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Reise 42007-2010 Manfred und z.T. Renate Urich
Mit dem Segelboot "La Rossa" zum 2. Mal um die Welt Reisebericht Nr. 1 vom 01.12.2007 bis 31.12.2007
- November 2007 – Vorbereitung für die grosse Reise
Am 25. November 2007 bin ich mit viel Gepäck nach Antalya/Türkei geflogen. Ali von Blume Rent a Car sollte Nachts um 23.30 Uhr mit dem bestellten Mietauto vor dem Flughafen warten, aber er hat mich zum ersten mal versetzt, und ich musste mir ein Taxi für 70 Euro für die Fahrt nach Kemer mieten.
Am nächsten Tag machte ich mich an die Arbeit, habe mit den restlichen Reparaturen und den Vorbereitungen für die große Reise zu den Seychellen begonnen. Reiner und Hans haben mich dabei kräftig unterstützt. Zuerst haben wir den neuen Kopf vom Niederholer ersetzt und dann mit 50 bar Stickstoff befüllt. Der Niederholer ist besonders wichtig, da er den Großbaum nach oben hält und man ihn bei Bedarf mit der Hydraulik nach unten ziehen kann. Dann wollten wir das neue Babystag einbauen und mussten dabei feststellen, dass es um ca. 40 cm zu lang war. Nach Rücksprache mit dem Hersteller stellte sich heraus, dass sie zwar das richtige Maß in die Werkstatt gegeben hatten, dass aber die Leute in der Werkstatt von einem anderen Bezugspunkt ausgegangen waren, so war das Stag halt später zu lang. Zum Glück flog Renate erst Ende November nach Kemer und hat das neue Babystag gleich mitbringen können, das dann auch gepasst hat.
Es folgten noch Öl- und Filterwechsel an Motor und Generator sowie der Austausch von Drehzahlmesser und Betriebsstundenzähler. Den Muffler (Behälter, der Kühlwasser und Abgas voneinander trennt ) musste ich wieder ausbauen, damit ich die neue Webasto-Heizung einbauen konnte. Schade, mit einem Muffler wird der Motor wesentlich leiser, da das laute Geblubber am Auspuff aufhört, weil nur noch das Kühlwasser zum unter Wasser liegendem Auspuff geführt wird und die Abgase durch eine separate Öffnung oberhalb der Wasserlinie am Rumpf nach außen gelangen.
Renate hat dem Schiff die nötige Grundreinigung gegeben, was nach einer so langen Standzeit auch dringend notwendig war. Außerdem kümmerte sie sich die gesamte Verproviantierung und kaufte in Alanya kräftig ein, damit Hubert und ich auf der Reise auch gut versorgt sind. 10 Essen hat Sie für uns vorgekocht, vom geschnetzelten Hühnchen und Rind sowie Gulasch, alles wurde im Tiefkühler verstaut, damit wir es zu gegebener Zeit wieder auftauen können.
- Die „Crew“ trifft ein und dann geht’s los!
Am 3. Dezember traf Hubert ein. Gemeinsam erledigten wir noch einige Arbeiten, u.a. reparierten wir auch das Zodiac Dingi, das an einer Kammer Luft verlor. Bestimmt habe ich nicht alle Arbeiten aufgeführt, aber die Zeit verging viel zu schnell und am 5. Dezember flog Renate wieder nach Frankfurt zurück, da sie nicht am Kai stehen wollte, wenn wir Kemer verlassen.
Es dauerte noch einige Zeit bis wir unsere Abfahrt organisiert hatten, aber am Dienstag den 11. Dezember um 14.30 Uhr MEZ ging’s dann endgültig los. Kurs 165°, Ziel Port Said/Ägypten. Wir wussten anhand des Wetterberichtes, dass wir nachts mit Wind um die 35-40 Kn rechnen müssen, der kam dann auch prompt um 20.00 Uhr aus SSW, also fast auf die Nase und hat bis zum Mittwochmorgen angehalten. Kurz gesagt: die Fahrt war etwas ruppig, da wir gegen Wind und Welle angehen mussten. Am nächsten Tag, wollten wir morgens mit Motorunterstützung weiter, aber nach kürzester Zeit waren alle Filter voll Algen und der Motor ging aus.
Hierzu ist zu sagen, dass wir die gute La Rossa seit Mai 2005 an Land stehen hatten und die Tanks nur noch zur Hälfte voll waren. Im Laufe der Zeit, bildet sich Kondenswasser im Tank, und an der Trennschicht zwischen Wasser und Diesel können sich Algen bilden, die später die Filter verstopfen. Sparsam wie ich bin dachte ich, dass wir mit dem Tanken warten können bis wir wieder in Ägypten sind. Da ist der Sprit um 2/3 billiger als in der Türkei. Der Diesel kostet in der Türkei 1.50 Euro/Liter, in Ägypten 0,50 Euro an der Marina Tankstelle und an der Straße sogar nur ca. 9 Cent. Aber das ist offiziell nicht erlaubt.
- Ärger mit dem Diesel
Durch die extrem unruhige Fahrt haben sich die am und vor dem Motor befindlichen Filter sehr schnell zugesetzt und wenig später, am Donnerstag den 13.12. fiel auch noch der Generator aus. Mindestens drei Mal mussten wir unsere Filter wechseln und immer wieder den Motor entlüften. Keine schöne Arbeit bei 2-3 m Wellen und dem Geschaukel. Den Generator haben wir gar nicht mehr anbekommen, es stellte sich später in Port Said heraus, dass die Ansaugleitung im Tank verstopft war und wir diese nur noch per Hochdruck über eine Tauchflasche frei blasen konnten.
- Endlich in Port Said!
Nach all dem Ungemach, sind wir dann nach 330 sm müde und kaputt am Freitag den 14.12. um 18.30 Uhr mit dem letzten Büchsenlicht in die Marina von Port Said eingelaufen.
Wie die Geier kamen bei der Ankunft gleich die Pilots auf uns zu. Die merkten, dass wir beim Anlegen Probleme hatten, da der Fahrhebel am Steuerstand auch ausgefallen war. Das bedeutete, dass Hubert den Fahrhebel im Deckshaus bedienen musste und ich vom Außensteuerstand das Ruder. Da ich nicht selbst aufstoppen konnte, musste ich Hubert die entsprechenden Kommandos geben und beim Anlegen die Leinen bedienen, was nicht einfach war. Die Pilots haben dann gleich nach Bakschisch gefragt, 10 Euro und drei Schachteln Zigaretten waren meiner Meinung nach genug, aber die wollten immer mehr, bis es mir zu viel wurde und ich lauter werden musste.
- Ab durch den Suez Kanal!
Am Samstag setzten wir uns mit der Agentur Felix in Verbindung, die alle Formalitäten für die Suez-Passage erledigt. Für die ganze Strecke von ca. 190 km, mussten wir 450 Euro berappen. Mit der Abfahrt durch den Kanal liesen wir uns Zeit bis Dienstag, den 18.12.
Bis dahin besichtigten wir ausgiebig Port Said und genossen das Stadtleben. Jeden Tag haben wir an den Ständen der Einheimischen leckere Sachen für 3-4 Euro gegessen und anschließend in einen der Cafés noch einen guten Tee getrunken. Am Montag sollten wir starten, nachmittags teilte man uns mit, dass ein Kriegsschiff den Kanal passiert und sich die Abfahrt um einen Tag verzögert. Ich nehme an, das hatte mehr mit dem Bayram zu tun (hat bei dem Moslems den gleichen Stellenwert wie bei uns Weihnachten).
Dienstagmorgen um 10.00 Uhr kam der Lotse an Bord und wir konnten starten. Für das erste Stück (43 sm) bis nach Ismailia benötigt man ca. 6-7 Stunden und wir kamen dort auch pünktlich und ohne Probleme an. Die dort befindliche kleine Marina ist sehr schön und die Stadt ist wirklich sehenswert. Zwei Tage blieben wir dort und setzten am Donnerstag, den 20. Dezember um 6:45 Uhr die Fahrt mit einem anderen Lotsen fort.
- Eine Nacht im Bittersee
Im Bittersee mussten wir bereits um 11.00 Uhr mit den zwei anderen Seglern aufstoppen, da im Kanal vor uns ein Frachter mit der Hauptmaschine Probleme hatte und der Kanal bis tief in die Nacht gesperrt war. Abends hatten wir dann auf dem Bittersee ca. 35-40 Kn Wind, bei einem der Boote hat der Anker nicht gehalten und es kam uns immer näher. Die konnten sich glücklicher Weise verlegen und wir haben es uns dann gemütlich gemacht. Der Lotse blieb an Bord und schlief im Doghouse. Hab ihm etwas zum zudecken gegeben, aber am nächsten morgen hat er gemeint, dass er in der Nacht gefroren hat, der Arme. Eine warme Tasse Tee hat ihn aber wieder versöhnt.
Gleich Freitagmorgen um 7.00 Uhr sind wir dann wieder alle gestartet und legten die restlichen Meilen bis zur Suezkanal-Ausfahrt ohne Probleme zurück. Der Lotse bekam noch die vereinbarten 10 Euro plus Zigaretten für den Lotsen. Allerdings wollte das Pilotboot, das den Lotsen abholte, ein zusätzliches Bakschisch und drängte immer wieder mit dem kaputten Lotsenboot an unsere Bordwand. Hubert hat sicherheitshalber schon den großen Kugelfender zwischen unsere Boote gehalten und hatte Mühe, diesen festzuhalten. Auch hier musste ich wieder laut werden, damit sie sich von Dannen machten.
- Einklarieren in Abu Tig
Unser Ziel war nun die Abu Tig Marina in El Gouna, die wir am Samstag, den 22. Dezember um 16.30 erreichten. Die Einfahrt zu dieser Marina war äußerst schwierig, da wir abends gegen die Sonne durch die Riffe mussten und so gut wie nichts erkennen konnten. Es war nur mit Hilfe der Elektronischen Seekarte möglich zu navigieren und zu hoffen, dass die Karten stimmten. Die in den Karten eingezeichneten Seezeichen gab es nicht und erst kurz vor der Marina konnten wir durchs Fernglas die Segelschiffe mit ihren hohen Masten sehen. Was man uns nicht gesagt hat ist, dass man sich hier ein bis zwei Tage vorher anmelden muss, um einen Liegeplatz zu bekommen. Ich sagte dann, dass wir technische Probleme haben und uns die Agentur „Felix“ mitgeteilt hat, dass wir hier noch einmal einklarieren müssen. Für das Einklarieren über einen Agenten in Hurghada wollte die Agentur 180 US$. Ich habe natürlich gezetert wie ein Rohrspatz, aber wir konnten wenigstens die eine Nacht in der Marina bleiben. Die Abwicklung sollte am nächsten Tag erfolgen, aber als ich mich im Marina Office meldete und die 180 US$ zahlen wollte, hat mir der Manager mitgeteilt, dass man uns die Kosten erspart und auch keine Gebühren für die Marina fällig sind. Sie würden so tun als ob wir gar nicht in die Marina eingelaufen seien. Das war uns natürlich auch recht und so haben wir Abu Tig doch noch in guter Erinnerung.
Die Abu Tig Marina in El Gouna ist eine Edelmarina, voll besetzt mit großen Motoryachten der reichen Ägypter. Es gibt dort erstklassige Hotels und viele teure Boutiquen. In einem der Restaurants haben wir am Vorabend hervorragend gegessen.
- Letzte Etappe in Ägypten: von El Gouna nach Port Ghalib
Am Sonntagnachmittag den 23.12. haben wir um 13.15 Uhr die Abu Tig Marina Richtung Port Ghalib verlassen. Anfänglich hatten wir schwache Winde um die 10-15 Kn, der aber gegen Abend stetig zunahm, bis wir in der Nacht bis zu 40 Kn Wind (immer von hinten aus NNW) hatten. War ein heißer Ritt, musste Groß und Genua bis zum dritten Reff einrollen und trotzdem sind wir noch 8 Kn gelaufen, und wenn die drei Meter hohen Wellen, die von hinten ankamen, unter uns durchrauschten, zeigte das Log auch schon mal 10 Kn an. Hatte auch einen Vorteil, so waren wir schon am nächsten Morgen um 9:00 Uhr in der Einfahrt von Port Ghalib.
Hier hat sich in den letzten beiden Jahren extrem viel verändert. Als ich hier im März 2005 eingelaufen bin, war das alles eine Großbaustelle mit viel Dreck und Staub. Die Hafenmeisterei befand sich damals in einem Baucontainer und sonst gab es hier nichts. Heute sind hier mehrere Luxushotels, und in einem von diesen machten zur gleichen Zeit Freunde aus Usingen Urlaub. Das hat prima gepasst. Sven, der Sohn von Karin und Peter konnte uns so Ersatzteile und für Hubert und mich ein Weihnachtspäckchen mit in diese Marina bringen. All das hat Renate aus Deutschland organisiert und wir haben uns mehr über die Weihnachtsgrüße von Renate und unseren Freunden, den Camembert und den Schinken gefreut, als über das Ersatzteil.
- Neues Ungemach
Noch nicht erwähnt habe ich, dass in der Zwischenzeit durch das viele Motoren die Dichtung an der Seewasserpumpe kaputt gegangen ist und die Pumpe etwas Leckage hatte. Beim Auseinandernehmen der Pumpe stellten wir fest, dass das überbrachte Ersatzteil das falsche war und wir nun hier fest liegen, bis das richtige Teil hier eintrifft. Dummerweise ist beim Auseinandernehmen der Pumpe die alte Dichtung komplett kaputt gegangen und wir sind nun auf eine neue Dichtung angewiesen. Ich hoffe, dass das Teil am 4. Januar bei Renate in Usingen eintrifft und sie jemanden am Flughafen findet, der nach Marsa Alam fliegt, der mir hier die Teile am Flughafen übergeben kann.
So werden wir die Zeit über Neujahr hier noch in Ruhe genießen, um dann die nächste Strecke von ca. 1000 sm nach Aden anzugehen. Insgesamt haben wir noch 4.300 sm bis zu den Seychellen vor uns und hoffen, dort Ende Februar 2008 gesund anzukommen.
Nun wünschen wir all unseren Freunden einen guten Rutsch ins Neue Jahr, feiert gebührend den Übergang ins Jahr 2008, wir werden an Euch denken und einen gehörigen Schluck auf Euer Wohl trinken.
Prost Neujahr von Manfred und Hubert
P.S. von Renate
Mein lieber Manfred schreibt das so locker – der hat keine Ahnung was ich hier leiste. Ich habe am 3.1. um 4 Uhr früh tatsächlich ein nettes Pärchen beim Einchecken am Flughafen angesprochen und sie nahmen die Ersatzteile mit nach Marsa Alam. Inzwischen sind Manfred und Hubert auf dem Weg zum Bab El Mandeb, wo sie am 10.1. sein wollen. Der Wind ist günstig und alles sieht gut aus.
Reisebericht Nr. 3 Salalah/Oman - Victoria/Seychellen
Am 29.Januar sind wir in Salalah/Oman angekommen und nun schreiben wir bereits den 6.Februar 2008. Viel ist in der Zwischenzeit passiert, aber das entscheidende Ereignis fand gestern statt. Meinen Freund Hubert habe ich gestern zum Flughafen gebracht und ich werde die Reise bis zu den Seychellen alleine fortsetzen. Hubert wollte urspruenglich mit bis zu den Seychellen mitkommen, aber die Reise bis hier hat sich doch laenger hingezogen als gedacht und so teilte er mir kurz vor Aden mit, dass er in Aden aussteigen wuerde. Vielleicht hatte es auch andere Gruende, die er mir aber nicht mitteilte. Der Zeitplan bis Mitte Februar die Seychellen zu erreichen war einfach nicht einzuhalten und er wollte sich ja dort (ca. 14 Tage) auch noch die verschiedenen Inseln ansehen. Ich bat ihn bis Salalah mitzugehen, da ich etwas bedenken hatte, alleine durch das Piratengebiet zwischen Somalia und Yemen zu segeln. So eine lange Reise, die ca. 3500 sm beinhaltet ist kein Honiglecken und mit viel Muehe verbunden und das hat er sich bestimmt etwas anders vorgestellt.
Fuer mich war es ein bewegender Moment, ihn am Flughafen zu verabschieden und zu wissen er ist am naechsten Morgen bereits in Old Germany. Ich machte noch meine letzten Einkaeufe, da ich am naechsten Morgen starten moechte.
Im Hafen lagen fuenf weitere Segelschiffe, die aber bis auf eines , alle nach Indien bzw. Sri Lanka wollen. Ein Deutsches Paerchen Dagmar und Peter mit der SY. Iltis haben sich mit David einem Engl. Segelboot verabredet am 5.Febr. loszusegeln. Gegend 17.00 Uhr versuchten beide Schiffe den Anker zu heben, beim David hat es geklappt, aber Die „Iltis“ bekam einfach den Anker nicht hoch. Vermutlich war der Grund dergleiche wie bei unseren Ankermanoevern, wir hatten beim hochholen des Ankers ein riesiges (ca. 200 mm im Durchmesser) langes Rohr am Anker und nur unsere Hydraulische Ankerwinsch hat es geschafft, dieses hochzuhieven. Um es kurz zu machen, die „Iltis“ kam an diesem Abend nicht mehr weg und konnten erst am naechsten Morgen durch einen Tauchgang die Situation klaeren. In der Zwischenzeit haben sie aber ueber Funk von David erfahren, dass drausen der Teufel los war. Bis zu 45 knt Wind und Wellen bis zu 3-4 m Hoehe. Sie haben sich dann entschlossen dazubleiben und abzuwarten.
Ähnlich ist es der SY. Moir de Meer (Katze der Meere) Luzi, Romeo und ein Gast Peter ergangen. Sie sind am 5. Februar abends gestartet und wurden am 6.Februar mit einem Polizeiboot wieder in den Hafen geschleppt. Was ist passiert? Sie haben mit Ihrem kleinen 33“ Boot soviel Wind gehabt, dass es ihnen das Gross und die Genua zerrissen hat und als sie umdrehen wollten, ihnen auch noch der Motor kaputt gegangen ist. 15 sm vor dem Hafen Salalah mussten sie ueber Funk Schlepphilfe anfordern und ein Polizeiboot hat sie dann in den Hafen geschleppt.
Ich war also gewarnt, da ich am spaeten Nachmittag am 6.Febr. (Tatjan`s Geburtstag) alleine starten wollte, was ich dann auch gemacht habe.
Nachdem ich morgens bereits ausklariert hatte und meinen Mietwagen abgegeben habe konnte ich die Leinen um 14.30 Uhr losmachen. Zwei Meilen musste ich motoren, dann konnte ich die Segel setzen und es ging mit flotter Fahrt, bis zu 7 knt. Richtung Sueden. In der Nacht frischte dann der Wind bis auf 40 knt. auf und die Wellenhoehe betrug bereits 3-4 m. Vorsichtshalber hatte ich das Gross und die Genua bereits doppelt gerefft, um das Material zu schonen. Die Nacht war anstrengend und ich hatte manchmal Zweifel, ob es richtig war jetzt wegzugehen. Aber der Wetterbericht sagte mir auch, dass ich bis fast zum Aequator guten Wind habe und wenn nicht jetzt, wann dann? Im Nachhinein war die Entscheidung richtig, ich konnte bis heute (13.Februar) jeden Tag ca. 140 sm segeln und habe so fast 1000 sm ohne Motor geschafft.
Was ist sonst so auf der Reise bisher passiert? Am zweiten Tag hat mich ein Franz. Kriegsschiff angefunkt und nach Nationalitaet, Bootsname und Besatzung gefragt. Sie wachen hier ueber alle Schiffe, da im Golf von Aden und am Horn von Africa, sprich die Insel Socotra, sich die Piratenueberfaelle in den letzten Jahren gehaeuft haben. Ich fuehlte mich dadurch auch sicherer. Socotra, das Horn von Afrika, habe ich in einem Abstand von ca. 100 sm gerundet und es ist auch ohne Zwischenfaelle gutgegangen. In den 7 Tagen seid ich unterwegs bin, habe ich ausser dem Kriegsschiff nur noch ein kleines Kuestenmotorschiff gesehen.
Die Reise verlief bis auf den Sonntag den 10.Febr. ohne Zwischenfaelle, doch abends als ich das Geschnetzelte von Renate`s vorgekochtem Essen warmmachen wollte, ging auf einmal der Generator aus. Oh Schreck, ohne Generator kein warmes Essen!!! Also in den Motorraum und nachsehen, was los ist. Es stellte sich heraus, dass sich der Impeller aufgeloest hatte und der Motor heiss gelaufen ist, der Schalter fuer den Ueberhitzungsschutz hat den Motor dann lahm gelegt. Also abwarten, abkuehlen lassen und dann in Ruhe den Impeller wechseln. Nach 2 Std. war die Arbeit erledigt und ich konnte den Generator wieder starten und er lief auch gleich auf Anhieb. Jedoch hat durch die Ueberhitzung die Dichtung der Seewasserpumpe den Geist aufgegeben und nun habe ich ausser der Leckage am Motor, auch noch eine Leckage am Generator. Bis zu den Seychellen werde ich damit leben koennen und dann werde ich die Dichtungen in Ruhe auswechseln.
Heute schreiben wir den 13. Februar und der Wind hat staetig mehr abgenommen, sodass ich ab heutefrueh um 03:30 Uhr motore. Das war aber vorhersehbar, dass ich in den Kalmen, links und rechts vom Aequator keinen bzw. wenig Wind habe. Ich bin ja so froh, dass ich bis auf 2 Grad Nord ohne Motor ausgekommen bin und nur noch die letzten 120 sm links und rechts vom Aequator motoren muss. Laut Wetterbericht vom Klaus Intermar e.V. gibt es ab 2 Grad Sued wieder Nordwest Wind und ich hoffe, dass ich dann den Rest bis Victoria segeln kann.
Nun moechte ich euch kurz erzaehlen, wie so ein Tagesablauf auf der „Roten“ verlaeuft. Beginnen moechte ich um 00:00 Uhr!
Jede Nacht um 24:00 bzw. 00:00 Uhr nehme ich die Position im Logbuch auf und trage Windstaerke und Wellenhoehe ins Logbuch ein. Dann versuche ich 2 Stunden zu schlafen, mache dann einen Rundumblick, pruefe die Segel und die Windrichtung wenn alles in Ordnung ist und keine anderen Schiffe in Sicht sind, lege ich mich wieder hin und doese so vor mich hin. Hell wird es so gegen 06:00 Uhr, dann schalte ich meine Dreifarbenlaterne und die Nachtbeleuchtung wieder aus. Nochmals ein kurzes Nickerchen und um 07.30 Uhr bereite ich mich fuer den ersten Highlight des Tages vor und das heisst Fruehstueck machen. Zuerst wird der Generator gestartet um die Batterien wieder aufzuladen und die Kaffeemaschine in gang setzen. Dann kommen zwei Croissant in den Ofen, der Fruehstuecktisch gedeckt und zwei Spiegeleier in der Pfanne gebraten.
Zu den Eiern esse ich jeden Tag ein aufgewaermtes Fladenbrot. Dann gibt es zwei kleine Scheiben Brot mit Mortadella und zwei Tomaten. Apropo Tomaten, habe mir in Salalah eine ganze Kiste fast gruene Tomaten gekauft , nun sind sie auf alle reif und purpurrot geworden und sind zum Teil am verfaulen. Habe heute mindestens 15 Stueck wegschmeissen muessen, da freuen sich die Wasserschildkroeten, falls es hier welche gibt.
Auf die beiden warmen Croissant gibt’s leckere Himbeermarmelade von Doris, aber leider ist sie heute zu Ende gegangen. War wirklich was besonderes, liebe Doris!
Um 11.00 Uhr (Localtime) mach ich den PC an und versuche ueber WINLINK meinen taeglichen Positionsbericht abzusenden. Es ist im Moment unheimlich schwierig, ueber das Pactor, meine E-Mails abzufragen. Die Propagation (Ausbreitungsbedingungen der Funkwellen) ist dieses Jahr so schlecht, dass Verbindungen nach Europa nur tagsueber moeglich sind. Die Station in Oesterreich akzeptiert mein Pactor 3 nicht und somit kann ich erst am spaeten Nachmittag ueber Sailmail meine E-Mails abfragen und absenden.
Um 12:00 Uhr (08:00 Uhr UTC) mach ich wieder die Funke an, um Klaus von Intermar zu empfangen. Klaus gibt mir jeden Tag das Wetter und die neuesten Nachrichten aus dem Hessen- bzw. Buchfinkenland, auf der Frequenz 14.313.00 kHz. Ich bin ihm dafuer sehr dankbar, dass er jeden Tag nur fuer mich bereit ist, sein Funkgeraet zu aktivieren. Gestern hatte er mir mitgeteilt, dass sie im Atlantic gerade einen Notfall haben, ein Boot musste auf dem Weg in die Karibic umdrehen und zu den Kapverden zurueckzusegeln. Ein Mitsegler an Bord der SY. „Orix“ ist so schwer erkrankt, dass auf den Kapwerden bereits ein ADAC Flugzeug bereit steht, um den Armen nach Deutschland zurueck zu fliegen.
Den Nachmittag verbringe ich dann mit lesen und E-Mails schreiben, um dann um 18:00 Uhr mein Abendessen zu machen. Um 17:00 Uhr frage ich ueber Sailmail noch die E-Mails ab und freue mich wie ein Schneekoenig, wenn ich wieder Post aus der Heimat habe. Leider konnte ich in den letzten Tagen nicht immer gleich antworten, dafuer war es hier unten im Navi-Raum einfach zu schaukelig und zu warm.
Abends gibt es immer etwas Warmes zu essen, mein Schaetzchen hat ja fuer mich vorgekocht und ausserdem habe ich in Port Ghalib Aegypten noch kraeftig Steaks gebunkert. Wenn ich mich fuer das vorgekochte Essen entscheide, brauche ich nur noch Reis zu kochen und fertig ist mein Abendessen. Wenn es Steaks gibt, muss ich noch Zwiebeln schneiden und eine Sosse zubereiten. Nach dem Essen gibt’s das ersehnte Beer und eine oder auch zwei Zigaretten, bevor ich mich wieder an den Abwasch mache. Bis alles fertig und sauber ist, ist es auch schon wieder 20:00 Uhr.
Nochmals die Segel ueberprueft und das Bettchen im Doghaus vorbereitet und dann ist der Tag auch schon wieder rum.
So, nun wisst Ihr alle wie so ein Tagesablauf bei mir ablaeuft, wenn es keine besonderen Probleme gibt bzw. Reparaturen an Bord auszufuehren sind.
Nun nist es bereits wieder kurz vor 12:00 Uhr (8:00 Uhr UTC) und ich muss noch den neuen Positionsbericht absetzen.
So, meine Freunde und Bekannten, das war`s aus dem Indic und drueckt mir die Daumen, dass die restlichen 380 sm bis auf die Insel Mahe auch ohne groessere Probleme von statten gehen.
Reisebericht 4 - Seychellen, April 2008
Es war einmal vor vielen Millionen Jahren…
… als Gondwanaland begann, sich zu verändern. Der westliche Teil von Gondwanaland spaltete sich ab und driftete in Jahrmillionen weiter nach Westen – das heutige Amerika.
Australien, Süd-Ost-Asien und Indien bewegten sich nach Osten und zwischen diesen Kontinenten und dem, was heute Afrika ist, bildete sich ein großer Ozean mit tiefen Tälern und steilen Gebirgszügen. Vulkane unter Wasser schufen Berge und neue Inseln. Auf einem Gebirgszug, der sich von Afrika abgesondert hatte, wurde Madagaskar, und weiter nördlich davon schauten die granitenen Gipfel neu entstandener Berge und Vulkane aus dem Wasser: die Seychellen-Inseln.
Weitere Millionen von Jahren dauerte es, bis sich auf diesen Granitfelsen eine Vegetation bildete und Tiere ihren Lebensraum fanden.Seltsame Nüsse - kein Bildhauer könnte einen weiblichen Körper schöner gestalten; 30m hohe Palmen mit Blättern wie riesige Sonnenschirme, Landschildkröten, 400 Jahre alt und mächtig und behäbig wie alter Fels,
Strände mit mehlfeinem, weißem Sand, türkisblaues Wasser - so muss es im Paradies gewesen sein!
Paradiesische Seychellen!
Wir haben einen bunt gemischten Freundeskreis, die meisten reisen gerne und viel, aber alle heben abwehrend die Hand, wenn sie von den Seychellen sprechen: zu teuer! Es stimmt wohl, in den bunten Urlaubskatalogen der Reiseveranstalter gehören die Seychellen mit zu den teuersten Urlaubsgebieten der Erde. Diese kleinen Inseln mitten im Indischen Ozean?
Wir sind mit unserem schwimmenden Haus gekommen - eigentlich war das Manfreds Leistung! - und freuen uns auf ein paar Wochen im Paradies. Ein paar Freunde haben sich angekündigt, die uns in dieser Zeit auf La Rossa begleiten wollen.
Port Victoria
Noch ankert La Rossa im Hafen von Victoria, nachdem Manfred am 24. März wieder nach Mahé zurückgekommen ist. Wir, d.h. Christa und Manfred, ein befreundetes Ehepaar, Christine aus der Usinger Nachbarschaft und ich, folgen am 4. April mit einer Condor-Maschine, die von Frankfurt einmal in der Woche nach Mahé fliegt. Eine Nacht im Flieger, 2 Stunden Zeitverschiebung und schon sind wir da! Manfred hatte genaue Anweisungen, was er alles putzen und vorbereiten musste, und die 10 Tage bis zu unserer Ankunft reichten kaum aus für Reparaturen, diverse Ölwechsel und andere Vorbereitungen. Die in Port Ghalib reparierte Seewasserpumpe hatte nicht durchgehalten und musste durch eine neue ersetzt werden, das VHF war trotz Reparatur nicht in Ordnung usw.
Auch wir hatten Eratzteile dabei, wie üblich, und natürlich Käse, Schinken, unser eigenes Quittengelee und andere Leckereien im Gepäck. Manfred hatte mir schon angekündigt, dass es im Paradies nicht alles zu kaufen gibt.
Die warme und feuchte Hitze nehmen uns gleich gefangen und unsere Hände und Füße schwellen innerhalb weniger Minuten an. Wir nehmen zwei Taxis, denn eines ist für vier Personen und viel Gepäck zu klein und lassen uns zum Seychelles Yacht Club bringen. Manfred steht schon bereit und bezahlt die Taxis mit Rupies, dann schleust er uns vorbei an wenig vornehmem Gerümpel zum Dingi. Riecht es hier nach Fisch?
Es ist früh am Morgen, erst 7.30 Uhr, als wir ankommen und durch das trübe Hafenwasser La Rossa ansteuern. Sie ankert in unmittelbarer Nähe der hell erleuchteten, laut dröhnenden und stinkenden Fischfabrik, Betrieb 7 Tage mal 24 Stunden! Na gut. Wir hieven alles an Bord, ein schneller Kaffee und dann schubst uns der Skipper schon wieder ins Dingi, denn wir müssen zum Markt. Die besten Sachen gibt es nur Samstagmorgens, wenn ganz Victoria auf den Beinen ist, um Wochenendeinkäufe zu machen. Es ist nicht weit, also traben wir im Gänsemarsch hinter Manfred her bis zu der kleinen Markthalle in der Stadt.
Wir sind noch ganz benommen von der Reise und dem Klima und schon soll ich entscheiden, was fünf Leute in der kommenden Woche essen! Wir kaufen Ananas, Papayas, Seychellen-Äpfel - ob das die sind, mit denen Eva Adam verführt hat? Dazu Birnen, Salat, Avocados und Rettiche. Christa ist gelernte Metzgermeisterin, und mit ihr traue ich mich in die Fleischläden, mit mir alleine hätte es wahrscheinlich nur Fisch gegeben, aber Christa hat keine Berührungsängste und probiert munter frisch gekochte und höllisch scharfe Blutwurst und wählt fachmännisch Fleischstücke aus, die wir uns vom Metzger abschneiden lassen. Dann noch Brot und Butter: das gibt es im Supermarkt
Docklands, Saft gibt es bei Supa Save, Yoghurt und Bier bei Krishna Market. Wir staunen, denn viele Regale und Kühltruhen in den Märkten sind leer. Einiges suchen wir vergebens.
„Larzen i bon, me i troser“
Wir verständigen uns in Französisch, das die meisten hier sprechen, manchmal auch Englisch. Die Hauptsprache der Einheimischen ist Creol, was wie eine liebevolle Verballhornung des Französischen klingt. “Larzen i bon, me i troser” heist denn auch „l’argent est bon mais est trop cher“ (Geld ist gut, aber zu teuer). Womit wir schon bei den Preisen sind: die sind hier ähnlich wie bei uns. Obst, das hier geerntet wird, wie Papaya, Ananas, Bananen, ist - in der Erntesaison - preisgünstig, alles andere wird importiert, so auch Gemüse. Die Seychellen sind die „gemüselosen Inseln“. Bohnen, Karotten, Paprika, auch Äpfel und Birnen, werden stückweise verkauft. Es gibt eine Salatsorte, die hier wächst, der ist preiswert, aber man kann ihn nur einen Tag lang aufheben.
Bezahlt wird in Rupies, aber die Einheimischen kennen Euro und wissen genau den
Umrechnungskurs der Bank. Auf der Strasse und im Taxi werden Touristen immer wieder angesprochen, ob sie Geld tauschen möchten, der Kurs ist dann höher als bei der Bank, aber natürlich ist das verboten. Durch eine strenge evisenbewirtschaftung kommt die Bevölkerung nicht an Devisen heran.Dafür fördert die Regierung eigene Projekte, z.B. die Errichtung kleiner, privater Gästehäuser und Pensionen, um der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, eigenes Einkommen zu erwirtschaften, natürlich in Rupies!
Der Tourismus ist für den kleinen Inselstaat die grösste Einnahmequelle, seit der Markt für Kopra zusammengebrochen ist. Etwas Geld wird noch durch den Export von Gewürzen eingenommen, aber es gibt sonst keine Rohstoffe oder Bodenschätze.
Rundreise durch die „Inneren Seychellen“
Die Seychellen-Inseln umfassen Hunderte von Inseln, Inselchen und Atolle, die weit im Indischen Ozean verteilt sind. Von der Nordwestlichen Ecke bis zum Südwesten sind es fast 800sm, d.h. rund 1500km. Mit einem Segelboot in wenigen Wochen nicht zu erkunden. Die größten Inseln sind Mahe mit der Hauptstadt Victoria, Praslin und La Digue. Zwischen diesen Inseln liegen noch kleinere Inseln verstreut, und dann - in größerer Entfernung - die „Äußeren Seychellen“, die wir aber aus Zeitgründen auslassen müssen. An Hand von
Informationsmaterial hatte ich schon vorher eine Rundreise zusammengestellt, die gut in einer Woche zu bewältigen ist, denn Christa und Manfred haben nur eine Woche Zeit.
Nach einer Nacht im Hafen starten wir am Sonntag früh nach Praslin, in die Bilderbuch-Bucht Anse Lazio. Das ist sie wirklich! Eine paradiesisch schöne Bucht, mit dem berühmten weißen Sand, den Granitfelsen und liegenden Palmen - wie aus dem Urlaubsprospekt. Wir stürzen uns wie die Ertrinkenden ins Wasser, schwimmen, liegen im Sand und schauen durch das Palmendach in den blauen Himmel mit seinen weißen Wölkchen. Die Wellen branden zu jeder Jahreszeit an den Strand, Anlandungen im Dingi werden meistens zu einem nassen Abenteuer, aber wir schwimmen und baden in der Brandung.
Riesenschildkröten auf der „Roten Insel“
Es ist nur ein kurzer Trip bis zur Roten Insel, La Curieuse. Die ganze Insel ist ein Naturschutzgebiet, denn hier leben Riesenschildkröten. Man ist hier ganz auf europäische Touristen eingestellt, die happigen Eintrittsgelder sind in Euro fällig. Der Euro ist ohnehin die heimliche Währung auf den Seychellen. Dafür dürfen wir nun im Gebüsch herumwandern auf der Suche nach den Schildkröten, die sich gerne im Dickicht verkriechen, weil sie den Schatten suchen. Es soll im Atoll Aldabra, das 1000sm weit weg im Südwesten liegt und
auch zu den Seychellen gehört, 180000 Schildkröten geben. Aldabra ist von der UNESCO geschütztes Welterbe und darf nur von Forschern besucht werden.
Uns genügen die Exemplare, die wir hier auf La Curieuse sehen.
Schnorcheln an der Ile Cocos
Wir segeln unter Blister zu der winzigen Ile Cocos, wo wir einen Bade- und Schnorchelstopp einlegen. Gleich sind die Mitarbeiter der Naturschutzbehörde neben dem Schiff und sammeln ihren Obolus in Euro ein. Die Ile Cocos soll angeblich einer der besten Schnorchelplätze der Seychellen sein. Sogar Christa wagt sich hier an Manfreds Hand mit Taucherbrille und Schnorchel ins Wasser und kommt aus dem Staunen nicht heraus. Leider sind die Korallen alle zerstört und wir haben keine Erklärung dafür.
In einem Buch habe ich gelesen, dass die Korallen von Tauchern zerstört worden sein, aber das kann keine Erklärung für dieses Ausmaß sein. Wir fragen die Leute von der Naturschutzbehörde und sie erklären, dass die meisten Riffe durch den El Nino zerstört worden sind. Ich wusste nicht, dass es dieses El Nino Phänomen auch im Indischen Ozean gibt, aber wer weiß, vielleicht ist es ja wirklich so? Es wird Jahrzehnte dauern, bis sich die Riffe neu bilden.
Radeln auf La Digue
Wir ankern vor der Insel La Digue in der Nähe des Riffs. Hier leben unter Wasser auch größere Fische und es ist spannend, dort zu schnorcheln. La Digue selbst gefällt uns sehr gut. Mit dem Dingi fahren wir in den kleinen Hafen und erkunden das Dorf. Keine Autos hier? Es fahren nur wenige Lieferwagen herum, ansonsten ist radeln angesagt oder - wer nicht radeln will - fährt im Ochsenkarren mit. Wir mieten uns Fahrräder und machen einen Ausflug zum Union Estate Park, dem ehemaligen Landgut einer Kolonialherren-Familie, wundervoll am Meer gelegen.
Unsere Tour führt durch das Dorf, vorbei an kleinen Läden, Werkstätten, der Schule, einer Kirche; mit dem Fahrrad sind wir mitten drin im Dorfleben. Grosse Hotels gibt es nicht auf La Digue, sondern kleine Gästehäuser und „self catering Bungalows“.
An den Union Estate Park schließt sich ein weißer Traumstrand an, an dem sich die größten Granitfelsen befinden. Es sind Bilder wie auf Kitschpostkarten - unwirklich schön! Unter einer Palme hat sich ein Händler postiert, der frisches Obst verkauft und aus Pandanusblättern geflochtene Hüte mit Blüten dekoriert.
Hier wurde übrigens der Werbespot für Bacardi-Rum gedreht, nicht in der Karibik, wo der Bacardi herstammt, sondern auf La Digue, weil es hier so schön ist!
Wir liegen im Sand und träumen…
Auf der Rückfahrt meldet Manfred freudestrahlend einen Platten am Hinterrad seines Fahrrads. Jeder andere wäre ärgerlich, nicht so unser radelfauler Manfred: er springt samt Fahrrad auf den nächsten Ochsenkarren und winkt uns fröhlich zu!
Coco de Mer, die sexy Nuss
Am nächsten Morgen fahren wir die wenigen Meilen bis zur Insel Praslin. Auf Praslin befindet sich das Vallée de Mai, das Tal mit dem einzigartigen und einzigen Coco de Mer-Palmenwald. Die Busfahrt dorthin ist Abenteuer für sich! Pro Person kostet die Reise nur wenige Cent, dafür kann sich ein Kirmeskarussell dahinter verstecken. Im klapprigen Gefährt fahren wir zum Vallée de Mai.
Dort wurden verschiedene Spazierwege für Besucher angelegt, auf denen man wandelt wie durch „Jurassic Park“. Eine nette Dame erklärt den Besuchern gleich am Eingang, wie die Nuss aussieht, wie sie wächst und sich entwickelt. Wir bestaunen die Nüsse, die bis zu 20kg schwer werden können und wundern uns über die Form, die wirklich wie der gemeißelte Unterleib einer Frau aussieht.
Der männliche Samen sieht wie ein riesiger Penis aus - im Gegensatz zum wahren Leben trägt er aber gelbe Büschel von Staubgefässen, mit denen er seine Liebste beglückt.
Nach der Erläuterung dürfen wir dann auf den Wegen in den schattigen, kühlen Palmenwald eintauchen und diese wahrhaft paradiesische Landschaft in uns aufnehmen. Das hier ist der Inbegriff der Schöpfung, es ist urzeitlich und unglaublich schön!
Abenteuerliche Busfahrten
Schließlich machen wir mit dem Bus noch einen Abstecher zur Südküste auf der Suche nach einem Restaurant oder einem Café. Es ist erstaunlich, aber außerhalb der Hotels gibt es wenige Gaststätten. Wir hocken uns in eine einfache Kneipe und schauen den Einheimischen zu, die dort ihr Mittagessen holen.
Die jungen Mädchen und Frauen sind zum Teil bildhübsch; sie sind schlank, haben einen aufrechten und stolzen Gang. Ihre schwarzen Haare haben sie zu einem festen Dutt am Hinterkopf zusammen gedreht, sie sind schick und modisch gekleidet und sehen mit ihrer kaffeebraunen Haut viel hübscher aus als wir europäischen Milchtüten. Die jungen Mütter tragen stolz ihre niedlichen Babies mit sich herum - an Kindern herrscht kein Mangel.
Der Bus, den wir für die Rückfahrt nehmen, ist rappelvoll, und er keucht mit asthmatischem Röcheln die steilsten Strassen hinauf und in rasanter Fahrt wieder hinunter. Ein etwas angeheiterter Mann steigt ein - der Busfahrer kennt ihn schon - und wird ein Stück weit mitgenommen. Der Busfahrer und sein Mitfahrer unterhalten uns Passagiere, und obwohl wir nichts verstehen, haben wir höllischen Spaß.
Gästewechsel auf La Rossa
Nach der ersten Woche müssen wieder zurück zur Insel Mahe, denn Somati kommt aus Australien an und am nächsten Tag fliegen Christa und Manfred wieder nach Hause. Außerdem müssen wir die Vorräte auffüllen. Während Manfred sein Töchterchen vom Flughafen abholt, gehen Christa und ich zum Markt und kaufen fürs Abendessen ein, wir kaufen einen großen Red Snapper, den Christa später an Bord mit fachkundiger Hand und einem scharfen Messer sauber zerlegt. Es wird ein echtes Festessen und gleichzeitig Abschiedsessen für unsere Freunde.
In der 2. Woche sind wir nun also zu viert: Somati, Christine und wir zwei. Die beiden girls verstehen sich auf Anhieb gut und bilden die neue Küchenbrigade.
Rund Mahé
Wir haben uns vorgenommen, in der 2. Urlaubswoche die Insel Mahe zu umrunden, von der wir außer Victoria noch nichts gesehen haben. Da wir uns noch in der Zeit zwischen den Monsunwechseln befinden, wissen wir nicht genau, woher der Wind weht, unabhängig vom Wind besteht ständig ein relativ hoher Schwell aus Süd-Ost, aber uns fällt auf, dass der Schwell eigentlich in alle Buchten hereinkommt, egal, nach welcher Seite die Bucht offen
ist. Die Seychellen-Inseln haben keine Ringriffe, die die Meereswellen brechen, es ist also meistens wellig.
An der Ost- und Südküste von Mahe geht es auch entsprechend wild zu, wir dachten, wir könnten hier ankern, aber das müssen wir lassen. In der Takanaka-Bucht schaukeln wir eine Nacht lang wild hin und her - wo doch gerade hier eines der edelsten Hotels der Seychellen ist, mit Butler-Service etc, aber die hätten uns vermutlich nicht mal an ihre Bar gelassen.
Auch mit dem segeln haben wir hier Pech - es ist wie mit dem Schwell, der Wind kommt immer von vorne. Pech! Erst in der Beauvallon Baie wird es gemütlicher. Diese Bucht liegt im Westen von Mahe, mit einem langen weißen Strand, einigen Hotels und überragt von hohen Granitfelsen und dichtem Palmenwald.
Beim schwimmen und planschen im Wasser lernen wir Milan kennen, einen Serben, der seit 30 Jahren in der Schweiz lebt und dessen Sohn mit einer Seychellin verheiratet ist. Milan mietet wahrend seiner monatelangen Aufenthalte hier immer ein kleines Haus. Sein Sohn arbeitet hier als Zahnarzt; Milans Enkelsohn Sascha, ein hübscher kaffeebrauner Junge, geht in Victoria in eine Internationale Schule, die der Großvater bezahlt. Der Vater verdient als Zahnarzt nicht viel Geld, das Gesundheitswesen ist auf den Seychellen und insbesondere in Victoria zwar relativ gut, aber die Gehälter sind eher bescheiden. Zum Studieren möchte der Junge später mal in sein Paradies, in die Schweiz, wo der Großvater
meistens lebt. Eine Universität gibt es hier nicht.
Luxusherbergen in den Seychellen
Natürlich lassen wir uns auch die Gelegenheit nicht entgehen und gehen zum Essen aus. Einmal landen wir in einem Golfhotel auf der Insel Praslin, wo man uns nur ungern einlassen möchte, aber schließlich dürfen wir doch und stellen fest, dass es sehr hübsch ist, aber unbezahlbar, um dort zu wohnen. Aber immerhin bleiben wir einen Nachmittag dort, essen und schwimmen in den Hotelpools. Ich lasse mir noch eine Tüte voll Hotelprospekte geben und dann werden wir in Golfkarren zum Ausgang befördert. Dort sehen wir gerade unseren Klapperbus an der Haltestelle stehen und spurten ihm in unseren Gummilatschen ganz unvornehm hinterher.
An einem anderen Abend speisen wir in dem originellen Art Café Restaurant, auch auf Praslin. Auch das ist sehr schön und vor allem witzig gemacht, mit einer kleinen Galerie neben dem Restaurant, aber die Preise sind schon stolz. Nun gut, wir haben eine gut funktionierende Küche an Bord…
Nach einer weiteren Woche mit unseren Gästen Helena, Wenzel und Somati sind wir
dann schließlich wieder alleine; auch das Zu-Zweit-Sein ist schön, obwohl wir die Zeit mit unseren Gästen genossen haben, vor allem mit Somati war es sehr schön, seit 2004 haben wir sie nicht mehr gesehen und sie ist richtig süß geworden.
Wir lassen uns Zeit, gehen in die Stadt, bummeln, feiern den 1. Mai mit den Einheimischen am Strand in der Beauvallon Baie und bringen La Rossa auf Vordermann; Wäsche waschen, putzen und Vorräte müssen aufgefüllt werden, denn wir wollen jetzt weiter.
Nun bringe ich diesen Bericht über die Seychellen auf die Reise, mal sehen, wie er ankommt oder ob sailmail die Hälfte kürzt.
Auf jeden Fall grüssen Euch herzlich die beiden Seebären Renate und Manfred der 13. Februar 2008
Reisebericht 4 - Seychellen, April 2008
Es war einmal vor vielen Millionen Jahren…
… als Gondwanaland begann, sich zu verändern. Der westliche Teil von Gondwanaland spaltete sich ab und driftete in Jahrmillionen weiter nach Westen – das heutige Amerika.
Australien, Süd-Ost-Asien und Indien bewegten sich nach Osten und zwischen diesen Kontinenten und dem, was heute Afrika ist, bildete sich ein großer Ozean mit tiefen Tälern und steilen Gebirgszügen. Vulkane unter Wasser schufen Berge und neue Inseln. Auf einem Gebirgszug, der sich von Afrika abgesondert hatte, wurde Madagaskar, und weiter nördlich davon schauten die granitenen Gipfel neu entstandener Berge und Vulkane aus dem Wasser: die Seychellen-Inseln.
Weitere Millionen von Jahren dauerte es, bis sich auf diesen Granitfelsen eine Vegetation bildete und Tiere ihren Lebensraum fanden.Seltsame Nüsse - kein Bildhauer könnte einen weiblichen Körper schöner gestalten; 30m hohe Palmen mit Blättern wie riesige Sonnenschirme, Landschildkröten, 400 Jahre alt und mächtig und behäbig wie alter Fels,
Strände mit mehlfeinem, weißem Sand, türkisblaues Wasser - so muss es im Paradies gewesen sein!
Paradiesische Seychellen!
Wir haben einen bunt gemischten Freundeskreis, die meisten reisen gerne und viel, aber alle heben abwehrend die Hand, wenn sie von den Seychellen sprechen: zu teuer! Es stimmt wohl, in den bunten Urlaubskatalogen der Reiseveranstalter gehören die Seychellen mit zu den teuersten Urlaubsgebieten der Erde. Diese kleinen Inseln mitten im Indischen Ozean?
Wir sind mit unserem schwimmenden Haus gekommen - eigentlich war das Manfreds
Leistung! - und freuen uns auf ein paar Wochen im Paradies. Ein paar Freunde haben sich angekündigt, die uns in dieser Zeit auf La Rossa begleiten wollen.
Port Victoria
Noch ankert La Rossa im Hafen von Victoria, nachdem Manfred am 24. März wieder nach Mahé zurückgekommen ist. Wir, d.h. Christa und Manfred, ein befreundetes Ehepaar, Christine aus der Usinger Nachbarschaft und ich, folgen am 4. April mit einer Condor-Maschine, die von Frankfurt einmal in der Woche nach Mahé fliegt. Eine Nacht im Flieger, 2 Stunden Zeitverschiebung und schon sind wir da! Manfred hatte genaue Anweisungen, was er alles putzen und vorbereiten musste, und die 10 Tage bis zu unserer Ankunft reichten kaum aus für Reparaturen, diverse Ölwechsel und andere Vorbereitungen. Die in Port Ghalib reparierte Seewasserpumpe hatte nicht durchgehalten und musste durch eine neue ersetzt werden, das VHF war trotz Reparatur nicht in Ordnung usw.
Auch wir hatten Eratzteile dabei, wie üblich, und natürlich Käse, Schinken, unser eigenes Quittengelee und andere Leckereien im Gepäck. Manfred hatte mir schon angekündigt, dass es im Paradies nicht alles zu kaufen gibt.
Die warme und feuchte Hitze nehmen uns gleich gefangen und unsere Hände und Füße schwellen innerhalb weniger Minuten an. Wir nehmen zwei Taxis, denn eines ist für vier Personen und viel Gepäck zu klein und lassen uns zum Seychelles Yacht Club bringen. Manfred steht schon bereit und bezahlt die Taxis mit Rupies, dann schleust er uns vorbei an wenig vornehmem Gerümpel zum Dingi. Riecht es hier nach Fisch?
Es ist früh am Morgen, erst 7.30 Uhr, als wir ankommen und durch das trübe Hafenwasser La Rossa ansteuern. Sie ankert in unmittelbarer Nähe der hell erleuchteten, laut dröhnenden und stinkenden Fischfabrik, Betrieb 7 Tage mal 24 Stunden! Na gut. Wir hieven alles an Bord, ein schneller Kaffee und dann schubst uns der Skipper schon wieder ins Dingi, denn wir müssen zum Markt. Die besten Sachen gibt es nur Samstagmorgens, wenn ganz Victoria auf den Beinen ist, um Wochenendeinkäufe zu machen. Es ist nicht weit, also traben wir im Gänsemarsch hinter Manfred her bis zu der kleinen Markthalle in der Stadt.
Wir sind noch ganz benommen von der Reise und dem Klima und schon soll ich entscheiden, was fünf Leute in der kommenden Woche essen! Wir kaufen Ananas, Papayas, Seychellen-Äpfel - ob das die sind, mit denen Eva Adam verführt hat? Dazu Birnen, Salat, Avocados und Rettiche. Christa ist gelernte Metzgermeisterin, und mit ihr traue ich mich in die Fleischläden, mit mir alleine hätte es wahrscheinlich nur Fisch gegeben, aber Christa hat keine Berührungsängste und probiert munter frisch gekochte und höllisch scharfe Blutwurst und wählt fachmännisch Fleischstücke aus, die wir uns vom Metzger abschneiden lassen. Dann noch Brot und Butter: das gibt es im Supermarkt
Docklands, Saft gibt es bei Supa Save, Yoghurt und Bier bei Krishna Market. Wir staunen, denn viele Regale und Kühltruhen in den Märkten sind leer. Einiges suchen wir vergebens.
„Larzen i bon, me i troser“
Wir verständigen uns in Französisch, das die meisten hier sprechen, manchmal auch Englisch. Die Hauptsprache der Einheimischen ist Creol, was wie eine liebevolle Verballhornung des Französischen klingt. “Larzen i bon, me i troser” heist denn auch „l’argent est bon mais est trop cher“ (Geld ist gut, aber zu teuer). Womit wir schon bei den Preisen sind: die sind hier ähnlich wie bei uns. Obst, das hier geerntet wird, wie Papaya, Ananas, Bananen, ist - in der Erntesaison - preisgünstig, alles andere wird importiert, so auch Gemüse. Die Seychellen sind die „gemüselosen Inseln“. Bohnen, Karotten, Paprika, auch Äpfel und Birnen, werden stückweise verkauft. Es gibt eine Salatsorte, die hier wächst, der ist preiswert, aber man kann ihn nur einen Tag lang aufheben.
Bezahlt wird in Rupies, aber die Einheimischen kennen Euro und wissen genau den
Umrechnungskurs der Bank. Auf der Strasse und im Taxi werden Touristen immer wieder angesprochen, ob sie Geld tauschen möchten, der Kurs ist dann höher als bei der Bank, aber natürlich ist das verboten. Durch eine strenge evisenbewirtschaftung kommt die Bevölkerung nicht an Devisen heran.Dafür fördert die Regierung eigene Projekte, z.B. die Errichtung kleiner, privater Gästehäuser und Pensionen, um der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, eigenes Einkommen zu erwirtschaften, natürlich in Rupies!
Der Tourismus ist für den kleinen Inselstaat die grösste Einnahmequelle, seit der Markt für Kopra zusammengebrochen ist. Etwas Geld wird noch durch den Export von Gewürzen eingenommen, aber es gibt sonst keine Rohstoffe oder Bodenschätze.
Rundreise durch die „Inneren Seychellen“
Die Seychellen-Inseln umfassen Hunderte von Inseln, Inselchen und Atolle, die weit im Indischen Ozean verteilt sind. Von der Nordwestlichen Ecke bis zum Südwesten sind es fast 800sm, d.h. rund 1500km. Mit einem Segelboot in wenigen Wochen nicht zu erkunden. Die größten Inseln sind Mahe mit der Hauptstadt Victoria, Praslin und La Digue. Zwischen diesen Inseln liegen noch kleinere Inseln verstreut, und dann - in größerer Entfernung - die „Äußeren Seychellen“, die wir aber aus Zeitgründen auslassen müssen. An Hand von
Informationsmaterial hatte ich schon vorher eine Rundreise zusammengestellt, die gut in einer Woche zu bewältigen ist, denn Christa und Manfred haben nur eine Woche Zeit.
Nach einer Nacht im Hafen starten wir am Sonntag früh nach Praslin, in die Bilderbuch-Bucht Anse Lazio. Das ist sie wirklich! Eine paradiesisch schöne Bucht, mit dem berühmten weißen Sand, den Granitfelsen und liegenden Palmen - wie aus dem Urlaubsprospekt. Wir stürzen uns wie die Ertrinkenden ins Wasser, schwimmen, liegen im Sand und schauen durch das Palmendach in den blauen Himmel mit seinen weißen Wölkchen. Die Wellen branden zu jeder Jahreszeit an den Strand, Anlandungen im Dingi werden meistens zu einem nassen Abenteuer, aber wir schwimmen und baden in der Brandung.
Riesenschildkröten auf der „Roten Insel“
Es ist nur ein kurzer Trip bis zur Roten Insel, La Curieuse. Die ganze Insel ist ein Naturschutzgebiet, denn hier leben Riesenschildkröten. Man ist hier ganz auf europäische Touristen eingestellt, die happigen Eintrittsgelder sind in Euro fällig. Der Euro ist ohnehin die heimliche Währung auf den Seychellen. Dafür dürfen wir nun im Gebüsch herumwandern auf der Suche nach den Schildkröten, die sich gerne im Dickicht verkriechen, weil sie den Schatten suchen. Es soll im Atoll Aldabra, das 1000sm weit weg im Südwesten liegt und
auch zu den Seychellen gehört, 180000 Schildkröten geben. Aldabra ist von der UNESCO geschütztes Welterbe und darf nur von Forschern besucht werden.
Uns genügen die Exemplare, die wir hier auf La Curieuse sehen.
Schnorcheln an der Ile Cocos
Wir segeln unter Blister zu der winzigen Ile Cocos, wo wir einen Bade- und Schnorchelstopp einlegen. Gleich sind die Mitarbeiter der Naturschutzbehörde neben dem Schiff und sammeln ihren Obolus in Euro ein. Die Ile Cocos soll angeblich einer der besten Schnorchelplätze der Seychellen sein. Sogar Christa wagt sich hier an Manfreds Hand mit Taucherbrille und Schnorchel ins Wasser und kommt aus dem Staunen nicht heraus. Leider sind die Korallen alle zerstört und wir haben keine Erklärung dafür.
In einem Buch habe ich gelesen, dass die Korallen von Tauchern zerstört worden sein, aber das kann keine Erklärung für dieses Ausmaß sein. Wir fragen die Leute von der Naturschutzbehörde und sie erklären, dass die meisten Riffe durch den El Nino zerstört worden sind. Ich wusste nicht, dass es dieses El Nino Phänomen auch im Indischen Ozean gibt, aber wer weiß, vielleicht ist es ja wirklich so? Es wird Jahrzehnte dauern, bis sich die Riffe neu bilden.
Radeln auf La Digue
Wir ankern vor der Insel La Digue in der Nähe des Riffs. Hier leben unter Wasser auch größere Fische und es ist spannend, dort zu schnorcheln. La Digue selbst gefällt uns sehr gut. Mit dem Dingi fahren wir in den kleinen Hafen und erkunden das Dorf. Keine Autos hier? Es fahren nur wenige Lieferwagen herum, ansonsten ist radeln angesagt oder - wer nicht radeln will - fährt im Ochsenkarren mit. Wir mieten uns Fahrräder und machen einen Ausflug zum Union Estate Park, dem ehemaligen Landgut einer Kolonialherren-Familie, wundervoll am Meer gelegen.
Unsere Tour führt durch das Dorf, vorbei an kleinen Läden, Werkstätten, der Schule, einer Kirche; mit dem Fahrrad sind wir mitten drin im Dorfleben. Grosse Hotels gibt es nicht auf La Digue, sondern kleine Gästehäuser und „self catering Bungalows“.
An den Union Estate Park schließt sich ein weißer Traumstrand an, an dem sich die größten Granitfelsen befinden. Es sind Bilder wie auf Kitschpostkarten - unwirklich schön! Unter einer Palme hat sich ein Händler postiert, der frisches Obst verkauft und aus Pandanusblättern geflochtene Hüte mit Blüten dekoriert.
Hier wurde übrigens der Werbespot für Bacardi-Rum gedreht, nicht in der Karibik, wo der Bacardi herstammt, sondern auf La Digue, weil es hier so schön ist!
Wir liegen im Sand und träumen…
Auf der Rückfahrt meldet Manfred freudestrahlend einen Platten am Hinterrad seines Fahrrads. Jeder andere wäre ärgerlich, nicht so unser radelfauler Manfred: er springt samt Fahrrad auf den nächsten Ochsenkarren und winkt uns fröhlich zu!
Coco de Mer, die sexy Nuss
Am nächsten Morgen fahren wir die wenigen Meilen bis zur Insel Praslin. Auf Praslin befindet sich das Vallée de Mai, das Tal mit dem einzigartigen und einzigen Coco de Mer-Palmenwald. Die Busfahrt dorthin ist Abenteuer für sich! Pro Person kostet die Reise nur wenige Cent, dafür kann sich ein Kirmeskarussell dahinter verstecken. Im klapprigen Gefährt fahren wir zum Vallée de Mai.
Dort wurden verschiedene Spazierwege für Besucher angelegt, auf denen man wandelt wie durch „Jurassic Park“. Eine nette Dame erklärt den Besuchern gleich am Eingang, wie die Nuss aussieht, wie sie wächst und sich entwickelt. Wir bestaunen die Nüsse, die bis zu 20kg schwer werden können und wundern uns über die Form, die wirklich wie der gemeißelte Unterleib einer Frau aussieht.
Der männliche Samen sieht wie ein riesiger Penis aus - im Gegensatz zum wahren Leben trägt er aber gelbe Büschel von Staubgefässen, mit denen er seine Liebste beglückt.
Nach der Erläuterung dürfen wir dann auf den Wegen in den schattigen, kühlen Palmenwald eintauchen und diese wahrhaft paradiesische Landschaft in uns aufnehmen. Das hier ist der Inbegriff der Schöpfung, es ist urzeitlich und unglaublich schön!
Abenteuerliche Busfahrten
Schließlich machen wir mit dem Bus noch einen Abstecher zur Südküste auf der Suche nach einem Restaurant oder einem Café. Es ist erstaunlich, aber außerhalb der Hotels gibt es wenige Gaststätten. Wir hocken uns in eine einfache Kneipe und schauen den Einheimischen zu, die dort ihr Mittagessen holen.
Die jungen Mädchen und Frauen sind zum Teil bildhübsch; sie sind schlank, haben einen aufrechten und stolzen Gang. Ihre schwarzen Haare haben sie zu einem festen Dutt am Hinterkopf zusammen gedreht, sie sind schick und modisch gekleidet und sehen mit ihrer kaffeebraunen Haut viel hübscher aus als wir europäischen Milchtüten. Die jungen Mütter tragen stolz ihre niedlichen Babies mit sich herum - an Kindern herrscht kein Mangel.
Der Bus, den wir für die Rückfahrt nehmen, ist rappelvoll, und er keucht mit asthmatischem Röcheln die steilsten Strassen hinauf und in rasanter Fahrt wieder hinunter. Ein etwas angeheiterter Mann steigt ein - der Busfahrer kennt ihn schon - und wird ein Stück weit mitgenommen. Der Busfahrer und sein Mitfahrer unterhalten uns Passagiere, und obwohl wir nichts verstehen, haben wir höllischen Spaß.
Gästewechsel auf La Rossa
Nach der ersten Woche müssen wieder zurück zur Insel Mahe, denn Somati kommt aus Australien an und am nächsten Tag fliegen Christa und Manfred wieder nach Hause. Außerdem müssen wir die Vorräte auffüllen. Während Manfred sein Töchterchen vom Flughafen abholt, gehen Christa und ich zum Markt und kaufen fürs Abendessen ein, wir kaufen einen großen Red Snapper, den Christa später an Bord mit fachkundiger Hand und einem scharfen Messer sauber zerlegt. Es wird ein echtes Festessen und gleichzeitig Abschiedsessen für unsere Freunde.
In der 2. Woche sind wir nun also zu viert: Somati, Christine und wir zwei. Die beiden girls verstehen sich auf Anhieb gut und bilden die neue Küchenbrigade.
Rund Mahé
Wir haben uns vorgenommen, in der 2. Urlaubswoche die Insel Mahe zu umrunden, von der wir außer Victoria noch nichts gesehen haben. Da wir uns noch in der Zeit zwischen den Monsunwechseln befinden, wissen wir nicht genau, woher der Wind weht, unabhängig vom Wind besteht ständig ein relativ hoher Schwell aus Süd-Ost, aber uns fällt auf, dass der Schwell eigentlich in alle Buchten hereinkommt, egal, nach welcher Seite die Bucht offen
ist. Die Seychellen-Inseln haben keine Ringriffe, die die Meereswellen brechen, es ist also meistens wellig.
An der Ost- und Südküste von Mahe geht es auch entsprechend wild zu, wir dachten, wir könnten hier ankern, aber das müssen wir lassen. In der Takanaka-Bucht schaukeln wir eine Nacht lang wild hin und her - wo doch gerade hier eines der edelsten Hotels der Seychellen ist, mit Butler-Service etc, aber die hätten uns vermutlich nicht mal an ihre Bar gelassen.
Auch mit dem segeln haben wir hier Pech - es ist wie mit dem Schwell, der Wind kommt immer von vorne. Pech! Erst in der Beauvallon Baie wird es gemütlicher. Diese Bucht liegt im Westen von Mahe, mit einem langen weißen Strand, einigen Hotels und überragt von hohen Granitfelsen und dichtem Palmenwald.
Beim schwimmen und planschen im Wasser lernen wir Milan kennen, einen Serben, der seit 30 Jahren in der Schweiz lebt und dessen Sohn mit einer Seychellin verheiratet ist. Milan mietet wahrend seiner monatelangen Aufenthalte hier immer ein kleines Haus. Sein Sohn arbeitet hier als Zahnarzt; Milans Enkelsohn Sascha, ein hübscher kaffeebrauner Junge, geht in Victoria in eine Internationale Schule, die der Großvater bezahlt. Der Vater verdient als Zahnarzt nicht viel Geld, das Gesundheitswesen ist auf den Seychellen und insbesondere in Victoria zwar relativ gut, aber die Gehälter sind eher bescheiden. Zum Studieren möchte der Junge später mal in sein Paradies, in die Schweiz, wo der Großvater
meistens lebt. Eine Universität gibt es hier nicht.
Luxusherbergen in den Seychellen
Natürlich lassen wir uns auch die Gelegenheit nicht entgehen und gehen zum Essen aus. Einmal landen wir in einem Golfhotel auf der Insel Praslin, wo man uns nur ungern einlassen möchte, aber schließlich dürfen wir doch und stellen fest, dass es sehr hübsch ist, aber unbezahlbar, um dort zu wohnen. Aber immerhin bleiben wir einen Nachmittag dort, essen und schwimmen in den Hotelpools. Ich lasse mir noch eine Tüte voll Hotelprospekte geben und dann werden wir in Golfkarren zum Ausgang befördert. Dort sehen wir gerade unseren Klapperbus an der Haltestelle stehen und spurten ihm in unseren Gummilatschen ganz unvornehm hinterher.
An einem anderen Abend speisen wir in dem originellen Art Café Restaurant, auch auf Praslin. Auch das ist sehr schön und vor allem witzig gemacht, mit einer kleinen Galerie neben dem Restaurant, aber die Preise sind schon stolz. Nun gut, wir haben eine gut funktionierende Küche an Bord…
Nach einer weiteren Woche mit unseren Gästen Helena, Wenzel und Somati sind wir
dann schließlich wieder alleine; auch das Zu-Zweit-Sein ist schön, obwohl wir die Zeit mit unseren Gästen genossen haben, vor allem mit Somati war es sehr schön, seit 2004 haben wir sie nicht mehr gesehen und sie ist richtig süß geworden.
Wir lassen uns Zeit, gehen in die Stadt, bummeln, feiern den 1. Mai mit den Einheimischen am Strand in der Beauvallon Baie und bringen La Rossa auf Vordermann; Wäsche waschen, putzen und Vorräte müssen aufgefüllt werden, denn wir wollen jetzt weiter.
Nun bringe ich diesen Bericht über die Seychellen auf die Reise, mal sehen, wie er ankommt oder ob sailmail die Hälfte kürzt.
Auf jeden Fall grüssen Euch
herzlich die beiden Seebären Renate und Manfred
Reisebericht 5 - Seereise nach Mayotte
820sm liegen vor uns!
Für mich ist das eine endlose Reise, Manfred hat damit kein Problem, aber für mich sind so lange Strecken eine Folter. Zwei Tage vor der Abreise nehme ich Pillen - morgens und abends je 1 Cinnarizin und morgens 2gr Vitamin C. Erfahrene Salzbuckel haben mir das verraten und - man höre und staune - es hilft! Alle Kühlschränke und Schupps sind gefüllt, alle Tanks sind voll und so laufen wir am 2. Mai aus, nachdem uns die Coastguard unsere Pässe an Bord gereicht hat. Unser Ziel ist Mayotte, nordwestlich von Madagaskar. Mayotte liegt günstiger bei dem vorherrschenden SW-Wind und außerdem soll es das Feinschmecker-Paradies sein, denn Mayotte ist französisch und gehört zur EU. Da guckste!
Leider haben wir sehr wenig Wind, nur 2-3 kn und noch dazu aus Süd, also von vorne. Wir schleichen dahin. In der Nacht zum 4. Mai schläft der Wind ganz ein und Manfreds Seglerherz weint bittere Tränen, denn die Segel schlagen in der Flaute wie verrückt. Alle 3 Minuten stürzt er nach draußen und zuppelt an den Segeln herum, aber es nützt alles nichts: wir machen die schlechtesten Etmale,
die La Rossa in ihrem ganzen Leben bisher hatte. Na, wenigstens ist mir nicht schlecht. 24 Stunden später hat der Wettergott ein Einsehen und schickt uns kräftige Squalls mit Böen bis 35 Knoten und Gewitter mit Regen. Manfred freut sich und hat ordentlich zu tun, Groß und Genua 2fach gerefft.
Zwischenstopp in Ile Providence
Ich hatte mir einen Zwischenstopp ausbedungen, und genau auf der Hälfte des Weges liegt Providence, das auch noch zu den Seychellen gehört. Hier lassen wir zur Geisterstunde den Anker fallen und schlafen den Rest der Nacht. Am Morgen bekommen wir Besuch von vier Männern in einem offenen Motorboot; sie arbeiten auf Providence und sollen die Piste für einen Flugplatz vorbereiten. Das Dorf auf der Insel wurde vor einem Jahr bei einem Wirbelsturm völlig zerstört und die Bewohner ausgesiedelt; jetzt diese vier Männer hier. Sie laden uns für den Abend zum Essen ein, aber wir lehnen ab, erstens mal hat Manfred Angst, dass die 4 einen Lagerkoller haben könnten und mich überfallen, aber der Hauptgrund ist der, dass der Ankergrund nur glatter Fels ist und der Anker einfach obenauf liegt. Jede Nacht kommen Gewitter mit starken Böen durch und da wollen wir La Rossa nicht einfach alleine liegen lassen.
Dzaoudzi/Mayotte erreicht!
Nach weiteren 4 Tagen sind wir am Passe M’zamboro, der in die Lagune von Mayotte führt. Aus den 820sm wurden durch das viele Kreuzen 1080 sm, und nun sind wir beide froh, dass wir das erste Etappenziel erreicht haben. Die letzten Meilen musste noch der Dieselwind nachhelfen, sonst hätten wir es nicht mehr bei Tag geschafft.
Man ankert vor dem Yachtclub von Dzaoudzi, aber was sich „Yachtclub“ nennt, ist wie schon in Port Victoria eine Baracke mit einer Bar, einem Grillplatz, 2 Duschen und Toiletten.
Nach dem Einklarieren fahren wir mit der Fähre nach Mamoudzou, der Hauptstadt von Mayotte, die auf Grande Terre liegt. Dzaoudzi liegt auf Petite Terre. Aber heute ist Pfingstmontag und alle Geschäfte sind geschlossen, also bleiben wir nicht so lange und fahren wieder zurück. Alle Inselbewohner sind heute unterwegs: Franzosen, die hier als Lehrer oder Beamte stationiert sind, kommen
in Wanderschuhen von ihrem Pfingstausflug zurück, Afrikanerinnen in bunten, kunstvoll drapierten Stoffen eingewickelt kommen vom Ausflug mit ihren Freundinnen und schnattern wie junge Mädchen, alte Frauen tragen Körbe auf dem Kopf oder führen ihr Enkelkind an der Hand. Wir staunen über diesen Mix aus Europa und Afrika.
Mayotte ist Frankreich und Afrika in einem
Wir bleiben einige Tage in Mayotte und finden tatsächlich ein Geschäft, wo es Rinderfilet, Baguette und echten französischen Camembert gibt. Natürlich ist das teuer diese Köstlichkeiten sind auch bei uns nicht billig. Wir müssen es ja nicht kaufen! Obst und Gemüse ist sehr teuer und im Supermarkt nur von leidlicher Qualität. Es gibt einen Markt, wo wir Obst und Tomaten bekommen, aber das meiste ist importierte Ware. Warum das? Die Franzosen, die wir fragen, sagen, dass die Mahorais den Rücken nicht krumm machen können, sie sind einfach keine Bauern, die etwas anpflanzen. Die Franzosen, die hier leben, bekümmert das nicht sehr, sie werden aus EU-Töpfen gut bezahlt und bleiben nur 2 oder 3 Jahre, dann geht’s wieder heim in La Metropole.
Der beliebtere Platz für einen Auslandsaufenthalt ist für die Franzosen die Insel La Reunion.
Manfred hat Probleme mit einem Backenzahn. Der Zahn ist eingebrochen und die Krone schwebt über einem Loch. In den Seychellen hat er leider versäumt, den Zahnarzt, Milans Sohn, aufzusuchen, aber nun wird es Ernst, vor allem in Betracht auf die Aussichten für eine Zahnbehandlung in Madagaskar. Wir lassen uns also den Weg zu einem Zahnarzt erklären und Manfred kommt auch gleich dran.
Ein netter rundlicher Mann, der in Toulouse Zahnmedizin studiert hat, stopft das Loch mit Zement aus und Manfred ist - zumindest vorläufig - geholfen.
Die Yachties
Am Ankerplatz liegen überwiegend Segelboote von Einheimischen, die am Wochenende in die Lagune zum schwimmen und tauchen fahren. Wenige Langfahrtsegler sind hier unterwegs. Die Seychellen, Mayotte und Madagaskar liegen nicht an den großen Routen der Fahrtensegler. Die meisten stoppen, auf ihrem Weg von Thailand, in Chagos, halten dann allenfalls noch im Süden von Madagaskar, und ziehen weiter nach Südafrika. Aus dem Roten Meer kommen nur wenige Verrückte. Wir lernen aber auch einige kennen, die nur im Indischen Ozean kreuzen; es gefällt ihnen hier gut, das Leben ist preisgünstig und die Menschen sind freundlich. Wie so oft bei alleine segelnden Männern, haben sie eine einheimische Frau dabei, uns werden sie als die Ehefrauen vorgestellt, keine Ahnung, ob das stimmt.
Ein Platzregen in Mamoudzou
Wir fahren mit der Fähre noch mal nach Mamoudzou, weil Manfreds Brille zerbrochen ist, und in Mamoudzou soll es einen Optiker geben. Bei strömendem Regen kommen wir aus der Fähre, jeder flüchtet schnell auf der Suche nach einem trockenen Unterstand. In den kurzen Regenpausen rennen wir schnell ein Stück weiter. Wir finden zwar das Geschäft, aber sie können die Reparatur nicht machen. Dafür gibt es in der Nähe eine nette Bar, wo wir uns einen Kaffee bestellen und die Leute beobachten, die draußen durch den Regen gehen. Die schwarzen Frauen schreiten trotz ihrer nassen Wickelkleider elegant daher, keine rennt oder hastet irgendwohin. Sie sehen auch mit klatschnassen Haaren stolz, aufrecht und schön aus; im Gegensatz dazu wirken wir Weißen wie nasse Katzen, denen das struppige Fell am Kopf klebt und die mit triefenden Sommerkleidchen unter ein Dach rennen. Wir warten, bis die Sonne wieder lacht und machen uns auf den Heimweg.
Wir lagen vor Madagaskar….
Nur noch 200sm bis Madagaskar! Wir können die erste Hälfte der Strecke segeln, aber dann wissen wir, woher das Lied stammt: kein Wind mehr! Wer jetzt keinen Motor hat, dem verfault irgendwann das Wasser im Kessel.
Reisebericht Nr. 6 Madagaskar Nächtliche Ankunft in Nosy Be. Für die Segler, die in Madagaskar einreisen, gibt es ungefähr 6 Hafenstädte, wo sie einreisen dürfen. Wir haben schon in Deutschland ein Visum bei der Madagassischen Botschaft in Berlin beantragt und uns für Hell Ville auf der Insel Nosy Be als Einreisehafen entschieden. Wie so oft kommen wir entweder mitten in der Nacht oder bei Niedrigwasser oder anderen schwierigen Bedingungen in einem Hafen an, so auch in Hell Ville an; wir laufen mit Radar und der gesamten geballten Technik in die Bucht ein und hoffen, dass die Seekarten stimmen - was sie nicht tun, aber das merken wir erst später. Wir ankern und schlafen uns erstmal aus. Hell Ville Zum Einklarieren müssen wir nach Hell Ville. Mit der Hölle hat Hell Ville nichts zu tun - das Städtchen ist nach dem französischen Admiral Hell benannt. Der Hafen wimmelt von kleinen Booten, die mit Menschen, Kartons und Körben hoch beladen werden und - sobald sie voll sind - wegfahren und dem nächsten an der Hafenrampe Platz machen. Dazwischen rudern kleine hölzerne Pirogen und urtümliche Segelboote. Andere Segler hatten uns schon vorher vor den diebischen Madagassen gewarnt und dass wir alles wegschliessen müssen, vor allem den Aussenborder. Also rudern wir tapfer an Land und werden dort gleich von 20 braunen Händen in Empfang genommen, jeder möchte uns helfen, aufs Dingi aufpassen, uns in die Stadt führen, unser Boot putzen, für uns einkaufen usw. Wir wählen zwei Jungs aus, der eine setzt sich ins Dingi, das zehn kräftige Kerle gleich an Land getragen haben. Julien begleitet uns zur Immigration, zum Zoll und dem Marineamt; jeder macht eine wichtige Miene, stempelt und füllt aus, stempelt wieder, schreibt unbeholfen, solange, bis alles seine Ordnung hat und wir uns offiziell in Madagaskar aufhalten dürfen. Dann gehen wir mit unserem Begleiter in die Stadt, wir müssen Geld tauschen und lernen dabei gleich, dass zwischen 12 und 15 Uhr hier "tote Hose" herrscht - Siesta! Wir überbrücken die Zeit in einem Café, wo wir den besten Überblick haben und das bunte Treiben um uns herum beobachten: der Vanilleverkäufer, der seine Ware in einer grossen lila Plastiktüte mit sich trägt, junge Mädchen mit kurzen Röckchen auf Männerfang, Frauen in ihren traditionellen, bunten Tüchern, mit Lasten auf dem Kopf oder einem Baby im Arm; junge Männer im T-Shirt und mit Ray-Ban-Brille steigen aus bulligen Allradfahrzeugen, daneben ein alter Mann in ausgebeulten Hosen. Später gehen wir zum Markt und kaufen Früchte, Gemüse und alles andere, was seit Mayotte zur Neige gegangen ist. Manfred leidet unter seinem lädierten Knie, das er sich bei einer blöden Bewegung verknackst hat; eigentlich müsste er zum Arzt damit, aber jeder hat uns vor dem Krankenhaus in Hell Ville gewarnt. Madagassische Inseln und Dörfer Nosy Be, wo wir uns jetzt befinden, ist eine Insel im Nordwesten von Madagaskar. Nosy Be ist der einzige Platz mit einem etwas entwickelten Tourismus und einigen Hotels, meistens kommen hier Angler her, denn die Fischgründe um Nosy Be sind gut. Nördlich und südlich von Nosy Be liegen noch mehrere kleine Inseln, aber einklarieren kann man nur in Nosy Be. Der nächste Hafen am Festland ist Ankify, etwa 10sm entfernt. Von Nosy Be starten wir eine kleine "Inselrunde"; wir hatten ein paar Tipps von anderen Seglern bekommen. So lernen wir Nosy Kombo (Nosy heisst Insel) kennen und sehen unsere ersten Lemuren. Sie sehen ähnlich aus wie Affen, klettern auf Bäumen herum und - im Touristen gewohnten Nosy Kombo - sitzen sie flugs auf deiner Schulter, um eine Banane zu erbetteln. Im Dorf leben auch Riesenschildkröten und eine Boa.Die Frauen haben gestickte Decken und Vorhänge an Leinen aufgehängt; sie machen hier sehr schöne Handarbeiten, das ganze Dorf ist voll von Tischdecken, Holzschnitzereien, Bildern und anderen Dingen, die Touristen mit nach Hause nehmen können. Weiter fahren wir nach Nosy Mitsio im Norden; Einfahrt in die Bucht natürlich wieder in schwärzester Nacht. Dort ankern wir in der Morobe Bay und sind tatsächlich ganz alleine. Madagaskar ist kein klassisches Segelrevier, eine typische Seglerszene existiert hier nicht. Es gibt keine Marinas und - ausser im sehr bescheidenen Rahmen in Nosy Be - keine Einrichtungen für Segler. Trinkwasser holen die Segler aus kleinen Flüssen, gewaschen wird im Bach mit den Einheimischen. In unserer Bucht in Nosy Mitsio ist ein kleines Dorf; wir fragen, ob wir in der Nähe des Dorfes spazieren gehen dürfen. Ja, wir dürfen. Also steigen wir auf einen kleinen Hügel, um die Aussicht zu geniessen. Als wir herunter kommen, werden gerade die Zebu-Herden in die Ställe zurück getrieben; es ist ein schönes friedliches Bild. Auf dem Rückweg zu unserem Dingi, das vor dem Dorf am Strand liegt, sprechen wir mit einem älteren Mann; er kann etwas französisch. Die anderen sind sehr zurückhaltend und beachten uns kaum. Es ist hier anders als in Indonesien, wo wir ganze Trauben laut lachender und schwatzender Kinderscharen um uns herum hatten. Langusten, Bananen, Papayas Ein paar junge Burschen kommen mit ihrer Holzpiroge zu uns ans Schiff und bieten uns Papayas, Bananen, Langusten und Zitronen an. Wir kaufen bzw. tauschen gegen T-Shirts und Bootsleinen. Für 1 kg Langusten zahlen wir umgerechnet 4 Euro, das ist für uns wenig und für die jungen Männer viel. So ist jeder zufrieden. Zum Baden fahren wir zu einer kleinen Insel, die wir bei der Ansteuerung in der Dunkelheit gestern als riesigen dunklen Klotz vor uns gesehen haben (wir nannten sie „die Moloch“ in Anlehnung an die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär). Hier wollen wir schnorcheln, aber das Wasser ist voller Quallen, es macht keinen Spass hier. Also flüchten wir vor die nächste Insel und ankern direkt vor dem Wochenendhaus eines Franzosen, der auf Nosy Be lebt und hier in einer paradiesischen Umgebung seine Wochenenden verbringt. Unter Blister segeln wir zurück nach Nosy Be, wir ankern vor Sakatia Island, dem Domizil von John Sheppard. John ist ein Südafrikaner, der hier eine kleine Lodge betreibt. Wir fahren zum Sundowner hinüber und geniessen den Blick über die kleine Bucht. John hat Gäste aus der Schweiz und einen deutschen Segler mit seiner madagassischen Freundin Mathilde bei sich. Sakatia Island John’s Lodge ist ein idealer Platz für Segler. Man ankert ruhig, kann zum Sundowner auf der Terrasse sitzen, und John hat ein Auge aufs Schiff, wenn sich der Eigner für ein paar Tage aufs Festland begeben will. Wir bleiben vorerst hier und reparieren den Watermaker; es ist eine Drecksarbeit, aber Manfred schafft es. Endlich haben wir wieder eigenes Wasser. Es macht uns unabhängig. Das Unterwasserschiff wird geputzt, wir fahren zum einkaufen – das ist ein wenig kompliziert: erst geht’s mit Johns Boot zur anderen Seite des Meeresarms zur Insel Nosy Be, dort wartet ein Taxi auf uns und bringt uns in die Stadt. Bis wir alles erledigt haben, ist Nachmittag – es gibt hier halt keinen riesigen Supermarkt und überall muss man warten und sich anstellen. Russian Bay und Makomo Russian Bay soll sehr schön sein. Wir segeln dorthin, aber so richtig gefällt es uns nicht. Die Bucht ist zu groß. An Land haust ein eigenartiger Südafrikaner, den wir aufsuchen, aber er ist zunächst nicht da, kommt aber später zu uns an Bord, und wir sind froh als er sich wieder aus dem Staub macht. Wir fahren weiter nach Makomo, das uns sehr gut gefällt. Vor allem das kleine Dorf mit seinen Bewohnern hat es uns angetan. Sie sind zunächst schüchtern, aber dann trauen sie sich immer näher heran. Auch hier bekommen wir Fisch, Bananen, Papaya und Zitronen und lassen dafür T-Shirts, Bootsleinen, Öl zum kochen und Badelatschen da. Ganz besonders freuen sie sich über farbige Ausdrucke von Fotos, die wir zuvor gemacht haben. Es ist richtig lustig mit ihnen. Vorbereitungen für einen Ausflug nach Madagaskar Auf dem Rückweg von Makomo machen wir Stopp in Hell Ville; ich flitze schnell in die Stadt und hole unsere Reiseunterlagen für einen 3-tägigen Ausflug in den Norden von Madagaskar ab. Dann verholen wir uns in die Crater Bay; wir wollen am nächsten Morgen nach Sakatia Island zu John. Als ich nach dem Frühstück die restlichen Obstabfälle ins Wasser werfen will, tue ich einen Schrei: wir sitzen mit dem Heck über einem riesigen Korallenblock. Schnell den Anker hoch und weg! Es ist niedriges Niedrigwasser, und wir hangeln uns nach draussen, wo es tiefer wird. Trotzdem wird die kurze Fahrt nah Sakatia Island zu einem echten Hindernislauf. Die Seekarten stimmen nicht, und wir müssen genau Ausschau halten, was auch nicht verhindert, dass wir mit 6 Kn Geschwindigkeit auf einen Felsblock brummen. Ausflug nach Madagaskar Am nächsten Morgen um 4 Uhr stehen wir auf, der Generator muss noch brummen, um die Batterien richtig voll zu laden, es gibt ein schnelles Frühstück, und um 6 Uhr holt uns John’s Boot ab, um uns nach Chanty Beach zu bringen, wo wir von einem Taxi abgeholt und nach Hell Ville gefahren werden. Dort kaufen wir 2 Tickets für das Express Boot nach Ankify, eine kleine Hafenstadt auf Madagaskar, 10sm entfernt. „Expressboot“ klingt so grossartig; das Expressboot ist ungefähr 8-10m lang, hat ein offenes Dach und 5 oder 6 Sitzbänke. Da wir als letzte einsteigen, bleiben uns nur die vorderen Sitze. Wir bekommen Rettungswesten über den Kopf gezogen und schon geht die Reise los. So früh morgens ist es noch recht frisch, und unser Boot saust blitzschnell übers Wasser, was uns nicht gerade wärmt. Aber es ist trocken und nach 40 min sind wir in Ankify. Der Hafen besteht aus einer schrägen Rampe, auf die unser Boot fährt, sodass wir trockenen Fusses an Land gehen können. Unsere beiden Fremdenführer, Bruno und Ed, sind schon da. Ed ist der Fahrer des Allradfahrzeugs und Bruno ist unser Reiseführer. Wir sind nur zu viert.Die erste Etappe geht zum Ankarana National Park. Wir fahren durch endlose Wälder von Fächerpalmen und Mangobäumen, dann wieder weite Ebenen und wir sehen, warum Madagaskar die „Rote Insel“ genannt wird. Ab und zu hält Ed plötzlich an, weil Bruno irgendetwas gesehen hat: eine Schlange oder ein Chamäleon. Wie er das so blitzschnell erkennen kann, ist uns ein Rätsel. Die Strassen, auf denen wir fahren, sind schlecht: Schlaglöcher, enge Brücken mit Einbahnverkehr, zum Teil Schotterpisten. Dies ist die Staatsstrasse von der Hauptstadt Antananarivo – von den Einheimischen Tana genannt – nach Diego Suarez. Sie erinnert mich an die kleine Kreisstrasse von Grävenwiesbach nach Kraftsolms im hintersten Hintertaunus. Und die hat weniger Löcher! Ankarana National Park Den Ankarana National Park erreichen wir gegen Mittag. Erst gibt es ein Mittagessen mit Suppe und Zebu-Gulasch, das sind die madagassischen Rinder mit dem dicken Höcker im Nacken. Das Fleisch schmeckt ähnlich wie Rindfleisch, ein wenig intensiver. Wenn es lange genug geschmort wird, ergibt es ein leckeres Gulasch. Dann bringt uns Ed zu einem Parkplatz im Wald, und nun heißt es „wandern“. Wie soll ich das erklären, was uns hier erwartet? Dass Madagaskar eine Insel ist, ist ja bekannt. Das Land zwischen Madagaskar und Afrika hat sich vor 80 Millionen Jahren in den Indischen Ozean abgesenkt. Durch vulkanische Aktivitäten unter Wasser hat sich ein Felskamm aus dem Meer nach oben gedrückt und auf der Insel aufgeschoben. Das Gestein, das aus diesen Verwerfungen aus dem Wasser nach oben kam, ist grau, sehr scharfkantig und vom Wasser ausgewaschen, es bildet riesengroße Höhlen, steile Abhänge und eine bizarre, schroffe Felslandschaft. Diese Felsformationen heißen hier Tsingys. Die Madagassen nennen es den 6. Kontinent. Mit Bruno wandern wir durch die Tsingys hinauf und wieder steil nach unten. Die Felsen sind messerscharf und mit unseren Trekkingsandalen müssen wir gut aufpassen, dass wir uns die Füße nicht aufschlitzen. Hinfallen wäre nicht gut. Wir tasten uns in dunkle Höhlen vor, und hören und riechen eine Unzahl von Fledermäusen, die hier leben. Sie brauchen kein Licht, ihren Weg finden sie mit ihren feinen Sinnen auch im Dunkeln. Wir haben Taschenlampen dabei, die wir aber nur gelegentlich anschalten dürfen, um die Fledermäuse nicht zu stören. Wir dürfen auch nichts anfassen, warum, das sagt uns Bruno erst, nachdem wir wieder draußen sind: an den Wänden sitzen nämlich handtellergroße Spinnen, die zwar nicht giftig sind, aber deren Biss doch recht schmerzhaft ist. In den Höhlen sehen wir im Taschenlampenlicht Stalagmiten und Stalaktiten; es ist beeindruckend, trotzdem ist mir draußen wohler. Die Madagassen sind sehr ehrfürchtig gegenüber ihren Ahnen, und viele Stellen, die im Zusammenhang mit den Ahnen stehen, sind „fady“, d.h. bestimmte Dinge sind dort tabu. So dürfen wir in den Höhlen keine Kopfbedeckung tragen, uns nicht küssen, nicht essen oder trinken, nicht lachen oder laut reden usw. Warum? Das sind halt die Bräuche! Hier in dieser Höhle haben mal vor langer Zeit Vorfahren auf der Flucht vor Verfolgern jahrelang ihr Versteck gehabt; wir sehen sogar noch die Schädelknochen herumliegen. Übernachten bei „Onkel“ Robert Wir wandern zurück zu unserem Auto, wo Ed schon auf uns wartet. Dann geht’s zur Lodge, wo wir übernachten werden. Es ist ein echtes Dschungelcamp und gehört „Tonton“ Robert. Geschlafen wird in runden Hütten aus Stroh und Holz, und zu Manfreds größtem Erstaunen gibt es kein fließendes Wasser und keinen Strom, sondern eine Eimerdusche mit Petroleumlampe zur Beleuchtung. Ich muss Manfred vormachen wie man hier duscht, und als es dunkel genug ist, fragt er: meinst du, ich sollte jetzt auch mal duschen?? Ich stelle mir meine Freundinnen vor, wie ihnen das hier wohl gefallen würde; die einzige, die das lustig finden würde, wäre Traudl. Hüttenerfahrung! Wir essen abends zusammen mit einem Schweizer Pärchen und unseren Führern. Unsere Augen gehen über als wir sehen, welche Mengen an Reis Bruno und Ed verzehren. Die Madagassen haben den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Reis, nicht die Chinesen. Sie essen morgens, mittags und abends Reis. Ich muss ja ehrlich zugeben, dass wir beide nicht so sonderlich gut geschlafen haben. Zwar gab es ein Moskitonetz, aber das ganze Ambiente war nicht gerade schnuckelig. Am nächsten Morgen brechen wir früh auf und frühstücken Pfannkuchen und Marmelade. Danach fahren wir weiter durch das Land: durch Dörfer, wo wir aussteigen und über den Markt wandern, Pfeffer kaufen und Korbwaren. Die Frauen tragen die für den Norden typische Kleidung: ein Rock aus bunt bedrucktem Stoff, meistens mit einem madagassischen Spruch versehen (z.B. Mach dir nichts draus, Liebling, ich komm bald wieder!), dazu ein Oberteil und ein Tuch aus demselben Stoff wie der Rock, das irgendwie über dem Kopf drapiert wird. Ein Dorf ist bekannt für seine Saphire; wir steigen aus und augenblicklich sind wir umringt von Leuten, die uns Saphire unter die Nase halten. Es ist eine tolle Atmosphäre! Tsingys Rouge Der nächste Naturpark, den wir besuchen wollen, ist über eine abenteuerliche Sandpiste erreichbar. Aber wir haben einen guten Fahrer und ein gutes Auto, so macht das richtig Spaß. Die Tsingys Rouge sind rote Sandsteingebilde, die wie 2m hohe Felsnadeln dicht an dicht stehen. Regenwasser hat weicheres Gestein dazwischen heraus gewaschen und nur diese Steinsäulen stehen lassen. Erstaunlich, was die Natur hervorbringt.Das Mittagessen nehmen wir in Joffreville ein, im Garten einer Madagassin, deren Mann verstorben ist und die in einer alten Villa ein Gästehaus betreibt. Von den Zimmern aus überblickt man die Bucht von Diego Suarez, die zweitgrößte Naturbucht der Erde. Wir genießen ein Mittagessen in ihrem Blumengarten, alles vom feinsten! Die nette Lady serviert uns zum Abschluss noch einen „Aufgesetzten“. Sie zeigt mir bei einem Rundgang den Garten, erklärt Blumen und Bäume und zeigt mir sogar ein Chamäleon, das ich alleine nie entdeckt hätte. Montagne d’Ambre Am 3. Tag besuchen wir den Montagne d’Ambre, ein Naturpark, der wegen seiner außergewöhnlichen Pflanzen- und Tierwelt unter dem Schutz der UNESCO steht. Der Montagne d’Ambre ist ein 1450m hoch gelegener Regenwald. Diese Nacht haben wir in der wunderschönen Nature Lodge köstlich geschlafen, aber es ist hier im Norden empfindlich kalt und wir haben keine Pullover dabei. Bruno zeigt uns fröstelnden Mitteleuropäern die Sehenswürdigkeiten im Wald: ein Mungo, Mini-Chamäleons, die nur etwa 1 cm lang sind, seltene Vögel, die nur hier leben, heilige Wasserfälle, Opferstätten der Einheimischen, Weihrauch-Bäume, Würgefarne und seltene Bäume. Bruno ist ein wandelndes Naturlexikon.Zum Abschluss gibt es noch ein Picknick unter Bäumen, auch diesmal wieder mit viel Reis für unsere beiden Jungs, die sich schon freuen, dass wir ihnen den Löwenanteil überlassen. Was wir von Madagaskar gesehen haben, beeindruckt uns sehr. Es ist ein Land zum Wiederkommen. Wir wären gerne länger herumgereist, aber wir können La Rossa nicht so lange ohne Stromversorgung vor Anker liegen lassen, und in Madagaskar gibt es keine Marinas. Dieses Land fasziniert uns: wegen seiner fantastischen Natur, aber auch wegen der Menschen, die so ganz anders sind als die, die wir auf unseren Reisen bisher kennen gelernt haben. Sie sind sehr zurückhaltend, nicht aufdringlich, und erst mit der Zeit tauen sie auf und werden zutraulicher. Das gefällt uns. Bruno erklärt uns viel über die ethnischen Unterschiede zwischen den 18 Volksstämmen in Madagaskar und wir erfahren aus seiner Sicht, warum Madagaskar – trotz seiner Bodenschätze – auch heute noch zu den ärmsten Ländern der Erde gehört. Nachmittags um 16 Uhr fliegen wir von Diego Suarez wieder nach Hell Ville zurück. Dann wieder Taxi und Boot, und da sehen wir auch schon wieder unsere La Rossa, die bei John gut betreut war und auf der alles in Ordnung ist. Aufbruch So allmählich geht meine Zeit auf La Rossa zu Ende. Wir beginnen die Vorbereitungen für meine Abreise und auch für Manfreds Aufbruch nach Südafrika. Das sind schon Rituale. Wolfgang vom Katamaran Blue Lagoon hilft uns beim Diesel bunkern: es herrscht starker Schwell in der Bucht, und da wir unser eigenes großes Dingi schon verstaut haben, fährt er mit seinem Dingi beladen mit Dieselkanistern hin und her durch das aufgewühlte Wasser. Am nächsten Tag fahren wir nah Hell Ville zum einkaufen und ausklarieren. Dann stehe ich einen Tag lang in der Küche, koche, backe und brutzele, damit mein Liebster nicht verhungert, wenn er alleine unterwegs ist. Ich packe meine Segeltaschen und komme wieder mal auf stattliche 30kg ohne Handgepäck. Na, irgendwie wird’s gehen. Nun muss ich noch sagen, dass es in Madagaskar keine Marinas gibt. Man ankert in einer Bucht und muss Gepäck und Passagiere mit dem Dingi an Land bringen. Eigentlich kein größeres Problem. Wir hatten die richtige Bucht ausgesucht und es war uns auch gelungen, jemanden ausfindig zu machen, der für 5 Uhr früh einen Taxifahrer organisieren konnte. Um 5 Uhr ist es in Madagaskar noch stockdunkel. In der Nacht vor der Abreise stehen Manfred und ich immer wieder auf, weil der starke Wind, der seit Tagen herrscht, die Bucht nicht zur Ruhe kommen lässt. Im Dunkeln beobachten wir, dass andere Segelboote wegtreiben, weil der Anker nicht hält, und aufgeregte Mannschaften versuchen im Taschenlampenlicht, neue Ankermanöver zu fahren. Wir sind beunruhigt, weil es bei diesem Wellengang nicht möglich sein wird, mein ganzes Gepäck und uns beide in dem kleinen roten Dingi an Land zu rudern. Den Motor haben wir ja auch schon verstaut. Um 5 Uhr können wir auch niemanden wecken und um Hilfe bitten. Aber ändern können wir im Moment nichts.Um 3 Uhr nachts dreht wie durch ein Wunder der Wind und die Wellen kommen zur Ruhe. Kein Klatschen mehr am Heck, kein Schlagen mehr in den Wanten, wie von Geisterhand ist es ruhig geworden. Um 4 Uhr stehen wir auf – geschlafen haben wir sowieso nicht – und packen alles in das Mini-Dingi. Um 4.30 Uhr beginnen wir zu paddeln, die Wellen sind zwar noch da, aber nichts wird nass, und erleichtert giggeln wir beim paddeln wie zwei Teenager, die in der Nacht einen Streich aushecken wollen. Da sehen wir auch schon die Scheinwerferkegel eines Autos, unser Klappertaxi ist pünktlich, also verläuft zumindest dieser 1. Teil der Reise gut. Manfred begleitet mich zum Flughafen.Es ist unklar, wann wir uns wieder sehen. Ich hätte gerne, dass er nur bis Richards Bay segelt und dann erstmal nach Hause kommt, bevor er die Kap-Strecke in Angriff nimmt, denn dort herrscht jetzt Winter. Er lässt sich alle Optionen offen; na, mal sehn... Reisebericht Nr. 7 Madagaskar - Richards Bay Südafrika Heute schreiben wir Montag, den 23.Juni 2008 und seit meiner Abreise am Freitag, den 13. Juni 2008 10.00 Uhr ist eigentlich nicht sehr viel passiert, aber seit gestern Abend hatte ich alle Hände voll zu tun. Aber eins nach dem anderen! Nachdem ich Renate am Donnerstagmorgen um 5.00 Uhr zum Flughafen gebracht und nach meiner Rückkehr noch einige Vorbereitungen am Schiff für die bevorstehenden 1.400 sm (ca. 2500 km) gemacht hatte, habe ich am Freitag, den 13. Juni 2008 um 08.00 Uhr den Anker gehoben und mich mit gemischten Gefühlen auf die lange Reise gemacht. Am Abend davor war ich noch bei Wolfgang auf dem C 38" Cat "Blue Lagoon" zum Kus Kus Essen eingeladen. Mit von der Partie waren noch Dieter von der SY "Ala di Sabah" und Hermann, ein Gast von Wolfgang. Es war ein schöner und langer Abend, an dem wir wieder mal die Welt verbessert haben. Am Anfang war es sehr schwachwindig und so musste ich am Freitag noch 3-4 Stunden motoren, bis der Wind auf ca. 3-4 bf zugenommen hat. In den 10 Tagen schaffte ich doch ein tägliches Etmal von 100 -140 sm und bis gestern hatte ich so ohne besonderen Vorkommnisse 1000 sm hinter mich gebracht. Um mich etwas auszuruhen, entschloss ich mich, in der Bucht von Cabo Inhambane/Mozambique einen kleinen Aufenthalt zu machen. Um nach Inhambane zu gelangen, muss man jedoch über eine Barre (Sandbank), die nicht ganz ungefährlich ist und da ich auch nicht einklarieren wollte, blieb ich vor Anker vor der Bucht auf 7 m Wassertiefe. Am Strand konnte ich die Häuser der reichen Weißen sehen, die mit dem Wasserscooter auf den Wellen ritten. In der Nacht hatte es allerdings etwas aufgefrischt und der Ankerplatz lag voll im SE Schwell, sodass es sehr ungemütlich war. Dies war auch der Grund, warum ich mich am nächsten Tag entschloss, gleich weiter zu segeln. Aufgrund der Grib Files (Windkarten aus dem E-Mail Programm) konnte ich sehen, dass es für die nächsten Tage schwachwindig (unter 10 Kn) bleibt und so entschloss ich mich, den 240m² Blister zu setzen. Bis zum Abend kam ich gut voran und machte fast 60 sm gut, da der Wind aber auf 20 Kn zunahm, musste ich den Blister bergen, d.h. ich zog nur den Bergeschlauch herunter. In der Zwischenzeit war es schon dunkel - die Sonne geht hier bereits um 18.00 Uhr unter und erscheint erst wieder am Morgen um 07.00 Uhr - und der Wind stand so ungünstig, dass ich den Blister mit Bergeschlauch hängen ließ. Bei dem Wind war es einfach zu gefährlich, weiter damit herumzuhantieren. So bin ich die Nacht hindurch nur mit dem Großsegel gesegelt. Gegen Morgen war es relativ ruhig, aber ich sah vor mir einen dunklen Himmel und rings herum Blitze. War etwas unheimlich und so habe ich mich auch nicht getraut, im Freien den Blister zu bergen. Etwa eine halbe Stunde später fing es langsam an zu regnen und von einer auf die andere Minute hatte ich 40 Kn Wind. Hinzu kam noch, dass es nun in Strömen goss. Der Wind hatte gleichzeitig rückgedreht und im Nu stand das Großsegel back. Gott sei Dank fahre ich den Großbaum grundsätzlich mit dem Bullen und so ist der Grossbaum nicht auf die andere Seite geknallt. Bei solch einer Winddrehung ist schon mancher Mast gebrochen, wenn der Großbaum nicht gesichert ist. Bei strömendem Regen und 40 Kn Wind musste ich erst das Groß reffen, bevor ich den Grossbaum sicher auf die BB-Seite bekam. Danach war ich natürlich klatschnass und musste mir erst mal trockene Klamotten besorgen. Die Blitze - in der Stunde waren es bestimmt 100 - konnte ich vom Innern des Doghouse weiterhin verfolgen. Hatte dabei immer Angst, dass mir solch ein Blitz in den Mast einschlägt und mir die gesamte Elektronik zerstört. Für den Notfall habe ich im Safe noch ein Hand-GPS, das solch einen Einschlag hoffentlich überlebt!! Der Spuk war nach ca. 2 Stunden vorbei, aber es war noch immer rabenschwarz, obwohl es bereits 7.30 Uhr morgens war. Um 9.00 Uhr öffnete sich der Himmel und ich konnte mit schwachen NW-lichen Winden meine Fahrt mit dem Blister fortsetzen. Zu diesem Zeitpunkt sah ich in der Ferne ein größeres Fischerboot mit mehreren Schwarzen darauf, die änderten auf einmal den Kurs und fuhren mir vor dem Bug, ich musste den Kurs ändern und habe vorsichtshalber zum Segel auch noch den Motor gestartet. Man weiß ja nie, was die vorhaben und im Notfall hätte ich Vollgas gegeben und hätte über VHF einen Notruf abgesetzt. Zum Glück stellte sich aber heraus, dass es wirklich Fischer waren, ca. 15 Leute standen an der Reling und fischten mit Leinen. Den Motor habe dann wieder ausgemacht und konnte beruhigt weiter segeln. Die waren wahrscheinlich nur neugierig und hatten deshalb den Kurs auf mich abgesetzt. Das GPS ist heute Morgen ausgefallen und so kramte ich aus der Ersatzteilkiste einen neuen GPS Empfänger heraus. Es stellte sich jedoch heraus, dass das Koax-Kabel an der Antenne korrodiert war. Der Fehler war schnell behoben! Bei der Reparatur der GPS Antenne musste ich feststellen, dass bei dem Sturm heute Morgen, ein Eimer verloren gegangen ist. Na ja, das ist zu verschmerzen!! Es ist heute Montag, der 23. Juni 2008 12.00 Uhr, der Wind ist völlig eingeschlafen und ich musste den Motor starten und Dieselwind verwenden. Hoffe, dass ich die letzten 270 sm noch gut hinter mich bringe, obwohl mir die Grib Files schwachen Gegenwind (Süd) voraussagen. Seit 24 Stunden motore ich nun, habe ein Etmal von 140 sm geschafft, aber auch heute wiederum nur 8-10knt. Wind aus SE. Das ist zu wenig für Groß und Genua, mache damit nur max. 3 Kn Fahrt. Die Rote mit ihren 30 Tonnen Gewicht braucht mind. 15-20 Kn, um einigermaßen gut voranzukommen. Für den Blister würde es reichen und ich könnte bei diesem Wind 4-5 Kn Fahrt machen, aber rings um mich herum ist es duster und es sieht nach Regen aus. Habe auch Bedenken, dass mich wieder ein Tief erwischt, in dem - zwar nur kurzfristig - bis zu 40 Kn Wind stecken können. Also motore ich unter Groß und Genua munter mit 6 Kn weiter. Das kostet mich ca. 200 Liter Diesel, aber so komme ich auch morgen rechtzeitig vor der Abenddämmerung in Richards Bay an. Heute morgen um 08.00 Uhr, als es gerade hell wurde, habe ich die Seegrenze von Mozambique verlassen und befinde mich jetzt in Süd Afrikanischen Gewässern. Nun sind es noch 140 sm bis Richards Bay - liegt etwa 80 sm nördlich von Durban - und die werde ich hoffentlich noch ohne schlechtes Wetter und irgendwelche Ausfälle an Bord schaffen. So wünschte ich es mir, aber es kam ganz anders. Von Mittwoch auf Donnerstag, den 25. Juni hat es mich dann doch noch erwischt! Nachts um 22.00 Uhr konnte ich vor mir ein starkes Wetterleuchten sehen und vereinzelte Blitze in der Ferne ausmachen. Ungefähr 1 Stunde später war die Front da und es donnerte und blitzte rings herum. Mindestens 100 Blitze habe ich gezählt und habe mich auch nicht aus dem Doghouse getraut. Großsegel und Genua hatte ich vorher schon gerefft, aber nach dem Durchzug der Front drehte der Wind rück und das Groß stand bei 40 Kn back! Zum Glück hatte ich den Bullen am Grossbaum und so konnte dieser nicht auf die andere Seite knallen. Es war soviel Druck im Segel, dass ich nun doch raus musste und den Grossbaum auf die BB-Seite nehmen musste. Hierzu nahm ich allerdings den Motor zu Hilfe, aber oh Schreck, die Kühlwassertemperatur stand auf über 100°C und ich musste die Maschine sofort wieder ausmachen. Ab in den Maschinenraum und nachsehen, was da los war. Es ist hierzu vorauszuschicken, dass mir Tage davor aufgefallen ist, dass an der Wand vor dem Motor und in der Bilge eine dunkle Brühe stand, die ich mir nicht erklären konnte. Ich hatte vor, dies hier in Richards Bay zu untersuchen, aber nun war ich gezwungen, mich jetzt schon darum zu beschäftigen. Nachdem ich das Kühlsystem wieder mit 20 Liter Wasser aufgefüllt hatte, fand ich auch die Ursache. Der Ausgleichsbehälter, der aus Plastik besteht, hatte einen kleinen Riss und aus dem ist nicht viel, aber ständig Wasser aus dem Kühlsystem entwichen. Ich konnte aber ohne Probleme bis zum nächsten Morgen weiter motoren. Nur die hohen Wellen von 3-4 m Höhe machten mir arg zu schaffen. Diese hohen Wellen entstehen durch die 20 bis 25 Kn Gegenwind aus SW und den nach NW ziehenden Mozambique Strom (2-3 Kn). Da es aber keinen weiteren Schutzhafen vor Richards Bay gibt, musste ich da durch und ich kam dann auch wohlbehalten dort am Mittwoch den 25. Juni 2008 um 11.00 Uhr an. Die restlichen 100 sm waren aber eine böse Hackerei gegenan und ich glaube, dies war schon mal ein Vorgeschmack auf die Strecke von Durban nach Port Elizabeth. Auf dieser Strecke sind bisher die weltweit höchsten Wellen von bis zu 32 m gemessen worden. Das Einklarieren ging relativ einfach von statten, man meldet sich über Funk bei Port Control an und die schicken dann Zoll, Polizei und Immigration an Bord. Das ganze war nach 2 Stunden erledigt und ich bin dann in den Zululand Yacht Club motort. Hier kann man das Boot beruhigt liegen lassen, da der ganze Club von Sicherheitskräften bewacht wird. Zu erwähnen ist noch, dass ein Polizeitaucher das Unterwasserschiff untersucht hat, fragt mich nicht warum! Hier im Zululand Yacht Club hat man alle Annehmlichkeiten einer Marina, wie Elektrizität, Wasser, saubere Duschen und Toiletten. Außerdem gibt es einen kleinen Pool zum Schwimmen, aber die Wassertemperatur von 19°C ist nicht sehr einladend. Die Tagestemperaturen liegen hier um die 20-25 °C, aber nachts kann es doch empfindlich kühl werden (10-15°C) sodass ich Nachts wieder eine warme Decke benötige. Beim Einkaufen geht einem das Herz auf, es gibt einfach alles zu kaufen, was der Magen begehrt. Abends esse ich im Clubhaus für rund 30 Rand (12 Rand = 1,00 Euro) das sind 2,50 Euro und dafür lohnt es sich nicht, selber zu kochen und abzuwaschen! Einziger Nachteil vom Club ist die weite Strecke von 15 km in die Innenstadt von Richards Town, wozu man ein Taxi benötigt, das hin und zurück 100 Rand kostet. Die Strecke von Nosy Be/Madagaskar bis Richards Bay/Süd Afrika betrug ca. 1400 sm (ca. 2.600 km) die ich in 12 Tagen bewältigt habe. Davon konnte ich 70% segeln und 30% davon musste ich motoren. Nun werde ich in den nächsten Tagen die nächste Strecke Richards Bay - Cape Town vorbereiten und euch allen davon später berichten. Anmerkung von Renate: Manfred hat sich Gott sei Dank entschlossen, nicht im Südwinter um das Kap zu fahren, sondern das Abenteuer auf Oktober zu verschieben. Er kommt an diesem Wochenende nach Hause (5.7.).Bin ganz schön froh darüber, dass der Olle auf seine alten Tage noch vernünftig wird! Liebe Grüße von Renate und Manfred
Reisebericht 8 Südafrika und Namibia, November/Dezember 2008
Anfang November 2008
Manfred hat das vorläufige Ziel seiner aufregenden Reise um das Cape Agulhas – das ist der südlichste Punkt Afrikas - zusammen mit seinem Freund Jürgen auf La Rossa am 28.10.2008 in Simons Town erreicht. Jürgen flog wieder nach Hause und ich – Renate – bin am 17.11. in Cape Town gelandet. Die Abreise von zu Hause war etwas chaotisch, habe ich mir doch am Abend vor dem Start bei einem unfreiwilligen Hechtsprung über die gepackte Segeltasche fast den großen Zeh gebrochen, jedenfalls war er grün und lila und blau etc. und tat fürchterlich weh.
Auf der Fahrt durchs Usinger Wäldchen fuhr dann noch ein nachtblinder Passagier direkt vor uns einem entgegen kommenden Auto in die Flanke und dann ab in den Strassengraben. Andreas Herzlein klopfte bis zum Hals, aber der Rest der Fahrt verlief dann ohne Probleme. Ich war nach einem Umsteige-Stop in Johannesburg schließlich am frühen Nachmittag in Cape Town, wo ein ungeduldiger, aber glücklicher Manfred auf mich wartete.
False Bay Yacht Club
La Rossa hat einen Liegeplatz am Holzsteg im False Bay Yacht Club in Simons Town, das liegt etwa 40km südlich von Cape Town auf der Kap-Halbinsel. Schaut euch mal einen Atlas an, dann brauche ich nicht so viel zu erklären; ich weiß ja, dass die meisten das nicht machen, aber in dem Fall wäre es ganz nuetzlich.
Habe ich schon gesagt, dass hier jetzt – im Dezember – Sommer ist? Alles ist umgekehrt wie bei uns in Deutschland. Im Dezember ist Sommer und die Sonne steht im Norden. Ich kam also im Frühsommer in Kapstadt an, und mein erster Eindruck war dieses Licht. Hell und klar; ein solches Licht habe ich bisher nur in Neuseeland erlebt. Kapstadt liegt inmitten von Bergen und Hügeln; um nach Simons Town zu kommen, fährt man über einen kleinen Pass auf die Kap-Halbinsel, von wo in allen Himmelsrichtungen ein Stück vom Meer zu sehen ist. Die Landschaft ist ruppig, felsig und dicht bewachsen mit borstigen Proteen, die zu dieser Jahreszeit kurz vor der Blüte stehen. Die Koenigsprotea ist die Nationalblume Südafrikas.
Als ich ankam, war es stürmisch und kühl, der Bikini wird hier nicht gebraucht, aber die Segler erklärten mir gleich, dass das eigentliche Tief schon vorbei war, tags zuvor muss es wohl richtig getobt haben.
Manfred hatte sich ein Sightseeing-Programm für mich ausgedacht, das wetterfest war. Die meisten Punkte hatte er vorher schon mit Jürgen besichtigt, denn diese Stellen gehören zum Pflichtprogramm für Kapstadt-Neulinge. Gleich nebenan liegt Boulder, dort lebt am Strand eine große Kolonie afrikanischer Pinguine, die wir besuchten. Sie sahen etwas zerrupft aus, die kleinen Kerlchen, die Kleinen sind noch in der Mauser; sie verlieren nach einigen Wochen ihr flaumiges Baby-Federkleidchen, sehen aber in dieser Zeit aus wie kleine Ratten. Stinken tun sie dafür wie die Alten.
Zu Cape Town gehört natürlich ein Ausflug zum Kap der Guten Hoffnung. Wie viele Seefahrer-Geschichten ranken sich nicht um dieses Kap? Das Kap der Guten Hoffnung ist nicht der südlichste Punkt von Afrika, aber bestimmt das schönste Kap der Welt, eine felsige Halbinsel, die ins Meer hinaus ragt. Es ist dicht bewachsen mit Protea-Bueschen, die sich an die sturmumtosten Felsen ducken und die jetzt im Suedsommer blühen. Am Kap treffen die beiden Ozeane aufeinander: der Indische Ozean mit dem warmen Agulhas-Strom und der Suedatlantik mit dem kalten Benguela-Strom. In der False Bay erreicht das Wasser im Sommer gemütliche Badetemperaturen, auf der anderen Seite an der Atlantik-Kueste bleibt das Thermometer bei 14°C stehen. Die Wellen sind hoch – oft etwa 10 Meter; gerade gestern tobte wieder ein Sturm, der sich über Nacht gelegt hat, aber den Schwell spüren wir jetzt noch im Hafen und die Schiffe ächzen hin und her.
Der Tafelberg, eine Rundfahrt durch die „winelands“ nach Stellenbosch und Franschhoek, die „Waterfront“ in Kapstadt, „Company’s Garden“ und die Fussgaengerzone – alles erkundeten wir per Auto und zu Fuß. Mit einigen anderen Seglern war ich auf den 860m hohen Swaartkop, einen der Berge bei Simons Town; leider plagte mich dabei mein Zeh ganz fürchterlich – ich hatte meine Laufschuhe an – und am nächsten Tag beschloss ich, mir Wanderschuhe zu kaufen, in denen auch mein lädierter Zeh Platz hat.
Was soll ich sagen? Wir erleben jeden Tag ein Highlight.
Wir sind integriert in das Segler-Leben in der Marina. Abends trifft man sich zum „braai“ im Yachtclub und um 18 Uhr zum Sundowner; wir sind in schicken Privathaeusern eingeladen und dürfen den privilegierten Ausblick auf die False Bay genießen, wir bummeln durch Shopping Malls und essen im besten Fischrestaurant am „Cape“, wir fahren in unserem klimatisierten Auto vorbei an Khaelitsa, wo 2 Millionen Schwarze in Wellblechhütten in ihrem „Township“ leben.
Sightseeing rund um Cape Town
Ich war noch nie in Südafrika, Manfred dagegen hat vor 35 Jahren nach einer längeren Afrika-Reise einige Monate in Johannesburg gearbeitet und seit Oktober die Küste von Richards Bay über Durban, Port Elisabeth, Knysna abgesegelt und einiges per Auto zusammen mit Jürgen erkundet. Natürlich würde ich das auch gerne sehen, aber wir hatten vorher schon Namibia im Kopf, jedoch noch keine Entscheidung getroffen. Wir hatten nun die Wahl zwischen einer größeren Rundreise durch Südafrika, was für Manfred eine Wiederholung gewesen wäre, oder eben Namibia. Durch einen Bekannten lernten wir den ehemaligen Inhaber einer Autovermietungsgesellschaft in Namibia kennen – und auf einmal war unsere Entscheidung gefallen.
Natürlich mussten wir die Sicherheitslage abwägen, aber auch in diesem Fall war es so, wie wir es während unserer zahlreichen Reisen immer wieder erlebt haben: aus unserer vorsichtigen, deutschen Sichtweise und durch das europäische Fernglas wirkt alles gefährlich und nicht einschätzbar – Angst vor der politischen Lage, vor Robert Mugabe, vor Überfällen, vor Malaria und Cholera, vor Wirtschaftskrisen und vor tiefen Schlaglöchern etc. Wir sprachen mit Südafrikanern, die Namibia als ihr Nachbarland kennen und die dort Urlaub und Geschäfte machen. Wir zweifelten also nicht lange.
Wir buchten zwei Flüge von Cape Town nach Victoria Falls in Zimbabwe und die Rückflüge 18 Tage später von Windhoek. In Victoria Falls würden wir einen 4x4 Toyota Geländewagen mit Dachzelt übernehmen. Für die erste und die letzte Nacht buchten wir ein Zimmer in einer Lodge, alles andere wollten wir nach gusto entscheiden.
Victoria Falls in Zimbabwe
Victoria Falls liegt im äußersten Südwesten von Zimbabwe, weit weg von Harare und Mugabes unmittelbarem Radius. Dass wir Victoria Falls in unsere Reise mit einbeziehen würde, kam für uns selbst mehr als überraschend; wir wussten vorher nicht, dass diese Region zurzeit so leicht zugänglich ist. Die Wasserfälle gehören zu den größten Touristen-Attraktionen im Land, und da sorgt man schon dafür, dass diese Einnahmequelle nicht ganz versiegt, wenn auch zur Zeit viele wegbleiben, aus Angst und/oder wegen Mugabe. Unsere Lodge wurde von einem deutschen Ehepaar geführt, wir bekamen sauberes Trinkwasser in Flaschen, genug zu essen und wurden bestens behandelt. Die normale Bevölkerung allerdings hat zu leiden: die Läden sind leer, in den „Supermärkten“ gibt es nur Wasser zu kaufen – wenn überhaupt. Benzin bzw. Diesel ist unbezahlbar. Die Währung verliert jeden Tag an Wert, die Inflationsrate beträgt über 1000 Prozent. Bezahlt wird mit US Dollars oder Rand.
Nach dem langen Flug gehen wir zu Fuß durch das Städtchen zu den Wasserfällen hinunter. Schon von weitem riechen wir den Wasserdunst. Wie muss es wohl David Livingstone ergangen sein, der sich durch den dichten Dschungel gekämpft hat und der dann vor den 100m hohen Fällen des Sambesi stand? Wir können heute auf Fußwegen bequem an den Fällen entlanggehen und hören das Getöse des Wassers. Der Sambesi stürzt in eine schmale Schlucht hinunter, deren Grund durch die Gischt nicht zu sehen ist: wir sind klatschnass, unsere Kameras auch. Im Oberlauf des Sambesi, nur wenige Meter, bevor das Wasser nach unten tobt, suhlen sich Flusspferde und sperren ihr Maul auf. Wir fotografieren, soweit es möglich ist, dieses Naturschauspiel einzufangen, aber es geht kaum: das Tosen des Wassers, die Geräusche und die Nässe ringsherum – es ist mehr als nur ein Bild!
Abends gehen wir zum Essen in die schicke African Safari Lodge. Wir sind gemeinsam mit einem Ehepaar – Horst und Edith – angekommen und haben uns verabredet. Die Safari Lodge liegt am Hang über einer Wasserstelle, die abends sanft beleuchtet wird; wir sitzen beim Sundowner auf der Terrasse und beobachten das Leben an der Wasserstelle: Giraffen, ein Krokodil, Warzenschweine, Vögel. Während wir beim Essen sitzen, ziehen Büffelherden vorbei; es ist wie im Dschungelbuch.
Autoreise im 4x4 Geländewagen
Am nächsten Tag bekommen wir unser Fahrzeug. Es ist ein Toyota Allradfahrzeug mit einer überdachten Pritsche und auf dem Autodach ein „roof-top-tent“, d.h. wir zwei alten Esel wollen im Zelt schlafen. Unser Gepäck und die Campingausrüstung befinden sich auf der Pritsche. Die erste Etappe führt ungefähr 90km durch Botsuana – und hier machen wir den ersten und dümmsten Fehler: wir fahren gleich durch bis Namibia und bleiben nicht, wie etliche uns geraten hatten, erstmal in Botsuana. Da wir in Zimbabwe nicht einkaufen konnten und die Versorgungslage in Botsuana nicht kannten, wollten wir uns auf nichts einlassen. So entgingen uns der Chobe-Nationalpark und das Okavango-Delta mit seiner fantastischen Tierwelt. Was einem doch so entgeht, wenn man Angst hat, zu verhungern….
Im Nachhinein erfahren wir, dass die Versorgungslage in Botsuana sehr gut ist, aber alles recht teuer. Es gibt schöne Lodges in den Nationalparks und alles zu kaufen, nun gut, das müssen wir abhaken.
Dafür sitzen wir an unserem ersten Abend im Restaurant einer Lodge direkt am Sambesi River und lauschen dem Brüllen der Flusspferde.
Caprivi Strip
Nun kommt wieder ein bisschen Landeskunde. Das heutige Namibia befand sich von 1886 bis 1915 unter deutscher Kolonialverwaltung und nannte sich Deutsch-Südwest-Afrika. Die Deutschen Kolonialherren waren lange genug im Land, um die schwarzen Ureinwohner in blutigen Kaempfen von ihren Stammesgebieten zu vertreiben, aber wahrscheinlich nicht lange genug, um sich wirklich unbeliebt zu machen. Namibia ist heute nach Suedafrika das Land mit dem zweithoechsten Pro-Kopf-Einkommen auf dem schwarzen Kontinent, 100 Euro pro Monat. Das Land hat nur 2,2 Millionen Einwohner, von denen die meisten in Windhoek leben. Auch hier gibt es ein „township“, in dem die Schwarzen in ihren Blechhütten leben, und wir kamen auf unserer Reise durch Städte, die typisch „schwarz“ oder typisch „weiß“ sind. Rassentrennung gibt es zwar auch hier offiziell nicht mehr, aber sie ist irgendwie noch in den Köpfen spürbar. Deutschland finanziert heute zahlreiche Entwicklungsprojekte in Namibia, die – im Gegensatz zu Projekten anderer Staaten in afrikanischen Ländern – sehr eng betreut werden, sodass sicher gestellt ist, dass das Geld auch dort ankommt, wo es benötigt wird und nicht in irgendwelchen Sümpfen landet.
Deutschland hatte noch eine Kolonie, nämlich Deutsch-Ostafrika. Zwischen den beiden Kolonien lag Rhodesien (heute Zimbabwe) und Betschuanaland (heute Botsuana), beides unter englischer Verwaltung. Um eine bessere Landverbindung zwischen den beiden Kolonien zu schaffen, tauschte der deutsche Reichskanzler Leo Caprivi die Gewürzinsel Sansibar und Teile von Botsuana und erhielt dafür von den Engländern Helgoland und einen schmalen Streifen Land von der Nord-östlichen Ecke der deutschen Süd-West Kolonie bis hinüber zur Ost-Kolonie. Dieser schmale Streifen gehört heute noch zu Namibia und wird Caprivi-Strip genannt. Die südliche Grenze von Caprivi wurde mit dem Lineal gezogen, die nördliche Grenze bildet der Okavango.
Es ist ein eigenartiges Konstrukt auf der Landkarte.
Diesen Caprivi-Strip fuhren wir also mit unserem Dachzelt-Auto entlang. Entlang des Okavango herrscht subtropisches Klima; wir schwitzten nachts in unserem Zelt, und tagsüber kurvten wir über die Sandpisten, um Tiere zu beobachten. Wir sahen nicht nur unendlich viele Flusspferde, sondern Giraffen, Büffel, Warzenschweine, Zebras, Springböcke und zahlreiche Antilopen. Leider keine Elefanten, obwohl wir die grauen Rüsseltiere zu gerne gesehen hätten. Etosha hatten wir noch vor uns, dort hofften wir auf Elefanten.
Zurzeit ist hier Winter, für Namibia bedeutet dies Regenzeit. Hier herrscht aber nicht die klebrige Schwüle wie in Süd-Ost-Asien, sondern die Luft ist trocken und frisch, erst am späten Nachmittag oder Abend gibt es ein kurzes Gewitter oder einen Regenguss, der die Luft reinigt. In diesem Jahr hat der Regen ungewöhnlich früh eingesetzt, normalerweise beginnt das erst gegen Mitte/Ende Dezember. Die Einheimischen bereiten uns schon darauf vor, dass es schwierig werden könnte, viele Tiere an den Wasserlöchern zu sehen, da sie jetzt im Busch genügend Wasser finden. Nun, wir müssen uns überraschen lassen.
Autofahren in Namibia
Autofahren in Namibia ist unproblematisch. Alles ist gut beschildert, es gibt genügend Tankstellen – es sei denn, man fährt in die Wüsten – und die Qualität der Strassen ist auch gut. Hauptstrassen sind geteert, die anderen Strassen – und das ist bei weitem die Mehrzahl – sind Schotterstrassen, auf denen man normalerweise auch flott unterwegs ist; sie sind allerdings mitunter etwas tückisch: es gibt kaum Brücken, aber zahllose Trockenflussbetten und Absenkungen, d.h. die Strasse taucht in jedes Trockenflussbett ab und führt auf der anderen Seite gleich wieder nach oben. Der Fahrer muss also höllisch aufpassen, damit nicht der Inhalt des Autos in einer solchen Senke durcheinander purzelt.
Wenn es regnet, kommt es häufig vor, dass die Strassenränder weggespült werden, oder es kommt eine unvorhergesehene Kurve, da muss der Chauffeur schon auf der Höhe sein, damit die Reifen nicht die Bodenhaftung verlieren.
Die Straßeninstandhaltung erfolgt mit Caterpillarn, die mit einer breiten Schneeschaufel den Schotterbelag glätten.
Natürlich ist das eine ganz staubige Angelegenheit. In der Fahrerkabine ist es OK, aber unsere Sachen auf der Pritsche waren abends voll Staub, obwohl die Pritsche eine feste und angeblich staubdichte Abdeckung besitzt. Immer zogen wir eine mächtige Staubwolke hinter uns her, und die selten entgegen kommenden Fahrzeuge waren schon Kilometer weit vorher auszumachen.
Am 3. Abend hatte ich eine leichte „Staubkrise“, weil wirklich alles dreckig war, aber wir entwickelten mit der Zeit unsere Methoden, alles zu verstauen und den Staub so gut es ging auszusperren.
Campingleben im Busch
Staub und Dreck – daran gewöhnten wir uns mit der Zeit. Wir hatten nur wenige Sachen dabei, am besten bewährten sich sandfarbene Popeline-Sachen, wir nannten sie „selbstreinigend“ und irgendwie waren sie das auch. Eklig wurde es erst, als wir versehentlich in der Nacht ein Insekt oder eine Raupe zwischen der Bettwäsche zerdrückten. Mühsam versuchte ich am nächsten Morgen, die matschigen Überreste herauszuwaschen, aber na ja … forget it.
Wir suchten nach Möglichkeit immer Campingplätze bei einer Lodge aus. Dort waren die Duschen und Toiletten sauberer und schöner – oft gehörte zu einem Stellplatz ein eigenes Häuschen mit Dusche und Toilette, manchmal nur durch Äste und Blätter geschützt und mit atemberaubenden Blick über das Land.
In den Lodges konnten wir abends auch zum Essen gehen, so blieb uns die mühselige Prozedur des Grillens erspart, obwohl in Namibia zu jedem Camping-Stellplatz immer ein Grillherd gehört, aber weder Manfred noch ich sind begeisterte „Griller“.
Im Etosha Nationalpark
Hauptziel und von uns sehnlichst erwartet: der Etosha Nationalpark, über 22000 km² groß, in seinem Zentrum die Etosha Pfanne, eine flirrend heiße staubige Ebene, über der sich gegen Mittag Luftspiegelungen bilden. Es gibt zwei Eingänge in den Park und drei große Camps mit Lodges, Restaurants, Pools und allen Informationsmöglichkeiten für geführte Safaris und Pirschfahrten.
Man fährt entweder selbst im eigenen Auto oder – wer kein Auto hat – fährt mit den Tour-Veranstaltern. So verbrachten wir die Abende an den Wasserlöchern und warteten geduldig auf die abendlichen Besucher. Die meisten Tiere kommen früh am Morgen oder am Abend zu den Wasserlöchern, abgesehen von den unvermeidlichen Warzenschweinchen, die bei jedem Wetter irgendwo auftauchen und blitzschnell wieder abhauen. Leider, leider sahen wir auch während der Tage in Etosha keinen einzigen Elefanten. Auch andere Besucher, mit denen wir sprachen, sahen keine. Die Tour-Veranstalter bestätigten uns, dass die Elefanten wegen des früh einsetzenden Regens nach Norden gezogen waren und dass viele Tiere gar nicht mehr aus dem Busch kommen, weil sie dort genügend Wasser finden.
Reisebericht Nr. 9 East London - Knysna - Simons Town
Heute schreiben wir Mittwoch, den 12. November 2008, und seit unserer Abreise in East London am Dienstag, den 14.Oktober und unserer Ankunft in Simons Town am Dienstag, den 28. Oktober ist einiges geschehen, worüber ich nun berichten möchte.
Im ersten Teil berichtete ich bereits über den heissen Ritt von Richards Bay nach East London, auf dem wir ein 24 Stunden-Etmal von ca. 240 sm geschafft haben und in der Spitze 15 kn schnell nach Südwesten gesegelt sind - dabei möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass wir auch 3-5 kn Strom mit uns hatten. Dieses 24 Std. Etmal haben wir auch nie mehr erreicht! Vorher nicht und nachher nicht!!!
East London ist eine kleine beschauliche Stadt, in der auch Daimler ein Werk betreibt, in dem einige tausend Einheimische Arbeit gefunden haben. Segler ankern hier an Moorings in der Flussmitte, was uns Gott sei Dank erspart geblieben ist, da wir sonst immer mit dem Dingi hätten an Land gehen müssen. Die Kaimauer war zwar sehr vergammelt und Jürgen- der mich auf diesem Trip begleitet- ist fast einmal in den Fluss gefallen, als wir nachts nach einem Essen zum Boot zurück wollten und er die verrostete Leiter herunter gestiegen ist. Beim Abstieg ist eine Sprosse durchgebrochen und er konnte sich gerade noch festhalten und einen Fuß auf die La Rossa setzen, ansonsten wäre er unweigerlich ins Hafenbecken geplumpst. Na ja, es ging gerade noch gut und ich war entsprechend gewarnt.
Nach einer Woche Aufenthalt am Kai vom Industriehafen von East London sind wir bei Nieselregen und 2-3 Windstärken morgens Richtung Knysna ausgelaufen und haben die 275 sm bei moderaten achterlichen Winden ohne besondere Vorkommnisse in 45 Stunden hinter uns gebracht; wir standen am Donnerstagmorgen, den 16. Oktober um 08:00 Uhr vor der Einfahrt von Knysna.
Viel habe ich darüber gelesen und bei schlechtem Wetter ist es eine der schwierigsten Einfahrten von Süd Afrika. Die Wellen brechen sich überall, man sieht nur Gischt und fährt auf eine Felswand zu. Als wir ankamen waren die Wellen nicht ganz so hoch, aber wir hatten so gut wie keine Sicht und konnten von dem Richtfeuer nur das erste gelbe Licht sehen und von dem hinteren roten Feuer keine Spur. So wagten wir die Durchfahrt nur mit Hilfe der elektronischen Seekarten von Transas und C-Map und unterstützt vom Radar. Vorher hatten wir versucht, noch den Port Control von Knysna per VHF Funk zu erreichen, aber niemand gab Antwort. Cape Town Radio hat uns gehört und die haben dann mit der Rescue von Knysna (so eine Art Rettungsgesellschaft für Schiffsbrüchige) Kontakt per Telefon aufgenommen. Die Rescue konnte uns draußen vor der Einfahrt beobachten und teilte uns über Funk (Kanal 9) mit, wie wir am besten in die Einfahrt kommen. Also los ging’s, an der Backbordseite nur noch 10-15 m bis zu den Felsen und an der Steuerbordseite konnte man in der gleichen Entfernung ebenfalls die Unterwasserklippen sehen, an denen sich die Wellen brachen. Mitten in der Einfahrt auf einmal ein Rauschen von hinten und als ich mich umdrehte, sah ich auch schon eine 5-6 m hohe Welle von achtern ankommen, die uns fast quer geschlagen hat. Nur mit Mühe konnte ich das Boot wieder auf Kurs und von den Klippen wegbringen. Was für ein Schreck! Aber es ging alles gut.
Man motort dann direkt auf einen Felsen zu und muss ca. 30-35 m davor scharf nach Backbord abdrehen und schon ist man im völlig ruhigem Wasser. Da ich mit dem GPS Eingang vom C-Map Computer bei der Einfahrt Probleme hatte, konnte ich nicht mitplotten und somit nicht genau sehen, wo wir waren. Nach der Einfahrt kommen einige Sandbänke, denen wir aus dem Weg gehen mussten. Die Rescue dirigierte uns per Funk an einen Ankerplatz, auf dem wir erst einmal besseres Wetter und auch das Hochwasser abwarten konnten. Das Hochwasser brauchten wir, um in die Marina bzw. an den Ankerplatz vor Knysna zu gelangen.
Nach dieser Aufregung haben wir uns erst einmal einen Ankerfallniederschluck am frühen Morgen gegönnt und dann habe ich ein leckeres Frühstück zubereitet.
Am Nachmittag haben wir uns dann bei Hochwasser verlegt, aber leider keinen Platz im Knysna Yacht Club sowie in der Stadtmarina bekommen und mussten wieder vor der Marina ankern und hoffen. Alles war anscheinend voll und so mussten wir die nächsten zwei Tage mit dem Dingi an Land. Dann hatten wir jedoch Glück und trafen einen netten Mann auf dem Weg zum Yacht Club, der uns in der Stadtmarina einen Platz besorgte.
Die Stadtmarina wird von einem Typ namens Herby geleitet, der anscheinend ein richtiges Ar... ist. Wir hatten schon vor zwei Tagen gesehen, dass noch Plätze dort frei waren. Warum auch immer, er wollte uns in keine Box lassen, aber anscheinend hatte der nette Herr, den wir am Morgen getroffen hatten, doch etwas zu sagen und so hat uns dann Herby doch gestattet, an der Kaimauer festzumachen. Das war natürlich klasse, denn wir lagen direkt vor den Restaurants und hatten keine 20 m zu den Kneipen und Fresslokalen. Dafür haben wir alle, die uns beim Festmachen geholfen haben, zu einem Bier eingeladen, auch Herby. Die Kosten pro Tag waren 100 Rand, das sind ca. 8 Euro. Insgesamt haben wir 700 Rand cash auf die Hand ohne Quittung bezahlt, die bestimmt schwarz in seine Tasche geflossen sind. Natürlich waren wir die Attraktion am Kai für alle Besucher und so haben wir dadurch auch viele nette Leute kennen gelernt, darunter auch Otti und Günter die seid 20 Jahren in Knysna leben und sich selbst ein 31 Fuß Boot gebaut haben und uns einen Nachmittag darauf zu selbstgemachten Brezeln und Wein eingeladen haben. Über den Innenausbau haben Jürgen und ich nur gestaunt, alles so akkurat, fein und mit viel Liebe gemacht, Profis hätten das nicht besser machen können. Beide wollen irgendwann einmal auf eine größere Reise gehen, aber wir glauben nicht daran, da sie beide schon über 70 Jahre alt sind und so gut wie keine Segelerfahrung haben. Später habe ich dann erfahren, dass Sie das Boot doch verkaufen wollen!!
Knysna selbst ist eine sehr saubere und wunderschöne Stadt in der wir uns sehr wohlgefühlt haben und von dort haben wir dann auch eine über 600 km lange Tour durch das Hinterland unternommen. Wir haben uns ein Auto gemietet und sind über die Stadt George nach Oudtshoorn und von dort über die Route R62 nach Ladismith gefahren. Von dort ging es weiter über die R 323 nach Riversdale die auf die Nationalstrasse N2 führt und dann nach Mossel Bay und zurück nach Knysna.
Auf der Strecke nach Oudtshoorn kommt man an vielen Straussenfarmen vorbei und die ganze Gegend ist sehr beeindruckend, da die Landschaft sich ständig zwischen hohen Bergen und fruchtbaren Tiefebenen ändert. Ich kann jedem nur diese Tour empfehlen, es gibt einen kleinen Einblick, wie schön die Landschaften hier in Süd Afrika sind. Auf der Rückfahrt haben wir uns besonders genau den Hafen und die Bucht von Mossel Bay angesehen. Der kleine Marinehafen war bereits voll, aber man könnte gut und geschützt in der Bucht liegen, falls das auf dem Weg nach Simons Town notwendig sein würde. Abends um 20.00 Uhr kamen wir wieder in Knysna an und möchten festhalten, es war eine rundum gelungene schöne Tour.
Am Freitag den 24.Oktober wollten wir Knysna verlassen, aber es gab keine Chance wegzukommen. Zu hohe Brecher kamen auf die Ein/Ausfahrt zu gerollt. Wer sich dies einmal im Internet ansehen möchte kann dies über die dort installierte Webcamera machen. Die Adresse lautet www.theheads.co.za
Renate hatte ich vorher angerufen und ihr gesagt, dass sie uns jetzt auf der Webcam sehen kann – das war lustig! Man bekommt dort alle 60 sec ein Bild und mein Schätzchen sah genau, ob ich ein sauberes T-Shirt anhatte oder nicht.
Auch am Samstag hatten wir keine Möglichkeit, wegzukommen und am Sonntagmorgen haben uns Otti und Günther mit dem Auto nochmals zu den Heads (so heißt die Einfahrt) gefahren. Das Wetter hatte sich soweit beruhigt, dass wir um die Mittagszeit bei Hochwasser auslaufen konnten. Bei schlechtem Wetter gehen viele Besucher zu den Heads und schauen zu, wie die einheimischen Fischer durch die hohe Brandung motoren und dabei von manch hoher Brandungswelle total begraben werden. Das ist dann für die Zuschauer der Nervenkitzel pur!
Um 13:00 Uhr am Sonntag, den 26. Oktober, halfen uns unsere Freunde aus Knysna, die Leinen loszumachen und wir motorten in Richtung Ausfahrt. Die Strecke ist ca. 3,5 sm lang; als wir dort ankamen, standen auch Otti und Günther auf dem Felsen vom Leuchtfeuer und winkten uns zum Abschied und machten ein paar Fotos. Die Ausfahrt war problemlos, nicht eine einzige Welle hat uns erwischt und so verließen wir diesen gastlichen Ort in Richtung Simons Town. 240 sm lagen vor uns und das berühmte Cap Agulhas.
Leider hatten wir nur leichte Winde um 1-2 bf gegenan, aber so gut wie keine hohen Wellen. Also motorten wir die nächsten 24 Stunden bis zum Montagmorgen mit ca. 1400 Umdrehungen, wir schaffen damit ca. 6 kn Fahrtgeschwindigkeit. Der Verbrauch liegt bei ca. 7 Liter/Stunde. Als ich morgens die Drehzahl erhöhen wollte, war im Schiff eine große Unwucht von der Antriebswelle zu spüren und beim Überprüfen stellte sich heraus, dass sich wieder die Schrauben vom Wellenantrieb gelöst hatten. Zwei waren bereits abgeschert! Nur noch eine Schraube war mit dem Flansch verbunden. Also Motor aus und an die Arbeit! Mit einem Wagenheber mussten wir das Getriebe wegdrücken und konnten dann den Zwischenflansch herausnehmen. Zum Glück konnte ich wieder die zwei abgerissenen Schrauben mit der Hand herausdrehen und nach einer Stunde Arbeit habe ich die drei M10 Edelstahlschrauben wieder ersetzt. Eigentlich sind es vier Schrauben, aber eine Schraube, die bereits im Roten Meer abgeschert wurde, bekam ich auch diesmal nicht heraus und so müssen drei Schrauben für den Antrieb der Welle reichen!
Wir konnten wieder Gas geben und erreichten kurz vor 16:00 Uhr das Cape Agulhas (das ist der südlichste Punkt von Afrika 34°50 S / 19°38 E). Kurz vorher konnten wir den Motor ausmachen und segelten bei 3-4 bft um das Cape herum! Ein Meilenstein und ein Highlight!!
Wir hatten nicht nur das Glück, bei herrlichem Sonnenschein um das Cape herumzusegeln, zur Krönung tauchten wie aus dem Nichts neben uns drei Wale auf. Sie waren keine 10 m von uns entfernt und spielten miteinander, was wir natürlich sofort filmten und fotografierten.
Der Tag und der Reiseabschnitt hatten so doch noch den einen oder anderen Höhepunkt gebracht und so segelten wir die letzten 50 sm bis zum nächsten Morgen zufrieden in Richtung Simons Town. Beim Überqueren der False Bay frischte der Wind auf 5-6 bf auf. Auf den letzten 10 sm hatten wir mehr Wind als uns lieb war. False Bay heißt deshalb "Falsche Bucht", da bei der Entdeckung von Cape Hope (Kap der guten Hoffnung) die Seeleute davon ausgegangen sind, dass dies der südlichste Punkt von Afrika ist, aber in Wirklichkeit liegt Cape Agulhas etwas südlicher!
Am Dienstag, 28.Oktober um 10:00 Uhr machten wir in der Marina von Simons Town fest. Wir hatten für die Strecke von Richard`s Bay nach Simons Town insgesamt 873 sm hinter uns gebracht. Jürgen hatte nun noch ca. 5 Tage zu Verfügung, um die Gegend von Kapstadt kennen zu lernen, da sein Rückflug am 3. November fest gebucht war.
Wir mieteten uns ein Auto für 145 Rand am Tag (ca. 12 Euro) und unternahmen eine Rundfahrt durch das Landesinnere. Im Reiseführer wird sie auch die "Vier Pässe-Tour" genannt, sie führt über Stellenbosch, Franschhoek, Sommerset West nach Simons Town zurück. Auf dieser Strecke haben wir einige Weingüter besucht und uns einiges in Stellenbosch angesehen. Stellenbosch hat 75.000 Einwohner, davon 22.000 Studenten und ist die zweitälteste Stadt von Süd Afrika. Besonders schön ist hier der historische Stadtkern mit seinen hunderten alten Eichen, vielen kleinen Restaurants und Geschäften.
Ein Tag war für die reizvolle Landschaft zu wenig, man müsste sich für diese Strecke 2 bis 3 Tage Zeit nehmen. Am darauf folgenden Tag gings auf den Tafelberg. Wir hatten wiederum Glück, da wir strahlenden Sonnenschein hatten. Das 1-2 stündige Anstehen an der Seilbahn nervt etwas, aber dafür wird man mit dem herrlichen Ausblick auf ganz Kapstadt und dem wunderbaren Rundgang auf der Spitze des Tafelberges entschädigt. Am nächsten Tag besuchten wir noch die "Waterfront" in Kapstadt, wo gerade die Segler vom "Volvo Ocean Race" angekommen sind und man die Einrumpfboote bestaunen konnte. Auf dem Weg von Valencia nach Kapstadt hat das Boot -Ericson III - den Weltrekord für die längste gesegelte Strecke innerhalb 24 Stunden gebrochen. Sie schafften in 24 Stunden die unglaubliche Strecke von 602 sm!!! Am 15. November ist der Start für die 2. Strecke von Kapstadt nach Cochin / Indien. Den Start werde ich mir auf alle Fälle ansehen.
Ja, am 3. November hieß es Abschied nehmen von Jürgen, ich habe ihn Nachmittags zum Flughafen gefahren und er ist über Johannesburg nach München zurück geflogen . Es war eine schöne und ereignisreiche Reise, die wir beide genossen haben und nun warte und freue ich mich auf Renate, die am 18. November hier in Kapstadt eintrifft .
Allen Freunden wünsche ich nun ein schönes Weihnachtsfest und ein Prosit auf das Neue Jahr 2009.
Reisebericht 10 Südafrika und Namibia, November/Dezember 2008 Anfang November 2008 Manfred hat das vorläufige Ziel seiner aufregenden Reise um das Cape Agulhas - das ist der südlichste Punkt Afrikas - zusammen mit seinem Freund Jürgen auf La Rossa am 28.10.2008 in Simons Town erreicht. Jürgen flog wieder nach Hause und ich - Renate - bin am 17.11. in Cape Town gelandet. Die Abreise von zu Hause war etwas chaotisch, habe ich mir doch am Abend vor dem Start bei einem unfreiwilligen Hechtsprung über die gepackte Segeltasche fast den großen Zeh gebrochen, jedenfalls war er grün und lila und blau etc. und tat fürchterlich weh. Auf der Fahrt durchs Usinger Wäldchen fuhr dann noch ein nachtblinder Passagier direkt vor uns einem entgegen kommenden Auto in die Flanke und dann ab in den Strassengraben. Andreas Herrlein klopfte bis zum Hals, aber der Rest der Fahrt verlief dann ohne Probleme. Ich war nach einem Umsteige-Stopp in Johannesburg schließlich am frühen Nachmittag in Cape Town, wo ein ungeduldiger, aber glücklicher Manfred auf mich wartete. La Rossa im False Bay Yacht Club La Rossa hat einen Liegeplatz am Holzsteg im False Bay Yacht Club in Simons Town, das liegt etwa 40km südlich von Cape Town auf der Kap-Halbinsel. Schaut euch mal einen Atlas an, dann brauche ich nicht so viel zu erklären; ich weiß ja, dass die meisten das nicht machen, aber in dem Fall wäre es ganz nützlich. Habe ich schon gesagt, dass hier jetzt - im Dezember - Sommer ist? Alles ist umgekehrt wie bei uns in Deutschland. Im Dezember ist Sommer und die Sonne steht im Norden. Ich kam also im Frühsommer in Kapstadt an, und mein erster Eindruck war dieses Licht. Hell und klar; ein solches Licht habe ich bisher nur in Neuseeland erlebt. Kapstadt liegt inmitten von Bergen und Hügeln; um nach Simons Town zu kommen, fährt man über einen kleinen Pass auf die Kap-Halbinsel, von wo in allen Himmelsrichtungen ein Stück vom Meer zu sehen ist. Die Landschaft ist ruppig, felsig und dicht bewachsen mit borstigen Proteen, die zu dieser Jahreszeit kurz vor der Blüte stehen. Die Koenigsprotea ist die Nationalblume Südafrikas. Als ich ankam, war es stürmisch und kühl, der Bikini wird hier nicht gebraucht, aber die Segler erklärten mir gleich, dass das eigentliche Tief schon vorbei war, tags zuvor muss es wohl richtig getobt haben. Manfred hatte sich ein Sightseeing-Programm für mich ausgedacht, das wetterfest war. Die meisten Punkte hatte er vorher schon mit Jürgen besichtigt, denn diese Stellen gehören zum Pflichtprogramm für Kapstadt-Neulinge. Gleich nebenan liegt Boulder, dort lebt am Strand eine große Kolonie afrikanischer Pinguine, die wir besuchten. Sie sahen etwas zerrupft aus, die kleinen Kerlchen, die Kleinen sind noch in der Mauser; sie verlieren nach einigen Wochen ihr flaumiges Baby-Federkleidchen, sehen aber in dieser Zeit aus wie kleine Ratten. Stinken tun sie dafür wie die Alten. Zu Cape Town gehört natürlich ein Ausflug zum Kap der Guten Hoffnung. Wie viele Seefahrer-Geschichten ranken sich nicht um dieses Kap? Das Kap der Guten Hoffnung ist nicht der südlichste Punkt von Afrika, aber bestimmt das schönste Kap der Welt, eine felsige Halbinsel, die ins Meer hinaus ragt. Es ist dicht bewachsen mit Protea-Bueschen, die sich an die sturmumtosten Felsen ducken und die jetzt im Suedsommer blühen. Am Kap treffen die beiden Ozeane aufeinander: der Indische Ozean mit dem warmen Agulhas-Strom und der Südatlantik mit dem kalten Benguela-Strom. In der False Bay erreicht das Wasser im Sommer gemütliche Badetemperaturen, auf der anderen Seite an der Atlantik-Kueste bleibt das Thermometer bei 14°C stehen. Die Wellen sind hoch - oft etwa 10 Meter; gerade gestern tobte wieder ein Sturm, der sich über Nacht gelegt hat, aber den Schwell spüren wir jetzt noch im Hafen und die Schiffe ächzen hin und her. Der Tafelberg, eine Rundfahrt durch die "winelands" nach Stellenbosch und Franschhoek, die "Waterfront" in Kapstadt, "Company’s Garden" und die Fussgaengerzone - alles erkundeten wir per Auto und zu Fuß. Mit einigen anderen Seglern war ich auf den 860m hohen Swaartkop, einen der Berge bei Simons Town; leider plagte mich dabei mein Zeh ganz fürchterlich - ich hatte meine Laufschuhe an - und am nächsten Tag beschloss ich, mir riesige Wanderschuhe zu kaufen, in denen auch mein lädierter Zeh Platz hat. Was soll ich sagen? Wir erleben jeden Tag ein Highlight. Wir sind integriert in das Segler-Leben in der Marina. Abends trifft man sich zum "braai" im Yachtclub und um 18 Uhr zum Sundowner; wir sind in schicken Privathaeusern eingeladen und dürfen den privilegierten Ausblick auf die False Bay genießen, wir bummeln durch Shopping Malls und essen im besten Fischrestaurant am "Cape", wir fahren in unserem klimatisierten Auto vorbei an Khaelitsa, wo 2 Millionen Schwarze in Wellblechhetten in ihrem "Township" leben. Sightseeing rund um Cape Town Ich war noch nie in Südafrika, Manfred dagegen hat vor 35 Jahren nach einer längeren Afrika-Reise einige Monate in Johannesburg gearbeitet und seit Oktober die Küste von Richard's Bay Durban, Port Elisabeth, Knysna abgesegelt und einiges per Auto zusammen mit Jürgen erkundet. Natürlich würde ich das auch gerne sehen, aber wir hatten vorher schon Namibia im Kopf, jedoch noch keine Entscheidung getroffen. Wir hatten nun die Wahl zwischen einer größeren Rundreise durch Suedafrika, was für Manfred eine Wiederholung gewesen wäre, oder eben Namibia. Durch einen Bekannten lernten wir den ehemaligen Inhaber einer Autovermietungsgesellschaft in Namibia kennen - und auf einmal war unsere Entscheidung gefallen. Natürlich mussten wir die Sicherheitslage abwägen, aber auch in diesem Fall war es so, wie wir es während unserer zahlreichen Reisen immer wieder erlebt haben: aus unserer vorsichtigen, deutschen Sichtweise und durch das europäische Fernglas wirkt alles gefährlich und nicht einschätzbar - Angst vor der politischen Lage, vor Robert Mugabe, vor Überfällen, vor Malaria und Cholera, vor Wirtschaftskrisen und vor tiefen Schlaglöchern etc. Wir sprachen mit Südafrikanern, die Namibia als ihr Nachbarland kennen und die dort Urlaub und Geschäfte machen. Wir zweifelten also nicht lange. Wir buchten zwei Flüge von Cape Town nach Victoria Falls in Zimbabwe und die Rückflüge 18 Tage später von Windhoek. In Victoria Falls würden wir einen 4x4 Toyota Geländewagen mit Dachzelt übernehmen. Für die erste und die letzte Nacht buchten wir ein Zimmer in einer Lodge, alles andere wollten wir nach gusto entscheiden. Victoria Falls in Zimbabwe Victoria Falls liegt im äußersten Südwesten von Zimbabwe, weit weg von Harare und Mugabes unmittelbarem Radius. Dass wir Victoria Falls in unsere Reise mit einbeziehen würde, kam für uns selbst mehr als überraschend; wir wussten vorher nicht, dass diese Region zurzeit so leicht zugänglich ist. Die Wasserfälle gehören zu den größten Touristen-Attraktionen im Land, und da sorgt man schon dafür, dass diese Einnahmequelle nicht ganz versiegt, wenn auch zurzeit viele wegbleiben, aus Angst und/oder wegen Mugabe. Unsere Lodge wurde von einem deutschen Ehepaar geführt, wir bekamen sauberes Trinkwasser in Flaschen, genug zu essen und wurden bestens behandelt. Die normale Bevölkerung allerdings hat zu leiden: die Läden sind leer, in den "Supermärkten" gibt es nur Wasser zu kaufen - wenn überhaupt. Benzin bzw. Diesel ist unbezahlbar. Die Währung verliert jeden Tag an Wert, die Inflationsrate beträgt über 1000 Prozent. Bezahlt wird mit US Dollars oder Rand. Nach dem langen Flug gehen wir zu Fuß durch das Städtchen zu den Wasserfällen hinunter. Schon von weitem riechen wir den Wasserdunst. Wie muss es wohl David Livingstone ergangen sein, der sich durch den dichten Dschungel gekämpft hat und der dann vor den 100m hohen Fällen des Sambesi stand? Wir können heute auf Fußwegen bequem an den entlanggehen und hören das Getöse des Wassers. Der Sambesi stürzt in eine schmale Schlucht hinunter, deren Grund durch die Gischt nicht zu sehen ist: wir sind klatschnass, unsere Kameras auch. Im Oberlauf des Sambesi, nur wenige Meter, bevor das Wasser nach unten tobt, suhlen sich Flusspferde und sperren ihr Maul auf. Wir fotografieren, soweit es möglich ist, dieses Naturschauspiel einzufangen, aber es geht kaum: das Tosen des Wassers, die Geräusche und die Nässe ringsherum - es ist mehr als nur ein Bild! Abends gehen wir zum Essen in die schicke African Safari Lodge. Wir sind gemeinsam mit einem Ehepaar - Horst und Edith - angekommen und haben uns verabredet. Die Safari Lodge liegt am Hang über einer Wasserstelle, die abends sanft beleuchtet wird; wir sitzen beim Sundowner auf der Terrasse und beobachten das Leben an der Wasserstelle: Giraffen, ein Krokodil, Warzenschweine, Vögel. Während wir beim Essen sitzen, ziehen Büffelherden vorbei; es ist wie im Dschungelbuch. Autoreise im „4x4“ Am nächsten Tag bekommen wir unser Fahrzeug. Es ist ein Toyota Allradfahrzeug mit einer überdachten Pritsche und auf dem Autodach ein "roof-top-tent", d.h. wir zwei alten Esel wollen im Zelt schlafen. Unser Gepäck und die Campingausrüstung befinden sich auf der Pritsche. Die erste Etappe führt ungefähr 90km durch Botsuana - und hier machen wir den ersten und dümmsten Fehler: wir fahren gleich durch bis Namibia und bleiben nicht, wie etliche uns geraten hatten, erstmal in Botsuana. Da wir in Zimbabwe nicht einkaufen konnten und die Versorgungslage in Botsuana nicht kannten, wollten wir uns auf nichts einlassen. So entgingen uns der Chobe-Nationalpark und das Okavango-Delta mit seiner fantastischen Tierwelt. Was einem doch so entgeht, wenn man Angst hat, zu verhungern….Im Nachhinein erfahren wir, dass die Versorgungslage in Botsuana sehr gut ist, aber alles recht teuer. Es gibt schöne Lodges in den Nationalparks und alles zu kaufen, nun gut, das müssen wir abhaken. Dafür sitzen wir an unserem ersten Abend im Restaurant einer Lodge direkt am Sambesi River und lauschen dem Brüllen der Flusspferde. Caprivi Strip Nun kommt wieder ein bisschen Landeskunde. Das heutige Namibia befand sich von 1886 bis 1915 unter deutscher Kolonialverwaltung und nannte sich Deutsch-Südwest-Afrika. Die Deutschen Kolonialherren waren lange genug im Land, um die schwarzen Ureinwohner in blutigen Kaempfen von ihren Stammesgebieten zu vertreiben, aber wahrscheinlich nicht lange genug, um sich wirklich unbeliebt zu machen. Namibia ist heute nach Suedafrika das Land mit dem zweithoechsten Pro-Kopf-Einkommen auf dem schwarzen Kontinent, 100 Euro pro Monat. Das Land hat nur 2,2 Millionen Einwohner, von denen die meisten in Windhoek leben. Auch hier gibt es ein "township", in dem die Schwarzen in ihren Blechhütten leben, und wir kamen auf unserer Reise durch Städte, die typisch "schwarz" oder typisch "weiß" sind. Rassentrennung gibt es zwar auch hier offiziell nicht mehr, aber sie ist irgendwie noch in den Köpfen spürbar. Deutschland finanziert heute zahlreiche Entwicklungsprojekte in Namibia, die - im Gegensatz zu Projekten anderer Staaten in afrikanischen Ländern - sehr eng betreut werden, sodass sicher gestellt ist, dass das Geld auch dort ankommt, wo es benötigt wird und nicht in irgendwelchen Sümpfen landet. Deutschland hatte noch eine Kolonie, nämlich Deutsch-Ostafrika. Zwischen den beiden Kolonien lag Rhodesien (heute Zimbabwe) und Betschuanaland (heute Botsuana), beides unter englischer Verwaltung. Um eine bessere Landverbindung zwischen den beiden Kolonien zu schaffen, tauschte der deutsche Reichskanzler Leo Caprivi die Gewürzinsel Sansibar und Teile von Botsuana und erhielt von den Engländern Helgoland und einen schmalen Streifen Land von der Nord-östlichen Ecke der deutschen Süd-West Kolonie bis hinüber zur Ost-Kolonie. Dieser schmale Streifen gehört heute noch zu Namibia und wird Caprivi-Strip genannt. Die südliche Grenze von Caprivi wurde mit dem Lineal gezogen, die nördliche Grenze bildet der Okavango.Es ist ein eigenartiges Konstrukt auf der Landkarte. Diesen Caprivi-Strip fuhren wir also mit unserem Dachzelt-Auto entlang. Entlang des Okavango herrscht subtropisches Klima; wir schwitzten nachts in unserem Zelt, und tagsüber kurvten wir über die Sandpisten, um Tiere zu beobachten. Wir sahen nicht nur unendlich viele Flusspferde, sondern Giraffen, Büffel, Warzenschweine, Zebras, Springböcke und zahlreiche Antilopen. Leider keine Elefanten, obwohl wir die grauen Rüsseltiere zu gerne gesehen hätten. Etosha hatten wir noch vor uns, dort hofften wir auf Elefanten. Zurzeit ist hier Winter, für Namibia bedeutet dies Regenzeit. Hier herrscht aber nicht die klebrige Schwüle wie in Süd-Ost-Asien, sondern die Luft ist trocken und frisch, erst am späten Nachmittag oder Abend gibt es ein kurzes Gewitter oder einen Regenguss, der die Luft reinigt. In diesem Jahr hat der Regen ungewöhnlich früh eingesetzt, normalerweise beginnt das erst gegen Mitte/Ende Dezember. Die Einheimischen bereiten uns schon darauf vor, dass es schwierig werden könnte, viele Tiere an den Wasserlöchern zu sehen, da sie jetzt im Busch genügend Wasser finden. Nun, wir uns überraschen lassen. Autofahren auf Sandpisten Autofahren in Namibia ist unproblematisch. Alles ist gut beschildert, es gibt genügend Tankstellen - es sei denn, man fährt in die Wüsten - und die Qualität der Strassen ist auch gut. Hauptstrassen sind geteert, die anderen Strassen - und das ist bei weitem die Mehrzahl - sind Schotterstrassen, auf denen man normalerweise auch flott unterwegs ist; sie sind allerdings mitunter etwas tückisch: es gibt kaum Brücken, aber zahllose Trockenflussbetten und Absenkungen, d.h. die Strasse taucht in jedes Trockenflussbett ab und auf der anderen Seite gleich wieder nach oben. Der Fahrer muss also höllisch aufpassen, damit nicht der Inhalt des Autos in einer solchen Senke durcheinander purzelt. Wenn es regnet, kommt es häufig vor, dass die Straßenränder weggespült werden, oder es kommt eine unvorhergesehene Kurve, da muss der Chauffeur schon auf der Höhe sein, damit die Reifen nicht die Bodenhaftung verlieren. Die Strasseninstandhaltung erfolgt mit Caterpillarn, die mit einer breiten Schneeschaufel den Schotterbelag glätten. Natürlich ist das eine ganz staubige Angelegenheit. In der Fahrerkabine ist es OK, aber unsere Sachen auf der Pritsche waren abends voll Staub, obwohl die Pritsche eine feste und angeblich staubdichte Abdeckung besitzt. Immer zogen wir eine mächtige Staubwolke hinter uns her, und die selten entgegen kommenden Fahrzeuge waren schon Kilometer weit vorher auszumachen.Am 3. Abend hatte ich eine leichte "Staubkrise", weil wirklich alles dreckig war, aber wir entwickelten mit der Zeit unsere Methoden, alles zu verstauen und den Staub so gut es ging auszusperren. Campingleben im Busch Staub und Dreck - daran gewöhnten wir uns mit der Zeit. Wir hatten nur wenige Sachen dabei, am besten bewährten sich sandfarbene Popeline-Sachen, wir nannten sie "selbstreinigend" und irgendwie waren sie das auch. Eklig wurde es erst, als wir versehentlich in der Nacht ein Insekt oder eine Raupe zwischen der Bettwäsche zerdrückten. Mühsam versuchte ich am nächsten Morgen, die matschigen Überreste herauszuwaschen, aber na ja … forget it. Wir suchten nach Möglichkeit immer Campingplätze bei einer Lodge aus. Dort waren die Duschen und Toiletten sauberer und schöner - oft gehörte zu einem Stellplatz ein eigenes Häuschen mit Dusche und Toilette, manchmal nur durch Äste und Blätter geschützt und mit atemberaubenden Blick über das Land. In den Lodges konnten wir abends auch zum Essen gehen, so blieb uns die mühselige Prozedur des Grillens erspart, obwohl in Namibia zu jedem Camping-Stellplatz immer ein Grillherd gehört, aber weder Manfred noch ich sind begeisterte "Griller". Etosha Nationalpark Hauptziel und von uns sehnlichst erwartet: der Etosha Nationalpark, über 22000 km² groß, in seinem Zentrum die Etosha Pfanne mit über 6000 km², eine flirrend heiße staubige Ebene, über der sich gegen Mittag Luftspiegelungen bilden. Es gibt zwei Eingänge in den Park und drei große Camps mit Lodges, Restaurants, Pools und allen Informationsmöglichkeiten für geführte Safaris und Pirschfahrten. Man fährt entweder selbst im eigenen Auto oder - wer kein Auto hat - fährt mit den Tour-Veranstaltern. So verbrachten wir die Abende an den Wasserlöchern und warteten geduldig auf die abendlichen Besucher. Die meisten Tiere kommen früh am Morgen oder am Abend zu den Wasserlöchern, abgesehen von den unvermeidlichen Warzenschweinchen, die bei jedem Wetter irgendwo auftauchen und blitzschnell wieder abhauen. Leider, leider sahen wir auch während der Tage in Etosha keinen einzigen Elefanten. Auch andere Besucher, mit denen wir sprachen, sahen keine. Die Tour-Veranstalter bestätigten uns, dass die Elefanten wegen des früh einsetzenden Regens nach Norden gezogen waren und dass viele Tiere gar nicht mehr aus dem Bush kommen, weil sie dort jetzt genügend Wasser finden. Ein Nashorn! Wir saßen abends um 21 Uhr auf einer Bank am Wasserloch und harrten aus. Einige Giraffen kamen und gingen, Zebras, ein paar Antilopen … angestrengt schauen wir ins Dunkel. Plötzlich nähert sich etwas, erst hören wir nur schwere Schritte auf den Steinen, dann schält sich aus dem Dunkel ein Nashorn mit seinem Kind. Wie aufregend! Ich habe noch nie ein Nashorn in freier Wildbahn gesehen! Die beiden gehen zum Wasserloch, trinken und tauchen dann ins Wasser, baden gemächlich. Nach 15 Minuten ist das Schauspiel vorbei: Mutter und Kind sind sauber und nicht mehr durstig, und wandern mit ihren schweren Schritten wieder zurück in den Busch. Farmland Vom Etosha Park führt uns unsere Reise durch Farmland. Trockenes Gras, hügelige Landschaft, eine Staubpiste und zwischen den einzelnen Farmen immer wieder große Gatter, die wir öffnen und wieder schließen müssen, damit die Rinder, die zu einer Farm gehören, nicht ausbüxen. Die Farmhäuser – sofern sie von der Strasse aus sichtbar sind – sind schlicht, Farmgerätschaften stehen davor, kleine Gärten, ab und zu winkt uns jemand zu. Einsam ist das hier! Die Nachbarn wohnen kilometerweit weg, wenn jemand zu Besuch kommt, ist das schon 20 Minuten vorher an der Staubwolke zu erkennen. Hier kommt niemand vergebens, jeder braucht jeden. Wir übernachten auf einer Lodge, die heute eine reine Gäste-Farm ist. Der Bruder der deutschstämmigen Besitzerin betreibt nebenan eine Rinderfarm mit 65000 ha Fläche. Wir werden zu einer Farmrundfahrt eingeladen und lernen vieles über die Probleme und das Leben der Farmer in Namibia. Heute dürfen sie wieder bleiben, nachdem sie unmittelbar nach der Unabhängigkeit Namibias weggeschickt worden sind. Ova-Himba Die Himba sind ein Volksstamm, die im Norden Namibias, dicht an der Grenze zu Angola leben und heute noch ihr ursprüngliches Leben in Krals und als Hirten führen. Einige Gästefarmen haben in der Vergangenheit Tagesreisen zu den Himba organisiert und bei dieser Gelegenheit Dinge mitgenommen, die die Himba dringend benötigen, wie z.B. Maismehl. Da die Reise sehr beschwerlich und weit ist, haben die Gästebetriebe diese Fahrten mangels zahlungsbereiter Kunden eingestellt. Eines Tages standen schließlich einige Himba-Frauen mit ihren Kindern vor „ihrer“ Gästefarm und fragten, ob sie nicht auf dem Farmgelände ihren Kral aufschlagen und ein paar Felder anlegen dürfen. Die Farmer erlaubten dies, und seither leben etwa ein Dutzend Himba-Frauen mit ihren Kindern auf der Farm Gelbingen. Sie führen dort ihr traditionelles Leben im Kral, erziehen ihre Kinder, betreiben Ackerbau. Die Männer leben als Hirten im Norden und kommen nur gelegentlich zu Besuch. Wir hatten zuvor über die Himba gelesen. Mich faszinierten die Bilder, die ich von diesen Frauen gesehen hatte. Sie leben für ihre Schönheit und Körperpflege, die nichts mit unseren Begriffen zu tun hat. Die Frauen pflegen ihre Haut täglich zweimal mit einer Mixtur aus Ziegenbutter und Ocker – dadurch ist ihre gesamte Haut rötlich und leicht glänzend. Die Mischung schützt gegen Sonne und verhindert das Austrocknen der Haut. Sie waschen sich nie. Ich habe mich zwischen die Frauen und Kinder gehockt, um ihnen die Fotos aus meiner Kamera zu zeigen – sie riechen leicht nach der Ziegenmilch, aber weder nach Schweiß noch nach irgendeiner anderen Ausdünstung. Ihr Körper ist anders als unserer, sie schwitzen nicht. Die rötliche Farbe verteilt sich überall, nicht nur auf der Haut, sondern auch auf dem Schmuck, den sie üppig um Hals, Handgelenke, Taille und Knöchel tragen. Den Schmuck fertigen sie selbst an. Sogar die Mädchen basteln sich bereits ihren eigenen Schmuck aus Perlen, Lederstreifen und allem, was sie finden. Die Haartracht ist besonders kompliziert: die eigenen Haare sind etwa kinnlang, sie werden durch Zöpfe verlängert, dann wird jede einzelne Haarsträhne mit einer Mischung aus rötlichem Lehm und Asche ummantelt. Diese Prozedur wird alle drei Monate wiederholt und dauert jeweils etwa 3 Tage. Die Himba-Frauen erziehen ihre Töchter und unterweisen sie in ihren Traditionen, in der Feldarbeit und der Zubereitung von Essen. Die kleinen Jungen werden – sobald sie alt genug sind – zu ihren Vätern geschickt. Für sie ist kein Platz im Dorf, und auch die Männer werden nur gebraucht, um Nachwuchs zu zeugen. Der Kral funktioniert als kleine wirtschaftliche Einheit. Die Himba-Frauen versorgen sich und ihre Kinder selbst. Von dem Geld, das sie durch den Verkauf von Schmuck einnehmen, kaufen sie die Dinge, die sie nicht selbst herstellen können: Maismehl, Perlen und Muscheln für die Herstellung von Schmuck. Sie schicken regelmäßig Nahrungsmittel zu ihren Verwandten in den Krals im Norden, da sie ja selbst dort nicht mehr leben und so nicht direkt für die Versorgung der anderen Familienmitglieder sorgen können. Wie lange können solche Lebensformen noch existieren? Auch in Namibia gibt es die Schulpflicht; bisher wehren sich die Himba-Frauen dagegen, ihre Kinder in die Schule zu schicken. Ihre Lebensform ermöglicht ihnen das Überleben, die sozialen Strukturen in den Krals sind in Ordnung, die Kinder lernen alles von den Müttern. Die Schulpflicht reisst sie aus der Familie und hinterlässt zwar Kinder, die lesen und schreiben und rechnen können, für die es aber keine Arbeit gibt – sie werden zu Heimatlosen, die ihre traditionelle Lebensform verlieren, aber in der modernen Gesellschaft auch nicht zu Hause sind. Durch die Wüste zum Waterberg Plateau… Namibia hat viele Gesichter! Über staubige Pisten fahren wir durch Damaraland nach Twyfelfontein, wo wir bis zu 6000 Jahre alte Felsgravuren besichtigen: ein „Brehm’s Tierleben“ auf afrikanisch. Faszinierend! Dann ändert sich die Landschaft wieder: von wüstenhaften Graslandschaften fahren wir durch rote Felsen, die aussehen wie riesige Maulwurfshügel, immer wieder müssen wir durch trockene Flussbetten, vorbei an tausenden Termitenhügeln, die wie Zipfelmützen aus dem Sand ragen. Wieder ein anderes Landschaftsbild: Felsplateaus wie in der Zigarettenwerbung, flaches Land, Wüste, plötzlich ein einziger Fels, der wie ein Finger in die Luft ragt – Vingerklip Rock. Das ist kein langweiliges Vorwärtskommen durch endlose Wüsten, Namibia ist total spannend! Wir übernachten auf dem kleinen Zeltplatz einer Gästefarm, von der Dusche und der Toilette aus freier Blick über das weite Land. Sagenhaft! Lila Sonnenuntergänge! Wir essen zu Abend mit den deutschstämmigen Besitzern und staunen, wie intensiv die deutsche Sprache und Kultur gepflegt werden. Sie sprechen (in der 3. Generation!) akzentfreies, fehlerfreies Deutsch; mit ihren Angestellten Afrikaans und ein paar Brocken Damara. Unsere Reise führt uns zum Waterberg, einem 50km langen Felsplateau, auf dessen Höhe Nashörner leben. Wir steigen früh um 7 Uhr hinauf und genießen den endlosen Blick über die Kalahari. Als wir zurückkommen zu den Restaurantgebäuden, wälzt sich ein Pavian-Männchen im Todeskampf. Man hatte ihn erschossen.Die „baboons“ sind ein großes Problem: sie gewöhnen sich schnell daran, dass sie in der Nähe von Menschen Futter finden, plündern Mülltonnen und betteln, die Männchen sind dabei besonders aggressiv. Zahlreiche Touristen füttern die Tiere, ohne zu ahnen, dass sie dadurch den Tieren nur schaden. „You feed them, we shoot them“, sagen die Einheimischen. … und dann zur Atlantikküste Wieder eine lange Autoreise, diesmal erleben wir ein heftiges Gewitter in der Wüste. Die Schotterstrassen verwandeln sich in Sturzbäche, die Sicht ist gleich Null. Wir fahren im Schritttempo. Im Dämmerlicht und bei Nieselregen bauen wir schnell unser Zelt auf – inzwischen haben wir Routine. Als Manfred früh am nächsten Morgen zum Pipi-Machen die Leiter hinunter klettert, boxt ihm ein Springböckchen mit seinen spitzen Hörnern in die Pobacken. Der freche Kerl lässt sich kaum vertreiben. Als wir dann noch von einer Armee Killerameisen angegriffen werden, verlassen wir fluchtartig den ungastlichen Ort und halten zum Frühstück erst wieder an, als wir einen Picknick-Tisch neben der Wüstenstrasse finden. Allmählich verändert sich die Landschaft wieder: die Graswüste geht in Sand über und es wird kühler. Die Atlantik-Küste kündigt sich an. In Heentjes-Bay stehen wir im kalten Atlantik-Wind, das Wasser wird auch im Hochsommer nicht viel wärmer als 14/15 Grad. Der kalte Benguela-Strom bringt kühle Luft und Nebel hierher. Und Fische! Heentjes Bay ist ein Eldorado für Angler.
Reisebericht Nr. 11 Kapstadt - Brasilien
Wir haben heute den 09. Januar 2009 17.00 Uhr und ich befinde mich auf der Position 25°15 S / 8° 50 E auf dem Weg nach St. Helena. ca. 1000 sm habe ich noch vor mir bis zum Ziel. Am Samstag den 3. Januar habe ich alleine Simons Town verlassen und bin nun ca. 1 Woche unterwegs und habe schon einige Höhen und Tiefen durchgemacht. Aber eins nach dem Anderen!
Marianne und Manfred Jabbusch (ehemals White Witch und jetzt Ultima) haben mich am Samstagmorgen mit ein paar anderen Seglern verabschiedet und mir eine gute Reise gewünscht. Die ersten 10 sm bis Cap Hope musste ich motoren, hatte aber
das Glück, dass an dem Tag strahlendes Wetter war und ich aufgrund der Sichtverhältnisse, die Innenpassage wählen konnte. Bin also in ca. 200 m Entfernung um das Cap motort und konnte den Leuten auf dem Leuchtturm zuwinken. Sobald ich es umrundet hatte, hatte ich 25 kn aus Süd Ost, also ideale Segelbedingungen nach Norden.
Ziel ist es auf der 1000 bis 2000 m Tiefenlinie schnell nach Norden - Richtung/Höhe Namibia Walfis Bay - zu kommen, um dann oberhalb von 25°S den Passat Richtung Brasilien zu erwischen. Für zusätzlich Schub sorgt der bis zu 1-2 kn nach Norden fließende Benguela-Strom. Mit verschiedenen Segelmanövern habe ich so in den ersten 4 Tagen ein tägliches Etmal von ca. 160 sm geschafft und war mit der Welt in Frieden. Am Mittwoch den 7. Januar ist dann der Wind komplett eingeschlafen und ich war gezwungen, verschiedene Segelmanöver zu machen. Erster Versuch, den 160 qm Spinnaker zu setzen ging ganz gut, aber nach kurzer Zeit drehte der Wind um über 100 grad, also wieder Spinnaker runter und platt vor dem Laken mit ausgebaumter Genua und Großsegel mit langsamer Fahrt weiter.
Auf der Funke verfolgte ich die Schiffe vom Governor`s Cup 2008, die hatten die gleichen Probleme und jammerten ebenfalls. Am 29. Dez. haben in Kapstadt ca. 13 Schiffe den Hafen verlassen, mit Ziel St. Helena, einige Boote werden weiter ziehen nach Brasilien, einige wenige werden auf dem Passagierdampfer St. Helena an Bord wieder nach Kapstadt zurück gebracht. Sie hatten alle ca. 5 Tage Vorsprung, nur die SY Hoplite ist wegen Motorproblemen erst am 31. Dezember gestartet. Alle Schiffe werden von Cape Town Radio betreut und so erhalte ich auch immer den aktuellen Wetterbericht. Nach 6 Tagen ist auf der Roten nun auch Routine eingetreten und die Wetterberichte geben für die nächsten Tage 5 - 10 kn aus SW, dann Süd und später oberhalb von 25°S aus Südost an.
Was aber die Segelei so unangenehm macht ist der bis zu 2 m hohe Schwell aus SW., sodass das Boot bei so wenig Wind zu schaukeln anfängt und die Segel fürchterlich schlagen, was kein Segler gut findet, da die Segel darunter arg leiden.
Also dachte ich mir, bei 5-10 kn Wind aus SW (halber Wind) sind das ideale Bedingungen für den 240 qm Blister, den ich heute Morgen nach dem Frühstück dann auch gesetzt habe. Es ging mit 6-7 kn ganz flott voran und mein Seglerherz hat wieder gejubelt. Um 9.00 Uhr UTC gehe ich immer an die Funke und höre auf den Frequenzen zu, wo die anderen Segler sich befinden. Die kleine SY Hoplite ist nur noch 50 sm vor mir, obwohl sie 4 Tage vor mir gestartet ist. Blister abgerissen!
Auf einmal höre ich einen Knall und dachte, eine Schot ist abgerissen, als ich aus dem Doghouse schaue, sehe ich, dass mein Blister 5 m unterhalb des oberen Beschlages abgerissen ist und im Wasser liegt. Mein erster Gedanke war, wie bekomme ich die riesige Blase unter dem Boot hervor. Also nach vorne zum Bug und dann Meter für Meter den großen Blister an Bord gehievt. An eine Reparatur ist vor Brasilien nicht zu denken, da er komplett quer durchgerissen ist. 5000 Euro im Ar….
Später habe ich dann festgestellt, dass eine Spektra Trimmleine gerissen ist, die bei schwankendem Mast vermutlich in der Saling hängen geblieben ist. Wie dem auch sei, der Blister hat über 10 Jahre gute Dienste geleistet und hat das Recht, nach so langer Zeit auch kaputt zu gehen. Wäre mir natürlich lieber gewesen, wenn es erst kurz vor Brasilien passiert wäre.
Mir hat mal jemand gesagt, dass die Strecke von Kapstadt nach Brasilien eine der schönsten Passatrouten ist, dass kann ich nun wirklich bis jetzt nicht nachempfinden. Für die Rote habe ich am liebsten um die 25 kn, dann kommt sie mit ihren 30 Tonnen erst richtig in Fahrt. Bei den jetzigen Wind und Schwellbedingungen wie heute ist das nur eine elende Schaukelei und das Flapp-Flapp der Segel hilft auch nicht, meine Laune zu heben.
Da ich mit Groß und Genua bei 5-9 kn Wind nur 2-3 kn laufe, habe ich nun den Motor angeworfen und motore Richtung Norden. Bis morgen früh werde ich 23°S erreichen und hoffentlich auf den SE Passat treffen.
So, meinen lieben Freunde das war das Neueste aus dem Atlantik von der SY. La Rossa. Allen denen ich noch nicht ein gutes Neue Jahr gewünscht habe, wünsche ich alles Gute, vor allem Gesundheit!!
Heute schreiben wir Sonntag, den 8. Februar 2009 und seit meiner Abreise am 3. Januar 2009 in Kapstadt habe ich 3771 sm (ca. 6.900 km) bis zu meiner Ankunft in Salvador de Bahia mit Zwischenstopp auf der Insel St. Helena hinter mich gebracht.
Am Samstag, den 3. Januar 2009 um 9.00 Uhr Ortszeit wurden die Leinen vom Steg der False Bay Yacht Club Marina in Simon`s Town Marina gelöst. Im ersten Moment war es schon komisch, als mich Marianne und Manfred von der SY Ultima für die lange Reise verabschiedet haben, zumal ich nicht wusste, was mich auf der langen Reise erwartet. Nachdem Renate am 1. Januar - nach einem 6 wöchigen Aufenthalt - wieder zurück nach Deutschland geflogen ist, hielt mich nichts länger hier und die Windvorhersage war auch gut.
Die 10 sm bis Cape Hope musste ich motoren, da es bei der Abreise so gut wie windstill war. Ich nutzte die Gelegenheit und bin sehr dicht um das Cape Hope (Kap der Guten Hoffnung) herum motort und konnte sehen, wie mir die Besucher vom Leuchtturm zugewinkt haben. Die hatten gut lachen, sie wussten ja nicht, wo ich hin wollte. Im Hintergrund grüßte noch einmal der Tafelberg, er war diesmal klar und deutlich ohne Wolken zu erkennen. Sobald ich das Cap umrundet hatte, hatte ich 3-4 bf Wind aus WNW und bin am ersten Tag und in die Nacht hinein mit Großsegel und Genua gut voran gekommen. Am Sonntagmorgen hatte der Wind gedreht und kam genau von hinten. Ideal zum Spinnaker setzen und so zog ich den 160 qm Spinnaker in die Höhe und setzte den Spinnakerbaum. Leider ließ der Wind nach kurzer Zeit wieder nach und das Segel schlug hin und her, also Spi wieder runter und die Genua mit Spibaum nach Steuerbord und das Großsegel nach Backbord, das nennt man übrigens Schmetterlingssegeln.
So machte ich gute Tagesetmale von 140 bis 160 sm bis zum Donnerstag den 8. Januar, danach wurde der Wind immer weniger, sodass ich mich entschloss, den 240m² grossen Blister (Leichtwindsegel) zu setzen. Leider war auch das nur ein kurzes Vergnügen, da das Schiff aufgrund der starken Dünung so stark schwankte, dass der Blister immer hin und her geschleudert wurde und nach kurzer Zeit 5m unterhalb des Segelkopfes auf einmal abriss und im Wasser bzw. unter dem Boot verschwand. Ich brauchte fast eine Stunde, um alles zu bergen und wieder an Bord zu hieven. Dabei stellte ich später fest, dass eine der Spektra Trimmleinen gerissen war und so der Blister komplett abreißen konnte. Na gut, nach 10 Jahren in Betrieb, hatte er auch das Recht, kaputt zu gehen, aber es stellte sich im Nachhinein heraus, dass ich ihn noch dringend gebraucht hätte.
Jeden Morgen habe ich Funkkontakt zu den Regattabooten des „Governor´s Cup 2008“ die Renate und ich noch am 29. Dezember in der Bucht von Kapstadt verabschiedet haben. Mit von der Partie sind auch Freunde von uns. Der Governor´s Cup wird alle zwei Jahre ausgetragen – es ist ein Yachtrennen von Kapstadt zur Insel St. Helena. Manche Boote werden nach Ende des Rennens auf den Kreuzfahrtdampfer „St. Helena“ verladen und werden so wieder zurückgebracht.
Zirka 350 sm vor St. Helena verlor die kleinste Yacht mit 9 m Länge die „Running with Scissors“ mit dem ca. 70 jährigen Einhandsegler Lyonel Dyk den Mast und trieb nun im Atlantik. Ich habe mich bereit erklärt, das entmastete Boot in Schlepptau zu nehmen, aber ich hatte noch 350 sm bis zu dem Havaristen. Bei dem wenigen Wind bedeutete dies für den Verunglückten, 3-4 Tage in der Dünung zu schaukeln und zu warten bis Hilfe kam. Zum Glück war ein anderes Boot, die SY La Boheme wesentlich näher und hat den armen Kerl nach 24 Stunden bereits erreicht und an den Haken genommen. Dem Segler ist bis auf eine angebrochen Rippe nicht weiter passiert und er war auch sonst guter Dinge.
Weniger gut ging es mir, nachdem ich die Nachricht erhalten hatte, dass mein bester Freund Heiner plötzlich einen Tag vor seinem 64. Geburtstag verstorben ist. Eine schlimme Nachricht für mich, an der ich noch lange zu knabbern hatte und auch künftig noch haben werde.
Der Wind wurde inzwischen immer weniger und ich hatte die Nase gestrichen voll von den schlechten Windverhältnissen, dass ich am Freitag den 16. Januar für 9 Stunden den Motor startete, um irgendwie weiter zu kommen. Am Samstag den 17. Januar bin ich dann morgens um 8.00 Uhr in St. Helena in der Bucht von Jamestown angekommen. Um mich herum ca. 12 andere Yachten, die an dem Rennen teilgenommen hatten und die Wiedersehenfreude war entsprechend groß.
St. Helena ist eine kleine, nur 122 km² große Insel (etwa 10 x 17 km) mitten im Atlantik auf den Koordinaten 15°56 S und 05°45 W. Die Einreise ist völlig problemlos und alle Behörden sind außerordentlich freundlich. Auf dem Weg von Kapstadt nach Brasilien oder in die Karibik ist es für jeden Segler ein Muss, hier einen Aufenthalt einzulegen. Napoleon wurde hier nach der verlorenen Schlacht von Waterloo von 1815 bis 1821 eingesperrt und ist hier auch am 5. Mai 1821 gestorben. Böse Zungen behaupten, dass die Engländer ihn langsam vergiftet haben. Die ersten drei Monate hat er in „Briars Pavillion“ und später in Longwood in einem sehr komfortablen und großen Haus gelebt, beides kann man besichtigen. Auch Napoleon`s Grab kann man besichtigen, sein Körper wurde 1840 wieder nach Paris zurück gebracht.
St. Helena hat sehr viele Wanderwege und es ist erstaunlich, welch eine abwechslungsreiche Vegetation sich auf der Insel befindet. Zum Muss gehört natürlich auch, die 699 Stufen der Jakobs Leiter zu erklimmen, eine Treppe die 1829 gebaut wurde, um in das auf dem Berg liegende Fort zu gelangen, auch ich habe dies mit John von der SY ThiSwan“ absolviert.
Nach drei Tagen Aufenthalt, habe ich mich entschlossen weiter nach Salvador zu segeln und habe am Montag den 19. Januar 2009 den Anker gelichtet, um die restliche Strecke von ca. 2000 sm nach Salvador hinter mich zu bringen. Ziel ist, rechtzeitig am 19. Februar zum größten Straßenkarneval in Salvador de Bahia / Brasilien anzukommen.
Freunde von uns, die die Strecke bereits gesegelt sind, sagen, es sei eine der schönsten Passatrouten der Welt. Um es kurz zu machen, ich habe in den letzten 10 Jahren keine schlechteren Windverhältnisse vorgefunden wie hier. Meistens gab es nur 2-3 Windstärken aus SE bzw. ESE, manchmal nur 1-2 Windstärken. Bei so wenig Wind bedeutet dies, dass die Segel ständig in der Dünung an das Rigg schlagen, was einem Seglerherz einfach weh tut. Hinzu kommt, dass der Windpilot (ein Windpilot ist eine mechanische Selbststeueranlage die nur vom Wind gesteuert wird) bei so wenig Wind den Kurs nicht richtig halten kann und man zusätzlich den elektrischen Autopiloten zu Hilfe nehmen muss.
Am Donnerstag den 22. Januar kam mir ein Frachter entgegen, den ich angefunkt hatte, um mich nach dem Wetter zu erkundigen. Der Kapitän sagte mir, dass ich in den nächsten 5-6 Tagen weiterhin mit nur 5-8 kn Wind rechnen muss. Bei so wenig Wind liegt das Tagesetmal zwischen 80 und 110 sm. Hätte ich jetzt noch das Leichtwindsegel, den Blister, könnte ich mindestens 120 bis 140 sm schaffen. Aber was nicht ist, ist nicht!
Am Freitag, den 30. Januar ist auf einmal mein elektrischer Autopilot ausgefallen, dies bedeutet, dass ich unter Motor nur noch von Hand steuern kann und auch keine Unterstützung für den Windpilot mehr habe. Da mich nachts immer mal wieder irgendwelche Windböen mit Regen überholen, muss ich immer wieder ans Ruder, um den Kurs zu korrigieren. Trotzdem komme ich einigermaßen voran und starte am Mittwoch den, 4. Februar um 18.00 Uhr den Motor, um die letzten 27 sm bis in den Hafen von Salvador de Bahia hinter mich zu bringen. Diese 27 sm bedeuten ca. 5 Stunden motoren ohne Autopilot. Damit ich nicht die ganze Zeit am Ruder stehen muss, habe ich mir eine Konstruktion aus Gummiband und Leine gemacht, um vom Doghouse aus den Kurs zu korrigieren. (Anm. von Renate: es hätte mich doch gewundert, wenn dem Manfred nicht etwas eingefallen wäre, um das Ruder-Gehen zu vermeiden!)
Leider ist es in der Zwischenzeit dunkel geworden und so musste ich die letzten Meilen mit elektronischer Seekarte und Radarunterstützung, bis in den Hafen hinein, hinter mich bringen. Um 23.00 Uhr ließ ich müde und kaputt neben der Hafeneinfahrt von Salvador den Anker fallen und habe mir erst einmal ein Bier gegönnt. Die Stadt liegt unmittelbar vor mir, überall laute südamerikanische Musik bis spät in die Nacht und lautes Stimmengewirr.
Es gibt hier in Salvador zwei Marinas: einmal die Stadtmarina und etwa 1 km vorher die etwas teurere Marina „Marina Bahia“. Da ich näher bei der Stadt sein wollte, habe ich mich für die Stadtmarina entschieden, die kostet pro Fuß Bootslänge und Tag 1 Rial, das sind bei 50 ft Bootlänge umgerechnet 50 Rial per Tag, oder 18 Euro/Tag.
Hier liegen viele Boote, die an der ARC Rallye um die Welt teilnehmen, viele davon warten auch den Karneval ab und werden dann zur letzten Etappe in die Karibik starten.
Am ersten Tag ist erstmal Männleinlaufen angesagt, zuerst zur Polizei (Immigration) dann Zoll, danach Health (Gesundheitsbehörde) und zum Schluss Capetanerio (Hafenbehörde). Da hier so gut wie niemand Englisch spricht und ich kein Portugiesisch, ist alles umständlicher. Obwohl die mir in der Marina erklärt haben, wo ich hin muss, hat es fast zwei Tage gedauert, bis ich alle Formalitäten erledigt hatte. Manchmal saß ich 2 Stunden in irgendeinem Office, bevor sich überhaupt einer gemeldet hat, aber mir dann mitteilte, dass ich in ein anderes Büro gehen muss. Egal, der Papierkram liegt hinter mir, nun kann ich mich an die diversen Reparaturen machen.
Leider ist mein 12 Volt Ladegerät beim Einstöpseln in die 110 Volt Steckdose in der Marina kaputt gegangen. Man muss hier aufpassen, da zwei Steckdosen am Steg vorhanden sind: einmal 110 V und einmal 220 V, alles 60Hz.
Zu Salvador selbst ist zu sagen, dass es eine heruntergekommene Stadt ist, die schon mal bessere Zeiten gesehen hat. Die Kriminalität ist äußerst hoch und man kann abends nicht alleine in die Stadt. Mir wurde berichtet, dass in der vergangenen Woche hier sechs Segler überfallen wurden und ihnen alle Wertsachen abgenommen wurden.
Es gibt eine untere Stadt – dort liegt die Marina - und eine obere Stadt, in die man mit einem überdimensionalen Fahrstuhl nach oben gebracht wird. Auf dem Weg zu diesem Fahrstuhl wurden die besagten Segler überfallen und deshalb wird geraten, ein Taxi zu nehmen, wenn man in die obere Stadt oder zum Strand möchte. Viele Häuser sind leider völlig verfallen und keiner kümmert sich darum. Auch die vielen Kirchen müssten dringend renoviert werden, wofür anscheinend kein Geld vorhanden ist. Man sieht auch viele arme Menschen in der Stadt, die sich ihren Lebensunterhalt mit Müllsammeln verdienen. Persönlich wundere ich mich über die generell hohen Preise hier, ich frage mich, wie normale Bürger hier das bezahlen können. Ich gehe davon aus, dass die Schere arm/reich hier ziemlich auseinander klafft.
Da ich noch mindestens 14 Tage hier bin, hoffe ich auf mehr Hintergrundinformationen und kann später dazu mehr berichten.
Die Reise in Zahlen:
Gesamtstrecke: Simon`s Town – St. Helena 1.774 sm
St. Helena – Salvador de Bahia 1.997 sm
gesammt 3.771 sm
davon gesegelt: 32 Tage 3.608 sm
davon motort: 30 Stunden 63 sm
Durchschnittsgeschwindigkeit: 4,91 kn/Std.
Man sieht an den Zahlen, bzw. an der Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 5 kn pro Stunde, dass auf der ganzen Strecke sehr wenig Wind war und es in meinem Seglerleben die schlechteste Passatstrecke war.
Trotz allem vergnügt grüßt Euch von Herzen Manfred, der einsame Seebär
Geschrieben am Sonntag, den 08. Februar 2009
Reisebericht Nr. 12 Salvador de Bahia/Brasilien – Azoren Reisefieber Nachdem ich nun 6 Wochen in Salvador de Bahia war, ist es an der Zeit weiterzusegeln. Gestern, am Montag den 16. März bin ich mit David und Janet (ein Australisches Pärchen von einem anderen Schiff) noch einmal schön Essen bei Mama Bahia, einem Restaurant in der Altstadt und danach haben wir uns noch ein Tanzgruppe in einem Theater angesehen, die die typischen Brasilianischen Tänze vorgeführt haben. Die Gruppe war super und hat mir unheimlich gut gefallen. Es wurde spät und ich hatte noch abends die letzten Vorbereitungen für meine Abfahrt zu treffen. Die Abreise war für 13.00 Uhr geplant, und die beiden hatten mir versprochen, mich zu verabschieden. Am Dienstag den 17. März bin ich früh aufgestanden und habe noch die letzten Besorgungen gemacht, darunter auch viel frisches Obst für die lange Reise eingekauft. Insgesamt rechne ich mit 40 Tagen für die 3700 sm lange Strecke von Brasilien nach Europa. So gingen die letzten Rials für Obst, Brot, Trinkwasser und diverse andere Dinge weg. Um 13.00 Uhr wartete ich vergeblich auf meine Freunde, aber Janet hat mir schon gestanden, dass David immer zu spät ist. Eine ½ Stunde hab ich noch gewartet, dann hab ich die Leinen gelöst und mich, wieder einmal alleine, auf den Weg gemacht. Kaum war ich aus dem Hafen, da erhielt ich über Kanal 16 den Anruf "La Rossa bitte melden". David hat mich gerade aus dem Hafen motoren sehen und nun sagten die beiden mir halt ade über die Funke. War dem David dann auch ziemlich peinlich, aber ich hatte ihm schon am Vorabend gesagt, dass ich pünktlich die Leinen losmachen werde. Wie dem auch sei, beide wünschten mir eine gute Reise, in der Hoffnung, dass wir uns irgendwo mal wieder sehen. Wieder auf See! Nun war ich auf See und es gab kein zurück mehr! Aus dem Internet wusste ich, dass die erste Strecke etwas schwierig werden würde, da der der wenige Wind, den ich zu erwarten hatte, aus Osten wehte, aber genau da will ich ja hin. Zu erwähnen ist, möchte man nach Europa segeln, dann muss man auf alle Fälle erst nach Osten, um später dann nach Norden zu kommen. Dem entsprechend wenig war dann auch mein erstes Tagesetmal von nur 80 sm. Aber es kam noch schlimmer, am nächsten Tag ist der Wind dann völlig eingeschlafen und so musste ich zum ersten Mal den Dieselwind für 12 Stunden zu Hilfe nehmen. Das war auch ganz gut so, da konnte ich in Ruhe nochmals am Schiff alles überprüfen und mich an die See wieder gewöhnen. Je weiter ich von der Küste wegkam, umso günstiger wurde der Wind für mich, sodass ich am Donnerstag, den 19. März schon zügig Richtung Nord-Ost segeln konnte. In Küstennähe musste ich allerdings nachts sehr aufpassen, da viele Fischerboote unterwegs sind, die hier auf Segler wenig Rücksicht nehmen, obwohl man Wegerecht hat. Am Mittwoch, den 23. März, hat Renate Geburtstag gehabt und da habe ich eine Flasche Rotwein geöffnet und aus der Ferne auf ihr Wohl angestoßen. Über E-Mail sind wir sowieso jeden Tag in Kontakt, obwohl es am Anfang sehr schwierig war, die E-Mails und Position Reports abzusetzen. Für alle unsere Freunde sei nochmals erwähnt, dass ihr im Internet unter www.larossa.de auf der ersten Seite der Homepage einen Link findet, der heißt "Position der La Rossa". oder PositionReport. Wenn ihr den anklickt, bekommt ihr immer die aktuelle Position von meinem Standort. Diese Position wird auf der Homepage von Intermar, von denen ich jeden Tag Wetter erhalte, mitgetrackt. Moderne Zeiten Über das Amateurfunknetz bekomme ich auch jeden Tag um 10.00 Uhr UTC das aktuelle Wetter mitgeteilt und so erfahre ich auch, wo sich andere Deutsche Segler gerade befinden. Insgesamt werden auf der Homepage von www.intermar-ev.de 2.500 Segelyachten betreut, die zur Zeit weltweit unterwegs sind . Christoph mit dem Rufzeichen DH2LC betreut im Moment das Intermar-Morgennetz für die Atlantiksegler und der sagte mir schon die ganzen Tage über die Funke, dass ich unheimliches Glück mit dem Wind hätte, da ich bis zum Äquator süd-östliche Winde um die 10-15 kn habe und kurz nach der Konvergenzzone (windlose Gegend um den Äquator) direkt auf nord-östliche Winde treffe. So war das dann auch, 45 sm vor dem Äquator war der Wind weg und ich musste über den Äquator motoren. Am Donnerstag, den 26. Maerz um 16.30 Uhr UTC bin ich über den Äquator gehoppelt und die Nordhalbkugel hat mich wieder. Die Strecke, die ich motoren musste, habe ich genutzt und meine 190 Liter Diesel, die ich als Reserve mitgenommen habe, in den Haupttank gefüllt. Auf Langfahrt habe ich immer 5 Kanister zusätzlich an Deck, der Haupttank fasst insgesamt 1.200 Liter. Ihr meint vielleicht, das ist viel, aber alleine für den Generator benötige ich für die vor mir liegende Strecke von ca. 40 Tagen ca. 400 Liter Diesel (10 Liter am Tag), um morgens und abends die Batterien zu laden und zum Kochen, da wir kein Gas an Bord haben. Dann bleiben noch 800 Liter übrig für die Hauptmaschine, das sind bei einem Verbrauch von 8 Liter/Stunde nur 100 Motorstunden, also 4 Tage oder 600 sm zum Motoren. Also, ihr seht, ich muss mit dem Sprit gut haushalten und möglichst wenig unter Maschine laufen. Ein Glück war der Diesel in Brasilien relativ günstig. 2,15 Rial/Liter, was ca. 0,80 Euro/Liter entspricht. Äquator übersprungen! In der Äquatorzone hatte ich dann sehr starke Regenfälle und ständig wechselnde Winde, was mir - kurz gesagt - eine unangenehme Nacht bescherte. Am Freitag, den 27. Maerz habe ich auf Anraten von Christoph/Intermar den Kurs von Nord-Ost auf Nord-West geändert. Dabei musste ich aufpassen, dass ich nachts nicht auf den kleinen Dreckhaufen im Atlantik lande. Es handelt sich um die winzig kleinen Inseln "Peter und Paul"! Die Inseln habe ich am Freitag um 16.00 Uhr ca. 1,5 sm östlich passiert. Im Fernglas habe ich mir das angesehen, es ist einfach gigantisch, wenn aus ca. 4000 m Tiefe urplötzlich auf einmal Felsspitzen aus dem Meer ragen. Die Inseln haben ein Leuchtfeuer und es ist ein vermutlich militärischer Stützpunkt der Brasilianer. Ich möchte nicht wissen, wie viele Schiffe im früheren Jahrhundert dort gestrandet sind! Leider konnte ich die Inseln nicht mit der Digi-Kamera aufnehmen, da der Bildsensor durch die hier vorherrschende extrem hohe Luftfeuchtigkeitbeschlagen war. Also leider keine Aufnahmen von den Inseln Peter und Paul. Koordinaten ca. 1°N 29°W. Am-Wind-Kurs auf Europa Heute ist Samstag, der 28. März; der Passat weht in voller Stärke mit 15-20 kn aus NO. Ich bin davon ausgegangen, dass ich Nord anlegen kann, aber das ist nun nicht mehr der Fall. Mein Ziel Gibraltar liegt genau in Richtung NO, das bedeutet nun kreuzen. Aus den 2000 sm werden so locker 3000 sm also ca. 10 Tage mehr als ich gerechnet habe. Im Moment kann ich einen Kurs von 325° anlegen und segle auf dem bb-Bug, wenn ich so weiter segeln würde, bin ich irgendwann einmal in Neufundland! Vermutlich werde ich auf diesem Kurs noch 5 Tage weiter segeln, bevor ich wende und dann auf Gegenkurs gehe. Hart am Wind segeln ist etwas unangenehm, da man ständig eine Schräglage von 15° hat und dann stampft man auch noch gegen die Wellen an. Das Vorschiff ist ständig unter Wasser und ich kann bei der Hitze und Schwüle keine Luken aufmachen. Um es kurz zu machen, es ist anstrengend und schweißtreibend. Kartoffeln über Bord Was gibt's sonst noch zu berichten? Ach ja, meine heißgeliebten Kartoffeln musste ich nach einer Woche entsorgen! Ich hatte vergessen, sie aus der Plastiktüte zu nehmen und nach einer Woche haben sie angefangen zu gären und haben fürchterlich gestunken. Nun gibt's halt nur Reis und Nudeln. Zum Frühstück gibt's wie immer jeden Tag 2 Eier, Käse und Marmelade und im Moment über den Tag verteilt noch viel Obst. Mal sehen, wie lange das Obst reicht. Orangen habe ich auch noch, das gibt jeden Tag einen frisch gepressten Orangensaft. Heute mach ich mir Spagetti mit vorgekochter Fleischsoße, also: habt keine Angst, ich werde nicht verhungern. Das war’s aus dem Atlantik, auf dem GPS sehe ich gerade, dass ich noch 820 sm auf direktem Weg zu den Kapverdischen Inseln habe, da der Wind aus NO bläst, werden daraus mindestens 1.300 sm also ca. 10 Tage. Drückt mir die Daumen, dass alles heil bleibt an Bord und ich ohne Probleme nach Europa zurückkomme. Viele liebe Grüsse aus dem Atlantik Manfred, der Schrecken aller Weltmeere Samstag der 28. Maerz 2009 18.00 Uhr
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