Reise 2     Manfred und Edith Urich


1974 


Mit dem Mercedesbus (L406 D)

durch die Sahara bis Südafrika

Die nachstehenden Reiseberichte hat meine Frau Edith geschrieben.

Auszug aus dem Südkurier unserer Heimatzeitschrift


  • Südkurier Bericht
  • Südkurier Bericht 2

 Auszug aus der Mercedes Benz Transporter Zeitschrift Nr. 93  16. Jahrgang 1977


Wir waren die ersten, die mit einem Mercedes   L 406 D durch die Sahara gefahren sind !!

 

  • Mercedes Berticht Seite 1
  • Mercedes Berticht Seite 4
  • Mercedes Berticht Seite 2
  • Mercedes Berticht Seite 3
  • Mercedes Zeitschrift Nr. 93 1977

 

 

 27.9  1974   Abfahrt in Wehr - schlechtes  Wetter. Die Fahrt geht über Bern,  Avenches = Hauptstadt  der Schweiz in römischer  Zeit -, weiter nach Lausann und  Genf. Hier  strahlend blauer  Himmel. Aus der Ferne grüssen  die schneebedeckten Alpen.
28.9.1974    Wir haben auf einem freien Feld  zwische Weinreben      nahe Lyon übernachtet. Am  Morgen regnet es. Es hört  den ganzen Tag nicht auf. Wir  fahren deshalb-weiter bis zur spanischen Grenze. Hier kein Regen mehr,  aber sehr, sehr kalt.
29.9.1974 Endlich  vor uns das Mittelmeer. Besuch in Blanes an der  Costa Brava , Manfrd war vor 9 Jahren bereits einmal hier.  Es ist immer noch  ungemütlich kalt, trotz Sonnenschein.  Fahren deshalb weiter. Kurz vor  Tarragona eine heikle Situatiön  auf  der Autostrasse, die uns  beinahe einen Zusammenstoß  mit einem Pkw gekostet  hätte. Kurz vor uns schert ein Wagen nach  rechts aus, um mit einem linken Bogen  zu wenden, obwohl wir  hinter ihm sind Unser  Glück ist:  kein Gegenverkehr.  Manfred  benutzt die ganze linke  Fahrseite, um dem Zusammenstoß zu entgehen, was auch mit  knapper Not gelingt. Es war jedoch sehr knapp. Hinterher bemerken  wir, daß kein spanischer Wagen  Seitenspiegel hat.

135 Peseten  haben wir für die spanische Autobahn bezahlt, 

ca. DM 7,--. Für uns  viel zu teuer, bei einem gesetzten  Tageslimit von DM 5,-- pro Person.  Wir übernachten bei Tauagona  am Strand. Zu essen  gibt es die letzten Reserven von  Marlene aus Wehr. Morgen müssen wir  einkaufen gehen. Die Strassen sind sehr gut, die Autofahrer fahren im  allgemeinen sehr  diszipliniert. Links von uns das Meer,  rechts säumen Oliven und Orangenhaine die Strasse. Wir  durchfahren malerische  Städtchen, ansonsten ist alles auf Tourismus eingestellt. Spanien  ist fest  in deutscher Hand.

30.9.1974    Die Nacht am Strand war  herrlich, wir waren ganz allein, fern vom Tumult der Touristen. Es stürmt noch immer und uns zieht es weiter nach dem Süden. Wir möchten  endlich baden. In einer. Markthalle in Castellon frischen wir unsere  Vorräte auf, Obst, Gemüse, Eier  und Fleisch, frühstücken ausgiebig am Strand und fahren weiter an der schönsten Küste Spanien laut. ADAC, bis Benidorm,  Eldorado der Touristen. Mir  gefällt es nicht.  Hochhäuser direkt am Strand,  von den Bergen und der  schönen spanischer Landschaft ist nichts  mehr zu sehen. Wir  beschließen, uns einen
Tag unter die "Urlauber" zu mischen.  Benidorm  ist schön warm und wir können baden. Es soll das  mildeste  Klima von ganz Spanier haben. Es macht uns Spaß,  die verschiedensten  "Typen" zu belächeln. Vorwiegend ältere  Leute bevorzugen den "letzten  Schrei". Abends bummeln wir über die  Plaza und lassen uns die  spanische Küche schmecken. Nach dem  Bummel machen wir die  Bekanntschaft eines holländischen Ehepaares, .Kitt und Roger, die ebenfalls mit einem Mercedes-Campingbus,  nur 1 Nr. größer, ein  508 D unterwegs  sind. Sie verleben hier  ihren Urlaub und sind gleich uns bis hierhier  an den ersten warmen  Strand Spaniens gefahren. Abends sind  wir bei Ihnen zu Gast und  Manfred und Roger vergleichen  die Wagen. Erfahrungen werden ausgetauscht.  Die Holländer haben viel mehr Komfort  als wir Toilette, Bad, Television  usw., wollen aber Europa nicht verlassen.

1.10.74  Heute lacht die Sonne, es  ist herrlich  warm, das Meer ladet zum Baden ein und wir  faulenzen an Strand.  Urlaub für uns das 1. Mal in diesem Jahr.

2.10.74  Eigentlich wollten wir weiterfahren,  aber die Holländer meinen, noch einen Tag  Urlaub könnte uns nicht schaden und   außerdem könnten wir etwas  zusammen unternehmen. Sie  laden uns für  den Abend zum Essen ein. Beide sind wirklich  sehr reizend und nett. Manfred steht das 1. Mal auf Wasserskiern.  Es macht ihm großen Spaß  und eine so schlechte Figur für das 1. Mal  macht er auch gar nicht wir stauenen alle. Jeden   Abend sind wir zum  Plausch bei unseren  neuen Freunden, wegen des  vielen Komforts und vor  allem wegen der Toilette wie Manfred immer  sagt. Auch hier übernachten  wir direkt am Strand. Die vielen Urlauber interessieren sich für unsere aussenhängende mit Wasser gefüllte "Ziege" oder "toten Hund", wie viele meinen, ist dieser aus Ziegenhaut gefertigter  Wasserbehälter fast  ausschließlich Anziehungspunkt Nr. I.  Danach wird dann  der ganze Wagen betrachtet. Meist  ergibt sich ein kurzes Gesprächt, woher, wohin.Manfred zückt unsere beiden  Reiseapotheken. Beide hocken nun auf der Strasse  und beschriften Medikamente.  Der Bürgersteig ist blockiert. Es  sieht zu komisch aus. Wir  versprechen, eine Karte zu  schreiben.

3.10.1974   Heute fahren wir weiter,  Kitty und Roger geben  uns Geleit bis Alicante. Da beide gut  spanisch sprechen, kaufen  wir hier zusammen noch einen Kompass, der uns immer noch für die Wüste fehlte und ein Thermometer  für den Wagen. Nach  einem Bummel und großem Abschiednehmen setzen  wir am späten Nachmittag die  Reise fort.

Die nächste Stadt ist  Murcia. Zu unserem Erstaunen säumen  hier die Strasse Reis- und Baumwollfelder, natürlich  unterbrochen von Orangen-  und Olivenhainen  Dattelpalmen,  Granatäpfelsträucher und Feigenbäumen.

4.10.1974   Uns begeistert Landschaft, obwohl wir durchs  Landesinnere fahren und das Meer  ein paar 100 km links von   uns liegt. Durch die immer hügelige  Landschaft können wir es nicht  sehen. Ohne übergang wechselt plötzlich  das fruchtbare Gelände  in ein trostlose Mondlandschaft. In dieser unfruchtbaren Lehmhügellandschaft leben noch  Menschen in Höhlen, wir  können es kaum glauben, wenn wir  es nicht sehen würden. Es gibt absulut  keine Vegetation. Bis  Almeria ändert sich die  Landschaft nicht. Wir halten wieder am Meer und machen Siesta, von 12:00 Uhr bis 3 Uhr, nehmen ein kühles  Bad und am  Nachmittag geht die Fahrt weiter. Die Costa del  Sol ist eine der  reizvollsten Landschaft die wir bis jetzt  durchfahren haben  jedoch für den  Autofahrer mit viel Mühe yerbunden, zumal  bei einem 4,5  t schweren Wagen, wie dem Max (so haben wir unser Auto getauft). Hoch über dem Meer führt der Weg in vielen Serpentinen von einem Fischer-  oder Badeort zum anderen.  Diese Gegend  wurde früher sehr oft von Piraten überfallen, wovon noch zahlreiche maurische Türme auf den Felsklippen zeugen. Die  Spanier lernten wir als ein  äußerst freundliches und hilfbereits Volk kennen. Motril  ist für heute unsere Endstation.  Ein herrliches Plätzchen, wieder neben  eihem Felsen direkt  am Meer, ist heute unser  Nachtquartier. In der  Abenddämmerung sehen wir den Fischern zu, die das Menü fur den nächsten  Tag fangen. Über uns wacht das Auge der Strandpolizei, der  "Guardia  zivile", wie übrigens an der ganzen Küste  Spaniens.  Nirgendwo fühlen  wir uns sicherer, als am Strand.

5.10.1974   Unser nächstes Ziel soll  Torremolinos sein,  bekannter Urlaubsort an der Costa des Sol. Das Frühstück wird heute hoch über dem Meer an der Steilküste der Sierra Nevada eingenommen. Wir sitzen wunderbar schattig unter  Pinien und Zypressen,  um uns herum blühen Bouginvielle  und wilde Pegonien.  Wir  fühlen uns wohl und glücklich.Die  Strasse bis Malaga ist wieder sehr kurvenreich und besteht  fast nur aus Serpentinen,  jedoch die  Landschaft entschädigt für die sehr anstrengende Kurbelei..  Manfred leistet oftmals, Schwerstarbeit. Alle Häuser  haben hier  einheitlich einen beißen Anstriche, egal ob es sich um  Villen, meist im maurischen Stil, oder um einfache nur um  Wohnhäuser handelt.  Es ist zweckmäßig  für die Bewohner,  wirkt außerdem sehr freunlich und sauber. Wir  staunen,  daß hier Zuckerrohr angebaut  wird, obwohl  man dies doch nur in subtropischen Gegenden findet.  Außerdem säumen riesige  Nelkenplantagen beiderseits die  Autostrasse. Wir  durchfahren die Sierra Almijara, oftmals überragt von den Resten  maurischer  Burgen. Mittags erreichen wir Malaga. Die  Stadt hat ihren  Namen bereits von den  Phöniziern  erhalten. Dies zeigt, wie alt sie ist. Herrlich gelegen inmitten von Bananen  und Baumwollfeldern und  vor allem wächst hier der  berühmte Wein.  Viele maurische Kunstwerke, z. B. Festungen, Denkmäler  und Portale. Uns  gefällt Malaga  sehr, weitaus mehr als Barcelona  und Valencia.  Wir erreichen das 15 km von  Malaga entfernte  Torremolinos und  stürzen uns wieder ins Touristentreiben, oder wie Manfred  immer sagt,  wir mischen uns unter das  Volk. Es ist kaum zu glauben was zu dieser Zeit noch los ist, obwohl die  Hauptsaison bereits vorbei ist. Wir promenieren durch  die mit herrlichen Auslagen ausgestatteten  Fußgängerzonen und haben  großen Spass dabei. Dann nehmen wir ein Bad im vornehmen  Swimmingpool eines Strandhotels und erst , als wir abends wieder  unseren "Max" aufsuchen, werden wir wieder zu Campern.


6.10.1974 .  Wir stehen am Ende der  Strandpromenade. Nur noch ein großes Hotel liegt  hinter uns und die Hotelinsassen begutachten uns nach  allen Regeln der Kunst.   Zuerst wollten wir uns  auf dem  Campingplatz von Torremolinos,  aber 96  Peseten waren uns doch zu teuer. Manfred war zwar sehr traurig, er glaubte dort etwas Gesellschaft zu finden, wurde aber an der Promenade  entschädigt. Manche Leute gafften nur neugierig  und bestaunten uns wie Zirkuspferde. Viele jedoch  zeigten ehrliches Interesse und wir hatten angenehme und interessante Gesprächspartner. Ein älterer Herr war Journalist  und hatte bereits die halbe Welt bereist, jedoch mit dem Flugzeug. Am 2. Abend wurden  wir von einem deutschen und 2 schottischen Ehepaaren ins Hotel  zum Kabarett  eingeladen.  Es war eine sehr lustiiige Runde und sehr amüsant für uns.Wir hatten viel Spaß zusammen.
           
 7.10.1974   Nachdem wir noch ein  Abschiedsfoto mit unserem "Max" von dieser lustigen Runde machten, ging die Fahrt weiter.
Zuvor mußten  wir nochmals nach  Malaga in die Mercedes Werkstatt.  Uns war die Aufhängung  eines.Stoßdämpfers abgerissen. Wir bekamen  zwar dort das neue  Ersatzteil, Manfred konnte aber nicht den alten  verrosteten Bolzen der alten abgebrochenen  Stoßdämpferhalterung herausbekommen.   Das war kein Grund zur Aufregung. Wir  fuhren so weiter und  wollen es in Ceuta/Afrika machen lassen.  Die Fahrt von Torremolinos  bis Gibraltar/Ceuta war eine der schönsten  der letzten Tage. Eine  4 spurige Landstrasse  erlaubt sogar  dem Autofahrer, sich  der schönen Landschaft zu  widmen. Der Autoverkehr ist  sehr gering. Die herrlichen Pinienwälder, die wunderschönen  farbenprächtige   angelegten maurischen Villen,  umrahmt von  Gärten mit vielen  Blumen, das Urlaubsparadies der  Hight Society  "Marbella" und natürlich das  immer azurblaue Meer  lassen hier einen  Urlaub von vornherein als  gelungen erscheinen. Die  vielen unschönen  und manchmal abschreckenden  Hochhäuser-Hotels,  angesteuert  von Neckermann und dergleichen, fehlen ganz. So  grün wie hier war bisher noch  kein Küstengebiet,  welches wir bisher durchfuhren haben. Um ca. 15.00  Uhr sind wir auf der Höhe von  Gibraltar.  
Sehr eindrucksvoll grüßt uns der Felsen mit dem maurischen
Castell aus dem 8.  Jahrhundert. z.  Z. ist Gibraltar nur von  Afrika aus zu  besuchen. Die Meerenge ist 23 km breit und bis 1000 m tief,
Wir fotografieren  den Felsen von allen Seiten und suchen  dann.
die Fähre,  die uns nach Afrika  bringen soll. Um 16,30 Uhr ist  es
soweit.  Für 1600 Peseten werden  wir, samt "Max" über die
Strasse  von Gibraltar transportiert.  1 1/2 Stunden dauert die  Fahrt.
Mit uns  fahren viele Camper, das  halbe Schiff ist voll von  Campingbussen,  meistens VW. Um genau 6  Uhr abends erreichen wir Ceuta  und damit den  afrikanischen Kontinent.  Für uns der 3. Erdteil, den  wirkennenlernen werden.  Ceuta ist eine spaniusche Exklave  in Marokko und  als Freihafen  sehr billig. Wir kaufen Proviant  ein und beschließen, einen Tag  hier zu bleiben.  Am  Hafen finden wir ein günstiges Plätzchen  und machen die Bekanntschaft  eines belgischen  Pärchens, dass gerade aus der Wüste  kommt. Mehrmals waren sie  bereit in  Marokko und Algerien und hatten auch bereits die  Sahara durchfahren. Sie  geben uns wertvolle Tips. Bis 1 uhr nachts  wird  bei Tee und Kaffee geplaudert. Vor drei Jahren hatten sie sich einen  Hund aus Agades/Niger  mitgebracht.ted  er beschützt sie jetzt auf  allen Reisen. Sie fahren dadurch ziemlich unbesorgt und Manfred ist ganz Feuer  und Flamme, zumal er  diesen Gedanken auch bereits erwog.

8 10.1974  Als  wir, morgens aufwachen, steht neben uns das "fahrende  Hotel", den wir bereits auf  unserer Reise nach Indien 1971/72  begegnet  sind. Für uns ist  es immer sehr belustigend.

39 Leute schlafen in  einem  3-stöckigen. Anhänger in kleinen Kojen. Der vordere Wagen ist ein normaler Reisebus. Das "fahrende Hotel" bereist Asien, Europa und Afrika. Nachdem Manfred in einer Werkstatt die defekte  Stoßdämpferaufhängung wieder in Ordnung bringen konnte, machen wir  nochmals shopping denn so billig wie hier  wird es nirgends mehr und  gönnen uns einen weiteren ruhigen Tag. Spanien ist alles  in allem ca. 10 - 20 % teurer im Lebensunterhalt, als Deutschland,  ausgenommen Fisch und Fleisch. In Ceuta begegnen wir den ersten  muselmanischen  Frauen in kapuzen ähnlichen Gewändern, vor Mund und Nase  einen Schutz,  so daß nur noch die Augen zu sehen sind. Die Männer  sind meist europäisch gekleidet.

9.10.1974   Um 11.30 Uhr   passieren  wir die marokkanische Grenze  Richtung Tetouan. Alle Peseten wurden in Ceuta vertankt. Der Liter Diesel kostete in Spanien  10,5 Peseten, in Ceuta nur 6,5  Peseten. Für Autoöl bezahlen wir  für 5 Liter  250 Peseten . DM 11,50. Auch Obst,  Gemüse, vor allem  Salamis und vieles mehr kauften  wir noch ein. An der Grenze zahlen wir für 2 Tage Autoversicherung 18 Dinar = DM 11,25. Auf der grünen   Versicherungskarte war Marokko gestrichen. Kurz wurden  kir kontrolliert --"haben Sie eine Pistole? Nein, hatten wir nicht und schon sind wir in Marokko.  Gleich  hinter der Grenze ,die 1. Kamelkaravane. Aus der Ferne grüßt das Atlasgebirge, es dauert  jedoch nicht lange, und wir  sind mitten drin.  Zuerst ist landschaftlich fast kein Unterschied  zu Spanien nur an den vermummten  Leuten merkt man, daß wir in  einem anderen Land sind. Sie tragenlange weite Gewänder mit  einer Kapuze daran, die die Form  einer großen Zipfelmütze hat.  Alle sehen  da  wie Weihnachtsmänner  aus. Die Frauen, meist schwarz  gekleidet, tragen vor dem Gesicht,  nur die Augen freilassend,  einen weißen Litham. Je weiter  wir ins Landesinnere kommen,  je karger wird die Vegetation. Die Strasse  führt durch steinigen Wüstenboden.  Wir haben keinen Aufentlalt  in Marokko vor und wählen nach  der Landkarte den kürzesten Weg  nach Algerien. Es ist die  nördlichste Strasse die von Tetouan über  Nador nach Algerien führt. Marokko  ist fast ausschließlich ein  Gebirgsstaat. Über viele  Serpentinen geht unsere Strasse bis 

2500 m hoch und gibt den Blick über einen großen Teil der  vielen Gebirgszüge Marokkos frei. Es ist  sehr eindrucksvoll. Manfred leistet wieder  Schwerstarbeit. Er fühlt sich den ganzen Tag  nicht recht wohl. Als wir abends in Al  Hoceima direkt am Meer  in einer hübschen kleinen einsamen  Bucht ein Plätzchen wie für  uns geschaffen, finden, ist er  bereits vom Bazillus Rozzus besessen und fühlt  sich sauelend.  
Heute sind wir 310 km gefahren. Bergauf  oftmals im 1. Gang mit  20 km/h. Die Leute sind hier sehr lustig gekleidet.  Nicht wie in der Stadt in  Schwarz oder dunkelbraun, sondern,  vorwiegend die Frauen,  in verschiedene bunte Lappen  gehüllt. Kreuz und quer über den Körper und den Kopf  bunte Tücher gespannt. Die Männer  kleiden sich z. T. europäisch, z.  T. mit nachthemdähnlichen  weißen Gewändern. Um den Kopf  gewickelt tragen sie das typisch  weiße mohammedanische Tuch  oder einfach einen gestrickten  Bibi mit großer Troddel. Vereinzelt sieht man einen rote  Fes. Außerhalb der kleinen Orte  liegen sehr vestreut die  Bauerngehöfte. Quadratisch gebaut,  mit flachem Dach,  das  in der Mitte eine Öffnung hat und den Innenhof frei läßt. Vorwiegend  wird Schaf- und Ziegenzucht  betrieben. Viele große  Herden begegnen uns. Die Schäfer, meist Kinder grüßen freundlich und winken uns zu. Außerdem stehen  am Straßenrand viele Leute und verkaufen  Hasch.  Immer wieder sollen wir anhalten.  Sie winken und rufen. Manche sind sogar motorisiert. Sie  begleiten uns ein Stück und  versuchene ihre Ware an den Mann  zu bringen. Sehr enttäusche  Gesichter, wenn sie merken, daß  wir nicht wollen. Ganz unvermittelt  werden wir auf freier Strecke von der Polizei gestoppt und kontrolliert. Was sie suchen -  Hasch. Sie können bei uns nichts finden, wir dürfen passieren.
Wie in vielen  anderen Mittelmeerländern ist hier der Eseldas meist  benutzte Transportmittel.

10.10.1974   Manfreds  Erkältung hat sich verschlechtert. Heute wollen  wir aber  noch nach Algerien und so fahren wir. Es  sind noch ca. 280 km. Die Strecke  von Al Hoceima bis Nador  ist noch trostloser, als die  des vergangenen Tages. Wir  müssen wieder  vom Meer bis 2000 m hinauf. Nur nackte Felsen  umgeben uns. Vereinzelt von  der Sonne verbranntes Knieholz. Ab  und  zu in den Tälern  Landmirtschaft, aber sehr spärlich. Ansonsten alle mehr trostlos und  öde. In  den Orten, entlang der Strasse sind kleine Wasserkanäle gebaut.  Hier decken  Menschen und Tiere ihren Wasserbedarf. Auch die Wäsche wird gleich an  Ort und Stelle gewaschen. Alles nicht   sehr reinlich. Wer  einen eigenen Brunnen auf emommet Gelände hat, kann sich zu  den Glücklichen zählen. Heute  haben wir das 1.Mal unser Obst und Gemüse in Kaliumpermanganat  gewässert.
Bald  darauf sind  wir in Nador. Die Strasse führt  nun durch ein breites  Tal. Die Berge rücken immer  mehr in die Ferne. Hier sehen wir ersten Windhosen. Insgesamt sind wir bis jetzt 4000 km gefahren. Kurz vor  der Grenze durchfahren wir die  Stadt Oujda und sind überrascht, wie nett,  freundlich und  sauber alles ist. Flache  Häuser, breite Straßen, die  Mosche mit bunten Mosaiken versehen.  Vor allen Verwaltungsgebäuden, wie Post, Banken  usw. haben hübsche Grünanlagen mit  z. T. Springbrunnen und Blumenrabatten. Viele Frauen sind unverschleiert. Manfred  schießt ein paar  Fotos und wir fahren weiter. Um  14.00 Uhr mittags sind wir  an der algerischen Grenze. Die   Zollformalitäten dauern fast 3 Stünden. Trotzdem wir ein Visa haben, müssen verschiedene Formblätter  ausgefült wrden. Alles in französisch. Endlich ist es soweit. Autoversicherung wurde für 7 Tage bezahlt. DM 500,-- hat Manfred  offiziell mit Deklaration  getauscht (100.-- DM = 146,10  Dinar) und ein Papier für das Auto  mit amtlichen Stempel können  wir ebenfalls  zu unseren Akten nehmen. Nun sind wir  in Algerien,  dem  zweitgrößten land Afrikas. Manfreds  Erkältung hat sich derart  verschlimmert, daß an Weiterfahrt  nicht zu denken ist. Wir übernachten  gleich an der Grenze  und fühlen uns sehr, sicher, umgehen von vielen Zoll- und  Polizeibeamten. Abends bekommen wir noch Gesellschaft von drei  Hagenern, die mit einem Opel-Blitz ebenfalls  unsere Route bis  nach Agades wollen. Sie haben  jedoch nur insgesamt  4  Wochen Zeit und fahren Tag und  Nacht. Wir wünschen beiderseits gutes  Gelingen. Alle meinen,  daß unser Wagen für  die Sahara-Strecke  doch ein bißchen zu schwer ist, wir wollen es trotzdem versuchen. Umkehren können wir  immer noch. Die Hagener fahren noch  an diesem Abend weiter  und als wir morgens aufwachen, ist  neben  uns von einem  schweizer Pärchen ein Zelt aufgeschlagen.   Ein Pkw steht danaben. Sie machen eine Fahrt quer  dürch Marokko und Algerien und sind  bereits  ein paar Wochen  unterwegs.    Wir können bei Ihnen die letzten Franken tauschen, trinken  zusammen unseren obligatorischen Kaffee und weiter geht die  Fahrt Richtung Oran. Manfred fühlt  sich nach  einer Schwitzkur und verschiedenen Tabletten wieder einigermaßen auf der Höhe.


11.10.1974   Mitten in einem Weinfeld  halten wir.    Manfred  macht Ölwechsel und füllt  den Tank auf.  Gleichzeitig säubert er den Ölfilter. Wir durchfahren eine sehr fruchtbare Ebene.  Neben Wein werden hier hauptsächlich Gerste und Pfefferschoten  angebaut. Rechts  von uns schimmert in der Sonne ein Salzsee.  Im Gegensatz  zu den heißen Tagen sind die Nächte angenehm kühl.
Weiter durchfahren  wir die Stadt  Sidi-Bel-Abbes,  Hauptsitz  der französischen Fremdenlegion. Dann  können wir  von weitem bereits  Oran erkennen.  Wir machen  eine Stadtrundfahrt,  schießen einige Fotos von der Uferpromenade aus.  Oran ist  die zweitgrößte Stadt Algeriens.  Das bunte Treiben in den  engen Strassen ist sehr lustig und  eindrucksvoll, die Leute z.  T. europäisch, z. T. orientalisch  gekleidet. Die Frauen in weißen Gewändern bis auf die Augen  verschleiert, wirken z. T. wie Mumien aus  eine längst vergangenen Zeit. Bis jetzt  haben  wir angenommen, daß in Algerien der Freitag der Feiertag  ist, lesen aber zufällig im Polyglott,  daß Sonnabendnachmittag und Sonntag als gesetzliche Feiertage  bestimmt wurden. Wir wollen  nach Algier  zur  Post und außerdem Benzingutscheine  tauschen. Auch wollen  wir noch Serum  im Lois-Pasteur-Institut besorgen. Wir überlegen, was  zu machen ist. Es  ist jetzt 3 Uhr nachmittag, ein Freitag. Manfred beschließt so schnell wie möglich  nach Algier zu fahren und fährt bis zur Dunkelheit.
              
12.10.1974  

Am nächsten Tag frühmorgens um 6.Uhr geht es bereits wieder weiter. Wir wollen so gut wie keinen Aufenthalt in Algier  haben, da uns die Stadt von verschiedenen Seiten als äußerst gefährlich  geschildert wurde.  Verschiedene Gangs treiben ihr Unwesen  und klauen, was es zu klauen  gibt. Nicht einen Moment soll man den  Wagen aus den Augen lassen.  Einen  Campingplatz  gibt es nicht. Um 9.30 Uhr erreichen wir die Stadt fahren sofort zur Post und  sind sehr, enttäuscht. Keine Post. Ich  will in Berlin bei Mutti anrufen,  aber auch  hier keine Verbindung. Die Bank hat sowieso zu, erst  am Montag bekommen wir die Benzingutscheine. Offiziel kostet ein Liter Diesel DM  0,50, mit Gutschein nur DM 0,35. Das lohnt sich natürlich. Wir sind gezwungen,  bis Montag zu warten. Im  Polyglott fanden  wir, daß westlich von  Algier mehrere  Badestrände existieren. Hier wollen wir hin, kaufen unterwegs noch  Melonen ein und fahren in ein Bungalowdorf,  das aber wie ausgestorben  ist. Die Saison ist  bereits vorbei, nur ein paar arabische Gärtner bekommen wir zu Gesicht.  Manfred will einem von Ihnen  Zigaretten anbieten, er bedeutet  ihm jedoch, daß er erst nach 6 Uhr abends wieder rauchen und  essen darf. Streng werden die mohamedanischen Regeln eingehalten. Es ist ader Ramadan-Monat
Ein herrlich langer Strand ladet zum Baden ein, Manfred kann trotz  seiner noch nicht ganz abgeklungenen  Erkältung nicht wiederstehen.  Er stürzt sich in die Wellen und "kämpft" mit ihnen. Direkt  am  Meer zwischen maurischen Ferienvillen finden wir einen herrlichen Stellplatz. Es  ist unsere letzte Begegnung mit dem  Meer. Leider regnet es den  ganzen Tag urn wir sind gezwungen im Auto zu bleiben. Faulenzen, lesen  schlafen und schauen dem Spiel der Wellen zu.
Algier, Hauptstadt Algeriens,  mit 118  Millionen Einwohner, die größte Stadt  des Landes, ist an den Ausläufern  des Teliatlas erbaut und  gleicht einem riesigen Amphitheater.  Den arabischen Stadtteil nennt  man Kasbah. Fast  alle großen Städte haben einen europäischen  und einen arabischen Stadtteil.  Hier macht sich der Einfluß  der Franzosen bemerkbar. Bis  1962 war Algerien von den Franzosen  besetzt. Wir  durchfahren die Stadt, finden aber nur freundliche  Leute. Wenn sich Halbwüchsige oder Kinder an  unserem Wagen zu schaffen machen,  werden sie sofort von Erwachsenen  verjagt. Trotzdem lassen wir den Wagen nie  allein.
Algier hat sehr viel Moscheen und wir fotografieren viel.,


14.1O.74  Nach  2-tägiger Ruhepause am Meer  fahren wir am Montagfrüh wieder in  die Stadt und sind  abermals enttäuscht. Wieder keine Post von Mutti.  Auch eine Telefonverbindung kommt  wieder nicht zustande. Eine  2. Enttäuschung erwartet uns. Es gibt seit 5 Monat keine  Benzingutscheine mehr. So holen wir unser Serum für Schlangen  und Skorpione am   Pasteur-Institut und fahren  ab in Richtung  Sahara Wüste. Trotzdem wir nun die  zwei Tage umsonst am Meer gewartet haben,  sind wir nicht  böse. Manfred braucht bei diesem  schweren Fahrzeug öfters eine Ruhepause. Wegen des  scheußlichen und unfreundlichen  Wetters haben wir  unsere Ledersachen herausgekramt.  Es ist grotesk,  wir nähern uns der Wüste und frieren. Später, als wir durch  die Steppen des Hochlandes der  Schotts fahren (grosse Salzlager),  empfinden wir das bewölkte  und etwas kühle Wetter als  angenehm. Sonne werden wir noch  zur Genüge  genießen können. Wenn  wir einkaufen gehen besorgen wir  uns Eier, Milch, Butter, Brot, Obst und Gemüse.  Alles andere wird von den  mitgenommenen Vorräten bestritten. Nachdem  wir Algier verlassen haben,  durchfahren wit die sehr fruchtbare Mitidja-Ebene mit  Orangen- und  Olivenhainen, Lorbeer, Oleander und  vor allem Weinreben. Ganz  Nordalgerien ist mit einem gutem Bewässerungsnetz versehen.Danach durchfahren wir ganz unvermittelt die enge Chiffa-Schlucht und die  Strasse steigt bis 1000 m Höhe an. Abermals viele Serpentinen. Hier vorwiegend Kiefern- und Laubwald. Einmalig  schön die Fahrt.  Gleich  darauf  bereits saharaähnliches Gebiet. Es  regnet noch immer. Trostlose Steppe umgibt  uns, leichte ansteigende Berge,  ganz ohne Vegetation. An diesem  Tag fahren wir bisDjelfa, 1271  m hoch. Heute bin ich an der Reihe  mit einer Erkältung.
Es ist aber  auch zu ungemütlich draussen. Abends  liegen wir  bereits um 7 Uhr im Bett. Ab 6 Uhr ist es dunkel. Gegen 2 Uhr nachts  sind wir fast immer wach und so gut wie ausgeschlafen.  Das süsse Nichtstun  macht sich bemerkbar. Unser  Thermometer im  Wagen zeigt 10 Grad  Celsius an. Zum Glück haben wir  warme Decken und die Schlafsäcke.


15.10.1974  Am nächsten  Tag fahren wir bis  Laghouat, eine hübsche kleine Stadt im kubischen  Stil erbaut, von einer großen Moschee überragt. Wir  frühstücken und füllen unsere Wasserkanister auf. Bis jetzt haben  wir noch keinen Mangel an irgendwelchen  Sachen zu verzeichnen.  Wir rasten an  einem großen freien Platz am Ausgang  der Stadt und  sehen 4 Schuljungen zu, die immer zu zweit  auf einem Esel reiten.  Die anderen beiden treiben den  Esel an. Kommt der Esel in Trab, fällt meist einer der Buben herunter.  Einmal schaffte es  der Esel, beide Jungen abzuwerfen  und suchte gleich darauf das  Weite. Alle 4 ranten hinter ihm her,  aber das Eseltier blieb  Sieger. Nach einer ganzen Weile  kamen sie mit einem neuen Esel  an, der Spaß dauert nicht   lange. Mit langen Schritten,  großem  Geschrei und Gezeter eilte  der Besitzer des Tieres hinterher. Für uns  war es zu komisch und sehr lustig anzusehen, wie er  in seinen  arabischen Gewändern so  daherrannte. Unsere 4 Helden suchten  schleunigst das Weite, ohne  Esel natürlich und der Araber zog  mit seinem Eigentum ieder heim.  Lausbuben gibt es auf der ganzen  Welt. Wir kaufen  frisches Weißbrot. Es schmeckt  ausgezeichnet. Anschließend  schlendern wir noch über den Marktplatz  und freuen uns  an dem herrlich bunten Treiben. Überwiegend Männer wickeln hier die Geschäfte ab. Frauen haben hier nichts zu melden. Zum 1. Mal sehen  wir sie hier in blauen, grauen und weißen  Gewändern, aber "ganz"  verdeckt. Nur bei genauem  Hinsehen erkennt man das kleine Guckloch,  durch das sie mit einem Auge durchblinzeln können. Die Kinder  sehen in ihren kleinen  weiten braunen Gewändern mit riesiger  Zipfelmütze wie kleine Wichtelmännchen  aus. Wir müssen immer lachen. Heute scheint  zum die Sonne wieder und allmählich wird  es wärmer. Bei der Abfahrt  aus Laghouat  wünscht uns ein Polizist gute Weiterfahrt. Auch  einige Araber winken uns nach.  Später in der Wüste treffen wir auf  zwei Kameltreiber, die uns  ebenfalls freundlich zuwinken, desgleichen  zwei Wegelagerer, die einsam in  der Wüste kauern. Von weitem sehen wir  viele Nomadenzelte. Unsere  Wüste ist jetzt flach und trostlos. Wie  ein Silberband führt die asphaltierte Strasse ganz geradeaus in die endlose  Weite. Ganz selten begegnen wir einem Äuto. Hier und da  in der Ferne ein Baum, ein Strauch und ganz  selten auch mal ein Schafhirte  mit seiner Herde. 70 km vor  der Oase Ghardaia  "überholen" wir  einen Japaner,  der die Saharadurchfahrt  mit einem Fahrrad macht. Wir bewundern ihn sehr. Für Diesel  bezahlen wir bisher 0,447 DA für den Liter, das  sind umgerechnet  DM 0,35. Nach der Oase Berriane ändert  die Wüste etwas  ihr Gesicht, es wird leicht  hügelig. Kleine Berge in Kegelform bereichern  die Eintönigkeit. Dies bleibt so bis El Golea. Leider machten wir keinen  Abstecher nach Ghardaia. Es ist einer  der schönsten Orte  auf dieser  Strecke. Dann vereinzelte Sandverwehungen   auf der Strasse, wir kommen manchmal ins "schwimmen". 50 km vor El Golea begegnen wir einem schweizer  VW mit 3 Eidgenossen. 9 Monate  waren sie unterwegs von der Schweiz  nach Kapstadt und zurück. Wir sind natürlich  scharf auf Informationen  und diese geben sie uns bereitwillig.  Ihren Motor haben sie nur  noch mit Draht befestigt, alle 100 km,  müssen sie Oel nach-füllen. Das Fahrzeug hatte sehr gelitten. Kurz vor Dunkelheit  erreichen wir die Oase und  finden einen schönen Platz neben dem  Gouvermentsgebäude, werden  hier aber später wieder verjagt. Einige  Kinder bestaunen unseren Bus  und ein kleines Mädchen bringt Obst. Wir revanchieren uns mit Bonbons  und Schokolade. Daraufhin bringt sie  uns zum Abendbrot eine  große Kanne Espresso Kaffee der uns ausgezeichnet  mundet, aber erst spät  einschlafen läßt.


16.10.1974   Als Manfred  am nächsten Morgen tankt, ist er begeistert. Nicht mal ganz 13 Liter "frisst" unser Max. Trotz  der guten Strasse ist das eine ausserordentlich gute Leistung. Ohne  Vollgas kommen  wir sogar auf 90 km/h.  In ganz Algerien sind Einheitspreise für Benzin und Diesel, wir  sind angenehm überrascht. Zuerst suchen wir das Hotel mit Swimmingpool, von dem wir bereits wussten.  Zum Baden ist es  zwar zu kalt, der Oktober macht sich auch  hier bemerkbar, aber im  Hotelgarten können wir wunderbar stehen.  Den Vormittag schlendern wir durch die Oase und treffen dabei ein ungarisches  Ärztehepaar, das seit 15 Jahren in der Nähe von Algier beheimatet ist. Sie sprechen sehr gut deutsch. Sie  machen gerade  eine Wüstenrundfahrt und wollen noch heute nach Timimoun, der "roten  Stadt". Sie  versuchen, uns ebenfalls für  diesen Ausflug zu begeistern was ihnen auch gelingt, aber zuletzt  schreckt doch die Anfahrt von 400 km  zurück. Eine Rundfahrt  ist für uns nicht möglich, da die Strecke  später in Piste übergeht  und den gleichen Weg (Hin- und Zurück)  möchten wir nicht fahren. So verzichten wir  auf den Ausflug. Mit  diesen Leuten kaufen wir noch ein    Souvenir einen Silberreif von einem  Berberstamm 150 DA sollte er am Anfang kosten,  für 90 DA bekamen wir  ihn dann. Ein Pfund Honig kostet  9,60 DA = DM 7,--.
1 große Flasche Fanta kostet 4,20  DA. Die Preise sind  verheerend,. Wir kaufen nur das notwendigste, das ist Brot.  Alles andere ist noch vorhanden.  Im Laufe des nachmittags füllt sich unser Hotelgarten mit Pkw's. Bisher  waren wir ganz allein. Wir staunten nicht schlecht, als wir in deutsch angesprochen wurden, waren doch nur algerische Wagen da.  Aha,  WT, also aus Waldshut kommt ihr. Es war ein Lörracher  Ehepaar, das als Entwicklungshelfer (er war Agraringenieur) im Norden Algeriens, in Mostaganem arbeitete. Es  gab viel  zu erzählen und den Abend verbrachten wir gemeinsam in unserem Bus,  natürlich bei schweizer Kaffee.Sie übernachten im Hotel und  bezahlten für Zimmer mit Frühstück 55 DA. Ein Abendessen kostet 18  DA, dazu noch kalt serviert. Wir waren froh, unsere  "Küche" und unser "Hotel" immer  dabei zu habe Manfred hatte heute seinen  moralischen Tag. Er traut unserem  "Max" die Wüstendurchfahrt nicht zu, weil er mit seinen 4,5 Tonnen zu schwer ist. Wir werden es sehen.  Erst nach Tamanrasset kann mnan  sagen, ob unser Auto ein gutes oder schlechtes  "Wüstenschiff" ist. Sollte es gar nicht gehen, müssen wir eben  umkehren, aber das wirklich nur im äußersten Notfall.
               
  17.10. 1974   Heute ist das Ende vom  Ramadan-Monat. Ramadan  heißst  die Fastenzeit vom 15.9. bis 16.10.,  eine der 5 Grundlagen des  Islam. Von morgens 4 Uhr bis abends 18 Uhr darf  nichts gegessen und nicht gerauchtwerden.  Eine kleine Mahlzeit darf man  zu sich nehmen. Diese kleine  Mahlzeit wird zu lange, zu ausgedehnt  und verkürzt den Schlaf, was meist zum Nachlassen der Arbeitskraft oder ganz zum  Arbeitsausfall führt. Es ist nicht  ausgeschlossen, daß wirtschaftliche Schäden in  diesem Monat auftreten. Der  Staat bemühte sich bisher  vergeblich, 100% igen Einklang von Religion  und Wirtschaft zu erzielen,  bisher aber ohne Erfolg. Unsere  Fahrt geht weiter Richtung  "In Salah", alles asphaltierte  Strasse. Hier ist kaum  noch Vekehr. 3 Campingwagen   sehen wir, die frei   in der Wüste übernachtet haben,  sonst umgibt uns  wieder die große Eintönigkeit der  Wüste. Keine Berge oder sonstige Abwechselungen mehr. Kein Strauch oder Grashalm die flache große etwas rötliche Steinebene der  Sahara. Auch die uns weiter nördlich manchmal begegnenden wilden  Eselherden fehlen. Am Horizont  nehmen  wir Luftspiegelungen wahr und erkannten Oasen mit Bäumen und Sträuchern, immer umgeben von viel Wasser. Noch 160 km bis In Salah. Die  Sahara hat jetzt ihre Farbe  gewechselt. Die rötliche Oberfläche der  Wüste ist nun grau. Eine  asphaltähnliche Steinschicht bedeckt  den Wüstenboden. Diese Steine  sind es auch die die Luftspiegelungen  hervorrufen. Eine  Windhose überquert ein paar Meter vor uns die  Straße. Sonst nichts als  Hitze und Einsamkeit. Ungefähr alle 3  Stunden begegnen wir einem  Fahrzeug. Viele der Wagen sind am Kühler mit einer  dicken  Fettschicht versehen. Im Falle eines Sandsturmes schützt das Fett den Lack. Schon  manch einer ist mit blankem Blech  aus der Wüste zurückgekommen,  vorbeugen ist besser.  20 km vor In Salah. Einige Sand- und  Steinhügel beleben  das Bild. Die  Wüste ist wieder rot. Wir  durchfahren ausgetrocknete Flußbette. Einige  Kamele ernähren sich von  den kargen Grasbüscheln, die in den  Flußbetten wachsen. Dann haben  wir die Oase erreicht. In Salah soll der heißeste Ort der Erde sein. Unsere Hoffnung auf eine schöne  Oase wie Ghardaia oder El Golea,  mit netten Häusern und viel  Palmenm wird  zur großen Enttäuschung. Es ist die erste Stadt  für uns, die  im Sahara-Stil erbaut ist. Rot, wie  die Wüste selbst  und ständig vom Sand bedroht.  Straßen, Zäune, Häuser, alles ist bereits z. T. eingesandet . Wenig  Leben auf den Strassen. Hinter der Stadt finden wir einen kleinen Palmenhain. Wir sind die einzigen Touristen und 40 km nach In-Salah  hört der Asphalt auf. Auf keinen  Fall wollen wir allein  weiterfahren, sondern nach Möglichkeit  im Konvoi. Wir durchfahren nochmals  die Stadt und stoßen auf einen blaußweißen Hanomag-Henschel,  der uns bereits öfters begegnet ist;  es ist ein schweizer Pärchen Edi und Mariella. Sie wollen ebenfalls nach  Tamanrasset und weiter  bis Agadez. Daß wir  nun die Piste gemeinsam in Angriff nehmen,  ist sofort beschlossene Sache.  Noch besser  ist für uns, daß Mariella französisch spricht. Es war doch oftmals ein großes Handicap für uns, dass wir es nicht beherrschten. Nach   ein paar Stunden treffen noch 2 Landrover,

1 Citreun-GS und  ein Jeep. Alle haben das gleiche Vorhaben. Als wir in In Salah  eintrafen und so ganz allein und verlassen in dieser trostlosen Oasenstadt standen,  bekam ich meinen "moralischen", wie Manfred  so  schön sagte. Am liebsten  wäre ich zurückgefahren und hätte Urlaub am Mittelmeer gemacht oder ähnliches, aber nun sah die  Welt schon wieder ganz anders  aus.
                                                                
18.10.1974    Am  nächsten Morgen  wurde getankt, Waschwasser nachgefüllt  und Brot für  die nächsten  4 Tage eingekauft. Trinkwasser  gab es nicht,  da das Wasser salzhaltig ist. Sonst bekamen wir  sowieso nichts zu kaufen.  Alle  Geschäfte  waren geschlossen der  Aid Es Seghir  machte sich noch  bemerkbar,  der Abschluß der Ramadan-Monats.  Alle sprachen von einem  großen Fest, aber außer ein  paar Böllerschüssen  und ein  paar festlich gekleideten Leuten sahen  wir nichts. 
Am frühen Morgen ging es los. Noch 50 km  aphaltiere Strasse ,
dann waren wir unvermittelt auf der  Piste glaubten wir. Da die Strasse im  Bau ist, nahmen wir  uns den  Bautrupp als Wegweiser  und im  nächsten Moment saßen  wir schon bis zur  Vorderachse im  Dreck. Das  große Buddeln begann, unsere  Sandleitern  kamen in Aktion, 20 Minuten waren wir  wieder frei. Das kann ja heiter werden,  wenn das so  weiter geht und dies erst der Anfang ist.
Manfred verringerte  den Luftdruck  der Reifen  von 4,5 auf 2,5  atü und später sogar auf 1,9  atü. Wir fuhren  weiter und 2  Minuten später  saßen die Schweizer  im Saed und  gleich  nach dem  Ausbuddeln  nochmals. Als wir fest beim schaufeln  waren, kam ein
Jeep vom Bautrupp  und deutete an,  daß die Piste  nach Tamanrasset  in südlicher  Richtung zu  suchen sei.
Wir  hatten uns also verfahren, die  Piste verfehlt. Quer durch den  Sand fuhren wir in die  angegebene Richtung. Kein einziges Fahrzeug hatte bisher diesen  Stück Wüste  durchfahren. Uns war nicht wohl bei der Sache aber nach einigen bangen Minuten
zeichnete sich  endlich in der Ferne  ein heller Streifen, unsere  Piste, ab. Uns  erschien es wie  eine Ewigkeit. Alles atmete auf.
Wir schworen, uns  nie weiter als  auf Sichtweite von  der Piste  zu entfernen, was auch streng eingehalten wurde. Viel Sand  bekamen wir an diesem Tag nicht mehr zu spühren. Die  Piste wies den berüchtigten Wellblechbelag auf. Dies änderte sich auch nicht mehr, es  gab viele  kleine Nebenpisten entlang der  Strasse, die wesentlich besser  zu befahren  waren. Unser Max schaukelte  sich  zwischen 30 und  40 km/h ein. 2-3  Wagen begegneten uns. Dann plötzlich  in der  Ferne ein grüner Punkt.  Manfred  sagte gleich,  daß  sind die 3 Hagener mit  dem Opel-Blitz,  die wir von der algerischen Grenze her kannten. 4 Wochen Urlaub, diese .Zeit sollte  reichen bis  Agadez und zurück.
Es  gab ein großes Hallo und viel  zu erzählen. Sehr enttäuschend für sie war, dass sie nicht einmal bis Tamanrasset  gekommen sind.
In  Arak hatten sie kehrt gemacht. Durch  ihr schnelles  Fahren brach ihnen  der vordere Türpfosten und  die  Windschutzscheibe fiel ihnen ein paar mal heraus.  Sie  hatten  viel Ärger mit ihrem Auto. Wir konnte es nicht begreifen, der ganze Aufwand umsonst.
Nach einem ausgedehnten Plausch fuhren  wir schließlich  in verschiedenen Richtungen  davon. Landschaftlich zeigte die Wüste an diesem Tag nicht  viel.  Endlos erscheinende Hochplateaus, einige kleine  Sandberge und ab und zu ein ausgetrocknetes Flußbette das wir durchfahren mußten.  Die "Wadis"   erkannte man bereits von weitem an  den vertrockneten Grasbüscheln. Einige Vögel  schwirrten meistens  darüber. Alles andere war ohne jede  Vegetation. Die erste Nacht  neben der Piste verbrachten wir  auf einem Plateau. Fliegen gibt  es doch überall, stellten wir fest,  aber mit zunehmender  Abkühlung am Abend verschwanden sie. Nach  diesem, für uns sehr ungewohnten  und anstrengenden Tag fielen  wir in einen tiefen und festen Schlaf.
Um 5 Uhr war  die Nacht vorbei. Morgens trägt  der Sand am besten. Die Fahrzeiten werden darauf abgrichtet. Auch brannte die
Sonne noch nicht  so heiß. Regelmässig um 6 Uhr war in der folgenden Zeit  unser Abfahrtstermin.


19.10.1974
Überhaupt kamen  wir mit der Hitze viel besser  zurecht, als wir zu Anfang gedacht haben. Abends wurde Wasser  für den nächsten Tag abgekocht, 5-6 Liter, verfeinert mit  Zitronenextrakt ergab das den Trinkvorrat.  Nachts wurde unser nichtangeschlossener  Kühlschrank aufrmacht  und kühlte wunderbar aus. Auch  die abgekühlten Getränke blieben so den ganzen Tag über schön kalt.  Gefrühstückt wurde wie  zu Hausa, mit Tee, Brot, holländischer  Butter aus der. Büchse, Marmelade  und Honig. Wir fuhren bis gegen  11 oder 12:30 Uhr dann  war Lunchtime.  Am besten schmeckte kalter Salat, kalte Pudding mit  Früchten oder eine Kaltschale. Am  Abend zuvor wurde immeralles  für den nächsten Tag vorbereitet. Diesmal war Mittagszeit in Tatjemout,  einer kleinen Oase  mit Trinkwasser und  Takstelle. Die  Oase bestand aus 2 festen Häusern und etwa  10 Strohhütten. Viele Nomaden kommen um  Wasser zu holen und ihre Tiere zu tränken. Heute  war eine Gruppe von   Tuareg-Frauen hier. Eine  von ihnen trug  wunderbaren Schmuck und Manfred  wollte ihr  unbedingt einige Sachen abkaufen  oder gegen Kleidungsstücke tauschen. Die Tuareg-Schöne  ließ sich aber auf keinen Handel ein. ,Für  einen Dinar ließ sie  sich fotografieren.  
Nachdem wir uns alle   4 die Haare gewaschen  hatten, mit  Touristen ee plauderten, die von Togo nachm Deutschland  zurück wollen, alles mögliche fotografiert hatten fuhren  wir  nach Arak,  der nächsten  Station. Unsere  Umgebung war jetzt nur noch felsig. Hohe kahle Berge  zu beiden Seiten der Strasse, manche  rötlich, manche sahen  wie Koks aus. Ein Ausweichen auf  Nebenpisten war nicht mehr möglich. Die Wellblechpiste nervte uns von Stunde zu Stunde mehr. In Arak gab  es einen Wasserbrunnen. An der Strass stand ein kleiner Junge und verkaufte heißen Tee für 1 DA per Tasse.  Einige Tuareg-Frauen und Kinder bestaunten uns. Im Gegensatz  zu  den  Araber-Frauen zeigen  sich die Tuaregschönen
sich unverschleiert.Sie nehmen erine gleichberechtigte Stellung gegenüber  dem Mann ein. Ihre Kleidung besteht meist aus einem
dunkelblauen  oder schwarzen Burnus.  Der ganze Schmuck wird am Hals und Armen getragen. Manfred  verteilt Bonbons  und wir  durften wieder  fotografieren.
Die Fahrt geht weiter durch eine  enge Schlucht.  Immer nur Wellblech, armer Max. Besonders vom Fahrer benötigt es höchste Konzentration. Einige Tuaregs betteln am  Strassenrand, wir verteilen Wasser und  Brot. Hier, und da eine Kamelkaravane, noch seltener Eselherden.  17,30 Uhr.  Endlich  ist die Fahrt für heute   beendet. Wir  haben einen  Schlafplatz gefunden. Es war ziemlich schwierig in dieser  Gebirgslandschaft, einen geeigneten Platz für beide zu finden.Für mich ist es  die Erlösung. Dieser  Tag hatte  mich geschafft. Als  wir beim  Abendbrot sind, hören  wir em in der Ferne ein rattern und  kurz darauf hält ein  Motorradfahrer, ein Münchener  mit einer  Zündap. Ebenfalls  wie wir  will er nach  Süd-Afrika. Nachdem er von uns genug bewundert und  bestaunt wurde, allein auf einem Motorrad  durch die Wüste,   lädt Manfred  ihn zum  Abendbrot und zum Schlafen bei  uns ein, was er sehr  gerne annimmt.
Ich war sauer, da ich meine geplagten Nerven noch nicht in Ordnung hatte. Am  kommenden Morgen  ist unser Münchener noch  vor  uns wieder  auf Rädern. Heute  will  er unbedingt noch Tamanrasset erreichen. Mich graust es bereits  wieder vorder Fahrt, aber nach  einer halben  Stunde verlassen wir das Bergmassiv, nur noch Sand um uns.  Zwar ist die   Piste immer noch schlecht, dafür schöner fester Belag, den wir gut ausnutzen  können.
Die Landschaft zeigt sich in immer  wieder wechselnden  Bildern.  Zuerst heller  Sandboden von einzelnen "koksähnliche"  Bergen unterbrochen. Ohne Übergang durchfahren wir einen  putzigen Steingarten. Immer noch auf  hellem Sandboden  "gewaschene" Steine in den  lustigsten  Formen. Pilze, Tiere,   Wasservögel,  Menschenköpfe. Mit  ein wenig  Fantasie erkennt  man  in jedem Stein  ein Gebilder. Nach  den Steingarten  wieder grosse weite Wüste  und einzelnen  Bergsilhuetten  in der Ferne.  Wir  sind ganz verliebt  in unsere  Umgebung. Gegen  Mittag  erreichen wir ein  Bergmassiv. Eingebettet   zwischen hohen  Felsen steht  ein kleines  Grabmal mit 5 grün-roten  Fahnen  geschmückt.  Es wirkt sehr grotesk. Den ganzen Tag haben wir eine  verhältnismäßig  "gute" Strasse,  d. h. wir  können der Piste oft ausweichen.
Etwas später passieren wir eine militärische AnIage, von Stacheldraht eingezäunt. Wir können es kaum glauben, eine Asphaltstrasse. Kurz  darauf Militärkontrolle. Leider  ist nach 30 km diese  Herrlichkeit vorbei. Die Piste hat uns wieder, aber es macht uns nichts  mehr aus. Nur  noch 120 km bis TAM,  das gibt  schon moralischen Aufschwung. An diesem Tag erreichen  wir bereits das Hoggar Massiv.


21.10.1974  
Einmalig die Landschaft.  Bizarre Berggipfel  wechseln mit kuppelartigen Riesen,  oft umgeben von grossen Sandwiesen.   Wir überqueren ein Hochplateau und kommen  immer höher.Viele Tuaregs begegnen uns, manche zu Fuß,  manche  zu Kamel. Einige ausgetrocknete Flußbetter immer ein kleiner  Nervenkitzel in dem sehr aufgewühlten Sand.  Bisher nahm unser Max  jede Hürde. Als wir das  Grabmal gestern  hinter uns ließen, ca. 15 km  danach, steht auf der Strasse  ein Gelände-Bus, dem wir bereits mit  16 Insassen in In Salah begegnet sind.  Damals bestaunten wie die  gute Kondition dieses Wagens, der über jeden Sandberg kam. Jetzt stand er leer da mit  gebrochenem Hinterachsenantriebsgelenk, bewacht von einem Insassen,  der bereits den 4. Tag  hier verweilt. In einem Zelt neben der Piste  wartet er auf Hilfe.Die 15 anderen sind weiter nach TAM gereist, um das  Ersatzteil zu kaufen. Wie schnell  eine Reise zu Ende  gehen kann, lassen auch die  vielen Autowracks am Pistenrand  erkennen. Meistens sind sie jeglicher  Ersatzteile beraubt,  die irgendwie noch  Verwendung finden konnten. Auch 2 Anhänger liegen  am Weg, die uns noch von In Salahawohlbekannt sind.                    
Alles fährt sehr vorsichtig, um Nerven und Wagen  zu schonen, nur die.einheimischen Lkw-Fahrer donnern, mit 80 - 100 km/h über diePiste, es ist  kaum zu  glauben.   Kurz vor  Tamanrasset wieder Asphalt. Sehnsüchtig warteten, wir bereits  darauf, die Landkarte zeigte es an.
Eine halbe Stunde  später erreichen wir  Tamanraset (TAM) unsere Sehnsucht  seit 4 Tagen. TAM, das  Eldorade aller Saharareisenden mvon Nord nach Süd und umgekehrt.  Es ist wie ein Traum. Es scheint, daß die  Stadt mehr Tauristen  beherbergt, als Tuaregs.  
TAM, wie In Salah auch ist im typischen Sahara-Stil erbaut. Rote  Erde, rot die Bauten. Als  erstes  stürmen wir natülich zur Post, doch wie bereits in  Algier, nichts vorhanden. Als zweites  füllen wir uns mit Fanta ab,  es ist wie ein Rausch.  Nach so vielen  Tagen das prickelnde  Getränk  an Gaumen zu spühren.  Es Mittagszeit  und wie überall, Siesta.   Kaum Menschen auf den Strasse alle Läden geschlossen. Wir beschließen,  Mohamed  Adrian aufzusuchen.


Edi und Marielle  haben ein Transister Radio für ihn, abzugeben.  Wir fragten viele Tuaregs und. alle schienen ihn zu kennen, nur jeder zeigt in eine andere Richtung. Bei einem war   Mohamed Adrian  bereits gestorben, wir kamen  an ein Grabmal. Ein kleiner  Junge wurde ins Auto geladen und der führte uns tatsächlich  zum richten  Mohamed in eine Blechschmiede,  wo der  hübsche  Tuareg-Schmuck hergestellt wird. 10  Leute kauerten am Boden vor  dem Gluthaufen und "schmiedeten",d Für uns ein sehr  interessantes Bild. Wir staunten nicht schlecht, was aus alten  Blechbüchsen fabriziert wurde. Im  nu  umringte uns eine große Kinderschar. Später nahm  uns Mohamed mit nach Hause. Mohamed,  vielleicht 18 Jahre  alt, wohnte mit  der ganzen Familie, Eltern und 5 Kindern  in leinem üblichen Dorfhäusern aus Lehm erbaut, welches  aus einem einzigen  Raum bestand.  Der Fußboden   des Hauses ist  purer Sand. Zum Schlafen werden nachts Decken darüber ausgebreitet.     Die Wände so  kahl, wie  sie erbaut wurden. Nur  die Türöffnung läßt Licht  ins Hausinnere. Kein  einziges Mobiliar,  nur die traditionelle  Teekanne mit Gläsern am  Boden. In einer Ecke  kauerte eine  Gestalt, vielleicht Großvater  und -.mutter, man kann dies bei dem Licht sehr schwer unterscheiden. Nachdem wir die ganze Familie begrüßt war, wir umgekehrt reichlich bestaunt wurden, verabschiedeten wir uns  mit einer Einladung  bei Ihnen  für den kommenden  Abend. Danach suchten  wir den Campingplatz  von TAM  auf und waren  entrüstet  über den Preis.  Pro Kopf 10 DA,  das war  Wucher. Wir wollten  nach  Tahabort zu Jo-Jo,  der eine Mineralquelle besitzen sollte.  14 km von TAM  entfernt, das  müsste heute  noch zu  schaffen sein. Aber wleder Wellblech, aber Manfred hatte für diesem Tag genug. Er  fuhr nicht mehr so  vorsichtig,  sondern gab Gas,  daß unser  Max nur so  über Piste rauschte. Keine Quelle in Sicht. Wir durchquerten einen Wadi, fahren über einen Berghügel  und als Manfred den Wagen  herunterbrausen Iäßt, hatten  wir den 1. Platten. Auch das noch und  gleich muß es  dunkel werden. In Rekordzeit einer viertel Stunde war  der Schaden  behoben. Wir  folgten nun  einem Wegweiser,  der in ca. 500 m etwas  anzeigte. Es war  jedoch nicht  Tahabort. Eine  hohe sehr  enge Schlucht  nahm uns auf.  Eigentlich  ein großer Wasserfall,  aber  das Wasser fehlte,  die Regenzeit  war vorbei. Sehr gigantisch. Wir kehrten  zurück zu unseren  Schweizer Freunden, die       bereits auf  einer oberhalb eines Stausees auf einem Plateau  auf uns warteten. Es  scheint so,  daß es hier in der Regenzeit  viel  Wasser gibt, jetzt  waren  überall nur noch  Reste vorhanden  bzw. alles ausgetrocknet. Wir fanden diesen Platz ideal und da wir noch genügend Wasservorrat hatten, beschlossen wir, den folgenden Tag, inmitten des schönen Bergmassivs zu bleiben. Es war herrlich, wir konnten   unsere Wäsche im See waschen,  die Autos wurden überholt, die  herrliche  Umgebung des Hoggar  dazu, wir waren  alle überglücklich und zufrieden. Abends wurde eine  Flasche Wein als Krönung des Tages  geköpft.


23.10.74   Am nächsten  Tag mußte unbedingt die Mineralquell gesucht werden, da unsere Wasservorräte  zur Neige  gingen. Auch Brot fehlte! Am Abend zuvor konnten wir immer wieder  Scheinwerfer beobachten, die einer bestimmten  Richtung folgten. Dort mußte  es nach Tahabort  gehen. Uns wurde klar, wir hatten die Abzweigung verfehlt. Nochmals fragten wir nach demWeg und  nach einer halben Stunde waren wir dort. Jo-Jo, der  Seemann  nahm uns in Empfang. Viele  Camper standen hier, einige kannten wir  bereits. Eigentlich wollten  wir nur unseren Wasservorrat  ergänzen um dann weiter nach TAM fahren, aber Jo-Jo bat uns zu bleiben, lud uns  zu einem Drink  ein und anschließend aßen wir auch zu Mittag.  Später führte uns Jo Jo auch durch sein Haus und Manfred ersteht noch einen Benzinkanister  (20 DA). In  TAM kostet er das doppelte. Abends sind wir  seine Gäste bei Hasch und Whisky. Beziehungen sind alles, es gibt nichts, was Jo Jo nicht  auftreiben kann. 17  Jahre ist er vorher zur See  gefahren und kann  natürlich viele Stories erzählen.  Der Nachmittag verläuft sehr ruhig  und erholsam,  Manfred und Edi fahren  nach TAM um  einzukaufen. Bei dieser  Gelegenheit konnte Manfred  auch das VW-Teil verkaufen, daß  wir noch  aus Indien besaßen. 400 km  vor TAM stand ein Wagen in der Wüste und  seit Tagern wurde vergeblich versuchte         ,        das Teil  aufzutreiben.  Alle waren hinterher zufrieden.

 

24.10.74   Auch  den nächsten Tag bleiben wir noch dort Edi hatte noch am  Wagen zu tun, danach gammeln wir den ganzen Tag.  Es ist sehr  schön, nur sitzen und plaudern;  so etwas hat es seit  langem nicht mehr  gegeben. An diesem  Abend organisierte  Jo-Jo eine Volkstanzgruppe  der Tuaregs. Sie  spielten, tanzten und sangen ihre Volksweisen  und wir hatten reichlich  Gelegenheit, uns mit ihnen zu unterhalten. Touristen  und Tuaregs, bunt  gemischt, saßen auf ausgebreiteten Teppichen auf dem Boden des Gartens. Es war ein  herrliches Bild. - Als bereits alles in tiefstem Schlaf  lag, wurden  wir ganz  unliebsam geweckt. Paßkontrolle durch die Polizei. Zwar helle Empörung auf  allen Seiten, aber wenn der  Polizeichef  einen über den Durst getrunken  hat, mußte man mit allem rechnen. Gesetz ist Gesetz, auch wenn die Obrigkeit blau ist.

25.10.1974 Wir ergänzten unseren Proviant bei Jo Jo und fuhren endgültig ab. In TAM wieder angelangt, kippten  wir zuerst  ein kühles Blondes hinter die  Kehle und dann noch  eins und noch eins.  Es war zu schön. Die Zollformalitäten wurden erledigt,  die Grenzpolizei  aufgesucht und der Ausreise aus  Algerien stand nichts mehr im Wege. Nur noch Brot  mußte für die kommenden Tage  besorgen und die Beschaffung  hierfür war ein Erlebnis für sich.  Noch hatte  der einzige Bäcker geschlossen. Viele  Einheimische saßen  auf der Strasse, eine große Menschentraube stand vor dem  Bäckladen.  Nach einer Stunde ungefähr öffnete sich endlich ein schmaler Spalt  der Tür und alles  drängte heran.  Ein Verkäufer postierte sich vor dem  Eingang als Barriere und  viele schwarze Arme mit passendem Geld streckten sich ihm entgegen.  Ich  stand mitten in der Traube und Geld und Brote  wurden über mich hinweggereicht. Dann drängte auch ich  mit und  bekam endlich meine 5 Brote.  Einkaufsitten sind  das hier,  man muß sich  eben umgewöhnen.  Um 3 Uhr, kurz bevor wir abfuhren, ging  Manfred nochmals  zur Post und welche Freude,  diesmal  war ein Telegramm  für uns  vorhanden. Mutti  hatte es  gesandt und  wir waren überglücklich.   Nachdem alles vollgetankt war,  den  Diesel bekamen wir nur  noch an einer Reservetankstelle, alle anderen  waren  leer, brachen wir auf.  Die letzten DA  wurden  nochmals in  Bier umgetauscht, was mir überhaupt  nicht bekamd, den ganzen  weiteren Tag hatte  ich Magenschmerzen. Heute wollten wir noch Amsel erreichen. Dort sollte  es einen Staudamm geben.   Wir verfehlten jedoch die Abzweigung und fuhren weiter auf  der Piste. Als wir  endlich einen  Schlafplatz gefunden hatten   hatte uns die  Wüste wieder.  Noch 400 km bis  zur Grenze In  Guezzam.

26.1O,1974 Waren wir gestern noch im Hoggar-Gebirge so durchfuhren wir heute nur noch die Ausläufer und später reine  Wüste mit viel  Sand.  Gelber Sahara-Sand ließ uns oft den Atem stocken,  doch unser Max enttäuschte uns nicht. Er lief ausgezeichnet, vielleicht war  es sogar  der Umstand,  daß er so schwer.  Unseren  Edi mußten wir des öfteren ausbuddeln. Gegen Mittag trafen wir auf einen  VW-Bus  und einen Motorradfahrer, 2 Schweizer und einen Franzosen. Sie kampierten    hier bereits  seit Gesternabend und  warteten auf  einen weiteren VW-Bus und  unseren Münchener  Motorradfahrer, die sich wahrscheinlich verfahren hatte. Bei der Umfahrung der Hauptpiste  verfehlten  sie diese und  kamen auf eine  Piste "inderdite”, eine  verbotene. Diese  führt jedoch  nach Osten,  mitten hinein  in die trostlose Wüste  und uns ist die Erzählung noch in  Erinnerung, daß vor zwei Jahren sieben Italiener hier  umgekommen sind. Es gibt so gut wie  kein Wassen hier. Nur wer sich sehr gut auskennt, überlebt hier.  Wir waren sehr bestürzt und hofften nur, daß sie ihren  Irrtum bemerken  würden. Nach reichlichem überlegen  und der Tatsache, daß wir für sie  nichts tun konnten, beschlossen   wir allesamt  die Weiterfahrt.  An einen Stein hinterließen  wir vorsichtshalber  eine  Mitteilung. Allen  uns  begegnenden Wagen wurde Bescheid gesagt.  Es waren 3 an diesem Tag. Nun bestand unsere Karawane aus 3 Autos und einem Motorrad.  Christian, Louis, Edi  und Mariella,Jouan aus  Paris und wir.  Abends bauten wir uns  eine Wagenburg mittendrin schlief Jouan in einem Zelt.


27.10.1974 Der  heutige Tag  sollte uns zur  Grenze bringen. Gestern hatten wir unserem  Max wahrscheinlich  zu viel gelobt,  denn er war der erste, der im Sand fest saß. Noch 2 x mußten wir schaufeln. Aber blieben genau so im tiefen Sand stecken und mußten oftmals freigeschaufelt  werden.  Ein  harter Tag für  alle.  Dazu ein heißer  Tag wie nie  zuvor. Der Wind, der sonst ein wenig  Kühlung brachte, fiel aus.  Hatten wir normalerweise 35  Grad im Wagen, waren es heute 45 Grad, im  Führerhaus waren es sogar 55 Grad Celsius. Nach jeder Buddelei waren wir alle geschafft. Wir mußten oft an die Fremdenlegionäre denken,  die nicht einmal  ein Schattenspendendes Auto hatten. Den ganzen Tag liefen wir feuchten Tüchern  auf Kopf  und Armen herum.  Ein Anblick  des Leidens. Ganze 130  km wurden heute  zurückgelegt.  Nichts als  gelber Sand ganz  selten unterbrochen  durch ein Felsenpbild. Hier ließ die Wüste  kein Leben  mehr existieren. Keinem Menschen begegneten wir. Nur  ab und zu  ein verendetes  Kamel an der Straßenseite. Die Autowracks  am Pistenrand  erinnern daran,  daß die Piste doch ganz schön befahren ist. Sogar VW-Käfer sind dabei. Wir kommen  aus  dem Stauen nicht heraus, mit  welchen  kleinen Autos sich die  Leute in die Wüste  wagen. Gegen  Abend durchfahren wir ein  paar Hügelketten. Die Strasse wird etwas besser.  Es boten sich  wieder einige Ausweichmöglichkeiten. Die Grenze kann nicht mehr weit sein. In der Ferne erspähen wir eine große Kamelkarawane. Übrigens die einzige auf unserer  bisherigen Reise. An  diesem Tag war  Manfred etwas  resigniert, da  ihm der Max so  viel zu  schaffen machte  und prophezeite eine   "schwarze  Zukunft" voraus. Er  bezweifelte, daß Max die  Wüste schaffen  würde. Nachts quälten  ihn schwere Träume.


28.10.1974   Nachdem der Wind außgeblieben ist, müssen wir viel mehr trinken, durch die viele Schaufelei bekommt man viel mehr Durst. Ich  stellte fest,  daß mir heißer Tee am besten  bekommt. Manfred blieb bei seinen kalten Getränken. Einstimmig stellten wir fest, daß eine Durchquerung der Wüste  ausreiche,  ein zweites Mal  würden wir diese Strecke bestimmt nicht mehr fahren. Noch  60 km bis  „In Guezzam“. Dieses Stück verlief sehr gut. In-Guezzam  ist ein Dorf aus Lehmhäusern und Nomadenzelten b4gegewad.  Die  Leute sind hier sehr arm. Fast keiner ohne Hautausschlag. Die Kinder alle nackt.  Auch hier wird der übliche Haarschnitt  der Tuaregkinder getragen.  Glatze, bis  auf einen Streifen von der Stirn bis in den Nacken,  gleich einem Hahnenkamm. Viele schmutzige  Hände  strecken sich uns entgegen und wir schütteln sie, immer  mit einem freundlichen "sa wa“   oder "bon jour". Das halbe Dorf umringte uns. Später verteilen wir Kopfschmerztabletten und Manfred durfte dafür fotografieren. Wir freuten uns sehr. Ein Nomadenzelt von nahem hatten  wir noch nicht aufnehmen können. Die Abfertigung an der Grenze war sehr zügig. Die Formmalitäten waren bereits in TAM  erledigt worden. 8:45 Uhr europäische Zeit. Wir verlassen Algerien. Das 30  km lange Niemandsland zwischen den Grenzen  nimmt uns auf. Bereits viel schlechtes hatten wir von diesem kurzen Stück gehört und tatsächlich, alle Voraussagungen trafen ein.  Alle paar Meter sandeten wir immer wieder nacheinander ein und kamen aus dem schaufeln nicht  heraus. Gegen 11,30 Uhr erreichten  wir  endlich eine Erhöhung  und alle waren so geschafft, daß wir hier ausruhen mußten. Wir waren mitten bei der Siesta, ein Hupen von weitem und die "Verschollenen"  standen  neben uns. Uns fiel  ein Stein vom Herzen. Wir erfahren,  daß sie ca. 100 im die  verbotene Piste gefahren sind, dann glücklicherweise auf ein russisches  Camp stießen, und von den Leuten auf den Irrtum aufmerksam gemacht wurden. Zum Glück  hatten sie genug Benzin dabei,  sodaß sie ohne Umzukehren, quer durch  die Wüste, der richtigen Piste wieder  zusteuern konnten Es  war natürlich ein erhebliches Wagnis, ohne Kompass quer durchs Gelände zu fahren, Gottseidank ging alles gut. Das ganze Erlebnis kostete sie 2 Tage  Verspätung und 200 km Umweg. Gemeinsam  fuhren wir zum Zoll  von NIGER. Auch hier waren die Formalitäten sehr einfach und vor allem,  keine Durchsuchung des Wagen. Das  Beste an der Grenze war ein arthesischer Brunnen. Sprudelndes  lauwarmes Wasser. Wir nutzten  die Gelegenheit zum Waschen und  schließlich duschten  wir uns selbst. Es  ist nicht zu beschreiben, wie herrlich es sein kann mit Wasser plantschen  zu können. An diesem Tag war nach ca. 10 Minuten  Fahrzeit von der Grenze unsere Endstation. Abends kühlte es sich angenehm ab und aßen immer im Freien. Es ist die angenehmste Zeit des Tages. Schweizer Nachrichten werden gehört und  das Wette von Deutschland.  BRRR müssen die alle frieren.


29.10.1974  Heute wollen wir Arlit/Niger. Es sind 200 km und gut zu schaffen.  Nach  Aussagen sind nur die  ersten 80 km versandet, ansonsten alles gut  befahrbar. Den Sand bekommen wir  schnell zu spühren.  3 x sitzen  wir drin. Diese Strecke fahren  wir zusammen mit  den "Verschollenen".  So sind jetzt 4 Wagen  und 2  Motorradfährer. Mehr Leute zum Schieben, aber dafür auch immer 4 Wagen auszubuddeln. Sehr  nützlich  erweist sich Jouan mit seinem  Motorrad. Bevor wir  fahren,  kundschaftet er die Gegend  aus und dirigiert uns  um die  Sanddünen herum. So  bleibt uns manche Buddelei erspart. Die  Sahara hier im NIGER  zeigt sich  als glatte Sandwüste,  jedoch verhältnismäßig gut befahrbar. Keine Piste mehr, man folgt einfach irgendwelchen Spuren und dem Kompas. Zeitweise nichts  als kahle Erde von Horizont zu Horizont.  Wir  kommen uns  winzig klein in dieser  Einsamkeit vor.  Alle 2 km als einzige Unterbrechung  eine Tonne,  die den Durchreisenden als   Wegweiser dient. Jeder versucht seine eigenen Weg zu finden, nur die Richtung muß beibehalten werden.  Schnell ist die Richtung verloren und kann schnell zu einem gefährlichen Abenteuer werden. Des öfteren greifen wir zum Fernglas, um die nächste Tonne  zu suchen. Infolge grosser Sandflächen Umwege in Kauf. Es ist 1/2 12 Uhr und es sind 130 km geschafft. Ein äußert guter Schnitt. Bier ist in Sicht, nur noch 70 km, Manfred gerät fast in Verzückung. Nach einer kurzen  Fotopause fahren wir    voran. Unser Kühlwasser ist auf 100° gestiegen und wollen „langsam" weiterfahren. Rudolf mit dem Motorrad schließt sich uns an. Hinter einer Erhebung, wir können die anderen  nicht mehr  sehen, halten  wir, um zu  warten. Auch hier  halten wir am alten Grundsatz fest, nie weiter, als auf Sichtweite entfernen. Ist dies  manchmal unumgänglich warten, bis  die anderen kommen.  Bei schwierigem  Gelände sondiert  in  Motorradfahrer  das Terrain, nach und nach fahren die die Wagen dann durch. Hat der  erste Wagen  gut passiert, werden  zum Zeichen für die nachfolgenden  beide Wagentüren geöffnet. Ist  dies nicht der Fall,  muß eine  neue Passage gesucht werden,  die einfacher ist.

Noch  sitzen wir hinter dem Hügel und  warten auf die  anderen. Da es noch 3 Wagen und 1   Motorradfahrer sind, sehen wir keine Veranlassung umzukehren.   Nach einer halben Stunde  schicken wir Rudolf auf den Hügel  zurück,  um Ausschau zu halten. Mit  dem Fernglas  kann  er erkennen,  daß Edi wahrscheinlich eine Reifenpanne hat. Nicht so schlimm, wir warten  weiter. Um  uns die Zeit zu  vertreiben, fotografieren wir. Wir haben viel Spaß daran, uns auf  einem Stuhl  mit Regenschirm  zu postieren. Nachdem fast 2   Stunden vergangen sind, die  anderen aber immer noch nicht  zu sehen sind, entschließen wir uns zur  Rückkehr.  Ein Reifenwechsel  kann es nun nicht  mehr  sein. Und tatsächlich,   Edis Benzinpumpe  ist verstopft. Alles was Ahnung  hatte,  fummelte am Wagen herum oder lag  darunter.  Der halbe Motor  war bereits  ausgebaut ziemlich schwierig bei einem Hanomag. Nun mischte Manfred  auch noch tüchtig mit.  Arlit, ach wie weit  können doch 70  km sein. Abends um 18:30 Uhr war  der Wagen endlich  wieder  fahrbereit, doch wir Übernachteten  an Ort  und Stelle.  Ein  wunderschöner Sonnenuntergang entschädigte  uns für die Warterei.


30.10.1974    Die  kommende  Strecke war sehr gut, kein Einsanden  mehr und  bereits mittags erreichten wir die  Oase. Arlit hat ein großes Uranbergwerk und durch die  Industrieanlage  mitten in der Wüste  ist Arlit ziemlich teuer. Wir   entschließen uns, zu keinem Aufenthalt. Nachdem  wir etwa 1  1/2 Stunden auf  die Zollstempel warten mußten, vermuten wir einen Komplott  mit den Händlern,  die uns  alles mögliche  verkaufen  wollten und  auch verkauften.  Von einfachen  normalen Steinen  bis zur  5 m langen Schlangenhaut  war  alles vertreten.   Für 100 DM kaufte Manfred eine Schlangenhaut, gab   sie aber Edi. Ich war  sehr traurig,  da ich  mir schon  diese schon seit langem wünschte. Auch Benzin ist sehr teuer,über 1 DM per Liter.  Wir haben zum Glück noch genug im Tank. Trotzdem  Arlit eine  kleine Oase ist, bekommt man  hier alles  zu kaufen,  was man sich  nur wünschen kann.  Natürlich zu  entsprechenden  Preisen. Alles mit dem Flugzeug herangeschafft.

AGADEZ,  in 2 Tagen  hoffen wir dort zu  sein. Die  Strasse ist gut passierbar und vereinzelte Sandstücke  wurden gut  überwunden.  Am schönsten  war für uns die veränderte Landschaft. Hatten wir bis  Arlit ausschließlich Sandwüste,   ohne jede  Vegetation, so begann hier die Sahelzone  mit grünen  Bäumen  und viel vertrocknetem  Gras. Zwei grüne  Farben,  die eine  Erholung  für die Augen  waren.  Leicht  hügelige Landschaft,  z. T. uranhaltige  Berge.  Nach der  toten einsamen Wüste  für uns  die schönste Landschaft auf Erden.


31.10.74    An diesem Abend schliefen wir ausgezeichnet nach all den neuen  Eindrücken. Der nächste Morgen  war mit Aufregung verbunden, denn unter Louis Wagen hatte ein Skorpion genächtigt. Seine Farbe war gelb/grau und unterschied sich  kaum von  der Bodenfarbe. Wir brachten ihm den nötigen  Respekt entgegen. Wie eine Diva wurde er von allen Seiten  fotografiert. Die Landschaft  wurde zusehends interessanter, vor  allem grüner und lebendiger.  Esel- und Kamelherden  vereinzelt winken  uns Menschen von weitem zu. Sind sie in der  Nähe, verteilen wir Wasser  und Brot. Als erster blieb diesmal Louis mit seinem Wagen stecken.  Er  "hing" buchstäblich in einem  Sandloch,  aber wir bekamen ihn schnell wieder  frei. Nach ein paar  Kilometern standen wir mit hoffnungslosen Blicken vor einem ca. 70 m breiten sandigen ausgetrockneten  Flußbett. Wie sollten wir dort nur durchkommen.  Edi versuchte  es als erster und saß auch gleich darauf mit der Schnauze im  tiefsten Dreck.  Durch die sehr stark abfallende Uferböschung hatten sich die Vorderräder so tief  eingebuddelt, daß es große Mühe  machte, ihn wieder  freizubekommen. Mindestens 5 x hatten wir ihn auf den Sandblechen, doch gleich darauf steckte er wieder fest. Es zwar zum Verzweifeln und dann noch diese Hitze  dazu. Nach einer Stunde hatte er es endlich geschafft.               Alles hechelte nach Wasser.  Es war sehr deprimierend zu wissen, daß noch 2 Wagen  am anderen Ufer standen. Auch Einheimische halfen tüchtig mit und schaufelten immer wieder unsere Räder frei. Manfred  wählte einen anderen  Weg, den sich bereits große Trucks gebahnt  hatten, aber die Bodenfreiheit reichte für unseren Max nicht aus, wir saßen voll  auf. Als wir wieder frei waren, suchte Manfred ganz verzweifelt nach  einem Ausweg und glaubte ihn in der nächsten  Ausfahrt aus den Sandmassen gefunden zu haben. Da die Uferböschung hier fast noch steiler war,  mußten wir sie "entschärfen“  und legten  dann auf dem etwas eingeebneten steilen Abhang  kleine Baumstämme   und Äste, um den Boden zu festigen. Als Manfred die steile Böschung herunterfuhr sah es ziemlich kriminell aus, aber er schaffte es, ohne stecken zu bleiben. Louis  Wagen passierte am besten  da alle  jetzt die Technik bereits kannten und Edi und ein Nigerier gaben dem  Wagen durch heftiges  Schaukeln auf der hinteren Stoßstange  den nötigen Schwung. Alles atmete  erleichtert auf. Das war        wieder einmal Schwerstarbeit. Edi hatte immer wieder Schwierigkeiten mit  seine Benzinpumne, obwohl er sie nun ausgetauscht hatte. Gerade  hatten wir für  unsere Mittagspause  ein schattiges   Plätzchen gefunden,  als wir Motorengeräusch vernahmen und kurz darauf 3 Wagen voll beladen mit Australiern hielten.  Wir kannten sie bereits von Tamanrasset her. Es gab ein großes Hallo und  natürlich viel zu erzählen. Sie hatten alle umgebaute Militärfahrzeuge und kannten  fast kein schaufeln. Wir beneideten sie. Sie fanden die Strasse sehr gut, wir dagegen miserabel. Ja, verschiedene Fahrzeuge, verschiedene Meinungen. Selbst muß man  die  Erfahrung machen.  Auch auf  den Fahrer kommt  es an. Edi benutzte die Mittagspause wie  immer, um an seiner Benzinpumpe basteln.  Nach allgemeiner  Stärkung  fahren wir gemeinsam  weiter. Noch  100 km bis  Agadez. Dort winkt ein  Campinplatz  mit  Swimmingpool und Bier.  Ziemlich sandige Strasse.  Über jeden   zurückgelegten Kilometer freuen wir uns. Edi steckt  schon wieder.  Abermals hat  er Schwierigkeiten  mit  seiner Benzinpumpe.  Durch das viele  Probieren  sind bereits  einige Liter Benzin  ins Wageninnere  geflossen, die bei der großen Hitze natürlich sofort  verdampft sind. Nur noch  die      Gase befinden sich im Wageninneren. Manfred hat sich gerade auf den  Weg gemacht,  um ihm  vielleicht zu  helfen, da fängt Eddi auch schon  an zu schreien,   hantiert wild mit den  Händen in der Luft  und schaufelt mit den Händen Sand in Edis Wagen.  Innen ist der  Wagen ein  einziges Flammenmeer. Durch mehrmaliges Starten hat die elektrische Benzinpumpe mit dem offenen Schlauchende soviel Benzin in den Wagen gepumt, daß es zu dieser Katastrophe  gekommen ist.   Natürlich verstehen die Australier  von Manfred  Schreien  kein Wort,  kommen gucken  und rücken dann mit  Feuerlöschern an. Edi  und Mariella  torkeln aus dem Fahrzeug. Mariellas  hat zum Glück kaum etwas abbekommen,  aber  Edi, wie sieht  er aus. Er  gleicht einer  versengten Gans.  Sein ziemlich  langer Vollbart  ist beträchtlich gekürzt, Haare und  Augenbrauen angesengt,  das Schlimmste  aber  sind seine Beine. Bis  zu den Knien  sind sie völlig verbrannt.  Zum  Glück haben wir Brandsalbe  in unserer Apotheke und können ihn gleich  oberflächlich behandeln.  Alle anderen  schaufeln  derweil noch immer  Sand in den Wagen, der noch immer qualmt, da die 2. Batterie in der  Aufregung  vergessen wurde,  abzuknipsen.  Durch den  Schwelbrand waren  nun alle Kabel,  kurzum die  gesamte  elektrische Anlage des Wagens hin.  Manfred hatte kurzen  Prozess gemacht, um den  Wagen  vor noch  größerem Schaden  zu bewahren.  Das Auto sah wüst aus und noch konnte  man das  Ausmaß des Schadens e nicht ermessen. Edi  bot ein Bild des  Jammerns und  zu seinen Brandwunden  kam  nun noch der  Schock.  Er machte schlapp und  wir beschlossen,  ihn so schnell wie möglich nach Agadez  ins Hospital  zu fahren.  Da unser Max ein großes Bett hatte,  war es einfach ihn darauf zu legen.  Mariella  fuhr mit, ich mußte bei dem ausgebrannten  Wagen und  den Australiern bleiben. Sie wollten  den Wagen abzuschleppen.  Manfred ließ  ihnen noch unser  gutes neues  Abschleppseil dort.  An diesem  Tag konnten wir noch 15   Kilometer fahren dann brach die  Nacht herein. Wir befanden uns  60 km vor  Agadez.  Die Australier  kümmerten  sich rührend um   mich.  Abends am Lagerfeuer rundeten zwei Tuaregs  das bunte Bild ab. Insgesamt waren wir: 8 Australier, 1 Franzose, 2 Schweizer,  1  Deutscher, 1  Italiener und  1 Engländer. Mein Nachtlager schlug ich in Edis ausgebrannten Wagen auf. Es war eine fürchterliche Nacht, da mir die ganze Aufregung in den Knochen lag. Früh am Morgen  setzte sich der Treck wieder in Bewegung. Nur sehr langsam ging  es infolge  des Abschleppens voran.    Nachdem ein kleines Waidstück durchfahren war, begeisterte uns der Charakter dieses Landstriches. Hier begann „AFRIKA". Kleine Dörfer mit Rundhütten aus Schilf  erbaut ‚säumten den Weg. Die Leute  nackt oder in wunderschöne  bunte  Tücher gehüllt. Wir  sind  begeistert.  Nochmals durchfahren  wir  eine Gegend mit   schwarzen Bergen  die teilweise mit  weißen Flaumpflanzen bewachsen  sind. Von weitem  gesehen täuscht es  Schnee  vor und wir sind von dem Anblick alle überwältigt. Die Sahelzone ist viel interessanter,  als wir bisher annahmen. Kaum bettelt noch jemand nach Wasser und Brot. Punkt  11 Uhr sind wir  am Campingplatz in  Agadez. Unser Max steht da, Edi und Mariella kommen uns  entgegen gehumpelt, aber von Mannfred fehlt jede  Spur. Gleich darauf erfahren  wir den Salat.  Um noch vor dem dunkelwerden  Agadez zu erreichen,  fuhr Manfred  schneller und unvorsichtiger,   als sonst. Infolge einbrechenden Dunkelheit  übersah er einen großen Stein und setzte ziemlich unsanft mit der  Ölwanne auf. Dass Ergebnis war ein schöner  Riß in der Ölwanne. 15 km  vor Agadez war auch  diese Fahrt beendet. Edi mußte aber unbedingt ins Krankenhaus.  Zum Glück näherte sich in dem Augenblick ein Pkw  und selbstverständlich wurden Edi  und Mariella mitgenommen.  Manfred stand  nun ganz mutterseelenallein in der Wildnis.


02.11.1974     Am  kommenden Morgen wurde  er von einem  Lkw-Fahrer abgeschleppt. Dies kostete ihn mehr Nerven  und  Anstrengung, als der  ganze gestrigeTag  mit all seinen Aufregungen.  Nur am  Anfang  hielt sich der Fahrer an seine Bitte, sehr  langsam zu  fahren. Schon nach  wenigen Metern war er  auf 60 km/h  und es nutzte kein  hupen oder  schreien, eine  Verständigungsmöglichkeit war  nicht drin. Manfred stand  ständig  auf der Bremse und als sie  hielten, waren sie ganz heiß  gelaufen.  Weitere Folge war eine  Reifenpanne. Manfred schwor sich, sollte  er nochmals in die Verlegenheit kommen,   abgeschleppt zu werden,  will er lieber 3 Tage  auf einen Touristen warten,  als nochmals  das Angebot eines einheimischen  Lkw-Fahrers  anzunehmen. Es  waren für ihn die  fürchterlisten Minuten der bisherigen Reise. Immer  wieder erzählt er, wie  der Fahrer mit 60 km/h über  die Wellblechpiste und durch die tiefen Löcher donnerte. Vor sich sah er  nur Staub und die  Umrisse des Lkw's, nie wußte  er, wie die Straße  weiterging. Nie zuvor war er so entnervt, wie nach dieser Abschleppsafari.  Ein  Wunder,  daß nicht mehr am  Wagen kaputtging. Nun war Manfred bereits nach Agadez unterwegs, der Campingplatz befindet sich 10 km ausserhalb der Stadt, um die  Ölwanne schweißen zu lassen. Bald darauf kam er auch  zurück und  alles war gecheckt. Durch Peter,  einem Engländer, bekam  er sie für  3 Flaschen Bier in Ordnung gebracht. Normaler Preis  in der  einzigen Werkstatt  von Agadez' DM 30,--  Seit  9 Jahren arbeitet Peter  bereits in der Wüste beim Militär als  Kfz-Mechaniker und kennt alle  Lände von  Mauretanien bis Tschad.  Überhaupt sind alle Preise in  Agadez unheimlich hoch.  Alles ist konkurrenzlos  und Touristen lassen  sich sehr gut   ausnehman. Für den Campingplatz  müssen wir pro Tag  und Nase 300 Frs. DM 3,-- berappen. Ein Abendessen bei der "netten"  Madame bekommt man für Frs.  6,50. Diesen Abend waren wir Gäste von Peter und seinem Freund Roger, einem  Belgier, mit dem er ein  Flat teilt. Roger ist nur  ca. 5-6 Wochen hier. Seine  Aufgabe  besteht  darin, das Wüstenland  abzutasten um evtl.  Agrarland zu gewinnen oder Tierparks  anzulegen. Für uns ist es ein  sehr amüsanter und erholsamer Abend  nach all den Aufregungen.  Unseren Max  hatte ich wie bereits oftmals zuvor, vom Wüstenstaub befreit. Immer  wieder eine sehr unerfreuliche, doch nötige Arbeit, da man einfach in dem Staub  nicht leben  kann. Die Ölwanne war auch  bereits  wieder eingbaut, die Reifenpanne behoben und andere Kleinigkeiten  in Ordnung gebracht. An  diesem Abend fühlten wir uns durch  und durch urlaubsreif.


02.11.1974  Heute waren wir  bei Peter und Roger zu Hause. Die schönsten  und erfrischendsten  Fruchtsaftgetränke wurden uns  vorgesetzt. Die Luft ist extrem trocken und wir trinken viel mehr,  als je zuvor.  Die Tage vergehen.  Wir bummeln durch  Agadez bewundern den 600 Jahre  alten Turm, das Wahrzeichen der  Stadt, sowie  den alten Sultanspalast.  Einkaufsmöglichkeiten bieten  sich in  einem schönen illustrierten  Markt, der aber nicht billig war. Viel Auswahl gibt es nicht, doch Brot, Tomaten, Zitronen und sogar ganz kleine  Bananen kann man erstehen.  Der langersehnte "Swimmingpool"  auf dem Campingplatz entpuppte sich als  nicht sehr großes  rundes Bassin und erst als "Madame" eine  Säuberung des Wassers und der  Wände anordnete, getrauten wir uns  ein Bad zu nehmen. Sehr erfrischend war warme Wasser aber auch nicht. Aber immerhin,  besser als gar nichts.m Peter versicherte,daß Agadez das beste Wasser dieser Zone hätte, absolut einwandfrei und  laufend von einem  französischen Arzt getestet. Nach dieser Offenbarung  kochten wir unser Wasser nichts mehr  ab, es bekam uns ausgezeichnet. Das  erste mal Wasser zu trinken,  ohne abzukochen. Es war wunderschön, da das  abgekochte Wasser nie  so schnell abkühlte, wie wir Durst  hatten. Um eine Beschleunigung  zu erreichen, wurden alle Flaschen und  sonstigen Gefäße auf der Reise laufend mit  feuchten Tüchern umwickelt und in den  Wind gestellt. Es machte  enorm viel aus.

Nach 2 Tagen Aufenthalt  in Agadez kam auch noch zur großen  Trockenheit ein Sandsturm auf.  Zwar nicht  sehr intensiv, dafür aber ausdauernd. Die Luft war vom  Sand  durchsetzt, die Sonne  drang nur schemenhaft bis zu uns durch. Fuhren wir nach Agadez, war es schwierig,   den Reifenspuren zu folgen, keine 10 m konnte man sehen, es war bald schlimmer als  Nebel. Ich wollte so wollte so schnell wie möglich die Stadt verlassen. Auch  die Nächte brachten keine Erholung und  Abkühlung mehr. Die Wüste erschien uns von hier aus wie eine gute  Fee. Am letzten Abend vor unserer Abfahrt  gab es nochmals eine  Aufregung. Ich wollte etwas aus dem  Wagen holen und bemerkte  Gasgeruch  Manfred kontrollierte  daraufhin alle Gasflaschen (3 Stück), nahm sie aus den Schränken, stieg aufs Dach, alles in  bester Ordnung. Fenster und Türen ließen Luft herein und der Gasgeruch ließ  nach. 2 Stunden später.  Wieder intensiver Gasgeruch, diesmal im  Fahrerhaus. In Nähe der Handbremse mußte es entströmen; hier roch  es sehr konzentriert. Auch Edi diagnostizierteeinwandfrei  Gasgeruch. Wir waren verzweifelt. Wo kommt  das Gas her? Sämtliche Ecken und Winkel wurden systematisch abgeschnüffelt. Dann entdeckten wir die "Gasbombe".  Unter dem Fahrersitz hatte  Manfred für alle Fälle, wie er meinte,  eine  Patrone Tränengas  als  "Verteiigungswaffe" zurechtgelegt, durch die Wellblechfahrerei hat sie so gelitten, daß das Gas  entströmte und uns die ganze Aufregung  brachte. Als die "Bombe" entschärfte war, mußten wir alle tüchtig lachen. Nun gab es noch das Problem Edi und Mariella. Bis hierher waren wir zusammengefahren,  konnten wir sie nun  allein lassen? Keiner wußte, wann die  Brandwunden verheilt sein  würden und wie lange sie noch in Agadez bleiben müßten. Eigentlich  waren sie hier ganz gut aufgehoben. Der Campingplatz  wurde immer  wieder von neuen Ankömmlingen aus, der Wüste belagert und es gab  keinen Grund mehr zusammenzubleiben. Auch wußten  wir aus Erfahrung,  daß wir uns immer irgendwo wiedertreffen würden. Zwar waren sie  etwas traurig, aber wir beschlossen die Abfahrt. Wir hatten schon ein schlechtes Gewissen, zum  anderen aber hatte Edi hier eine gute ärztliche  Versorgung und Louis und  Christian wollten ebenfalls noch  etwas mit der Weiterfahrt warten.  Louis und Christian, die jungen Schweizer, deren Reise mit einem  alten VW-Bus nach  Abidjan führen soll. Ausser fahren haben sie so wenig Ahnung von ihrem Auto, daß Manfred manchmal  meint, daß dies die Leute  sind, von denen dann in  den Zeitungen zu lesen ist. In Agadez war  ihr Wagen kaputt. In  Anbetracht ihrer Unkenntnis hatten sie wohlweislich  keine Ersatzteile, sondern komplette Austauschstücke. Aber auch  diese auszutauschen, fehlte es ihnen an  Erfahrung. Nun, Manfred  war Spezialist auf dem VW-Gebiet und konnte helfen. Freudestrahlend hörten sie eines  Tages wieder das gewohnte Motorengeräusch. Edi hatte seinen Wagen  auch fast wieder in  Ordnung. Unser Freund Peter besorgte  ihm alle elektrischen Kabel und  einer Weiterfahrt vom Zustand des  Autos her gesehen ‚stand nichts mehr im Wege. Alle  freuten wir uns darüber. Zwischen  dem Campingplatz und Agadez mußten wir ein Flußbett durchqueren und an dieser Stelle ist so nach und nach  ein  2. Rastplatz für Camper entstanden. Ein Wagen  campiert bereits die 3. Woche. Sie  warten auf ein Ersatzteil, aber die französische Post streikt. ES ist nicht abzusehen, wann sie es bekommen werden. Hier wollen sich unsere Zurückbleibenden auch dazu stellen,  sparen sie so das Geld  für den Campingplatz. Durch Peter  lernten wir noch einige interessante Leute kennen u. a einen indischen  Piloten aus Chandigarh, z.Z.  wohnhaft in Ottawa. Da  wir  Chandigar gut kannten, war er begeistert  und lud uns in sein Hotel ein. Es war das Beste von Agadez, mit  Air-Condition und Dusche (alles  mäßig sauber und der Stromgenerator  fiel  öfters aus). Als Abschiedsgeschenk  erhielten wir von ihm ein  Glas Grapefruit-Extrakt. In  Wasser aufgelöst,  ergab das ein köstliches Getränk das wir  unentwegt tranken, 4 Tage dauerte die Freude, dann war alles alle. Am Tage vor unserer  Abfahrt war es  ein großes Rätselraten welche Strasse wir wählen. Es gab zwei Möglichkeiten,  einmal  über Zinder und zum anderen über Tahua. Mal wurde uns Zinder, mal Tahua als der besserer Weg empfohlen, aber  genau wusste es niemand. Zinder, als ehemalige Hauptstadt  Nigers hatte zwar mehr  Reiz für uns, aber der Strassenzustand  war entscheidend. Nachdem wir an diesem Abend die letzten Informationen  gesammelt  hatten, stand Tahua fest. Der Besitzer  des Campingplatzes kam an  diesem Tag aus Zinder und berichtete:  Äusserst schlecht passierbar.  Zwei Schweizer kamen über Tahua  und meinten, bis auf 80 km gut  befahrbar. Und hier gibt es auch nur  3 schwierige Stellen. Die Sache war damit  entschieden. Unser  Peter mußte auch nach Niamey und so      beschlossen wir,  daß er einen  Tag nach uns aufbrechen wird,  um uns im Falle eines Falles aus dem  Schlamassel  ziehen zu können. Mit 3 Landrovern machte das keine  große Mühe und für uns war es ein äußerst beruhigendes Gefühl. Mit den  "4 Verschollenen",  Volker,  Schiotter, Brigitte und Barbara,  sowie Rudi, den" Motorradfahrer, brachen wir am Dienstagmorgen  auf. Haben wir die Sahara gut hinter  uns gebracht, werden wir dieses Stück auch noch bewältigen. 450 km lagen vor uns. Die ersten 300 km  hatten wir absolut keine  Schwierigkeiten, wir kamen sehr gut voran.  Kein einsanden, nichts. Die  Landschaft zeigte sich in den schönsten  grünen Tönen, alles  blühte und grünte. Wir hatten unsere  Freude. Nach ein paar Stunden Fahrzeit hatten wir auch die Zone der Sandstürme verlassen. Zu beiden Seiten de4Strasse  die Überreste der letzten  Regenzeit, viel Teiche und  Seen, bevölkert von riesigen Vogelscharen.  Arten, die wir noch nie  zu sehen bekamen. Am nächsten Tag,  als Manfred morgens  starten wollte, tat es der Max nicht mehr. Nur  mit Anschieben.  Manfred versuchte zwar, den Fehler zu finden und  zu beheben, es gelang ihm jedoch nicht. Rastplätze wurden  künftig nur noch so ausgesucht,  daß Max gut zum Anschieben stand. Noch sehr harmonisch verlief die Mittagspause, doch danach saßen wir bereits im dicksten Schlamassel.  Wir  schaufelten und schaufelten.  Zum Glück waren wir nur 2  Wagen. Immer wieder fahren wir  Umleitungen, d. h. mitten  durchs Gelände, was nicht immer ungefährlich  ist.  Durch das  hohe Graß kann man den Boden nicht mehr erkennen und versteckte Baumwurzeln oder Löcher können zum  Verhängnis werden. Ist man einmal  im Gelände, gibt es kein zurück mehr. So  manchen Kratzer hat unser Max dabei  abbekommen. Nicht  nur Sand-, sondern auch Wasserstellen umfahren wir. Drei Mal sitzen wir bis zu den Achsen im  Sand, 4 x sogar der VW-Bus. Am Abend wußten  wir, was wir getan  haben, es  war viel schlimmer als in  der Wüste. Dazu noch den defekten Anlasser. Irgendwie  ging es aber immer wieder  weiter, vor allem gab es viele einheimische Helfer. Waren keine Schaufeln mehr  vorhanden, buddelten sie mit  den Händen und zum  Anschieben waren sie uns auch immer sehr  willkommen. Für Zigaretten und Streichhölzer  sowie  Eßwaren waren  sie sehr dankbar.  Nach Wasser wurde hier nicht mehr gefragt. Die Regenzeit  hatte ihre Spuren  hinterlassen. Die Landschaft  bot sich jetzt leicht hügelig und  die schattigsten Plätze  fanden wir unter großen  Mimosenbäumen.  Im Gegensatz zur nordlichen  Regione konnte man hier von einer  beinahe "dichten" Besiedelung sprechen.  Am Wegrand viele Dörfer aus  Rundhütten, große Kamel- und Büffelherden. Sehr  angenehm die Luft, die Nächte kühlen sich etwas ab.  Abends am Lagerfeuer betrachten wir den Sternhimmel, suchen immer  noch das Kreuz des Südens, Symbol der Tuaregs. Ein kleiner  Skorpion wird vom Feuerschein angezogen und versetzt  uns  alle in  Aufregung. Zwar ist es nicht der gefährliche  schwarze, aber wir müssen  doch vorsichtig sein. Die  Nacht war sehr angenehm und erholsam  und Tahua ist nicht mehr weit. Wir waren alles frohgelaunt. Das  schaufeln hört aber nicht  auf. Zum Glück kann Manfred mancher  gefährlichen Stelle ausweichen, er ist ein wahrer  Meister im Umfahren geworden. Einmal,  wieder  bei einer "Umfahrstelle", schaukelte  sich der Wagen bei einer Fahrgeschwindigkeit  von  viel- leicht 5  km/h so auf, daß wir uns schon  im Graben liegen sahen. Zwar sieht das Schaukeln  immer gefährlicher aus,  als es ist, diesmal war  aber bestimmt die äußerste  Grenze erreicht. Fast genausoviel wie  das Schaufeln, machen uns die  vielen kleinen Diesteln zu schaffen.  Der ganze Sandboden ist voll  von ihnen. Sie sind eine große Plage.  Jeden Abend müssen wir uns von ihnen befreien, sonst bekommt man  eitrige Stellen und das ist  noch unangenehmer. Heute haben  wir nicht geschafft, was wir vorhatten und die Mittagspause wird  entsprechend kurz gehalten.  Danach fahren wir vielleicht 5 km, als sich der  Max nicht mehr schalten läßt. Auch das noch. Manfred  bekommt keinen Gang hinein. Der  Sand wird für uns zur Panik. Kein  Anlasser mehr und die Kupplung  kaputt. Wir sind entnervt. Zu  reparieren gibt es im Augblick nichts, wir müssen  erst nach Tahua kommen. Manfred vermutet, daß die Druckplatte hin ist. Mit großer Mühe  und Anstrengung läßt sich der 1. Gang einlegen,  manchmal auch nicht. Ist  er drin, lassen sich die anderen Gänge  ohne Kupplung  schalten. Nur schnell  weiter und  möglichst ohne anzuhalten. Trotzdem sitzen wir noch 1 x fest im Sand, doch danach ist das berüchtigte "schlechte Stück"  überwundend, für uns gibt es  kein Anhalten mehr.  Wir fahren und fahren.  Zwar manches  Mal immer noch durchs Gelände,  aber Reifenspuren deuten daraufhin, daß es sich um Umfahrgelegenheiten handelt, die nach unseren  Erfahrungen immer besser sind, als die ausgefahrene Straße. Diese wird nun zusehends besser und in der Ferne können wir bereits  den Wasserturm von Tahua  ausmachen. Große  Erleichterung. Geschafft. Den anderen  sind wir zwar davongefahren, aber die werden es schon schaffen.  In Tahua angekommen, halten wir  nach einem Rastplatz  ausschau, der sich nach  Möglichkeit gleichzeitig  zum evtl. reparieren des Wagens  eignet. Das Gelände des Krankenhauses erscheint  uns äußerst  günstig, wir erhalten aber keine  Erlaubnis, dort zu stehen. 3 deutsche  Ärzte sind hier tätig und nach einem  Telefongespräch mit Herrn  Dr. Brecke werden wir ins einzige Hotel der  Stadt gebeten, da dort  der deutsche Botschafter von NIGER,  Herr Dr. Jötze, einen Empfang gibt.  Danach steht uns Herr Dr.  Brecke zur Verfügung. Wir  fahren zum angegebenen Hotel und warten. Unsere  Freunde sind immer noch  nicht eingetroffen und wir sind  beunruhigt. Rudolf, der mit uns gefahren ist, macht sich auf, um die Gegend abzusuchen, falls wir uns  verfehlt haben sollten. Kurz nach  7 Uhr treffen sie ein, völlig  erledigt und erschöpft. Im Schlamm hatten sie  gesteckt. Zum Glück  hatten wir diese  gefährliche Stelle  umfahren. Allein war es nicht möglich,  den Wagen wieder frei zu  bekommen, doch zum Glück näherten sich zwei  Landrover, die sie hinauszogen.  Später stellte sich heraus,  daß es der deutsche Botschafter mit  Gefolge war. Unser Dr. Brecke  war auch dabei. Deshalb waren sie  alle so in Eile. Aber: Ende gut,  alles gut. Der Botschafter kam  noch pünktlich zu seinem angesetzten  Empfang uns unsere Freunde waren wieder  auf dem trockenen. Als  wir uns dann später ebenfalls  unter das sehr illustrierte Volk  mischten, wurden wir vom Boschafter sogar persönlich begrüßt und  zu Tisch gebeten. Tisch ist  nicht der richtige  Ausdruck. Es war  eine lange Tafel mit drei großen Hammeln  darauf, z. T. gefüllt mit  Kuskus. Delikate Soßen und pikanten Salaten rundeten  das Menü ab. An  Getränken gab es Wein, Whisky und Limonaden.  Wir ließen uns nicht  2 x auffordern und griffen tüchtig zu.  Auch erhöhten wir die  Getränkerechnung des Mrs. Ambasadeurs  erheblich. Eine 2. Tafel mit  Sandwichbroten, Chips,  Nüssen und manchen uns unbekannten Leckereien rundeten  die Schlemmerparty ab. GIeichzeitig bot sich uns die Gelegenheit  zur eingehender Unterhaltung  mit den hier ansässigen Deutschen.  Die 3 Ärzte waren als Entwicklungshelfer hier, eine Ärztin war mit einem Tierarzt aus dem Niger verheiratet,  wird das Land nicht mehr verlassen. - Nach all den Anstrengungen der letzten Tage ist der  heutige Abend ein wirklich schöner Abschluß und wir fallen später totmüde in unsere Betten. All die  neuen Eindrücke müßen erst  verkraftet werden. Den nächsten Tag  bleiben wir noch vor dem  Hotel stehen und Manfred studiert seine Mercedes Manuels.  Verzweifelt sucht er nach dem  Fehler,  aber die beiden  Handbücher geben ihm nicht genügend Erleuterung.  Die anderen wollen nach einem passenden Platz  für die nächsten Tage suchen. Als sie  vielleicht 1/2 Stunde fort waren, Motorengeräusch neben uns und  Peter strahlt uns an. Ein Stein fällt  uns vom Herzen. So  erleichtert waren wir lange  nicht mehr. Nachdem Peter nun ebenfalls sein Urteil  von sich gab, wurde beschlossen,  noch heute weiter nach Niamey  zu fahren. Dort gab es die  beste Mercedes-Werkstatt von Niger. Da  Peter mit uns ging, waren wir ziemlich unbesorgt, nochmals 500 km ohne  Anlasse und Kupplung zu  fahren. Außer 180 km Wellblech ist die  Straße sehr gut. Mit  Einsandungen ist nicht mehr zu rechnen. Wir werden es schon irgendwie schaffen.  Rudolf mit der  Motorrad kommt mit uns,  die anderen  entschließen sich noch zum bleiben. Um 2 Uhr  mittags brechen wir auf. Zu  Anfang fahren wir noch in Sichtweite,  verlieren uns infolge dichtem  Verkehr und großen Staubwolken aber aus  den Augen. Bei  einer Weggabelung entschließen wir für den weiteren,  jedoch nach Aussagen der  Schwarzen, für  den besseren Weg. Wie die anderen fahren, wissen wir nun nicht mehr.  Wir haben nur noch ein  Ziel vor Augen: noch heute  nach Niamey zu kommen, möglichst ohne anzuhalten. Hatten wir die  erste Strecke Asphalt, so sind wir jetzt wieder auf einem 180 km  langen Straßenabschnitt mit dem berüchtigten Wellblech. Es ist Spätnachmittag   und sehr unangenehm, da wir gegen die Sonne  fahren. Durch den Staub der entgegenkommenden  Fahrzeuge fährt man  oftmals blind, was immer größte Nervenanspannung  für Manfred bedeutet.  Um 20.30 Uhr abends erreichten  wir Dosso und hatten ab hier wieder Asphalt. Das 1.Mal, daß wir nachts fahren und wir entschließen  uns zur Weiterfahrt. Um 23 Uhr  sind wir endgültig in Niamey,  ziemlich abgespannt nach, 9 Stunden ununterbrochener Fahrt.


09.11.1974  Ja, so ist das  manchmal, obwohl Niamey nicht  auf unserer Reiseroute lag, sind wir froh, jetzt hier  zu sein. Wir suchen  uns das Sahel-Hotel  Treffpunkt  der Wüstenfahrer. Gleich am nächsten  Morgen sind wir um  8 Uhr in der Mercedes-Garage.  Es ist ein Sonnabend und wir haben wenig Hoffnung auf eine schnelle   Reparatur. Von Rudolf und Peter war bisher nichts  zu sehen. Wahrscheinlich sind  sie doch hinter uns. In  der Werkstatt erleben wir eine angenehme Überraschung. Herr Oldeburg aus  Deutschland, Generalvertreter für Westafrikalist   gerade zugegen. Er dolmetscht für  uns und erreicht,  daß der Wagen in Angriff  genommen wird. Um 1 Uhr  mittags konnten wir ihn tatsächlich  wieder übernehmen und er fuhr. Aber  nicht so, wie es sein sollte, Manfred  war nicht zufrieden. Die  Kupplung ging vorher leichter,  etwas beunruhigte es Manfred.  Montag will er nochmals zu Mercedes.  Währenddessen unser Max in der Werkstatt  auseinandergenommen  wurde, waren wir Gäste von Herrn  Oldenburg. Er bewohnt ein  wunderschönes Appartement im Terminus-Hotel  und wir nehmen eine kühle Dusche.  Das schönste, es gibt  kühles Bier vom Fass.  Es ist ein äußerst angenehmer  Vormittag für  uns, und entschädigt für den gestrigen  Tag, der aus harter "Arbeit"  gleich  Fahren,  bestand. Herr  Oldenburg lädt uns zu sich nach Abidjan  ein. Eigentlich  kommen wir ganz von unserer geplanten  Route  ab, aber da wir uns sowieso bereits in  westliche Richtung bewegen,  lassen wir uns sehr schnell umstimmen  und nehmen die Einladung  an. Nach Uberprüfung unserer Reisekasse sind  auch in dieser Hinsicht keine Schwierigkeiten  vorhanden. Manfred ist glücklich,  nochmals nach Abidjan  zu kommen, daß ihm auf seiner Schiffsreise gut gefallen hat und ich freue mich, es  kennenzulernen. -  Heer Oldenburg ist sehr  erstaunt, daß  wir mit diesem Mercedes-Typ D406  eine  Sahara-Durchquerung wagen und  auch gut überstanden haben.  Beim Test schnitt unser Wagen ziemlich  schlecht ab und der Bau soll demnächst  eingestellt werden Wir sind die ersten, die  mit dem Mercedes Typ  durch die Wüste kamen und sehr stolz  auf unseren  "Pioniertat". In der Werkstatt  wurden für 20500 France das Kupplungsseil ausgewechselt,  der Anlasser repariert,  Keilriemen nachgezogen, alles  abgeschmiert, die Druckplatte ausgewechselt  und noch verschiedene  Kleinigkeiten behoben. Das Ersatzteil  hatten wir natürlich nicht  dabei, wie das immer so ist. Da in Lörrach  der Motor vollkommen überholt wurde,  war nicht anzunehmen, daß  wir hier Verschleiß haben würden.  Im Laufe dieses Vormittags traf unser Motorradfahrer  ein. Er  hatte eine Panne und traf erst heute  früh in Niamey ein. Sein Gasseil  war gerissen. Den restlichen  heutigen Tag verbrachten wir im Swimmingpool des  Sahel-Hotels. Nach der wochenlangen  Wüstenfahrt  die Krönung. Stundenlang hielten wir  uns im Wasser auf, unsere Haut: hatte es nötig.  Abends suchten wir  uns ein billiges Lokal und  fanden ein nigerianisches Restaurant.  Für insgesamt 4,80 Prc. bekamen wir  1 Omelette, 1 Steak,1 Portion Pomfrites und  1 Bier. Der Kurs  ist fast 1 : 1.

10.11.74   Früh am morgen  wurden wir von Peter geweckt.  Auch er hatte eine Panne und  wail gestern erst um 12 Uhr in Niamey angekommen. Wir schliefen bereits und er wollte uns nicht  wecken. Er war beruhigt, daß wir heil  angekommen waren. Mittags  kam er mit Roger. Wir staunten, auch ihn hier zu sehen.  Zusammen gingen wir essen.  Abends wollten wir die Durchquerung  der Wüte mit einem erstklassigen Essen beschließen und verabredeten  uns in einem vietnamesischen Lokal "Lotus Bleu". Peter kam aber  nicht, doch es wurde  trotzdem ein gelungener Abend. Mit von der Partie  waren Julius und Jean-Pier, die 2 Schweizer vom Roten Kreuz.  Das Essen war  ausgezeichnet, seit Monaten hatten wir nicht mehr so  gut gespeist. Anschließend  in der Domino-Bar lernten wir noch 6  weitere Touristen kennen, die ebenfalls die Wüste hinter sich, oder  noch vor sich haben. Thema  1 aller Wüstenfüchse ist immer der  Straßenzustand und Tauglichkeit  der jeweiligen Fahrzeuge. Stundenlang  wurde darüber diskutiert.


11.11.1974  Heute morgen kommen uns zwei  Österreicher (Ehepaar) besuchen,  derer Bekanntschaft  wir gestern abend machten.  Sie reisten über Mauretanier an, haben einen geländegängigen  Unimog und so gut wie  keine Schwierigkeiten. Ein einziges Mal  waren sie bisher steckengeblieben,  obwohl Mauretanien weitaus  schwieriger zu befahren ist,  als die Hogga-Piste. Sie wollen ebenfalls  nach Süd-Afrika, haben  jedoch mehr Zeit eingeplant. Zu ihrem  Reisegepäck gehört ein Schlauchboot  mit 20 PS Aussenbordmotor. 3-4 Wochen  haben sie für Zaire geplant  und wollen u. a. die zahlreichen Flüsse  dort befahren. Wir bewundern und beneiden sie. So zu reisen macht  natürlich weitaus mehr Spaß. Bei uns ist es ein ewiges "Durchkommen".  Später geht  unser Max nochmals in die Werkstatt und  unsere Reisekasse wird abermals  um 20000,-- Frcs. erleichtert.  Eine neue Kupplungsscheibe  war notwendig. Zwar hatten wir dieses  Ersatzteil dabei, aber  durch das Auslaufen eines Öikanisters in  unserer Blechkiste waren  viele Dinge verdorben oder unbrauchbar  geworden. So auch die Kupplungsscheibe und die Bremsbelege. Zwar versuchte man das Öl mit  dem Schweißbrenne] herauszubringen, aber die Scheibe  brach bei der unsanften Behandlung. Die Tage in Niamey waren sehr erholsam.  Fast jeden  Tag Schwimmen, bummeln durch  die Strassen, besuchen den Zoo und besichtigen  das Museum, was uns nochmals Kultur  und Leben der Tuareggs vergegenwärtigen läßt. Ansonsten ließen  wir uns, so  viel wir konnte mit Bier vollaufen. Abends plauschten wir immer mit Julius  aus der Schweiz, der viel von seiner  letzten Tätigkeit als  Rot-Kreuz-Helferm in Äthiopien zu erzählen wußte.  Am Mittwoch wollten wir  eigentlich aufbrechen. Rudolf hatte uns  bereits gestern verlassen,  aber Louis und Christian  waren angekommen. Es gab viel zu erzählen,  obwohl wir uns nur eine Woche  lang nicht gesehen hatten. Am meisten  interessierte uns natürlich, wie es Edi  und Mariella ging. Wir konnten beruhig sein. Auch sie hatten die Reise  bereits fortgesetzt.  Wir beschlossen noch einen Tag zu bleiben. Wir staunten nicht schlecht,  als im Laufe des Tages  und des abends noch 2 Anhalter,  denen wir ebenfalls begegnet  sind, 3 Schweizer, letzter Kontakt in Agades und Edi  und Mariella  eintrafen. Nun verschoben wir die Abreise  nochmals, denn erst mußten  wir uns richtig ausquatschen".  Als unsere  4 Nürnberger noch eintrafen,  ergab das fast einen Campingplatz mit  insgesamt 5 Wagen. Für uns  war es schön, nochmals alle  wiederzusehen. Von Volker kauften wir die Sandbleche, da der Wagen hier verkauft werden sollte. Sie  hatten  sich in der Wüste ab bestens bewähren und waren dazu so schön leicht (Aluminium). Wir glaubten,  sie gut in Zaire verwenden zu  können. Auch Eßwaren wechselten in  unseren Wagen über. Volker gab  uns eine Werkzeugkiste, die wir für  ihn nach Lome bringen sollten.  Er und Brigitt wollen von hier per Anhalter  nach Lome, Schlotter und  Barbara beabsichtigen, noch in Niger,  Ober-Volta  und Elfenbeinküste zu bleiben, aber die Reise mit dem Fahrrad oder  einem Esel  fortzusetzen. Für Manfred sollte der  letzte Tag noch eine sehr große  unangenehme Überraschung bringen. Der  Ministerpräsident  von Somali  hatte  sich angesagt, Niamey einen  Besuch abzustatten. Demzufolge  wurde alles Volk aufgerufen, die  Strassen zu säumen und was laufen  konnte, kam dieser Aufforderung   gern nach. Läden, öffentliche  Gebäude und auch unser Schwimmbad hatten  geschlossen. Es war für  uns ein  eindrucksvolles Bild. Viele  Tanzgruppen und musizierende  Trios untermalten das bereits sehr  bunte Treiben der Schwarzen auf den Strassen. Die Strassen waren z. T.  gesperrt und  Manfred will dieses Ereignis im Film festhalten. Er  traut seinen Augen nicht, als  er die Kamera zur Hand nimmt und feststellt, daß  sich alle Linsen aus den Fassungen gelöst  haben. Ganz traurig  sieht er seine Yashika an, und resigniert meint er, 100 Filme dabei  und nun die Kamera kaputt. Etwas schlimmeres hätte  ihn nicht treffen können. So traurig war er  nicht einmal, als der Max in die Werkstatt  mußte. Da Volkers Reise in Niamey so gut wie beendet ist, überläßt  er uns seine Kamera.  Zwar ist sie auch nicht mehr ganz i. Ordnung,  aber besser diese, als gar keine. Unsere große Hoffnung ist Abidjan.  Wenn man  irgendwo die Kamera noch reparieren kann, dann ist es nur in Abidjan.  Nachdem wir unsere  Reisekasse überprüft und  für gut befunden haben, beschließen wir  nun endgültig weiter nach Westen und  später an der Küste zurück nach  Osten nach Duala zu fahren. Zwar kostet  das fast einen Monat Zeit, aber wir, wollen uns von dem gesetzten Termin  der Südafrikanischen Regierung  nicht beeindrucken lassen.  Irgendwo bekommen wir das Visum  bestimmt verlängert. Wahrscheinlich in  Salisburry/Rhodesien. Im  Supermarkt von Niamey bekommen wir auch  unser geliebtes "TANG" . Grapefruitextrakt. Sind die  Supermärkte auch sehr teuer,  so kann man doch zum größten Teil alles  kaufen, worauf man im  Laufe der Ietzten Monate  verzichten mußte. Wir  decken uns mit Butter,  Marmelade, Tomatenmark.  Die kleinen französischen  Weißbrote, an jedem  kleinen Strassenstand zu erhalten schmecken  uns ausgezeichnet. Umgerechnet DM 0,15 das Stück. Das 1. mal  kaufen wir Frischfleisch ein.  Trotzdem es zäher ist, als unser heimisches,  mundet es uns ausgezeichnet. Das Kilo  kostet nur DM  2,50. Nachdem die boys vom  Sahel-Hotel unsere Wäsche gewaschen haben, bleibt für  uns wirklich  nur noch das  Faulenzen übrig. Abends  lädt uns Julius in sein Stammlokal ein.  Ein  Gartenrestaurant  mit Ausblick auf den  Niger, der sich träge dahinwälzt und hinüber  zum anderen  Teil der Stadt. Die Ufer  sind von lustigen Wäscherinnen belagert, die   lachend und singend in der  trüben Brühe ihre  Tücher reinigen. Heute endgültiger  Aufbruch. Wir  fahren sofort zum Ausgang der  Stadt müßen  aber  nochmals umkehren, da uns ein  Stempel von der  Suriete National-Po1ice  fehlt. Danach nehmen wir  Kurs auf Ober-Volta.  Wie im Norden,  müssen wir uns auch hier von Stadt zu Stadt  melden und eine  Kennkarte ausfüllen. Ohne diese  Polizeierlaubnis ist kein Passieren  möglich. Kurz  nach Niamey haben wir wieder die  berüchtigte  Wellblechpiste. Für Manfred ein rotes Tuch.   Dazu noch z. T. tief Schlaglöcher und Querrinnen.   Manchmal setzt "Max" so hart auf, daß wir meinen,  nun ist alles kaputt,  aber er hält tapfer  durch. Kommt  uns ein Wagen entgegen, haben  wir uns angewöhnt, die  Frontscheibe  anzudrücken. Wir beobachteten  das bei vielen Lkw-Fahrern und hoffen, so die Möglichkeit  eines Splittern der Frontscheibe  herabsetzen zu können.  Mit Grausen sahen wir auf  den Strassen immer wieder die   zerbrochenen Scheiben. Ein Albtraun  für uns. Als  Volker und ein  schweizer Wagen in  Niamey eintrafen, waren sie ebenfalls  ohne Windschutzscheibe.  Gegen Mittag  erreichen wir die Grenzä  Ober-Volta.  Die Landschaft ist weiterhinmlativ  grün, große Büffel-  und  Ziegenherden kreuzen unseren Weg.  Ich bewundere immer wieder  die großen und bizarren  Ameisenhaufen und möchte  so gern ein Bild  fürs Album machen, aber Manfred hält  einfach nicht  an. Gegen 4 Uhr  nachmittags erreichen  wir Fada N'Gourma. Eigentlich wollen wir  hier nur einkaufen und  vielleicht ein  Bier trinken, kommen aber  mit einem Amerikaner des  Peace Corps ins Gespräch und nachdem uns  ein Einheimischer zum  Bier einlud, war es beschlossene Sache, daß  wir die Nacht  hier verbringen  würden. Durchfuhren wir  bisher ärmliche Orte mit meist Rundhütten  in den verschiedensten  Bauarten, z. T. auf Pfählen, so  war Fada der 1. Ort mit  netten Steinhäusern. Die Strassen glichen  breiten Alleen und alles  schien grün. Bäume, Sträucher, viel Blumen  und am Stadtausgang  ein lieblicher See mit zahlreichen  Seerosen. Wir waren begeistert.  8000 Einwohner zählte die Stadt. Nachdem uns  unser schwarzer Freund genügend Auskunft über seine  Heimat, seinen Beruf und sein  Leben  geben hat, ist die Nacht hereingebrochen.  Nachdem sich unsere  Runde um weitere Mitglieder des Peace-Corps  vergrößert hat, gibt es  eine muntere Plauderei und wir bekommen  viel interessantes zu  hören. Später, als wir nach einem geeigneten Übernachtungsplatz  fragen, erklärt uns Roger wir können bei einem deutschen  Freund von ihm stehen.  Er bringt uns auch gleich hin, Herbert  ist aber nicht zu Hause. Kurz darauf trifft er jedoch ein, von Roger  herbeizitiert. Herbert ist hier Entwicklungshelfer und wußte bereits, daß  wir im Ort  sind. Die Buschtrommel funktioniert ausgezeichnet.  "Weiße sind angekommen". Uns  ist es etwas peinlich, so einfach hereinzuschneien,  Herbert aber freut sich  über die Abwechselung und wir sind zum Abendessen eingeladen. Eine große Überraschung gibt es, als  Manfred und Herbert feststellen, daß  sie beide bei der Fa.  De Te We        in Berlin gearbeitet haben. Nachdem wir eine heiße Dusche als Krönung des Abends genommen  hatten, kommt Besuch. Noch ein deutsches Pärchen,  Christel und Hans aus Grenzach. Auch sie sind Entwicklungshelfer. Seit 3 jahren in  diesem Ort mit einem 5-jährigen Sohn und einer 7 Monate alten Tochter  Wie klein doch die Welt ist. Erinnerungen an die Heimat werden  ausgetauscht. Später sind wir  ihre Gäste. Auch am nächsten Tag sind wir zum Mittagessen eingeladen. Alles  ist hier ziemlich einfach.  Herbert, allein, beschäftigt  2 boys, einen für das Haus und zum Kochen,  einen zweiten für den Garten.  Christel und Hans haben zusätzlich noch  ein Kindermädchen. Monatslohn der boys ungefähr 5000 - 75000  Pres. mtl., ca. DM 60,--  bis Di.' 80,--. Herbert und Hans bilden  Kinder in Elektrik und Kfz-Technik  aus. Vier Jahre dauert die Berufsausbildung, dann wird eine  Prüfung abgelegt ca. 50 % bleiben  auf der  Strecke. Auf dem gleichen Gelände  existier noch eine  Schreinerei und Maurerei. Insgesamt hat Obervolta  3 Berufschulen dieser Art.  Jede Schule lehrt andere Fächer.  DM 15,-- bis DM 30,-- ist der mtl.  Kostenbeitrag der einzelnen Schüler,  incl. Kost und Logis.  Alle Schüler sind eifrig bei der Sache und  es herrscht eine hervorragende Disziplin. Freuen sich unsere Schüler über jeden schulfreien Tag, so  ist es hier genau das Gegenteil.  Die Schüler wissen mit ihrer Freizeit nichts  anzufangen. Für sie ist  es die Krönung überhaupt, einen Beruf  erlernen  zu dürfen, lesen und schreiben  zu können, was  sie aus dem unendlichen  Meer der Analphabeten hervorhebt.


Hierfür sind sie bereit, jede freie  Minute zu  opfern. Als uns Herbert am nächsten Morgen durch die  einzelnen Hallen  führt, staunen wir, mit welchem guten  Lehrmaterial das Entwicklungsdorf ausgerüstei

ist. Zum 1.  Mal haben wir Gelegenheit, die Methode  der Entwicklungshilfe kennenzulernen. Nachdem Roger nochmals  vorbeigekommen ist, wir hatten einen  Drink zusammen, verlassen wir  endgültig nachmittags gegen 3  Uhr Fada-N-Gourmal und setzen die  Fahrt Richtung Ouagadougou fort.  Unterwegs

stellen wir fest, daß  wir unsere Melitta-Tee-Kanne  bei Herbert ver-

gessen haben. Das stimmt  uns beide sehr traurig, jedoch die  alte

Devise gilt auch hier:  Schwund ist überall. 120 km  legen wir noch

an diesem Tag zurück  die Strasse ist zum  grössten Teil noch sehr

schlecht. Wir beschließen,  das schlechte Stück noch heute  hinter um zu bringen. Dann winkt  Asphalt. Manfred hat wieder  einmal die Nase vom Wellblech und den  Schlaglöchern gestrichen voll.  Diese Nacht verbringen wir vor  einer katholischen Mission. Die  Prister kommen und laden  uns ein, wir lehnen jedoch höflich ab  da  wir zu müde sind. Bereits um 18:30 Uhr liegen wir  im Bett. Noch 1 1/2 Stunden bis  Ouagadougou und dies auf  bester Asphaltstrasse.

Was uns hier besonders  auffällt, sie die vielen  Flüsse und Seen, zu

beiden Seiten der Strasse.  Die ganze Stadt ist von  Wasser umgeben. Heute ist Sonnabend und wir haben wieder  einmal  keinen Franc in der Tasche. Die Banken sind  geschlossen. In einem Hotel tauscht  mar unsere DolIars ein, danach  fahren wir außerhalb der Stadt ins Ricardo-Hotel und genießen den  Swimmingpool. Gleich  hinter dem Hotelgarten den Smimmingpool. Gleich hinter dem Hotelgarten schlängelt  sich der Volta dahin. Friedlich bewegen  sich ein paar Fischerboote vorwärts.  Die Ufer sind seicht und von Schilf und Gras  besäumt, Seerosen und andere Sorten  verschönern die liebliche Landschaft. Dahinter  tut sich der endlose  Wald auf. Bei Coca-Cola mit Erdnüssen  läßt es sich hier  gut aushalten, abseits der Hauptstadt Ober-Voltas.  Am frühen nachmittag setzen wir die  Reise fort  und steuern Ghana an, durchfahren die Orte Po  und Pissi und erreichen um 15.00 Uhr  die Grenze. Sofort  sind wir von mindestens 100 Leuten umringt, die  uns Cedi schwarz tauschen  wollen. Wir sind natürlich ebenfalls sehr  daran interessiert und tauschen 10.000  CFA für 75 Cedi, (auf der Bank gibt es  nur 38 Cedi) fast das doppelte. Die Grenzformalitäten  sind sehr  einfach, aber doch immer mit warten verbunden.  Mußten wir uns  indem  bisherigen Ländern mit

französisch herumschlagen,  so war uns die englische Amtssprache  hier in  Ghana sehr willkommen. Im Gegensatz zu  Ober-Volta glich Ghana einem Wohlstandslande aber  der Schein trügt. Keine  halbnackten Menschen mehr, alles  kleidet sich in netten  bunten Tüchern und Textilien. Die üblichen  Strohhütten sind hier ersetzt  durch einfache Lehmhäuser, manche  sogar aus Stein. Die Märkte  sind voll  on Waren all Art und auf den  Strassen unterhalten viele Frauen eine Schneiderwerkstatt,  d. h. sie besitzen eine Singer Nähmaschine und nähen gleich an  Ort und Stelle. Angebettelt  wurden wir in Ober-Volta nur  noch vereinzelt, hier in Ghana überhaupt nicht mehr. Hier gibt es auch kein  vertrocknetes Land mehr. Vor allem wird Mais und Hirse angebaut.  Wir tanken 100 L Diesel für  17,60 Cedi (1 Gallone = 0,80  Cedi). Brot kostet das Stück  0,20 Cedi, schmeckt uns aber nicht  so gut wie in Niger und Ober-Volta.  Es hat einen süsslichen  Beigeschmack. Haben wir bisher immer irgendwoher Eis für unseren  Kühlschrank bekommen,  so sehen wir uns hier enttäuscht. Die  erste Nacht in  Ghana verbringen wir an einem Resthouse. Dem "Master"  versprechen wir, am nächsten Morgen seine Frau 30 Meilen   mitzunehmen. Die Abende sind für  uns sehr kurz. Manfred ist immer  ziemlich erledigt,  die Hitze des Tages und das schwere Fahrzeug  nehmen ihn ganz schön mit. Totmüde  fällt er nach dem  Abendbrotessen immer sofort ins Bett.  12 Stunden Schlaf am  Tag sind für uns ganz normal. Kriecht Manfred  unter das Moskitonetz, ist er  stets bewaffnet mit Salbe gegen  Mückenstiche, Taschenlampe und  Insektenspray. Trotz des Netzes  finden einige Quälgeister immer  wieder den Weg zu uns und lassen  uns nicht zur Ruhe kommen, oder  wir bemerken sie nicht und  sind morgens zerstochen. Es ist die  reinste Plage, am meisten  jucken die Hand- und Fußgelenke.  Trotz der Wärme können wir  abends nur mit Socken, langärmeligen Pulli draußen sitzen.  Lieber  schwitzen, als zerstechen lassen,  doch trotzdem sind wir ständig  am kratzen. Die Reise setzen wir fort  Richtung Süden, in der  Mitte von uns die schwarze Mammi  des "Masters". Natürlich mußte auch  die überdemensionale große Schüssel  als Reisegepäck mit,  die hier alle Frauen auf den Köpfen  tragen. Manfred verstaute alles auf  unserem Bett und war sehr beeindruckt von der Schwere der  Schüssel. Diese Last auf dem  Kopf der Frau, er konnte es kaum  glauben. Der Kinderwagen wir hier  durch ein Tuch ersetzt, das um den  Rücken gelegte  oberhalb der  Brust geknotet wird. Das Kind sitzt  auf dem Rücken der  Mutter wie in einem Rucksack oder einer  Hängematte und stört keineswegs  in der Bewegungsfreiheit. Kind auf  dem Rücken,  Last auf dem Kopf, die Hände sind frei. Alle paar Kilomet.er  müssen wir anhalten infolge der Strassenkontrollen. Zwar waren wir  darauf vorbereitet, aber  doch entnervt  es Manfred ganz schön, immer  wieder den  gleichen Vers zu hören:"Where are yo from  where are you  go?"

Die Pässe werden kontrolliert,  wir sind nicht  sicher, ob alle Polizisten lesen können. Für  Brückenüberquerungen müssen  wir hier ein paar Cedis zahlen. 10  Bananen kosten 20 Cedi =  0,30 DM.

Das 1. Mal sehen wir heute  Affen auf der Strasse und  in den Bäumen. Die Strasse ist  asphaltiert, jedoch vereinzelt  mit tiefe Schlaglöchern durchsetzt, was bei Asphalt  ziemlich  gefährlich für unseren Max werden kann.  Unebene Strassenstücke  werden durch ein Schild "Bumpi-Roud"  angekündigt. Auch das ist nicht  ungefährlich, da sich der  Wagen derart aufschaukelt, um  vielleicht beim nächsten Schlagloch, was wir nicht im voraus  erkennen können, voll aufzusetzen. Zu  bieten hat dieser Tag nicht  sehr viel für uns, da die Strasse zu beiden  Seiten von hohem Gras  und z. T.

Schilf bewachsen ist und uns den Blick ins Land  versperrt. Als wir den Volta erreichen,  ist das eine wunderschöne  Abwechselung.  Mit der Fähre müssen  wir übersetzen. Wir sind  die einzigen

Weißen an Bord, 1 Stunde dauert  die Überfahrt. Natürlich  werden

wir verstohlen, von  manchen auch richtig blöde,   gemustert. Man-fred hat Mühe, einem schwarzen, der nach Acra möchte klarzumachen  daß unser  Wagen keine Mitfährgelegenheit bietet.  So ein großer Wagen  und nur 2 Personen, wir können es  keinem kIarmachen, fährt doch unser  Wagentyp hier in Ghana als Buschtaxi und transportiert  manchmal mehr als 30 Menschen mit Gepäck. 

In Ejura, 68  km vor Kumasi, übernachten wir im Garten des  Hauptquartiers für Familienplanung.  Alle sind sehr  nett und freundlich und sehr an dem bisherigen Verlauf unserer  Reise interessiert. Besonders  die Kinder freuen sich über  unser Kommen und sind stolz,  daß sie uns mit einigen Brocken engIsch  überraschen können. Im Chor  werden immer wieder die Zahlen

1 - 10  aufgesagt. Diese Nacht ist wieder einigermaßen kühl und  wir schlafen dementsprechend  sehr gut.


18.11.74    Noch heute wollen wir die  Elfenbeinküste erreichen.  Unbeschreiblich freuen wir uns auf  das Meer, aber noch sind wir  in Ghana. Die Polizisten an den üblichen  Strassenkontrollen verlangen  jetzt sogar Geschenke. Wir  lachen sie nur  aus. Ein Polizist überrascht uns mit deutsch. Er war in Düsseldorf und ist sehr stolz darauf. Bereits ab Ejura haben  die Dörfer Kleinstadtcharakter  mit 1 - 2  stöckigen Häusern. Kumasi unterscheides sich  in nichts von südlichen  europäischen Kleinstädten. Hübsche bunte  Häuser mit gepflegten Blumenbeeten.  Kurz darauf sind  wir mitten im Urwald. Wir konnten uns  nicht sattsehen, diese   Üpigkeit von

Vegetation überwältigte uns. Bananen,  Papaias,  Datteln, Gumibäumen, Kakao und viele Sorten, die wir nicht kannten. Alles umrankt von Efeu und  Lianen. Ein typischer Mangrovenwald. Dazwischen Bäume mit feuerroten  großen Blumen und wieder andere  mit kleinen gelben Blüten und gleichzeitig Früchten.  Lichtet  sich der Wald, durchfahren wir Ananasplantagen,  Orangenhaine  oder kleine Eingenborenendörfer oder  kleine nette Städtchen. Zu unserem   Erstaunen sehen wir, daß auch Reis angebaut wird. Die Strasse  zur Grenze ist zwar asphaltiert,  aber in so schlechtem Zustand,  daß wir manchmal Angst um unseren  Max haben. Kurz vor der Grenze vertanken wir unsere Ietzten Cedis.  Durch den Schwarzmarkt ist das Benzin für uns hier sehr billig.  Die  Asphaltstrasse ist wieder einem Lateritweg gewichen, zeitweise  mit Wellblech und wieder  viel Staub. Jeder Wagen, der uns  entgegenkommt, wirbelt turmhohe  Staubwolken auf, die bei der Windstille stundenlang in der Luft  hängenbleiben. Wir können kaum etwas  sehen. Aber schlechte Sicht  ist für die Einheimischen kein Grund  zum langsam fahren. Das Ergebnis  dieser Raserei sehen  wir oft am Strassenrand: Unfallwagen. Baustellen, Wellblech und Schlaglöcher  wechseln, zum Glück sind es nur  etwas mehr als 35 km, aber  bei schlechten  Strassenverhältnissen  können sie zur Ewigkeit werden.  Endlich sind wir an der Grenze. Zoll, Polizei und gleich  darauf wieder Straßenkontrolle.   Formblätter werden wieder ausgefüllt,  wie in den bisherigen  französischen Ländern. Manfred ist  ziemlich entnervt und will, obwohl es  schon ziemlich spät ist, noch heute die Asphaltstrasse  erreichen.  In Agnibilekrou beginnt  sie, Manfred fährt durch. Gleich hinter der Ausfahrt  wieder Kontrolle und dann eine herrliche Straße gleich einer Autobahn. Wir  wollen nun einen Rastplatz  fur uns haben, aber nur dichter, undurchdringlicher  Urwald  umgibt uns. Gleich einer Berg- und Talbahn  führt die Strasse  immer wieder bergauf und hinunter. Und  sie hat viele Kurven. Die  nächste Stadt ist Abengourou und es ist  bereits dunkel, als wir sie  erreichen.  Da wir nicht viel erkennen  können,  suchen wir uns ein Hotel oberhalb der Stadt und übernachten  auf dem Parkplatz. Es ist  nicht das schlechteste, da wir  immer die Hoteltoilette  und manchmal auch die Duschen benutzen  können. Diese Nacht ist sehr  schwül, wir können kaum schlafen.  Wie in der Wüste verschafft  sich  Manfred Abkühlung durch  feuchte Tücher.

 

19.11.74    Bereits früh am nächsten Morgen  werden wir von  einem Deutschen begrüsst, der  hier im Hotel wohnt. Seit 4  Monaten unterrichtet er am Lyzeum von  Abengourou deutsch  und freut sich über unser kommen. Die Stadt  ist umgeben von tiefstem und dichtestem Urwald der z. T. unter  Naturschutz steht. Heute werden wir Abidjan  erreichen. Auf der Strasse eine  tote Schlange,  die erste die wir sehen. Langsam wechselt  die Landschaft vom  dichten Wald und große flache Ebenen  über. Viel Anbau von Mais,  Zuckerrohr, Rüben und Ananas. Die Strassen  säumen wilde große Ibiskussträucher.  Alles blüht. Langsam nimmt der Verkehr  zu, wir nähern uns der  Metropole der  Elfenbeinküste und um 14.00 Uhr erreichen  wir sie.

Manfred ist ganz  aufgeregt und erinnert sich an seinen letzten Besuch, als er mit  dem Schiff "Werderland"  hier war. 4 Jahre  ist es her. Unser 1. Weg geht zum d'Ivoire-Hotel, dem teuersten  und schönsten wohl an der ganzen  Westküste Afrikas. Es  ist der höchste Bau  der Stadt und nicht  schwer zu finden. Eine feudale  Anlage mit Swimmingpool, Garten,  mehreren Parkplätzen, Bungalows  und noch einiges mehr. Hoch  über der Stadt bietet diese Hotel einen wunderschönen Ausblick über  Abidjans-Altstadt,  hinüber zur  Lagune und dem Atlantik. Später bummeln wir über  den Markt, sitzen  im Park-Hotel und bringen unseren defekten Fotokamera zur Reparatur. Auch hier haben wir Glück die Dame aus dem Labor ist Deutsche. Dem Parkhotel gegenüber  ist ein Souveniermarkt. In  der Hauptsache werden Elfenbein-  und    Holzschnitzereien angeboten. Ohne etwas kaufen zu wollen,  feilschen wir mit  den Händlern und durchstöbern riesige Kisten.  Es macht uns großen Spaß.  Am Nachmittag klagt Manfred  über heftige Kopfschmerzen, die  plötzlich aus heiterem Himmel  eintreten. Sie werden so heftig,  daß wir bald eine geeigneten  Schlafplatz  suchen und ihn neben dem d'Ivoire-Hotel finden. Gegen  Abend hat Manfred 38,9 Fieber und  dazu noch Bauchschmerzen.  Zuvor klagte er über leichten Schüttelfrost. Hoffentlich war es keine  Malaria,  aber alle Anzeichen sprachen dafür. Wir konnten heute nicht viel   unternehmen. Nächsten morgen werden wir zur Mercedes-Werkstatt fahren. Sollte es Manfred nicht besser gehen,  kann uns Herr Oldenburg zu einem  Arzt bringen. Diese Nacht verbringen   wir fast ohne Schlaf.


20.11.1974   Manfred läuft der Schweiß nur so vom  Körper.  Alles ist durchgeschwitzt. Am Morgen ist die Temperatur  auf 39,4 gestiegen. Trotzdem  fährt er mit dem Max durch  die Stadt zur Werkstatt. Es macht ihm sehr viel Mühe und manchmal  habe  ich Angst, da der Wagen ins Schwimmen kommt oder  Bürgersteige mitnimmt. Nur jetzt keinen Unfall. Nach einer mir endlos  erscheinenden Zeit  erreichen wir endlich  die 15 km entfernte Werkstatt  und suchen uns ein  schattiges Plätzchen,  da gerade Mittagspause  ist. von 12 - 15 Uhr wird nicht gearbeitet.  Essen kann  Manfred nichts, ihm ist schwindelig und sehr schlecht.  Völlig erledigt und apathisch  liegt er im Wagen. Wir können im  Moment nichts unternehmen und  warten auf Herrn Oldenburg. Ich setze mich in sein  Büro,  um auf ihn zu warten, doch in der Zwischenzeit  wird Manfred, d. h. besser unser  Max, bereits von ihm entdeckt. Wir stehen nicht  weit von  seinem Haus entfernt.

Das Fieber  ist inzwischen auf 40 Grad angestiegen.  Sofort fahren

wir zu  einem Arzt. Der vermutet Lungenentzündung,  verschreibt aber trotzdem auch Präparate  gegen Malaria.  15 Dollar für die Konsultation und  10 DM für die Medikamente. Uns  ist es egal, hauptsache Manfred  wird wieder gesund. Als wir  zurückkommen, bietet uns Herr Oldenburg an,  in seinem klimatisierten Schlafzimmer zu übernachten. Wir nehmen  dankbar an, Manfred ist aber  nicht mehr fähig, den Max zu fahren.  Herr Oldenburg rangiert  uns in seinen Carport. Zusätzlich zu den Medikamenten des Arztes nimmt  Manfred noch Penicillin  aus unserer Reiseapotheke und  fühlt sich danach wesentlich  besser. Das Schwitzen läßt aber noch nicht nach.  Alle Betten sind  klatschnaß.


21.11.1974     Am  kommenden Tag hat er sogar etwas Appetit  und, Gott sei Dank, das Fieber sinkt. Gegen  Abend hat er sogar Untertemperatur.  Er fühlt sich  schon beinahe wieder gesund,  aber äußerst schwach. Ich habe Zeit, um alles zu  waschen und wieder auf Vordermann zu bringen.  Das Badezimmer Herrn  Oldenburg kommt mir sehr gelegen.


22.11.1974     Heute  steht Manfred  sogar bereits wieder auf. Der Boy von Herrn Oldenburgs  wäscht uns die Bettwäsche und wir  wollen nicht länger das Schlafzimmr  in Beschlag nehmen. Der Tag  verläuft so gut, daß Manfred sogar  zustimmt, am Abend einen  Barbummel mitzumachen. Zu Viert,  Herrn Oldenburgs Freundin ist mit  von der Partie, eine Libanesin, durchstreifen  wir Treichville und wieder schwelgt  Manfred in  Erinnerungen. Zuerst besuchen wir die ABC-Bar.  Allgemeiner Treff  der deutschen Seeleute. Natürlich  fehlen die "Kohlensäcke' nicht. Gute  Unterhaltung haben wir mit  einigen Seeleuten von einem Hamburger Schiff. Später besuchen wir noch  den Scotch-Club und eine weitere Bar. Es  ist  ein gelungener Abend. Diese Nacht verbringen wir  bereits wieder in unserem Max und am nachsten Morgen bringt uns  Herr Oldenburg zum Palm-Beach-Strand.  Hier soll sich Manfred  noch einige Tage  von seinem Tiefschlag erholen. Das Palm-Beach-Hotel  bietet uns  Duschen und Toiletten sowie Schwimmbad. Des Nachts  wacht über uns das Auge des  Nachtwächters. Wir sind  sehr zufrieden.

 

24.11.1974    Mein Geburtstag. Manfred  verwöhnt  mich wie nie zuvor. Wir "feiern"  im Palm-Beach. Das 1. Mal, daß  ich an meinem Geburtstag bade  und unter Palmen am nahegelegenen Meer spazierengehe. Es  ist wunderschön. Zu Mittag  lassen wir uns Langusten und Shrimps  schmecken, der Rotwein rundet  das Menü ab. Auch am Nachmittag  sind wir nicht aus  dem Bad zu bekommen. Nie waren die Ananas-Früchte  so billig, wie  hier am Strand. Ganze 25 Pf. das Stück.  Bereits geschält und mundgerecht zugeschnitten. Wir  essen soviel,  bis uns schlecht wird. Auch  Cocosnüsse werden hier billig angeboten,  wir machen uns aber nicht so  sehr viel daraus. Z.  z. ist hier die  "kleine Regenzeit". Von ihrer Existens hatten wir zuvor  nie etwas gewußt, aber so ist  das oft. Erst  an Ort und Stelle  erfährt man solche Sachen, obwohl  man sich wochen- oder monatelang  auf etwas vorbereitet. Mindestens  1 x gießt  es so in Strömen, daß man binnen  weniger Sekunden  bis auf die Haut durchnäßt ist.  Wir haben noch Glück, denn  meistens kommt nachts die feuchte  Dusche. So schwül, wie hier  in Abidjan hatten wir es nie zuvor  erlebt. Die Wüste war angenehm  dagegen. Als wir bei Herrn  Oldenburg waren, lief mir vom  Nichtstun der Schweiß in Strömen  am Körper herunter. Ich sah  immer aus, als ob ich gerade  der Badewanne entsteigen würde.  Hier am  Strand ist es durch den  Wind etwas angenehmer oder  die nächtlichen  Regenschauer  bringen ebenfalls etwas Abkühlung,  was natürlich relativ ist.  Vielleicht fällt das Thermometer von 58° auf 33°. Für uns bereits sehr  spürbar. Wenn zu den  Regenschauern  noch ein Gewitter auftritt, begrüssen  wir es als  willkommene Abwechselung

und freuen  uns über. das Natürschauspiel. An diesem  Abend machen wir die  Bekanntschaft von 4 Deutschen,  2 Geologen und 2 Piloten. Sie werden  morgen die Elfenbeinküste  Richtung Deutschland verlassen  und wir geben ihnen einen Teil  unserer Filme mit.  5 unserer Agfa-Dia-Filme  haben wir in Abidjan entwickeln lassen,  um zu  sehen, wie sie geworden sind. DM  50,-- umgerechnet haben wir für Entwicklung  und Rahmung bezahlt.  Trotzdem  freuen wir uns über den Erfolg.  Die kaputte Kamera bekamen wir  allerdings unrepariert  wieder zurück, da dem Techniker  der entsprechende Spezialschlüssel  fehlte,  um sie zu öffnen. Manfred nahm sich daraufhin selbst  den Apparat vor und mit Messer  und Schraubenzieher reparierte  er sich die  Filmkamera selbst. Wir hoffen  dass alles richtig  ist. DM 75,-- haben wir dadurch  gespart.


25.11.1974    Morgen früh soll  der Max endgültig in die Mercedes-Werkstatt um sich einer Kontrolle zu unterziehen. Schäden haben wir keine aber wir  setzen die Fahrt mit  einem sicheren Gefühl fort, wenn wir wissen,  daß alle Schrauben fest,  die Bremsen i.Ordnung

und der Wagen abgeschmiert ist.


Wir kaufen eine  Ersatzölwanne, falls wir  nochmals in Schwierig-

keiten  geraten sollten. Fur insgesamt DM 100,-- haben wir   später

die Gewissheit,  daß alles i. O. ist. Einen  Stoßdämpfer hat es  eben-

falls gekostet,  wir lassen ihn aber nicht erneuern. Nach  deutschen

Verhältnissen  wäre die Arbeit nach 2 Stunden fertig  gewesen. Hier

in  Afrika kennt man keine Schnelligkeit und  Gewissenhaftigkeit.

Von morgens  um 8 Uhr bis nachmittags 16 Uhr  wurde am Max  gearbeitet und  Manfred beobachtete, wie ein 'Arbeiter 3/4 Stunde brauchte, nur um einen  entsprechenden Werkzeugschlüssel  zu besorgen.

Die Mittagspause verbrachten wir  ein letztes Mal  bei Herrn Olden-

burg,  danach große Verabschiedung. Ebenfalls von  den deutschen Kollegen bei  Mercedes. Ein letztes Mal fuhren wir zum "Plateau", dem Centrum von Abidjan, um Einkäufe  zu machen. Den Abend und  die Nacht wollten  wir noch mal in aller  Ruhe am Strand  Palm Beach verbringen und  morgen früh die Reise fortsetzen. Als wir wieder  hinaus kamen, staunten  wir nicht schlecht, Edi und  Mariella dort zu finden. Trotzdem Abidjan eine  Stadt von 360.000 Einwohnern ist  und Großstadtcharakter  hat, gibt es für Touristen unserer Art  immer fast nur einen  Platz, wo man sich trifft.  Campingplatz oder Strand.

Auch wenn der Strand  sehr groß ist, wie hier,  sucht man sich immer das schönste  Fleckchen aus. Da es alle  so halten, ist ein Zusammentreffen, sobald  es in die gleiche Zeit  fällt, von vornherein garantiert. Viel  hatten wir zu erzählen und  zu berichten. Von Niamey bis hier hatte  sich natürlich auf beiden Seiten  eine ganze  Menge ereignet. Den  Abend verbrachten wir nochmals bei  einem guten Essen mit Krebsen und  sonstigem Erlesenen, in Gesellschaft, der 2 Geologe und Edi und Mariella. Erst  spät am Abend kamen wir  zum Schlafen und kurz darauf  brach nochmals  in sintflutartiger Regen los,  daß wir diesmal  in klammen und feuchten Betten schlafen mußten.  Die Schwüle  ließ trotz des Regens diesmal nicht  nach. Früh am nächster Morgen fuhren  wir weiter, den gleichen  Weg zurück, den wir gekommen waren. Viel Spaß  hatten wir an unsere  Erinnerung mit den Bananen, als wir die  riesigen Plantagen wieder  durchkreuzten. Am Strassenrand sahen  wir immer wieder Leute aus dem Wald  kommen, mit großen Banansenstauden auf  den Köpfen.  Nun, warum sollten wir kaufen, wenn der Wald alles  hergab. Ich feuerte Manfred an, doch auch eine Staude  zu "ernten",  wenn wir eine günstige Position ausmachen würden. Da fuhren wir so ohne Gedanken und sahen mitten auf der

Strasse  eine Staude liegen. Kurz wurde  beraten und dann die Staude eingeladen. Zwar  hatte Manfred ein schlechtes Gewissen,  da sie von irgemd jemanden zum  Abtransport bereitgelegt  warden war, aber die Plantage war so groß, daß es auf  die eine Staude bestimmt nicht ankam. Wir sparten dadurch die  Arbeit des Abnehmens. Den ganzen Mittelgang unseres Autos füllte die  Bananenstaude aus und nie zuvor hatten wir so schöne große gesehen.  Zwar waren sie noch alle grün, aber alle wurden hier grün geerntet und wir  konnten warten. Sehr stolz waren wir auf unseren Fang. Erst  als wir in Abidjan waren,  wurden wir aufgeklärt, daß es sich um die  sogenannten "Schweinebananen" handelte. Zum Essen waren sie gänzlich  ungeeignet, dafür  nimmt man nur die kleinen. Unsere werden  zu  Futu-Futu verwendet, d. h. man stampft sie zu einem Brei, gibt Mais hinzu und Pilli Pilli ein scharfes Gewürz und das ganze wird gebacken. Auch in  kleine Scheiben geschnitten und  geröstet ergibt es eine Art  Essen gleich unserer hiesigen

Brartoffel. 90 Bananen waren es insgesamt und wir wurden über

unsere Unkenntnis entsprechend  ausgelacht. Nun sind wir bananengeschult und können auch nur noch  darüber lachen. Diesmal fotografieren wir die Moschee in Agnibilekrou. Sie ist  uns bereits auf der Hinfahrt aufgefallen. Es ist  ein Bauwerk wie aus einer Zuckerbäckerei, weißer Anstrich, nicht so groß wie diejenigen im Orient dafür ein Baustil wie Filigran.  Auch hier haben wir wieder  das Glück, schwarz Cedis zu bekommen  und bald darauf haben wir  die Grenzen hinter uns. Da es noch sehr weit bis  zur nächsten Stadt

ist, beschließen wir, mitten  im Urwald zu übernachten. Wir fin-

den etwas abseits vom Weg eine kleine Schneise.  Doch ein  Ver-

stecken gibt  es hier nicht. Diesmal machen uns ein paar  Schul-

kinder ausfindig und wir werden  entsprechend betrachtet. Sobald

die Dunkelheit hereinbricht, sind wir aber allein.

Dies gefällt  uns so gut, daß wir auch die nächsten Tage auf der

Fahrt durch Ghana immer frei  übernachten. Einmal in der Nähe

eins  Dorfes, welches gerade ein  Fest hatte. Die ganze Nacht

hören wir die Trommeln und das  Tam Tam in nächster Nähe.  Wir

freuen uns über jedes ruhige  Plätzchen, das wir für die Nacht

ausfindig machen können. Es ist nicht immer einfach, unseren Max so  zu verstecken, daß er nicht gleich  gesehen werdem kann. Allzu weit wollen wir uns aber auch immer  nicht von der Strasse entfernen. Fast keinen  Morgen kommen wir vor 10 Uhr weg,   obwohl die Moskitos dafür sorgen, daß wir bereiters  am  Abend unter unser Netz kriechen.  Wahrscheinlich ist es die Schwüle, die uns nicht durch schlafen läßt und gegen Morgen,  wenn es sich ein wenig  abkühlt fallen wir dann in tiefen festen  Schlaf. Durch die hohe  Luftfeuchtigkeit und dazu das eigene  schwitzen,  läßt die Betten  überhaupt nicht mehr richtig zum Austrocknen  kommen. Sie sind immer  klamm.

Je weiter wir uns  Accra nähern, desto besser werden  die Strassen.

Einmal wollen wir  einen Weg akürzen und  schließen uns einer

Wagenkolonne an, die zwar eine  andere Strasse  benutzt, jedoch die Richtung  beibehält. Wir fahren und fahren  und unversehens haben wir kein Auto mehr  vor uns. Eine kleine Unterführung hat  sie

unseren Blicken entzogen und  nun stehen  wir davor und wissen

nicht,  ob unser Max hindurchpaßt. Eine  Wendemöglichkeit ist

auch  äußerst fraglich. Ich steige aus und  Manfred fährt im  Zeit-

lupentempe  auf die Unterführung zu. Keine  5 cm niedriger

durfte  sie sein und unser Max wäre  hängengeblieben. Wir sind

heilfroh.  Accra lassen wir rechts  liegen und steuern der Togogrenze  zu.


Als wir sie erreichen, sind wir  wieder direkt am Atlantik. Schwierigkeiten  gibt es hier  nicht. Einige Grenzbeamte

sprechen  sogar deutsch. Togo,als ehemalige deutsche Kolonie,

wird die  deutsche Sprache auch noch sehr gepflegt. Es gibt eini-

ge Schulen, die  sie als 2. Sprache lehren.  Gleich hinter der Grenze

beginnt auch  schon die Hauptstadt,  Lome. Ganz im Gegensatz zu

Abidjan,  glaubt man, in einer  afrikanischen Provinzstadt zu sein

Sehr eindrucksvoll die gotische Kathedrale inmitten  der Stadt, die aber nicht richtig  in das afrikanische Bild paßt. Außer 2  Hochhäusern, die  vielleicht die  Verkörperung der Hauptstadt sind, Lome  hat 140900 Einwohner,  durchfahren wir nur Straßen mit höchstens einstöckigen Bauten oder  Wege wo wir von einem Schlagloch ins  andere kommen. Die einzig gute  Strasse führt am

Strand  entlang. Das ganze 40 km breite  Land Togo ist von einem

wunderschönen Palmenstrangd begrenzt.  Kurz  vor dem Hafen das

deutsche  Seemanesheim,  geleitet von Pastor Liebig.  Ein wunder-

schönes Plätzchen  mit  Bibliothek, Bar, Duachräumen,   Swimming-

pool,  Palmengarten  und genügend Parkplätzen. Inmitten dieser

Anlage  ein Restaurant  "Alt München", wo man ausgiebig und treu

deutsch sich  alles  schmecken lassen kann, was der deutsche

Gaumen  begehrt. Die Preise sind den deutschen Verhältnissen

angepasst.  Einige Wüstenfahrer finden wir hier vor, u. a. die

beiden  Heilbronner Wagen, die bei Jo-Jo bereits seit 14 Tagen auf

ein Ersatzteil warteten.  Als sie wieder  fahrtüchtig waren, sind

sie über  Niamey und Togo nach Lome gekommen, als "Anhalter"

Volker  und Brigitte dabei. Die 4 Nürnberger  hatten  ihren Wagen

in Niamey,  wie geplant, verkaufen können,  für umgerechnet

DM 2500,--.   Wir freuten uns, sie wiederzusehen.  Auch wurden wir

bei dieser  Gelegenheit  alle von Volker mitgenommenen Sachen los.

Volker  hatte uns eine  Adresse in Lome genannt,  und durch den

Seemannspastor   hatten wir sofort Kontakt aufgenommen.

Am Abend kam Dr. Leitritz vorbei. Er. ist  in Lome im Entwicklungsdienst  als Kinderarzt tätig.

Zum Sonntag lud er uns  alle zum Frühstück. ein, es war der 1.  Advent. Nie zuvor hatten  wir  ein so ausgezeichnetes Frühstück  gehabt.  Ansohließend fuhren wir  zum Segeln und Surften auf den Togosee. Das  war eine  feine Sache, für uns ein  richtiger Urlaubstag.  Manfred stand das  1. Mal auf  einem Surftbrett und kam noch nicht ganz klar. Trotzdem  gab er  nicht auf und  versuchte es immer wieder,  wie ein Stehaufmännchen.  Wir  hatten unseren Spass. Abends bekamen wir Gelegenheit,  die bereits  entwickelten Filme  durch  einen  Diaprojektor  zu  betrachten. Alle waren begeistert.  Die Zeit in  Lome  war so schön,  daß wir  nach den geplanten  3 Tagen Aufenthalt  noch  lange nicht an Weiterfahrt  dachten.  Mit Carl und Beate aus Hamm sie machten die Reise umgekehrt, sie kamen gerade aus Zaire und  wollen jetzt durch  die Sahara, hatten  wir  viel Spaß und  guten  Kontakt. Wir faulenzten,  brachten den  Max  wieder etwas  auf Vordermann  und vor  allem nahmen  wir uns die  völlig verölte Blechkiste  auf dem Dach vor. Seit der Wüste wissen wir, daß 5 Liter Öl  ausgelaufen sind,  aber immer wieder schoben  wirdas  unangenehme Saubermachen  hinaus. Nun  war  es so weit und ganz gespannt  sahen wir  uns die Sachen  an, die  entweder völlig  unbrauchbar oder noch zu  retten waren.   Zum Glück  blieben die  Kleidungsstücke  im großen und ganzen   verschont, aber Manfreds neue  Winterschuhe  mußten wir entsorgen. Sehr  froh waren wir, genug  Lumpen dabei zu  haben. Obwohl wir sie sofort völlig  von Öl  durchtränkt  wegwarfen, wurden  sie von den Schwarzen, natürlich alles  andere auch,  eifrigst eingesammelt  und  in Sicherheit  gebracht.   Sie können alles  verwerten. Wir atmeten  erleichtert auf, als  diese Arbeit getan war.  Auch  einige Ersatzteile  mußten  dran glauben. Schwund ist  überall.  Ansonsten habe  ich in den Lome-Tagen  viel Post  erledigt, denn  sicher warteten bereits  viele auf ein  Lebenszeichen   von uns. Viel  Bier wurde in  dieser Zeit verkomsumiert.  Das Glas  nur DM 0,40. Des abends  war  es immer sehr lustig  und gemütlich,  denn z. Z.   lagen einige deutsche Schiffe im  Hafen und die  Besatzung verbrachte  ihre freie  Zeit  hier im Seemannsheim.

Nicht selten  plauderten wir  bis 3  Uhr morgens, eine Runde nach  der anderen wurde   geschmissen. Mit von  der Partie waren die

Wüstenfüchse  aus Heilbronn,   Blacky, Lorchi und Volker,  Carl  und

Beate, 2 Schmetterlingsfänger, ebenfalls aus Deutschland, manchmal Volker und Brigitte und der  Problemfall Halligalli aus Hamburg. Seinen richtigen Namen  wußte keiner, nur seine Geschichte kannte jeder. Mit 800 DM in der Tasche wollte er die Welt erobern,  fuhr zu den Kanarischen Inseln, kam irgendwie nach Dakar und von hier trampte er bis Lome. Seit einigen  Wochen keinen  roten Heller mehr in der Tasche. Von dem  deutschen Pastor wurde  ihm berichtet und auf  ihn setzte er alle Hoffnung, daß  er ihn vielleicht anstellen könnte.  Der Pastor durchschaute  ihn aber sofort

und lehnte ab, ihm zu helfen. Der junge Mann war nicht nur leichtsinnig, sondern auch höchstgradig arbeitsscheu. Manfred kann Leute, die  auf Kosten anderer leben, sowieso  nicht ausstehen und ließ ihn das auch entsprechend fühlen.  Sie hatten sich immer in den Haaren.   Wir überredeten ihn dann, zur  deutschen Botschaft zu gehen, wo  man ihm auch  ein tägliches Taschengeld offerierte und einen Heimflug garantierte.  

Mit Beate  und Carl badeten wir badeten wir öfters am Strand, ärgerten die  kleinen Krebse  und sammelten Muscheln. Es war wirklich eine  schöne Zeit, an die wir noch lange zurückdenken

werden. Gekrönt wurde der ganze Aufenthalt noch durch die vielen deutschen  Sachen, die man  beim deutschen Metzger Marox zu kaufen bekam. Leberkäse nach hausmacher  Art. Fleischwurst, Schmalz,  und vieles mehr. Wir hätten es hier durchaus  noch länger ausgehalten, aber einmal muß man eben  wieder weiter und da sich Carl  und Beate auch dazu entschlossen  hatten, war es am Donnerstag den 5.12.1974 dann so weit.

Zuvor mußten wir unsere Visa  für Nigeria und Zaire  noch verlängern lassen, denn durch die  nicht vorher geplante Reise zur Elfenbeinkiiste war der ganze Zeitplan durcheinandergeraten.  Trotzdem man uns  viel Angst infolge Schwierigkeiten auf der nigerianischen Botschaft machte, bekamen wir das Visum innerhalb eines Tages.

Für Zaire wurden wir nach Bangui verwiesen.  Auch gut, dachten

Da  wir über Kamerun unterschiedliche Meinungen hörten,  lt. ADAC

benötigten wir keines,  besorgten wir uns auch dieses hier. Nun

waren wir wieder gut ausgerüstet und konnten die  Fahrt beruhigend

fortsetzen. Zuvor  machte Manfred noch mit einem  Zwiebeldoktor

den Tausch seines Lebens: Für  6  Kodak-Filme tauschte er Trockengemüse eine Margarine-Tuben  und ein paar Büchsen  Eintopf  sowie Rotwurst. Hier in  Togo kostet ein Film DM 20,--.  Auch wenn  wir die Filme verbilligt  bekommen haben, ist das Tauschgeschäft  nicht gerechtfertigt. Es gab  einen machtigen Krach.

 Nachdem wir  feststellten, daß beim  Pastor das Frühstück sehr

 reichhaltig und billig war, ließen wir es uns dies immer servieren.  Für 2,70 CFR bekamen wir: Marmelade, Butter,  Käse, Wurst,  1 Ei, Brot und.nach Wunsch Kaffee, Tee oder Milch, Unser Mittag- bzw.  Abendessen nahmen wir regelmäßig im Restaurant Senegalaise  ein. Es war das billigste  Lokal in Lome, was wir  auftreiben konnten  und dazu noch sehr sauber. Steak mit Pompfrites 1,50 CFR, Ragout mit Nudeln oder Reis 100  CPR, 1/4 Hühnchen mit Pompfrites  225 CFR. 1  gr. Flasche Bier 0,70. CER. Soviel Bier wie hier haben  wir  in unserem ganzen Leben nicht   getrunken.

Eines abends hatte Manfred sogar  einen Bierschwips.


5.12.74    Es war  Donnerstag, der Tag unserer Weiterfahrt.

Auf der Fahrt von Lome  nach Dahomey kommt man durch weite Kokospalmenhaine,  an deren Rändern eine fast Ununterbrochene Kette  von Fischerhütten  stehen.  Die Wände  der Hütten bestehen  aus  Bastmatte die  Dächer aus Palmblättern.  Die Strasse führt parallel zum Strand. Bereits nach  34 km sind wir an der Grenze. Auch  hier eine ziemlich zügige  Abfertigung. Als nächste  Stadt besuchen wir Quidah. wir besichtigen den Schlangentempel,  höchstes Heiligtum der Fetischisten.  Mindestens 20 Pythonschlangen lagen verstreut in Käfigen herum.  Ein  ".Bimbo " brachte uns eine Schlange und ich ließ mich mit ihr in  der Hand fotografieren. Weiter durchfuhren wir die Hauptstrasse; in der noch viel alte HandeIshäuser äus der Sklavenzeit erhalten sind.  Bald darauf erreichen wir Coutounou. hier haben wir die Adresse eines  Wasserbauingenieurs,  der uns in Lome besuchte,  aber wir  trafen ihn nicht an. Als  wir gerade an der. Strandpromenade beim  Mittagessen sind, gesellt sich ein  schweizer Pärchen mit einem  Renoult 4 zu uns. Auch  sie hatten die Sahara durchquert, haben  jetzt als Ziel Dakar und  wollen weiter ohne Wagen  bis Amerika. Gemeinsam  machen wir am  Meer ein schönes Plätzchen inmitten  von  Cocospalmen aus Ganz  nahe ist der Strand und ich kundschafte die Gegend aus. Die Schweizer beschließen, hier zu übernachten und wir versprechen,  nachdem  wir unseren Besuch gemacht haben, ebenfalls hierher  zu kommen   Zu zweit kann man es schon wagen, obwohl  wir immer Wieder gehört hatten, daß  am Strandviel gestohlen wird. Den Abend  verbrachten wir in sehr netter Gesellschaft bei Fam. Springer. Dort lernten wir noch eine Familie

kennen, die   ebenfalls zu Besuch kam. Bis  24 Uhr blieben wir hatten gut zu  Abend gegessen und andere Annehmlichkeiten auskosten können, fuhren dann, da Springers direkt an der Hauptstraße wohnten,  zu den Schweizern an den  Strand. Obwohl uns Springers nochmals warnten, dass dort viel gestohlen und einbebrochen wird. Ziemlich müde  ließen wir alle sonstigen Vorsichtsmaßnahmen außer  acht, U. a. blieb in dieser Nacht  Manfreds Tasche mit allen Reisepässen, Geld,  Wagenpäpieren usw. im Fahrhaus. Nachts wurde ich einmel wach  und weckte Manfred, da ich  irgendein Geräusch vernommen hatte.  Er meinte  aber nur, ach das werden ein paar neugierige Schwarze sein. Ein  Nachsehen  hielt er nicht für nötig.


Nikolaustag. Uns  erwartete eine schöne Bescherung.  Das Seitenfenster neben der Frontscheibe war mit  einer Rasierklinge fein säuberlich  herausgetrennt und alles nur  möglich erreichbare ist entwendet worden. Wir konnten es kaum glauben, zumal wir im Wagen schliefen  und hinten die Tür weit offen hatten. Auch die Scheibe hatten sie mitgehen lassen. Es fehlten die Rollei-Kamera,  meine gute Sonnenbrille,  Manfred sämtlicher  Tascheninhalt, Wie Brieftasche, Portemonnaie mit  40 DolIar, Zigarettenetui, Adressbuch

Taschenmesser  und ebenfalls unsere wichtigste Landkarte von Zaire bis Süd-Afrika.  Außerdem die  Polyglott Bücher meine Reiseberichte das Reiseadressbuch, ADAC-Führer  und  alle privaten Aufstellungen dieser Reise. Außerdem der roter Schlafsack,1 Kanister Öl und  wir konnten  es kaum glauben, ein Campingstuhl.  Haargenau paßt dieser durch die  Öffnung des   Fensters, es hätte klappern müssen. Wir aber schliefen  und träumten fest.  Wir hatten es mit Profis tun, den  Manfred Tasche, mit sämtlichen Reisepapieren, Reisepässen, Carnet des Passages,  Impfzeugnissen,  Kfz-Brief und -schein,- Blutgruppenkarte und die Unterlagen von Mercedes blieben zurück. Mein vorgeschriebener Reisebericht lag verstreut um  den Wagen herum.  Man will  keine  polizeiliche Untersuchung und wir das Land so schnell wie möglich verlassen. Obwohl wir eine polizeiliche Meldung machen,  heben  wir Eindruck, daß nicht viel unternommen  wird, denn Einbruch und. Diebstahl sind hier an  der Tagesordnung.  Ganze Häuser werden z.T. ausgeräumt, obwohl  bezahlte Nachtwächter davor wachen. Frau Springer war so freundlich, uns zu dolmetschen Wir erhielten

eine  Verlustliste für unsere Versicherung.  Das 1. Mal daß wir eine

schlechte  Erfahrung machten, aber auch hier tröstete wir uns, Schwund ist überall. Zu Mittag waren wir  nochmals bei Springers eingeladen. Anschließend  suchten wir die  Mercedes-Werkstatt auf, um die entwendete Scheibe zu erneuern.

Hoffentlich hatte man sie für unseren Wagentyp  vorrätig,

Das Mittagessen bei  Springers bestand aus in Butter  gedünstete

Bananen, Curry-Reis und  Seezungenfilet paniert und gerollt.  Eine

Zusammenstellung, die wir  nie für möglich hielten, es schmeckte

aber ausgezeichnet. Der  Nachtisch bestand aus Mangofrüchten  mit

Sahne. Später bei Herrn Strehlitzkas in der Werkstatt, er war Deutscher, wurde die  Scheibe in der Glaserei nach der anderen angefertigt und die Gummirahmung wurde einem  Wagen  entnommen, der zufällig in der WerKstatt  war. Wir waren heilfroh. Herr  Strehlitzkas lud uns anschließend zum  Abendessen  ein und anschließend zum Schachspielen.  Heute war sein Schachabend. Obwohl uns  der Schreck immer noch ganz schön in den Gliedern saß,  wurde es trotzdem  ein sehr netter ,Abend. Bis  Nachts um 3 Uhr waren wir bei  Freunden Strehlitzkas. Als wir aufbrachen, zeigte  uns Herr  Strehlitzkas das Kreuz des Südens, welches  wir bisher immer wieder  vergeblich gesucht hatten. Es ist auch schwer zu erkennen.  Wir waren glücklich. Gefrühstückt  wurde nochmals dort, für uns  ausgezeichnet, wie auf einer Schlemmerparty.  Wir erfuhren, das  Dahomey vor einer Woche einen Regierungsumbruch  durchgemacht  hatte und die Afrikanisierung hier in vollem Gange ist.  Alle Betriebe,  Banken, Firmen und Gesellschaften  wurden verstaatlicht. Die  bisherigen Eigentümer, auch Schwarze,  durften weiter in ihrer Firma  als Angestellte arbeiten.. Auch der Firma Gebr. Hansen, Mercedes Werksvertretung das einzige deutsche  Unternehmen in Cotonou, stand nächste  Woche der Besuch einer  Delegation bevor. Keiner wußte, wie es weitergehen wird und  was die Zukunft bringt. Fa. Strehlitzkas haben  sich bereits damit abgefunden, vielleicht  Weihnachten  sogar in Deutschland zu verbringen, falls  eine Ausreise notwendig wird. Das kann

hier von einem Tag auf den anderen passieren.


7.12.74     

Obwohl wir eigentlich Grund  genug hätten, das Land so  schnell wie möglich zu  verlassen, machten wir noch  unseren geplanten  Ausflug zum Pfahlbautendorf  Ganvie, Zentrum  der Fetischisten.  Zuvor gab Manfred noch eine Sondereinlage .  Zu lange waren wir nicht  mehr durch Sand gefahren und  das Schaufeln fehlte ihm  wahrscheinlich.  Nur um ein paar Meter zu Sparen, blieb er nicht  auf der asphaltierten Hauptstrasse,  sondern bog in ein'Nebengäßchen  ein. Kurz darauf saßen wir auch  bereits  bis zur Hinterachse im Sand. Obwohl  wir eifrige Helfer hatten, nutzte es alles nicht  die

Sandbleche mußten heruntergeholt werden.  Längst  verblaßte  Erinnrungen, als wir noch mitten in der  Wiiste waren, wurden wirder wach.

Da man uns alle CFA  geklaut hatte, ich besaß  gerade  noch

2000, und heute war  Sonnabend, also  die Banken geschlossen,

mußten wir uns nach dem  Geld  richten, und nicht danach, was uns

gefiel. Uns gefiel  natürlich eine Fahrt mit dem  Motorboot und

nicht in einer  schmalen Piroge, wo  man sich in 2 Stunden Fahrt.

den Po lahm saß,  aber der Geldbeutel diktierte eine Piroge.

Mit wenig  französisch handelten wir einen Preis  von 500 CPA

pro Person aus. Dies  erlasen wir auch aus der  Preistafel. Die

Fahrt war wunderschön,  alles Leben spielt sich  hier auf dem  _

Wasser ab.  Tiefer als 1/2 bis 1 Meter ist der See nicht und

einmal saßen wir sogar  auf. Wir sahen den Fischern  zu, die hier

ein eigenartiges  Fangsystem  entwickelt hatten. Die Fischer stecken

belaubtes  Astwerk in den Seeboden und stellt so  eine Art kreis-

runde Reuse oder  Zaun her. Da das Astwerk den Fischen Schutz

bietet, wird es sehr gern aufgesucht,  dazu liefern die Blätter'

noch Nahrung. Nach  etwa 3 Monaten wirft der  Fischer ein großes

Netz über die ganze Reuse und  erzielt somit  einen ganz einträg-

lichen Fang.   Als wir auf halben Weg waren,  machte man uns klar

daß der  ausgehandelte Preis nur bis zum Dorf sei, wollten wir

ins Dorf hinein,  müßten wir nochmals bezahlen.  Manchmal hilt es. .

sehr, daß wir nicht  französisch sprechen können  und so machen wir den Leuten nur klar, 3 Stunden  waren es, daß sie  unbedingt ins Dorf zu rudern hätten und gaben anschließend auch noch die Route selbst. an, wo wir hinwoliten.  Natürlich hatten wir  verstanden. über 2 Stunden wurden wir  gerudert. 2 Mann ruderten, ein Junge schöpfte Wasser, denn dicht schien keine Piroge  zu sein.

Das Dorf Ganvie mit ca. 10 000 Einwohnern-, inmitten

des Lac  Nokoue„  ist eines der  malerischsteni Dörfer aus Pfahl-

bauten, deren Strassen  Wasserstrassen und deren  Plätze Wasser-

flächen sind.  Das Material der ziemlich dünnen  Stämme, auf denen

die Häuser  erbaut sind, liefert die Kokospalme.    Als wir wieder

Festland unter den  Füssen haben, gibt es die von uns  bereits vor-

ausgesehene Aufregung.  Nicht pro Person 500  sondern insgesamt.

1600 CFA wollte man  von uns  haben. Manfred schrie um sich, die

Leute schrien wieder  und mich wollte ein junger Mann belehren

dass die Leute  im Recht sind. Er führte mich zu  der Preistafel,

aber ich  verstand ihn nicht. Natürlich wollten unsere Ruderer und

der kleine Junge  auch noch Cadeau haben,  aber böse durch den Diebstahl gaben wir keinen  Pfennig. Zum  Schluß hatten wir es satt,

weiter zu streiten, drückten dem nächst;besten 1000 CFA in die

Hand und Manfred gab Gas und wir fuhren ab.  Eine böse und schreiende Menschentraube hinter uns lassend. Wir mußten lachen,  wenn wir an die aufgebrachten Gesichter  dachten.  Auch hatten wir diesmal die  Genugtuung, nicht übers Ohr  gehauen worden zu sein. Erst viel später erfuhren wir,  daß es zwar  stimmt, pro Person 500 CFA zu zahlen, aber nur, wenn  mehr als 4 Personen  in der  Pirroge sind.

Da wir nur  zu zweit waren, war ein Preis  von 1600 CPA gesetzt und

das stand auch  auf der Preistafel, aber  durch unser schlechtes

französisch  konnten wir es nicht lesen. Daher also der große Wirbel. Überhaupt  sind wir böse  auf die Schwarzen und Jofo-Cadeau gibt es bei  uns nicht mehr. 

Gleich darauf  steuern wir die nigerianische Grenze  an.

 Viel Angst hatte man uns  vorher gemacht, ohne "filzen" kommt  man kaum hinüber. Das Geld  muß deklariert  werden und am  besten "schmiert"  man. Tatsächlich wurde von allen geschmiert.

Auch wir  wurden von den 3 Beamten  freundlich daran erinnert, daß

es  hierüblich sei.  "I like Dollar", teilte uns einer von ihnen mit da wir nur  Dollar und DM  deklariert hatten  und Manfred meinte promt. Ich  auch. Damit war der Fall  erledigt und länger als alle anderen mußten  wir auch nicht warten.  Die Zöllner hatten sich hier einen  ganz einträglichen Nebenverdienst  gesichert. nur 1 Stunde dauerte  der ganze  Zollkram und wir waren  wieder in einem englischsprechenden  Land. Nicht einen Naira  hatten wir,  da man

uns an der  Grenze schwarz nur für 1  Dollar 0,50 Naira geben wollte

Später auf der  Bank erhielten wir 0,60  Naira. An diesem Tag fuhren

wir bis Abeokuta und übernachteten  auf dem Gelände eines baptistischen Mädchen-College. Mrs.  Mc Caller,  die Leiterin, nahm uns herzlich  auf, stellte uns ihren  Eisschrank und die Toilette  zur

Verfügung  und freute sich sehr über  die willkommene Abwechselung durch uns.  Viel Pampelmusen und Papaia-Bäume  standen auf dem Gelände  und wir durften ernten, soviel wir  wollten. Von diesem Tag an stellten  wir unsere Leidenschaft  für Pampelmusensaft fest, der es seither  morgens, mittags und abends gab.  Der halbe Wagen  sah wie ein Obststand  aus.


8.12.74   

Nur von  Pampelmusen allein können wir  auch nicht leben, Brot, Eier und Tomaten  fehlten uns. Wir hatten  keinen einzigen Naira und heute war Sonntag.  Nachdem wir uns durchgefragt  hatten,  schilderte man uns ein  italienisches Camp, wo man  uns das Geld tauschen würde, wir verfehlten es aber, kamen stattdessen  an eine Nervenheilanstalt. Hier arbeitet eine deutsche Ärztin, Frau Dr. Schönberg.  Sie lud uns  ein, tauschte uns auch DM 50,-- und zeigte uns eine wunderschöne  Sammlung einmaliger  nigerianischer Kunstwerke, die sie selbst  erworben hatte. Auch  hatte sie einige Stoffe  und erläuterte  uns die Technik der nigerienischen  Färberei mit Indigo.

Durch zusammenrollen des Stoffes,  gleichmäßiges  Einnähen oder

Falten erzielt  man die  verschiedensten Muster. Im Garten hatte  sie

sogar Orchideen, aber sie  blühten leider nicht. Es war eine nette

Unterhaltung, aber wir wollten weiter und. steuerten. bald darauf

Benin-City  an. Wir sind immer wieder  überrascht, in welchen klei-

nen oder  grösseren Städten und in  welchen Berufen wir hier  in

Afrika auf Deutsche treffen  und  nicht immer sind es Entwick-

-lungshelfer.  Frau Dr. Schönberg  gefällt es so gut, daß sie  nie

mehr nach  Deutschland zurück will. Der Übergang von Dahomey  nach

Nigeria ist  sehr beeindruckend, denn unversehens befindet man .

sich in dem  dichtbevölkertsten Land Afrikas.  Gleich Indien  

sind die Strassen hier vollgestopft  von  Menschen, man könnte   es

mit einem Rummelplatz bei  uns vergleichen. Aber  die Leute sind

sehr aufgeschlossen und  hilfsbereit. Gebettelt wird. hier nicht.

Da man uns  die reinsten  Schauermärchen über Lagos,erzählt hat,

beschließen  wir, die Stadt zu umfahren, denn  Sehenswertes gibt

es dort auch nicht. Einen  2.  Diebstahl wollen wir nicht riskieren

und die Verkehrsverhältnisse  schilderte  man uns als katastrophal.

So  umfahren wir die Hauptstadt des  Landes und  finden ausgezeichnete Strassenverhältnisse vor.  Lange dauert diese  Herrlichkeit nicht. Je  weiter wir uns nach Osten  fortsetzen desto mehr Schlagöcher gibt  es und  lassen unseren Max oft schwer ächzen und  aufschlagen.  Kurz vor Benin-City macht  es nach  einer unvorhergesehenen Bodenwelle  ganz einfach  "klack" und eine  der vorderen Blattfedern ist gebrochen.  Auf der Fahrt waren  die Brücken am kriminellsten. Kleine Plattformen, ohne Geländer  und nur für ein  Fahrzeug geschaffen.  Der Gegenverkehr muß  immer warten. An jeder dieser Brücken liegen  meistens 3-4 Wagen im Graben, hauptsächlich Lkw's.  Die Technik bei  Brückenüberfahrten der negirianiscbe Lastfahrer  ist diese:  Nähert man  sich einer Brücke, wird die  Geschwindigkeit beschleunigt,  es wird  aufgeblendet und man fährt  ohne Rückäicht darauf los.  Auf Gegenverkehr wird:keine Rücksicht genommen und da dieser  sich genau so verhält, ist.der Graben die  Endstation. Auch  ansonsten konnten  wir nicht die beste Erfahrungen  mit den Berufsfahrern  machen. Einma brachte   Manfred den Wagen  zum Stehen., um nicht in ein großes Loch hineinfahren müssen und  erst im letzten  Augenblick zog auch  der Lkw-Fahrer sein Steuer herum, Diese Fahrt war  ziemlich nervenaufreibend,

Nun, in  Benin-City mußte wieder  einmal eine Werkstatt  aufgesucht

werden.

Wir erfuhren,  daß der Manager des  größten Hotels hier ein  Deutscher ist und so  übernachteten wir auf dem  Gelände. Er konnte uns  bestimmt sagen, wo wir die Werkstatt  finden konnten.  Unsere Naira hatten  wir ebenfalls fast ausgegeben  und müßten uns um  neue kümmern.  Manfred erspähte, einen Deutschen in der  Hotel-Bar, der uns  auch gleich DM   50,--tauschte und uns  anschließend zu einem Drink einlud.

 

9.12.74 Am  nächsten Morgen erklärt uns Herr  Need, der Hotel-Manager,  den Weg zu Leventis, der hiesigen Mercedes-Werkstatt. Für  23 Naira, erhalten  wir unsere Ersatzfeder = DM 100,-- und bekamen hier  noch 20 %  Rabatt. Zudem konnten wir froh  sein, daß das Blatt unseres Wagentypes  überhaupt am Lager war.  Nigeria ist im Gegensatz  zu den übrigen  bereits teueren westafrikanischen Ländern das  teuerste.

1 Zwiebel =  0,10 DM, 1 Tomate das gleiche. 1 Brot 1 DM. Aber  der

Diesel ist  billig, 1 Liter 8 Kobo  =  0,35 DM. Wir kommen  leider nicht zum schwarz tauschen, da wir  unglücklicherweise entweder am

Wochenende  das Geld brauchen oder   aber, wie in der  Werkstatt, sofort bezahlen müssen, ohne uns vorher  nach Schwarztauschern umsehen zu können,  Ganze DM 100,-- gehen uns dadurch verloren.  

Noch  heute erreichen  wir Enegu, die frühere  Hauptstadt des   ehemaligen Biafra. Auch auf  dieser Fahrt müssen wir wieder kriminelle  Brückenüberfahrten in  Kauf nehmen. Die Brücken  sind hier erheblich länger und größer,  doch die Fahrspur besteht  nur aus zwei Nebeneinandergelegten Brettern. Manchmal sind auch diese   nicht mehr vorhanden und man  holpert ohne Geländer über  die Querbalken.  Landschaftlich bietet uns  Nigeria nicht viel, es  gibt für uns nichts neues  zu sehen. Was  uns jäh auffällt, ist die noch größere Bevölkerungsdichte Biafras  zum übrigen Nigeria, heute  Ost-Nigeria genannt. Wohin  das Auge  schaut, Menschen über Menschen.  Was uns noch erstaunt, ist die  Moderne europäische Kleidung. Keine  Strohhütten mehr,  sondern  hübsche kleine Steinhäuser  mit z. T. lustigem bunten  Anstrich.

Bis Enegu ist  die Strasse sehr gut  und wir erreichen die  Stadt bereits am  späten Nachmittag, Nach alter Gewohnheit suchen wir uns  das 1. Hotel  am Platz aus. Diesmal ist es  das "PRESIDENTIAL",  auch wieder mit Swimmingpool,  Duschen und Toiletten,. Manfred ist sofort  bei der Säuberung.  Trotzdem das Bier hier  sehr teuer ist, 2 DM die Flasche, lassen wir es uns schmecken und mischen uns wieder unter das Volk. Mit  den oberen 10000 sitzen wir im Garten des  PRESIDENTIAL und genießen  den Abend. Die Landschaft  ist hierleicht hügelig und bietet den  Augen etwas Abwechselung.  Neben Bananen, wächst hier hauptsächlich  der Cola-Strauch und die  Njam-Wurzel  die Kartoffeln und Mehl  gleichzeitig ersetzt.

Sie  ist das Grundnahrungsmittel  überhaupt. Den bisherigen  Cocospalmenwald  gibt es  hier nicht mehr.


10.12.74   

Nachdem  wir unsere Tanks wieder gefüllt  haben, Ölwechsel  machen ließen, auch das Öl  ist hier äusserst billig, machen wir uns  auf Richtung Cameroun-Grenze.  Wieder  haben wir eine sehr schlechte Strasse  und Manfred geht es sehr an die Nerven.  Obwohl wir extrem langsam  fahren, ist es  unvermeidlich, daß Max oft schwer aufsetzt. Viele  Häuser weisen hier noch vom Biafra-Krieg, der 1970  beendet wurde,  schwere Einschußstellen auf.   Alle Brücken  wurden gesprengt und  wir fahren nur  über Behelfsbrücken. Viele militärische  Anlagen  säumen die Strasse, heute vornehmlich von Polizeistationen besetzt. Ungefährl, 40 km hinter Enegu hören wir es scheppern und nun  ist eine der hinteren Blattfedern  gebrochen. Nur ganz langsam wagt es  Manfred weiterzufahren,  aber wir suchen nach einem geeigneten Platz, um die Blätter  auszutauschen. Gleich 2 sind  diesmal gebrochen.  Die nächste Stadt ist  weit, aber wir haben diesmal das  Ersatzteil dabei. Zufällig erkennen wir das Schild einer Farm und nach Befragen  erhalten wir  die Erlaubnis, die Reparatur dort, vornehmen  zu dürfen. Ein  Blechdach bietet auch genügend  Schatten und  zu allem Glück bekommt  Manfred noch 3 tüchtige Helfer, die sich von alleine  anbieten und  sogar noch Ahnung haben. Manfred gibt zuletzt  nur noch die  Anweisungen. Auch einen großen hydraulischen Wagenheber brachte man uns. Wie  lange werden die anderen Federn  noch halten und werden wir  überhaupt weiter östlich  noch Ersatz bekommen? Viele Fragen,  die wir uns  stellten. Mit Geld konnten wir uns nicht mehr Eerkenntlich zeigen, dä wir keine Kobos  mehr hatten und  verschenkten von Manfred 2 alte Hemden  und meinen  Anorak. Sie freuten sich  sehr darüber. Dann bekommen  wir ihre Adressen und versprechen zu  schreiben. An diesem Tag erreichen  wir Abakaliki. Im Garten  einer katholischen Mission  erhalten  wir die Erlaubnis zum  stehen und werden von den  Schwestern und  dem Vater  zum Abendbrot und am nächsten Morgen  auch zum Frühstück  eingeladen. Echtes englisches  Essen, wir lassen es uns schmecken.  Die Schwestern  sind  sehr herzlich  zu uns, wir haben Toilette und  Bad und abends  wollen sie uns mit Bridge  unterhalten.

Wir  müssen leider passen, da wir es  nicht können. Alle  interessieren sich sehr für  unsere Reise  und kümmern  sich rührend um uns.

Als  wir am nächsten Morgen Abschied  nehmen, bekommen wir die

 "Bibel  des modernen Menschen" mit auf den Weg. Eine der Schwestern zeichnete, uns eine  Umgehungsstrasse auf, die sehr gut sein soll, da die Hauptstrasse einfach nicht zu  befahren

Wir verfehlten  jedoch die richtige Abzweigung  und fuhren ca.

10  km quer durch den Busch auf einer der  unmöglichsten Strassen,

die wir je befahren hatten. Gelber  Lehmboden mit mehr Löchern, als geraden Ebenen, durchsetzt.  Die  Bezeichnung Strasse war hier

wirklich  nicht mehr angebracht. Dazu war  wieder eine Feder von Max gebrochen.  Wir waren fast am verzweifeln,  als wir feststellen

mußten, daß wir hier  nicht Weiterkommen  und die ganze Strecke:  zurückfahren müssen.  Dann versuchten wir es auf der Hauptstrasse,aber nach 15 km meinte  Manfred, daß dies seine Nerven nicht  aushalten würden und  wir kehrten auch hier wieder  um. Nun fanden wir inmitten der Stadt  die Abzweigung,  die unsere Schwester meinte und hier hatten wir eine einigermaßen  normale Strasse,  jedoch nicht zu vergleichen mit unseren Verhältnissen.  Die Hauptstrasse war asphaltiert, hatte aber so gut wie  keinen Asphalt mehr aufzuweisen, dafür so  viele Löcher, die immrr so  gelagert   waren, daß man  auf jeden Fell  immer  mit einem Rad voll drin  saß.

Armer Max. Wie sollen wir blos  weiterkommen. Nachdem wir zu Anfang  auch noch erhebliche Schlaglöcher  hatten, wurde die Straße allmählich besser

Gegen,12Uhr   erreichten wir eine Brücke  und davor standen mindestens 40-50  Autos. Die Strasse war  blockiert. Viele Leute standen herum  und diskutierten. Die Ursache  war ein LKw, der genau vor der  Brücke ein Rad verloren hatte  und nun auf 3 Beinen stand. Da  auch hier die Brücken immer nur die  Breite eines Wagens haben, waren somit beide  Richtungen versperrt.  Uns war die Zeit  gerade recht zum  Mittagessen. Nach ca. 1 Stunde hatte   man das Rad gefunden und  wieder montiert, so daß der  Wagen zurücksetzen konnte.

Weiter ging die Fahrt  bis zu einen Fluß.  Hier wußten wir, wird

uns eine  Fähre übersetzen.  Als wir den  Fluß erreichten;  wieder

eine große Autoschlange.   Seit 10 Uhr morgens sei die Fähre kaputt

und man arbeitet  daran, erfuhren wir nach  befragen. Jetzt war es

2 Uhr. um 1/2 3 Uhr  hatte  man den Schaden behoben und wir hatten Aussicht,  noch heute übergesetzt zu werden. 2 Autos faßte die Fähre: für eine Überfahrt, beim 3. Mal waren wir dabei, nachdem

sich Manfred vorgemogelt hatte.  3 Naira = DM 12,-- nahm man  uns

ab. Wir waren empört.. Aber die Weißen  müssen immer mehr blechen, die haben  eben Geld wie Heu und sind alle Kapitalisten. So die einhellige Meinung  der Schwarzen. Eine  ganz neue Strasse führte auf  der anderen Seite des Flusses bis nach  Ikom. Für Manfred die  reinste Erholung. Als. wir Ikom erreichten,  klagte Manfred über Kopfschmerzen.  Obwohl es noch gar nicht  so spät war, suchten wir  sofort einen geeigneten Übernachtungsplatz  und durften auf dem Hof  eines .einheimischen Ehepaares

stehen.  Zwar gefiel uns der Platz  nach genauer Besichtigung  doch

nicht  so richtig und wir versuchten,  zu entkommen, aber das ist

hier  nicht so einfach. Mit dem Vorwand, noch  tanken und etwas  kau-

fen  zu müssen, fuhren wir wieder ab, hatten aber an der nächsten

Kreuzung  den Boy des Ehepaares  hinter uns, der uns zielstrebig  zur

Tankstelle  führte und natürlich  wieder zurück. Wir ergaben uns.

Hier,  kurz vor der Grenze Camerouns versucht man  wieder  Geschäfte

zu machen. Diesmal mit dem Benzin und Diesel. Da in Nigeria ein

staatlicher Einheitspreis  vorgeschrieben ist,  der Liter Diesel

8  1/10 Kobo, hält man hier die  Zapfsäulen bewußt leer und verkauft

den Saft aus Fässern. Da jeder auf das  Benzin hier im  "Fernen Osten"

angewiesen  ist, ausserdem es  immer noch billiger als in  Cameroun

ist, werden die  geforderten Preise  gezahlt. 70 Kobo wolle man für

die Gallone haben, das war das doppelte, als vorgeschrieben. Wir

kehrten  um und tankten an  diesem Tag nicht. Zuerst wollten  wir uns

bei  den Einheimischen erkundigen.  Ausserdem hatten wir  genug Benzin

bis  Duala  wollten nur die letzten Naira verbrauchen.   Manfred

Kopfschmerzen wurden immer schlimmer; jetzt  ging  es ihm so schlecht, daß er

sich  unbedingt hinlegen mußte.  Wir schafften gerade noch die Rück -

fahr   zum Haus und dann lag er auch schon mit seinem 2. Fie-

beranfall. Innerhalb  einer Stunde kletterte die Temperatur  auf 40,3 Grad

Die  schwarze Madam alarmierte  einen Arzt, als ich ihr  Manfreds Zu-

stand  berichtete. Es war ein  Holländer, der nebenan wohnte.  Manfred

bekam  2 Spritzen. Eine Penicillin  und eine gegen Malaria. Nach einer

Stunde  war das Fieber bereits bis auf  36,4 gesunken. Klitschnaß.war

das  ganze ganze Bett und sogar die Polster hatte er durchgeschwitzt.

Danach fiel Manfred  in einen Erschöpfungsschlaf und auch das

freundliche Angebot  des Doktors,  die Nacht in seinem Haus zu verbrin-

gen;  konnten wir nicht mehr annehmen.  Manfred war zu fertig, und

auch  nicht fähig, auch nur  einen Schritt aus dem Wagen  zu tun. Wir

versprachen, am nächsten Morgen zu kommen. Tatsächlich war Manfred

imstande,  sogar den Wagen bis  hinüber zum Nachbargrundstück  zu

fahren. Den ganzen Tag lag  er im Bett, hatte keinen  Apnetit und

döste  im Halbdünkel vor sich  hin. Durch den hohen  Wasserverlust infolge

des Schwitzens war er hinterher so schwach, daß er nur noch  schlafen

mochte.  Malaria, meinte der Doktor  und auch das 1. Mal in Abidjan

war es Malaria und nicht eine Lungenentzündung, gewesen. Den ganzen

Tag  hatte er gut geschlafen  und abends schmiedete  er bereits 

Reisepläne  für den nächsten Tag.  Ich hielt das sehr verfrüht,  aber

wir  Müssen den nächsten Tag erst  abwarten.

Wie auch beim 1. Mal hatte ich immer sehr viel nach einem  Fie-

beranfall  zu tun, denn sämtliche mit Manfred in Berührung ge-

kommenen Sachen mussten ausgewaschen werden, einschliesslich  der

Betten und Polster. Auch nutzte ich diese Zeit, um den Wagen  in-

nen gründlich zu überholen. Unsere  Verpflegung übernahm  die Frau

des Doktors und so  kamen mir wieder einmal in den Genuß von uns

unbekannten  Gerichten, die der schwarze Boy des Hauses zubereitete.

In der letzten Zeit hatten wir sehr viel die Gelegenheit, die afri-

kanische Küche mit leichtem europäischen Einschlag probieren  zu

dürfen und waren sehr begeistert. Einiges  wollten wir übernehmen.

Die ganze Nacht schlief Manfred sehr gut und am nächsten Morgen

fühlte  er sich wieder fast o.k. Nun hielt ihn nichts mehr in Ikom. Die

Wäsche war getrocknet, unsere Vorräte aus der Speisekammer der Hollä

der aufgefrischt, vor allem Pampelmusen mussten her.  Nach dem

Saft waren wir fast süchtig. Ein letztes Mal wurde bei Doktors  aus-

giebig   und reichhaltig gefrühstückt und ab ging die Post.  --

Unsere Naira  mussten wir  noch vertanken und  nach  vielem Hin- und

Her bekamen wir die Gallone Diesel für 50 Kobos,  der staatlicher Preis

war 40 Kobos. Der Liter kostete so umgerechnet etwa DM 0,65. --

Das letzte Stück Weg bis zur Kamerun-Grenze war ein verbreiteter.

Trampelpfad durch Busch- und Urwald  mit z. T. tiefen Schlaglöchern.

Des öfteren  glaubten wir, uns verfahren zu haben, da wir nicht

glauben konnten, dass das der richtige  Weg zur Staatsgrenze sei.  Vereinzelte

Dörfer zeugten davon, dass es doch Leben in dem Urwald gab. Verkehr

gab es so gut wie keinen. Nach ca. 3 Stunden ein  Schlagbaum, 2

Häuser und dahinter eine Brücke, die Grenze. Die Abfertigung ging zügig

vonstatten, wir hatten die gewünschte Bankdeklaration, keine  Souvenier,

es ist strengstens verboten, welche  aus Nigeria auszuführen. Dann hin-

ter der Brücke  die Kameroun-Grenze. Hier  dauerte es etwas  länger,

da die Herren Beamten  gerade Mittagspause hatten. Auch wir, nutzten.

die Zeit zur gleichen Betätigung. Unsere Mittagsmahlzeiten  bestan-

den hauptsächlich aus Reis oder Nudeln mit Jägersoße.  Frühstücks-

fleisch oder Cornetbeef mt  Ei und geschmorten  "Schweine"-Bananen.

Diese ersetzten uns z. T. die Kartoffeln. Nach der Grenze  war die

Strasse denn etwas besser, bis Mamphe konnte man  sie sogar als

fast "sehr gut" bezeichnen. Natürlich nach afrikanischen Ver--

hältnissen. Zwar war, es keine Asphaltstrasse, nur belegter

Schotter (Laterit), aber schön breit und ohne Schlaglöcher. Die Land-

schaft war für unsere Augen sehr erholsam, viel Wald von  zahlrei-

chen Flüssen und Seen unterbrochen.  Den Strassenrand säumten unzäh-

lige Negerinnenen, die mit grossem Wasserschüsseln auf den  Köpfen

ihren Dörfern zustrebten.  Hier kennt man noch keine Zivilxisation,

weder fliessendes Wasser, Elektrizität u. dgl. 

Bei der Durchfahrt eines kleinen Dörfchens stürmten

uns  2 Italiener entgegen. Seit gestern sitzen sie hier in Lehm-

hütten  bei den Eingeborenen und warten auf irgendein Fahrzeug,

welches  sie per Anhalter ein Stück weiter bringt. Durch die unge-

nügende  Reinlichkeit sind sie mit Ausschlag übersät und wir haben

Erbarmen mit  Ihnen. Wir sind der 1. Wagen, der seit 2 Tagen hier

passiert und  so nehmen  wir sie bis Mamphe mit. Auf der Febrt

überholen  wir einige Watussi-Rinderherden, die majästätisch da-

hintrotten  und sich durch nichts stören lassen. Manfred muss sehr

aufpassen,  nicht mit ihren grossen Hörnern in Berühruag zu kommen,

was unserem "Max" mehr  schaden  würden, als den Rindviechern. Die

Dorfer  bestehen hier vorwiegend aus Holz- und Wellblechhütten. Rund-

hütten aus  Stroh oder Schilf sehen  wir überhaupt nicht mehr. Die

Bevölkerung  ist nett und bunt gekleidet und sogar in den kleinsten

und  ärmlichsten Dörfern gibt es Schulen. Die Gebäude wie Schulen,

Häuptlingshaus  oder dergleichen sind mit bunten Fratzen, verschie-

denen  Zeichen, wohl Stammeszeichen  und Tieren bemalt.  Es sieht

sehr  lustig aus.

 

In  Mamphe übernachten wir auf dem Gelände  einer Schule, die von

einem  russischen Missionar geleitet wird. Viele  kleine Negerlein

belagern   und bestauen unseren "Max", als es  jedoch anfängt, dunkel

zu werden,  sind wir wie auf einen Schlag völlig allein. Unter uns,

im Tal,sehen  wir vereinzelte Lagerfeuer und aus einem entfernten

Schulgebäude  erklingen Melodien uns vertraute Weihnachtslieder. Es ist sehr

angenehm, hier zu stehen.  Die Nacht bringt uns auch die ersehnte

Abkühlung und wir schlafen  äusserst gut.

Den kommenden Tag wollen wir  Duala erreichen, aber nach Mamphe

wird  die Strasse wieder so schlecht, dass es nur sehr langsam vor sich

geht.  Trotz Manfreds manchmal recht künstlerischer Umfahrversuche

der  Schlaglöcher erhält unser "Max" doch recht empfindliche Schläge.

Hier gehen  dann auch die beiden bisher noch verschonten Blatt-

federn in die Brüche. In Duala  müssen wir wieder eirmal in die Werk-

statt,  aber noch haben wir die Stadt nicht erreicht.

Unser  Weg schlängelt sich z. T. in Serpentinen durch tiefsten

Urwald (Mangrovenwald) mit  tiefen Schluchten,  in denen sich

rauschende Wasserfälle in kleine Seen  hinabstürzen. Diese Seen

sind immer umlagert von Wäscherinnen, die  lustig ihre Lieder da-

hinträllern.  Es ist ein Bild des Friedens. Nachdem wir die

hügelige Urwaldlardschaft verlassen haben, tun  sich unvermittelt

riesige Bananen- und Kautschukplantagen vor uns auf. Danach durch-

fahren wir Ölpalmenplantagen riesigen Ausmaßes, wie

sie uns noch nie auf der Fahrt begegneten. Wir  erfahren, dass diese

Plantagen  unter deutscher Besetzung angelegt wurden. Kameroun war

bis 1916  ehemllge deutsche Kolonie. Noch heute sprechen  hier

die Leute von dieser guten Zeit und sind stolz  auf hive 'deutsche Vergangenheit.

Deutsch als Wahlfach in den Schulen ist noch  immer beliebt.

Auch gibt es Häuptlinge im Urwald, die noch die deutsche

Sprache beherrschen.

Die  Fahrt führt uns nun am Fusse des 4070 m hohen Mt. Cameroun entlang.

Nun ist es  nicht mehr weit bis Duala. Wir freuen uns riesig.

Auch hier war Manfred  bei seiner 1.Schiffsreise und kann seine Erinnerungen auffrischen. 

Zwar ist die Strass wieder einmal  äusserst schlecht. Mehr Schlaglöcher als

Asphalt, was die Fahrt sehr in die Länge zieht und für uns  alles

andere als erquicklich ist, aber wir haben das Ziel DUALA vor Augen.

Es ist Wochenende. Wir wundern uns über die zahlreichen entgegen-

kommenden Wagen, fast ausschliesslich mit  Europäern besetzt und er-

fahren später, dass alles nach Viktoria an den  Badestrand von Duale

fährt. Dort verbringen auch Neckermänner und Schwarnow-Reisende ihren

Kameruun-Urlaub. Endlich sind wir in Duala.  Eine uns endlos er-

scheinene Brücke bringt ums zum Stadtkern. Es  ist Sonnabend, der

12.12.1974, 14:00 Uhr mittags. Kameraun-Francs haken wir natürlich

keine, auch hier sind am Wochenende alle Banken geschlossen. Auf

zum Seemannsheim. vielleicht sind Touristen  dort. Nach einigem

Suchen und Fragen stehen wir endlich im Fayer de marine. Nicht

ein Camper, alles wimmelt voll von Seeleuten  und den in Duala

ansässigen. Europaern. Das Seemannsheim ist die  grosse Kontakt

stelle. uns gefällt es nicht so sehr, da wir unsere Erinnerungen

an das schöne Heim  in Lome noch  nicht verdrängen konnten.

Dieses ist hier wesentlich kleiner, kaum Platz für unseren Max

und nur ein Haupthaus. Lome hatte zahlreiche kleine Bungalow

als Umkleidekabine, Bibliothek, Verkaufsstände und eine Schule.

Besonders vermissen wir das schöne bayerische  Restaurant.

Hier gibt es überhaupt nichts  zu essen, nur belegte Brötchen zu kaufen,

solange  der Vorrat reicht.  Der kleine Parkplatz  muss für "Gäste" re-

serviert bleiben, zu denen wir uns nun  wirklich nicht zahlen wollen

und so quartieren wir uns "vor" dem Tor ein.  Ohne einen Franc in der

Tasche stehen wir nun dort. Herr Kühl, Diakon  und Pächter dieses

Heimes aus Kiel gewährt uns Credit und so kommen  wir wenigsten an

das schöne kühle Bier und Brause. Ansonsten  sind wir "verdammt"

zum Faulenzen, was uns nicht schwer fällt. Ein ostdeutsches  Schiff

liegt gerade im Hafen und wir finden bei den netten Seeleuten aus

unserer ostdeutschen Heimat sofort Anschluß. Es  wird ein sehr ange-

nehmer Tag. Auch Manfred ehemaliges Schiff liegt im Hafen,  jedoch

nicht mehr unter deutscher Flagge und so ist die Besatzung eine

andere. Schade, zu gern hätte er seinen alten Kapitän

begrüsst. Abends wird ein Film gezeigt.

15.12. Sonntagmorgen. Manfred hat keinen rechten Appetit und auch

fast nicht geschlafen. Duala hat das tropischste Klima, was man sich

denken kann,  feucht, schwül, heiß und die Luftfeuchtigkeit ist abso-

lut. Er fühlt sich zerschlagen, hat  Magenbeschwerden. Bier ist das '

einzige, was ihn aufhorchen läßt und macht reichlich Gebrauch da-

von. Etwas trägt er zur Unterhaltung im  Zusammensein mit den ost-

deutschen Seeleuten bei, doch sonst liegt er in seinem Liegestuhl

und döst vor sich hin. Wir dachten an eine  leichte Magenverstimmungl

doch im Laufe des Tages verschlechtert sich sein Zustand. Der Druck

im  Magern treä-Inaeccg nimmt zu und eine innere  Nervosität be-

mächtigt sich seiner.

 

16.12. Es war wieder eine schlaflose Nacht  für Manfred. Von Appe-

tit ist nun keine Rede mehr, aber ich meine,  etwas muss er zu sich

nehmen. Doch sofort bringt er es wieder  heraus. Es hat keinen Zweck

Das einzige sind Äpfel, worauf er Appetit hat und  sie bekommen ihm

auch. Die Magenschmerzen nehmen auch heute immer mehr zu. Er

fühlt sich sehr geschwächt und äusserst elend.  Sonst immer lebendie

und rege, liegt er jetzt da, wie ein Häufchen Unglück. Heute  ist

Montag. Ich gehe zur Bank, Geld tauschen und  danach zur Post.  Ein

lang ersehnter Augenblick. Katastrophale Zustände  auf dem Postamt

von Duala, jeder Schalter ist umlagert von einer Traube von  mindestens

50 Menschen oder mehr. Ich frage mich durch  und mein Schalter hat

die grösste Traube. Z   Glück gibt es ein  "Geländer", was wohl die

Aussenstehenden von der  "Traube" trennen soll.  Ich erklettere es und

über alle  Köpfe hinweg schreie ich dem Postbeamten  zu, dass ich

meine Briefe möchte und schmeisse ihm meinen Pass auf den Tisch. Die

Sache funktioniert und nach ein paar Augenblicken halte ich 5 Briefe,

2 Postkarten und 2 Badische Zeitungen in der Hand. Nun schnell nach

Hause und gierig durchlesen wir "unsere Post". Für Manfred ist es

        auch etwas Abwechselung. Aus den Briefen geht hervor, dass noch mehr

        Post für uns vorhanden sein müsste. Auch dieser Tag vergeht ohne

        Essen für Manfred, ich habe für mich etwas gekocht und frisches Obst

        und Gemüse eingekauft. Hier gibt es einen Supermarkt,  in dem man

        alles bekommt. Auch einen schönen grünen Reißverschluss

        für meinen Hosenanzug.

17.12.  Am nächsten Tag trabe ich also nochmnls zur Post.  Der Weg von unserem

        Heim zur Post führt zuerst hinunter zum Hafen, mir liegen auf einer

        Anhöhe, dann vorbei am Hauptbahnhof und  durch die Verkaufsstände eines

        Marktes, auf dem man alles kaufen kann. Billig und gut. Auch fertig-

        gekochte Menüs bekommt man hier serviert,  wie in Indien, zurechtge-

        machte Brötchen und vor allem das schöneste Obst. Es dauert so ca. immer

        3/4 Stunde, bis ich das Postamt erreiche und diesen Weg muss ich dann

        nochmals zurück. In der Hitze  bin ich dann  immer reif für den Swimming

        pool. Auf dem Postamt ,erwarten mich nochmals 3 Briefe und zwar ein-

        sortiert unter Manfred. Zum Glück hatte ich heute auch Manfreds Pass mit.

        Wir freuen uns sehr, doch muss jetzt mit Manfred etwas geschehen, eine

        Besserung ist bei ihn nicht abzusehen. Nachdem ich zuerst beim Roten

        Kreuz war, dort aber nichts erreichen konnte, meldete  uns Herr Pfaff

        von der Protestantischen Jugendfürsorge für den nächsten Morgen bei dem deutschen Dr. Heydlauf.

        im Krankenhaus an. Er is hier als  Entwicklungsarzt im protestantische

        Krankenhaus von Duala. Nach langen Untersuchungen und noch länge-

        rem Warten hatten wir schließlich die Diagnose: Gelbsucht. Das sah

        bös aus und besiegelte gleichzeitig unsere weiteren Reisepläne. Die

        endgültigen Ergebnisse erhielten wir erst abends vom Central-Labor, hier

        war eine Spezial-Untersuchung nötig, die in dem einfachen Krankenhaus

        nicht war. Aber auch die bestätigten den Befund Dr. Helvdlaufs.

        68000 -- Fc„, mußten wir im Labor hlnblättern, zuvor wolIte man

        139.000,--  Fc. von uns haben. Für uns ein  Vermögen.

        Manfreds Heimfahrt wurde sehr schnell

        beschlossen, da wir noch  unsere beiden Freunde Wuffi und Willi in Er-

        innerung hatten, die  sich Hepatitis in Indien zugezogen hatten. Wir

        wollten auf keinen Fall ein Risiko eingehen. Ausserdem hat Duala das

        ungesündeste Klima was  man sich  für diese Krankheit ner denken kann.


  

      Manfred ging es auch inzwischen so  mieß, dass er nur noch den Wunsch

        hatte, nach Hause zu kommen.

 9.12.  Am  nächsten Morgen holte ich mir noch eine Vorbeugungsspritze gegen

        Hepatitis, die höchstwahrscheinlich mehr  psychische Wirkung hatte,

        als alles andere. 1 Mio  Einheiten sollten die Ansteckungsgefahr hemmen

        aber wenn ich mich schon infiziert  hätte,  hätte ich die Gelbsucht be-

        stimmt auch trotz der  Spritze bekommen. 89.000,-- Fc wechselten wieder

        den Besitzer. Wenn das so weitergeht, kann ich mich bald neben die

        schwarzen Bettler setzen. und meine Hand hinhalten.  Nun rannte ich

        von einer Fluggesellschaft zur anderen, um  einen Heimflug für Manfred

        zu  bekommen, doch so kurz vor Weihnachten sah es ziemlich aussichts-

        los aus.  Endlich hatte ich bei der Sabena Glück, und zurück, zum Wagen

        konnte ich Manfred bereits sein Ticket  präsentieren. Freitag früh,

        den   20.12.1974, 9.05, sollte er  starten. Nun hatten wir noch für die-

        sen Tag noch eine Menge  zu tun. Manfred musste europäisch gekleidet

        werden, in Deutschland herrschte der  tiefste Winter. Ein Tele-

        fongespräch wurde nach Deutschland angemeldet und seine Lage und

        seine Ankunft mitgeteilt. Wir  entschieden,  so viel wie möglich, von

        den Sachen zu verkaufen zu versuchen, da die Reise, die eirmal

        Jahre dauern sollte, hier als beendet anzusehen war.  Zaire, das

        größte Stück Wagnis auf der ganzen  Reise, würden wir nun überhaupt

        nicht zu sehen bekommen, mir  war das alles noch gar nicht so recht be-

        wußt. Auch die ungewisse Zukunft, vor der ich stand„ allein mit einem.

        Wagen, den ich nicht fahren konnte.  Als wir so mitten beim Packen

        und sortieren waren, hält neben uns ein  Wagen und 2 Freunde steigen

        aus, denen wir zuvor in  Tammanraset und danach nochmals in Lome begeg.

       net sind. Volker und Lorchi. Es gab eine freudige Begrüßung soweit es Manfreds Zustand zuließ,

       machten wir aus dem letzten Abend das geniütlichste, was zu machen war.

        Es  wurde wieder einmal viel Bier getrunken.

                                    

2o.12.1974 Am nächsten- Morgen brachten  uns die Beiden zum Flughafen. Ein

        wüstes   Durcheinander erwartete ins dort und Manfred lief nur souverän

        mit Sonnenbrille  durch die Gegend, da seine Augen bereits die Farbe

        einer Quitte angenommen hatten,  Es konnte nicht mehr allzu lange dauern

        und er würde sich in einen  handfesten Chinesen verwandeln und dann

        war sein Rücktransport nicht  mehr garantiert, da Ansteckungsgefahr be-

        stand.

Wir fotografierten nochmals die letzten Minuten von Manfred auf

afrikanischem Boden und mit einem Mal war ein grosses Handgemenge

im Gange, denn das  Fotografieren war nicht  erlaubt auf dem Flughafen-

gelände. Man nahm ihm den Apparat ab, was er  sich natürlich nicht ge-

fallen lassen wollte und obwohl sehr muksch in den letzten Tagen,

erwachte hier sein alter Kampfgeist und ich sah schon das Flugzeug

ohne ihn Abfliegen. Denn mit der  polizeilichen Truppe

in Kamerun ist nicht zu spassen und Afrika ist nicht Indien, wo

wir in jeden Fall immer recht behielten. Nachdem sich auch, Lorchi und

Volker eingeschaltet hatten, wurden alle zum Kommandanten geführt und

das Gerät wurde amtlich beschlagnahmt. Nicht zu beschreiben war das

Verhalten von Manfred, wie er tobte und schnaubte. Ich war bislang

noch nicht auf dem Plan und so versuchten Lorchi und Volker ihn zu

beschwichtigen, Währenddessen ging ich  zu den Polizisten und erklärte

das Gerät würde mir gehören. Ich hatte es nur verborgt und im übrigen

kenne ich diesen Herrn dort gar nicht. Nach vielem Hin und Her wurde

mir geglaubt oder nicht, auf jeden Fall erhielt ich die Kamera zurück

mit Film, was   für uns das Wichtigste war, den wir  trauerten immer noch

um den gestohlenen nach und dann war es auch bereits soweit, dass sich

Manfred hinter die Sperre begeben musste. Von der Plattform konnten

wir nur noch ein letztes Mal winken und hier schoß Lorchi trotz

Tebakel nochmals ein paar Aufnahmen von der startenden Maschine.

Es war sehr, gut, dass ich die Freunde dabei hatte, denn sonst wäre

bestimmt der grosse Katzenjammer über mich gekommen, wenn  ich so

allein zurückgelassen nun mich wiederfand. Da Lorchi sich in Ghana

und Togo bei eeiner "Brautschau" infiziert hatte,  was man hier von

vornherein garantieren kann, fuhren wir zusammen nochmals zum Kran-

kenhaus zu  Dr. Heydlauf, um auch ihn zu behandeln. Erst nachmittags

gegen 4 Uhr waren mir wieder in. Seemannsheim und erholten uns von

der Anstrengung des Tages.  Lorchi  war sowieso etwas  lediert. Ge-

gen Abend kam Herr Pfaff zu Besuch  und erzälte von einem geplanten

Ausflug auf den Mt. Cameroun für die nächsten 3 Tage.

Volker und ich entschlossen uns zum Mitmachen. Ausser Frau Pfaff

war ich die einzige Frau, die den Aufstieg wagte. 4070 m

Höhe waren kein Pappenstiel,   doch meinte ich, die Schweiz hätte

mich etwas trainiert und so schlimm würde es schon nicht werden. Von

Lorchi erhielt ich  einen zünftigen Rucksack mit Gestell. Für 3 Tage

mussten Sachen, Essen und vor allem Wasser mitgenommen werden. Pro

Person 5 Liter'. Auch das traute ich mir noch zu. Angetan mit Man-

freds Schuhen,  seinen Socken und verschiedenen Sommer-und Winter-

sachen,  begann die Fahrt um 8 Uhr morgens mit dem Auto nach Buea,

wo noch  der deutsche Einlachlag voll  zu spüren ist. Inmitten von

Palmen ein  kleines Schlößchen, weiß getüncht mit einer blau-

er Kuppel.  Deutscher geht es nimmer. Wir bekommen einen Führer, ohne

Fahrer  darf keiner auf den Berg, da es  zu gefährtlich ist und Familie

Pfaff nimmt  sich auch einen Träger. 1000 Pc kostet der Ausflug

für uns und 3000  Pc muss man für den Träger  zahlen. Das ist mir zu

teuer. Auf  dem Markt wird noch tüchtig Obst eingekauft, ich nicht,

den alles was jetzt hinzu kommt, muss ich allein tragen und los

geht  es auf Schusters Rappen. Wir, sind eine Manschaft von 9

Leuten, 4 Deutschen, 2 Franzosen, 1 Schweizer, 2 Kamerounalsen (Kame-

runer).  Führer und Träger sind Einheimische. Der Aufstieg beginnt.

Zuerst recht leicht, es geht zügig voran,  die Landschaft ist

    steppenähnlich. Wir durchwandern sehr hohes Gras mit flachem Ge-

strüpp und  unversehens nach ca. 1 - 1 1/2 Stunden tut sich vor uns

der  tiefste feuchte Urwald auf. Grosse Elefantenbäume mit Wurzeln

bis auf  die Erde, viele Vögel  zwitschern und surren durch die Ge-

gend. Der  Wald ist so dicht, dass wir kaum Himmel erkennen können.

Es ist alles  in ein Halbdunkel getaucht. Affen schreien von allen

Seiten und  hier und da plätschert  eine Quelle oder ein Bach

quert unseren  Weg. Weg kann man nicht mehr sagen, den es ist nunmehr

ein steigen, stolpern, vorwärtstasten. Fürr mich eine Strapaze

ohnegleichen  und darn mit dem vollen schweren Rucksack. Trinkwasser

haben wir  noch nicht geladen, da es noch eine Quelle gibt, bei der

Rast  gemacht wird. Hier sollen alle Trinkwasserbehälter aufgefüllt

werden. Mir ist es schon jetzt zu viel. Wäre ich doch blos zu Hause

geblieben,  aber nun gibt es kein zurück mehr. Ich beiße  die Zähne

zusammen und  schleppe mich vorwärts. Die Hitze und Feuchtig—

keit  machen mir immer mehr zu schaffen, und mein Rucksack zieht

mich  immer mehr hinten hinunter. Als es bald nicht mehr weitergeht

nimmt mir  Herr Pfaff den Rucksack ab und trägt ihn für mich. Ich

soll  mich etwas ausruhen. Er trägt ihn bis zur  Zwischenstation, zum

Blockhaus,  wo es Stroh auf dem Fußboden gibt und man sich der Länge

nach  ausruhen kann. Eine Quelle mit eiskaltem Wässer ist hier

schöner als das beste Bier und ungeachtet aller bisherige

Vorsichtsmaßnahmen  mit Abkochen und dgl. beugen wir uns alle über

und  lassen uns das Wasser einfach über das Gesicht laufen bis

wir uns  vollends aufgetankt hatten.

 

Zurück zur Hütte  und die 1 . Mahlzeit wird eingenommen. Dann

ca. 1  Stund-e geschlafen, fast alle schlafen wir tief und fest.

Allgemeines Wecken  und es geht weiter. Endstation für den

heutigen Tag ist  die Hütte in 3000 m Höhe; jetzt sind wir ca.

1200 m hoch.  Nun werden die Kanister gefüllt und ich weiß nicht,

wie es werden wird, auf jeden Fall glaube ich, jetzt mindestens

einen Zentner auf dem Rücken zu  schleppen. Zuerst halte ich auch

noch ganz schön  forsch mit, aber schon nach ca. 1/2 Stunde bin ich

am  Ende. Der  Aufstieg viel steiler als bisher und wir verlassen

auch bald den Wald.  Steppe, Savanne, kein Baum, kein Strauch„ weit

und breit,  nur Steigung und die unerbittliche Sonne. Ich will zu-

rückgehen und  in der 1. Baude auf die Rückkehr morgen auf die

anderen warten,  aber damit ist He-rr Pfaff nicht einverstanden.

Mit diesem  schweren Gepäck weitergehen kann ich auch nicht. Ich setze

mich einfach  hin und bin ganz verzweifelt. Herr Pfaff handelt  mit-

dem Führer aus dass er für 1000 Pc meinen

Rucksack bis zur 2. Hütte trägt. Nun bin ich unbeladen und es geht

wieder weiter. Ich halte gut mit den anderen mit, aber je dünner die

Luft wird,  desto mehr macht es mir zu schaffen. Als wir so ca.

2700 erreicht haben,  ist meine Fortbewegung nur noch in 2 Minuten

steigen und 5 Minuten sitzen. Anders geht es nicht mehr. Ich bin

nur froh, dass ich nicht die Letzte  bin, aber so anstrengend hatte

ich mir das alles  nicht vorgestellt. Endlich, so  gegen 18:00 Uhr, kurz

vor dem Dunkelwerden    erreichen wir die  Hütte.  

Wir  hatten alle reichlich Hunger und so wurden

die Kochgeschirre  ausgepackt, Tee gekocht, Suppe und Spaghetti  ge

gessen   und unendlich viel getrunken. Hier oben war es bereits

empfindlich kalt, überhaupt, als  die Sonne nicht mehr war. Ein

rascheln ließ uns. alle aufhorchen. Ratten. Herr Pfaff hatte sein

Gewehr mit,  weil er hier oben schießen wollte, aber ausser Affen

und der einen Ratte, die er aufs Korn nahm und getroffen hat,

kam ihm nichts vor die Flinte. Nächsten  Morgen um 5 Uhr sollte

das letzte  Stück des Berges bezwungen werden. Die Sachen sollten

hier unten  beim Träger bleiben, damit alle unbeschwert  gehen

konnten, aber  ich wußte schon heute, dass ich das nicht mitmachen

würde. 3000 m auf  diesem wunderschönen, nie zuvor gesehenen, aber

doch so für  mich mörderischen Berg waren mir genug.

Ich ließ  alle am nächsten Morgen die Besteigung machen, schlief

mich schön  aus, aß ausgiebig Frühstück:und bereitete alles für

Volker vor, denn  auch er war  mit hinaufgestiegen. Dann packte ich

meine Sachen  zusammen und als die 1. wieder zurückkamen, dass waren

wie immer  die beiden Franzosen und der Schweizer, schloß ich mich

ihnen an und begann den Abstieg. Nun wollte ich aber meinen

Rucksack bergab  selbst tragen, was ich auch tat. Da der Abstieg

ziemlich steil  war, spürte ich bald keine Muskeln mehr  in den Bei-

nen und stolperte  des öfteren oder fiel den Schotter entlang, der

keine bremsende  Wirkung hat. Durch das mannshohe Gras

wußte man  oft nicht, wo mar hintrat und mußte oft erst abtasten, wo

man den Fuß hinsetzte,  um nicht abzustürzen. Fiel man erst einmal,

überschlug man  sich meistens und hatte blutige Kratz-  und Schürfwunden,

vermischt  mit Dreck. So ging es etappenweise weiter und endlich, nach mehreren Stunden

sengender  Sonnenstrahlung endlich vor uns das Grün des Urwaldes.

Aber noch  war die Hütte weit. Nach einer ausgiebigen Stärkung beweg-

te  ich mich nach anfänglichen anderen Versuchen bei sehr  hohen

Steigungen  oder Abfüllen nur noch in der Form weiter, dass ich mich

hinsetzte, die  Beide nachzog und etwas tiefer wieder abstellte. Da

dabei auch das  Gewicht des Rucksackes entfiel, es wurde beim Setzen

ebenfalls aufgesetzt,  war es eine feine Sache. Meine Beine spürte

ich bereits nicht  mehr und ich konnte auch nur noch durchgedrückt

stehen. Einmal  muss ich nicht auf meine Umgebung  geachtet haben und

nur den steilen  Abstieg  anvisiert haben, so dass ich eine Ameisen-

strasse  übersah.  Ich muss mich voll hineingesetzt haben,  denn als

mich die ersten  Viecher bissen, war ich schon über und über, d. h.

durch die Hosenbeide  krabbelten sie alle an meinem Körper hinauf,

von Ihnen übersät, Es  war eine zimlich grosse hellbraune Rasse

und ihre Bisse  taten sehr weh. Eine Schlange  hätte mich auch nicht mehr erschrecken können.

So schnell hatte ich noch nie meine schweren Rucksack  abgetan, wie hier und fing an, mich von den Biester

zu  befreien. Es dauerte mindestens 1/2 Stunde, bis ich die letzte

vernichtet  hatte. Noch ganz unter dem Schock trabte ich nun den anderen hinterher.ume.                  

Das war zuviel für heute. Endlich an der Hütte angekommen, konnte ich mich nur noch zur Wasser-

stelle schleppen und volllaufen lassen. An. Ort und Stelle schlief ich sofort ein.

Nur eine verhältnismässig  kurze Pause wurde uns hier gegönnt,

        denn heute sollte es noch nach Hause gehen. Bei dem  angesetzten

        Tempo war die Tour in 2 Tagen, statt in 3 Tagen ge-

        schafft worden. Wie ich die letzten  500 - 600 m geschafft habe,

        weiß ich nicht mehr, es war wohl der Wille, endlich ausruhen  zu

        können, denn mit letzter Kraft kamen wir zum Gefängnis von Buea,

        wo eine riesige Farm mit friesischen Kühen betrieben wurde. Eis-

        gekühlte Milch wurde uns, serviert, was an diesem Tag

        die absolute Krönung, eines abgerundeten Schlemmprmahls darstellte.

        Nach längerer Pause, physisch und Psychisch gestärkt, machten dann noch den Markt

        von Buea unsicher und kauften Palmenwein. und Himbeeren. Wenn

        man die hiesigen Vorstellungen von Himmbeeren hat, so ist man weit  enttäuscht,

        denn nur die rote Farbe ist identisch mit unseren einheimischen.

        Von der Grösse und dem Geschmack kann man sie mit keinem unserer

        Obstsorten vergleichen. Der Palmenwein trinkt sich vorzüglich  und

        hat einen kleinen Hang zu süßlichem,  gegorenem Sauerkrautwasser . Endlich

        so gegen 7 Uhr wieder in Seemnrinsheim angekommen, völlig

        apathisch und ausgelaugt, die Strapazen noch deutlich im Gesicht

        wurden wir von Edi und Mariella, sowie 2 weiteren Wüstenbusinsassen  be-

        grüsst. Es gab  ein grosses Hallo und eine Menge zu erzählen. Lorchl

        hatte inzwischen die Bekanntschaft der Familie Hensel gemacht, die

        hier in Duala  auf die Ankunft ihrer Verwandten aus Deutschland

        warteten,  sonst aber als Entwicklungshelfer in Kamerouner Busch

        tätig sind. Sie überredeten uns, ihrer Einladung   zuzustimmen und

        sie zum  essen zu begleiten. Nach vielem Hin und Her nahmen  wir

        schließlich an und  bekamen an diesem Abend noch einheimische Menüs

        Affe, Antilope und Krokodil zu essen. Es war ein phantastischer Ausklang dieses Tages.

 

23.12.  Nun  da wieder  einige Freunde mehr da waren, Gleichgesinnte, wie

        ich sie nannte, verging die Zeit wie im Flug. Edi bastelte wie üblich an seinem Wagen und 

        kaufte hier in Duala grössere Räder. Der Wagen wurde so viel höher und

        er ärgerte sich, dass er nicht bereits vor der Wüsten-

        durchquerung auf diese Idee gekommen ist. Viel Ärger hätte er sich

        ersparen können. Auch die Windschutzscheibe hatte es ihnen  ge-

        kostet. Ab Mitte Nigeria fuhren sie mit Plastik. Es gab in .Dual

        keinerlei Schwierigkeiten mit irgendwelchen Beschaffungen von  Er-

        satzteilen, es war alles vorhanden, was gebraucht wurde, auch bei

        allen anderen.

        Die Mahlzeiten  wurden jetzt immer gemeinsam eingenommen.  Da

        wir unseren  Wagen  auf der Wiese im Seemannsheim,  gleich neben

         dem Haus parken dürfen es noch genug  Platz für Lorchi und  Volkers Wagen, der gleich  dahinter stand.

 

  24.12 Am kommenden  Tage, den 24,12.1976, war

           mein Weihnachtsgeschenk, ein Anruf aus dem Virchow-Krankenhaus  aus

           Berlin von  Manfred, dass er gut  angekommen ist und es ihm bereits

           wesentlich besser  geht. Er liegt in  Quarantäne für 4 Wochen.

          Ja, eigentlich  hatten wir uns dieses Weihnachtsfest  etwas  anders

           vorgestellt. Das  Sesmanrnsheim in Dunla  sollte  es wohl seine aber

           nicht unter  diesen Umständen und darn  noch ich alleine hier. Abends

           benutzten wir eine Ananas als Kerzenhalter- und als Ersatzweihnachtsbaum,

           Es wurde ein festliches  Menü zusammengestellt aus  Suppen,  Eiern

           verschiedenen Gemüsesorten und Fleisch. Danach gab es Pudding und ich spen-

           dierte unseren letzten  Kuchen aus der  Dose mit ,elgiums Schlagfit.

           Dazu schönen Kaffee und keiner hatte auch  nur die geringste  Heimwehstimmung.

25.12. 1974           Am 1.  Feiertag wollten wir alle wieder Affe essen gehen, 

            aber leider fanden wir  das Restauran   nicht mehr. So wurde eine Büchse  nach altbewährtem

           und wochenlang erprobtem Rezepet geöffnet, anschliessend ließen wir uns wieder einmal mit  Bier

           und Fanta vollaufen.  Zur Krönung des  Tages gab es wieder einen

           Film, so vergingen die Tage. Bis  zum 30.12. waren Edi und

            Mariella  hier,  die anderen hatten mich bereits vorher, so nach und

           nach verlassen. Nun war ich wleder ganz allein und ein  richtiger Katzenjammer

           überkam mich.  Immer noch war  kein Schiff in Sicht,  was

           auf eine polnische oder, ostdeutsche Nationalität schliessen ließ,

           nur  ein  solches konnte mich wieder  mit dem "Max" nach Hause

           bringen. Nach vielem Hin-  und Herfragen und endlosen Kosten-

           aufstellungen bei  verschiedenen Reedereien und Speditionen, war  es mir klar, dass

           ich auf regulärem  Weg niemals die  Heimat erreichen könnte,  denn

           so viel Geld  besass ich nicht mehr.  Für mich und den. Wagen würde

           eine Passage ca.  DM 5000,-- kosten,  was sich auf  keinen Fall er-

            möglichen ließ.  Jeden Tag fragte ich  Herrn Kühl nach der neuen

           Liste, die Schiffe im Monat Januar  1975 avisierte, aber  diese

           ließ lange auf  sich warten und als  sie endlich  kam, war kein dcr

           Schiff für mich dabei.    Zwar war in  dieser Zeit ein

           deutsches Schiff  im Hafen, was mich  ohne weiteres mitnellmen wollte,

            aber es fuhr nur  Marseille an und  kehrte von dort zurück nach West-Afrika.