens Pistazien. Unser Schiffsbillet  hatten wir nur bis Korumshar  gebucht, weil wir ursprünglich planten, dort  an Land zu gehen,   hörten aber auf  dem Schiff, daß dies mit viel  Schwierigkeiten  verbunden  sei, da man das Land  vom Iran  nicht anlaufen konnte. Der Euphrat war nur in der  Mitte von  den großen  Schiffen befahrbar  und so  mußten Frachten, Autos und Menschen  umgeladen werden  in kleinere  Schiffe, die dann  wiederum alles  an die Pir brachten. Das Umladen  von der  DWARKA dauerte  volle 2 Tage.  Basra dagegen hatte  einen guten  Hafen, obwohl es weiter Stromaufwärts  lag  und der Kapitän beschloß, uns ohne Ticket bis  Basra mitzunehmen, was  wir natürlich  große Klasse  fanden.

 2  Tage später trafen wir dort  ein, aßen noch einmal  tüchtig zu Mittag  und verließen um 14 Uhr Ortszeit  das Schiff.  Der Abschied von  der ganzen Besatzung war doch etwas wehmütig, denn  wir hatten uns  alle liebgewonnen, kannten mitlerweile die  einzelnen Familienverhältnisse  der  Offiziere und sie die unseren, wir  versprachen, uns  zu schreiben,  sobald wir wieder in der Heimat waren.

Auf  unseren  Zwischenstationen Dubai,  Doha und Kuweit  ließ man uns  an Land gehen. Es war für uns sehr interessant,  nach Indien nun  einmal   arabische Städte zu sehen. Es gibt  hier  keine Vergleiche.  Die arabischen  Städte sind  sehr sauber,  zivilisiert und  es überwiegend deutsche und amerikanische  Autos,  natürlich die grössten. Man glaubte, manchmal  in  einer europäischen  modernen neuen Stadt  zu sein  und auch die Auslagen der   Kaufhäuser und. Läden sind durchaus Modern und europäisch.  Jedoch sahen wir diese  Sachen fast nie auf den Strassen, da die  Frauen immer verschleiert gehen. Darunter tragen sie  dann das Moderne  und nur zu  Hause darf der Schleier abgelegt werden. Für uns gab  es nichts zu kaufen, da alles 3 - 4 Mal so teuer war, wie in Deutschland. So gingen wir dann  mit unserem umgetauschten Geld ins Wimpy' und liessen uns  hier die Spezialitäten, genauso  wie in Berlin, schmecken.

Als wir dann in Basra Waren, sorgte Ian  dafür, dass unsere Wagen als  erste ausgeladen wurden und wir konnten trotz Irakischem Feiertag,  natürlich  mit einem  Bestechungsgeld von DM 150,--  DM umgerechnet, nach  4 Stunden  unsere Wagen  aus dem Zollgebiet fahren. Unsere  Reisekasse  war ganz schön  zusammengeschmolzen und  hier im Irak mussten wir  auch ganz schön haushalten,  der Kurs:  1 : 10. Ein  irak. Dina = 10  DM. Unser erstes  arabisches Essen  in BASRAH schmeckte sehr gut, trotzdem es  eine Umstellung war  und die kleine Imbisshalle, in der wir saßen hatte, gerade  unter unserem Tisch eine große Eierkiste deponiert. Manfred organsierte für den kommenden  Morgen die  Frühstückseier,  wobei ihm seine Fliegerhosen mit den großen Taschen sehr von Nutzen war. Nächsten  Morgen  ging die Fahrt weiter Richtung  Bagdad.  Immer wieder mussten  wir  feststellen, daß  man uns Touristen beim  Einkauf oder in  Restaurants  übers Ohr hauen wollte  bzw. gehauen hat. Jedes Mal gab  es ein  Gezanke und Gefeilsche, jedoch hatten wir den Eindruck, daß wir doch immer die Dummen  blieben. Der  Weg nach Bagdad' führte durch große Landwüsten, unterbrochen von  vereinzelten Palmenhainen,  oder  besser Oasen. Die Landbevölkerung lebt  in Lehmhütten, betreibt vorwiegend  Schafzucht und  Ackerhau, was  der karge Boden  hergibt. Die Frauen  tragen hier auch den Schleier,  jedoch bleibt  das Gesicht frei. Nach 2  Tagen Fahrt erreichen wir  die Hauptstadt  und  der erste Weg

Ist zur jordanischen Botschaft. Wo  wir auch sofort unser. gewünschtes  Visum bekommen,  allerdings dürfen wir die  Botschaft nicht  betreten. Wir warten draussen auf der Strasse. Die Syrische Botschaft  hat bereits geschlossen,  und so haben wir den  Tag zum Bummel frei.  Auch hier werden wir  beim  Essen mit den horrenden Preisen schockiert.  Abends bummeln  wir  über den "KulDamm" von  Bagdad und auch  hier wieder Preise,  die einfach ins Unermeßliche gehen.  Am  liebsten würden  wir gleich weiterfahren, denn  am nächsten Morgen  bekommen wir   zwar unser Visum, jedoch  Rolf und Marion als Schweizer noch nicht.  So hängen wir noch einen Tag Bagdadurlaub  ran. Sie müssen erst zum Schweizer Konsulat, um  sich bestätigen zu  lassen, daß  sie Schweizer sind. Da das Schweizer  Konsulat  heute am Sonntag  geschlossen hat, das Syrische jedoch  offen ist,  hier ist Freitag  geschlossen, müssen  wir halt warten. Wir  besuchen das Museum Iraq" und sind von der Einmaligkeit restlos  begeistert, was uns  hier von  den Babyloniern, Assyrern, Nubiern, den Königen gezeigt wird. Sogar einen kompletten  Neandertaler  beherbergt dieses  Haus. Eine ganze Kulturepoche  tut sich vor  uns auf und wir  sind fasziniert von den Gebrauchsgegenständen, die  man vor 5 - 6  Jahrtausenden benutzt hat. Am meisten begeistern mich  die Steinbriefe oder Tafeln mit den Hyroglyphen,  bevor  das Papier  entdeckt wurde. Astronomische Berechnungen in Stein, auch Doppelsteine wurden angefertigt, die ineinanderzuschieben waren, um Übermittlungen langen Inhalts weiterzugeben. Auch kann man hier die  Veränderungen der Schriftzeichen bis zur heutigen arabischen  Schreibweise verfolgen.

Aus Babylon  befinden sich riesige  Skulpturen in  dem Museum, halbe Städte hat man  hier in riesigen  Hallen untergebracht, Toreingänge von 38 m  Höhe und  viele Relieffs. Als den Königsgräbern von Ur sind die Kostbarkeiten und Reichtümer  der damaligen  Könige hier ausgestellt. Ansonsten waren  die Araber  sehr freundlich  zu uns  und hilfsbereit. Morgens kamen  sie zu unseren Autos, boten uns Trinkwasser an und nahmen uns  mit in ihre Häuser, um ihre Toiletten benutzen zu können. In einem unbewachten Augenblick  jedoch  stahlen sie mir meine  Gummistiefel, das einzige  stabile Schuhzeug,  was ich mit hatte und nun stand  ich da, barfuß, bei  0 Grad in der  Nacht. bbbrrrr. Zu kaufen bekam  ich auch keine neuen,  denn die Araber  hatten Damenschuhe nur bis  Grösse 37  zu verkaufen.  Manfreds  Turnschuhe wurden mir angepaßt  und so setzte ich  die Reise fort.  Zwei volle Tage dauerte die Reise  durch die Wüste  bis wir Damaskus  erreichen. Der Wüstensand hat eine rötlich-gelbe Farbe, das Land.  ist flach. Tagsüber erwärmt es  sich recht gut, jedoch die Nächte sind  ziemlich kühl und ein gehöriger  Wind pfeift  uns um die Ohren. Wir freuen uns sehr, unsere  schöne Standheizung  zu haben.  Hier  kommt sie zu vollem Einsatz. Damaskus oder Damas,  wie die Stadt  sich hier nennt, ist für  uns wenig interessant, hat deutlichen. osteuropäische Einschlag, da sie ziemlich  grau ist  und in ihren Auslagen  doch recht spärlich erscheint. Nur .die Minarette und Moscheen erinnern uns daran,  daß  wir uns in  Arabien befinden. Die Kleidung ist  ebenfalls vorwiegend europäisch nur wenige tragen den Schleier oder  die  Landestracht. Viele Frauen  haben jedoch zur europäischen Kleidung um den  Kopf  einen schwarzes Tuch gehüllt. Eine Stunde  später, nachdem wir  Damaskus durchfahren  hatten, sind wir an   der syrisch/libanesischen  Grenze. Gleich  nach der Grenze tut sich ein wunderschönes  Gebirge  vor uns auf,  welches wir durchfahren.. Wir sind von seiner Schönheit  sehr angetan und richtig glücklich, nach Tagen der Wüste diese herrliche Gegend geniessen zu können. Die oberen Gipfel, glitzern in  der Sonne von Eis und Schnee und  wir hoffen; das  es hinter  diesen Bergen auch wieder wärmer wird, da wir dem Mittelmeer entgegenfahren.

Unsere Uhren wurden hier an der libanesischen Grenze  wieder einmal korrigiert und eine Stunde zurückgestellt, so daß wir mit unserer Zeit nur  noch 11/2  Stunden differieren.   Wir entschliessen uns, nicht sofort  nach Beirut, der  Hauptstadt des Libanon zu  fahren, sondern erst  Baalbek, einer römischen 2000  Jahre alten Stadt einen Besuch abzustatten. Das Paradies der Götter, wie uns das auf  Postkarten, Prospekten und sonstigen kitschigen Andenken  entgegengebracht wird.  Wir übernachten  auf dem Platz vor einem  Souvenierladen,  dürfen uns  dort erwärmen, da  die Nacht wieder  einmal recht  empfindlich kalt ist, bekommen Kaffee serviert,  natürlich immer mit  dem Hintergedanken der Leute, daß sie durch uns  ein gutes Geschäft  zu machen hoffen, was in diesem Falle auch nicht falsch war. Um die kalte Nacht  etwas zu  verkürzen, hielten wir in unserem Wagen, wegen der Standheizung  ein Meeting ab,  natürlich mit  viel Alkohol und zum Schluß waren Manfred  und Pip voll, schliefen im Andorrawagen, Marion und Joan zu fidel,  sie konnten  kein Ende finden und Rolf rückte mir auf den Pelz, bis  ich hilfesuchend  nach meinem Manfred ausschau hielt. Alle Wogen  wurden wieder geglättet, jeder bekam sein eigenes  Bett zugewiesen und  am nächsten Morgen wurde dann die  alte  Tempelstadt Baalbek besichtigt.  Noch nie zuvor habe  ich eine  alte römische Stadt so gut  erhalten gesehen, wie hier. Die  Baukunst der damaligen Römer faszinierte uns so sehr,  dass wir immer  wieder etwas  neues zum fotografieren  fanden. Nachdem die Korona etwas müde wurde und  zurück zum Wagen schlenderte, entdeckte ich eine Treppe, die auf einer Ruine führte und wollte nicht  auslassen, auch von dort oben  noch ein Bild zu schiessen. Natürlich wurden es mehrere,  denn die  Aussicht die sich mir  bot, musste ich in mich   aufnehmen und freute mich  an dem Anblick.  Als ich die Ruine wieder  verlassen wollte, kamen  3 Männer ebenfalls  hier  hinauf. Zwei von ihnen betrachteten die schöne Landschaft,  jedoch  einer blieb voller  Erwartung an  der Treppe stehen.  Als  ich an ihm vorbei wollte,  packte  er mich an den Schultern, drückte mich  auf der schmalen  Treppe  gegen die Wand und versuchte, mir  einen Kuß aufzubrummen.  Ich wehrte  mich, so gut ich konnte, aber ich wollte die   Treppe, die  ziemlich steil war, nicht herunterfallen. So schrie  ich nur  aus Leibeskräften. Durch das  Schreien irritiert,  rannte er zuerst nach  oben, zu den  anderen, dann an mir vorbei, wieder  hinab und so  kamen wir  fast zur gleichen Zeit unten an. lch hielt  ihn fest, schrie  immer noch und  versetzte ihm  ein paar Boxhiebe ins Gesicht. Er  schlug glücklicherweise  nicht  wieder zurück. Durch mein Schreien. angelockt,  standen im nu  einige Leute herum und einer von  ihnen holte die  Polizei, was  ich aber nicht  wusste. Doch bis diese  kam, war mein Syrer, wie  sich  später  herausstellen sollte, bereits verschwunden. Er bekam Angst.  Nun suchten wir  ihn alle gemeinsam nach  einigen Tempeldurchgängen entdeckten wir ihn sogar vereint mit seinen anderen zwei Kumpanen.  Die  Polizei nahm ihn Fest, eine  Menschenmenge war  gleich um uns herum,  inmitten war  ich, als Zeuge und so marschierten  wir dem Ausgang  zu. Ich musste immer wieder  schildern, was  vorgefallen war, die Pässe von den  dreien wurden abgenommen und mein Draufgänger bekam an Ort  und Stelle  von einem Polizisten  eine schöne  saftige Backpfeife.  Als wir inzwisch den Haupteingang der Tempelstadt   erreichten,  staunte Manfred nicht schlecht, mit  was für einer Eskorte ich da ankam  und nun legte sich

meine Erregung und ich fing  vorlauter Erleichterung  zu heulen an. 4 Wochen Gefängnis  bekam mein  Papagallo, und das fand ich  wieder zu hart für so einen mißglückten Kuß, aber die  Libanesen  meinten wenn Touristen  im Tempelbezirk belästigt würden,  muß die Strafe so hart sein, sonst  leidet das   Image. Als Libanese  wäre er noch härter bestraft worden.  So hart sind hier die Sitten. Ich hatte mir nun einen Drink  verdient, nach all ,der Aufregung  und ein gepflegter Campari verhalf mir  wieder zur  nötigen Ruhe und  inneren Ausgeglichenheit. Unsere Reise setzten wir noch am gleichen Tag Richtung Beirut fort und erreichten sie am selben Abend. Wir waren von dem Anblick den diese Stadt in seiner  nächtlichen Illumination uns bot, restlos begeistert. Wir kamen von den Bergen herunter,  die Stadt lag vor uns, am Hafen lagen die festlich erleuchteten  Schiffe auf Reede. Der Eindruck war für uns unvergleichlich. Für mich ist es die schönste Hauptstadt, die ich je gesehen habe. Wir suchten  uns einen Schlafplatz und  fanden ihn  außerhalb der Stadt am Holiday-Beach. Ein kleines  Lokal  (Auto-Stop) bot uns  die Toilette an,  genauso  wie  Waschgelegenheit und abends hatten wir ebenfalls unsere  warme Stube.  hier  war es wesentlich wärmer, als in Syrien oder im Irak, gar kein Vergleich, aber doch immer  noch zu kalt,  um sich  wohl zu fühlen. Wir waren eben sehr verwöhnt.  Der  Besitzer des  Lokals oder Bar, wie es angeschrieben stand, war sehr zuvorkommend  und äußerst nett.  Auch zahlten wir  bei  ihm  keine Restaurantpreise, sondern Ladenpreise. Im Libanon  waren die Preise gemessen  an Irak und Syrien und den  anderen  arabischen Städten,  ganz normal, die Währung  entsprach  unseren deutschen Zahlungsmitteln. Rolf wollte bereits in Bagdad zünftig das orientalische Nachtleben  studieren, was uns  dort aber zu  teuer erschien und so drängelte er wieder hier in Beirut und wir  beschlossen, dies hier nun  in die Tat umzusetzen.   Die ersten Tage bummelten wir nach Herzenslust  durch  die Strassen,  wie in Europa. Marion und ich kleideten uns von Kopf  bis Fuss  ein, damit wir  wieder  etwas europäisch  aussahen und abends gingen wir aus.  Verschiedene Lokale  wurden aufgesucht,  manche ganz  im   arabischen Stil, manche liessen nicht vermuten, dass wir  uns im Orient  befanden. Beirut wurde schon  früher  das Paris  des Orients genannt  und so war es auch. Fast  alle  Leute, ob Frauen oder   Männer, gingen europäisch gekleidet,  fast  alle Leute  sprechen  entweder französisch, englisch  oder sogar deutsch  und  wir fühlten uns, als ob  wir in Paris,  Berlin oder sonst  einer Großstadt  unseres  Kontinents waren. Als Abschluß war  ein  Besuch  im Crazy-Horses-Saloon  geplant. Wir sahen  hier eine rein  Europäische Striptease-Show, kein orientalischer  Bauchtanz oder  ähnliches wurde  geboten und  so meinte Rolf am Schluß, es war ja ganz nett,  aber das habe  ich  in der Schweiz auch.  Nun, der  nächste Tag  gehörte ganz dem Erholen, die restlichen Sachen  wurden noch von  der Reinigung geholt, wir gingen  schön essen, plauschten   noch mit unserem Auto-stop-Besitzer, tauschten  Adressen und Bilder aus, Karoline wurde etwas überholt und auch beschriftet.  So verging  der Tag, nur Rolf wurde gegen Abend nochmals ganz   schön mobil und wollte  mit den  anderen Männern  auf Alleintour gehen. Manfred, von den  Preisen doch ganz schön abgeschreckt,   verkroch sich hinter Müdigkeit, Piep  und  Joan zuerst  dafür, strotzen ebenfalls vor Müdigkeit und so fand dieser Abend  einen ganz  friedlichen Abschluß.  Wir lagen  alle bereits um  9.00 Uhr in den  Schlafsäcken. Nach  3 Tagen Beirut dachten wir nun wieder an Weiterreise. Das Wetter  verschlechterte  sich auch und wir ahnten  ja nicht,  was uns noch  bevorstand. So fuhren wir am  nächsten Tag  Richtung Tripolis,  der  syrischen Grenze entgegen. Es  wurde so windig  und kalt,  daß wir uns  bald wieder an den milden  Strand von  Beirut zurücksehnten.  Aber  die  Fahrt ging weiter. Die Landschaft  wurde sehr lieblich  und  schön, sie  erinnerte  an unseren deutschen Schwarzwald.   Wir  durchquerten Syrien  und erreichten  noch am gleichen  Tage die  türkische  Grenze. Manfred wetterte über die türkische   Autoversicherung, denn  die grüne Versicherungskarte schloß  die Türkei aus  und so mußte  er selbst  die Versicherungskosten tragen. DM 12,-- kostete der  Spaß. Danach suchten  wir gleich einen  geeigneten  Schlafplatz für unsere  drei Wagen,  fanden ihn aber  erst kurz vor  Antakya. Hier  war ein Hotel, bot uns  ein windgeschütztes  Plätzchen, wir konnten  zu Abend essen und hatten  eine Toilette  mit Waschraum  für die Morgentoilette. Was wollten wir mehr. Von  Basrah bis hierher  hatten wir insgesamt DM  700,-- ausgegeben. So ging das nicht  mehr  weiter. Wir  wollten ja noch nach  Hause kommen und fingen nun sehr stark an zu haushalten. Bratkartoffeln mit  Ei, unser Standardabendbrot  aus  Indien, wurde hier  wieder einmal aufgetragen  und  mundete uns  vorzüglich. Der nächste Tag, ein Sonntag, brachte doch wieder Kopfzerbrechen. In  Beirut wurden Rolfs und unser  Wagen in der  VW-Werkstatt  durchgesehen  und  oberflächlich überholt.  Nun roch es  in unserem Wagen  so stark nach  Benzin, daß  wir es nicht mehr  aushalten können.  Manfred  hantiert an der  Heizung und es  wird etwas besser,  aber er  stellt fest, daß  der Wagen fast 30 L Benzin auf 100  km frißt. So  können wir  natürlich nicht weiterfahren.  Rolf,  Joan und  Manfred überlegen  krampfhaft, woran  es liegen könnte. Das Ventileinstellen in Tripolis half  ebenfalls nichts,  Karoline  war eben durstig  und schluckte und schluckte.  Am  anderen Morgen nahm Manfred kurzerhand den Vergaser  auseinander, entdeckte  zwar auch hier  nichts, nur daß er  von oben bis  unten schmutzig war.  dafür  war der Vergaser aber sauber. Mit großer Spannung fuhren wir  dann weiter und siehe da, es   war alles wieder in  Ordnung . Alle  waren wir froh darüber  und nach  kurzer Zeit führt  uns die  Landstraße aus den Bergen  heraus und wir  sind wieder  am himmelblauen  Mittelmeer. Wir hoffen  hier sehnsüchtig  wieder  auf etwas  Wärme, denn  gestern hatten  wir ausser der großen Kälte  auch noch  Schnee. Unsere Standheizung wissen wir zu schätzen  und haben  auch abends immer  den wärmsten  Wagen.

 

Heute ist der 17.Januar 1972.  Unsere  Fahrt geht am  Mittelmeer  entlang. Die  Landschaft ist einmalig schön.  Das  blaue Meer,  die Orangenbäume  tragen Früchte,  alles grünt  und wir sind  so übermütig,  dass wir ein kleines  Bad im Mittelmeer nehmen. Verwundert schauen uns ein paar kleine Türkenjungen  zu, die bei dieser "Kälte" niemals ein Bad  nehmen würden.  Bei Silifke  verlassen  wir die  Küstestrasse  des Mittelmeers und  nehmen  Kurs auf  Konya, mitten durchs  Taurusgebirge.  Niemals  wieder haben wir, eine so bizarre Landschaft   zu sehen bekommen, wie  hier. Schneebedeckte Bergzüge  wechseln ab mit  dichten tiefen   Kiefernwäldern. Nicht weit  danach durchfahren  wir eine  dünenartige  Gegend und  dann stehen wir kurz darauf  an der Burg  Friedrichs  Barbarossas. In  Mut verbringen wir  die Nacht und im Gegensatz zu der herrlichen milden Küste vom Mittelmeer ist es  hier wieder empfindlich kalt.  Manfred, sauber und rein von Hause aus erzogen,  stellt wieder einmal lakonisch fest, dass er umfunktioniert wurde, denn  seine Wäsche  an diesem  Morgen besteht aus dem  Reiben der  Augenwinkel mit  einem kleinen  Tüchlein. Die Skala reicht bis unter 0 Grad,  der Wind  pfeift um  unsere Wagen und uns um die Ohren,  wenn  wir diese  verlassen. Wir beschliessen, die anderen 4  hier zu  verlassen, da wir uns mit der Reise noch Zeit  lassen wollen,  die anderen  jedoch bereits in  10 Tagen wieder zu Hause  sein  müssen oder  wollen. Wir  schlagen unseren  alten  Indienfahrtstil wieder  ein  und setzten die Reise  fort. Nachdem  wir noch gebührend Abschied  gefeiert haben geht  die Reise für  uns beide  weiter. Rolf will  eigentlich jeden Morgen um 6  Uhr  aufstehen,  liegt dann aber  um 9 Uhr immer noch  in der Koje. Wir  setzen die  Fahrt fort und  fahren  Richtung  Konya. Hier  haben wir des Nachts minus  20  Gra d. Es klirrt  auch am Tage  vor Kälte. Die  Strasse führt  uns durch die anatolische   Hochebene. Die Landschaft  bringt nichts abwechslungsreiches, nur Schnee, Eis  und Kälte,  dazu kommt wie durch  einen durchsichtigen Schleier die Sonne  durch und die Gegend  ist trostlos  und  eintönig. So fahren  wir bis  Izmir und freuen  uns sehr,  wieder am wärmenden   Mittelmeer zu  sein. Izmir  ist eine sehr  schöne terassenförmig  angelegte  türkische Hafenstadt  und im Sommer bestimmt ein beliebtes  Ausflugsziel der Türken  und Touristen,  jedoch  um diese Jahreszeit,  heute ist der  19. Januar  1972, finden  wir die Stadt  zwar sehr schön, jedoch nicht   berauschend.  Vielleicht sind wir  auch etwas reisemüde. Wir wissen es nicht so genau. Manfred stellt so  ganz nebenbei  fest, dass die rote Lampe von Karoline aufleuchtet, was bedeutet,  daß nicht  mehr genügend   Oel vorhanden ist. An  einer Tankstelle füllten  wir Oel nach.  Jedoch verloren wir gleich wieder etwas.  Manfred entdeckte,  daß sich eine Schraube  gelockert hatte und  nach und  nach verloren  wir das ganze Oel wieder.  So konnten  wir  natürlich nicht  weiterfahren. Unser  Mittagessen nahmen  wir noch  in Izmir ein,  ließen uns von einem  deutschen  Gastarbeiter  durch die Stadt  führen, holten uns Prospekte von Ephesus, Pergamon und Troja,  Dann schlenderten wir  durch Izmir,   besichtigen  seinen berühmten maurischen Uhrenturm,  die  wunderschöne  Moschee und die  Ruinen von Agora.  Dann vertieften  wir  uns nochmals in die wunderschöne Lage von Izmir, bewunderten  die  malerisch an  den Berghängen sich hinabziehenden Vororte der  Stadt bis zum Stadtzentrum und  zum Hafen. Den  Plan, Ephesus  einen Besuch   abzustatten gaben wir bald auf, da es uns zu weit südlich  gelegen erschien,  unsere Reiseroute  jedoch  normalerweise  in nördliche Richtung weiterging.  Als nächste  Station machten   wir Pergamon, oder  wie es heute  heißt, Bergama aus.  106  km  nördlich von Izmir gelegen. Auf  dem Wege dorthin  stellt   Manfred wiederum fest,  dass unser Oel sich mehr auf  der Strasse, als im Wagen, verflüchtigte. 2  Lieter wurden nochmals in den Oeltank  geschüttet und so kamen  wir bis  Pergamon. Hier wollten wir Karoline  in einer  Werkstatt  nachsehen lassen,  falls  es gibt,  ansonsten müssten wir  zurück nach  Izmir. Auf  einem Wunderschönen kleinen  Campingplatz  in Pergamon,  versehen  mit kleinen niedlichen  Häusern,  jedes Haus  besteht aus  einem Raum, finden wir unseren  Rastplatz.  Eine Cantine,  die ab und  zu geöffnet hat, verkauft uns  Butter, Eier  und anderes  Eßbares und das schönste vom  ganzen Platz,  hier existiert eine unterirdische warme Quelle. Das war  vielleicht eine   Überraschung. Im Sommer von  den Touristen  benutzt, die  natürlich  dafür  bezahlen müssen, dürfen  wir  sie  unentgeltlich nach  Herzenslust auskosten und  manchmal sind  wir fast 2  Stunden darin,  bevor wir uns in unsere  Schlafsäcke  verkriechen. Eine herrliche wohlige Wärme umgibt uns  dann, uns  nach den Tagen  des  Frierens und der oftmaligen Katzenwäsche  wähnen wir  uns hier im  reinen Luxus.

Am nächsten  Tag suchen wir  eine  Tankstelle oder Werkstatt  mit Hebebühne, um  unsere Karoline  wieder fit  zu bekommen.  Manfred hatte zuvor  ein "schlaues  Büchlein" von VW  studiert  und stellte nach vielen Überlegungen einwandfrei  fest, entweder  die eine oder die andere Schraube ist  locker.  Was anderes  kann es  nicht mehr sein. Da wir  nicht ein Wort  türkisch  sprachen, hier  aber auch keiner  englisch oder gar deutsch   verstand, war die  Verständigung entsprechend.  Manfred  bediente sich  einfach  selbst. Ich ging derweil auf  Suche nach  einem Dolmetscher. Angelockt durch eine Tafel  oder ein Firmenschild  an einem  Haus ging  ich hinein und siehe da, es  war das Gartenbauamt   und noch besser,  einer der Gartenbaufreunde  konnte  deutsch sprechen. Nun stand er aber derzeit im Dienst und musste  erst dienstlich  für  mich  abkommandiert werden. Nachdem  ich  mit seinem  Chef eine Tasse  Kaffee getrunken hatte,  unser Sprachschatz eifrig  übersetzte,  wurde er mir für den Rest  des Tages  zur Verfügung gestellt. So gingen wir zurück zu Manfred, holten ihn ab  zum Mittagessen, denn das wurde uns  auch vom  Gartenbauamt in  der Kantine  bewilligt, und danach wurde  Karoline  abgeholt. Der freundliche  Tankstellenbesitzer spendierte uns  noch zum Abschied einen Tee.  Alle wollten Sie  helfen, aber an den  Sprachschwierigkeiten  haperte  es doch. Zum Mittagessen wurden  wir mit  dem  Senatseigenen Autobus gefahren, den ebenfalls  die   Senatsangestellten benutzten  und die Kantine  war im Hause unseres Campingplatzes. Ein Autobus  brachte uns zum  Campingplatz mit Kantine.  Die  Haltestelle vom Bus befand sich  direkt vor  der  Einfahrt zur  Feuerwehr und hier  entdeckten wir einen  neuen Mercedes-Feuerwehrwagen, fast nicht gebraucht  aus Deutschland. Die Stadt  Bergamo hat   einen Partnerschaftsvertrag  mit der  deutschen Stadt  Böblingen und der  Bürgermeister von  Böblingen  machte anläßlich  eines Besuches in  Bergamo das Feuerwehrauto als    Freundschaftsgeschenk. Es  war sehr gut gedacht und  bestimmt auch eine edle Geste,  aber  hier  konnte keiner die Gebrauchsanweisungen,  geschweige  denn  die Bedienungsanweisungen für das Auto lesen und  so stand  das schöne neue  Auto  in der Garage und wird von Jahr zu  Jahr älter.  Trotzdem ist  es der ganze  Stolz des kleinen  Städtchens Bergamo  und kein einziges Stäubchen   findet man auf dem  schönen roten Lack.  Es wird wohl  auch nie in Betrieb genommen werden.  Manfred  wurde in das Auto  bugsiert und alle  technischen Daten ansagen, die nur irgendwie zu  sichten waren. Dann wurde tüchtig  geklingelt, die Sirene heulte  auf  und das Nebelhorn  wurde

in Gang gesetzt.  Es war ein  fürchterlicher Lärm, aber  allen  machte es Spaß. Nachdem das zulässige    Wasserfüllgewicht, die Achslast, das Gesamtgewicht  und verschiedene andere  Sachen angesagt  waren,  wurde das schöne Auto wieder  verschlossen, die Garagentür dicht  gemacht und sollte der nächste Einsatz   kommen, werden  natürlich die  klapprigen türkischen  Feuerwehrautos das  Feuer bekämpfen.

Als wir wieder  zu unserer Karoline  nach dem  Essen gingen,  war der Motor wieder eingebaut, die   Ölwanne hatte  ihre feste Schraube wieder und unsere Fahrt konnte weiter gehen.  300 Lire =  DM 80,-- hat, das Ausbauen des  Motors wegen dieser  einen Schraube  gekostet. Danach sehen wir uns  noch  Asklepion an, sind  hier etwas  enttäuscht und fahren  weiter zur Akopol,  3 km außerhalb  von Bergamo.  Hier finden wir wesentlich  mehr  vor, als in  Aklepion,  jedoch sind  wir durch  Baalbek verwöhnt und  können uns nur  schwer  die überaus große Ausdehnung der  früheren Stadt  vorstellen.  Aber alles  ist noch nicht ausgegraben. Einige  Tempel  und das  Amphitheater sind  sher gut  erhalten und man  kann sich  das Außmaß der   früheren Pracht leicht vorstellen.  Auch die Grundmauern  einiger  Gebäude und Tempel  lassen erkennen, was hier   vor 3000 bis 4000 Jahren  erbaut wurde.  Auch ist die Festungsmauer  noch z. T.  gut erhalten  und gibt von  der  früheren Größe  der damaligen Tempelstadt  Auskunft.  Eine Säulenstumpf hatte es uns besonders angetan und wir beschließen, sie  mit nach Deutschland   zu nehmen. Manfred robbte sich so gut es ging  an der Aufsicht  vorbei und wir haben ein antikes Stück gewonnen. Nach der Tempelstadtbesichtigung sind wir mit unseren deutsch sprechenden  Türken  verabredet. Er will uns  seiner  Frau vorstellen und hat uns  zu diesem  Zweck zum abendlichen  Kaffee  in sein Haus eingeladen.  So  modern er uns vorkam, so türkisch  gibt sich seine  Frau. Das Haar ziert ein buntes  Kopftuch, weit ins  Gesicht hereingezogen, eine Bluse bedeckt das Oberteil  und bunte lustige Pluderhosen vervollkommnen die Garderobe. Leider kann  sie kein Wort deutsch sprechen, sodaß  unser Freund immer  dolmetschen muß. Schnell  verständigt haben   wir uns jedoch mit Hurzel,  einjähriger Sohn der beiden. Das Mobiliar des Zimmers, in welchem wir  zu Gast geladen  sind, besteht  aus einem   französischen Bett, einem  Kinderbettchen.  Eine Ecke des  Zimmers ist gut  gepolstert mit Decken und  Kissen und dient  zum Sitzen oder  als Liegestatt,  falls Übernachtungsbesuch  vorhanden  ist. In der  Mitte des Zimmers  befindet sich ein eiserner  Ofen,  der wohlige  Wärme spendet.  Unser übliches Mobiliar, wie Stuhl,  Schrank, Tisch,  usw.  fehlt hier  ganz. Die Kleidungsstücke sind in Koffern  verpackt,  welche unter den  Betten steht. Von diesen  Leuten kaufen  wir ausgegrabene  2000 Jahre  alte Öllampen und einige  Münzen, welche  jedoch nur für  uns historischen Wert  haben. Wir bekommen noch  einige  Tonscherben geschenkt  und plaudern über die Türkei,  über  Deutschland und vieles  mehr. Der Kaffe  schmeckt ausgezeichnet,  aber wir müssen  uns doch wieder  einmal trennen.  Diesen Abend kommen wir  sehr spät in  unser warmes Bad  und dann zum  schlafen.

Am nächsten  Morgen wollen wir uns noch  ein schönes Schaffellchen  zulegen, aber  der Laden hat  geschlossen und  wir müssen unser Geld behalten. Gegen Mittag  treffen  wir in Troja ein und  sind  nach dem  vorhergesehenen doch etwas enttäuscht. Weder das kleine  Museum auf dem  antiken Gelände noch die alte Stadt selbst  können uns anschaulich vermitteln, was wir bereits über Troja gelesen  haben. Da die  Stadt 9  x übereinandergebaut wurde, deuten Hinweistafeln daraufhin, aus  welcher Epoche  die jeweils  ausgegrabenen Steine sind. Es sind  fast nur Häusergrundrisse

und Mauern  zu erkennen.  Alles was einigermaßen   sehenswert war, wurde bereits gestohlen  oder  befindet sich in Museen.  Wir können  uns nur  schwer vorstellen, daß diese Stätte,  worauf  wir nun stehen,  das  Kulturzentrum der damaligen  Zeit von   3000 bis 2500 Jahren  vor Chr.  sein sollte.  Eine

Hinweistafel   am Eingang  weist den Besucher  mit den  schönsten  kitschfarbenen Plakaten  auf die historischen  Daten  und Begebenheiten  von  Troja hin.

Ein Andenkenladen mit der  Beschriftung  "Paris und Helena"  bietet  alles mögliche Nutzlose  an, was  nur mit dem Namen  Troja in  Zusammenhang zu bringen ist.  Das "Trojanische   Pferd" steht in schönster Einfallslosigkeit, aus Holzbrettern erstellt, vor diesem Andenkenladen und deutet  dem  Gast

an, das er  sich auf  historischer Erde  befindet. Bald darauf  verlassen wir  Troja, der  Tag ist recht ungemütlich,  es stürmt und windet  und regnet und  fahren weiter  nach Canakkale,  wo wir  innerhalb

von einer  halben Stunde die  Fähre nach  Europa bekommen.  Wir bezahlen 13  Lire dafür. Da auch in  Europa das  Wetter nicht viel  anders als in Asien ist,  fahren wir gleich  weiter nach  Griechenland  und nach kurzem Mittagsschmauß  am Strand  des Mittelmeeres,  am gleichen  Platz wie bei der Hinreise,   rollen wir weiter  Richtung  griechisch/Jugoslawische Grenze.

Wir wollen  jetzt sowieso so  schnell wie  möglich Richtung  Heimat  fahren, da  sich wieder einige Mucken  am Wagen einstellen,  wir  brauchen zuviel Öl. Manfred meint, sind wir erst  einmal in Italien,  ist ihm sehr viel  wohler. Wir erreichen  noch an diesem  Abend die  jugoslawische Grenze.  Die  Abfertigung ist  bald vorüber.  Hinter dem  Zollgebäude ist ein  schöner  Parkplatz mit  einer kleinen  Imbußstube und  hier wollen wir  die Nacht  verbringen. Als  wir gerade zu  Abend essen,  kommt ein Zöllner  und weist  uns darauf hin,  das eigentlich  das Parken hier nicht  erlaubt  ist, sondern nur

für die Dienstwagen  der Beamten   bestimmt ist. Auf unsere  Fragen, ob er nicht eine  Ausnahme machen  können, meint  er : Meinetwegen.  Wir waren  bereits in den  schönsten Träumen,  10,30 Uhr,  als wir brutal  aus dem  Schlaf gerissen werden.  Zwei andere Zöllner  stehen vor unserem  Wagen und  deuten uns an, daß wir den Platz  sofort räumen  müßten. Da wir  wieder alles umbauen müßten,  wehren  wir uns, so gut es geht und   erklären, daß wir ja vor einigen  Stunden die Erlaubnis  bekommen  hatten, aber  es hilft  nichts. Nach vielem  Palaver erscheint sogar die  Polizei und da  Manfred nicht

willig ist,  wird er willig  gemacht mit  einem  Gummigknppel. Zum Glück hat er gute  Beine und läuft  davon. Einige  Hiebe mußte er jedoch einstecken. Das Ganze hat noch ein  Nachspiel,  denn wir wollen  noch sehen,  von welchem Revier  die  Polizisten kommen und fahren so mit in die Stadt  hinein. Als wir  wieder wenden,  werden wir  sofort gestoppt  und Manfred  muß die ganze  Nacht in Verwahrung. Am nächsten  Morgen, ein Sonntag,  wird ein Schnellgericht  improvisiert,  ein Dolmetscher ist zur Stelle  und umgerechtet  DM 50,-- Strafe  muß Manfred  bezahlen. Für falsches Parken. Sein Gefängnisloch  war 2  Stockwerk tief  in den Keller gebaut und  entsprechend feucht  und kalt.  Pritschen oder  sonstiges  kennt man hier auch  nicht,  sondern zum Schlafen wurden 2  Decken  auf den  kalten Boden gelegt. Ein Eimer diente  als Toilette. Zum  Glück  hatte Manfred seine schöne  warme  Felljacke aus Kaschmir  an. Gegen 11  Uhr am anderen Morgen war der ganze  Zirkus vorbei und  wir konnten weiterfahren   Richtung Belgrad. Wir  statteten noch  der Deutschen  Botschaft einen Besuch ab, um

unseren Fall  zu berichten.  Hier winkte  man aber ab und  meinte, in  diesem Staat sind  wir rechtlos  trotz diplomatischer  Beziehungen  und so  weiter.

In der Hochsommerzeit,  wenn  viele Deutsche  hier sind,  kommen fast täglich solche  Vorkommnisse   vor, aber die  Deutschen sind  hier machtlos und haben  keinerlei Unterstützung seitens der Regierung oder anderen staatlichen  Institutionen  zu erwarten. Wir beschließen,  dieses Land so schnell  wie möglich  zu verlassen  und setzen  unsere  Reise Richtung italienische Grenze  fort. Noch am  gleichen Tage erreichen wir die Grenze. Hier  liegt  bereits überall Schnee  und vereinzelt   sahen wir  neben der

jugoslawischen Autobahn große Fontänen aufsteigen. Fast unbekleidete Menschen standen immer herum und wir  erkannten,  daß es sich hier um Thermalquellen  handelte.  Als wir uns endlich dazu  entschlossen,  auch ein Bad bei  der nächsten  Quelle zunehmen, kam keine mehr. Erst  in einem Hotel  in Trieste  wo wir das erste Mal  auf unserer langen  Reise übernachteten, erfrischten wir uns durch  ein  schönes warmes  Bad. Der nächste  Tag brachte uns  nach   Venedig. Trotz Regen  entschlossen wir uns, eine  Fahrt auf dem Canale  Grande zu  machen.  Danach  schlenderten wir über  den Markusplatz  und suchten  uns ein  kleines Lokal ohne "coperto“ zum Mittagessen.  Hier  waren außer uns  noch Gäste  aus Australien, eine Dame  aus  Kopenhagen und  es wurde angeregt unterhalten. Venedig  bietet zu dieser  Jahreszeit einfach  nichts und ich  kann mir nur  schwer  vorstellen,  wie es sich hier  leben lässt. Anschließend   geht die  Fahrt weiter Ricntung Mailand.  Der 1. Anziehungspunkt  ist  der Mailänder  Dom und er wird  von allen  Seiten  fotografiert. Nachdem  wir ihn  innen und außen  besichtigt hatten,  machen wir  einen  Bummel durch Mailands  Innenstadt, sind  über die hohen  Preise im  Gegensatz zu  früher sehr  verwundert.  Ganz so teuer  hatten wir uns Italien  doch nicht  vorgestellt. Jetzt scheint hier   wieder die Sonne,  als wir in  die  Berggegend fahren, liegt oben  alles voller Schnee  und als  wir nach  Como kommen, sind  wir von der  Bergwelt restlos  begeistert.  Wir passieren  die Schweizer  Grenze durchfahren  Lugano und  dann  geht es  weiter Richtung St. Gotthard.

An diesem  Tag nehmen wir unsere  letzte Mahlzeit  im Bus mit Bratkartoffel und üblichen  Zutaten ein.  Den St.  Gotthard durchqueren  wir mit  der Eisenbahn.  War  auf der südlichen  Seite die Landschaft   weitläufig, sonnig und  freundlich, empfängt uns  die nördliche  Seite mit  tiefstem Winter,  engen Pässen und Schneefall. Wir genießen die Landschaft und suchen uns  bald darauf  unseren Schlafplatz am Rande  der Straße.  Zu Abend wurde in  einer schweizer Beiz  gegessen und Manfred amüsierte sich darüber, daß ich kein Wort verstand, obwohl die  Leute  deutsch sprachen. Er bekam natürlich  alles mit und fühlte  sich  gleich wieder heimisch.

Am nächsten  Tag fuhren  wir  nach Basel, holten Monika vonSpital ab und weiter ging es nach  Wehr.  Hatten wir zuerst Bedenken, daß  wir vielleicht beim  deutschen Zoll unsere  ganze  Karoline  auspacken müßten, so wurden  wir hier eines besseren belehrt. Der Zollbeamte guckte nicht  einmal in  den Wagen, sondern   nickte Monika nur  fröhlich zu und machte   eine bestimmte  Handbewegung, was   andeutete, daß wir weiterfahren  sollten. So  einfach hatten  wir es uns  doch wieder  nicht vorgestellt.

 

Hier endete  nun unsere  Reise am 30.  Januar 1972.  Genau 6 Monate. waren wir unterwegs, hatten in dieser Zeit  32.000 Km  zurückgelegt und haben noch jetzt  das  Ersatzteil von Herrn  Mangal aus Indien  eingebaut.

 

Ab14 Tage  später: Nachdem ich mit der Bahn gleich weiter nach Berlin fuhr, blieb Manfred noch  einige Tage  in Wehr beim seinen Eltern, um hier ein  paar Sachen abzuladen. Auf der  Rückfahrt ging dann  der Motor, in der Höhe von Freiburg, endgültig in die Brüche.  DM 1000,--  kostete nochmals ein neuer. Ich hatte  bereits in Berlin die  Reklametrommel  für  den Verkauf der  Karoline gerührt und  mit einer roten Nummer kam  Manfred eine  Woche später  dort an. Noch am selben Tag  wurde Karoline besichtigt  und  ohne Probefahrt gekauft für DM 5.000,--.  Das war dann  der endgültige Abschluß von der  Reise.